Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ bittet, Gott wolle ihm Kraft geben wider die Sünde.

Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ bittet, Gott wolle ihm Kraft geben wider die Sünde.

Aufmunterung.

Röm. 6, v.12.13

Lasset die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, ihr Gehorsam zu leisten in euren Lüsten. Auch begebet nicht der Sünde eure Glieder zu Waffen der Ungerechtigkeit, sondern begebet euch selbst Gott, als die da aus den Todten lebendig sind, und eure Glieder zu Waffen der Gerechtigkeit.

Die Sünde ist ein Abweichen von Gott, eine Uebertretung des göttlichen Gesetzes, sie ist das Unrecht. Nun aber will ein gläubiger Christ nicht gerne von Gott abweichen, noch Gottes Gebot übertreten noch Unrecht thun, sondern sein Verlangen ist, daß Jesus in ihm lebe, und daß der heilige Geist ihn regiere, weil er aber dieses nicht allezeit so vollkommen ins Werk richten kann, so muß er kämpfen wider die Sünde. Dieser Kampf besteht darin: 1) der gläubige Christ weiß, daß, wer aus Gott geboren ist, der thut nicht Sünde, nämlich mit Vorsatz und willen, und darum hütet er sich, daß er seinen Gott nicht wissentlich und vorsätzlich beleidige. 2) Weil ihm aber das nicht genug ist, sondern er wollte auch gerne sein ganzes Herz, Seele, Geist und Leben seinem Gott heiligen und weihen, so bekümmert ihn oft ein einziges sündliches Wort, das er geredet, es betrübt ihn ein böser aufsteigender sündlicher Gedanke, und so er in der That Gott oder den Nächsten beleidiget, so seufzt er darüber. In diesem Kampf 3) nimmt er seine Zuflucht zu Jesu Christo, und bittet um Kraft und Stärke, er wolle ihm helfen die Sünde und Welt überwinden. 4) Soll er nicht allein desto andächtiger beten, sondern auch auf seine aufsteigende Lüste und Gedanken desto mehr Acht haben, die Orte und Personen meiden, dadurch er in Sünden kann gestürzt werden. So kann er auch 5) versichert seyn, weil er in einer heiligen Verfassung stehet, und Verlangen hat, Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele und allen Kräften zu dienen, daß, der das wollen hat gegeben, werde auch das Vollbringen dazu verleihen; Jesus werde seine Mängel und Fehler mit seinem Blute zudecken, ja der herzliche Verlangen ihm lassen wohlgefallen.

Gebet.

Starker und allmächtiger Gott! der du alles weißest, was in dem Menschen ist. Ach du siehest, was ich für einen heftigen Kampt habe wider die Sünde. Ich wollte gern von Herzen fromm seyn und bleiben, nach deinem heiligen Wort mein Leben anstellen, und deinen heiligen Willen vollbringen; aber ich fühle ein ander Gesetz in meinen Gliedern, das da widerstrebet dem Gesetz in meinem Gemüthe. Wenn ich meine, ich stünde nun ganz fest auf dem guten Vorhaben, so muß ich oft erfahren, daß auf einmal sich in mir Stolz, eigener Wille, eigene Ehre, Neid, Widerwillen gegen den Nächsten zeigt, daß sündliche Gedanken sich in meinem Herzen einfinden, ja daß ich sündige mit unbedächtlichen Worten, unanständigen Werken. Ach! ich betrübe mich, daß ich so voll Unreinigkeit bin, reinige du mich, Herr! so werde ich rein. Ich erkenne durch deine Gnade, daß Sünde thun ein großes Uebel sey, davon ich gerne frei werden wollte, daher ich dawider in deiner Kraft kämpfe, und doch zuweilen überwunden werde. Allein eben dieser elende Zustand betrübt mich; was will doch endlich aus mir werden, wenn ich bald fromm, bald böse bin, und wenn meine Frömmigkeit keinen Bestand hat? Du siehest ja, mein Gott! wie ich über mich selbst erschrecke, wie ich aber mir nicht helfen kann aus eigenen Kräften, darum komme ich zu dir, und bitte dich, gieb mir Kraft, der Sünde zu widerstreben, laß deinen heiligen Geist in mir wohnen, und mein Herz reinigen. Gieb mir auch das Vollbringen, stärke mich an dem inwendigen Menschen, daß ich durch deine Kraft eine Sünde nach der andern möge ablegen. Mache mich immer stärker, die Welt in mir und außer mir zu überwinden. Nun, ich vermag alles durch den, der mich mächtig machet: Christus; ach hilf mir, mein Gott! und gieb, daß ich sey von Herzen fromm, damit mein ganzes Christenthum aufrichtig und rechtschaffen seyn, nicht Augenschein und Heuchelei, Amen.

Gesang.

Mel. Alle Menschen müssen sterben.

Ich will von der Welt ausgehen, weil ich lebe in der Welt, weil ich an ihr das muß sehen, was aufs Höchste mir mißfällt, nämlich Frechheit, Hoffart, Lügen, Falschheit, Eitelkeit, Betrügen, Feindschaft, Untreu, Zank und Streit, Neid und Ungerechtigkeit.

2. Solche Sünden will ich hassen, durch des heiligen Geistes Kraft, und die böse Welt verlassen, die nur an der Sünde haft, Gott will ich mein Herz ergeben, und in ihm beständig leben, mein Herz soll sein eigen seyn, ihm gehört es auch allein.

3. Wird ich zwar wohl müssen bleiben, in der Welt noch eine Zeit, so will ich doch nicht mittreiben, ihre Weis' und Sündenfreud, ich will immer seyn beflissen, daß ich hab ein gut Gewissen, daß es bleibe unbefleckt, von der Welt unangesteckt.

4. Wer so von der Welt ausgehet, bei dem gehet Jesus ein, was von der Welt geleeret stehet, wird mit Gott erfüllet seyn; bleibet gleich der Leib auf Erden, wird die Seel doch himmlisch werde, so ist meinem Leibe wohl, und die Seel ist freudenvoll.

5. Ach mein Gott! verleih aus Gnaden, daß ich gehe aus der Zeit, damit ich nicht leide Schaden, an der Seelen Seligkeit; wer der Welt Gewohnheit liebet, und den Ausgang stets aufschiebet, den erhascht zuletzt der Tod, und stirbt also ohne Gott.

6. Drum will ich aus Babel fliehen, sondre Du mich selbsten ab, eh der Tod mich heißet ziehen, aus dem Leben in das Grab, ja ich will der Welt absterben, und entgehen dem Verderben, so komm ich ins Himmels-Zelt, wann ich gehe aus der Welt.

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