Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ betet bei entstandenem Ungewitter.

Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ betet bei entstandenem Ungewitter.

Aufmunterung.

Psalm 18, v. 12.13.14

Sein Gezelt um ihn her war finster, und schwarze dicke Wolken, darinnen er verborgen war. Vom Glanz vor ihm trennten sich die Wolken mit Hagel und Blitzen. Und der Herr donnerte im Himmel, und der Höchste ließ seinen Donner aus mit Hagel und Blitzen.

Zu den äußerlichen Dingen, wodurch gottlose Weltkinder pflegen geschreckt und zum Gebet erweckt zu werden, gehören auch die Gewitter; denn da will der sonst freche Mund so bald beten, nicht aus Liebe zu Gott, sondern aus Furcht der Strafe. Gläubige Christen erkennen zwar: 1) daß Donner und Blitz von natürlichen Ursachen entstehen, aber auch 2) daß dieselben Gottes Befehl ausrichten. Gleichwie Gott alle Kreaturen wider die bösen Menschen waffnen kann, als ists ihm auch leicht, Menschen und Vieh zu erschlagen, und durch seine Blitze Häuser, Flecken und Städte anzuzünden, daher sollen 3) fromme Christen von dem greulichen Fluch, da man mit Wetter und Donner flucht, sich enthalten, hingegen 4) bei entstandenem Ungewitter nicht kleinmüthig werden und aus Angst verzagen wollen, welches ein Zeichen eines schlechten Vertrauens zu Gott ist, sondern 5) sich erinnern, daß Gott Blitz und Donner in seinen Händen hat, und daß er sie wohl werde schützen können, wenn sie auch mitten im Felde und unter freiem Himmel wären. 6) Sie sollen sich aber alsdann desto mehr mit Gebet zu Gott wenden, und daraus ihr Nichts und Gottes Alles erkennen, wie Gott ein mächtiger Gott sey, wir Menschen aber nur arme Würmer, Staub und Asche sind, welche Gott mit einem Wink und Strahl verbrennen könnte, und demnach 7) sich vor diesem majestätischen Gott fürchten und scheuen, nicht allein wenn es donnert, sondern auch wenn die Sonne scheint, und sich hüten, ihn mit Worten und Werken zu beleidigen, sonderlich aber also leben, daß man eines gnädigen Gottes sich versichern könne zu allen Zeiten, auch wenn er uns wollte in einem Wetter von der Welt absondern.

Gebet.

O du starker und allmächtiger Gott! ich höre deine Stimme in den Wolken; wie deine Blitze leuchten, und wie dein Donner brüllt. Stark ist dein Arm und groß deine Gewalt, und wann du wolltest, so könntest du mich alle Menschen in einem Augenblick sammt allen Kreaturen zu Boden schlagen. Aber ach Herr, Herr! gedenke nicht der Sünden meiner Jugend, noch meiner Übertretung, gedenke aber mein nach deiner Barmherzigkeit um deiner Güte willen. Ach! strafe mich nicht in deinem Zorn, und züchtige mich nicht in deinem Grimm. Ich erkenne mit wahrer Demuth meines Herzens, daß ich wohl verdienet hätte, daß du mich in deinem gerechten Zorn verdürbest und zerschmettertest. Aber ach, du langmüthiger Gott! verschone meiner bei diesem Ungewitter. Gott! sey mir gnädig nach deiner Güte, und tilge alle meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit; ach! es ist mir herzlich leid, daß ich dich bisher so oft beleidigt, und mit Gedanken, Worten und Werken erzürnt habe; ach! ich bitte um Gnade und Vergebung aller meiner Sünden und Übertretungen. Siehe doch an, o himmlischer Vater! daß ich dein Geschöpf und auch dein Kind bin; wo sollen aber Kinder in ihren Nöthen und Ängsten hin, als zu ihrem Vater? Darum komme ich zu dir, o mein Vater! und bitte dich, sey deinem Kinde gnädig, schütze mich, bewahre mich, stelle deiner Engel Wacht um mich her, daß mich kein Unglück rühre, und kein Strahl verletze. Ach, Herr Jesu, du Sohn Gottes, mein einziger Mittler, Fürbitter und Heiland! sey nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe; ach! eile zu mir, sey mir ein starker Schutz, verlaß mich nicht, und thue nicht von mir die Hand ab. Gott, mein Heil! siehe, ich stehe von allen Kreaturen und Menschen verlassen, aber ach! verlaß du mich nicht, erbarme dich mein, und errette mich. Ich halte mich an dich, o Jesu! ich schreie mit den Jüngern: Herr! hilf uns, wir verderben. O du werther heiliger Geist! erwecke mein Herz zum Gebet und Andacht, damit ich durch dieses Ungewitter möge erweckt und fromm gemacht werden. Hilf, daß ich acht gebe, wenn du durch dein heiliges Wort an mein Herz schlägst, daß ich Buße thun, mich bekehren, und von Sünden ablassen soll, damit ich alsdann willig höre, der Welt mich nicht in ihren sündlichen Reden, Sitten und Gewohnheiten gleich stelle. O du heilige Dreieinigkeit! erbarme dich über mich und über alle fromme Christen, bedecke mit deiner allmächtigen Hand mein Leib und Leben, Haus und Hof, bewahre die Früchte auf dem Felde, laß den Blitz nicht mein Haus anzünden, oder mich verletzen, sey du mein Beistand in der Noth, denn Menschen-Hülfe ist kein Nütze. Ach du mächtiger Schutz-Herr deiner Kinder! schaue auf mich, und laß mich unter deinem Schutz und Schirm sicher wohnen. Ach Herr! wer ist dir gleich? der du so majestätisch, allmächtig und erschrecklich, aber auch so barmherzig und gnädig bist, der du uns weckest und deckest, ach! verschone meiner, und laß mich auch diesesmal Gnade und Errettung finden. Herr Gott Vater im Himmel, erbarme dich über uns! Herr Gott Sohn, der Welt Heiland, erbarme dich über uns! Herr Gott heiliger Geist, erbarme dich über uns! sey uns gnädig, verschone uns, lieber Herre Gott! sey uns gnädig, hilf uns, lieber Herre Gott! vor Feuer- und Wassernoth, behüt uns, lieber Herre Gott! vor einem bösen schnellen Tod, behüt uns, lieber Herre Gott! schlag nicht bei uns ein, frommer Gott, sieh an des Herren Jesu Tod. Du heilige Dreieinigkeit! nimm Leib und Seel in deine Hut, bewahr auch Häuser, Haab und Gut. Verschon uns, lieber Herre Gott! und wende von uns diese Noth, so wollen wir zu aller Zeit, stets rühmen deine Gütigkeit, Amen.

Gesang.

Mel. Ach! was soll ich Sünder machen.

Gott! wir hören deine Stimme, wie das Wetter tobt und brüllt, und mit Schrecken uns anfüllt, wie du in dem Zorn und Grimme, Himmel, Erd und Lust erregst, und uns zu der Buß bewegst.

2. Hören wir den Donner knallen, wie er grausamlich herfährt, und fast Stadt und Land umkehrt, wie so harte Schläge fallen, so erzittert und erbebt, alles, was auf Erden lebt.

3. Ja, wir sehen deine Blitzen, wie das Feuer auf uns schießt, und wie Ströme auf uns fließt; so, daß wir erschrocken sitzen, und uns fürchten, ob du nicht, uns willst fordern vor Gericht.

4. In dem Donner, Blitz und Wetter, kommen wir zu dir, o Gott! ach hilf uns aus dieser Noth! O du Helfer und Erretter, großer Gott! erbarme dich, sie uns doch an gnädiglich.

5. Kein Mensch kann uns jetzt beistehen, Niemand ist, der uns beschützt, da es also schrecklich blitzt, alles muß zu Grunde gehen, wenn du uns nicht selbsten deckst, und die Hülfeshand ausstreckst.

6. Gott! wie groß ist deine Stärke, o wie groß ist deine Macht, die oft wird gering geacht't! deine große Allmachts-Werke, zeigen Blitz und Donner-Strahl, großer Gott! jetzt überall.

7. Treuer Vater! schone, schone, nimm uns auf in deine Hut, schütz uns vor des Wetters Wuth, schau auf uns von deinem Throne, treuer Vater, steh uns bei, mach uns von der Strafe frei.

8. Wann wir dich nicht wollen hören, alsdann schickst du in das Land, Unglück, Wetter, Fluth und Brand, daß sie Stadt und Land zerstören, Jedermann zur Züchtigung, und zur Lebens-Besserung.

9. Und sieh nicht an unsre Sünden, die ein Jeder hat gethan, ach nimm uns in Gnaden an. Laß den blitz doch nicht anzünden, unsere Häuser, Haab und Gut, wend ab Feuer und Wasserfluth.

10. Ach wir beben und erzittern, wann uns in die Ohren schallt, wie dein Donner schrecklich knallt; ach! in solchen Ungewittern, übest du oft Straf und Recht, über einen bösen Knecht.

11. Ach! du kannst uns jetzt auch strafen, wenn dein Wetter schläget ein, wo wir jetzt versammelt seyn; ach willst du uns denn hinraffen, Vater der Barmherzigkeit! schon uns doch zu dieser Zeit.

12. Siehe nicht an unsere Sünden, siehe doch an Jesum Christ, der für uns gestorben ist; um deßwillen laß uns finden, Hülf, Errettung, Trost und Gnad, die er uns erworben hat.

13. Ach Herr! hilf uns, wir verderben, ach Herr! hilf, verlaß uns nicht, o Gott! unsre Zuversicht, laß uns nicht in Sünden sterben, linderst du nicht deinen Zorn, so sind wir gewiß verlor'n.

14. Ach du großer Gott! behüte, Menschen, Viehe, Feld und Land, vor Verwüstung, Fluth und Brand; Herr! nach deiner großen Güte, laß den Sturm vorüber gehen, und uns deine Hülfe sehn.

15. Ach! bedecke unsre Früchte, decke unsre ganze Stadt, und das, was ein jeder hat, mach es nicht im Zorn zunichte; du bist, der uns helfen kann, ach Herr! nimm dich unser an.

16. Ach Herr! höre uns in Gnaden, theil uns deinen Segen mit, ach! erhöre unsre Bitt, laß das Wetter uns nicht schaden, ach! wir fallen dir zu Fuß, sieh an unsre wahre Buß.

17. Daher wollen wir erkennen, wenn du uns anjetzt befreist, daß du unser Gott noch seyst, und dich unsern Vater nennen, welcher seine Kinder schont, und nicht nach den Werken lohnt.

18. Ja, wir wollen immer preisen, deine große Wunder-Macht, welche über uns gewacht, und dir fröhlich Dank erweisen, nicht nur hier in dieser Zeit, sondern auch in Ewigkeit.

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