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Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 4

Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 4

- Ein Psalm Davids, vorzusingen, auf Saitenspiel, - Erhöre mich, wenn ich rufe, Gott meiner Gerechtigkeit, der du mich tröstest in Angst; sei mir gnädig und erhöre mein Gebet! - Liebe Herren, wie lange soll meine Ehre geschändet werden? Wie habt ihr das Eitle so lieb und die Lüge so gern! (Sela) - Erkennet doch, dass der Herr seine Heiligen wunderbar führt; der Herr hört, wenn ich ihn anrufe. - Zürnet ihr, so sündiget nicht. Redet mit eurem Herzen auf eurem Lager und harrt. (Sela) - Opfert Gerechtigkeit und hoffet auf den Herrn. - Viele sagen: „Wer wird uns Gutes sehen lassen?“ Aber, Herr, erhebe über uns das Licht deines Antlitzes! - Du erfreuest mein Herz, ob jene gleich viel Wein und Korn haben. - Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne.

Wir können diesem Psalm die Überschrift geben: Abendlied. Die textgenaue Oberschrift lautet: „Ein Psalm Davids, dem Musikmeister auf Saitenspiel.“ Der Musikmeister war der Leiter aller musikalischen Darbietungen im Heiligtum. Man vergleiche dazu 1. Chron. 6, 51 f., 1. Chron. 15, 16-22 und 1. Chron. 25, 1-7. Freunde sakraler Musik finden in diesen Abschnitten viel Interessantes darüber, wie Gott im Tempel gelobt wurde. Die Titel mancher Psalmen sind zweifellos von den Namen berühmter Sänger bestimmt, die auch die Musik dazu komponierten.

„Auf Saitenspiel“. Es handelt sich um Saitenoder Handinstrumente, die ausschließlich mit der Hand gespielt wurden wie Harfen und Zimbeln. Die Freude der jüdischen Gemeinde war so groß, dass die Israeliten der Musik bedurften, um dem Hochgefühl ihrer Seele Ausdruck geben zu können. Unsere heilige Fröhlichkeit fließt nicht weniger über, wenn wir es auch vorziehen, sie auf geistlichere Weise auszudrücken. Anspielend auf diese Instrumente, die mit der Hand gespielt werden, sagt Gregor von Nazianz, der Kirchenvater (gest. um 390 n. Chr.):

„Herr, ich bin ein Instrument, das auf die Berührung deiner Hand wartet.“ Lasst uns offen sein für die Berührung durch den Heiligen Geist, so werden wir zum Klingen kommen.

Einteilung:

David betet um die Hilfe Gottes (Vers 2); er redet mit seinen Feinden (Verse 5-6); er vergleicht seine Zufriedenheit und Sicherheit mit der Unruhe der Gottlosen (Verse 7-9). Der Psalm ist eine köstliche Blume im Garten der Trübsal. Wie gut für uns, dass David durch viele Verfolgungen so tiefe geistliche Erfahrungen gesammelt hat, sonst hätten wir diese herrlichen Glaubenslieder nie zu Ohren bekommen.

Auslegung

V. 2 David hat in seinem Leben oft die Barmherzigkeit Gutes erfahren. Das macht ihn gewiss, dass Gott auch jetzt in der gegenwärtigen Not seine Hilfe erweisen wird. Es ist undenkbar, dass Gott uns aus sechs Trübsalen errettet, um uns in der siebten im Stich zu lassen. Gott macht keine halben Sachen. Er wird nicht aufhören, uns zu helfen, bis unsere Not aufhört. Das Manna soll jeden Morgen vom Himmel fallen, bis wir über den Jordan gekommen sind (2. Mose 16, 55). Beachte, dass David zuerst zu Gott spricht und dann zu Menschen. Sicherlich würden wir den Menschen gegenüber kühner und freier sein, wenn unsere Gemeinschaft mit Gott beständiger wäre. Wer es wagt, dem Schöpfer ins Angesicht zu schauen, wird vor den Geschöpfen nicht zittern.

Der Name, mit dem der Herr hier angeredet wird, verdient besondere Beachtung. Er wird sonst nirgends in der Bibel gebraucht. „Gott meiner Gerechtigkeit.“ David will sagen: Du, Gott, bist der Urheber, der Erhalter, der Richter, der Belohner meiner Gerechtigkeit; unter den vielen Anschuldigungen und harten Urteilen der Menschen berufe ich mich auf dich. Das ist Weisheit, die wir nachahmen sollten. Lasst uns unsere Angelegenheiten nicht vor die niedrigen Gerichtshöfe menschlicher Meinungen bringen. Wir wollen sie dem höchsten Gerichtshof vorlegen: dem königlichen Gericht des Himmels. „Der du mich tröstest in der Angst.“ (Elberfelder Übersetzung: „In Bedrängnis hast du mir Raum gemacht.“) Das Bild stammt aus dem militärischen Bereich. Eine Armee ist in einer Falle eingeschlossen und wird von allen Seiten durch den Feind hart bedrängt. Gott hat die Felsen zerschmettert und mir Raum geschaffen; er hat die Schranken niedergebrochen und mich in die Weite geführt. Gott hat mein Herz weit gemacht mit Freude und Trost, als ich ein Gefangener meiner Schmerzen und Sorgen war. Bei Gott mangelt es nie an Trost. „Sei mir gnädig.“ Gerechterweise könntest du meinen Feinden erlauben, mich zu vernichten, weil ich viele und schwere Sünden begangen habe. Aber ich nehme meine Zuflucht zu deiner Gnade und bitte dich: Erhöre mein Gebet und führe deinen Knecht aus allen Trübsalen heraus. Die besten Menschen brauchen genauso Gnade wie die schlechtesten. Was die Gläubigen an Gottes Hilfe erfahren, ist ebenso freie Gabe der himmlischen Gnade wie die Begnadigung von Sündern.

V. 3 „Liebe Herren, wie lange soll meine Ehre geschändet werden? Wie habt ihr das Eitle so lieb und die Lüge so gern! (Sela)“ In diesem zweiten Teil des Psalms werden wir aus der Gebetskammer auf den Kampfplatz geführt. Wie unerschrocken und mutig ist der Mann Gottes! Er gibt zu, dass seine Feinde große Männer sind, aber er hält sie trotzdem für Toren und tadelt sie, als wären sie kleine Kinder. Er sagt ihnen offen, dass sie die Eitelkeit lieben, nach Lügen suchen, trügerischen Einbildungen zum Opfer fallen und böse Machenschaften pflegen. Er fragt sie, wie lange sie noch seine Ehre schänden und seinen guten Ruf zum Gespött machen wollen. Nur ein wenig von solcher Gemeinheit ist schon zuviel, warum machen sie immer weiter und schwelgen geradezu darin? Müssten sie nicht längst wissen, dass der Gesalbte des Herrn durch solche Schmähungen nicht überwunden werden kann? Sind ihre Bemühungen nicht immer wieder zunichte geworden? Wollen sie scherzen, bis ihre Seele in die Hölle fährt, und so lange weiterlachen, bis überraschende Vergeltung ihr Gelächter in Heulen verwandelt? Der Psalmist fügt nun ein „Sela“ ein und macht eine feierliche Pause. Auch wir sollten hier etwas verweilen und darüber nachdenken, wie tief die Torheit in bösen Menschen wurzelt; wie sie in ihrer Bosheit beharren und schließlich darin untergehen. Wir beten die Gnade Gottes an, die uns zu anderen Menschen gemacht hat; die uns gelehrt hat, die Wahrheit zu lieben und die Gerechtigkeit zu suchen.

V. 4 „Erkennet doch, dass der Herr seine Heiligen wunderbar führt; der Herr hört, wenn ich ihn anrufe.“ (Elberfelder Übersetzung: „Erkennet doch, dass der Herr den Frommen für sich abgesondert hat! Der Herr wird hören, wenn ich zu ihm rufe.“) „Erkennet doch.“ Toren wollen nicht lernen. Deshalb muss ihnen immer und immer wieder dasselbe gesagt werden, besonders dann, wenn es eine so bittere Wahrheit für sie ist:

Die Frommen sind von Gott erwählt und durch die Gnade von der Welt abgesondert. Ungläubige Menschen können die Lehre von der Erwählung nicht ertragen; aber sie ist eine herrliche und gut bezeugte Wahrheit, die einen angefochtenen Gläubigen wirklich trösten kann. In der Erwählung liegt die Garantie für eine vollständige Errettung und für die Erhörung am Thron der Gnade. Der uns für sich erwählt hat, wird ganz gewiss auch unsere Gebete hören. Die Erwählten des Herrn werden nicht verurteilt und verdammt. Ihr Schreien soll nicht ungehört verhallen. David war König durch göttliche Verordnung, und wir sind das Volk des Herrn durch göttliche Verordnung. Wir wollen unseren Feinden mutig ins Gesicht sagen, dass sie gegen Gott und seinen Willen kämpfen, wenn sie uns ins Verderben stürzen wollen. Wenn wir auf den Knien liegen und beten, wollen wir daran denken, dass wir abgesondert sind als Gottes eigener, kostbarer Schatz. Das wird uns neuen Mut geben und uns mit Kraft und Glauben erfüllen. „Sollte Gott nicht retten seine Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm rufen?“ (Luk. 18, 7). Weil er uns erwählt hat und uns liebt, kann er nicht anders, als uns auch zu erhören.

V. 5 „Zürnet ihr, so sündiget nicht. Redet mit eurem Herzen auf eurem Lager und harrt. (Sela)“ (Elberfelder Übersetzung: „Zittert, und sündiget nicht! Denkt nach in eurem Herzen auf eurem Lager, und seid stille! Sela.“) „Zittert, und sündiget nicht.“ Wie viele drehen dieses Wort um und sündigen, aber zittern nicht! Wenn die Menschen doch diesen Rat annehmen würden und mit ihrem eigenen Herzen redeten! Ganz bestimmt ist reine Gedankenlosigkeit ein Grund dafür, dass Menschen so wahnwitzig sind, Christus zu verachten und das Heil von sich zu stoßen. Wenn ihre Leidenschaften nur einmal zur Ruhe kommen würden, damit sie innerlich gesammelt über ihr vergangenes Leben und ihren kommenden Untergang nachdenken könnten! Ein denkender Mensch müsste doch genug Verstand besitzen, um die Torheit und Wertlosigkeit der Sünde einzusehen. Sünder, bleib stehen, bevor du den letzten Schritt tust! Lege dich auf dein Lager und überdenke dein Leben. Wirf deine Seele nicht weg für nichts. Lass die Vernunft zu Wort kommen. Lass die lärmende Welt eine Weile zurück und lass deine arme Seele mit dir reden. Besinne dich, bevor du dein Schicksal besiegelst und für immer ein ruinierter Mann bist! „Sela.“ Sünder, halte einen Augenblick stille und denke nach!

V. 6 „Opfert Gerechtigkeit und hoffet auf den Herrn.“ Wenn die Empörer auf die Mahnung des letzten Verses gehört hätten. würden sie jetzt rufen: „Was sollen wir tun, um gerettet zu werden?“ Sie werden auf das Opfer gewiesen und ermuntert, ihr Vertrauen auf den Herrn zu setzen. Wenn der Israelit ein Opfer in rechter Weise darbrachte, war es ein Sinnbild für den Erlöser, das großartige Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt sühnt. So liegt in dieser Mahnung des Psalmisten das ganze Evangelium. Sünder, nimm deine Zuflucht zu dem Opfer von Golgatha und setze dein ganzes Vertrauen darauf; der dort für uns Menschen starb, ist der Herr, Gott selbst.

V. 7 „Viele sagen: ,Wer wird uns Gutes sehen lassen? Aber, Herr, erhebe über uns das Licht deines Antlitzes!“ Wir kommen hier zu dem dritten Teil des Psalms. Der Glaube des Angefochtenen findet seinen Ausdruck in Äußerungen der Zufriedenheit und des Friedens.

Sogar unter Davids Anhängern gab es viele, die lieber sehen als glauben wollten. Das liegt uns leider allen! Selbst der wiedergeborene Gläubige sehnt sich manchmal nach sichtbaren Zeichen der Güte Gottes in Wohlstand und Glück und ist traurig, wenn die Dunkelheit alles Gute verhüllt. Für Weltmenschen aber ist das eine ständige Frage: „Wer wird uns Gutes sehen lassen?“ Niemals sind sie zufrieden; ihre hungrigen Mäuler wenden sich nach allen Seiten; ihre leeren Herzen sind bereit, jede angenehme Täuschung in sich aufzunehmen, die Betrüger erfinden können. Wenn alles versagt, überlassen sie sich schnell dem Zweifel und erklären, dass es überhaupt nichts Gutes gibt, weder im Himmel noch auf der Erde. Der echte Gläubige jedoch ist ein Mensch ganz anderer Prägung. Sein Angesicht ist nicht nach unten gerichtet wie das eines Tieres, sondern nach oben wie das eines Engels. Er trinkt nicht von den schmutzigen Pfützen des Mammons, sondern von der Quelle des ewigen Lebens. Das Licht von Gottes Angesicht ist genug für ihn. Das ist sein Reichtum, seine Ehre, seine Gesundheit, sein Ehrgeiz und seine Freude. Wenn er das hat, will er nichts anderes mehr. AA, dass der Heilige Geist noch völliger in uns wohne und unsere Gemeinschaft mit dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus noch fester werde!

V. 8 „Du erfreuest mein Herz, ob jene gleich viel Wein und Korn haben.“ (Elberfelder Übersetzung: „Du hast Freude in mein Herz gegeben, mehr als zur Zeit, da ihres Korns und ihres Weins viel war.“) Jemand hat gesagt: „Es ist besser, eine Stunde lang Gottes Gnade im bußfertigen Herzen zu spüren, als ein Leben lang im wärmsten Sonnenschein zu sitzen, den diese Welt bieten kann.“ Christus im Herzen ist besser als Korn in der Scheune oder Wein im Faß. „Du bist bei nur“ ist ein besseres Lied als der Gesang der Schnitter: „Ernte eingebracht!“ Meine Scheune mag leer sein, aber ich bin erfüllt von reichem Segen in Jesus Christus. Ich wäre arm ohne ihn, auch wenn ich die ganze Welt besäße.

V. 9 „Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne.“ Liebliches Abendlied! Ich werde nicht aufbleiben und aus Furcht Wache halten, sondern mich niederlegen. Ich werde nicht wachbleiben und ängstlich auf jedes Geräusch achten, sondern mit Frieden liegen und schlafen, denn ich habe mich vor nichts zu fürchten. Wer die Flügel Gottes über sich hat, braucht keinen anderen Schutz. Bewaffnete Wächter bewachten das Bett Salomos, aber ganz bestimmt hatte er keinen gesünderen Schlaf als sein Vater David, der auf hartem Felsen hegen musste und von blutdürstigen Feinden verfolgt wurde. Achte auf das Wörtchen „allein“, es bedeutet, dass nur Gott Davids Beschützer war. Wenn David auch allein war, ohne menschlichen Schutz, befand er sich doch in guter Obhut, denn er war allein mit Gott. Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. Wie viele schlaflose Stunden haben wir deshalb, weil wir uns in einer ungläubigen und ungeordneten Gemütsverfassung befinden! Tief und fest schlafen diejenigen, die der Glaube in den Schlaf wiegt. Kein Kissen ist so weich wie eine göttliche Verheißung, keine Decke so warm wie die Geborgenheit in Christus.

0 Herr, gib uns dieses tiefe Ruhen in dir, dass wir uns wie David im Frieden niederlegen und jede Nacht schlafen können, solange wir leben. Und wenn die Zeit für uns gekommen ist, wollen wir in Frieden sterben, um in Gott zu ruhen. 

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