Stark, Johann Friedrich - Abend-Gebet am Sonnabend.

Stark, Johann Friedrich - Abend-Gebet am Sonnabend.

Wenn ich im Finstern wandle, so ist der Herr mein Licht. O du liebreicher und gnädiger Gott! jetzt endigt sich der Tag und zugleich auch die Woche, aber deine Gnade währet für und für. Es können wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber deine Gnade weichet nicht von deinen Kindern. Nun diese ewige Gnade hat mich auch diese Woche erleben lassen; was ich im Anfang der Woche nicht wußte, das weiß ich nun, nämlich, daß ich gesund derselben Ende erreichen sollte. Deiner Wohlthaten sind diese Woche viel gewesen, du hast mein Gebet erhört, mich behütet, mir guten Rath mitgetheilt, mich begleitet; kein Tag ist vergangen, da ich nicht Gnaden-, Liebs- und Segens-Gaben von dir empfangen habe, ja keine Stunde ist vergangen, darin nicht reiche Ströme deiner Wohlthaten auf mich geflossen sind. Jetzt habe ich, was ich im Anfang gewünschet. O der großen Gnade, Liebe und Barmherzigkeit! Ich gedenke aber heute am Schluß der Woche auch an meine Sünden; sind viel meiner Uebertretungen gewesen, die ich mit Denken, Wollen, Verlangen, Thun und Lassen vollbracht, daß ich nicht so treulich für meine Seele gesorgt, nicht so viele Stunden dir gewidmet, als ich billig hätte sollen. Ach Herr, Herr! vergieb mir diese Sünden; straf mich nicht in deinem Grimm. Sey auch in dieser Nacht eine feurige Mauer um mich her, laß kein Unglück, Schaden und Gefahr mich und die Meinigen rühren. Ich bin nun eine Woche älter, und auch einen Schritt näher zur Ewigkeit. Das Ende dieser Woche erinnert mich an das Ende meiner Tage, daß auch diese letzte Woche, der letzte Tag und die letzte Stunde meines Lebens einbrechen werde, auf welche hernach die lange Ewigkeit folgen soll, darum hilf, daß ich alle Wochen, Tage und Stunden also anwende, daß ich vor deinem Anblick nicht erschrecken dürfe. Hie bin ich ein Pilgrim, im Himmel ist mein Vaterland, wo du alle Thränen von den Augen der Deinen wirst abwischen, und sie mit ewiger Freude ergötzen. Hiemit lege ich nieder meine Geschäfte und Berufswerke, ich bereite mich auf den morgenden Sonntag, den ich mit Beten, Singen und Betrachtung deines heiligen Worts hinbringen will. Gieb mir dazu deines heiligen Geistes Kraft, daß ich an meiner Andacht weder durch Menschen, noch von meinem eigenen Herzen möge verhindert werden. Weicht nichtige Gedanken hin, wo ihr habt euren lauf, ich baue jetzt in meinem Sinn Gott einen Tempel auf, Amen.

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