Stark, Johann Friedrich - Fromme Kinder beten für ihre Eltern.

Stark, Johann Friedrich - Fromme Kinder beten für ihre Eltern.

Aufmunterung.

Esaj. 6, v. 1.2.3

Ihr Kinder, seyd gehorsam euren Eltern in dem Herrn, denn das ist billig. Ehre Vater und Mutter, das ist das erste Gebot, das Verheißung hat, auf daß dirs wohl gehe, und du lange lebest auf Erden.

Unter andere schwere Sünden, wodurch ein Mensch den Fluch kann auf sich ziehen, gehört auch die Sünde, wenn sich Kinder an ihren Eltern versündigen. Obgleich die Eltern von der ersten Stunde der Geburt mit den Kindern Mühe, Last und Verdruß haben, so ists ihnen doch am empfindlichsten, wenn die Kinder widerspenstig, herrisch, unartig und boshaftig gegen sie sind in den erwachsenen Jahren, als in welchen sie billig ihnen sollten lauter Freude und Vergnügen machen. Fromme Kinder sollen demnach 1) fleißig für ihre Eltern beten, und in solchem Gebet ihnen allen Segen, Gesundheit, Wohlergehen, langes Leben und Abwendung alles Unglücks von Gott erbitten; 2)ihre Eltern lieben, zu ihrem Dienst hurtig und willig seyn, ihrer pflegen, wenn sie krank sind; 3) ihren Eltern gehorchen, daß sie sich zu allem Guten erziehen lassen, den Eltern nicht widersprechen, wenn sie ihnen etwas heißen und befehlen; auch wenn sie sich verheurathen wollen, ohne der Eltern Wissen und Willen sich nicht heimlich vermählen, welches lauter Fluch und Unglück nach sich zieht; 4) ihre Eltern ehren im Herzen, daß sie erkennen, Gott habe die Eltern an seine Stätte gesetzt, indem Gott durch der Eltern Hand den Kindern alles giebt; 5) daß sie den Eltern nimmermehr vergelten können, was sie an ihnen gethan. 6) Undankbare und widerspenstige Kinder sind rechte lebendige Höllenbrände, denen es nimmermehr wohl gehen kann, wenn sie nicht die Sünden und Bosheiten, welche sie an ihren Eltern begangen haben, vor ihrem Tode durch eine herzliche und schwere Buße mit tausend Thränen bereuen.

Gebet.

Ach du gnädiger und barmherziger Gott! ich lobe dich von Grund meines Herzens, daß du mich von frommen und christlichen Eltern hast lassen geboren werden, das ist die erste Wohlthat, die du mir erwiesen. War meiner Eltern erste Sorge nach meiner leiblichen Geburt, daß ich, o mein himmlischer Vater! durch die heilige Taufe in deine Arme gelegt wurde, darin du mir den heiligen Geist zum Pfand meiner Kindschaft und himmlischen Erbes gegeben, so laß diesen guten Geist mich immerdar leiten und führen, daß ich meine Pflichten gegen dich und meine Eltern wohl möge in Acht nehmen. Ich liege mit meinem Gebet vor deinem allerheiligsten Angesicht, und bitte dich, ach! laß meine Eltern gesund, bewahre sie vor Unglück, segne ihre Nahrung, ihre Arbeit und Beruf, gieb ihnen langes Leben, vergilt ihnen die mir erwiesene Treue, die ich nicht erzählen und nimmermehr vergelten kann, mit geistlichen und himmlischen Gaben. Gieb mir, o himmlischer Vater! ein gehorsames Herz, daß ich meine Eltern nicht beleidige, oder mit Wissen und Willen betrübe. Gieb, daß ich mir immer vor Augen stelle das Exempel meines Jesu, der dir, seinem himmlischen Vater, nicht allein gehorsam war, sondern auch seinem Pfleg-Vater Joseph und seiner Mutter Maria, damit ich mit einem kindlichen Gehorsam meinen Eltern zu aller Zeit und auch in ihrem Alter lauter Freude und Vergnügen mache. Bewahre mich, daß ich nicht durch meinen Ungehorsam und Widerspenstigkeit den Fluch und Unsegen auch mich bringe, der den bösen Kindern gedroht ist, sondern daß es mir möge hie zeitlich und dort ewig wohl gehen. Gieb mir ein ehrerbietig Herz gegen sie, daß ich in Demuth ihnen begegne, mit Freundlichkeit ihren Befehl anhöre, und auch ohne Widerspruch ihre Züchtigung ertrage. Behüte mich, daß ich nicht den unartigen bösen Kindern gleich werde, welche ihre Eltern verhöhnen, verachten, und ihnen lauter Herzeleid und Verdruß machen, welche aber auch den Fluch anziehen werden, wie ihr Hemd, und alles Segens, den du frommen Kindern verheißen hast, werden beraubt bleiben. Gieb mir deine Gnade, daß ich mich an meinen Eltern nicht versündige, sondern fleißig erwäge, wie sauer ich meiner Mutter geworden, und mit was für Mühe ich erzogen bin, damit ich mit dankbarem Herzen und Gemüth solches Zeit meines Lebens erkennen, und meine Eltern an mir keine Schande, sondern lauter Freude erleben mögen. Habe ich in meinen Unverstands-Jahren meinen Eltern etwas zuwider gethan, das bitte ich dir, o Gott! und meinen Eltern in Demuth ab, und verspreche, daß ich durch deine Gnade trachten will, sie mit meinem Gehorsam und christlicher Aufführung zu erfreuen. Verleihe mir deinen heiligen Geist, daß ich im Glauben und Frömmigkeit, in Keuschheit und Gottesfurcht, wie es einem Kinde Gottes gebührt, möge wandeln, damit ich mit meinen Eltern am jüngsten Tage zu deiner Rechten stehen und mit ihnen zu deiner Herrlichkeit eingehen möge. Du sollst ehren und gehorsam seyn dem Vater und der Mutter dein, und wo dein' Hand ihnen dienen kann, so wirst du langes Leben hann, Amen.

Gesang.

Mel. O Gott! du frommer Gott.

Ich will, o großer Gott! vor deinen Thron jetzt treten, und als ein frommes Kind für meine Eltern beten; der du die Kinder pflegst in Gnaden anzusehn, ach! laß auch meine bitt und Herzenswunsch geschehn.

2. Die Eltern haben mich in ihr Gebet geschlossen, eh ich geboren war, und weil ich bin entsprossen von Christen, so bin ich durch sie zur Tauf gebracht, darin ich einen Bund, mit dir, o Gott gemacht.

3. Es hat mich ihre Lieb zur Schule lassen gehen, und mich in meinem Thun auf Jesum heißen sehen, ihr Herz war immerdar, bei Tage und bei Nacht, mit unermüd'tem Fleiß, nur auf mein Wohl bedacht.

4. Laß mich für diese Lieb sie wieder herzlich lieben, laß ihre Liebe mir ins Herze sehn geschrieben, damit ich dankbar sey, so viel ich immer kann, und bleibe eingedenk, was sie an mir gethan.

5. Ach! laß sie viele Jahr zu meinem Trost erleben, und wollest auch dabei, Gesundheit ihnen geben, erhalte sie, o Gott, auf lange späte Jahr, damit ich sie noch seh in ihrem grauen Haar.

6. Ach schenke ihnen doch, o Vater! deinen Segen, laß deinen Segen seyn auf allen ihren Wegen; erhalte, was du giebst, und was du hast beschert, das segne, daß es wird durch deine Gnad vermehrt.

7. Gieb mir ein willig Herz, daß ich mich lasse ziehen, daß ich nach ihrem Rath, die Sünde möge fliehen, daß ich gehorsam sey, ohne allen Widerspruch, und ferne von mir bleib der sonst gedrohte Fluch.

8. Laß sie an mir viel Freud, und keine Schand erleben. Ach! laß mir deine Furcht, mein Gott! vor Augen schweben; schenk mir ein frommes Herz, daß ich die Sünde scheu, und bleibe dir, o Gott! in Glaub und Liebe treu.

9. Laß mich an jenem Tag auch meine Eltern sehen, in großer Herrlichkeit, zu deiner Rechten stehen, und laß mich auch daselbst, durch Jesu Blute rein, mit Himmelsglanz geschmückt, bei meinen Eltern seyn.

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