Stark, Johann Friedrich - Der Betrübte tröstet sich der Liebe Gottes.

Stark, Johann Friedrich - Der Betrübte tröstet sich der Liebe Gottes.

Aufmunterung.

Esaj. 54, v. 7.8

Ich habe dich ein klein Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich dein erbarmen, spricht der Herr, dein Erbarmer.

Einer betrübten Seele kann i n ihrer Traurigkeit, Kreuz und Leiden nichts Erfreulicheres vorkommen und gesagt werden, als dieses, daß sie dennoch von Gott geliebt werde. Im schweren Kreuz ist dieses der erste Gedanke, der vom Satan und Fleisch beigebracht wird: Gott ist dein Feind, er liebt dich nicht mehr; denn liebte er dich, so würde er dich nimmermehr also betrüben, und sein Gnaden-Angesicht vor dir verbergen. Allein diesem Gedanken soll ein Betrübter kein Gehör geben, sondern ihm entgegensetzen die ewige Liebe Gottes, welcher seine Kinder nicht verläßt, und sich erinnern: 1) daß in kreuz und Traurigkeit zu leben, und doch ein Kind Gottes zu seyn, wohl könne bei einander seyn, denn Christus, der geliebte Sohn Gottes hatte Trübsal genug, und blieb doch Gottes Sohn. 2) Daß solches Kreuz nicht wird der betrübten Seele zugeschikct aus Zorn zu ihrem Verderben oder Schaden, sondern, daß sie Gottes Güte, Allmacht, Treue und Weisheit desto mehr erkennen lerne. 3) Diese Liebe Gottes ist unter dem Kreuz sehr beschäftigt, sie erhält den Betrübten, bewahrt ihn, stärkt ihn, segnet ihn, er wird zuweilen wunderbar erquickt und erfreuet, die Last wird erleuchtet, welches alles Proben der Liebe sind.

Gebet.

Der Herr ist bei mir, darum fürchte ich mich nicht. Du bist mein Hort, mein Fels, meine Burg und mein Erretter. Also seufze ich, mein Gott! in meiner jetzigen Betrübniß und Angst der Seele. Ach Herr, Herr! du weißt ja wohl, wie weh mir ums Herz ist, wie voller Leiden und Schmerzen ich bin. Aber ich weiß auch, daß mich diese Noth nicht unterdrücken wird, wenn du mir beistehst. Ach! verbirg doch dein Angesicht nicht länger vor mir. Du hast mir von Jugend auf viel Liebes und Gutes erwiesen; ach! mit solcher Liebe umfasse mich auch jetzt in der Betrübniß meiner Seele. Ein Schäflein flieht, wenn es gejagt wird, zu seinem Hirten; ein Kind, wenn es geängstet wird, geht zu seinem Vater; darum komme ich auch, mein Hirte und mein Vater! zu dir. O großer Gott! du hast mir deinen Beistand versprochen, ich bin bei dir in der Noth, ich will dich herausreißen; fürchte dich nicht, ich bin bei dir, weiche nicht, ich bin dein Gott, ich stärke dich, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit; ich will dich nicht verlassen, noch versäumen. Nun, o großer Gott! jetzt habe ich Hülfe vonnöthen, jetzt stehe mir bei, jetzt weiche nicht von mir, jetzt verlaß mich nicht. Umfasse mich mit deinen Liebes-Armen, erhalte mich, daß ich nicht sinke, erquicke mich in meinem Leiden, laß mich hören Freud und Wonne, daß die Gebeine fröhlich werden, die du zerschlagen hast. Beweise auch an mir, was Andere so vielfältig von deiner Liebe und Güte rühmen, damit ich mit ihnen deinen großen Namen preisen möge. O du Gott der Liebe! versiegle den Trost in meinem Herzen, du habest mein nicht vergessen, so wenig wie ein Vater seines Kindes vergessen kann. Treuer Vater! siehe, dein Kind ist betrübt, erfreue es, es ist voller Angst, erbarme dich und hilf ihm. Ich will, dieweil ich lebe noch, das Kreuz dir fröhlich tragen nach, mein Gott, mach mich dazu bereit, es dient zum Besten allezeit, Amen.

Gesang.

Mel. Wer nur den lieben Gott läßt walten.

Mich soll kein Kreuz von Gott abtreiben, und wäre es auch noch so groß, mein Vater! du wirst bei mir bleiben, ach nimm mich auf in deinen Schoos; in Trübsal, Kreuz und aller Noth, verlaß ich mich auf meinen Gott.

2. Ich weiß, es steht in seinen Händen, was mich betrübt und heftig quält, ich weiß, er kann es leichtlich wenden, weil es ihm nicht an Mitteln fehlt; in Trübsal, Kreuz und aller Noth, verlaß ich mich auf meinen Gott.

3. Ich weiß, Gott wird von mir nicht weichen, wo Kreuz ist, da ist Gott nicht weit, er wird mir seine Hand darreichen, der Vater hilft zur rechten Zeit; in Trübsal, Kreuz und aller Noth, verlaß ich mich auf meinen Gott.

4. Ich weiß, Gott wird mich bald befreien, denn er betrübt nicht immerdar, er macht daraus oft grüne Maien, was eine scharfe Ruthe war; in Trübsal, Kreuz und aller Noth, verlaß ich mich auf meinen Gott.

5. Ja, ja, wenn Gottes Stund wird schlagen, so höret auch mein Elend auf, indessen will ich's willig tragen, Gott hemmt der wilden Wellen Lauf; in Trübsal, Kreuz und aller Noth, verlaß ich mich auf meinen Gott.

6. Der Vater wird sein Kind erhören, drum halt ich ihm im Glauben still, er wird mir meine Bitt gewähren, das ich ihm ewig danken will; in Trübsal, Kreuz und aller Noth, verlaß ich mich auf meinen Gott.

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