Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ betet, wann er sich von Haus auf die Reise begiebt.

Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ betet, wann er sich von Haus auf die Reise begiebt.

Aufmunterung.

Psalm 121, v. 5-8

Der Herr behüte dich, der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand; daß dich des Tages die Sonne nicht steche, noch der Mond des Nachts. Der Herr behüte dich vor allem Uebel, er behüte deine Seele. Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang, von nun an bis in Ewigkeit.

Von Hause zu reisen können einen gläubigen Christen vielerlei Ursachen antreiben, theils die Berufsgeschäfte, theils die Liebe des Nächsten, theils der Zustand der Gesundheit; denn Ueppigkeits- und Wollust-Reisen stehen einem wahren Kinde Gottes nicht an. Ist aber eine nothwendige Ursache vorhanden, warum ein gläubiger Christ eine Zeitlang sein Haus und das Seinige verlassen muß, so soll er solche Reise, 1) mit Gott antreten, und bedenken, daß Gott aller Orten bei ihm in fremden Landes sey, der alles sieht und hört, daher er sich auch selbst, als vor Gottes Angesicht ehrbar, züchtig, fromm und christlich aufführen soll. 2) Ein gläubiger Christ soll sich Gottes Schutz und Gnade bei dem Antritt seiner Reise empfehlen, daß er ihn in guter Gesundheit, mit gesunden und geraden Gliedern wieder nach Hause bringen wolle. 3) Er soll auch Gott seine Hinterbliebenen, wie auch Haus und Güter befehlen, daß er durch seine heiligen Engel alles in seine heilige Verwahrung nehmen, vor Feuer, Wasserfluth und Unglück indessen bewahren wolle. 4) Er soll bitten, daß Gott ihn all das Seinige und die Seinigen unverletzt und gesund wieder wolle antreffen lassen.

Gebet.

Gnädiger und barmherziger Gott! ich habe mir vorgenommen, auf eine Zeit mich von den meinigen und von meinem Hause zu entfernen; darum komme ich zu dir, und bitte dich, ach! segne meinen Ausgang und Eingang; in deinem Namen will ich diese Reise antreten, unter deinem Geleite laß mich dieselbe verrichten und unter deinem Schutz wollest du mich wieder nach Hause bringen. Laß mich der Engel Heer und Schutz umgeben, wie den Jakob, laß deinen Engel in aller Gefahr bei mir stehen, wie bei Paulo, daß deiner Engel Schaar mit mir aus- und heimreisen, wie mit Joseph und Maria, und dem Kindlein Jesu, damit ich von allem Unglück befreit bleibe. Ach du Hüter Israel! der du weder schläfst noch schlummerst, sey bei Tag und Nacht eine feurige Mauer um mich her, wie um Elisa, damit sich kein Unglück und Verderben zu mir nahe. Begleite mich früh und spät, in Wäldern und Feldern, mit deiner heiligen Engel Wacht, wie du die Kinder Israels mit einer Wolken-Säule durch die Wüste geleitet hast. Gieb, daß mir alle Tage, ja alle Stunden in meine Ohren erschallen die Worte, die du Abraham mit auf die Reise gabest, als er von Haus reisen sollte: wandle vor mir und sey fromm. Bewahre mich, daß ich in meiner Abwesenheit von Haus mich nicht lasse des Bösen gelüsten, behüte mich vor Völlerei, Ueppigkeit, Frechheit, Bosheit, Gleichstellung der Welt, ausübung der Sünden und Schanden. Hilf, daß ich mit unbeflecktem Gewissen wieder nach Hause kehren möge. Wende meine Augen ab, wenn sie etwas Böses sehen, wende mein Herz ab, wenn in demselben böse Lüste entstehen, und bewahre mich, daß ich weder meinen Leib noch meine Seele auf dieser Reise beflecken möge. Ich befehle dir all das Meine, das ich zu Hause hinterlasse, bewahre dasselbe vor Dieben, vor Feuer- und Wassersnoth, und laß mich alles unversehrt wieder antreffen. Ich befehle dir auch die Meinigen, welche ich hinterlasse; ach, mein Gott! ich gehe von ihnen weg, aber bleibe du bei ihnen, wende alle Gefahr, Schaden, Unglück und Krankheit in Gnaden von ihnen ab. Sey ihr Schutzherr, erhalte sie, begleite sie, bewahre sie, und laß vor meine Ohren nicht kommen eine traurige Botschaft. Ach Herr Jesu! der du unter der Gestalt eines Wandersmanns mit den zweien Jüngern gereist bist, sey auch bei mir auf meiner Reise, erfülle mein Herz mit guten Gedanken. Gieb mir fromme Gefährten, daß wir auf der Reise mit schandbaren Worten und sündlichen Reden uns an dir nicht versündigen, sondern an dich denken, und in deiner allerheiligsten Gegenwart unser Gespräch von deiner Güte, von deinen Wundern, von deiner Treue und Wahrheit halten mögen. Ach mein Gott! in deinem Namen habe ich diese Reise angetreten, in deinem Namen laß mich sie auch glücklich vollenden, so will ich dich mit den Meinigen dafür herzlich loben und preisen unser Lebenlang. Sende deinen Engel vor mir her, den Weg für mich zu bereiten, befiehl, daß er dem Satan wehr und allen bösen Leuten. Nimm mich, o Herr! in deinen Schutz, daß ihre List, Gewalt und Trutz, mir nimmer könne schaden. Bleibe auch stets bei den meinen, die mich wünschen bald zu sehen, laß auf sie als auf die Deinen, deine Gnadenaugen sehen; führe sie doch allermeist, großer Gott! durch deinen Geist, daß sie nimmermehr gerathen in Gefahr und Missethaten, Amen.

Gesang.

Mel. Wer nur den lieben Gott läßt walten.

Mein Gott! ich bin von Haus gegangen, durch deinen Beistand bin ich hier, mit dir hab ich es angefangen, ach! weiche auch hie nicht von mir; o treuer Wächter Israel, dir, dir empfehl ich meine Seel.

2. Ich will hie meine Zeit zubringen, zu deiner Ehr und deinem Ruhm, mit Bitten, Flehen, Danken, Singen, als dein geliebtes Eigenthum; begleite mich, wenn ich ausgeh, bewahr mich, wo ich bin und steh.

3. Laß mich allhie behutsam wandeln, in Gottesfurcht und Frömmigkeit, nicht wider mein Gewissen handeln, und hilf mir, daß ich allezeit, dich gegenwärtig vor mir seh, und nicht auf bösen Wegen geh.

4. Laß in den Reden mich erwägen, du lieber Vater! hörest zu, und daß auf allen meinen Stegen, du alles siehest, was ich thu, ach! bring mir nicht aus meinem Sinn, daß du auch seyest, wo ich bin.

5. Ach lasse, großer Gott! den Meinen, du kennest sie, sie sind zu Haus, auch deine Gnadensonne scheinen, theil' ihnen deinen Segen aus; ach! laß es ihnen wohl ergehn, laß mich sie wieder fröhlich sehn.

6. Bewahre sie vor Angst und Schrecken, und wende alles Unglück ab, dein Gnadenflügel wohl bedecken, die ich zurückgelassen hab', ach treuer Vater! sie sind dein, ach laß sie dir befohlen seyn.

7. Ach, wache treuer Menschenhüter! durch deiner guten Engel Wacht, auch über meine Haab und Güter, und habe fleißig darauf Acht, wend Unglück, Wasser, Fluth und Brand, in Gnaden ab durch deine Hand.

8. Laß mich von keinem Unglück hören, o Vater der Barmherzigkeit! laß mich gesund nach Hause kehren, durch deine Gnad zu seiner Zeit, indessen Herr! beschütze mich, vor allem Unglück väterlich.

9. Erhöre mein Gebet und Flehen, ach theil mir deinen Segen mit, ach laß doch meine Bitt geschehen! behüte meinen Schritt und Tritt; so will ich mit der Frommen Schaar, dich preisen jetzt und immerdar.

Gebet eines, der sich in fremden Landen aufhält.

Mel. Wer nur den lieben Gott läßt walten.

Mein Gott! ich bin in fremden landen, entfernt von meines Vaters Haus; wer gehet mir allhie zu Händen, wer hilfet mir in Nöthen aus? Mein Gott, o meine Zuversicht! verlaß mich in der Fremde nicht.

2. Mit dir bin ich von Haus gegangen, auf meiner guten Freunde Rath, mit dir hab ich es angefangen, und sprech derhalben früh und spat: bleib in der Fremde stets bei mir, ich weiche nicht, mein Gott von dir.

3. Beschere mir viel gute Freunde, an welchem Ort ich kehre ein, und lasse mir auch meine Feinde durch deine Gnad gewogen seyn; du bist mein Freund, dich halte ich, auch in der Fremde lieb ich dich.

4. Erhalte mir mein Leib und Leben, die Glieder, Kräfte und Gesicht, Gesundheit wollest u mir geben, verlaß mich auch in Krankheit nicht, gedenk, daß dieses ist dein Kind, das in der Fremd sich krank befind't.

5. Behüte mich vor Sünd und Schanden, bewahre mein Gewissen rein, und laß mir auch in fremden Landen, Herr! deine Furcht vor Augen seyn, daß ich gedenk, dein Angesicht, sieht, was in fremdem Land geschicht.

6. Gieb, daß ich freche Sünder hasse, und flieh' die Häuser, wo sie sind, und mich da niemals finden lasse, wo man verübet Schand und Sünd; gieb, daß ich denke für und für, und wandle in der Fremd vor dir.

7. Hilf, daß ich dir getreu verbleibe, in der erkannten Glaubenslehr, daß mich nichts von der Wahrheit treibe, nicht Reichthum, Wollust, Glück und Ehr; wer dich verläugnet in der Zeit, der bringt sich um die Seligkeit.

8. Gieb mir, mein Gott! auch deinen Segen, beschere mir mein täglich Brod, sey stets bei mir auf meinen Wegen, und sey mein Beistand in der Noth; laß mich in deinem Segen stehn, ach Vater! laß mirs wohlergehn.

9. Ach! segne mich im Schlaf und Wachen, ach! segne meinen Schritt und Tritt, ach! segne mich in allen Sachen, ach! theil mir deinen Segen mit, gieb mir ein frommes Herz dabei, damit ich recht gesegnet sey.

10. Du wollest dieß Gebet erhören, nach deiner großen Gütigkeit, und diese Bitte mir gewähren, so will ich nun und allezeit, mit Freuden sagen jedermann, was du mir Gutes hast gethan.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/s/stark/43_der_glaeubige_christ_betet..._...reise.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain