Spurgeon, Charles Haddon - Andachten über den Psalter - Psalm 81 - 90

Spurgeon, Charles Haddon - Andachten über den Psalter - Psalm 81 - 90

Ps. 81,11

Tue deinen Mund weit auf, und ich will ihn füllen.

Was für eine Ermutigung zum Gebet! Unsre menschlichen Vorstellungen würden und dahin leiten, um geringe Dinge zu bitten, weil unser Verdienst so gering ist; aber der Herr will, dass wir große Segnungen verlangen. Das Gebet sollte eine so einfach Sache sein, wie das Auftun des Mundes; es sollte eine natürliche, ungezwungene Äußerung sein. Wenn ein Menschen es ernst meint, so tut er seinen Mund weit auf, und unser Text treibt uns an, inbrünstig zu zu bitten und zu flehen.

Indessen liegt auch in demselben, dass wir kühn bei Gott sein sollen und viele und große Segnungen von seiner Hand erbitten. Leset den ganzen Vers und seht die Beweisführung: „Ich bin Jahwhe, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat. Tue deinen Mund weit auf, ich will ihn füllen.“ Weil der Herr uns so viel gegeben hat, fordert Er uns auf, um mehr zu bitten, ja, mehr zu erwarten.

Seht, wie die kleinen Vögel in ihren Nestern ganz und gar Mund zu sein scheinen, wenn die Mutter kommt, sie zu füttern. Lasst es ebenso mit uns sein. Lasst uns Gnade einnehmen an jeder Tür. Lasst uns sie eintrinken wie ein Schwamm das Wasser aufsaugt, in dem er liegt. Gott ist bereit, uns zu füllen, wenn wir nur bereit sind, gefüllt zu werden. Lasst unsre Bedürfnisse uns veranlassen, unsren Mund aufzutun; lasst unsre Schwäche uns anspornen, unsren Mund aufzutun und zu lechzen; ja, lasst unsre Angst uns treiben, dass wir den Mund auftun mit dem Schrei eines Kindes. Der geöffnete Mund soll vom Herrn gefüllt werden.

Ps. 84,6

„Die durch das Jammertal gehen, machen daselbst Brunnen. Und die Lehrer werden mit viel Segen geschmückt.“

Hier wird uns gezeigt, dass der Trost, der dem einen zuteil ward, sich auch gar oft einem andern wirksam erweist; gerade wie Brunnen auch von den Reisenden benutzt werden, die hernach vorüberziehen. Wir lesen etwa ein Buch, das uns reichen Trost gewährt und dem Stabe Jonatans gleicht, der vom Honig troff. Ach! da denken wir unser Bruder sei schon vor uns in derselben Lage gewesen wie wir, und er habe diesen Brunnen ebensowohl für uns gegraben, wie für sich selber. Manche herrliche „Abendklänge,“ „Reisepsalter,“ „Kreuz- und Trostlieder,“ „Kranken- und Siegesbette,“ „Trost im Leiden,“ sind solche Brunnen gewesen, die irgend ein Pilger für sich selbst gegraben hat, und die sich für andre als ebenso erquickend bewährt haben. Das bemerken wir besonders in den Psalmen, wie z.B.: „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?“ Reisende haben sich oft mit Entzücken gefreut über die Spuren der Fußtritte eines Menschen auf einem öden Strande, und wir sehen so gern die Pfadspuren der Pilger, wenn wir durch dies Tränental wandern. Die Pilger graben den Brunnen; aber sonderbar, er füllt sich von oben, statt von unten. Wir brauchen die Mittel, aber der Segen stammt von oben, und nicht von den Mitteln. Wir graben einen Brunnen, aber der Himmel füllt ihn mit seinem Segen. Das Pferd ist bereit auf den Kampftag, aber der Sieg kommt vom Herrn. Die Mittel stehen im Zusammenhang mit dem Zweck, aber sie bringen denselben nicht zur Vollendung. Sieh, so füllt der Regen die Teiche, und die Brunnen erfüllen dadurch ihre Bestimmung, dass sie Behältnisse für das Wasser sind; die Arbeit ist nicht umsonst, aber sie macht die göttliche Hilfe nicht überflüssig. „Die Lehrer werden mit viel Segen geschmückt.“ Die Gnade kann dem Regen verglichen werden um ihrer Reinheit, um ihrer erfrischenden und belebenden Wirkung willen, weil sie von oben stammt, und weil sie nach göttlichem Wohlgefallen geschenkt oder entzogen wird. Regenströme mögen euch, liebe Seelen, erquicken, und mögen eure Brunnen sich mit frischem Wasser füllen! Ach, was sind doch Heilmittel und Heilsvorschriften ohne den Beifall des Himmels! sie sind Wolken ohne Regen und Brunnen ohne Wasser. O, Du Gott der Liebe, öffne die Fenster des Himmels und gieße über uns aus Deinen Segen!

Ps. 84,7

„Sie erhalten einen Sieg nach dem andern.“

Sie erhalten einen Sieg nach dem andern. Diese Stelle wird verschieden übersetzt, aber alle diese Übersetzungen geben übereinstimmend den Sinn eines Fortschrittes. Unsre gebräuchliche Bibelübersetzung gibt uns für die heutige Betrachtung Stoff genug zum Nachdenken. „Sie erhalten einen Sieg nach dem andern.“ Das heißt, sie werden immer männlicher, immer mächtiger, immer mutiger. Im Kampfe, auf dem Marsch folgt gewöhnlich nach Sieg und Kraft Ermattung und Ermüdung; wir erheben uns munter und frisch am Morgen, aber der Tag wird heiß, die Sonne brennt, wir wischen den Schweiß von der Stirn und sehnen uns nach erquickender Rast, und dann gehts fort zu neuer Anstrengung. Aber der christliche Streiter, der stets neue Gnadenstärkung empfängt, ist nach jahrelanger Mühe und unausgesetztem Kampfe so frisch und kräftig, wie im Anfang. Er ist vielleicht nicht mehr so feurig und flink, nicht mehr so hastig und hitzig in seinem Eifer, wie ehemals, aber dafür ist er gewiegter in allem, was wirkliche Kraft heißt, und schreitet, wenn auch bedächtiger, doch umso sicherer voran. Manche silberlockige, erfahrene Kriegsleute haben sich so tapfer und treu um das Panier der Wahrheit geschart, haben es so siegreich in den Kampf getragen, wie in ihren jugendlichen Tagen; aber leider muss zugegeben werden, dass dies nicht immer der Fall ist; denn in vielen erkaltet die Liebe, und die Ungerechtigkeit nimmt überhand; aber daran ist ihre eigne Sünde Schuld und nicht die Verheißung, die noch immer feststeht in guten Treuen: „Die Knaben werden müde und matt, und die Jünglinge fallen. Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln, wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“ Furchtsame Seelen sinken nieder und kümmern sich um die Zukunft. „Ach!“ rufen sie, „wir erhalten eine Trübsal nach der andern.“ Freilich, du Kleingläubiger, aber eben damit erhältst du auch einen Sieg nach dem andern. Du findest nie ein Bündel Trübsal, in welches nicht auch genügende Gnade mit eingebunden wäre. Gott schenkt uns mit der Bürde, die Er erwachsenen Schultern auferlegt, auch die Stärke der reifen Manneskraft. Denn Er ist der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand stärkt, und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir!

Ps. 84,11

„Der Herr gibt Gnade und Ehre.“

Gütig und gnädig ist der Herr in allem seinem Wesen, Geben ist seine Lust. Seine Geschenke sind über alle Begriffe köstlich und werden uns so frei gewährt, wie das Licht der Sonne. Er gibt Gnade seinen Auserwählten, weil Ers also will, seinen Erlösten um seines Bundes willen, den Berufenen um seiner Verheißung willen, den Gläubigen, weil sie darum bitten, den Sündern, weil sie ihrer bedürfen. Er gibt seine Gnade reichlich, rechtzeitig, beständig, bereitwillig, nach seiner unumschränkten Macht; Er erhöht den Wert seiner Geschenke ums doppelte durch die Art, wie Er sie darreicht. Er gewährt jegliche Gnadenerweisung den Seinen frei und umsonst: Trost, Bewahrung, Heiligung, Leitung, Unterweisung, Hilfe; dies alles gießt Er großmütig und ununterbrochen aus in unsre Seelen, und mag auch kommen, was da wolle, so fährt er allezeit fort, also zu tun. Krankheit mag uns beschleichen, aber der Herr schenkt uns Gnade; Armut kann uns überfallen, aber gewisslich wird uns Gnade zuteil; der Tod muss über uns kommen, aber in der dunkelsten Stunde zündet die Gnade ihren Leuchter an. Lieber Freund, wie köstlich ists, wenn die Jahre vorüberziehen, und das Laub fällt, dass wir eine so unverwelkliche Verheißung besitzen, wie die: „Der Herr gibt Gnade.“ „Er ist es wert, dass man Ihn ehrt; Die Liebe, die mit Gnade krönt, Hat ewig uns mit Gott versöhnt.“ Das Wörtchen und in unserer Stelle ist ein diamantener Nagel, der die Gegenwart mit der Zukunft unauflöslich zusammennietet: Gnade und Ehre sind stets beisammen. Gott hat sie verbunden, und niemand kann sie trennen. Der Herr versagt einer Seele, der Er freies Leben in seiner Gnade geschenkt hat, die Herrlichkeit niemals; die Herrlichkeit ist nur Gnade im Feierkleid, Gnade in vollster Blüte, Gnade in reifster und vollendetster Frucht. Wie bald wir solcher Ehre teilhaftig werden, weiß niemand. Vielleicht erblicken wir die heilige Stadt noch vor Ende dieses Monats; aber sei die Frist auch länger oder kürzer, so werden wir dennoch in einer Kürze verherrlicht. Ehre, himmlische Herrlichkeit, ewige Ehre, Ehre Jesu, Ehre des Vaters: das will der Herr seinen Auserwählten allen schenken. O, seltene Verheißung eines treuen Gottes!

Ps. 84,11

Der Herr will Gnade und Herrlichkeit geben.

Gnade ist das, was wir jetzt brauchen, und sie ist allen zugänglich. Was kann freier sein als eine Gabe? Heute sollen wir erhaltende, stärkende, heiligende, befriedigende Gnade empfangen. Er hat bis jetzt tägliche Gnade gegeben, und für die Zukunft ist diese Gnade immer noch genügend. Wenn wir nur wenig Gnade haben, muss der Fehler in uns liegen; denn des Herrn Macht ist nicht verkürzt und Er ist auch nicht säumig, sie im Überfluss zu verleihen. Wir können nun so viel bitten, wie wir wollen und niemals ein Nein erwarten. Er gibt einfältig jedermann und rückt es niemand auf.

Der Herr mag kein Gold geben, aber Er gibt Gnade; Er mag keinen Gewinn geben, aber Er will Gnade geben. Er wird uns gewiss Prüfungen senden, aber Er wird Gnade im Verhältnis dazu geben. Wir mögen berufen werden zu arbeiten und zu leiden, aber mit dem Beruf wird alle dazu nötige Gnade kommen.

Was für ein und ist das in dem Spruche - „und Herrlichkeit!“ Wir brauchen noch keine Herrlichkeit, und wir taugen noch nicht dafür; aber wir sollen sie zur rechten Zeit haben. Nachdem wir das Brot der Gnade gegessen haben, sollen wir den Wein der Herrlichkeit trinken. Wir müssen durch das Heilige - welches die Gnade ist, zu dem Allerheiligsten, welches die Herrlichkeit ist, gehen. Diese Worte „und Herrlichkeit“ sind genug, um einen Mann vor Freude tanzen zu machen. Eine kleine Weile - eine kleine Weile, und dann Herrlichkeit auf ewig!

Ps. 84,12

„Er wird kein Gutes Mangeln lassen, denen, die aufrichtig wandeln.“

Vieles Angenehme mag der Herr mangeln lassen, aber „kein Gutes“. Er ist der Beste Richter über das, was gut für uns ist. Einige Dinge sind sicherlich gut, und diese können wir haben, wenn wir durch Jesum Christum, unsren Herrn, darum bitten. Heiligkeit ist etwas Gutes, und diese will Er gern in uns wirken. Sieg über böse Neigungen, Heftigkeit des Temperaments und böse Gewohnheiten wird Er willig verleihen, und wir sollten nicht ohne denselben bleiben.

Volle Heilsgewissheit will Er gewähren und nahe Gemeinschaft mit Ihm selber, und Zugang zu aller Wahrheit und Kühnheit mit obsiegender Macht vor dem Gnadenthron. Wenn wir diese nicht haben, so ist es Mangel an Glauben zum Empfangen und nicht Mangel an Willigkeit Gottes zum Geben. Eine gelassene, eine himmlische Gemütsstimmung, große Geduld und inbrünstige Liebe - alles dies wird Er dem heiligen Eifer geben.

Aber beachte wohl, dass wir „aufrichtig wandeln“ müssen. Es dürfen keine Nebenzwecke und keine krummen Wege da sein, keine Heuchelei und kein Betrug. Wenn wir unehrlich wandeln, kann Gott uns keine Gunst erzeigen, denn das würde eine Prämie an die Sünde sein. Der Weg der Aufrichtigkeit ist der Weg himmlischen Reichtums - so großen Reichtums, dass er alles Gute einschließt. Was für eine Verheißung, die wir im Gebet geltend machen können! Lasst uns auf unsre Knie fallen.

Ps. 86,9.

Die werden trunken von den reichen Gütern Deines Hauses.

Die Königin von Saba war erstaunt über den Reichtum der Speisen auf Salomos Tische. Sie konnte sich nicht mehr enthalten und verwunderte sich, als sie sah, wie vielen Vorrat ein einziger Tag erforderte, sie erstaunte ob der Menge der Diener, ihrem Amt, ihrer Kleidung und ihrer Speise. Aber was ist doch das Alles gegen den Haushalt des Gottes der Gnade? Zehntausend mal tausend Seiner Angehörigen werden tagtäglich gespeist; sie sind hungrig und durstig und kommen verlangend zum täglichen Gastmahl, aber Keiner kehrt je ungesättigt von dannen zurück; es ist genug vorhanden für einen Jeden, genug für Alle, genug für immer. Wenn gleich die Menge derer, die an Jehovas Tische speisen, unzählig ist wie die Sterne am Himmel, so empfängt dennoch ein Jeglicher sein Teil Speise. Überlege, wie viel Gnade ein einziger Heiliger bedarf; so viel, dass nur der Unendliche ihm für einen Tag das Nöthige zu verschaffen im Stande ist, und doch deckt der Herr Seinen Tisch nicht bloß für einen, sondern für viele Heilige, und nicht nur für einen Tag, sondern für ein Geschlecht nach dem andern. Achte wohl auf die reichliche Fülle, wovon in unserer Schriftstelle die Rede ist; die Gäste am Festmahl der Gnade werden nicht nur gesättigt, sie werden „trunken“, und nicht nur mit gewöhnlicher Speise gesättigt, sondern „trunken“ von den reichen Gütern aus Gottes eigenem Hause; und solche Bewirtung ist zugesagt und zugesichert durch eine wahrhafte Verheißung allen Menschenkindern, die unter dem Schatten der Flügel Jehovas trauen. Ich meinte einmal, wenn ich nur die Überbleibsel, die vom Gnadentische des Herrn wieder fortgetragen werden, bekommen könnte, so wäre ich glücklich, wie das cananitische Weib, welches sprach: „aber doch essen die Hündlein von den Brosamlein, die von ihrer Herren Tische fallen;“ aber kein Kind Gottes wird je mit Brosamen und Überresten abgefertigt; gleich Mephi Boseth essen sie alle an des Königs Tische. In den Gütern der Gnade wird uns allen ein übervolles Maß zugemessen, wie dem Benjamin; wir bekommen zehnmal mehr, als wir erwarten durften, und ob unsere Bedürfnisse gleich groß sind, so sind wir doch oft erstaunt über die Fülle der Gnade, welche und Gott in unserer täglichen Erfahrung zu genießen gibt. (Goldstrahlen März 4)

Ps. 89,19

„Ich habe erhöht einen Auserwählten aus dem Volk.“

Warum musste Christus ein Auserwählter aus dem Volk sein? Rede, mein Herz; denn Herzens-Gedanken sind die besten Gedanken. Geschah es nicht darum, damit Er unser Bruder sein könnte durch selige Bande des Blutes? O, welch eine Verwandtschaft ist das zwischen Christo und den Gläubigen! Wer glaubt, kann sagen: „Ich habe einen Bruder im Himmel; ich bin wohl arm, aber mein Bruder ist reich und ist ein König; wird Er zugeben, dass ich Mangel leide, während Er auf dem Throne sitzt? O nein! Er hat mich lieb; Er ist mein Bruder.“ Gläubige Seele, trage diesen köstlichen Gedanken wie einen Halsschmuck von Brillanten um den Nacken deines Gedächtnisses; stecke ihn wie einen goldenen Ring an den Finger deiner Erinnerung, und brauche ihn als das königliche Siegel, mit dem du die Bittschreiben versiegelst, damit die Erhörung sicher sei. Er ist „ein Bruder, in der Not erfunden,“ nimm Ihn als solchen. „Wer Jesum bei sich hat, kann sicher stehen, Und wird im Leidensmeer nicht untergehen. Wen dieser Bruder schützt, den trifft kein Schaden, Er wandelt überall auf ebnen Pfaden.“ Christus musste auch ein Auserwählter aus dem Volk sein, damit Er unsre Schwachheit kennen lerne und Mitleid mit uns haben könne. „Er ist versucht allenthalben gleich wie wir, doch ohne Sünde.“ All unsre Nöte fühlt Er mit uns. Versuchung, Schmerz, Widerwärtigkeit, Schwachheit, Ermattung, Armut, das alles kennt Er, denn Er hat es alles empfunden. Das bedenke, lieber Christ, und lass dir es zum Troste dienen. Wie rau und mühsam auch dein Pfad sei, so ist er geheiligt durch die Fußstapfen deines Heilandes; und ob du gleich wandelst im Tal der Todesschatten und an den Fluten des stolzen Jordan, so findest du auch da wieder die Spur seiner Tritte. Überall, wohin wir gehen, ist Er uns voran gegangen; jede Last, die wir tragen müssen, ist einst unserm Immanuel auferlegt gewesen.

„Sein Pfad war noch rauer, und schwerer sein Joch;
Hat Er so gelitten, was wehr' ich mich noch?“

Fasse Mut, eines Königs Füße haben den Weg mit Blut gezeichnet, und den Dornenpfad in ewige Zeiten geheiligt.

Ps. 90,4

Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der gestrige Tag, wenn er vergeht.

Tausend Jahre - wahrlich ein langer Zeitraum. Wieviel kann sich in ihm zusammendrängen. Das Emporsteigen und Zusammenbrechen von Weltreichen, die Glanzzeit und die Vernichtung von Herrschergeschlechtern, der Anfang und das Ende kunstvoller Systeme der Weltweisheit und zahllose für die einzelnen wie für die Familien hochwichtige Ereignisse, die den Federn der Geschichtsschreiber entgehen. Dennoch ist ein so langer Zeitabschnitt, der in der menschlichen Sprache beinahe mit einem unendlichen Zeitabschnitt gleichbedeutend ist, für den Herrn wie nichts. Ein Augenblick, der noch vor uns liegt, ist länger als das Gestern, wenn es am Schwinden ist; denn was vergangen ist, das ist nicht mehr. Ein ganzes Jahrtausend erscheint Gott, wenn er es überblickt, wie uns der gestrige Tag, wenn wir an der Grenze des neuen Tages auf ihn zurückblicken, ja, wie eine Nachtwache - ein Zeitabschnitt, der, kaum gekommen, auch schon vergangen ist. Ein Jahrtausend bietet den Engeln kaum Zeit, die Wachen zu wechseln. Wenn sie einen tausendjährigen Dienst fast hinter sich haben, ist es ihnen noch, als hätte die Wache kaum begonnen. Wir durchträumen die lange Nacht der Zeit, Gott aber hält immer Wache. Wieviel Tage und Nächte gehören für uns dazu, ein Jahrtausend voll zu machen, während dieser Zeitraum für Gott noch nicht einmal eine ganze Nacht, sondern nur den dritten Teil einer solchen ausmacht. Sind aber tausend Jahre für Gott nur wie eine einzige Nachtwache, wie lang muss dann die Lebenszeit des Ewigen sein.

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