Spurgeon, Charles Haddon - Richter (Andachten)

Spurgeon, Charles Haddon - Richter (Andachten)

Richter 4,9

Der Herr wird Sissera in eines Weibes Hand übergeben.

Ein etwas ungewöhnlicher Text, aber es mögen Seelen in der Welt sein, die Glauben genug haben, ihn zu ergreifen. Barak, der Mann, obgleich zum Kriege berufen, hatte wenig Lust zum Kampf, wenn nicht Debora mit ihm gehen wollte, und so beschloss der Herr, einen Weiberkrieg daraus zu machen. Hierdurch rügte Er die Schlaffheit des Mannes, gewann für sich umso mehr Ruhm und warf umso mehr Schmach auf die Feinde seines Volkes.

Der Herr kann immer noch schwache Werkzeuge gebrauchen. Warum nicht mich? Er kann Leute gebrauchen, die gemeiniglich nicht zu großen, öffentlichen Taten berufen werden. Warum nicht dich? Das Weib, das den Feind Israels schlug, war keine Amazone, sondern eine Frau, die in ihrer Hütte weilte. Sie war keine Rednerin, sondern eine Frau, welche die Kühe molk und Butter machte. Kann nicht der Herr einen von uns gebrauchen, seinen Zweck auszuführen? Jemand mag heute zu unsrem Hause kommen, wie Sissera zu Jaels Hütte kam. Sei es unsre Sache, nicht ihn zu erschlagen, sondern ihn zu erretten. Lasst uns ihn mit großer Freundlichkeit empfangen, und dann die selige Wahrheit der Errettung durch den Herrn Jesum, unsren großen Stellvertreter, hervorbringen und das Gebot „glaube und lebe“ ihm ans Herz legen. Wer weiß, ob nicht irgendein hartherziger Sünder heute durch das Evangelium erschlagen wird?

Richter 7,20

Hier Schwert des Herrn und Gideon.

Gideon befahl seinen Männern zweierlei: sie sollten brennende Fackeln unter irdenen Krügen verborgen bei sich tragen und auf ein gegebenes Zeichen die Krüge in ihren Händen zerschlagen und die Fackeln zum Vorschein bringen; sie sollten dann die Posaunen blasen, die sie in der Rechten hielte, und rufen: „Hier Schwert des Herrn und Gideon!“ Das ist ganz genau auch die Aufgabe der Christen. Erstens müssen eure Fackeln leuchten; zerbrecht die irdenen Gefäße, die euer Licht verbergen; werft den Scheffel, der euer Licht bisher verhüllt hat, beiseite und gebt einen Schein von euch. Lasset euer Licht leuchten vor den Leuten; eure guten Werke seien so beschaffen, dass, wenn die Menschen auf euch sehen, sie erkennen können, ihr seid auch mit Jesu gewesen. Dann aber muss auch der laute Ruf ertönen, die Posaunen müssen erschallen. Es bedarf kräftiger Anstrengung, um die Sünder durch die Verkündigung des gekreuzigten Jesu zusammenzurufen und zu sammeln. Bringt ihnen das Evangelium; tragt es ihnen ins Haus; legt es ihnen auf den Weg; lasst nicht zu, dass sie entrinnen; blast die Posaune so laut, dass es ihnen in die Ohren gellt. Bedenkt weiter, dass das wahre Kriegsgeschrei der Gemeinde das Losungswort Gideons ist: „Hier Schwert des Herrn und Gideon!“ Gott muss es alles ausrichten, es ist sein Werk. Wir aber dürfen deshalb nicht müßig bleiben; wir müssen uns als Werkzeuge brauchen lassen: „Hier Schwert des Herrn und Gideon!“ Wenn wir nur rufen: „Hier Schwert des Herrn!“ so geben wir uns müßiger Einbildung hin; rufen wir aber: „Hier Schwert des Gideon!“ so offenbaren wir damit ein abgöttisches Vertrauen auf einen fleischlichen Arm: wir müssen im Leben beides in Zusammenklang bringen: „Hier Schwert des Herrn und Gideon!“ Wir vermögen nichts aus uns selber, sondern wir sind zu allem im Stande durch den Beistand unseres Gottes; darum wollen wir in seinem Namen den Entschluss fassen, selber auszuziehen in den Kampf und zu leuchten mit unserer brennenden Fackel eines heiligen Exempels und aus unseren Posaunen erschallen zu lassen Töne eines ernsten Zeugnisses und Bekenntnisses, so wird Gott mit uns sein, und Midian wird zu Schanden werden; die den Herrn lieb haben, müssen sein wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Macht, und der Heer der Heerscharen wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Richter 13,23

Wenn der Herr Lust hätte, uns zu töten, so hätte Er das Brandopfer und Speisopfer nicht genommen von unsren Händen; Er hätte uns auch nicht solches alles erzeiget.

Dies ist eine Art von Verheißung, die der Logik entnommen ist. Es ist ein aus sicheren Tatsachen richtig gefolgerter Schluss. Es war nicht wahrscheinlich, dass der Herr Manoah und seinem Weibe geoffenbart haben sollte, dass ihnen ein Sohn geboren werden würde, wenn Er im Sinne hätte, sie zu verderben. Das Weib schloss richtig, und wir werden gut tun, wenn wir ihrer Art der Beweisführung folgen.

Der Vater hat das große Opfer Golgathas angenommen und hat sein Wohlgefallen daran erklärt; wie kann Er jetzt Wohlgefallen daran haben, uns zu töten? Warum ein Stellvertreter, wenn der Sünder noch immer umkommen muss? Das angenommene Opfer Jesu macht der Furcht ein Ende.

Der Herr hat uns unsre Erwählung, unsre Kindschaft, unsre Vereinigung mit Christus, unsre Vermählung mit seinem geliebten Sohne gezeigt: wie kann Er uns jetzt verderben? Die Verheißungen sind voll Segnungen, die unsre Bewahrung zum ewigen Leben notwendig machen. Es ist nicht möglich für den Herrn, uns zu verwerfen, und dennoch seinen Bund zu erfüllen. Die Vergangenheit macht uns dessen gewiss und die Zukunft tut es auch. Wir werden nicht sterben, sondern leben; denn wir haben Jesus gesehen und in Ihm haben wir durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes den Vater gesehen. Um dieses Leben=gebenden Anblicks willen müssen wir auf ewig leben.

Richter 15,18

Da ihn aber sehr dürstete, rief er den Herrn an und sprach: Du hast solch großes Heil gegeben durch die Hand deines Knechtes; nun aber muss ich Durstes sterben.

Simson dürstete, und verschmachtete fast. Diese Trübsal war so ganz anders als irgend eine andere, welche früher den Helden betroffen hatte. Das Löschen des bloßen Durstes ist gar nicht zu vergleichen mit etwas so Großem wie die Befreiung aus den Händen von tausend Philistern! Aber als der Durst über ihn kam, empfand Simson dieses kleine vorhandene Leiden weit schwerer, als die große überstandene Prüfung, aus welcher er so gnädig und wunderbar war erlöst worden. Es kommt bei Kindern Gottes gar oft vor, dass, wenn sie eine große Errettung erfahren haben, sie eine kleine Heimsuchung zu unerträglich finden. Simson erschlägt tausend Philister und legt sie auf Haufen, und dann wird er um eines Trunkes Wassers willen ganz kleinmütig! Jakob ringt zu Pniel mit Gott, und überwältigt die Allmacht selber, und geht dann hin und „hinkt an seiner Hüfte!“ Sonderbar, dass immer ein Verrenken des Gelenkes kommen muss, wenn wir den Kampf siegreich bestanden haben. Gleich als ob der Herr uns unsere Kleinheit, unsere Nichtigkeit zeigen müsste, damit wir in den Schranken bleiben. Simson rühmte sich wohl laut, als er sprach: „Durch eines Esels Kinnbacken habe ich tausend Mann erschlagen.“ Da wurde seine ruhmredige Zunge bald schwer vor Durst und er schickte sich an zum Gebet. Liebes Kind Gottes, wenn du nach großen Gnadenerfahrungen recht tief gebeugt wirst, so geschieht dir nicht etwas Besonderes. Als David den Thron Israels bestieg, sprach er: „Ich aber bin noch zart und ein gesalbter König.“ Du musst dich darauf gefasst machen, dass du dich dann am schwächsten fühlst, wenn du deinen größten Triumph feierst.

Wenn Gott dich früher aus großen Nöthen erlöst hat, so ist dein gegenwärtiges Leiden dagegen nur mit Simsons Durst zu vergleichen, und der Herr lässt dich nicht verschmachten, noch gibt Er zu, dass die Tochter des Philisters über dich frohlocke. Der Leidensweg ist der Weg zum Himmel, aber es gibt auf dem ganzen Wege überall erfrischende Quellen. So muntere denn dein Herz auf, lieber heimgesuchter Bruder, an den Worten Simsons, und zähle zuversichtlich darauf, dass Gott dich über ein Kurzes erlösen wird. (Goldstrahlen, Januar 21)

Richter 16,6

Lieber, sage mir, worin deine große Kraft ist.

Worin liegt die geheime Kraft des Glaubens? Sie liegt in der Nahrung, von der sie lebt; denn der Glaube forscht, was die Verheißung ist: ein Ausfluss der göttlichen Gnade, ein Überströmen des großen Herzens unseres Gottes; und der Glaube spricht: „Mein Gott hätte diese Verheißung nicht geben können, es sei denn aus Gnade und liebendem Erbarmen; darum ist es völlig gewiss, dass sein Wort erfüllt wird.“ Dann denkt der Glaube: „Wer gab die Verheißung?“ Es kommt hier nicht auf ihre Größe an, als vielmehr darauf: „Wer ist der Urheber?“ Er erwägt, dass dieser Urheber Gott ist, der nicht lügen kann. Gott, der Allmächtige, Gott, der Unwandelbare; und daraus schließt er, dass die Verheißung erfüllt werden muss, und in dieser festen Überzeugung wandelt er weiter. Er erinnert sich, wozu die Verheißung gegeben wurde: nämlich zur Verherrlichung Gottes, und er fühlt die völlige Gewissheit, dass Gottes Ehre nicht wanken könne, dass er sein Wappen nicht verunglimpfen noch den Glanz seiner Krone verdunkeln lassen werde; und darum wird und muss die Verheißung feststehen. Dann betrachtet der Glaube auch das staunenswürdige Werk Christi als einen klaren Beweis von des Vaters Absicht, sein Wort zu erfüllen. „Welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschonet, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben; wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“ Weiter sieht der Glaube auf das Vergangene, denn seine Kämpfe haben ihn gestärkt, und seine Siege haben ihn ermutigt. Er erinnert sich, dass Gott ihn nie verlassen hat; ja, dass er auch nie ein einziges seiner Kinder vergessen hat. Er schaut zurück auf die Zeiten großer Not, wo die Erlösung kam; auf die Stunden schrecklicher Gefahr, wo seine Tage waren wie seine Kraft; und er ruft aus: „Nein, nie will ich mich dem Gedanken hingeben, dass er sich ändere und nun seinen Knecht verlassen kann. Bis hierher hat mir der Herr geholfen, er wird auch weiter helfen.“ So schaut der Glaube jede Verheißung an nach ihrem Zusammenhang mit dem, der sie gegeben hat, und darum spricht er voller Zuversicht: Wahrlich, „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“ „Denn Gott, der Herr, ist Sonne und Schild, der Herr gibt Gnade und Ehre, er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen.“

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