Spurgeon, Charles Haddon - Sprüche Salomos (Andachten)

Spurgeon, Charles Haddon - Sprüche Salomos (Andachten)

Spr. 3,23

Dann wirst du sicher wandeln auf deinem Wege, dass dein Fuß nicht straucheln wird.

Das heißt, wenn wir den Wegen der Weisheit und Heiligkeit folgen, sollen wir darauf bewahrt bleiben. Wer bei Tageslicht auf der Landstraße wandelt, ist unter des Königs Schutz. Es gibt einen Weg für jeden Menschen, nämlich sein rechtmäßiger Beruf im Leben, und wenn wir fromm und in der Furcht vor Gott darauf wandeln, so will Er uns vor Übel bewahren. Wir mögen nicht mit großem Aufwand reisen, aber wir wollen sicher wandern. Wir mögen nicht fähig sein zu laufen wie junge Männer, aber wir sollen fähig sein zu gehen wie gute Männer.

Unsere größte Gefahr liegt in uns selber: unser schwacher Fuß ist leider so geneigt zum Straucheln. Lasst uns um mehr sittliche Kraft bitten, damit unser Hang zum Gleiten überwunden werde. Manche straucheln, weil sie den Stein im Wege nicht sehen; die göttliche Gnade setzt uns in den Stand, die Sünde wahrzunehmen und sie so zu vermeiden. Lasst uns diese Verheißung geltend machen und auf Ihn vertrauen, der seine Erwählten aufrecht hält.

Ach, unsere schlimmste Gefahr ist unsere eigene Sorglosigkeit, aber der Herr Jesus hat uns davor gewarnt, indem Er sagt: „Wachet und betet.“

O, dass wir Gnade hätten, heute zu wandeln ohne ein einziges Mal zu straucheln! Es ist nicht genug, dass wir nicht wirklich fallen; unser Flehen sollte sein, dass wir nicht den kleinsten Fehltritt tun, sondern dereinst Ihn anbeten mögen, „der uns behüten kann ohne Fehler.“

Spr. 3,24

Legst du dich, so wirst du dich nicht fürchten, sondern süße schlafen.

Wird der Leser vielleicht für eine Zeitlang durch Krankheit ans Lager gefesselt werden? Möge er ohne Traurigkeit in seine Kammer gehen mit dieser Verheißung im Herzen: „Legst du dich, so wirst du dich nicht fürchten.“

Wenn wir abends zu Bett gehen, so möge dieses Wort unser Kissen weich machen. Wir können uns nicht selbst im Schlaf bewahren, aber der Herr will uns in der Nacht behüten. Die, die sich unter dem Schutze des Herrn niederlegen, sind so sicher wie Könige und Königinnen in ihren Palästen, und sehr viel mehr. Wenn wir, indem wir uns niederlegen, auch zugleich alle Sorgen und allen Ehrgeiz niederlegen, so werden wir Erquickung auf unserem Lager finden, wie die Ängstlichen und Habsüchtigen sie nie auf dem ihrigen fühlen. Böse Träume sollen verbannt sein, oder wenn sie kommen, werden wir den Eindruck derselben auslöschen und wissen, dass es nur Träume waren.

Wenn wir so schlafen, werden wir wohl tun. Wie süß schlief Petrus, als selbst des Engels Licht ihn nicht erweckte, und es eines harten Schlages an die Seite bedurfte, um ihn aufzuwecken. Und doch war er verurteilt, am nächsten Tage zu sterben. So haben Märtyrer geschlafen, ehe sie verbrannt wurden. „Er gibt den Seinen Schlaf.“

Um sanften Schlaf zu haben, muss unser Leben sanft sein, unser Temperament sanft, unsere Betrachtungen sanft und unsere Liebe sanft sein.

Spr. 3,25.26

Fürchte dich nicht vor plötzlichem Schrecken, noch vor dem Sturm der Gottlosen, wenn er kommt. Denn der Herr ist deine Zuversicht, der behütet deinen Fuß, dass er nicht gefangen werde.

Wenn Gottes Gerichte hereinbrechen, will Er nicht, dass die Seinen erschrecken sollen. Er hat sich nicht aufgemacht, den Gerechten ein Leid zuzufügen, sondern sie zu verteidigen.

Er will, dass sie Mut zeigen sollen. Wir, die wir uns der Gegenwart Gottes freuen, sollten Gegenwart des Geistes beweisen. Da der Herr selbst plötzlich kommen mag, sollten wir durch nichts Plötzliches überrascht werden. Gelassenheit unter dem Toben und Brausen unerwarteter Übel ist eine köstliche Gabe göttlicher Liebe.

Der Herr will, dass Seine Erwählten Unterscheidungsgabe an den Tag legen, so dass sie sehen, wie „der Sturm“ der Gottlosen kein wirkliches Unglück für die Welt ist. Die Sünde allein ist ein Übel; die Strafe, die ihr folgt, ist wie ein Salz, das die Gesellschaft vor Fäulnis bewahrt. Wir sollten weit mehr Grauen haben vor der Sünde, welche die Hölle verdient, als vor der Hölle, welche aus der Sünde kommt.

Dann sollte des Herrn Volk auch große Ruhe der Seele zeigen. Satan und sein Schlangensamen sind voller List; aber die, welche mit Gott wandeln, sollen nicht in ihren trügerischen Schlingen gefangen werden. Gehe vorwärts, der du an Jesum glaubst, und lass den Herrn deine Zuversicht sein.

Spr. 3,33

Das Haus des Gerechten wird gesegnet.

Er fürchtet den Herrn, und deshalb steht er unter göttlichem Schutz, bis zum Dach sogar, das ihn und die Seinigen bedeckt. Sein Heim ist eine Stätte der Liebe, eine Schule heiliger Erziehung und ein Ort himmlischen Lichtes. Es ist ein Hausaltar darin, an dem der Name des Herrn täglich verehrt wird. Deshalb segnet der Herr seine Wohnung. Es mag eine niedere Hütte oder ein stattliches Herrenhaus sein, denn des Herrn Segen kommt um des Bewohners, und nicht um des Umfangs der Wohnung willen.

Das Haus ist am meisten gesegnet, in dem Hausherr und Hausfrau gottesfürchtige Leute sind; aber ein Sohn oder eine Tochter oder selbst ein Diener mag einen Segen über den ganzen Haushalt bringen. Der Herr bewahrt und versorgt oft eine Familie und lässt es ihr wohl ergehen um eines oder zweier Mitglieder willen, die vor Seinen Augen „gerecht“ sind, weil Seine Gnade sie dazu gemacht hat. Geliebte, lasst uns Jesum als unseren beständigen Gast haben, wie die Schwestern in Betanien es hatten, dann werden wir in der Tat gesegnet sein.

Lasst uns darauf achten, dass wir in allen Dingen gerecht seien - in unserem Geschäft, in unserem Urteil über andere, in unserem Verhalten gegen unsere Nächsten und in unserem ganzen Leben und Wandel. Ein gerechter Gott kann nicht ungerechte Handlungen segnen.

Spr. 8,17

Ich liebe, die mich lieben; und die mich frühe suchen, finden mich.

Die Weisheit liebt ihre Liebhaber und sucht ihre Sucher. Der ist schon weise, der weise zu sein sucht, und der hat beinahe die Weisheit gefunden, der sie fleißig sucht. Was von der Weisheit im allgemeinen wahr ist, das ist ganz besonders wahr von der in unserem Herrn Jesu verkörperten Weisheit. Ihn sollen wir lieben und suchen, und dafür sollen wir seine Liebe genießen und Ihn selber finden.

Unsere Aufgabe ist es, Jesum früh im Leben zu suchen. Glücklich sind die Jungen, deren Morgen mit Jesus zugebracht wird! Es ist nie zu früh, den Herrn Jesum zu suchen. Frühe Sucher werden sichere Finder. Wir sollten Ihn früh mit Fleiße suchen. Reichwerdende Kaufleute sind Früh-Aufstehende, und reichwerdende Heilige suchen Jesum eifrig. Die, welche Jesum zu ihrer Bereicherung finden, haben ihn mit ganzem Herzen gesucht. Wir müssen ihn zuerst und so am frühesten suchen. Jesus über alle Dinge. Jesus zuerst, und nichts andres auch nur als ein schlechtes Zweites!

Das Gute dabei ist, dass Er gefunden wird. Er offenbart sich unsrem Forschen immer klarer. Er gibt sich völlig der Gemeinschaft mit uns hin. Glücklich die Menschen, die einen suchen, der, wenn Er gefunden ist, auf ewig bei ihnen bleibt, ein Schatz, der ihrem Herzen und Verstande immer teurer wird.

Herr Jesus, ich habe Dich gefunden; lass Dich von mir finden bis zu einem unaussprechlichen Grade freudiger Befriedigung.

Spr. 10,9

Wer aufrichtig wandelt, der wandelt sicher.

Sein Wandel mag langsam sein, aber er ist sicher. Wer versucht, schnell reich zu werden, wird weder unschuldig noch sicher sein; aber stetes Beharren in der Lauterkeit wird, wenn es keine Reichtümer bringt, gewiss Frieden bringen. Bei dem Tun dessen, was recht und gerecht ist, gleichen wir einem, der auf einem Felsen geht, denn wir haben die Zuversicht, dass jeder Schritt, den wir machen, auf solidem und festem Grund ist. Andererseits muss der größte Erfolg, den zweifelhafte Handlungen haben, immer hohl und betrügerisch sein, und der Mann, der ihn erreicht hat, muss immer fürchten, dass ein Tag der Rechenschaft kommen wird, und dann wird sein Gewinn ihn verdammen.

Lasst uns bei der Wahrheit und der Gerechtigkeit bleiben. Durch Gottes Gnade lasst uns unserem Herrn und Meister nachahmen, in dessen Mund kein Betrug erfunden ward. Lasst uns nicht fürchten, arm zu sein oder mit Verachtung behandelt zu werden. Niemals, unter keiner Bedingung, lasst uns etwas tun, was unser Gewissen nicht rechtfertigen kann. Wenn wir den inneren Frieden verlieren, so verlieren wir mehr, als ein Vermögen erkaufen kann. Wenn wir auf dem Weg des Herrn bleiben und niemals gegen unser Gewissen sündigen, so ist unser Weg gesichert gegen alle, die da kommen. Wer ist, der uns schaden könnte, wenn wir dem folgen, was gut ist? Wir mögen von Narren für Narren gehalten werden, wenn wir fest in unserer Lauterkeit sind; aber an dem Orte, wo das Gericht unfehlbar ist, werden wir Billigung finden.

Spr. 10,24

Was die Gerechten begehren, wird ihnen gegeben werden.

Weil es ein gerechtes Begehren ist, kann Gott es ohne Schaden verleihen. Es würde weder gut für den Menschen selber, noch für die menschliche Gesellschaft im allgemeinen sein, wenn eine solche Verheißung den Ungerechten gegeben wäre. Lasst uns des Herrn Gebote halten, und Er wird gerechterweise auf unsere Wünsche achten.

Wenn die Gerechten etwas Ungerechtes begehren, so wird es ihnen nicht gewährt werden. Aber alsdann ist es auch nicht ihr wirkliches Begehren; es ist ein Irrtum oder ein Versehen; und es ist gut, dass es ihnen abgeschlagen wird. Ihr rechtes Begehren soll vor den Herrn kommen, und Er wird nicht Nein sagen.

Versagt uns der Herr unsere Wünsche auf eine Zeitlang? Möge die heutige Verheißung uns ermutigen, weiter zu bitten. Hat Er sie uns ganz und gar versagt? Wir wollen Ihm immer noch danken, denn es war stets unser Verlangen, dass Er versagen sollte, wo nach Seinem Urteil eine Versagung am besten war.

Um einige Dinge bitten wir sehr kühn. Unser Hauptbegehren ist Heiligkeit, nützliches Wirken, Ähnlichkeit mit Christo, Bereitung auf den Himmel. Dies sind mehr die Wünsche der Gnade, als der Natur - mehr die Wünsche eines Gerechten als die eines bloßen Menschen. Gott will uns diese nicht in kärglichem Maße gewähren, sondern „überschwänglich für uns tun.“ „Habe deine Lust an dem Herrn; der wird dir geben, was dein Herz wünscht.“ Heute, meine Seele, bitte um Großes!

Spr. 10,27

Die Furcht des Herrn mehret die Tage; aber die Jahre der Gottlosen werden verkürzet.

Daran ist kein Zweifel. Die Furcht des Herrn führt zu tugendhaften Gewohnheiten, und diese verhüten jene Vergeudung des Lebens, die von Sünde und Laster herrührt. Die heilige Ruhe, die aus dem Glauben an den Herrn Jesus entspringt, hilft auch einem Menschen sehr, wenn er krank ist. Jeder Arzt freut sich, einen Patienten zu haben, dessen Gemüt ganz ruhig ist. Unruhe tötet, aber Zuversicht auf Gott ist wie heilende Arznei.

Wir haben deshalb Vorbedingungen für ein langes Leben, und wenn es wirklich zu unserem Besten ist, werden wir ein hohes Alter sehen und wie reife Garben in unser Grab kommen. Wir wollen uns nicht, sobald uns nur ein Finger weh tut, von plötzlicher Todesfurcht übermannen lassen, sondern vielmehr erwarten, dass wir für eine beträchtlich lange Zeit fortzuwirken haben werden.

Und wie, wenn wir bald zu einer höheren Sphäre berufen würden? Gewiss, es würde bei einem solchen Ruf nichts zu beklagen sein, sondern nur Grund zur Freude. Lebend oder sterbend sind wir des Herrn. Wenn wir leben, will Jesus bei uns sein; wenn wir sterben, sollen wir bei Jesus sein.

Die wahrste Verlängerung des Lebens ist, zu leben während wir leben, keine Zeit zu vergeuden, sondern jede Stunde für die höchsten Zwecke zu benutzen. So sei es heute.

Spr. 11,25

Die Seele, die da reichlich segnet, wird fett.

Wenn ich wünsche, dass es wohl um meine Seele stehen soll, so darf ich meine Vorräte nicht aufspeichern, sondern muss den Armen austeilen. Karg und genau sein ist der Welt Weg zum Wohlstand, aber es ist nicht Gottes Weg, denn Er spricht: „Einer teilt aus und hat immer mehr; ein anderer karget, da er nicht soll, und wird doch ärmer.“ Der Weg des Glaubens ist, geben, um zu gewinnen. Ich muss dies wieder und wieder versuchen; und ich darf erwarten, dass so viel Wohlstand, wie gut für mich ist, mir werden wird als ein gnädiger Lohn für Freigebigkeit.

Natürlich kann ich nicht sicher sein, reich zu werden. Ich werde fett sein, aber nicht zu fett. Zu große Reichtümer könnten mich so schwerfällig machen, wie korpulente Personen es gewöhnlich sind, mir die Verdauungsbeschwerden der Weltlichkeit zuziehen oder vielleicht Verfettung des Herzens verursachen. Nein, wenn ich fett genug bin, um gesund zu sein, so kann ich mich wohl begnügen; und wenn der Herr mir mein Auskommen gewährt, so kann ich ganz zufrieden sein.

Aber es gibt eine geistige und geistliche Fettigkeit, welche ich sehr begehre; und diese kommt als eine Folge der Freigebigkeit für meines Gottes Sache, für seine Kirche und für meine Mitmenschen. Ich will nicht karg sein, sonst möchte mein Herz Hunger leiden. Ich will mitteilend und freigebig sein; denn dann werde ich meinem Herrn gleich werden. Er gab sich selbst für mich; soll ich Ihm irgend etwas missgönnen?

Spr. 11,25

Wer trunken macht, der wird auch trunken werden.

Wenn ich sorgsam an andere denke, so wird der Herr an mich denken; und in der einen oder anderen Weise wird Er mich belohnen. Wenn ich mich des Dürftigen annehme, so wird der Herr Sich meiner annehmen. Wenn ich auf kleine Kinder achthabe, so wird der Herr mich als Sein Kind behandeln. Wenn ich Seine Herde weide, wird Er mich weiden. Wenn ich seinen Garten begieße, wird Er aus meiner Seele einen wohl begossenen Garten machen. Dies ist des Herrn eigne Verheißung; meine Sache sei es, die Bedingung zu erfüllen und dann zu erwarten, dass Er die Verheißung erfüllt.

Ich mag um mich selber sorgen, bis zur Krankhaftigkeit, ich mag meine Gefühle beobachten, bis ich nichts mehr fühle, und ich mag meine eigne Schwachheit beklagen, bis ich fast zu schwach zum Klagen werde. Es wird mir viel nützlicher sein, uneigennützig zu werden und aus Liebe zu meinem Herrn anzufangen, für die Seelen derer um mich her zu sorgen. Mein Wasserbehälter wird sehr leer; kein frischer Regen kommt, ihn zu füllen; was soll ich tun? Ich will den Hahn umdrehen und das Wasser auslaufen lassen, die welkenden Pflanzen um mich her zu tränken. Was sehe ich? Meine Zisterne scheint sich zu füllen während des Fließens. Eine geheime Quelle ist tätig. So lange alles stillstand, war der frische Born versiegelt; aber wenn mein Vorrat ausfließt, andere zu tränken, so denkt der Herr an mich. Halleluja!

Spr. 12,19

Wahrhaftiger Mund besteht ewiglich; aber die falsche Zunge währet nur einen Augenblick.

Die Wahrheit währet lange. Die Zeit setzt sie auf die Probe, aber sie hält die Prüfung sehr gut aus. Wenn ich also die Wahrheit gesprochen habe und für jetzt deshalb leide, so muss ich zufrieden sein, zu warten. Wenn ich die Wahrheit Gottes glaube und mich bemühe, sie zu verkünden, so mag ich viel Widerstand finden, aber ich brauche mich nicht zu fürchten, denn zuletzt muss doch die Wahrheit obsiegen.

Was für eine armselige Sache ist der zeitweilige Triumph der Falschheit! “Eine falsche Zunge währet nur einen Augenblick!” Sie ist bloß ein Kürbis, der in einer Nacht aufwächst und in einer Nacht verdirbt; und je größer ihre Entwicklung, desto offenbarer ihr Hinwelken. Auf der andren Seite, wie würdig eines unsterblichen Wesens ist das Bekenntnis und die Verteidigung der Wahrheit, die niemals sich ändern kann, des ewigen Evangeliums, das in der unbeweglichen Wahrheit eines unwandelbaren Gottes gegründet ist! Ein altes Sprichwort sagt: “Wer die Wahrheit spricht, macht den Teufel zuschanden.” Gewiss, wer die Wahrheit Gottes spricht, wird alle Teufel in der Hölle zu Schanden machen und allen Schlangensamen, der jetzt seine Falschheiten auszischt, in Verwirrung bringen.

0 mein Herz, trage Sorge, dass du in allen Dingen auf Seiten der Wahrheit bist, sowohl in kleinen als in großen Dingen; aber besonders auf Seiten Dessen, durch den Gnade und Wahrheit unter die Menschen gekommen ist!

Spr. 13,13

Wer das Gebot fürchtet, dem wird es vergolten.

Heilige Ehrfurcht vor dem Worte Gottes steht nicht hoch im Wert. Die Menschen halten sich für weiser als das Wort des Herrn und sitzen über dasselbe zu Gericht. „Ich tat aber nicht also, um der Furcht Gottes willen.“ Wir nehmen das von Gott eingegebene Buch als unfehlbar an, und beweisen unsere Achtung durch unseren Gehorsam. Wir haben keinen Schrecken vor dem Wort, aber wir haben kindliche Ehrfurcht davor. Wir fürchten uns nicht vor seinen Strafen, weil wir Furcht vor seinen Geboten haben.

Diese heilige Furcht des Gebotes erzeugt die Ruhe der Demut, die weit süßer ist als die Sorglosigkeit des Stolzes. Sie wird uns eine Führerin auf unseren Wegen, ein Hemmschuh, wenn wir bergab gehen und ein Sporn, wenn wir bergauf klimmen. Vor dem Bösen bewahrt und in die Gerechtigkeit geleitet durch unsere Ehrfurcht vor dem Gebot, gewinnen wir ein ruhiges Gewissen, das ein Brunnen des Weins ist; ein Gefühl der Freiheit von Verantwortlichkeit, das wie Leben von den Toten ist und eine Zuversicht, dass wir Gott gefallen, die ein Himmel hienieden ist. Die Gottlosen mögen unsere tiefe Ehrfurcht vor dem Wort des Herrn verlachen; aber was tut das? Das Kleinod unserer himmlischen Berufung ist ein genügender Trost für uns. Der Lohn des Gehorsams lässt uns die Verachtung der Verächter verachten.

Spr. 15,8

Das Gebet der Aufrichtigen ist Seine Freude.

Dies ist ebenso gut wie eine Verheißung, denn es spricht eine Tatsache aus, die durch alle Zeiten hindurch die gleiche bleiben wird. Gott hat Wohlgefallen an den Gebeten der Aufrichtigen, Er nennt sie sogar Seine Freude. unsere erste Sorge ist, aufrichtig zu sein. Neigt weder nach dieser noch nach jener Seite, sondern bleibet aufrecht; nicht krumm aus Politik, nicht niedergeworfen zur Erde durch Nachgiebigkeit gegen das Böse, steht aufrecht in strenger Lauterkeit und Geradheit. Wenn wir uns mit List und Kunstgriffen helfen, so wird Gott uns nicht helfen. Wenn wir krumme Wege versuchen, so werden wir finden, dass wir nicht beten können, und geben wir vor, es zu tun, so werden wir unsere Gebete vom Himmel ausgeschlossen finden.

Handeln wir in gerader Weise und folgen so dem geoffenbarten Willen Gottes? Dann lasst uns viel beten und im Glauben beten! Wenn unser Gebet Gottes Freude ist, so lasst uns nicht karg sein mit dem, was Ihm wohlgefällt! Er sieht nicht auf die Grammatik dabei, nicht auf die Metaphysik, noch auf die Rhetorik desselben; Menschen mögen es in all diesen Stücken verachten. Er hat als Vater Wohlgefallen an dem Lallen seiner Kindlein, dem Stammeln seiner neugeborenen Söhne und Töchter. Sollten wir nicht Freude am Gebet haben, da der Herr Freude daran hat? Lasst uns Botschaften vor den Thron bringen. Der Herr gibt uns Gründe genug zum Beten, und wir sollten Ihm danken, dass es so ist.

Spr. 15,33.

Ehe man zu Ehren kommt, muss man zuvor leiden.

Wenn die Seele gedemütigt wird, so trägt sie jedesmal einen bleibenden Segen davon. Wenn wir unsere Herzen frei machen lassen von aller Selbstsucht, dann erfüllt sie Gott mit Seiner Liebe. Wer sich nach inniger Gemeinschaft mit Christo sehnt, sollte sich an das Wort des Herrn erinnern: „Ich sehe aber an den Elenden, und der zerbrochenen Geistes ist, und der sich fürchtet vor Meinem Wort.“ Bücke dich, wenn du die steile Himmelsbahn erklimmen willst. Hören wir nicht von Jesu: „Der hinuntergefahren ist, das ist Derselbige, der hinaufgefahren ist über alle Himmel“? Und so müsst auch ihr hinabfahren, um hinauf zu gelangen; ihr müsst in die Tiefe wurzeln, um freudig wachsen zu können; denn den lieblichsten Umgang mit dem Himmel genießen die demütigen Seelen, und nur sie. Gott schlägt einem demütigen und zerschlagenen Herzen keinen Segen ab. „Selig sind, die da geistlich arm sind; denn das Himmelreich ist ihr“ mit all seinen Schätzen und Reichtümern. Die ganze Schatzkammer Gottes wird durch eine Schenkungsurkunde derjenigen Seele verschrieben, welche demütig genug ist, um sie sich schenken zu lassen, ohne darüber stolz zu werden. Gott segnet uns Alle im vollsten Maße, und bis zum Überfluss mit den Gütern, die Er uns ohne Gefahr für uns kann zukommen lassen. Wenn ihr eines gehofften Segens nicht teilhaftig werdet, so ists darum, dass ihrs nicht ertragen könntet. Wenn euer himmlischer Vater eurem unzerknirschten Herzen in Seinem heiligen Kampfe Siege schenkte, so möchtet ihr die Siegespalme euch selber zuerkennen, und wenn ihr dann einem neuen Feinde begegnetet, müsstet ihr unterliegen; darum werdet ihr um eures Heils willen in der Demut bewahrt. Wenn ein Mensch wahrhaft demütig ist, und sich nie auch nur ein Stäublein Ruhm anmaßt, so gibts kaum eine Grenze für das, was Gott um seinetwillen zu tun bereit ist. Demut bereitet uns zu, dass wir von dem Gott aller Gnade können gesegnet werden, und legt uns in den Stand, auch unsern Nebenmenschen zum Segen zu dienen. Wahre Demut ist eine Blume, die jeden Garten ziert. Sie ist ein Gericht, womit ihr jede Mahlzeit des Lebens würzen könnet; sie erhöht den Wert aller Dinge. (Goldstrahlen April 5)

Spr. 16,7

Wenn jemandes Wege dem Herrn wohlgefallen, so lässt Er auch seine Feinde in Frieden mit ihm sein.

Ich muss sehen, dass meine Wege dem Herrn wohlgefallen. Selbst dann werde ich Feinde haben; und vielleicht umso gewisser, als ich mich bemühe, das zu tun, was recht ist. Aber was für eine Verheißung ist dies! „Wenn Menschen wüten, so leget Gott Ehre ein,“ und Er wird ihr Wüten so dämpfen, dass es mich nicht ängstigen soll.

Er kann einen Feind abhalten, mir Schaden zu tun, auch wenn dieser Lust dazu hat. Dies tat Er bei Laban, der Jakob verfolgte, aber nicht wagte, ihn anzurühren. Oder Er kann den Zorn des Feindes dämpfen und ihn freundlich machen, wie Er es bei Esau tat, der Jakob in brüderlicher Weise entgegenkam, obwohl dieser gefürchtet, dass er ihn und seine Familie mit dem Schwert schlagen wolle. Der Herr kann auch einen wütenden Gegner in einen Bruder in Christo und einen Mitarbeiter umwandeln, wie Er es mit Saulus von Tarsus tat. O, dass Er dies überall tun wollte, wo ein Verfolgungsgeist sich zeigt!

Glücklich ist der Mann, dessen Feinde für ihn so gemacht werden, wie die Löwen für Daniel in der Grube, ruhig und umgänglich! Wenn ich dem Tod, der der letzte Feind genannt wird, begegne, so ist mein Gebet, dass ich in Frieden sein möge. Nur lasst meine große Sorge die sein, dem Herrn in allen Dingen zu gefallen. O, dass ich Glauben und Heiligkeit hätte, denn daran hat der Höchste Wohlgefallen!

Spr. 16,20.

Wer eine Sache klüglich führt, der findet Glück, und wohl dem, der sich auf den Herrn verlässt.

Weisheit ist eines Menschen wahre Macht; und wenn er sich von ihr leiten lässt, erfüllt er die Zwecke seines Daseins am besten. Die Angelegenheiten des Lebens klüglich zu führen, gewähret dem Menschen die reichste Freude und bietet seinen Kräften die edelste Beschäftigung dar; daher findet er Glück im vollsten Sinne des Worts. Ohne Weisheit ist der Mensch wie ein wildes Eselsfüllen, rennt bald hierhin, bald dorthin, vergeudet seine Kräfte, statt sie nützlich zu verwenden. Weisheit ist der Kompass, mit welchem er durch die pfadlose Meereswüste dieses Lebens steuert; ohne sie ist er ein herrenloses Schiff, ein Spielball der Wellen und Winde. Ein Mensch muss klug sein in einer Welt wie der unsrigen, sonst findet er kein Glück, sondern wird in unzähliges Unglück verflochten. Ein Pilgrim, der seine Tritte nicht mit äußerster Vorsicht tut, verlegt seine Füße schwer unter den Dornen des Waldes dieses Lebens. Wer durch eine Wüste zieht, die von Räuberbanden unsicher gemacht wird, muss seine Sache klüglich führen, wenn er glücklich reisen will. Wenn wir, geleitet von unserm großen Lehrer, nachfolgen, wohin Er uns vorangeht, so werden wir Glück finden auch in dieser dunkeln Heimat; es gibt himmlische Früchte die wir diesseits der Ringmauern des Gartens Eden pflücken können, und paradiesische Lieder, die wir in den irdischen Hainen dürfen erschallen lassen. Aber wo finden wir solche Weisheit? Viele haben davon geträumt, und sie doch nicht besessen. Wo lernen wir sie? Lasset uns aufmerken auf die Stimme des Herrn, denn Er hat uns das Geheimnis offenbart; Er hat den Menschenkindern enthüllt, worin die wahre Weisheit besteht, und wir finden sie in den Worten: „Wohl dem, der sich auf den Herrn verlässt.“ Der wahre Weg, wie man eine Sache klüglich führt, ist das Vertrauen auf den Herrn. Das ist der sichere Leitfaden in den verworrensten Irrgängen des Lebens; folge ihm nach, so findest du unverwelklichen Segen. Wer sich auf den Herrn verlässt, besitzt einen Freibrief auf die Schätze der Weisheit, der vom ewigen Wort Gottes verbürgt ist! wohl ihm schon jetzt und weit mehr noch dort oben. Herr, wandle in dieser Abendstunde mit mir durch den Garten, und lehre mich die Weisheit des Glaubens. (Goldstrahlen Mai 5)

Spr. 18,12.

„Wenn Einer zu Grunde gehen soll, wird sein Herz zuvor stolz.“

Es ist ein altes und gemeines Sprichwort, dass künftige Ereignisse ihren Schatten vor sich hinwerfen; und der Weise des Alten Bundes lehrt uns, dass ein stolzes Herz das Vorspiel des hereinbrechenden Unfalls ist. Stolz ist so sicher ein Zeichen des nahenden Sturzes, wie das Fallen des Wetterglases ein Vorbote des Regens; und nur noch untrüglicher als hier. Wenn Menschen auf hohem Ross einherritten, so hat das Unglück sie stets überfallen. Davids tiefbekümmertes Herz mag uns zeigen, dass eines Menschen Herrlichkeit sich verdunkelt, sobald er anfängt, sich seiner Größe zu überheben (2 Sam. 24,10). Sieh Nebukadnezar, den mächtigen Erbauer Babylons; er musste bei den Tieren auf dem Felde bleiben, und aß Gras wie die Ochsen, bis sein Haar wuchs, so groß als Adlersfedern und seine Nägel wie Vogelsklauen wurden (Daniel 4,33). Stolz machte den Gewaltigen zum wilden Tiere, wie vor dieser Zeit den Engel des Lichts zum Engel des Abgrunds. Gott hasset die stolzen Herzen und ermangelt nicht, sie zu demütigen. Alle Pfeile Gottes zielen auf die stolzen Herzen. O Christ, ist heute Abend dein Herz voll Stolz aufgebläht? Denn Stolz kann sich in ein Christenherz so gut einschleichen, als in das Herz eines Gottlosen; er kann ihn zum Wahn verleiten, er sei „reich und habe gar satt und bedürfe nichts.“ Erhebst du dich ob deiner Gnadengaben oder deiner Erkenntnis? Bist du stolz auf dich selbst darum, dass du heilige Gefühle und liebliche Erfahrungen in dir gewahr geworden bist? Habe Acht, liebe Seele, es droht dir ein Unglück, wenns so ist. Die eiteln Mohnblumen deines Selbstbetruges werden mit der Wurzel ausgereutet, die Pilze deiner eingebildeten Vorzüge verwelken in der brennenden Sonnenhitze, und deine Selbstgenügsamkeit ist Stroh, das auf den Mist geworfen wird. Wenn wir vergessen, in tiefster Demut der Seele unter dem Kreuze zu bleiben, so vergisst Gott nicht, und unter die Zucht Seiner Rute zu nehmen. Es kommt dir eine Heimsuchung, du ungebührlich hochmütiges Kind des Glaubens, die all' deine Freuden und all' deinen Trost verzehrt, obgleich sie nimmermehr deine Seele verzehren darf. Darum, wer sich rühmet, der rühme sich des Herrn.„ (Goldstrahlen März 9)

Spr. 19,17

Wer sich des Armen erbarmet, der leihet dem Herrn; der wird ihm wieder bezahlen, was er gegeben hat.

Wir sollen den Armen aus Erbarmen geben. Nicht um gesehen und gelobt zu werden, viel weniger, um Einfluss auf sie zu gewinnen; sondern aus reiner Teilnahme und Barmherzigkeit müssen wir ihnen helfen.

Wir müssen nicht erwarten, irgend etwas von den Armen wieder zu erhalten, nicht einmal Dankbarkeit, sondern sollten das, was wir getan, als etwas dem Herrn Geliehenes betrachten. Er übernimmt die Verpflichtung, und wenn wir bei dieser Sache auf Ihn sehen, so dürfen wir nicht auf die zweite Person dabei sehen. Was für eine Ehre verleiht uns der Herr, wenn Er sich herablässt, von uns zu borgen! Der Kaufmann ist sehr bevorzugt, der den Herrn in seinen Büchern stehen hat. Es scheint schade, einen solchen großen Namen bei einer geringfügigen Kleinigkeit niederzuschreiben; lasst es eine große Summe werden. Dem nächsten Bedürftigen, der dieses Weges kommt, dem wollen wir helfen.

Was die Wiederbezahlung anbetrifft, so können wir kaum daran denken, und doch haben wir hier des Herrn Verschreibung. Gelobt sei sein Name, seine Verheißung zu zahlen, ist besser denn Gold und Silber. Sind wir etwa in Verlegenheit durch die schlechten Zeiten? Wir können es wagen, demütig diesen Wechsel bei der Glaubensbank zu präsentieren. Ist jemand von unseren Lesern ein wenig hart gegen die Armen? Arme Seele. Möge der Herr ihm vergeben.

Spr. 20,7

Ein Gerechter, der in seiner Lauterkeit wandelt, des Kinder werden gesegnet werden nach ihm.

Sorge um unsere Familie ist natürlich, aber wir werden weise sein, wenn wir sie in Sorge um unser eigenes Verhalten verwandeln. Wenn wir vor dem Herrn in Lauterkeit wandeln, so werden wir mehr zum Segen unserer Nachkommen tun, als wenn wir ihnen große Besitztümer hinterlassen. Eines Vaters heiliges Leben ist ein reiches Vermächtnis für Seine Söhne.

Der aufrichtige Mann hinterlässt seinen Erben sein Beispiel, und dies wird an sich schon eine Fundgrube wahren Reichtums sein. Wie viele können ihren Erfolg im Leben auf das Beispiel ihrer Eltern zurückführen!

Er hinterlässt ihnen auch seinen Ruf. Die Menschen denken umso besser von uns, wenn wir die Söhne eines Mannes sind, dem man vertrauen konnte, die Nachfolger eines Geschäftsmannes von trefflichem Ruf. Oh, dass alle jungen Männer Sorge trügen, den Familiennamen rein zu halten!

Vor allem hinterlässt er seinen Kindern seine Gebete und den Segen eines Gottes, der Gebete erhört, und dies macht unsere Nachkommen zu Bevorzugten unter den Menschenkindern. Gott wird sie erretten, selbst nachdem wir tot sind. O, dass sie sogleich errettet würden!

Unsere Lauterkeit mag Gottes Mittel sein, unsere Söhne und Töchter zu erretten. Wenn sie die Wahrheit unserer Religion durch unser Leben bewiesen sehen, so mag es sein, dass sie selber an Jesum glauben werden. Herr, erfülle dieses Wort an meinem Hause!

Spr. 20,22

Sprich nicht: Ich will Böses vergelten. Harre des Herrn, der wird dir helfen.

Sei nicht hastig. Lass den Zorn abkühlen. Sage nichts und tue nichts, um dich selbst zu rächen. Du wirst gewiss unweise handeln, wenn du den Stock aufhebst, um deinen eignen Kampf zu fechten; und sicherlich wirst du nicht den Geist des Herrn Jesus zeigen. Es ist edler, zu vergeben und der Beleidigung nicht mehr zu gedenken. Ein angetanes Unrecht in deinem Busen schwären zu lassen und auf Rache zu denken, heißt alte Wunden offen halten und neue machen. Besser vergeben und vergessen.

Vielleicht sorgst du, dass du entweder etwas tun musst oder großen Verlust erleiden; dann tue, was diese Verheißung dir rät: „Harre des Herrn, der wird dir helfen.“ Dieser Rat wird dir keine fünf oder acht Groschen kosten, aber er ist weit mehr wert. Sei gelassen und ruhig. Harre des Herrn; trage Ihm deine Beschwerde vor: breite Rabsakes Brief vor dem Herrn aus, das wird an sich schon deine belastete Seele erleichtern. Außerdem ist hier die Verheißung: „Der wird dir helfen.“ Gott wird einen Weg der Befreiung für dich finden. Wie Er es tun wird, können weder du noch ich erraten, aber tun wird Er es. Wenn der Herr dir hilft, so wird das sehr viel besser sein, als dich in kleinliche Zänkereien einzulassen und durch das Ringen mit den Unreinen dich mit Schmutz zu bedecken. Sei nicht mehr zornig. Überlass deine Sache dem Richter aller.

Spr. 23,17.18

Lass dein Herz nicht neidisch sein auf die Sünder, sondern sei den ganzen Tag lang in der Furcht des Herrn. Denn sicher ist ein Ende da, und dein Warten wird nicht fehlen.

Wenn wir die Gottlosen glücklich sehen, so sind wir geneigt, sie zu beneiden. Wenn ihre geräuschvolle Fröhlichkeit uns zu Ohren dringt und unser eigenes Herz schwer ist, so denken wir halbwegs, dass sie besser daran seien, als wir. Dies ist töricht und sündig. Wenn wir sie besser kennten und besonders, wenn wir an ihr Ende gedächten, so würden wir sie bemitleiden.

Das Gegenmittel gegen den Neid liegt darin, dass wir in einem beständigen Gefühl der göttlichen Gegenwart leben, Gott verehren und Gemeinschaft mit Ihm haben den ganzen Tag lang, wie lang der Tag auch scheinen mag. Wahre Religion hebt die Seele in eine höhere Region empor, wo das Urteil klarer wird und die Wünsche erhabener. Je mehr vom Himmel in unserem Leben ist, desto weniger werden wir von der Erde begehren. Die Furcht Gottes treibt den Neid aus.

Der Todesstreich des Neides ist eine ruhige Betrachtung der Zukunft. Der Reichtum und die Ehre der Gottlosen sind eitles Gepränge. Dieser pomphafte Schein funkelt eine Stunde lang und erlischt alsdann. Ist der wohlhabende Sünder um seines Wohlergehens willen besser daran, wenn das Gericht ihn ereilt? Das Ende des Gottesfürchtigen ist Friede und Seligkeit, und niemand kann ihm seine Freude rauben; möge er deshalb den Neid fahren lassen und voll ruhiger Zufriedenheit sein.

Spr. 27,18

Wer seinen Feigenbaum bewahret, der wird die Früchte davon essen; und wer seinem Herrn dienet, der wird geehret werden.

Wer den Feigenbaum zieht, hat Feigen für seine Mühe, und wer einem guten Herrn dient, hat Ehre zu seinem Lohn. Wahrlich, der Herr Jesus ist der Beste der Herren, und es ist eine Ehre, wenn uns erlaubt wird, die geringste Handlung um seinetwillen zu tun. Es gibt Herren, deren Dienst ist, als wenn man einen Holzapfelbaum bewachte und Holzäpfel zum Lohn äße; aber meinem Herrn Jesu dienen, heißt einen Feigenbaum mit den süßesten Feigen bewahren. Sein Dienst ist an sich Freude, das Beharren darin ist Förderung, der Erfolg darin ist Segen hienieden, und der Lohn desselben ist die Herrlichkeit droben.

Unsere größten Ehren werden eingesammelt werden in jener Zeit, wenn die Feigen reif sind, nämlich in der künftigen Welt. Engel, die jetzt unsere Diener sind, werden uns heimtragen, wenn unser Werk getan ist. Der Himmel, wo Jesus ist, wird unsere ehrenvolle Wohnung sein, die ewige Seligkeit unser ehrenvolles Teil, und der Herr selbst unsere ehrenvolle Gesellschaft. Wer kann sich die volle Bedeutung dieser Verheißung vorstellen: „Wer seinem Herrn dienet, wird geehrt werden!“?

Gott, hilf mir, meinem Herrn zu dienen! Lass mich jeden Gedanken an Ehre aufgeben bis zu der Stunde hin, wo Du selbst mich ehren wirst. Möge der Heilige Geist mich zu einem demütigen und geduldigen Arbeiter und Diener machen!

Spr. 28,10

Die Aufrichtigen sollen Gutes in Besitz haben.

Das Buch der Sprichwörter ist auch ein Buch der Verheißungen. Verheißungen sollten Sprichwörter unter dem Volk Gottes sein. Dies ist eine sehr merkwürdige. Wir sind gewohnt zu denken, dass wir die Anwartschaft auf Gutes haben, aber hier wird uns gesagt, dass wir es in Besitz haben sollen.

Alle Bosheit und List der Feinde kann nicht unser Verderben bewirken: sie werden in die Grube fallen, die sie gegraben haben. Unser Erbe ist als ein so unveräußerliches auf uns übertragen, dass es uns nicht vorenthalten werden kann und wir auch nicht so vom Wege abgeleitet werden können, dass wir es verfehlen.

Aber was haben wir jetzt? Wir haben ein ruhiges Gewissen durch das kostbare Blut Jesu. Wir haben die Liebe Gottes, die über allen Wechsel hinaus unser ist. Wir haben Macht bei Gott im Gebet in jeder Zeit der Not. Wir haben die Vorsehung Gottes, die über uns wacht, die Engel Gottes, die uns dienen, und vor allem, den Geist Gottes, der in uns wohnt. In der Tat, alles ist unser. „Es sei das Gegenwärtige oder das Zukünftige, alles ist euer.“ Jesus ist unser. Ja, die göttliche Dreieinigkeit in Einheit ist unser. Halleluja! Lasst uns nicht jammern und wimmern und knausern und uns plagen, da wir Gutes in Besitz haben. Lasst uns von unserem Gott leben und den ganzen Tag in Ihm freuen. Hilf uns, o Heiliger Geist!

Spr. 28,13

Wer seine Missetat bedecket, dem wird es nicht gelingen; wer sie aber bekennet und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen.

Hier ist der Weg zur Barmherzigkeit für einen schuldigen und bußfertigen Sünder. Er muss von der Gewohnheit lassen, seine Sünde zu bedecken. Dies Bedecken wird versucht durch Falschheit, welche die Sünde leugnet; durch Heuchelei, welche sie verhehlt; durch Prahlerei, welche sie rechtfertigt; und durch lautes christliches Bekenntnis, das man als Ersatz dafür bieten will. Des Sünders Pflicht ist es, zu bekennen und zu lassen. Die zwei müssen zusammen gehen. Das Bekenntnis muss ehrlich vor dem Herrn selber abgelegt werden; und es muss ein Anerkennen des Unrechts einschließen, sowie ein Gefühl von der Sündigkeit desselben und Abscheu davor. Wir müssen nicht die Schuld auf andre werfen, noch die Umstände tadeln oder uns mit natürlicher Schwachheit entschuldigen. Wir müssen alles gerade heraussagen und uns als schuldig bekennen. Es kann keine Barmherzigkeit sein, bis dieses getan ist.

Ferner, wir müssen das Böse lassen; nachdem wir unsren Fehler eingestanden, müssen wir für die Gegenwart und die Zukunft jede Absicht fahren lassen, dabei zu verharren. Wir können nicht in Empörung bleiben und doch bei des Königs Majestät weilen. Die Gewohnheit des Bösen muss aufgegeben werden, sowie alle Orte, Gefährten, Bestrebungen und Bücher, die uns irre führen könnten. Nicht wegen des Bekenntnisses noch wegen der Besserung, aber in Verbindung damit finden wir Vergebung durch den Glauben an das Blut Jesu.

Spr. 28,14

Glücklich ist der, der sich allewege fürchtet.

Die Furcht des Herrn ist der Anfang und die Grundlage aller wahren Religion. Ohne ernste Ehrfurcht und Ehrerbietung vor Gott ist kein Halt da für die glänzenderen Tugenden. Der, dessen Seele nicht Gott verehrt, wird nie in Heiligkeit leben.

Der ist glücklich, der eine ängstliche Furcht fühlt, Unrecht zu tun. Eine heilige Furcht sieht nicht nur zu, ehe sie einen Sprung tut, sondern ehe sie eine Bewegung macht. Sie ist bange vor Irrtum, bange vor Vernachlässigung der Pflicht, bange vor dem Begehen einer Sünde. Sie fürchtet schlechte Gesellschaft, loses Geschwätz und zweifelhafte Klugheit. Dies macht einen Menschen nicht elend, sondern bringt ihm Glück. Die wachsame Schildwache ist glücklicher als der Soldat, der auf seinem Posten schläft. Wer das Übel vorher sieht und ihm entgeht, ist glücklicher als der, welcher sorglos weitergeht und umkommt.

Die Furcht vor Gott ist eine ruhige Gnade, die den Menschen eine treffliche Straße entlang führt, von der geschrieben steht: „Es wird da kein Löwe sein und wird kein reißendes Tier darauf treten.“ Furcht vor dem bloßen Schein des Bösen ist etwas Reinigendes, das den Menschen in den Stand setzt, durch die Macht des Heiligen Geistes seine Kleider unbefleckt von der Welt zu erhalten. In beiderlei Sinn wird der, der sich „allewege fürchtet“, glücklich gemacht. Salomo hatte beides versucht, Weltlichkeit und heilige Furcht: in der einen fand er Eitelkeit, in der anderen Glück. Lasst uns nicht seinen Versuch wiederholen, sondern bei seinem Urteilsspruch bleiben!

Spr. 30, 8.

Abgötterei und Lügen lass ferne von mir sein.

„Herr, mein Gott, sei nicht ferne von mir.“ Ps. 38,22.

Hier treten uns zwei große Lehren entgegen: wovor wir uns sollen behüten lassen, und was wir erbitten sollen. Der seligste Stand eines Christen ist auch sein heiligster Stand. Gleichwie die Wärme zunächst der Sonne am größten ist, so ist die größte Glückseligkeit da, wo wir Christo am nächsten sind. Kein Christ kann sich glücklich fühlen, wenn seine Blicke von Gott ab und auf eitle Dinge gerichtet sind; er findet keine Befriedigung, wenn seine Seele nicht freudig in den Wegen Gottes geht. Die Welt kann anderswo Vergnügen finden; er nicht. Ich tadle ungöttliche Menschen nicht darüber, dass sie ihren weltlichen Vergnügungen nachrennen. Warum auch? Lasst sie ihre Genüge haben. Es ist ja doch Alles, was sie zu genießen haben. Ein gottseliges Weib, die an ihrem unbekehrten Manne verzweifelte, war stets außerordentlich liebevoll gegen ihn, weil sie sagte: „Ich fürchte, dass dies die einzige Welt ist, wo er noch glücklich sein kann, und darum geht mein Sinnen und Trachten dahin, ihn darin so glücklich zu machen, als es mir möglich ist.“. Aber Christen suchen ihre Wonne in höheren Dingen, als in den gehaltlosen Tändeleien oder sündlichen Freuden der Welt. Jedes eitle Streben ist für wiedergeborene Seelen sehr gefährlich. Wir haben von einem Naturforscher gehört, der in eine Grube fiel, während er zu den Sternen hinauf schaute; aber wie tief fallen die, die abwärts schauen. Ihr Fall ist schrecklich. Kein Christ fühlt sich ruhig, wenn seine Seele träge und sein Gott ferne von ihm ist. Der wahre Christ ist jederzeit wohl geborgen, denn unerschütterlich fest steht sein Heil in Christo; aber er darf sich nie einer sicheren Ruhe hingeben hinsichtlich seines Wachstums in der Heiligung und seiner Gemeinschaft mit Jesu, so lange er hienieden wandelt. Selten wagt sich der Satan an einen Christen, der Gott nahe lebt. Wenn der Christ sich von Gott entfernt, geistlich ermattet und sich an eitlen Dingen zu sättigen sucht, dann glaubt der Teufel, dass der rechte, günstige Augenblick für ihn gekommen sei. Dir steht er Auge in Auge dem Kind Gottes gegenüber, das in seines Meisters Dienst tätig ist; aber der Kampf ist meistens kurz. Ach, schenke uns Gott die Gnade, dass wir in aller Demut vor Ihm wandeln! (Goldstrahlen Juni 13)

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