Johann Friedrich Stark - Der gläubige Christ bittet um ein unverletzt Gewissen.

Johann Friedrich Stark - Der gläubige Christ bittet um ein unverletzt Gewissen.

Aufmunterung.

2 Cor. 1, v.12

Unser Ruhm ist der, nämlich das Zeugniß unsers Gewissens, daß wir in Einfaltigkeit und göttlicher Lauterkeit, nicht in fleischlicher Weisheit, sondern in der Gnade Gottes auf Erden gewandelt haben, allermeist aber bei euch.

Die meisten Menschen tragen große Sorge für ihren Leib, denselben gesund zu erhalten; sie haben große Bemühungen, um Güter zu erwerben oder zu erhalten; aber ach! daß sie auch solche große Mühe anwendeten, ihr Gewissen rein und unbefleckt zu erhalten. Das Gewissen ist 1) gleich dem Auge, welches kein Stäublein leiden kann, es ist eines bösen Menschen Ankläger, Zeuge und Richter, ja das Andenken der Sünden bleibt im Gewissen, wie Schmarren im Gesicht. 2) Am jüngsten Tage werden Gott und das Gewissen Zeugen seyn, dawider man nichts wird einwenden können. Ein gläubiger Christ wird ein unverletzt Gewissen behalten, 3) wenn er fleißig Gottes Wort hört und liest, und darnach sein Leben anstellt, und in allem, was er vornimmt zu reden oder zu thun, bedenkt, ob es ihm auch Gott in seinem heiligen Worte erlaube? Wenn er ferner 4) sündliche Gesellschaften und Gelegenheiten meidet, denn wie der, welcher mit Feuer und Wasser umgehet, leicht gebrennt oder benetzt wird, also wird das Gewissen im Umgang mit gewissenlosen Leuten leicht verletzt. 5) Sonderlich wird das Gewissen bewahrt durch ein andächtiges eifriges Gebet, und durch die Vorstellung des allgegenwärtigen Gottes, vor dessen Augen wir immer wandeln.

Gebet.

Herr mein Gott! wie groß ist deine Güte und Liebe, die du an uns beweisest. Du giebst uns Leben und Gesundheit, und läsest es uns wohlergehen nach deiner Barmherzigkeit. Ach mein Gott! dieses alles sind deine Geschenke und Gaben, aber sie werden uns wie ein bitterer Wermuth werden, wenn in dem gesunden Leib, und bei allen Gaben und Gütern nicht ein rein und unverletzt Gewissen ist. Darum, o mein Gott! erbarme dich über mich und erhalte mich in deiner Furcht, daß ich mein Gewissen nicht verletze. Das Gewissen ist wie das Auge, wenn in dasselbe nur das geringste Stäublein kommt, so ist es unruhig, es thränet, es wird roth, und man kann es nicht recht aufthun; so geht’s auch mit dem Gewissen; hat man wider dasselbe etwas vollbracht, so wird es unruhig, es verklagt, verdammt, und wenn er recht aufwacht, so getrauet man sich nicht, seine Augen gen Himmel aufzuheben. Ach mein Gott! ich möchte gern eine unverletzte Seele und ein rein Gewissen vor dein heiliges Angesicht bringen, o darum regiere mich durch deinen heiligen Geist, daß ich mit meinem Gewissen wie mit meinen Augen umgehen möge. Ach! wie ist ein gut Gewissen so ein edles Kleinod und sanftes Gewissen losspricht? Denn so uns unser Herz nicht verdammt, so haben wir eine Freudigkeit zu Gott, durch unsern Herrn Jesum Christum. Wer kann mich betrüben, wenn mich mein Gewissen erfreuet, wer kann mich ängsten und kränken, wenn mich mein Gewissen tröstet und aufrichtet? O mein Gott! laß mich diesen Schatz wohl bewahren. Hilf mir, daß ich niemals etwas reden möge, welches mir eine Gewissensangst verursachen könnte; hilf mir, daß ich nie in eine Sünde einwillige, dadurch ich eine schwere Last auf meine Seele lege, die mich entweder in meinem ganzen Leben oder auf dem Todtbette drücken, oder mir deinen Zorn und Strafe erwecken könne, ach! bewahre mich vor Gewissensangst, und damit ich solche nicht empfinden müsse, so verleihe mir Gnade, daß ich mich aller Orten christlich und behutsam aufführe. Gieb, daß ich mir allezeit vorstelle deine allerheiligste Gegenwart, und vor dir Böses zu thun mich scheue, und bedenke, du seyest ein Herzenskündiger, vor welchem nichts verborgen ist. Gieb, daß ich meinem Heilande und dessen heiligen Fußstapfen folge. Gieb, daß ich durch Verläugnung meines Glaubens mein Gewissen nicht verwunde. Ach Herr Jesu! reinige mein Gewissen mit deinem heiligen Blut, verzeihe mir alle meine Sünden, und schenke die stille und wahre Herzens- und Gewissensruhe. Ach! dein heiliger Geist führe mich allezeit auf ebener Bahn, so wird mein Gewissen unverletzt, und deine Wohnung in meinem Herzen ungestört bleiben. O Gott, du frommer Gott! du Brunnquell aller Gaben, ohn den nichts ist, was ist, von dem wir alles haben, gesunden Leib gieb mir, und daß in solchem Leib, ein unverletzte Seel und rein Gewissen bleib.

Gesang.

Mel. O Gott! du frommer Gott.

Ist mein Gewissen frei, was frag ich nach den Leuten, die all mein Thun verdreußt, und alles übel deuten, was nur von mir geschicht, im Himmel ist, der zeugt, von allem meinem Thun, und der gewiß nicht leugt.

2. Ist mein Gewissen frei so laß die Leute sagen, was ihnen nur beliebt, und darf ich darnach fragen, was man mir falsch aufbürd't, und von mir übel spricht? Doch mein Gott siehet wohl, wie unrecht mir geschicht.

3. Ist mein Gewissen frei, so kann es mir nicht schaden, ob man mich schon verdammt, bin ich bei Gott in Gnaden; was frag ich nach der Welt, mein Richter ist ja Gott, drum ficht mich gar nicht an, der frechen Feind Spott.

4. Ist mein Gewissen frei, so kann ich fröhlich beten, und darf vor meinen Gott, mit Freudigkeit hintreten, Gott sieht und kennt mein Herz, dem ist es aufgedeckt, der weiß, daß ich nicht bin, mit dieser Sünd befleckt.

5. Ist mein Gewissen frei, so kann ich stille schweigen, weil meine Unschuld sich, wird mit der Zeit schon zeigen; ihr Thadeler gedenkt, Gott kennet euch und mich, drum sprecht hinfüro nicht, von mir so freventlich.

6. Mein Gott! du weißt, daß ich nicht hab die That begangen, von wegen dieser Sünd, kann meine Unschuld prangen, mein Herz ist unbefleckt, die Hände sind auch rein, und kein Gewissenswurm kann mir beschwerlich seyn.

7. Verleihe mir Geduld, daß ich es kann ausstehen, wenn man läßt über mich, ein schnödes Urtheil gehen; ach rechne keinem doch, die Missethaten zu, und gieb mir Freudigkeit, und inn're Seelenruh.

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