Stark, Johann Friedrich - Der Gläubige Christ bringt den Sonntag andächtig hin

Stark, Johann Friedrich - Der Gläubige Christ bringt den Sonntag andächtig hin

Aufmunterung

Ps. 84, v. 1.2.3.

Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth! Meine Seele verlanget und sehnet sich nach den Vorhöfen des Herrn, mein Leib und Seele freuet sich in dem lebendigen Gott.

Unter andern herrlichen Wohlthaten, welche Gott dem Menschen erwiesen, ist auch diese, daß er ihm einen Ruhetag in der Woche bestimmet, daran er von aller Arbeit, Last und Bemühungen soll befreit seyn, ja er hat auf diesen Tag einen sonderbaren Segen gelegt, welches Segens die werden theilhaftig werden, die ihn andächtig hinbringen. Ist es nun eine Wohlthat, so soll ein wahrer Christ sich hüten: 1) daß er den Tag nicht mit Faulheit und Müßiggang zurücklege; denn so feiern Pferde und Ochsen und andere Lastthiere den Sonntag. 2) Daß er den Tag nicht anwende zu Fressen, Saufen, Ueppigkeit; denn was alle Tage Sünde ist, das ist des Sonntags doppelte Sünde. 3) Daß er nicht den Sonntag mit Arbeit entheilige, mit irdischen Geschäften, als Spazierenfahren, Schulden eintreiben, Rechnungen durchgehen, Arbeits-Leute bestellen, denn alle dergleichen Bemühungen zerstreuen das Gemüth. Die solches thun, sind noch keine rechten Kinder Gottes, sondern Maul-Christen, welchen, wie sie sagen, kein Tag so lang wird, als der Sonntag. Ein wahrer Christ weiß den Tag besser anzuwenden zur Ehre Gottes und zu seiner Seele Bestem. 1) Zur Ehre Gottes mit Beten, Loben, Singen, Betrachtung der Güte und Wohlthat Gottes, die er die Woche und die Zeit seines Lebens empfangen. 2) Zu seiner Seele Bestem, daß er den Tag widme zum Gehör göttlichen Worts, damit er in der Erkenntniß Gottes und seinem Christenthum zunehmen möge. 3) Dieses alles aber soll er thun, nicht etwa eine Stunde, sondern den ganzen Tag; denn das dritte Gebot redet von dem ganzen Tag. Ach gewiß, an der andächtigen Feier des Sonntags liegt viel, daran hängt ein großer Segen. Wer weiß, warum viele Menschen der Fluch und Unsegen drücket. Die Alten haben gesagt: Wie man höret Gottes Wort, so gehet auch die Nahrung fort. 4) Hat man Gottes Wort gehöret, so behalte man es in einem feinen guten Herzen, man lebe darnach und sammle sich dabei einen Vorrath an Trostlehren und Machtsprüchen, deren man sich in Noth und Tod bedienen könne.

Gebet

Dieß ist der Tag, den der Herr gemacht hat, lasset uns freuen und fröhlich darinnen seyn. Heute ist des Herrn Tag, und der mir von Gott geschenkte Ruhetag; derohalben will ich ihn zu Gottes Ehren, mit Danken und Beten hinbringen. Ich danke dir, o Gott! für deine vielfältigen Gaben, die du an diesem Tag mir ertheilet. auf einen Sonntag ist Jesus mein Heiland aus dem Grabe auferstanden, und der heilige Geist über die Apostel ausgegossen, darum erinnere ich mich an diesem Tage billig meiner Erlösung, die durch Jesum Christum geschehen ist, und der Mittheilung des heiligen Geistes, welcher in der heiligen Taufe reichlich über mich ist ausgegossen worden. Ich danke dir für dein heiliges, reines Wort, so du an diesem Tage lässest predigen zum Unterricht und Erbauung meiner Seele. Ich danke dir für alle leibliche und geistliche Wohlthaten, die ich Zeit meines Lebens von deiner Vaterhand empfangen habe, daß du mich von Jugend auf geleitet, geführt, erhalten, und sehr viel Gutes an Leib und Seele gethan hast. O wer kann doch deine Wohlthaten alle nennen, die da unzählig sind! nicht allein aber soll dieser Tag mein Danktag, sondern auch mein Bettag seyn. Ich bitte dich, mein Gott und Vater! laß mich diesen Tag in deiner Furcht hinbringen. Behüte mich vor Verführungen, eiteln Gedanken, bösen Gesellschaften. Ach, daß keine Stunde vergienge, darin ich nicht dein Lob ausbreitete! Versiegle in meinem Herzen das angehörte Wort, daß ich daran fleißig denke, darnach mein Leben und Wandel einrichte, und da ich nun eine Woche älter worden bin, so gieb, daß ich in deiner Erkenntniß, Liebe und Frömmigkeit zunehmen, und an dem inwendigen Menschen wachsen möge. Ich bitte dich, gieb mir deinen heiligen Geist, der mich die künftige Woche und die ganze Zeit meines Lebens daran erinnere, mich regiere, leite und führe. Gieb deinen Segen zu meiner Arbeit und Verrichtungen, und laß mich in deiner Gnade meine übrigen Tage ferner erleben, bis ich endlich werde dahin gelangen, daß ich mit Danken und Beten dir einen ewigen Sabbath in dem Himmel feiern werde. Heut ist des Herren Ruhetag, vergesset aller Sorg und Plag, verhindert euch mit Arbeit nicht, kommt vor des Höchsten Angesicht, Halleluja.

Sonntags-Gesang.

Mel. Allein Gott in der Höh' sey Ehr.

Der Sonntag ist des Herren Tag, den läßt uns Gott erleben, damit ein Jeder ruhen mag, dazu ist er gegeben; ach! bringet doch denselben hin, daß Seele, Herz, Gemüth und Sinn, gen Himmel sich erheben.

2. Den Tag hat Gott zur Ruh und Rast, und seinem Dienst geweihet, und ihn von aller Arbeitslast, aus großer Gnad befreiet; hie soll von allem seinem Thun, der Herr und das Gesinde ruhn, und sich in Gott erbauen.

3. Verflucht ist, der ein Werk vornimmt, das Gott nicht selbst erlaubet, und diese Zeit, die Gott bestimmt, die Arbeit ihme raubet. Wer Wohllust, Wucher, Sünden sucht, der ist und bleibt von Gott verflucht, und wird ohn Segen bleiben.

4. Dieß aber soll man eifrig thun, man soll den Tag hinbringen, weil unsre Seel in Gott soll ruhn mit Lesen, Beten, Singen; man höre fleißig Gottes Wort, an dem von ihm bestimmten Ort, und diene Gott von Herzen.

5. Am meisten denk an Gottes Macht, wenn dein Aug um dich schauet, wie er die Schöpfung hat vollbracht, da er die Welt gebauet, mit Wolken sie schön eingehüllt, mit reichen Gaben angefüllt, zum Nutz und Freud der Menschen.

6. Betrachte, wie auch Jesus Christ an diesem Tag erstanden und aus dem Grab gegangen ist, nachdem die Todesbanden darinnen waren abgelegt; wohl dem die Todesbanden darinnen waren abgelegt; wohl dem, der glaubig das erwägt, und Jesum dafür preiset.

7. Der heil'ge Geist ist sichtbarlich am Sonntag ausgegossen, o Reichthum! welcher gnädiglich auf uns auch kommt geflossen. Denn dieses Geistes Kraft und Licht, versaget uns der Höchste nicht, zum Glauben uns zu bringen.

8. An diesem Tage sollst auch du dich deiner Tauf erfreuen, und in der stillen Seelenruh den Bund mit Gott erneuen, und denk daran die ganze Woch, ja, auch so lang du lebst noch, erfreu dich deiner Taufe.

9. Hiebei erwäge allezeit, was Gott dir hat gegeben, wie er nach seiner Gütigkeit, erhält annoch dein Leben, wie er dich schützet und ernährt, wie dich sein heilig Wort noch lehrt, und zu dem Himmel führet.

10. Du sollst in deinem Christenthum an diesem Tag zunehmen, und dich zu deines Gottes Ruhm, der Frömmigkeit nicht schämen; du sollst in Gottes Tempel stehn, wenn Andere der Sünd nachgehn, und sein Wort fleißig lesen.

11. Dem Wort gieb in dem Herzen Platz, und zeig es in den Früchten, und sammle in dir einen Schatz, der dich einst kann aufrichten, in Traurigkeit, in Angst und Noth, in krankheit, Trübsal und im Tod, ja auf dem Sterbebette.

12. So wird dir Gott auch gnädig seyn, es stellet sich der Segen, ach! glaub es, bei dir reichlich ein, auf allen deinen Wegen, und so wirst du beglücket stehn, und als ein Gottes-Kind eingehn, zur wahren Sabbatsruhe.

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