Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ will sich Gott zum Opfer geben.

Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ will sich Gott zum Opfer geben.

Aufmunterung.

Röm. 12, v. 1

Ich ermahne euch, lieben Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber begebet zum Opfer, das da lebendig-heilig, und Gott wohlgefällig sey, welches sey euer vernünftiger Gottesdienst.

Es muß sich jeder Christ fleißig vorstellen, daß wir nicht unser eigen, sondern Gottes sind, dieses aber soll uns aufmuntern, daß wir uns selbst und alles, was wir haben, Gott auch wiederum aufopfern. Diese Opfer des alten Testaments mußten 1) seyn freiwillige Opfer. Der Mensch muß nicht in der Welt fromm leben aus Furcht der Strafe und der Hölle, sondern aus Liebe zu Gott, denn sonst ist es ein gezwungenes Opfer. 2) Die Opfer mußten Gott ganz, und nicht halb gebracht werden; derohalben sollen unser Herz nicht halb der Welt und halb Gott geben, sondern von ganzem Herzen und von ganzer Seele, und aus allen Kräften Gott lieben, und uns ihm ergeben. 3) Die Opfer mußten unbefleckt seyn, darum man kein Lahmes oder Blindes Gott bringen durfte. Wir sollen uns hüten, das wir Seele und Leib nicht beflecken, denn eine mit Sünden verunreinigte Seele mag Gott nicht in seinem Himmel aufnehmen. 4) Gott hat sonderlich ein Belieben getragen an Opfern, welche noch jung waren, an jährigen, zweijährigen Lämmern, um uns damit zu zeigen, daß wir mit unserer Bekehrung nicht sollen warten bis ins hohe Alter, sondern uns fein in Zeiten in der blühenden Jugend Gott zu einem Opfer übergeben. 5) Was einmal Gott geopfert war, durfte man nicht wieder austauschen oder wegnehmen; so soll ein Christ in seinem guten Vorhaben beständig seyn.

Gebet.

Herr, Herr, Gott! der du deinem Volk Israels befohlen, dir täglich Opfer zu bringen, welche dir mußten ganz geheiliget und übergeben werden. Siehe, ich bringe dir mein gläubiges und bußfertiges Herz, das wirst du nicht verachten. Ich opfere dir auf meinen Willen, ich will nun nicht mehr vollbringen, was ich will, sondern was du willst. Ich opfere dir auf meinen Mund, damit will ich dich loben und preisen, und niemals mehr zu schandbaren Worten und Narrentheidungen mißbrauchen. Ich opfere dir auf mein Herz, das erfülle mit einem lebendigen Glauben, mit deiner Gnade und deiner Liebe, ja mit einer wahren Frömmigkeit. Ist es ein von Natur unreines und zum Opfer untüchtiges Herz, ach! so wasche es mit dem Blute Christi, welches ich in wahrem Glauben annehme, ach! reinige es durch deinen heiligen Geist, heilige es dir zur Wohnung, daß du darinnen regierest und herrschest. Ich opfere dir auf mein Leben, das will ich nach deinem heiligen Wort, nach dem guten Trieb des heiligen Geistes führen. Ich opfere dir auf meine Glieder, hilf, daß sie mögen werden Waffen und Werkzeuge der Gerechtigkeit, daß ich sie nicht zur Sünde und Schande mißbrauche, sondern daß sie mir mögen geheiligt bleiben. Wie das Geopferte mit Niemand durfte mehr Gemeinschaft haben, so will ich mich auch gerne von der Welt absondern. Ja ich will mich dir aufopfern, dieweil ich lebe und noch gesund bin, und nicht erst auf meinem Krankenbette, denn da möchte es zu spät seyn. Ach Herr! der du zu allen Zeiten, am Morgen, am Mittag und am Abend hast Opfer angenommen, siehe auch in Gnaden mein Opfer an. Bringe ich es dir etwa erst um den Mittag meines Lebens, oder ist der Abend desselben vielleicht nahe; habe ich die Morgen- und Jugendzeit versäumt, so wirst du doch deßwegen mein Opfer nicht verachten, ich bringe es dir im Glauben, wie Abel, ach! schaue doch darauf nach deiner Barmherzigkeit, ich will nun die übrige Zeit meines Lebens dein Eigenthum verbleiben. Herr mein Hirt, Brunn aller Freuden, du bist mein, ich bin dein, Niemand kann uns scheiden; ich bin dein, weil du dein Leben und dein Blut, mir zu gut, in den Tod gegeben. Du bist mein, weil ich dich fasse, und dich nicht, o mein Licht! aus dem Herzen lasse; laß mich, laß mich hingelangen, wo du mich und ich dich lieblich wird umfangen, Amen.

Gesang.

Mel. Wer nur den lieben Gott läßt walten.

Mein Gott! laß mich den Wunsch erreichen, darnach ich seufze für und für, daß ich nicht möge von dir weichen, und du auch nimmermehr von mir. Hilf, daß ich also leb auf Erd, daß ich hie fromm, dort selig werd.

2. Gieb, daß ich Jesu Blut und Wunden, ergreif in wahrer Zuversicht, und mit ihm bleibe fest verbunden, bis daß erlischt mein Lebens-Licht. Hilf, daß ich also leb auf Erd, daß ich hie fromm, dort selig werd.

3. Und daß ich mög die Sünde meiden, bei jeglicher Gelegenheit, und alles, was da mich kann scheiden von dir und von der Seligkeit. Hilf, daß ich also leb auf Erd, daß ich hie fromm, dort selig werd.

4. Ja, daß ich, weil ich lebe, wandle, beständig in der Frömmigkeit, nie wider mein Gewissen handle, und nicht versäum die Gnadenzeit. Hilf, daß ich also leb auf Erd, daß ich hie fromm, dort selig werd.

5. So kann ich endlich selig sterben, und fröhlich gehen in mein Grab, weil ich im Sterben werde erben, was ich hie schon im Vorschmack hab. Hilf, daß ich also leb auf Erd, daß ich hie fromm, dort selig werd.

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