Johann Friedrich Stark - Der gläubige Christ bittet, Gott wolle den angezündeten Glauben in ihm erhalten und vermehren.

Johann Friedrich Stark - Der gläubige Christ bittet, Gott wolle den angezündeten Glauben in ihm erhalten und vermehren.

Aufmunterung.

Röm. 16, v. 19

So du mit deinem Munde bekennest Jesum, daß er der Herr sey, und glaubest in deinem Herzen, daß ihn Gott von Todten auferwecket hat, so wirst du selig.

Luc. 17, v.5

Herr! stärke uns den Glauben.

So unglückselig ein ungläubiger Mensch ist, so glückselig ist die Seele, die im Glauben und in der wahren Erkenntniß Gottes, Jesu Christi und ihres Heils stehet. Denn ein Ungläubiger ist gleich einem Gemach, darin kein Licht ist, darin es finster und unangenehm ist, aber eine gläubige Seele ist gleich einem gemach, darin es helle, und darin ein Licht scheinet, welches Licht der Glaube ist. Diesen Glauben kann sich der Mensch nicht selbst geben, sondern Gott ists, der ihn in uns anzündet. Derowegen soll ein gläubiger Christ 1) Gott danken, daß er ihn zum Glauben und Erkenntniß Jesu Christi gebracht, und dadurch vor Juden, Türken und Heiden glücklich gemacht hat. Er soll 2) sich seines Taufbundes und der darin erlangten Herrlichkeit erinnern, und den mit Gott gemachten Bund nicht muthwillig übertreten. Er soll 3) Gottes Wort fleißig und mit Andacht anhören, damit er immer mehr und mehr erleuchtet zu größerer Erkenntniß gelangen möge, und seinen Willen in den Werken zeige. Daher es einem wahren Christen nicht soll genug seyn, zu sagen: ich glaube, sondern er soll 3) auch die Glaubens-Früchte: Frömmigkeit, Liebe, Keuschheit, Geduld, Sanftmuth und dergleichen in seinem ganzen Leben hervorleuchten lassen. So kann er sich auch getrösten, daß er werde das Ende seines Glaubens davon tragen, nämlich der Seelen Seligkeit.

Gebet.

O du gnadenreicher Gott! welche große Barmherzigkeit ist es, daß du mich zur wahren Erkenntniß meines Heils gebracht hast. Ich erkenne den Grund meines Heils, welcher ist Jesus Christus, mit seinem Verdienst, Blut und Tod. Ich erkenne die Mittel des Heils, nämlich das Wort Gottes und die heiligen Sakramente. Ich setze darauf alle meine Hoffnung und Zuversicht, und weiß nun den rechten Himmelsweg; denn wer zu Gott kommen will, der muß glauben. Durch diesen Glauben bin ich unterschieden von ungläubigen Juden, Türken und Heiden. Ach, du gnadenreicher Gott! verleihe mir deinen heiligen Geist, daß er dieses Erkenntniß in mir lebendig mache. Selig seyd ihr, so ihr es wisset, aber selig seyd ihr, wenn ihr es auch thut. Gieb mir Kraft, daß mein Glaube nicht ein todter Hirn- und Scheinglaube, sondern ein lebendiger Glaube werde. Was dein Wort verbietet, will ich fliehen und meiden hingegen die Pflichten und Tugenden, die es mir befiehlt, in deiner Gnade, durch des heiligen Geistes Beistand, zu vollbringen trachten; das heilige Abendmahl soll mich heiligen durch und durch, ich will es oft zur Stärkung meines Glaubens, und zu meiner Seligkeit als eine Speise der Heiligung mit Andacht genießen, und will in solcher Heiligung immer fortfahren. Ach mein Gott! vermehre in mir den Glauben, die Heiligung und Gehorsam, daß ich alle Tage frömmer, andächtiger, gottesfürchtiger und dem Bilde meines Heilandes ähnlicher werde. Erhalte mich auch in solcher Gnade bis an mein seliges Ende, damit ich als ein wahrer und frommer Christ leben und selig sterben möge. Herr! ich glaube, hilf mir Schwachen, laß mich ja verzage nicht, du, du kannst mich stärker machen, wenn mich Sünd und Tod anficht; deiner Güte will ich trauen, bis ich fröhlich werde schauen, dich, Herr Jesu, nach dem Streit, in der frohen Ewigkeit, Amen.

Gesang.

Mel. Alle Menschen müssen sterben.

Ach Herr! stärke meinen Glauben, ach! mein Glaube wird gar schwach; Satan denkt ihn mir zu rauben, da sich häuft mein Ungemach; weil keine Hülf läßt finden, so will fast mein Glaub verschwinden; wo ist doch mein Herr und Gott? sprech ich jetzt in meiner Noth.

2. Wo sind seine Allmachts-Proben, wo ist seine Vaterhand, welche Andre freudig loben, bin ich ihm denn unbekannt? Weiß er nicht, wie mir es gehet, weiß er nicht, wie's um mich stehet, ist mein Leiden ihm zu groß, daß er mich läßt Hülfe los?

3. Herr! ich glaube, hilf mir Schwachen, ja ich glaube festiglich, daß du alles wohl kannst machen, drum so komm und stärke mich. Herr! ich glaub, daß drum so komm und stärke mich. Herr! ich glaub, daß du noch lebest, und stets um und bei mir schwebest, daß dein Auge auf mich sieht, ob die Hülfe schon verzieht.

4. Herr! ich glaube, daß mich Armen, Jesus auch erlöset hat, daß er sich will mein erbarmen, daß ich bin in deiner Gnad, daß mein Jesus in dem Leiden, nimmer werde von mir scheiden, nur mein Herz empfind't es nicht, weil mir Stärk und Hülf gebricht.

5. Hilf, daß ich bald Stärke finde, stärke mich doch fort und fort, schenke deinem schwachen Kinde neue Kraft aus deinem Wort, lehre mich dir fest vertrauen, und auf die Verheißung schauen, die du in dem Wort mir giebst, ob du schon die Hülf aufschiebst.

6. Ja laß deinen Geist mich trösten; deinen Geist nimm nicht von mir, wenn die Noth am allergrößten, der mich überzeugt von dir, daß noch an mich gedenkest, und mir deine Hülfe schenkest, wenn da kommt die Stund und Zeit, die zur Hülfe ist bereit.

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