Spurgeon, Charles Haddon - Worüber darf ich mich freuen?

Spurgeon, Charles Haddon - Worüber darf ich mich freuen?

Gehalten am Sonntag Morgen, den 29. Oktober 1876.

Doch darin freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind; freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.„
Luk. 10,20.

Ihr werdet euch erinnern, dass wir am letzten Sonntag unsern Herrn eine sehr natürliche Traurigkeit berichtigen sahen und an ihre Stelle einen noch viel nötigeren Schmerz setzen, als er zu den Weibern sprach: Weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder.“1) Nun, heute Morgen werden wir ihn eine sehr natürliche Freude berichtigen und die Fröhlichkeit in eine höhere Bahn hinaufleiten sehen.“ Doch darin freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind; freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“ Wenn wir uns ihm übergeben, so wird er uns in allen Dingen richtig leiten und uns lehren, unsern Schmerz wie unsere Freude zu heiligen.

Wir werden die Rede damit beginnen, dass wir sagen, unser Herr gab den Siebzig keinen Tadel oder Verweis, weil sie sich freuten, dass die Teufel ihnen untertan seien. Es wäre sehr sonderbar gewesen, wenn sie bei einem so großen Erfolg sich nicht gefreut hätten. Sie waren mit ihres Herrn Botschaft ausgesandt, sie waren ohne Zaudern in seinem Namen hingegangen, mit seiner Kraft umgürtet, und seine Macht hatte sich geoffenbart, so dass sein Name verherrlicht worden war; sollten sie sich nicht freuen? Es war das Reich Gottes, das sie verkündet hatten; sollten sie nicht fröhlich sein? Es war ihres Herrn Feind, so wie ihr eigner, der „wie ein Blitz vom Himmel gefallen war;“ sollten sie nicht frohlocken? Es ist daher nicht wahrscheinlich, dass der Herr Jesus über ihre Freude zornig war, als sie wieder kamen und sprachen: „Herr, es sind uns auch die Teufel untertan in deinem Namen.“ Wir müssen die Worte unsers Herrn dem orientalischen Sprachgebrauch gemäß lesen. Die eigentümliche Mundart unsers Herrn lässt es oft so erscheinen, als wenn er wirklich verböte, was er nur an einen untergeordneteren Platz stellt. Er wollte in dem vorliegenden Fall nicht ihre Freude an ihrem Erfolg tadeln, sondern dieselbe nur einer andern Freude unterordnen und hindern, dass sie übers Maß hinaus wachse.

Einige haben gemeint, in den Siebzig zu viel persönliche Erhebung wahrzunehmen, wenn nicht einen beinahe kindischen Triumph über den Erfolg, den sie errungen. Ich muss gestehen, ich sehe wenig Spuren davon in ihrem Bericht an den Meister. Unser Herr selber bestätigte augenscheinlich die Wahrheit ihres Berichts, denn auch er sprach: „Ich sah wohl den Satanas vom Himmel fallen als einen Blitz.“ Ich vermag kaum zu denken, dass er dies ohne Freude gesehen haben könnte, und deshalb teilte er in gewissem Maße das Gefühl seiner Diener. Hätte er in diesen Brüdern das Übermaß kindischer Erhebung und eitlen Ruhmes gesehen, das man voraussetzt, so, glaube ich, würde er schwerlich dazu geschritten sein, solche Neulinge mit noch mehr Macht zu bekleiden, und doch tat er das, denn wir Lesen im 19. Vers: „Seht, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione und über alle Gewalt des Feindes und nichts wird euch beschädigen.“ Wären sie von einer Art kindischer Fröhlichkeit berauscht gewesen, so hätte die Weisheit unsers Herrn, als des Befehlshabers in diesem Kreuzzug, ihn veranlasst zu sprechen: „Ich hätte euch noch vieles zu geben, aber ihr könnt es jetzt noch nicht tragen. Ich sehe, dass ihr von euren jetzigen Siegen schon berauscht seid und deshalb muss ich euch die außerordentlichen Gaben meines Reiches vorenthalten, bis ihr besser vorbereitet seid, sie mit Demut zu empfangen und mit Weisheit zu benutzen.“ Solche Vorsicht wäre in Übereinstimmung mit dem gewöhnlichen Verfahren unsers weisen Lehrers gewesen. Aber er sah keine solche übermäßige Erhebung; was er auch als wahrscheinlich für die Zukunft fürchten mochte, er sah noch nichts in ihnen zu tadeln, und so fuhr er fort zu sprechen: „deshalb gebe ich euch Macht über alle Gewalt des Feindes und nichts wird euch beschädigen.“ Wir können es nicht so verstehen, dass er ihre Freude über den Fall der Teufel verurteilt, denn er sagt: „Freut euch vielmehr,“ (engl. Üb.) und dies schließt beinahe ein, dass sie über das Erste sich in gewissem Maß freuen durften. „Nichtsdestoweniger,“ sagt er, „darin freut euch nicht; sondern freut euch vielmehr, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“ Das Eine ist nur im Vergleich mit dem Andern verboten. Wir dürfen uns freuen, dass Gott unsere Arbeit segnet, aber doch muss es eine viel weniger hervortretende Freude sein, als die, welche aus unserm persönlichen Anteil an dem Heil Gottes entspringt. Die Mitglieder der Kirche dürfen froh sein, wenn sie eine große Erweckung sehen und ihre Zahl sehr vermehrt wird; aber zu solchen Zeiten tut es doppelt not, auf lebendige Gottseligkeit und persönliche Religion zu sehen, sonst kann die Freude in Trauer verwandelt werden.

Nun, Brüder, wenn wir diesen Vorfall nehmen und auf uns anwenden, so mögen hier Einige von euch sein, denen Gott viele Gaben zum Gebrauch für sein Reich gegeben und Macht unter den Menschen der Welt; und überdies sind eure Gaben und Kräfte nicht vergeblich gebraucht, sie sind auf viele Weise nützlich geworden, so dass eure Laufbahn eine ehrenvolle und erfolgreiche gewesen. Das Reich Gottes ist durch euch zu Vielen gekommen, und des großen Feindes Reich hat durch euch Schaden gelitten. Durch alle dieses seid ihr sehr erfreut worden. Ist dies Unrecht? Solltet ihr nicht voller Freuden sein? Ich sage, ja, gewiss, ihr seid verpflichtet, froh zu sein. Wir sollten alle dankbar für Gaben sein, dankbar für Einfluss, dankbar für Erfolg; und eine Dankbarkeit, die nicht mit Freude verbunden ist, kann überhaupt kaum Dankbarkeit genannt werden. Wollt ihr, dass die Dankbarkeit den Besitz der Segnungen beklagen soll, für die sie dankbar ist? Es muss Freude an dem Empfangenen da sein, sonst kann man sich kaum vorstellen, dass jemand dankbar ist. Wenn Dankbarkeit für diese Dinge eine Pflicht ist, dann muss gewiss ein Maß von Freude über sie auch Pflicht sein. Ihr mögt euch freuen, dass euch diese Gnade gegeben ist, unter den Seinen den unerforschlichen Reichtum Christi zu verkündigen; und ihr könnt froh sein, dass von euch das Wort Gottes in der ganzen Umgebung, in welcher ihr lebt, erschollen ist. So weit gehen wir, aber wir müssen nicht die gehörigen Grenzen überschreiten, damit wir nicht sündigen; diese Freude muss in ihren Schranken gehalten werden, und darf nicht ausschweifend sein. Lasst uns innehalten und sehen, wie unser Herr Jesus ein zurückhaltendes, „doch darin“ und ein nieder drückendes „nicht“ auf diese Freude legt, wenn er sieht, dass sie in Gefahr ist, die richtigen Grenzen zu überschreiten; und lasst uns auch beachten, wie er an die Stelle dieser Freude etwas Höheres und Besseres setzt, wenn er sagt: „doch darin freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind; freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“

Wir werden bei drei Dingen heute Morgen verweilen. Zuerst, die Freude welche der Mäßigung bedarf „doch darin freut euch nicht;“ zweitens - die Freude, welche der Erregung bedarf; „freut euch aber;“ und dann drittens, die Freude des Herrn im Mitgefühl mit dieser letzten Freude. Leset nur eben dies erste Wort im 21. Vers: „Zu der Stunde freute sich Jesus im Geist.“ Unser Herr konnte in diese Freude in gewisser Hinsicht einstimmen.

I.

Zuerst denn, die Freude, welche der Mäßigung bedarf. Es ist die Freude des Triumphes über böse Geister, die Freude, das Evangelium gepredigt und Wunder getan zu haben mit Einem Wort, die Freude über Gaben, Macht und Erfolg. Diese bedarf der Mäßigung - zuerst, weil sie so geneigt ist, in Stolz auszuarten. Die Siebzig waren nicht stolz, denn sie sprachen: „Herr, es sind uns auch die Teufel untertan in deinem Namen.“ Dies war eine sehr angemessene Weise, von Erfolgen zu berichten. Sie letzten sich in keinem Maße den Erfolg selber bei, sondern sie schrieben ihn dem unvergleichlichen, allüberwindenden Namen zu, den sie gebraucht hatten. So weit war alles gut; aber meine Brüder, die menschliche Natur neigt zur Selbstüberhebung und so kommen wir allmählig dahin, den Nachdruck auf das „uns“ zu legen, und das „in deinem Namen“ wird leise gesprochen und immer leiser, bis es nur noch als eine Form gebraucht wird und wir in unserem Herzen den ganzen Erfolg uns selber beimessen. Wenn Gott irgend einen Menschen mit lang anhaltendem Erfolg im Gewinnen von Seelen regnet, obgleich dies ein höheres Tun sein mag, als das Austreiben von Teufeln, so ist ein böser Hang in unserer verderbten Natur, der einen solchen Mann in die Versuchung bringen wird, zu träumen, dass in ihm irgendwelche besondere Vortrefflichkeit oder Tugend ist. Er wird in seinem Herzen sagen: „Herr, selbst große Sünder und stolze Ungläubige sind durch meine Predigt zu dir bekehrt worden,“ und er vergisst vielleicht zu der Zeit, dass es nicht seine Predigt war, sondern der Name Jesu, der die merkwürdige Tat vollbrachte. Wir sind nichts, wie viel Gott auch durch uns gewirkt haben mag; aller Ruhm gebührt dem Namen Jesu Christi, unseres Herrn, doch sind wir so niedrig, um selber ein Verdienst daraus zu machen. Wer unter uns kann behaupten, vollkommen frei von dieser Versuchung gewesen zu sein? Wahr ist es, der Herr erhält seine Diener in der Demut, wenn er sie gebraucht, und wenn sie reiche Gnade haben, so können sie auch ohne Gefahr auch reiche Gaben haben; den Heiligen kann viel Einfluss verliehen werden, wenn sie selber sehr unter dem Einfluss des Heiligen Geistes stehen; aber bewahrt zu bleiben, wenn so besonderes Gelingen gegeben wird, das ist eine ungemein große Gnade. Wenn wir jemand, der mit Erfolg wirkt, sehr demütig wandeln sehen, mögen wir wohl sagen: „Das ist Gottes Finger.“ Überlasst die verderbte Natur sich selbst, und wie totes Fleisch bald in der warmen Luft verfault, so wird die Annehmlichkeit und Bequemlichkeit der Selbstzufriedenheit und des Gedeihens rasch Verderbnis in der menschlichen Natur erzeugen: deshalb ist es nötig, dass die Freude über Gaben und Erfolg unter gehöriger Kontrolle gehalten wird, und wenn in gewissem Grade geduldet, wie sie es darf, so muss sie doch nicht zu große Ausdehnung gewinnen, damit keine üblen Folgen für uns daraus entstehen. Bis hierher mag sie gehen, aber nicht weiter, sonst möchte der Herr sehen, dass wir gewaltig stolz werden und uns ganz von seinem Werk bei Seite stellen und sich andere Werkzeuge nehmen, die nicht versuchen werden ihm seine Ehre zu rauben.

Ferner, diese Freude, welcher es not tut, dass sie gemäßigt wird, sollte durch die Erwägung zurückgehalten werden, dass es kein Beweis von Gnade im Herzen ist, wenn wir Gaben besitzen oder Erfolg haben. Schlechte und träge Diener sogar besitzen Talente. Gnade ohne Talent wird selig machen, aber Talent ohne Gnade wird nur unsere Verdammnis mehren. „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete und hätte der Liebe nicht; so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte und wüsste alle Geheimnisse, und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, also, dass ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht; so wäre ich nichts.“ Die höchsten denkbaren Gaben für das Wirken im Reich Gottes und der größte Einfluss in der Kirche sind wertlos ohne Gnade. Der Besitz solcher Kräfte kann mit Heuchelei und Falschheit verbunden sein, - es war so in den Tagen unseres Herrn. Judas tat Wunder; Judas predigte das Evangelium; Judas war nicht bloß ein Mitglied der Gemeinde, sondern ihm war ein Amt in derselben anvertraut; doch ging Judas hin an seinen Ort, denn er war ein Kind des Verderbens. Unser Herr sagt uns, dass wir Fälle von Wirksamkeit ohne Gnade zu erwarten haben, denn er sagt: „Es werden Viele zu mir sagen an jenem Tag: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen: ich habe euch noch nie erkannt; weicht alle von mir, ihr Übeltäter.“ Bemerkt, dass diese Warnung nicht von Wenigen spricht, sondern von Vielen; wir werden einen Judas nicht nur einmal in 18 Jahrhunderten sehen, sondern Viele, bei denen dies der Fall sein wird. Menschen sind heimgegangen und haben den Namen Jesu gebraucht, und Gott hat den Namen geehrt, obgleich er den Menschen, der ihn brauchte, nicht angenommen hat. Sie haben gepredigt und die Botschaft ist wahr gewesen und Gott hat die Wahrheit als seine eigene anerkannt; aber die Männer sind nicht wahr gewesen und deshalb ein Gräuel vor dem Herrn. Guter Same wird wachsen, auch wenn eine aussätzige Hand ihn ausstreut. Lasst uns indes uns hüten, die Wahrheit mit lügenhafter Lippe zu sprechen. Lasst uns uns hüten, damit wir nicht Bileam gleichen, dessen Augen geöffnet waren, um wunderbare Gesichte der Zukunft zu sehen und dessen Lippen tiefe, von Gott eingegebene Dinge kündeten, und der dennoch unter die Verdammten fiel, weil er gierig dem Lohn nachjagte. Freut euch also nicht, liebe Brüder, weil Gott euch segnet in dem, was ihr tut, so dass ihr Seelen errettet und euch selber geehrt seht, denn dies mag Einem geschehen, den der Herr doch nicht erkennt; sondern freut euch vielmehr, dass ihr wirklich und wahrhaftig Einer von dem Volk des Herrn seid, im Himmel angeschrieben. Lasst uns unsern Leib darniederhalten und mit Gebet wachen, damit wir nicht, nachdem wir Anderen gepredigt haben, selber verwerflich werden. Es wäre ein schreckliches Ding, die Tür zu des Königs Festsaal zu hüten, sie Anderen zu öffnen und doch selber vor Hunger umzukommen.

Überdies, es ist sehr unsicher, sich zu sehr über das Werk zu freuen, das wir getan haben, weil das Werk vielleicht am Ende sich nicht ganz als das er weisen wird, was es scheint. Ich weiß nicht, wie viel wirklich Gutes die Siebzig getan hatten. Es können kaum sehr viele Bekehrte gewesen sein, sonst wäre die Zahl der Namen größer gewesen, als sie Alle um Pfingsten auf dem Söller versammelt waren. Wir wollen indes das Werk der Siebzig nicht richten; aber wir wissen dies, dass es sehr leicht ist für uns, auszugeben und eine Zeit lang Erfolg zu haben, so dass es scheint, als wenn uns auch die Teufel untertan wären, ohne dass doch wirklich ein wahres Werk Gottes da ist. Große Mengen mögen zusammen kommen, um zu hören, tiefe Bewegung mag sich zeigen, die Zahl der Bekehrungen auf dem Papier mag sehr groß sein und doch mag in der ganzen Sache wenig oder nichts sein, das der Freude wert ist. So kann es auch bei anderen Werken sein; in der Sonntagsschule oder an jedem anderen Ort können wir meinen, Erfolg gehabt zu haben und haben doch nur auf dem Sand ein Haus ohne Fundament gebaut, das die nächste Flut fortschwemmen wird. Wir sollten daran denken, das eines jeden Werk in Kurzem geprüft werden muss, denn „welcherlei eines jeglichen Werk sei, wird das Feuer bewähren.“ Es ist zu früh, mit der Freude zu beginnen, ehe das Feuer über unser Lebenswerk dahingegangen ist. Das Gebäude ist sehr hoch und scheinbar sehr gut, aber wie, wenn sich erwiese, dass diese Mauern von Stroh wären, der Grund von Stoppeln und die Sparren von dürrem Holz? Wie bald werden sie ein Raub des Feuers und wie rasch wird der ganze Bau verschwinden! Der, welcher die einzige Zelle von funkelnden Edelsteinen gebaut hat oder die kleinste Hütte von Gold, hat mehr getan, als der, welcher eine Pyramide von Heu hoch in die Luft aufgehäuft hat. Es ist nicht die Menge des getanen Werkes, es ist nicht der Raum, den wir in der Kirchengeschichte einnehmen, es ist nicht der Ruf unserer großen Taten; die Frage ist, was ist wirklich und wahrhaftig getan; die Qualität ist viel wichtiger als die Quantität, die Dauerhaftigkeit eines Werkes ist viel mehr in Betracht zu ziehen, als das Funkeln und Schimmern desselben. Deshalb freue dich nicht, junger Mann, über all den glänzenden Erfolg, der dich für jetzt begleitet hat, und freue auch du dich nicht, alter Mann, obwohl du ein halbes Jahrhundert des Gelingens gehabt; freue dich nicht so darüber, dass du dich dessen überhebst; sondern freue dich über etwas, das sicherer und mehr aus Gnaden ist, freue dich, dass dein Name im Himmel geschrieben ist, wenn dieses der Fall ist.

Diese Freude muss ferner, wie gut auch unser Werk ist, doch gemäßigt werden, weil dieses nicht beweist, dass wir mehr in der Gnade stehen, als Andere mit weniger Gaben und Wirksamkeit. Bemerktet ihr in dem Kapitel, welches unserm Text vorhergeht, dass manche von den Aposteln versuchten, einen Teufel aus einem mondsüchtigen Kinde auszutreiben, aber unfähig waren, es zu tun, so dass sie zu dem Meister sprachen: „Warum konnten wir ihn nicht austreiben?“ Der Mehrzahl des heiligen Kollegiums der Apostel misslang es, einen Teufel auszutreiben und doch kommen 70 Geringere alle wieder mit Freuden, und sagen: „Herr, es sind uns auch die Teufel untertan in deinem Namen.“ Zieht ihr daraus den Schluss, dass die 70 höher als die Apostel waren? Wenn ihr es tut, so seid ihr sehr im Irrtum, denn sie waren keineswegs so; und es würde sehr zu bedauern sein, wenn irgend Jemand, der im Reich Gottes von Nutzen gewesen ist, daraus schließen wollte, dass er besser sei, als die, deren ernste Arbeit von keinem so anscheinenden Erfolg gekrönt wird. Ein im Dunkeln lebendes Kind Gottes, dessen Name vielleicht nie in der Kirche genannt ist, kann doch mehr wert sein, als wir. Von allen Urteilen über uns selbst, ist dasjenige, was auf den anscheinenden Nutzen, mit dem wir gewirkt, sich gründet, wahrscheinlich das trüglichste. Komme her, Mann, wenn du dich für etwas hältst, weil du Wunder gewirkt hast, ich will dir die auserlesensten von meines Meisters Kindern auf Krankenbetten zeigen, ich will dir die tiefste und seltenste Frömmigkeit weisen, verbunden mit unwissender Armut, ich will dir einen Mann auffinden, der keinen Satz grammatisch richtig sprechen kann und doch so recht im Schoß Christi lebt, und will dich beschämt machen vor der Tiefe und Macht seiner lebendigen Gottseligkeit. Ich will dir Einen finden, der wie ein kostbares Kleinod in den Augen Jehovas leuchtet, mit welchem verglichen du ein armer dunkler Kieselstein bist, und dennoch bist du hoch geachtet und er genießt wenig Ehre. Seine Gebete sind der Kirche von 1000 mal größerem Nutzen gewesen als dein Predigen; ja, es mag sein, dass der Erfolg deines Predigens seinen Gebeten zu verdanken ist. Wir können nicht den Charakter nach den Gaben beurteilen. Der, welcher Ein Pfund hat und es gut anwendet, wird am letzten Ende besser empfangen, als der, welcher 5 Pfunde hat und sie schlecht gebraucht; und der, welcher seinen Kreis ausfüllt, soll, auch wenn dieser Kreis klein ist, doch viel mehr Trost darin finden, als der, welcher bei einem weiten Feld den größeren Teil unangebaut lässt. Große Wichtigkeit in den Augen der Menge ist kein Beweis großer Gnade; ein Mann ist darum nicht mehr wert, weil er Erfolg bat; der Beste hat vielleicht nicht immer das meiste Gelingen; rühme dich nicht, o Fischer, weil dein Netz voll ist, denn ebenso gute Männer wie du, haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.

Ferner, dieser Freude über den Erfolg müssen die Zügel straff angehalten werden, weil sie keine bleibende Freude ist. Wenn du, o Mann, dich heute freust über unterworfene Teufel, was willst du morgen tun, wenn die Teufel wieder losbrechen? Wenn du von deiner Arbeit voller Erfolg heimkehrst und dich freust, was willst du tun, wenn du ein anderes Mal den undankbaren Felsen zu pflügen hast und deine Pflugschar entzwei bricht? Wie, wenn dich dein Meister irgendwohin sendete, wo deine Einladung keinen Anklang findet? Wie, wenn er dich unter die Samariter sendete, die dich nicht einmal hören wollten und du von Stadt zu Stadt gehen und den Staub von deinen Füßen schütteln müsstest? Wie, wenn du ein Kind anträfst, das von einem Teufel besessen wäre, und fändet, dass du den bösen Geist nicht austreiben könntest, weil diese Art nicht ausfährt denn durch Beten und Fasten? Wie! Mann, du wirst dann tief niedergedrückt sein und dein Mut wird wanken. Wenn du deine Seele mit so leichter Speise genährt hast, wie anscheinender Erfolg ist, so wird dies dich schwächen, und was willst du tun, wenn es dir nicht mehr so gedeiht? Du wirst nicht Standhaftigkeit genug haben, unter Entmutigungen fortzuschreiten und du wirst den Dienst des Herrn scheuen. Das würde in der Tat schlimm sein! O, dass wir einen Glauben hätten, der von etwas Besserem als dem Anschein sich nährt, einen Glauben, der nicht von Gaben und Einfluss lebt oder von gegenwärtigem Erfolg, sondern sich von den unwandelbaren Verheißungen des hochgelobten Gottes erhält. Dies ist es, was wir nötig haben.

Dann ferner, diese Freude, wenn wir bis zum Überfließen davon voll wären, würde unfähig sein, in Leiden, Not, Versuchung und besonders im Tod anzubauen. Nehmt das Letzte: wird irgend Jemand, wenn er im Sterben liegt, sich mit der Betrachtung trösten können: „ich habe vor Andern von Christo gezeugt?“ Wird er nicht auf Anderes vertrauen müssen? Wird er nicht etwas viel Persönlicheres bedürfen? Wird dies der süße Bissen sein, der den Hunger seiner Seele stillen wird? Wie, wenn er Macht über Teufel gehabt? Können nicht die Teufel doch Macht über ihn gewinnen? Wird er im Stande sein, sich in den kalten Wellen des Todes mit diesem Ruhm aufzuheitern: „ich habe laut geredet und mächtiges Bekenntnis abgelegt und die Sache Christi wuchs unter meiner Leitung?“ Nein, in solchen Zeiten brauchen wir sichereren Trost und festere Stütze, als dieses. Unglücklich wird der sein, der sich gewöhnt hat, von der Aufregung großer Versammlungen oder von dem lobenden Urteil der Freunde zu leben. Gaben, Talente, Arbeiten, Erfolge, alles aufeinander gehäuft, kann eine Seele am Rand der Ewigkeit nicht aufrecht halten. Da steht uns immer die Tatsache vor Augen, dass solche Dinge kein sicheres Zeichen der Wiedergeburt sind. Trieben nicht die Söhne der Pharisäer Teufel aus? Sagte nicht das Volk von Simon Magus: „Der ist die Kraft Gottes, die da groß ist.“ Doch waren dies Betrüger, in denen Gottes Gnade nicht war. Wir müssen ein sicheres Zeugnis der Neugeburt haben, wir müssen wissen, dass unser Bürgerrecht im Himmel ist, wir müssen wissen, dass wir Jesu angehören, mit Einem Wort, wir müssen wissen, dass unsere Namen im Himmel geschrieben sind, sonst werden wir uns in unserer Sterbestunde ganz verloren fühlen. Aus allen diesen Ursachen seid nicht übermütig, wenn ihr Teufel ausgetrieben, große Mengen um euch versammelt oder Seelen zum Herrn geführt; sondern hört die Stimme des Herrn, wenn er euch auf andere Ursachen zur Freude hinweist.

II.

So kommen wir nun dazu, zweitens, die Freude zu betrachten, welche der Erregung bedarf. „Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“ Mir ist es lieb, Brüder, dass dies die Freude ist, der wir uns völlig hingeben dürfen, weil es eine ist, in der alle Heiligen sich vereinigen können und ihren Anteil daran haben. Wenn du an den Herrn Jesum Christum glaubst, mein lieber Bruder, so darfst du, auch wenn du nur wenig für ihn tun kannst, dich doch freuen, dass dein Name im Himmel geschrieben ist. Hierüber kann die bettlägerige Schwester sich freuen! Hierüber kann der unheilbare Kranke frohlocken. Das Kind Gottes, dessen Zunge durch Schwachheit gebunden und dessen Kämpfe mit Teufeln auf sein Kämmerlein und sein Krankenzimmer beschränkt sind, kann herkommen und sagen: „Auch ich kann mich freuen, dass mein Name im Himmel geschrieben ist.“ Habt ihr nie bemerkt, dass unsere greisen Freunde immer mit Freuden singen:

„Du schriebest meinen Namen
Ja längst im Himmel an,
Und machtest mich zum Samen,
Der nicht vergehen kann.“

Sie tun dies, weil die Erfahrung sie gelehrt hat, oft bei der Freude zu verweilen, dass ihre Namen im Himmel geschrieben sind.

Die Freude, welche unser Herr empfiehlt, ist eine, die aus dem Glauben entspringt, während die andere Freude nur aus dem Schauen entsteht. Ein Mann kann sehen, dass er Gaben hat, er kann sehen, dass er Macht und Einfluss hat, er kann sehen, dass er Erfolg hat; aber seid versichert, dass jede Freude, die den Gläubigen durch das wird, was ihre Augen sehen, eine zweifelhafte ist. Es ist ein Zuckerwerk, von dem wir nur wenig essen dürfen. Hast du einen solchen Honig gefunden? Iss nicht zu viel davon, damit er dich nicht krank mache. Aber die Freude darüber, dass unsere Namen im Himmel geschrieben sind, kommt aus dem Glauben, denn das Auge hat nicht die Urkunde gesehen; auch hat kein Engel sie uns vorgelesen, nur, weil wir an Jesum glauben, sind wir dessen sicher; darum wächst diese Freude auf gutem Grunde und ist ungefährlich. Alle Freuden des Glaubens sind so unschädlich wie das Wasser, das aus dem Felsen floss, keine vergifteten Ströme können aus dieser Quelle fließen. Diese Freude ist ein himmlisches Manna, wovon ein Mensch essen kann, so viel er mag und seine Seele sättigen. Dies ist gesundes Fleisch, das keine Plage im Lager erzeugt, wie das Essen der Wachteln es tat, denn die Wachteln waren im Zorn gesandt, um ihre heftigen Begierden zu befriedigen. Wir hören nie, dass die Menschen starben von dem Manna, das vom Himmel kam, aber sie starben durch das Essen der Wachteln, welche die Nahrung für ihre Lüste waren. Strebe du danach, so viel du nur kannst, von den Freuden des Glaubens zu erlangen, und besonders von dieser: „Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“

Diese Freude besteht darin, dass wir um unsere Erwählung wissen; „denn, liebe Brüder, von Gott geliebt, wir wissen, wir ihr auserwählt seid,“ wissen, dass eure Namen im Himmel geschrieben waren, ehe denn der Welt Grund gelegt ward. Gott, welche unbegreifliche Wonne ist das! Gottes Auserwählte zu sein, ist die auserwählteste der Wonnen. Die Freude, euren Namen im Himmel geschrieben zu wissen, schließt die Freude ein, zu wissen, dass ihr köstlich seid vor dem Herrn, denn es steht geschrieben: „Es ist vor ihm ein Denkzettel geschrieben für die, so den Herrn fürchten und an seinen Namen gedenken. Sie sollen, spricht der Herr, mein Eigentum sein an dem Tag, da ich meine Juwelen aufmachen werde.“ (Mal. 3,7. engl. Üb.) Im Himmel geschrieben sein, bedeutet, dass wir kostbar sind in den Augen des Herrn, dass er uns in die Liste seiner Kronjuwelen aufgenommen, und uns bewahren wird für sich selber bis auf den Tag, wo alle seine heiligen Reichskleinodien vollständig sein werden. Selig sind die, welche in dem Inventar des himmlischen Juwelenhauses verzeichnet stehen.

Im Himmel geschrieben sein, bedeutet, dass ihr das Bürgerrecht im Neuen Jerusalem habt, in der „Gemeine der Erstgeborenen, die im Himmel geschrieben sind.“ Gerade, wie in großen Städten ein Buch gehalten wird, in dem die Namen der Bürger eingeschrieben werden, so freuen wir uns, dass unsere Namen im Buch der Stadt da droben stehen und dass von nun an unser Bürgerrecht im Himmel ist, von dannen wir auch warten des Heilandes Jesu Christi, unseres Herrn. Dies ist ein weiter Gegenstand der Freude, denn er schließt unschätzbare Vorrechte und mehr als königliche Ehren ein.

Wir freuen uns auch, dass unsere Namen im Himmel geschrieben, d. h. bekannt und verkündet worden sind. Paulus erwähnte mehrere seiner Mitknechte, von denen er sagte, „deren Namen im Himmel geschrieben sind;“ das wollte sagen, obgleich sie hier weder Ruhm noch Ehre haben, so wird ihrer beständig gedacht da, wo die Ehre des Empfangens wert ist, nämlich, vor dem Thron Gottes. Die himmlische Schrift bedeutet, dass wir ein Teil und Stück von Christi neuem Reich sind, wir sind in die Reihe seiner Krieger aufgenommen, wir sind berufen, um seinetwillen Beschwerde zu ertragen. Wir sind im Himmel unter die Freunde Jesu eingeschrieben, wir gehören zu der heiligen Brüderschaft. In dem großen Buch der göttlichen Vaterschaft, sind wir unter seine Kinder gezählt, und deshalb sollen wir angesehen und behandelt werden als zu der Einen Familie im Himmel und auf Erden gehörig. Dies ist es, worüber wir zur Freude aufgefordert werden. Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“

Ich sehe in dieser Tatsache reichliche Ursache zur Freude, aber ich kann mich heute Morgen nicht dabei aufhalten, sie einzeln auseinanderzulegen. Ich möchte, dass ihr euch freut an der großen Gnade, die zuerst euren Namen in das ewige Buch Gottes schrieb. O, preise die allmächtige, freie, erwählende Gnade, die deinen unwürdigen Namen niederschrieb da, wo der Name eines Königs oder eines berühmten Mannes oder hochbegabten oder sehr beredten und gelehrten Mannes gestanden haben könnte. Anstatt dieser, welche Menschen für große Namen halten mögen, steht dein alltäglicher Name da; deshalb gib der Gnade Gottes auf ewig alle Ehre.

Und dann freue dich über die Gnade, welche deinen Namen in jenem himmlischen Buch erhalten hat, so dass über dich jene alte Drohung des Gesetzes keine Macht gehabt hat: „Ich will den aus meinem Buch tilgen, der an mir sündigt.“ 2. Mos. 32,33. Bis hierher hast du unter jenen gestanden, von denen der Geist ausdrücklich in der Offenbarung spricht: „Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angelegt werden; und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.“ Da steht dein Name noch immer in dem lebendigen Buch des Lammes verzeichnet, obgleich wohl manche Träne von dir darauf fallen könnte, wenn du denkst, welche Gnade es ist, die ihn da erhalten hat und für immer erhalten wird. Ein Name unter den Söhnen und Töchtern Gottes ist weit besser für dich, als wenn dein Name in “Debretts Peerage“ oder im Gothaischen Fürstenkalender geschrieben wäre. Da er im Buch des Lebens steht, verbürgt dir Friede, Freude, Sicherheit, Segen für jetzt und sichert dir künftig einen Platz unter dem im Blut gewaschenen Heer in den „vielen Wohnungen,“ dahin Christus gegangen ist, um sie zu bereiten für die, welche der Vater ihm gegeben. Sitzt nieder, Geliebte, und lasst eure Seele bis zum höchsten Grad der Freude triumphieren hierüber, eure Namen sind im Himmel geschrieben. Vergesst die fallenden Teufel für eine Weile, vergesst eure Fähigkeiten, vergesst eure Erfolge; werft alles dies zu des Erlösers Füßen, wo es hingehört und dann nehmt dies als eure Freude, euer Teil, euren Himmel hienieden, dass euer Name in dem Familienregister des Ewigen steht. Möge der Heilige Geist euch mit dieser erhabenen Wonne füllen.

Brüder, dies ist eine Freude, die gepflegt werden kann. Wie können wir sie pflegen? Wenn wir wünschen, viel von dieser Freude zu haben, so müssen wir die Tatsache gewiss machen. Wir müssen uns versichern, dass unsere Namen im Himmel geschrieben sind, sonst können wir uns nicht darüber freuen. Lasst euren Glauben wachsen, bis er die volle Zuversicht des Glaubens erreicht, und dann werdet ihr euch freuen, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind. „Wie soll ich das wissen?“ sagt Einer. Wohl, Freund, Eins ist gewiss, wenn Gott dich unter die geschrieben hat, die errettet sind, so kannst du es bald wissen, denn du bist errettet. Wenn du begnadigt bist, so steht dein Name unter den Begnadigten. Wenn du in der Tat lebendig gemacht bist, so steht dein Name unter den Lebendigen in Zion. Ich will dich nicht auffordern, weiter zu gehen und in das zu blicken, was nicht geoffenbart ist, denn wenn ich das täte, würde ich meine Grenzen so weit überschreiten, wie die, welche vorgeben, den Menschen Botschaften aus der Geisterwelt zu bringen. Der Herr gibt keiner in Sünden toten Seele das geringste Recht zu glauben, dass sie unter die Lebendigen geschrieben ist, noch gibt er irgend einem gottlosen Menschen die Freiheit zu glauben, dass er unter den Erwählten Gottes geschrieben steht. Wir müssen Beweis haben, nicht Träume und luftige Meinungen, und der Beweis dafür, dass er im Himmel geschrieben ist, ist, dass ein Mensch durch die Gnade aus der Welt heraus berufen ist, um Jesu zu folgen. Wir sehen unsere Erwählung durch unsere Berufung, und nicht anders. Wir können wissen, was von uns im Himmel geschrieben ist durch das, was in uns auf Erden geschrieben ist. Wenn die Gnade auf dein Herz geschrieben hat, bis du „ein Brief Christi“ bist, der „erkannt und gelesen wird von allen Menschen,“ so ist dein Name in seinem geheimen Buch. Wenn du auf den Herrn Jesum Christum traust, so bist du sein und der Herr kennt die Seinen und hat sie auf seine eigenen Tafeln geschrieben, die er in seinem Busen trägt. Wenn dein Name unter den wahren Gläubigen auf der Erde ist, so ist er unter den Erlösten im Himmel; du brauchst das nicht in Frage zu stellen, denn die Erklärungen der Schrift erheben es über jeden Zweifel.

Wenn du dich freuen willst, dass dein Name im Himmel geschrieben ist, so sei nicht bloß der Tatsache gewiss, sondern denke viel darüber nach. Lass dies oft in deinem Gemüt sich bewegen: „Mein Name ist im Himmel geschrieben; unter dem Namen des Herrn, des Lammes, steht er geschrieben. Ich bin einer von seinen Erlösten, und er verzeichnet euch unter sein teuer erkauftes Eigentum. Er kennt mich, blickt auf mich und sieht mich als sein Kleinod an. Ich bin nicht mein eigen, ich bin mit einem Preis erkauft, ich gehöre ihm an.“ Gehe, Bruder, und frohlocke darüber, und lass den leiblichen Einfluss davon täglich in deinem Leben leben; denn diese Freude, lieber Freund, wird machen, dass du alles Andere auf der Erde nur lose hältst. Was ist es, wenn du reich bist! freue dich darüber nicht, denn der Reichtum nimmt Flügel und fliegt davon, freue dich lieber, weil dein Name im Himmel geschrieben ist. Wenn du ein Mann von großem Wissen bist, danke Gott für deine Kenntnisse und brauche sie zu seiner Ehre; aber dennoch freue dich darin nicht, denn was ist irdische Erkenntnis oft anders, als gelehrte Unwissenheit? „Freue dich vielmehr, dass dein Name im Himmel geschrieben ist.“ Wenn du eine angesehene Stellung in der Kirche hast, danke Gott, wenn du ihn dadurch verherrlichen kannst; aber freue dich lieber, dass dein Name im Himmel geschrieben ist. Bist du stark und hast gute Gesundheit, sei dankbar für das Vorrecht; aber freue dich lieber, dass dein Name im Himmel geschrieben ist.

Wendet diesen Text in anderer Richtung, und wenn ihr irgend einen Schmerz habt oder wenn ihr den Mangel irgend eines irdischen Gutes betrauert, klagt nicht zu bitterlich; sondern freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.

Du bist arm. Wohl, verzage nicht, denn dein Name ist im Himmel geschrieben. Du bist verachtet und dein Name ist als ein böser verworfen, aber freue dich nichtsdestoweniger, denn er ist im Himmel geschrieben. Du hast nur wenig Gaben und Fähigkeiten, aber dein Name ist im Himmel geschrieben. Du könntest nicht vortreten und zu einer Menge erbaulich reden, aber dein Name ist im Himmel geschrieben. Wenn du stirbst, wird dein Abscheiden nur eine kleine Lücke in den Reihen der Kirche machen, aber dein Name ist im Himmel geschrieben.

Was immer dir mangelt oder was du leidest, lass dies dich trösten, und zu gleicher Zeit dich stärken zum Dienst. Die Freude des Herrn ist eure Stärke, und ihr werdet euch fähig fühlen, vorwärts zu gehen im Werke des Herrn, wenn ihr kühn sprechen könnt: „Mein Name ist im Himmel geschrieben. Ich muss ihm wohl dienen, der mich so gnädig erlöst hat; er hat mich unter sein Volk eingeschrieben, warumsollte ich denn nicht hoffen, dass er mit mir sein wird, wenn ich seine Botschaft ausrichte und versuche, für ihn Ruhm zu gewinnen? Mein Name ist im Himmel geschrieben und deshalb will ich für ihn leben und meine Kraft zum Äußersten brauchen für seinen Namen.“ Es scheint mir eine solche wunderbare sittliche und geistliche Macht in dieser Freude, dass ich gar nicht nötig habe, zu erklären, warum der Heiland dazu aufmuntert. Sie ist eine Beschränkung der andern Freude, aber davon unabhängig, hat sie so viel andern herrlichen Nutzen, dass wir kein Wort hinzuzufügen brauchen, um sie zu hüten oder zurückzuhalten, sondern im Gegenteil euch ernstlich auffordern, ohne Einschränkung sie zu genießen. Esst das Fette und trinkt das Süße; freut euch, ja, freut euch mit großer Freude; freut euch und freut euch abermals, weil eure Namen im Himmel geschrieben sind.

III.

Nun zuletzt, auf diese Freude geht der Heiland ein und wir haben drittens auf die Freude des Herrn zu blicken, wie er an dieser teilnimmt, und deshalb fügen wir unserm Text den ersten Satz des 21. Verses bei: „Zu der Stunde freute sich Jesus im Geist.“ Weshalb freute er sich? Ich denke, es war dieselbe Freude, die er uns empfinden heißt, so weit als es ihn selber betraf, denn ihr lebt, er freute sich, weil Gnade gegeben war. Er sagte: „Ich preise dich, Vater und Herr des Himmels und der Erden, dass du solches verborgen hast den Weisen und Klugen, und hast es geoffenbart den Unmündigen.“ Es macht Christi Herz froh, zu denken, dass Gott den Menschenkindern gnädig gewesen ist; zu denken, dass er Einige von diesem Geschlecht aus der „grausamen Grube gezogen“ und sie aus dem Schlamm emporgehoben und aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht gebracht. Es macht seine innerste Seele froh, zu sehen, dass die Sünde in vielen Menschen überwunden ist und dass Viele erneuert sind in dem Geist ihres Gemüts durch göttliche Gnade.

Jesus war auch froh über des Vaters Wahl. Er sprach: „Ich preise dich, o Vater.“ Er blickt auf diese 70 Unwürdigen, für deren Mund er Kraft verordnet hatte, und spricht: „Ich preise dich Vater, dass du diese erwählt hast.“ Sie bildeten ein elendes Regiment, um die Welt zu erobern, nicht wahr? Eine Gesellschaft von Fischern und Bauern, Männer der niederen Klasse. Wenn ein Mann die Welt zu bewegen hätte, so wäre es natürlich, wenn er auserlesene Geister wünschte, die Elite, die Aristokratie des Denkens jedenfalls, wenn nicht die des Gold und Silbers. Er möchte wünschen, die Gebildeten, die Edlen, die Unterrichteten auszuwählen für sein großes Unternehmen. Aber Jesus Christus ist vollkommen zufrieden mit des Vaters Wahl. Es hat mir manchmal tiefe Freude verursacht, zu denken, dass unser teurer Heiland vollkommen damit zufrieden ist, dass sein Vater mich erwählt hat. Er ist nicht wie Hiram, der, als König Salomo ihm gewisse Städte gab, unzufrieden mit denselben war, unser Herr hat niemals ein Wort gegen irgend eines der Schafe gesagt, die sein Vater ihm gegeben, noch hat er einen der Erwählten verachtet, die der Vater in seine Hand gelegt. Er ist vollkommen zufrieden mit dir, mein Lieber, vollkommen zufrieden, dass du erwählt bist, obgleich du keiner von den Weisen und Klugen bist; dass du erwählt bist, obgleich du eines von „dem Unedlen in der Welt“ bist. Jesus freute sich und pries den Vater für die Wahl, die seine freie Gnade getroffen.

Bemerkt den Geist, in welchem Jesus diesen Dank darbringt er ist zufrieden mit der Wahl, weil sie Gottes Wahl ist. „Ja, Vater, also war es wohlgefällig vor dir.“ Das ist der echte Geist Christi, zufrieden sein mit dem, was Gott will, weil Gott es will, er hat keine Fragen, kein Urteil, sondern zeigt eine völlige Unterwerfung, nein, eine tiefe Freude an dem erhabenen Willen Gottes. Lasst uns heute Morgen auch uns freuen, dass unsere Namen im Himmel geschrieben sind, weil Gott sie da haben wollte. Wie wohl zufrieden sollten wir mit diesem Willen sein, aber wie viel froher dürfen wir sein, dass auch Christus mit diesem Willen zufrieden ist, durch den wir ihm gegeben sind, um sein Volk zu sein.

Dann geht unser Heiland dazu über, sich zu freuen, weil die uns gegebene Gnade Gottes uns Christum offenbart und uns den Vater offenbart, denn er sagt: „Niemand weiß, wer der Sohn sei, denn nur der Vater; noch wer der Vater sei, denn nur der Sohn und welchem es der Sohn will offenbaren.“ Nun, die Gnade Gottes hat sich euch und mir kund getan, Geliebte in Christo, indem sie den Vater geoffenbart hat, den wir nun innerlich und wahrhaftig kennen. Wir können in unserm tiefsten Innern sagen: „Unser Vater, der du bist im Himmel.“ Und wir kennen auch den Sohn. Wir können Anderen nicht alles sagen, was wir von ihm wissen, alle den verborgenen Verkehr, den wir mit ihm gehabt, und in welche tiefe Gemeinschaft mit ihm wir eingegangen sind, aber wir kennen Christum und sind von ihm gekannt, und es ist unsers Lebens Werk, ihn mehr und mehr kennen zu lernen und den Vater in ihm.

Jesus freute sich, weil in all diesem eine Gemeinschaft war, denn er spricht davon, dass er den Vater kennt und der Vater ihn kennt, und dann davon, dass der Vater uns kennt, weil der Sohn ihn uns geoffenbart hat, - alles dies deutet auf eine wunderbare Gemeinschaft und Mitteilung mit dem Vater und mit dem Sohn. Nun dies ist, wie ich meine, die Höhe der Freude, einer Freude, an der Christus teilnimmt, wenn er Gemeinschaft mit dem Vater und mit uns hat, und an der wir teilnehmen, wenn wir Gemeinschaft mit ihm und dem Vater haben. Nun merkt euch, es ist nichts von diesem in dem: „Herr, es sind uns auch die Teufel untertan;“ es ist nichts von diesem darin, wenn wir nur Erfolg im Gewinnen der Seelen haben.

Ein Mensch kann Wunder tun und doch keine Gemeinschaft mit dem Vater haben und so dessen ermangeln, was der Kern, der Mittel- und Brennpunkt aller wahren Freude ist. Aber dem, dessen Namen im Himmel geschrieben ist, ist der Vater durch den Sohn geoffenbart und darin darf er sich ungemein freuen, denn diese Botschaft war es, auf die Könige und Propheten harrten und sie nicht fanden; dies ist es, worin selbst die Engel gelüstet zu schauen, deshalb, Brüder, freut euch in dem Herrn allezeit und abermals sage ich, freut euch.

Mein letztes Wort ist für die, welche nichts davon wissen, dass ihre Namen im Himmel geschrieben sind. Ich möchte den Text euch zuwenden ein oder zwei Sekunden lang, denn er hat eine dunkle Seite für euch und ich bitte Gott, dass, wenn ihr sie seht, ihr zittern und zu Christo fliehen mögt. Was du auch in dieser Welt hast, Sünder, du hast nichts, das der Freude wert ist, weil du nicht sagen kannst, dass dein Name im Himmel geschrieben ist. Freue dich nicht über deinen Reichtum, deine Gesundheit, deine Kinder, dein Glück, deine Stellung, deinen Erfolg, denn wenn dein Name nicht im Himmel geschrieben ist, so steht „Ikabod2)“ über deinen herrlichsten Gütern. Wenn du auf Alles blickst, was du erworben hast, denke daran, dass Gott deine Seele Hunger und Durst empfinden lassen kann in der Mitte aller dieser Dinge. Höre den Donner jenes furchtbaren Ausspruches: „Ich will euren Segen verfluchen.“ „Im Hause des Gottlosen ist der Fluch des Herrn, aber das Haus der Gerechten wird gesegnet.“ O, dass eure Namen im Himmel geschrieben wären um seiner Barmherzigkeit willen. Amen.

2)
„Fort ist die Herrlichkeit aus Israel, denn die Lade Gottes ist weggeschleppt worden“ (1. Sam 4,22)
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