Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 34

Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 34

- Ein Psalm Davids, da er seine Gebärde verstellte vor Abimelech, als der ihn von sich trieb und er wegging. - Ich will den Herrn loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein. - Meine Seele soll sich rühmen des Herrn, dass es die Elenden hören und sich freuen. - Preiset mit mir den Herrn und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen. - Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht. - Welche auf ihn sehen, die werden erquickt, und ihr Angesicht wird nicht zu Schanden. - Da dieser Elende rief, hörte der Herr und half ihm aus allen seinen Nöten. - Der Engel des Herrn lagert sich um die her, so ihn fürchten, und hilft ihnen aus. - Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist. Wohl dem, der auf ihn traut! - fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen', denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel. - Reiche müssen darben und hungern; aber die den Herrn suchen, haben keinen Mangel an irgend einem Gut. - Kommt her, Kinder, hört mir zu; ich will euch die Furcht des Herrn lehren: - Wer ist, der Leben begehrt und gerne gute Tage hätte? - Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden. - Lass vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach. - Die Augen des Herrn merken auf die Gerechten, und seine Ohren auf ihr Schreien; - das Antlitz aber des Herrn steht wider die, so Böses tun, dass er ihr Gedächtnis ausrotte von der Erde. - Wenn die Gerechten schreien, so hört der Herr und errettet sie aus all ihrer Not. - Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagen Gemüt haben. - Der Gerechte muss viel leiden; aber der Herr hilft ihm aus dem allen. - Er bewahrt ihm alle seine Gebeine, dass deren nicht eins zerbrochen wird. - Den Gottlosen wird das Unglück töten; und die den Gerechten hassen, werden Schuld haben. - Der Herr erlöst die Seele seiner Knechte; und alle, die auf ihn trauen, werden keine Schuld haben.

Überschrift

„Ein Psalm Davids, da er seine Gebärde verstellte vor Abimelech, als der ihn von sich trieb und er wegging.“ Von diesem Ereignis, das für David nicht besonders ehrenvoll ist, haben wir in 1. Sam. 21 einen kurzen Bericht. Dankbarkeit veranlasste David, von der Güte des Herrn zu erzählen, die ihn damals unverdienterweise befreit hat. Aber er berichtet keine Einzelheiten von seiner Flucht und Errettung. Wir sollten aus diesem Beispiel lernen, uns nicht vor anderen mit unseren Sünden zu brüsten. Manche ruhmsüchtigen Bekenner tun das ja, und sie scheinen auf ihre Sünden so stolz zu sein wie alte Kriegsinvaliden auf ihre Schlachten und Wunden. David spielte mit großer Geschicklichkeit den Verrückten vor Abimelech; aber so verrückt, seine Torheiten zu besingen, war er nicht. Die Überschrift bedeutet nicht, dass der Psalmist dieses Gedicht zu der Zeit verfasst hat, als er vom Hof des Königs Achis von Gath fliehen musste. Die Erinnerung an dieses Erlebnis veranlasste David später, diesen Psalm zu schreiben. Es ist gut, wenn wir die Erinnerungen an die Güte Gottes genau festhalten. David hat sich mit diesem Psalm sehr viel Mühe gegeben. Er schrieb ihn sehr sorgfältig in alphabetischer Anordnung auf. Die einzelnen Verse beginnen mit den Buchstaben des hebräischen Alphabets.

Einteilung

Der Psalm besteht aus zwei großen Abschnitten. Die ersten elf Verse bilden einen Hymnus, und die weiteren zwölf Verse sind eine Predigt. Zur Erleichterung der Obersicht teilen wir den Psalm folgendermaßen ein: David gelobt, den Herrn zu preisen, und fordert auch andere dazu auf (Verse 2-4); er berichtet von seiner Erfahrung (Verse 5-8); er ermutigt die Gläubigen zur Standhaftigkeit im Glauben (Verse 9-n); er gibt bestimmte Ermahnungen weiter (Verse 12-15); er gibt spezielle religiöse Belehrungen (Verse 16-23).

Auslegung

V. 2 „Ich will den Herrn loben allezeit.“ David ist fest dazu entschlossen: „Ich will.“ Andere können tun, was sie wollen, er persönlich aber hat sich dafür entschieden. David ist klug und hat ein brennendes Herz. Er weiß, wem er Dank schuldig ist, wie er danken soll und wofür er zu danken hat. Dem Herrn soll der Dank dargebracht werden und nicht irgendeiner untergeordneten Stelle. Einzig und allein der Herr hat rechtmäßigen Anspruch auf das Lob seiner Geschöpfe. „Allezeit.“ In jeder Lage, unter allen Umständen; vor, während und nach der Prüfung; an den hellen Tagen der Freude und an den dunklen Tagen der Furcht. David will nie mit dem Lob Gottes aufhören, weil er weiß, dass er Gott nie genug loben kann. Wohl dem Menschen, dessen Finger mit der Harfe vertraut sind! Wer Gott für seine Barmherzigkeit lobt, dem wird es nie an Barmherzigkeit mangeln, für die er Gott loben kann! Lob Gottes ist nie unzeitgemäß. „Sein Lob soll immerdar m meinem Munde sein.“ Nicht nur im Herzen, sondern auch im Mund. Unsere Dankbarkeit soll nicht stumm sein, sondern sich in fröhlichen Liedern äußern. Unser Mund soll das Lob Gottes singen. Wenn unser Mund mit dem Lob Gottes erfüllt ist, ist kein Platz mehr da für das Murren gegen Gott und für die Verleumdung des Nächsten. Gott verdient das Lob unserer Herzen und das Lob unseres Mundes.

V. 3 „Meine Seele soll sich rühmen des Herrn.“ Der Lobpreis Gottes besteht nicht nur in Zungenfertigkeit. Die ganze Seele liegt darin. Das Lob wird zutiefst im Herzen empfunden, bevor es in Worte gekleidet wird. Wieviel Grund haben wir, den Herrn zu rühmen! Seine Person, seine Eigenschaften, sein Bund, seine Verheißungen und sein Wirken sind unvergleichlich und einzigartig. Wir können sie rühmen, soviel wir wollen, und man wird uns nie nachsagen können, dass wir zuviel loben oder dass unser Rühmen leeres Geschwätz ist. Der diese Worte hier schreibt, findet an sich selbst nichts zum Rühmen, aber viel zu beklagen. Das soll ihn aber nicht hindern, seinen Gott zu rühmen sein Leben lang. „Dass es die Elenden hören und sich freuen.“ Im allgemeinen kränkt es unglückliche Menschen, wenn sie Prahlereien mit anhören müssen; sie wenden sich von protzigen und stolzen Redereien ab, aber das Rühmen des Herrn ist etwas ganz anderes. Dadurch werden die Niedrigen und Elenden getröstet und ermutigt. Das Glaubenszeugnis leidgeprüfter Menschen ist ein reicher Trost für die anderen, die weniger Glaubenserfahrung besitzen. Wir sollten mehr von der Güte des Herrn sprechen, damit andere in ihrem Vertrauen zu dem treuen Gott gestärkt werden.

V. 4 „Preiset mit mir den Herrn.“ Ist diese Aufforderung an die Elenden gerichtet? Das wäre richtig. Wer sich selbst für gering hält, kann Gott erheben. David bittet die Elenden, ihm zu helfen, dass der Ruhm des Herrn unter den Menschen größer wird. Der Herr ist unendlich groß, und man kann ihn nicht größer machen; aber sein Name gewinnt in dem Maß an Herrlichkeit, wie er allen Geschöpfen bekannt wird. Es ist gut, wenn wir erkennen, dass wir ganz unfähig dazu sind, den Herrn zu loben, wie es sich gehört. Deshalb rufen wir noch viele dazu auf. Wir erweisen uns selbst und unseren Freunden damit den besten Dienst. „Und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen.“ Es ist ein ganz natürlicher Trieb des neuen Lebens in uns, den Herrn gemeinsam mit anderen anzubeten. Im Himmel werden wir die ganze Freude der Anbetung kennenlernen. Die Erde ist dem Himmel am nächsten, wo die Anbetung Gottes am größten ist.

V. 5 „Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir,“ David muss in Gath auf sehr wirre Weise gebetet haben; es muss sehr viel Selbstbewusstsein in seinem Gebet gewesen sein, sonst hätte er nicht zu so zweifelhaften Mitteln gegriffen: er gab vor, verrückt zu sein, und benahm sich wie ein Mondsüchtiger. Und doch wurde sein armseliges Gebet von Gott angenommen und brachte ihm Hilfe. Desto mehr Grund hatte er, die überströmende Barmherzigkeit Gottes zu loben. Wir dürfen Gott suchen, selbst wenn wir gesündigt haben. Wenn die Sünde den Thron der Gnade versperren könnte, wäre es aus mit uns. Aber die Barmherzigkeit besteht gerade darin, dass ein Fürsprecher für uns sündige Menschen eintritt. „Und errette mich aus aller meiner Furcht.“ Gott macht ganze Sache. Er beseitigt nicht nur unsere Furcht, sondern auch die Ursache der Furcht. Und das völlig und ganz. Gelobt sei sein Name! Gebet schafft freie Bahn. Gebet vernichtet alle Feinde und begräbt sogar ihre Gebeine.

V. 6 „Welche auf ihn sehen, die werden erquickt.“ Die Errettung des Psalmisten ist kein Sonderfall. Solche Erfahrungen gibt es im Leben aller Gläubigen. Wer auf den Herrn schaut, wird erquickt. Welch reichen Segen kann ein einziger Blick auf den Herrn bringen! Ein einziger Blick auf den Gekreuzigten bedeutet Leben, Licht, Freiheit, Liebe. Noch nie hat ein krankes Herz vergeblich auf den guten Arzt geschaut. Noch nie hat ein sterbender Mensch sein brechendes Auge umsonst auf den Lebensfürsten gerichtet. „Und ihr Angesicht wird nicht zu Schanden.“ Ihre Angesichter strahlen vor Freude. Wer auf Gott vertraut, braucht sich seines Vertrauens nicht zu schämen. Zeit und Ewigkeit werden sein Vertrauen rechtfertigen.

V. 7 „Da dieser Elende rief.“ David kommt wieder auf sich selbst zu sprechen. Er war wirklich elend: Von allen Freunden verlassen und in höchster Lebensgefahr. Aber er schrie in seinem Herzen zu dem Beschützer seines Volkes und fand Hilfe. Sein Gebet war ein Schrei, kurz, bitter, ernst, schlicht, voll Schmerz. Es war der Schrei eines Elenden. Aber dieser Schrei hatte Kraft im Himmel, denn „der Herr hörte“. Von Gott erhört zu werden, bedeutet Rettung. Und deshalb heißt es: „Und half ihm aus allen seinen Nöten.“ Sofort und ganz war David von seinen Nöten befreit. Der Herr scheucht unsem Kummer hinweg, wie der Wind den Nebel zerreißt. Das Gebet kann uns von allem Leid so schnell befreien, wie Ägypten von den Fröschen und Fliegen gesäubert wurde, als Mose den Herrn darum bat. Dieses Wort ist das persönliche Zeugnis des Psalmisten. Möge es auch den bekümmerten Leser trösten!

V. 8 „Der Engel des Herrn.“ Der Engel des Bundes, der Fürst über das Heer des Herrn, umgibt mit seiner Streitmacht die Wohnungen der Gläubigen. Die dienstbaren Geister umlagern die Erwählten des Herrn, um ihnen zu dienen und zu helfen, um sie zu beschützen und zu trösten. „Der Engel des Herrn lagert sich um die her, so ihn fürchten.“ Auf allen Seiten halten Krieger Wache, die keinen Schlaf kennen. Der Fürst dieser Heerscharen besitzt eine Macht, der niemand widerstehen kann. „Und hilft ihnen aus.“ Wir ahnen kaum, wie viele Bewahrungen wir diesen unsichtbaren Händen verdanken, die uns tragen sollen. mehr von der Güte des Herrn sprechen, damit andere in ihrem Vertrauen zu dem treuen Gott gestärkt werden.

V. 9 „Schmecket und sehet.“ Probiere aus; stelle einen Versuch an, und prüfe die Güte des Herrn an der Erfahrung! Wenn du sie schmeckst, wirst du sie erfahren. Die Güte des Herrn erleuchtet die Augen. „Wie freundlich der Herr ist.“ Das kannst du nur durch ganz persönliche Erfahrung erkennen. Da ist ein reiches Festmahl zugerichtet. Es ist alles bereit, aber du musst zugreifen und die Segnungen der Gnade dir zu eigen machen. „Wohl dem, der auf ihn traut!“ Der Glaube ist der Geschmackssinn der Seele. Wer den Herrn mit Vertrauen prüft, wird immer erfahren, dass er freundlich ist.

V. 10 „Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen!“ Betet ihn demütig und kindlich an. Wandelt in seinen Geboten. Achtet seinen Willen. Zittert davor, ihn zu beleidigen. Seid stets zu seinem Dienst bereit. Fürchtet euch nicht vor dem Zorn der Menschen, und lasst euch nicht durch ihre Drohungen zur Sünde verleiten. Fürchtet Gott und sonst nichts. „Denn die ihn furchten, haben keinen Mangel.“ Der Herr wird nicht dulden, dass seine treuen Diener verhungern. Vielleicht schenkt er ihnen keinen Luxus, aber seine Verheißung bindet ihn daran, sie mit allem Nötigen zu versorgen. Er wird sein Wort nicht zurückziehen. Viele Launen und Wünsche bleiben sicher unerfüllt, aber echtem Mangel will der Herr abhelfen. Die Furcht des Herrn ist für den Gläubigen nicht nur die Pflicht, sondern auch der Pfad der Sicherheit und des Glücks. Gottesfurcht hat auch in diesem Leben Verheißung. Unser inneres Glück hängt davon ab, dass wir den Herrn fürchten. Die Menschen suchen sich andere Schutzherren und hoffen, mit ihrer Hilfe weiterzukommen. Aber nur der gedeiht wirklich, der den Herrn der Heerscharen als Freund und Helfer hat.

V. 11 „Reiche müssen darben und hungern.“ (Elberfelder Übersetzung: „Junge Löwen darben und hungern.“) Junge Löwen sind wild, verschlagen und stark in der Kraft ihrer Jugend. Aber oft brüllen sie vor nagendem Hunger. So kommen gerade die hinterlistigsten und gewalttätigsten Menschen in große Not. Aller Starrsinn und alle Gewissenlosigkeit hilft ihnen nicht. Aber der schlichte Gläubige, der es nicht wagt, wie ein Löwe zu handeln, wird mit Nahrung reichlich versorgt. Gott zu vertrauen ist besser, als die schlauesten Methoden anzuwenden. „Aber die den Herrn suchen, haben keinen Mangel an irgend einem Gut,“ Nichts wirklich Gutes soll denen fehlen, deren erstes und höchstes Lebensziel es ist, den Herrn zu suchen. Die Menschen nennen sie vielleicht Toren, aber der Herr wird zeigen, dass sie weise sind. Sie sollen gewinnen, wo die Weisen dieser Welt alles verlieren. Dadurch wird der Herr geehrt.

V. 12 „Kommt her, Kinder.“ Der Psalmist war Soldat und König, aber er schämt sich nicht, Kinder zu unterrichten. Solche Lehrer gehören zum wahren Adel. Ihre Arbeit ist ehrenvoll, und ihre Belohnung wird herrlich sein. Vielleicht hatten sich die Knaben und Mädchen von Gath über David lustig gemacht, als er den Verrückten spielte. Jetzt versucht David, sein Unrecht wieder gutzumachen, indem er das heranwachsende Geschlecht unterrichtet. Wer die Jugend hat, hat die Zukunft. Deshalb suchen kluge Leute, die ihre Ansichten verbreiten wollen, das Ohr der Jugend. „Hört mir zu; ich will euch die Furcht des Herrn lehren.“ Soweit wie die Furcht des Herrn gelehrt und gelernt werden kann, wollen wir der jungen Generation die Grundlagen und Lebenshilfen echter Frömmigkeit einprägen. Dieser Vers gilt allen Lehrern in der Sonntagsschule. Er gilt auch allen Eltern. Hier wird auch etwas über die Art und Weise des Unterrichts gesagt. Wir sollen freundlich und gewinnend der Jugend gegenüber sein und sie bitten -.„Kommt.“ Es ist falsch, sie mit harten Worten anzufassen. Das schreckt sie nur zurück. Wir müssen ihre Herzen und Sinne ganz gewinnen, weil wir sie nicht unterrichten können, wenn ihre Köpfe voll von anderen Dingen sind. Wichtig ist, dass wir immer auf die Hauptsache abzielen und die Furcht des Herrn in unserem Unterricht betonen. Dabei dürfen wir auch mit rechtem Takt unsere eigene Persönlichkeit in die Waagschale werfen. Wir können unsere eigenen Erfahrungen weitergeben und unsere Überzeugungen deutlich sagen.

V. 13 „Wer ist, der Leben begehrt und gern gute Tage hätte?“ Jeder wünscht sich ein glückliches Leben. Wer der Jugend ein Rezept geben kann, wie man dazu kommt, verdient es, gehört zu werden. Bloßes Dasein ist noch kein Leben. Längst nicht alle Menschen kennen die Kunst, wirklich glücklich und fröhlich zu leben. Zweck und Ziel aller echten religiösen Unterweisung ist, die Menschen zu lehren, wie sie leben und sterben sollen. Der Lohn, den die Tugend in sich trägt, soll die Jugend zu sittlichem Handeln bewegen. Wer von Frömmigkeit und Gottesfurcht spricht, muss auch von Sittlichkeit und Moral reden.

V. 14 „Behüte deine Zunge vor Bösem.“ Bewache sorgfältig dieses gefährliche Glied, deine Zunge, damit sie kein Unheil anstiftet. Denn das würde auf dich selbst zurückfallen und deine Freude am Leben trüben. Niemand kann Feuer spucken, ohne sich selbst dabei den Mund zu verbrennen. „Und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden.“ Wer glücklich sein will, muss alle Falschheit meiden. Ein hinterlistiger Mensch lebt wie ein Spion im feindlichen Lager und muss immer Angst davor haben, erwischt und gerichtet zu werden. Saubere und ehrliche Unterhaltung fördert das Glück. Lügnerisches und boshaftes Geschwätz füllt unser Ruhekissen mit Domen und macht aus dem Leben einen ständigen Wirbel aus Angst und Scham. David hatte auch diese furchtbare Politik ausprobiert. Jetzt tut es ihm leid, und er bittet auch alle anderen, sich vor zweifelhaftem und trügerischem Wesen zu hüten.

V. 15 „Lass vom Bösen.“ Gehe dem Bösen aus dem Wege. Ziehe nicht bloß die Hand davon ab, sondern bleibe ganz weg! Wohne nicht in der Nähe eines verpesteten Hauses. Lass zwischen dir und der Versuchung einen weiten Abstand. „Und tue Gutes.“ Tue das Gute ganz praktisch, aktiv, tatkräftig und beharrlich. Positives Verhalten bewahrt vor Negativem: Wer Gutes tut, wird von selbst das Böse meiden. „Suche Frieden.“ Ziehe Frieden dem Unfrieden nicht nur vor, sondern fördere ihn mit allen Mitteln und Kräften. Frieden mit Gott, Frieden im eigenen Herzen, Frieden mit den Menschen - suche danach wie ein Kaufmann nach einer köstlichen Perle. Nichts fördert unser Lebensglück mehr als der Friede. Streit weckt Leidenschaften, die sich mit bohrender Gewalt ins Herz hineinfressen. Zorn und Wut bedeuten Selbstmord. „Suche Frieden und jage ihm nach.“ Frieden kann man schnell verlieren. Nichts ist schwerer zu bewahren. Aber tue dein Bestes, jage dem Frieden nach. Wenn Feindschaft aufkommt, lass es nicht deine Schuld sein. Nimm dir vor, nie streitsüchtig zu sein. Der Frieden, den du auf diese Weise suchst und vermittelst, wird in deine eigene Brust zurückkehren und eine nie versiegende Quelle des Trostes für dich sein.

V. 16 „Die Augen des Herrn merken auf die Gerechten.“ Der Herr achtet auf seine Kinder mit wohlgefälligem und lieben„ dem Blick. Sie sind ihm so viel wert, dass er seine Augen nicht von ihnen abwenden kann. Er wacht über jeden einzelnen so sorgfältig und aufmerksam, als ob es kein anderes Geschöpf auf der ganzen Welt gäbe. „Und seine Ohren auf ihr Schreien.“ Augen und Ohren des Herrn sind auf seine Heiligen gerichtet. Sein ganzes Wesen wendet sich ihnen zu. Wenn alle anderen sie verlassen, so ist doch der Herr ganz für sie da. Ihr Schreien hört er sofort, wie eine Mutter ihr krankes Kind sofort rufen hört. Wenn der Schrei auch noch so gebrochen, kläglich, unglücklich, schwach und verzagt ist: das scharfe Ohr des Vaters erhascht jeden Ton. Und Gott zögert nicht, auf die Stimme seiner Kinder zu antworten.

V. 17 „Das Antlitz aber des Herrn steht wider die, so Böses tun.“ Gott ist dem Treiben der Sünder gegenüber nicht gleichgültig. Er richtet sein Angesicht gegen sie. Sie sollen keinen Schutz und keine Hilfe finden, sondern untergehen. Mit seiner ganzen Macht stellt sich Gott ihnen entgegen, um sie zu stürzen. „Dass er ihr Gedächtnis ausrotte von der Erde.“ Ihr Feuer soll verlöschen, ihre Ehre soll in Schande verwandelt werden, und ihre Namen sollen vergessen und verflucht werden. Das Los aller Gottlosen ist solche völlige Vernichtung.

V. 18 „Wenn die Gerechten schreien.“ So hat das Volk Israel in Ägypten geschrien. Die Gerechten schreien unter dem schweren Joch der Unterdrückung, der Sünde, der Versuchung, der Sorge und des Schmerzes. „So hört der Herr.“ Er ist wie ein Wächter in der Nacht. Sowie er den Notschrei hört, eilt er zu Hilfe. „Und errettet sie aus all ihrer Not.“ Kein Netz der Schwierigkeiten kann uns so fangen, dass der Herr uns nicht befreien könnte. Vielleicht befinden wir uns in schweren und großen Nöten, aber das Gebet kann uns aus allem retten, denn der Herr ist unser starker Erretter.

V. 19 „Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochenes Herzens sind.“ Er ist uns nahe wie ein Freund, der tröstet und hilft. Zerbrochene Herzen meinen, dass Gott sehr weit weg ist. In Wirklichkeit ist er sehr nahe, aber ihre Augen sind gehalten, dass sie ihren besten Freund nicht erkennen. Er ist mit ihnen und in ihnen, wenn sie es auch nicht wissen. Sie laufen hilflos hin und her. Sie versuchen, sich selbst Frieden zu schaffen. Sie suchen Hilfe in Vorsätzen und Entschlüssen, obwohl der Herr nahe ist und sich dem schlichten Glauben offenbaren würde. „Er hilft denen, die ein zerschlagen Gemüt haben.“ Gerade dann, wenn ein Sünder sich selbst verdammt, spricht ihn der Herr durch die Gnade frei. Wenn wir uns selbst richten, wird der Herr uns begnadigen. Der Herr schlägt niemand mit der Rute des Gerichts, der schon mit der Geißel der Buße geschlagen ist. Das Heil ist immer mit Buße verbunden.

V. 20 „Der Gerechte muss viel leiden.“ Es geht dem Gerechten wie dem Herrn Jesus. Die Heilige Schrift ist nicht so wirklichkeitsfremd wie die Märchenbücher, in denen das Gute immer belohnt wird und vor allem Leid schützt. Wir werden immer wieder gewarnt, uns nicht darüber zu täuschen, dass wir auf dieser Erde viel Trübsal zu erwarten haben. Von allen Seiten kommen Anfechtungen über uns. Sie sind so zahlreich und stechend wie die Moskitos in den Tropen. Es ist das irdische Los der Auserwählten, Dornen und Disteln auf dem Lebensweg zu finden. „Aber der Herr hilft ihm aus dem allen.“ Gesegnetes „Aber“! Es zieht den Stachel aus dem vorhergehenden Satz. Durch ganze Heere von Trübsalen führt der Herr seine Erlösten unversehrt und siegreich hindurch. Für den Gläubigen gibt es ein Ende aller Not, und zwar ein glückliches Ende. Keine Anfechtung kann dem Gerechten ein einziges Haar krümmen. Kein Feuerofen des Leides kann ihn einen Augenblick länger festhalten, wenn der Herr ihn herausholt. Der Herr, der die Trübsal schickt, ruft sie auch wieder zurück, wenn sein Ziel erreicht ist. Er wird niemals zugeben, dass seine Geliebten von der Trübsal verschlungen werden.

V. 21 „Er bewahrt ihm alle seine Gebeine, dass deren nicht eins zerbrochen wird.“ David hat in Gath manche Wunde und Beule davongetragen, aber keine gebrochenen Knochen. Die Heiligen sollen keinen inneren Schaden nehmen. Die Ewigkeit wird alle Wunden heilen. Das innerste Wesen der Heiligen ist sicher; vielleicht werden ihnen Wunden geschlagen, aber kein lebenswichtiger Teil ihres Inneren soll verletzt werden. Dieser Vers kann sich auf die häufigen Bewahrungen beziehen, die die Kinder Gottes erleben; da aber Gläubige wie Ungläubige sich gelegentlich die Knochen brechen, kann man dieses Wort nicht nur auf körperliche Bewahrungen beziehen. Wir müssen es geistlich deuten auf die schweren Verletzungen der Seele. Davor soll der Gläubige durch die Liebe Gottes bewahrt bleiben. Wie dem Herrn Jesus am Kreuz kein Bein gebrochen wurde, soll kein einziges Glied am mystischen Leib Christi zerschlagen werden. Gottes Liebe wacht über jeden Gläubigen, wie sie über Jesus gewacht hat. Wir sollen nicht als Lahme oder Krüppel in das Himmelreich eingehen. Nach allen Prüfungen und Leiden werden wir unversehrt vor Gott gestellt. Wir werden durch Jesus Christus erhalten und durch die Macht Gottes im Glauben bewahrt.

V. 22 „Den Gottlosen wird das Unglück töten.“ Das Böse wirkt tötend. Es ist nicht Medizin, sondern Gift. Ihre eigenen Sünden sind der Gottlosen Verderben. Die Hölle ist die Vollendung des Bösen. Glücklich ist, wer seine Zuflucht bei Jesus gefunden hat und von seinen Sünden erlöst ist! Der, nur der wird dem ewigen Verderben entrinnen. „Und die den Gerechten hassen, werden Schuld haben.“ Sie werden verlassen, elend und verzweifelt sein. Die Schlange tötet sich durch ihr eigenes Gift.

V. 25 „Der Herr erlöst die Seele seiner Knechte.“ Er erlöst sie durch einen hohen Preis und durch herrliche Macht. Er erlöst sie durch Blut und Wasser. Alle Erlösten gehören dem, der sie erkauft hat. Wir wollen ihm freudig dienen, der uns so gnädig durch sein Blut erlöst hat. „Und alle, die auf ihn trauen, werden keine Schuld haben.“ Glaube ist das Kennzeichen der Erlösten. Wo dieses Zeichen sichtbar wird, sichert es ein ewiges Heil. Der Glaube ist niemals verlassen oder dem Untergang preisgegeben. Gott selber ist Beschützer und Freund des Glauben“ den. Ewige Seligkeit wird dem Gläubigen geschenkt.

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