Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ bittet um Frömmigkeit.

Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ bittet um Frömmigkeit.

Aufmunterung.

Psalm 37, v. 37

Bleibe fromm und halte dich recht, denn solchen wird es zuletzt wohl gehen.

Nächst dem Glauben ist die Frömmigkeit eine der allerheiligsten Tugenden, nicht allein, weil sie eine Frucht des Glaubens ist, sondern auch, weil sie des Menschen Seele, Leib und Ehre vor Sünden und Schanden bewahret. Diese Tugend ist eine Zierrath der Jugend, und steht den Alten auch wohl an. Gott selbst ermahnt den in der Fremde reisenden Abraham dazu. Wandle vor mir und sey fromm, 1 Mos. 17,1. Zur Frömmigkeit aber ist nicht genug 1) eine äußerliche Ehrbarkeit, denn die findet man auch bei den Heiden, sondern sie muß entstehen aus dem Glauben, aus der Liebe Gottes, und aus dem innern Grund der Seele. 2) Zu solcher Frömmigkeit gehört nicht allein die Aufrichtigkeit und Redlichkeit des Herzens gegen Gott und den Nächsten, sondern auch eine Unsträflichkeit im Leben, daß man sich unanständiger Reden und unchristlicher Werke enthalte. 3) Diese Frömmigkeit soll aber beständig seyn bis ans Ende. Bis daß mein Ende kommt, will ich nicht weichen von meiner Frömmigkeit, Hiob 27,5. 4) Wie nun solche Frömmigkeit von Gottes Geist in uns gewirket wird, so hat sie auch die herrlichste und schönste Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens.

Gebet.

Heiliger Gott! ach, ich weiß fast nicht, ob ich vor deinem heiligen Angesicht erscheinen darf, wenn ich meine natürliche Unheiligkeit und sündliches Wesen bedenke. Du rufst auch mir zu. wandle vor mir und sey fromm, und wenn du fromm bist, so bist du angenehm; ja bleibe fromm und halte dich recht, denn solchen wird’s zuletzt wohl gehen. Aber ach, meine Frömmigkeit ist leider noch nicht weit gekommen, ich bin leider in die Welt, in das Welt-Wesen, in die Welt-Gewohnheiten, Welt-Eitelkeiten bisher geflochten gewesen; wo aber die Welt eingeht, da geht Christus aus, und wo die Welt-Liebe sich befindet, da hört die Frömmigkeit auf. Weil ich aber in solchem verderblichen Zustande dir nicht gefallen kann, ach! so gieb mir ein frommes Herz. Verleihe mir Gnade, daß ich mich möge einer wahren Frömmigkeit befleißigen, daß ich dich über alles liebe, dir diene, und was dir gefällt, vollbringe, ja, daß ich allezeit wie ein frommes Kind, ehe es etwas vornimmt, seinen Eltern nach den Augen siehet, ob sie es auch erlauben, ich auch möge erst in dein heiliges Wort und Gebot schauen, ob solches, was ich vorhabe, mir als einem frommen Christen anstehe. Ist so mein Herz fromm, so wird auch mein Mund fromm werden, daß er nichts Unanständiges rede, ja Werke und Thaten werden dir alsdann auch gefallen. Nun, mein Gott! ich habe diesen Entschluß in deinem Namen gefaßt, gieb mir dazu Gnade, Kraft, Stärke und Barmherzigkeit. Habe ich in den verflossenen Jahren nicht nach diesem Kleinod getrachtet, so verzeihe es mir um Christi willen; was ich aus Unverstand oder Blindheit versäumt, will ich nun mit desto größerem Eifer ersetzen, und nach deinem Willen leben. So will ich, mein Gott! von Herzen fromm werden und fromm bleiben, damit ich als ein frommer Christ dereinst auch selig sterben können. Dazu gieb mir deines heiligen Geistes Kraft um Jesu Christi willen. Gieb mir ein frommes Herz, du Geber aller Gaben, das soll mein Reichthum seyn, den ich begehr zu haben, das soll seyn meine Zierd, mein Ruhm und schönste Pracht, denn fromm seyn wird bei Gott und Engeln hoch geacht, Amen.

Gesang.

Mel. Wer nur den lieben Gott läßt walten.

Mein allergrößter Fleiß auf Erden, soll künftighin darin bestehn, daß ich von Herzen fromm mög werden, und auf den Himmelswegen gehen; ist Frömmigkeit der Bösen Spott, so ist sie doch beliebt bei Gott.

2. Die Frommen haben Gott zum Freunde, ist dieses nicht ein großes Glück? Drum schaden ihnen keine Feinde mit ihrem Hasse, Neid und Tück, denn Gott weiß wohl, was sie anficht, der gute Freund verläßt sie nicht.

3. Die Frommen werden zwar gedrücket, bisweilen eine lange Zeit, doch werden sie herausgerücket, aus ihrer Angst und Traurigkeit; ihr Trauren wird in Freud verkehrt, ihr Beten wird von Gott erhört.

4. Die Frommen sind bei Gott in Gnaden, der Zutritt stehet ihnen frei, nichts kann den Kindern Gottes schaden, Gott stehet ihnen treulich bei; Gott weichet von den Frommen nicht, der Herr ist selbst ihr Heil und Licht.

5. Der Frommen Elend muß verschwinden, auf Leiden folget Trost und Freud, sie werden großen Segen finden, nach ausgestandnem Herzeleid; Gott wirft ins Feuer solche Ruth, die seinen Kindern wehe thut.

6. Die Frommen können sich getrösten, daß keine Noth sie stürzen wird, ist gleich die Noth am allergrößten, so bleibt doch Gott ihr Schutz und Hirt; o Schäflein! habe guten Muth, du bist in deines Hirten Hut.

7. Die Frommen werden nicht verlassen, Gott ists, der ihnen helfen kann, drum wissen sie sich wohl zu fassen, er nimmt sich ihrer Kinder an; spricht man: nun ist das Unglück da, so sprechen sie: und Gott ist nah.

8. Die Frommen wird Gott schon versorgen, als welcher ihrer sich annimmt, ihr Seufzen ist ihm unverborgen, drum hat er schon die Stund bestimmt, darin er ihre Sorgen stillt, und sie mit Trost und Freud erfüllt.

9. Die Frommen können selig sterben, sie sterben ja auf Jesum Christ, sie werden Kron und Himmel erben, der ihnen längst bereitet ist, sie sind schon selig in der Zeit, und kommen dort zur Herrlichkeit.

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