Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ erkennt die immerwährende Güte Gottes.

Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ erkennt die immerwährende Güte Gottes.

Aufmunterung.

Klagl. Jer. 3, v. 22.23

Die Güte des Herrn ists, daß wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und seine Treue ist groß.

Alles Ding hat seine Zeit, Gottes Güte aber währet in Ewigkeit, wie David im 136. Psalm, „denn seine Güte währet ewiglich“, bei allen Versen wiederholt. Gottes Güte ist wie eine Mutter, welche, wenn ein Kind geboren wird, es in ihre Arme nimmt, verpflegt und erzieht, so thut auch Gott an uns Menschen. Diese nun erkennt ein gläubiger Christ, 1) daß es sey eine unverdiente Güte; wollte er nach unserm Verdienst mit uns handeln, so müßte das Verderben an Leib und Seele uns drücken; es ist 2) eine immerwährende Güte, wenn ein gläubiger Christ sein ganzes leben ansiehet, von seiner Geburt, in seiner Kindheit, Jugend und fortwachsenden Jahren, so ist es lauter Güte Gottes, was wir Gutes an uns haben, das hat Gott in uns gewirket; was wir besitzen im Leiblichen, das hat uns Gottes Güte gegeben. Ja, was noch mehr zu verwundern, ist es 3) eine Güte, welche auch die Undankbaren und Gottlosen genießen; über die lässet er seine Sonne scheinen, er giebt ihnen Nahrung und Kleidung, nur der Einwohnung des heil. Geistes werden sie nicht theilhaftig, weil sie ihr Herz davor verschließen. Ein gläubiger Christ lässet sich aber durch Gottes Güte auch zur Buße, Liebe Gottes, und Gottesfurcht leiten, und ist versichert, daß er auch derselben genießen wird bis in den Tod.

Gebet.

Gott, wie groß ist deine Güte, daß Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel trauen. Sie werden trunken von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkest sie mit Wollust, wie mit einem Strom. Nun solche Güte habe ich auch erfahren, mein Gott! sie ist bei mir alle Tage, alle Stunden neu gewesen. Deine Güte hat mich, da ich geboren war, wie eine Pfleg-Mutter auf die Arme genommen und erzogen. Deine Güte hat mich in der Jugend an der Hand geführt, und aller Orten begleitet. Deine Güte hat in den erwachsenen Jahren mich versorgt, erhalten, ernährt, und mir viel Gutes bescheert. Ja deine Güte hat bis auf diese Stunde, da ich vor dir stehe, über mich geschwebt, und mich mit Segen, Gnade und Trost erfüllt. Diese deine Güte hat mich bewahrt vor Unglück und Schaden, und ist mit mir aus- und eingegangen, damit mir kein Leid widerfahren möchte. Diese deine Güte hat auch meine Seele durch den heiligen Geist geheiliget, und zu deiner wahren, lebendigen Erkenntniß gebracht. Ach mein Gott! laß deine Güte ferner über mich walten, und verlaß mich nicht im Alter, wenn ich grau werde, laß deine Güte und Treue mich begleiten bis in den Tod, bis sie meine Seele zur Erquickung in deinen Schoos, und meinen Leib zur Ruhe in die Erde gebracht hat. Laß deine Güte mich auch zur Buße leiten, daß ich in Betrachtung der empfangenen Wohlthaten dir mein Herz zur Wohnung und meine Seele zum Eigenthum übergebe. Nach aller deiner Güte erbarme dich über mich, wenn ich aus Schwachheit fehlen und sündigen sollte. Bringe mich nach deiner Barmherzigkeit wieder auf den Weg der Buße und des Friedens. Für alle deine mir erwiesene Güte danke ich dir, und lobe dich von Grund meiner Seele, nicht allein lobe ich dich allhie, dieweil ich lebe, ich will dich, o gütiger und barmherziger Gott! auch preisen in alle Ewigkeit. Darum, o meine Liebe! die ich oft betrübe, hie in dieser Welt, dir dankt mein Gemüthe, wegen deiner Güte, die mich noch erhält, die mir oft gar unverhofft, hat geholfen in den Klagen, Noth, Leid, Angst und Zagen, Amen.

Gesang.

Mel. Freu dich sehr, o meine Seele.

Gottes Liebe, Gnad und Güte werden alle Morgen neu, das erkennet mein Gemüthe, und auch seine Vaterstreu, Gott hat viel an mir gethan, mehr als ich aussprechen kann; ich hab alle Tag und Stunden, Gottes Treu' und Güt' empfunden.

2. Nicht nur hat er mir das Leben, Nahrung, Segen, Wohlergehn, reichlich aus Genaden geben, sondern er läßt mich auch sehn, wie es seiner Güt' gefällt, daß er alles noch erhält, ja mit jedem frühen Morgen, hebt er wieder an zu sorgen.

3. Er schenkt mir auch seine Liebe, und die wahre Seelenfreud, seines Geistes süße Triebe, zu der wahren Frömmigkeit, Trost, wenn mich mein Leiden quält, Hülf, wenn mich mein Feind anfällt, Güte, wenn ich vor ihn trete, Gnade, wenn ich eifrig bete.

4. Solche Güt' hab ich erfahren in dem ganzen Lebenslauf, und in diesen späten Jahren höret sie auch noch nicht auf, wenn ich Morgens früh aufsteh, und des Abends schlafen geh, läßt sie mir an meiner Seelen nie an einem Guten fehlen.

5. Diese Güte will ich preisen, weil ich lebe in der Zeit, und dem Höchsten Dank erweisen, in der frohen Ewigkeit. Ach, mein Gott! ich bitte dich, lasse deine Güte mich, allezeit zum Trost genießen, bis ich wird die Augen schließen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/s/stark/30_der_glaeubige_christ_..._immerwaehrende_guete_gottes.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain