Stark, Johann Friedrich - Abend-Gebet am Dienstag.

Stark, Johann Friedrich - Abend-Gebet am Dienstag.

Der Herr ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht, was können mir Menschen thun? Also spreche ich, o du gnädiger und liebreicher Gott! in dieser Abendstunde, und sage dir demüthigen Dank, daß du mich diesen Tag unter deinem väterlichen Schutz und reichen Segen hast zurücklegen lassen. Herr! deine Güte ist groß, und deine Barmherzigkeit hat kein Ende. Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn mit Ernst anrufen, er thut, was die Gottesfürchtigen begehren, er höret ihr Schreien und hilft ihnen. Ach, mein Gott! wie geschwind gehet doch ein Tag dahin, wie ein Pfeil wird abgeschossen, so geschwind verfließen unsere Jahre. Darum lehre mich doch, daß es ein Ende mit mir haben muß, und mein Leben ein Ziel hat, und ich davon muß. Siehe, meine Tage sind eine Hand breit vor dir, und mein Leben ist wie nichts vor dir. Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, daß ein Jeder empfahe, nachdem er gehandelt hat bei Leibes Leben, es sey Gutes oder Böses. Darum richte ich mich selbst, und frage: Meine Seele, wie hast du heute den Tag hingebracht? Hast du auch etwas Gutes gedacht? Ist Gott heute mit dir vereinigt blieben, oder hast du ihn mit vorsätzlichen und wissentlichen Sünden von dir getrieben? Mein Mund, was hast du heute geredt, hast du gesprochen, was ehrbar, was keusch, was wohl lautet? Ist das Lob Gottes von dir ausgebreitet worden, oder bist du mit Narrentheidungen und schandbaren Worten übergeflossen? Wo seyd ihr hingegangen, ihr Füße? Was habt ihr verrichtet, und verübet, ihr Hände? Was habt ihr gehöret, ihr Ohren? Ihr Augen, wornach habt ihr gesehen? Was ist heute dein Verlangen, Dichten und Trachten gewesen, mein Herz? Ach mein Gott! wenn ich auf alle diese Fragen antworten soll, o! wie werde ich bestehen? Ach Herr! nimm weg mit dem abweichenden Tage meine Uebertretungen. O Jesu! tilge meine Sünden mit deinem heiligen Blut. O heiliger Geist! versichere mich der Vergebung aller meiner Sünden, ehe ich noch einschlafe, daß ich nicht, wenn diese Nacht die letzte seyn sollte, verloren werde. Bin ich also von meiner Schuld, dreieiniger Gott! frei gesprochen, so schlafe ich mit Freuden, und hüte mich morgen mit größerem Fleiß vor allem, was dich betrüben kann. Mein Vater! deine Liebe decke mich und die Meinigen. Mein Jesu! in deinen Wunden ruhe ich sanft und wohl. O heiliger Geist! thue du den letzten Seufzer in meinem Herzen, ehe ich einschlafe, mit welchem ich meinen Geist in deine Hände Gottes empfehle. Bin ich gleich von dir gewichen, stell ich mich doch wieder ein, hat mich doch dein Sohn verglichen, durch sein' Angst und Todespein; ich verläugne nicht die Schuld, aber deine Gnad und Huld, ist viel größer als die Sünde, die ich stets an mir empfinde, Amen.

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