Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ freuet sich seiner Wiedergeburt.

Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ freuet sich seiner Wiedergeburt.

Aufmunterung.

1. Petr. 1, v. 3.4

Gelobet sey Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Todten, zu einem unvergänglichen und unverwelklichen Erbe, das behalten wird im Himmel.

Wer sich rühmen will, der rühme sich des Herrn. Wer sich freuen will, der freue sich über solche Dinge, die ihn ewig können glückselig machen. Ist nun etwas, dessen sich ein Gläubiger rühmen, und darüber er sich erfreuen kann, so ists die Wiedergeburt, daß er getauft, und dadurch ein Kind Gottes worden ist. Wir haben in der heiligen Taufe erlangt: 1) die Kindschaft bei Gott; Gott ist unser Vater, der uns als seine Kinder ernähren, bewahren, versorgen, und uns nicht lassen will. Wir haben empfangen: 2) die Gerechtigkeit Jesu Christi; alles, was Jesus hat durch sein Leiden und Sterben erworben, das ist uns in der heiligen Taufe geschenkt und zu eigen gegeben worden. Uns ist ertheilt: 3) die Einwohnung des heiligen Geistes, der will in uns wohnen, unser Herz heiligen, unsere Zunge und Mund regieren, unser ganzes Leben nach dem Wort und Willen Gottes einrichten. Durch solche einwohnende Kraft des heiligen Geistes werden wir von dem Bösen mehr und mehr abgezogen, und wir wachsen im Glauben, Frömmigkeit, Gottesfurcht, wie ein neugebornes Kind an Kräften und Jahren. Wir erlangen 4) auch die ewige Seligkeit, daß wir nach diesem Leben an der ewigen Freud und Seligkeit sollen Theil haben. Wer dieses erwägt, der muß sich billig herzlich in Gott erfreuen. Aber er sehe sich auch vor, 1) daß er die empfangene Gnade nicht wiederum verliere; 2) daß er würdiglich wandele in seinem Beruf; 3) daß er die Welt nicht wiederum lieb gewinne, oder mit Unwiedergebornen und Weltkindern vorsätzlich sündige, und sich ihnen nicht geich stelle; 4) daß er seinem himmlischen Vater gehorsam sey, wie die lieben Kinder, daß er dem Herrn Jesu nachfolge, und des heiligen Geistes Trieb nicht widerstrebe. So ist er gewiß, daß er des dreieinigen Gottes Liebe, Gnade, Hülfe und Beistand wird genießen hie in der Zeit, und auch dort in der Ewigkeit.

Gebet.

Großer Gott und liebster Vater! wie kann ich genug deine Liebe erkennen, loben und preisen, daß du dich meiner Seele so herzlich angenommen hast, daß sie nicht verdürbe. O welche Herrlichkeit hast du mir in der heiligen Taufe mitgetheilt, da du mich zu deinem Kinde angenommen hast! Rühmen Menschen viel ihre Glückseligkeit, die sie erlangen durch ihre hohe Geburt, Besitzung hoher Ehrenstellen, großen Reichthums, ansehnlicher Güter; siehe, so achte ich meine Glückseligkeit viel größer, nämlich diese, daß ich dein Kind bin; denn sind wir Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, so wir anders mit leiden, damit wir mit zur Herrlichkeit erhaben werden. Bin ich ein Kind Gottes, so wird mich mein himmlischer Vater erhalten, regieren, versorgen, beschützen, ja er wird mich niemals und in keiner Noth verlassen. Bin ich ein Kind Gottes, so habe ich nicht nur an ihm einen kräftigen Beistand im Leben, sondern auch große Freudigkeit im Sterben, da wird er mich als ein Kind erquicken, laben, trösten und nach meinem Abschied aus dieser Welt in das ewige Freudenleben führen. Sehe ich Jemand Böses thun, höre ich Böses reden, so laß mich gedenken, ich sey ein Gotteskind, dem solche Laster und Sünden nicht anstehen; laß mich in deiner Kraft fröhlich sprechen: Welt, du mußt wissen, daß mir mein Kindsrecht und Kindstheil an Gott und an dem Himmel nicht feil ist um deine Lustbarkeit und Eitelkeit. Mein Jesu! du weißt, daß ich dich lieb habe, und mich herzlich betrübe, wenn ich dich nicht allezeit und in der That so liebe, wie ich sollte und wollte. Ach! nimm doch mein Wollen gnädig an, und laß mich mein Leben im Glauben und Frömmigkeit, Heiligkeit, Reinigkeit und kindlicher Demuth führen, dich lieben, ehren, fürchten und dir folgen, damit ich wie ein Kind leben und sterben, und zur Himmelsfreude gelangen möge. Ich habe Jesum angezogen, schon längst in meiner heiligen Tauf, du bist mir auch daher gewogen, hast mich zum Kind genommen auf, mein Gott! ich bitt durch Christi Blut, machs nur mit meinem Ende gut, Amen.

Gesang.

Mel. Jesu, der du meine Seele.

Wer nicht wieder ist geboren aus dem Wasser und aus Geist, der ist ewiglich verloren, wie es Gottes Wort ausweist; denn es muß auf dieser Erden, der ein neuer Mensch noch werden, welcher will nach dieser Zeit, kommen in die Ewigkeit.

2 Es muß die Geburt geschehen durch die Tauf und Gottes Wort, wird man dem nicht widerstehen, stößet man die Gnad nicht fort, so wird man gar bald empfinden, wie die Unart wird verschwinden; denn kommt Gott ins Herzens-Haus, so treibt er die Sünd hinaus.

3 Und wird auch zugleich gegeben Gott, der werthe heilige Geist, der fängt an ein neues Leben, das die Laster aus uns reißt; er erneuert alle Sinnen, Worte, Werke und Beginnen, treibet uns zum Guten an, daß man Gott recht dienen kann.

4 Hierauf muß der Mensch nun trachten, Gott zu lieben allezeit, muß die Welt und Sünd verachten, wachsen in der Frömmigkeit; er muß gänzlich unterlassen, und von Grund der Seele hassen, was er hat vorher geliebt, und mit Freuden ausgeübt.

5 singen, Beten, Gott zu ehren, ist des neuen Menschen sinn, von der Welt zu Gott sich kehren, neue Kräfte anzuziehn, Gottes Willen zu verrichten, ist des neuen Menschen Dichten, also wird er gänzlich neu, als obs nicht der Mensch mehr sey.

6 Also muß in dir vorgehen, eine Herzens-Aenderung, also muß man an dir sehen eine Lebens-Heiligung, daß Herz, Sinnen und Gebärden, ganz an dir erneuert werden, daß sie Glaub und Lieb auszier, daß sie Gottes Geist regier.

7 Ach mein Gott! hie fall ich nieder, fördre in mir dieses Werk, ändre Sinnen, Herz und Glieder, gieb mir deines Geistes Stärk, daß ich ja nicht wird verloren, sondern wieder sey geboren, daß ich als dein Kind dich ehr, und dich liebe mehr und mehr.

8 Laß mich auch in diesem Stande immer bleiben, o mein Gott! bis daß meine Lebensbande, einst zerreißen durch den Tod, daß mich nichts von dir abtreibe, und du mein, ich dein verbleibe, alsdann geh ich aus der Zeit, in die frohe Ewigkeit.

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