Stackelberg, Nikolaus von – Andachten

Stackelberg, Nikolaus von – Andachten

Psalter

Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden, und die nach dem HErrn fragen, werden Ihn preisen; euer Herz soll ewiglich leben.
(Ps. 22, 27.)

Das sind die herrlichen Folgen und Wirkungen des geistlichen Essens, welches den Elenden verheißen und geboten ist. Diese Folgen und Wirkungen, das Gesättigtsein, d. h. Seligsein in Gott, das ewige Leben im Heiligen Lobpreis des Erlösers, sie werden vollendet werden, erst im Jenseits - und zwar im Leben der Auferstehung auf der neuen Erde - denn erst dann ist der letzte Feind, der Tod, vollkommen überwunden und der Sieg des Osterfürsten in der Auferstehung Seiner Erlösten herrlich vollendet. Wenn aber auch diese schließliche Vollendung etwas Jenseitiges ist, was während der Dauer der gegenwärtigen Weltzeit noch nicht eintritt, - so sind doch die Anfänge dieser seligen Wirkungen der Lebensspeise etwas, was dem gegenwärtigen Leben angehört. Und wo die Anfänge des ewigen Lebens in der gegenwärtigen Weltzeit noch nicht vorhanden sind, da kann und wird wie das Wort Gottes es aufs ernstlichste bezeugt die kommende Weltzeit, die nach dem jüngsten Gericht beginnt, auch keine Vollendung bringen. Sondern hier, hier in diesem Leibesleben, wo noch die Sünde eine furchtbare Macht übt über unsere Seelen, wo der Tod über uns herrscht und der Fürst der Finsternis uns bedrängt, hier kann und soll unter allem Kampf mit der Sünde und unter mancherlei Leiden und sogar im Sterben – deutlich und merkbar erfahren werden, dass Jesus Christus, das lebendige Brot vom Himmel, in Wahrheit sättigt die, welche Ihn geistig genießen, also dass die armen Sünder Friede haben mit Gott, die Sterbenden aber des ewigen Lebens teilhaftig werden und den Trauernden und Weinenden ein wahrhaftiges „Gottlob“ in das Herz und auf die Lippen gelegt wird. O, meine Lieben! verlangt uns nicht danach? O, HErr JEsu, so hilf Du, dass wir Elenden essen mögen, dass wir satt werden, auf dass wir Dich preisen, in Zeit und Ewigkeit! Amen.

Jesaja

Wer glaubt unserer Predigt? Und wem wird der Arm des HErrn geoffenbart?
(Jes. 51, 1.)

O, dass der HErr durch Seinen heiligen Geist uns davon einen Eindruck ins Herz gäbe, dass wir an Ihm, der uns durch Seine Liebesarbeit und durch Sein Liebesleiden erlöst hat, auch nur durch einen solchen Glauben teil haben, der liebend an Ihm hangt, dessen wesentliches und wahres Bekenntnis es ist: ich kann ohne Dich nicht leben, damit wir, als die Armen, in schmerzlichem, aber heiligem Ernst den eigenen Unglauben und Lieblosigkeit vor Ihm bekennen, dann aber auch zu Ihm aufschauen, der da mächtig ist, den bußfertigen Glauben zu stärken und zu kräftigen und zu vollenden bis auf den Tag Seiner Zukunft. O, dazu hilf, HErr JEsu, allen Armen und Elenden, allen Kranken und Sterbenden um Deines JEsusnamens willen!

O weh' dem Menschen, welcher hat
Des HErren Wort verachtet,
Und nur auf Erden früh und spat
Nach großem Gut getrachtet!
Der wird fürwahr gar schlecht besteh'n
Und mit dem Satan müssen geh'n
Von Christo in die Hölle!

Amen.

Fürwahr, Er trug unsere Krankheit. Die Strafe lag auf Ihm, auf dass wir Frieden hätten und durch Seine Wunden sind wir geheilt.
(Jes. 53, 5.)

Durch den heiligen Geist muss dieses „Fürwahr“ uns versiegelt werden, damit es eine lebendige Gewissheit sei, die uns nicht zu Schanden werden lasse, weder in den mannigfachen Anfechtungen dieser Zeit, noch einst vor dem Angesicht Gottes. Das Nachsprechen eines überlieferten Bekenntnisses, ob es gleich an sich ein richtiges ist, und die daraus im Herzen sich festsetzende tote Sicherheit, die keine Wiedergeburt ist zu einem neuen Leben in der Liebesgerechtigkeit, sie hält nicht stand gegenüber den Widersprüchen des Unglaubens, sie wird zuschanden gegenüber den Anklagen des unversöhnten Gewissens und endlich im Gericht Gottes, wo die Entscheidung davon abhängen wird, ob Christi Verdienst mir auch zugerechnet worden ist von Gott. Hat aber der Geist Gottes in meinem Gewissen mir dieses „Fürwahr“ versiegelt, so hat Gott selbst mir zugerechnet das Werk Seiner Liebesgerechtigkeit, so ist mein Gewissen versöhnt, so habe ich Frieden, der stärker ist, als alle Macht des Unglaubens und werde vor Gott bestehen an jenem Tag. O HErr JEsu, erbarme Dich über uns und schenke uns Buße und den gewissen Glauben: Fürwahr, Du hast meine Strafe getragen und durch Deine Wunden bin ich heil worden. Amen!

Da er gestraft und gemartert ward, tat Er Seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut.
(Jes. 53,7.)

Er ist aber für unsere Sünde gestorben, auf dass wir nicht ewiglich stürben, sondern die Macht erhielten, der Sünde zu sterben. O, so sei es uns ein ganzer, heiliger Ernst, diese Macht zu gebrauchen! In dem Maß, als wir ernstlich diese Macht gebrauchen, werden wir dessen inne werden, dass wir sie haben. Und Er ist willig in Sein Leiden und Sterben gegangen; auch uns ist einem jeden sein besonderes Maß von Leiden verordnet und es kann wohl für manche noch vermehrt werden, wie Gott es weiß und ordnet, nun so seien wir willig zu leiden, was Gott auflegt, es sei etwas Geringeres oder Größeres! Der große Hohepriester will und kann uns hereinziehen wunderbar in die Gemeinschaft und Einheit mit Sich. O, so seien wir willig dazu, auf dass auch unser ganzes Leben, Leiden und Sterben, das wohl an sich nicht heilig und nicht vollgültig vor Gott ist durch die Gemeinschaft mit Seinem allgenugsamen priesterlichen Leben und Opfertode, vor Gott als heilig und genügend erfunden und angenommen werde, auf dass wir einst ein Gottes-Amen erfahren für den Sterbeseufzer unserer Seele: In Deine Hände befehle ich meinen Geist, Du hast mich erlöst, HErr, Du getreuer Heiland! Amen.

Offenbarung

Fürchte dich nicht, ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot und siehe, Ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit, und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes.
(Offb. 1,17-18.)

O, meine Lieben, jetzt im Leben, da wir des Todes Macht an uns selber wenigstens noch nicht empfinden, jetzt scheint es uns vielleicht nicht schwer zu sein, JEsum als den Todesüberwinder zu erglauben, wie wird es aber sein in unserer Todesstunde und Todesnot? O gewiss, es tut not, dass wir im Leben an den Ernst des Sterbens gedenken, aber nicht durch ängstliches Sorgen und nicht durch Todesfurcht, die keine Hilfe schafft, sondern in der lebendigen, österlichen Weise, dass es uns ein voller ganzer Ernst sei, heute da wir leben Ihn zu erschauen und zu erproben, inne zu werden und zu erfahren als Den, der für uns lebt, als die Kraft unserer Heiligung.

Wahrlich dann wird er, der treue und lebendige HEiland auch in der Todesstunde uns Macht geben, ihn zu erglauben und festzuhalten als den, der die Schlüssel der Hölle und des Todes hat, und Ihn dann auch fürwahr zu erproben und zu erfahren als den, der die Seele aus der Todesnot herausreißt und hineinrettet in den Frieden Seines Paradieses, bis einst für Leib und Seele die Stunde der Auferstehung und der seligsten Verherrlichung schlägt. - O HErr JEsu, rufe Du selber durch Deinen Geist uns tief ins Herz hinein: Ich bin es, der Erste und der Letzte und der Lebendige; Ich war tot und siehe ich lebe von Ewigkeit zu Ewigkeit, und Ich habe die Schlüssel des Todes und der Hölle, und verleihe uns, dass wir im Leben und im Sterben, in der Zeit und in der Ewigkeit Dich als Den erproben und selig erfahren, als welchen Du Dich Johannes und allen Deinen Gläubigen bezeugt hast, auf dass wir ewiglich Deinen Namen preisen mögen! Amen.

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