Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ bittet, Gott wolle ihn regieren und leiten.

Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ bittet, Gott wolle ihn regieren und leiten.

Aufmunterung.

Psalm 86, v.11

Weise mir Herr, deine Wege, daß ich wandle in der Wahrheit, erhalte mein Herz bei dem einigen, daß ich deinen Namen fürchte.

Es ist dieses Leben nichts anders, als ein Weg; wenn wir geboren werden, so treten wir ihn an, und wenn wir sterben, so hört mit dem Leben der Weg auf, und wir treten in die Ewigkeit. Hier gilt es, was wir für einen Weg in diesem Leben gehen. Gehen wir einen guten Weg des Glaubens, der Frömmigkeit und Gottesfurcht, so endigt sich derselbe zu der Himmels-Herrlichkeit. Gehen wir aber den breiten Weg des Unglaubens, Bosheit, Gottlosigkeit, so endigt er sich zur Hölle, in der ewigen Verdammniß. Wenn nun das ein Christ erwägt, so soll er sich 1) vorstellen, wie er in diesem Leben zwei Wege vor sich habe, den schmalen Himmelsweg und den breiten Höllenweg, aber er soll mit allem Fleiß den Himmelsweg gehen. 2) Damit er aber darauf treten und bleiben möge, so soll er fleißig Gott um seine Regierung und Führung anflehen, daß er ihn leiten und regieren wolle. 3) Bittet er Gott um sein heiliges Leiten und Regieren, so muß er nicht viel neben oder um sich sehen, wie andere Welt-Menschen leben, und was sie für Wege gehen; denn wenn er denen will nachgehen und nachfolgen, so hört Gottes Geist auf, ihn zu leiten, ja er weicht gar von ihm. Wie nun ein Wandersmann einen Geleitsmann von Nöthen hat, der ihm den rechten Weg weise: also bedarf auch ein gläubiger Christ, daß ihm Gottes Geist den rechten Weg zeige, den er wandeln soll. Hiezu aber gehört die Einwohnung des heil. Geistes im Herzen, daß es von ihm heiße: wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seyd, und der Geist Gottes in euch wohnet? 1 Cor. 3, v. 16. Hat man aber diesen treuen Geleitsmann in sich und bei sich, so wird er auch die Gedanken, Zunge, Sinnen und Begierden regieren. 5) Dieser heiligen Regierung widersetzt sich der gläubige Christ nicht, sondern läßt sich führen, ermuntern und leiten, und ist versichert, daß er wird wohl geführt werden, hie zeitlich und dort ewig. O selige Führung! Wohl dem, der Gott zum Führer hat.

Gebet.

Herr! du erforschest mich und kennest mich, du verstehest alle meine Wege. Ach! du siehest und weißt auch wohl, mein lieber Gott! wie ich ein herzliches Verlangen habe, auf deinen Wegen zu gehen, und also zu wandeln, wie du es deinen Kindern befohlen, und davon Jesus uns ein Vorbild gelassen hat. Allein ich muß leider erfahren, wie mich bald hie, bald dort eine Verführung von dem guten Weg abführt. Bald verführt mich mein eigen Herz durch böses Gelüsten, bald reizt mich die Welt mit ihrem bösen Exempel, ich mag folgen, wem ich will, so erzürne ich dich, meinen Gott und Herrn, ich verletze mein Gewissen, und je näher ich zur Welt komme, je weiter entferne ich mich von dir. O darum bitte ich dich, ach! leite und führe mich nach deinem Rath. Du hast ja gesagt: ich will dich mit meinen Augen leiten. Herr! hie bin ich, dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn. Siehe, ich übergebe mich dir ganz und gar, mein Gott! der du hast dein Volk trockenen Fußes durch das rothe Meer, und unverletzt durch die Wüste in das gelobte Land geführt; ach! führe mich durch die Gefahren dieses Lebens, durch die Wüsten und Verführungen dieser Welt mit einem guten und unverletzten Gewissen in das ewige Leben. ich ergebe dir mein Herz, Mund, Glieder und ganzes Leben. Regiere mein Herz, und erfülle es allezeit mit heiligen Gedanken. Regiere meine Glieder, daß ich mit meinen Händen nicht möge nach verbotenen Dingen greifen, und daß meine Füße nicht mögen auf Sünden- und Höllen-Wegen gehen. Regiere meinen Mund und Zunge, daß sie weder Flüche, noch unchristliche und unanständige Worte vorbringe. Regiere mein ganzes Leben, daß ich möge von nun an und nimmermehr muthwillig wider dich sündigen, damit ich ein rechter und frommer Christ heißen und auch seyn möge. Ach laß nicht von mir, wenn ich dir aus Schwachheit widerstrebe, und überlaß mich nicht meinem eigenen Willen oder Führung, wenn ich mich führe, so werde ich verführt. Ja, leite mich mit deinen Augen, und richt mein ganzes Leben allzeit nach deinem Sinn, und wenn ich es soll geben in's Todes Rachen hin, wenn's hier mit mir wird aus, so laß mich selig sterben, und nach dem Tod ererben, des ewigen Lebens Haus, Amen.

Gesang.

Mel. Alle Menschen müssen sterben.

Vater! gieb mir auch die Gabe, de du alle bitten heißt, o wie wohl, wenn ich sie habe, gieb mir deinen guten Geist; Vater! ich hab groß Verlangen, diese Gabe zu empfangen, ach! erhöre meine Bitt, theile deinen Geist mir mit.

2. Es soll dieser Geist mich lehren, weil ich lebe in der Zeit, wie ich mich nun soll bekehren, und wie ich in Frömmigkeit soll beständig einhergehen, wie ich soll im Glauben stehen, welcher da lebendig ist, und sich gründ't auf Jesum Christ.

3. Es soll dieser Geist mich führen allezeit auf ebner Bahn, und mein Herze kräftig rühren, wenn ich Böses hab gethan; er soll leiten meine Sinnen, Werke, Worte und Beginnen. Ich will gern in jeder Sach, folgen diesem Führer nach.

4. Es soll dieser Geist mich trösten, in dem Kreuz und Traurigkeit, wenn die Noth am allergrößten, so darf ich zu keiner Zeit in den Angst- und Trauer-Tagen, und im Leidens-Sturm verzagen, weil der Geist mir Zeugniß giebt, daß mein Gott mich dennoch liebt.

5. Und dieweil ich muß empfinden oft zweifachen Widerstand, den ich kaum kann überwinden, so soll deine Vaterhand, mir dein Geist auch zweifach geben, daß ich, weil ich werde leben, möge stark im Glauben seyn, und von groben Fehlern rein.

6. Werther Geist im Himmelsthrone, gleicher Gott von Ewigkeit, mit dem Vater und dem Sohne, komm zu mir, ich bin bereit, meine Seele, Geist und Leben will ich dir zur Wohnung geben; komm, ach komm! und nimm es ein, laß es deinen Tempel seyn.

7. Ach! bewahre mich vor Sünden, ach! laß meine Zuversicht, sich auf Jesum Christum gründen, werther Geist, verlaß mich nicht! ach! durch deine Liebes-Triebe, stärke mich in Glaub und Liebe, führe mich durch diese Zeit, in die frohe Ewigkeit.

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