Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 23

Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 23

- Ein Psalm Davids. Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln. - Er weidet mich auf einer grünen Aue und. führt mich zum frischen Wasser. - Er erquicket meine Seele; er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen. - Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. - Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit öl und schenkest mir voll ein. - Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

Dieser Psalm hat keine Überschrift, weil keine besonderen Ereignisse berichtet werden. Zum Verständnis des Psalms wird lediglich der Schlüssel benötigt, den jeder Gläubige in seinem eigenen Herzen hat. Der Psalm ist Davids Hirtenlied. Es ist ein unvergleichlich schönes Stück Poesie, das niemals übertroffen werden kann. Der Sänger besingt die Freuden der Herde. Wir stellen uns vor, wie David unter einem schattigen Baum sitzt und von seiner Herde umgeben ist. Er singt dieses herrliche Hirtenlied, und sein Herz ist dabei voll unbeschreiblicher Freude. Wenn David diesen Psalm auch erst in späteren Jahren geschrieben hat, so fühlte er sich doch zurückversetzt an jene einsamen Wasserläufe bei den Weideplätzen in der Wildnis, wo er so gern gewesen ist. Dieser Psalm ist die Perle aller Psalmen; ihr sanfter und reiner Glanz entzückt jedes Auge. Man darf von diesem wunderbaren Lied wohl sagen, dass es in seiner tiefen Frömmigkeit und dichterischen Schönheit einzigartig ist. Jemand hat gesagt, dass dieses göttliche Lied unter den Psalmen das ist, was die Nachtigall unter den Vögeln ist. Wie manchem traurigen Menschen erklang dieses Lied in tränenvollen Nächten und schenkte ihm Hoffnung auf einen neuen Morgen der Freude. Beachte die letzten Worte des Psalms:

„Ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“ Das sind Worte, die für die himmlischen Wohnungen besser geeignet sind als für unsere armseligen Hütten hier unten. Lasst uns versuchen, tief in den Geist dieses Psalms einzudringen, damit wir die Freude des Himmels schon hier auf der Erde erleben!

Auslegung

V. 1 „Der Herr ist mein Hirte.“ Wieviel Herablassung liegt darin, dass sich der erhabene Gott zum Hirten seines Volkes macht! Tiefe Dankbarkeit sollte uns erfüllen, dass der große Gott auf diese Weise seine Liebe und Fürsorge für sein Volk offenbart. David ist selbst ein Hirte gewesen. Er kannte die Bedürfnisse der Schafe und die Pflichten des Hirten. Er vergleicht sich mit diesen schwachen, wehrlosen Geschöpfen und wendet sich an Gott als seinen Versorger, Erhalter und Führer. Gott ist ihm wirklich alles. Aber niemand hat das Recht, sich als Schaf des Herrn zu betrachten, wenn sein innerstes Wesen nicht erneuert ist. Die Bibel schildert unbekehrte Menschen nicht als Schafe, sondern als Wölfe oder Böcke. Das Schaf aber ist nicht ein wildes Tier, sondern gehört zu den Haustieren. Für den Besitzer ist es sehr wertvoll, weil es für einen teuren Preis gekauft worden ist. In diesem ersten Satz unseres Psalms liegt ein starkes Vertrauen. Es gibt kein Wenn und Aber; es heißt nicht: „Ich hoffe.“ Der Psalmist sagt: „Der Herr ist mein Hirte.“ Solch ein völliges Vertrauen auf den himmlischen Vater sollte uns erfüllen! Das lieblichste Wort in dem ganzen Satz ist das „mein“. David sagt nicht: „Der Herr ist der Hirte der ganzen Welt und leitet die Massen als seine Herde.“ Sondern: „Der Herr ist mein Hirte.“ Wenn er auch der Hirte keines anderen Menschen wäre, so ist er doch mein Hirte. Er sorgt für mich, er wacht über mich, er erhält mich. Alle Zeitwörter in diesem Psalm stehen in der Gegenwartsform. In welcher Lage sich der Gläubige auch befindet, er steht immer und gerade jetzt unter der Fürsorge des großen Hirten.

Die nächsten Worte sind eine Folgerung aus diesem ersten Satz. „Mir wird nichts mangeln.“ Ich würde wohl Mangel leiden; aber weil der Herr mein Hirte ist, kann er alle meine Bedürfnisse erfüllen. Er wird das auch ganz bestimmt tun, denn sein Herz ist voller Liebe zu mir. Deshalb: „Mir wird nichts mangeln.“ Ich werde keinen Mangel an irdischen Gutem haben. Ernährt Gott nicht die Raben? Lässt er nicht die Lilien auf dem Felde wachsen? Ich werde keinen Mangel an geistlichen Gütern haben. Ich weiß, dass seine Gnade für mich genügt. Vielleicht habe ich nicht alles, was ich mir wünsche, aber: „Mir wird nichts mangeln.“ Andere müssen Mangel leiden, die vielleicht reicher und mächtiger sind als ich. „Reiche müssen darben und hungern; aber die den Herrn suchen, haben keinen Mangel an irgend einem Gut“ (PS. 54). David sagt nicht nur: „Mir mangelt nichts.“ Er sagt: „Mir wird nichts mangeln.“ Komme, was will; vielleicht verwüstet eine Hungersnot das Land oder ein Unglück zerstört die Stadt - mir wird nichts mangeln. Das Alter mit seinen Gebrechen wird daran nichts ändern, und so. gar der Tod mit seinen Schrecken wird mich nicht verlassen finden. Ich habe alles, und ich habe in Oberfluss. Nicht deshalb, weil ich ein großes Bankkonto besitze oder sehr tüchtig bin, um mir mein Brot zu verdienen, sondern weil der Herr mein Hirte ist. Gottlose leiden immer Mangel, Gläubige nie. Das Herz des Sünders ist nie zufrieden, aber der wiedergeborene Geist lebt in herrlicher Zufriedenheit.

V. 2 „Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser.“ (Elberfelder Übersetzung: „Er lagert mich auf grünen Auen und führt mich zu stillen Wassern.“) Das Leben des Gläubigen trägt zwei Merkmale: die Besinnung und das Handeln, und für beides ist reichlich gesorgt. Zuerst das eine: „Er weidet mich auf einer grünen Aue.“ Unter den grünen Weiden haben wir das Wort der Wahrheit zu verstehen. Es ist immer frisch, sehr ergiebig und reichlich vorhanden. Da ist kein Mangel zu befürchten, denn das Gras steht so hoch, dass sich die Schafe sogar darin lagern können. Das Evangelium ist die rechte Nahrung für das Herz, wie das weiche Gras die richtige, natürliche Nahrung für die Schafe ist. Wenn wir durch den Glauben die Verheißungen Gottes uns zu eigen machen und darin Ruhe finden, gleichen wir den Schafen, die sich auf der Weide niederlegen. Dann finden wir beides zugleich: Frieden und Freude, Erfrischung und Erquickung, Zuflucht und Zufriedenheit. Beachte aber: „E r weidet mich.“ Es ist der Herr selbst, der uns die Erkenntnis seiner Wahrheit schenkt. Er selbst zeigt uns die Köstlichkeit seiner Nahrung, damit wir uns davon nähren können. Wie dankbar sollten wir ihm dafür sein! Er macht es uns möglich, die Verheißungen aufzunehmen. Wie viele verzweifelte Menschen gibt es, die Welten dafür geben würden! Sie wissen wohl um dieses große Glück, aber sie können nicht sagen, dass sie es wirklich besitzen. Sie kennen die grünen Weiden, aber sie können sich nicht lagern. Die Gläubigen, die sich schon lange im Glück der Heilsgewissheit freuen, sollten ihrem gnädigen Gott von ganzem Herzen danken.

Die andere Seite eines gesunden christlichen Lebens besteht in der Tätigkeit. Wir glauben nicht nur, sondern handeln auch. Wir lagern nicht nur, um zu essen, sondern wir wandern auch weiter zu dem Ziel der Vollkommenheit. Deshalb lesen wir: „Er führt mich zu stillen Wassern“ (Elberfelder Übersetzung). Was sind diese stillen Wasser anderes als der Einfluss und die Gaben des Heiligen Geistes? Der Geist Gottes hilft uns in allen Dingen. Er ist dem Wasser vergleichbar: Er reinigt, erfrischt, macht fruchtbar und fördert das Wachstum. Diese Wasser sind „stille“ Wasser. Der Heilige Geist liebt den Frieden und schmettert keine Posaunentöne, wenn er wirkt. Er kann sich in unser Herz ergießen, ohne dass unser Nachbar, der neben uns sitzt, etwas davon merkt. Stille Wasser gründen tief. Der Heilige Geist offenbart sich den Herzen der Gläubigen in einer feierlichen Stille. Der Geist Gottes führt die Gläubigen nicht zu den wilden Wogen des Streites, sondern zu den friedlichen Wassern heiliger Liebe. Er ist eine Taube, nicht ein Adler; er ist der Tau, nicht der Sturm. Unser Herr selbst führt uns zu diesen stillen Wassern. Wir könnten sie nicht allein finden, wir brauchen seine Führung. Deshalb heißt es: „Er führt mich.“ Er treibt und jagt uns nicht. Mose treibt uns durch das Gesetz, aber Jesus führt uns durch sein Vorbild und durch das zarte Leiten seiner Liebe.

V. 3 „Er erquicket meine Seele.“ Wenn wir mit Kummer beladen sind, richtet er uns auf; wenn wir gesündigt haben, reinigt er uns; wenn wir schwach sind, stärkt er uns. Er selbst tut das! Seine Diener könnten es nicht, wenn er es nicht täte. „Er erquicket meine Seele.“ Sind wir niedergeschlagen? Spüren wir, dass in unserem geistlichen Leben Ebbe ist? Er, der die Ebbe wieder zur Flut macht, kann auch deine Seele wieder neu beleben. Bitte ihn darum: „Erquicke mich, du Hirte meiner Seele!“

„Er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen.“ (Elberfelder Übersetzung: „Er leitet mich in Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen.“) Für den Gläubigen ist es eine Freude, gehorsam zu sein. Es ist ein Gehorsam aus Liebe. Dazu weiß sich der Gläubige durch das Vorbild seines Meisters gerufen: „Er führt mich.“ Der Gläubige gehorcht nicht einigen Geboten und vernachlässigt andere; er sucht sich nicht einige heraus, die ihm passen, sondern ist allen Geboten gehorsam. Beachte, dass hier die Mehrzahl gebraucht ist: „Die Pfade der Gerechtigkeit“ Was Gott uns auch befiehlt, wollen wir tun, geführt durch seine Liebe. Manche Gläubige übersehen den Segen der Heiligung. Gerade die Heiligung ist für ein wirklich erneuertes Herz eine der besten Gaben Gottes. „Um seines Namens willen.“ Gottes Führung ist seine freie Gnade. Wir sollen ein heiliges Volk sein, das auf den schmalen Pfaden der Gerechtigkeit wandelt. Dadurch sollen wir unseren großen Hirten ehren.

V. 4 „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ (Elberfelder Übersetzung: „Auch wenn ich wanderte im Tale des Todesschattens, fürchte ich nichts Übles, denn du bist bei mir; dein Stecken und Stab, sie trösten mich.“) Dieser unbeschreiblich herrliche Vers wurde schon an unzähligen Sterbebetten gesprochen und hat das finstere Tal hell gemacht. Jedes einzelne Wort trägt einen Reichtum an Bedeutung in sich. „Und ob ich schon wanderte“ - so, als ob der Gläubige seinen Schritt nicht beschleunigte, wenn es ans Sterben geht, sondern ruhig mit Gott weiterwanderte. Das Wandern bezeichnet das ruhige Vorwärtsschreiten des Herzens, das seinen Weg genau kennt, um das Ziel weiß und entschlossen ist, den Pfad weiterzugehen. Es fühlt sich vollkommen sicher und ist deshalb völlig ruhig und gesammelt. Der sterbende Gläubige regt sich nicht auf; er hetzt und jagt nicht voll Schrecken und bleibt auch nicht vor Angst stehen. Er geht ruhig und stetig seinen gewohnten Schritt weiter. Er weiß, dass er durch das Tal hindurchgeht und nicht darin bleibt. Wir gehen durch die dunkle Schlucht des Todes und treten hinaus in das Licht der Unsterblichkeit. Wir sterben nicht, sondern schlafen nur, um in der Herrlichkeit aufzuwachen. Der Tod ist nicht das Wohnhaus, sondern nur die Vorhalle; nicht das Ziel, sondern nur der Durchgang. Der Tod wird hier ein Tal genannt. Auf den Bergen oben tobt der Sturm, aber im Tal ist es ruhig; da ist der Ort der Stille. So sind häufig die letzten Tage und Stunden des Gläubigen die friedevollsten seines ganzen Lebens. Die Berge sind kahl und rau, aber das Tal ist voll von goldenen Garben. Mancher Gläubige hat beim Sterben mehr Freude und Erkenntnis gewonnen als in seinem ganzen Leben. Es ist nicht das „Tal des Todes“, sondern nur das „Tal der Todesschatten“ (wörtlich für „finsteres Tal“). Der Tod ist dem Wesen nach abgeschafft, nur der Schatten davon ist noch geblieben. Jemand hat gesagt, dass da, wo Schatten ist, auch Licht sein muss. So ist es hier. Der Tod steht am Rand unserer Lebensstraße, und das Licht des Himmels, das auf ihn scheint, wirft seinen Schatten über unseren Weg. Lasst uns darüber fröhlich sein, dass jenseits des Todes das Licht scheint! Niemand fürchtet sich vor einem Schatten; ein Schatten kann uns den Weg nicht einen einzigen Augenblick versperren. Der Schatten eines Hundes kann nicht beißen, der Schatten eines Schwertes nicht töten, der Schatten des Todes uns nicht vernichten. Wir wollen uns deshalb nicht fürchten. „Ich fürchte kein Unglück.“ Das heißt nicht, dass es kein Unglück gibt. Aber der Gläubige weiß, dass Jesus alles Böse hinweggetan hat, und fürchtet sich deshalb nicht mehr. Die schlimmsten Übel des Lebens sind die, die nur in unserer Vorstellung existieren. Wir hätten noch nicht einmal den zehnten Teil unserer jetzigen Sorgen und Befürchtungen, wenn wir nur die Leiden hätten, die wirklich Leiden sind. Wir verspüren tausend Tode, wo wir nur einen fürchten. Aber der Psalmist ist von dieser Krankheit der Furcht geheilt. „Ich fürchte nichts Übles.“ Ich will mich nicht vor dem letzten Feind fürchten. Ich will auf ihn herabsehen wie auf einen überwundenen Gegner, wie auf einen vernichteten Feind. „Denn du bist bei mir.“ Das ist die Freude des Gläubigen! „Du bist bei mir.“ Ein kleines Kind schläft sicher im Arm der Mutter, auch wenn Gefahr droht. Es ist genug, dass sie da ist. Es sollte dem Gläubigen genug sein, dass Christus da ist. „Du bist bei mir; ich habe alles, was ich brauche, in dir. Ich bin ganz getröstet und vollkommen sicher, denn du bist bei mir.“

„Dein Stecken und Stab.“ Damit leitest du deine Herde und beschützt sie. Es sind die Zeichen deiner Macht und deiner Liebe. „Sie trösten mich.“ Ich glaube, dass du auch heute noch regierst. Dein Stab soll auch über mir sein und mich leiten.

Manche Leute hoffen, dass sie nicht sterben müssen. Gewiss wird es einige geben, die „leben und übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn“ (1. Thess. 4, 15). Aber bietet es wirklich so viele Vorteile, dem Tod zu entrinnen, dass ein Gläubiger so sehr danach verlangen sollte? Ein weiser Mensch wird vielleicht das Sterben sogar vorziehen. Denn alle, die nicht sterben, sondern „hingerückt werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft“ (1. Thess. 4, 17), verlieren in gewisser Hinsicht mehr als sie gewinnen. Sie verlieren die Gemeinschaft mit Christus im Grabe, die alle sterbenden Gläubigen erfahren. Wir wollen daran denken, was Paulus sagt: „Sterben ist mein Gewinn“ (Phil. 1, 21). Und: „Abzuscheiden und bei Christo zu sein, was auch viel besser wäre“ (Phil. 1, 23).

V. 5 „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.“ Auch ein guter Mensch hat Feinde. Er würde seinem Herrn nicht ähnlich sein, wenn er keine hätte. Wenn wir keine Feinde haben, müssen wir befürchten, nicht die Freunde Gottes zu sein, denn die Freundschaft mit der Welt ist Gottes Feindschaft. Aber sieh, wie ruhig der gottesfürchtige Mann trotz seiner Feinde ist! Wie eindrucksvoll ist seine ruhige Tapferkeit! „Du bereitest vor mir einen Tisch.“ Wenn ein Soldat die Feinde vor Augen hat, isst er eilig einige Bissen und eilt sofort in den Kampf. David aber sagt; „Du bereitest vor mir einen Tisch.“ Das klingt gerade so, als ob ein Diener das Tischtuch ausbreitet, die Tafel festlich schmückt und ein friedliches Fest zurichtet. Nichts wird übereilt, es gibt keine Verwirrung und keine Störung. Der Feind steht vor der Tür, aber Gott bereitet einen Tisch, und der Gläubige setzt sich ruhig nieder und isst. Wie wunderbar ist dieser Frieden, den der Herr seinem Volk schenkt, sogar in den schwersten Lagen!

Du salbest mein Haupt mit Öl.„ Lasst uns täglich in dieser Freude über solchen Segen leben! Wir sollen täglich eine frische Salbung für unsere alltäglichen Pflichten bekommen. Jeder Gläubige ist ein Priester, aber er kann sein priesterliches Amt nicht ohne Salbung ausüben. Deshalb müssen wir Tag für Tag den Heiligen Geist bitten, dass unser Haupt mit heiligem öl gesalbt wird. Einem Priester fehlt die allererste Voraussetzung für die Ausübung seines Amtes, wenn er kein öl hat. So fehlt dem Priester des neuen Bundes die Haupteignung zum Dienst, wenn er nicht stets mit neuer Gnade erfüllt wird. „Und schenkest mir voll ein.“ (Elberfelder Übersetzung: „Mein Becher fließt über.“) Der Gläubige hat nicht nur genug, er hat mehr als genug; er hat nicht nur einen vollen Becher, sondern einen überfließenden Becher. Das kann der Arme ebenso sagen wie der Reiche. Ein Mensch kann noch so reich sein; aber wenn er nicht zufrieden ist, kann sein Becher nicht überfließen. Er hat einen Sprung und leckt. Zufriedenheit ist der Stein der Weisen, der durch seine Berührung alles in Gold verwandelt. Glücklich der, der ihn gefunden hat! Zufriedenheit ist mehr als ein Königreich. Zufriedenheit ist nur ein anderes Wort für Glück.

V. 6 „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immer' dar.“ (Elberfelder Übersetzung: „Fürwahr, Güte und Huld werden mir folgen alle Tage meines Lebens.“) Das ist eine unbestreitbare Tatsache. Als himmlisches Siegel steht das „Fürwahr“. Wir können diesen Satz aber auch so lesen: „Nur Gutes und Barmherzigkeit.“ Nur aus Gnade und Barmherzig' keit soll die ganze Geschichte unseres Lebens bestehen. Diese beiden Engel werden mich immer bewachen und mich überall begleiten. Wenn große Staatsmänner Reisen machen, gehen sie nie ohne Begleitung. So ist es auch mit dem Gläubigen. Güte und Barmherzigkeit folgen ihm immer, „alle Tage seines Lebens.“ An dunklen Tagen wie an hellen Tagen, an Fasten' tagen wie an Festtagen, an trüben Wintertagen wie an strahlenden Sommertagen. Güte erfüllt unsere Bedürfnisse, Barmherzigkeit tilgt unsere Sünden. „Und. ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“ „Der Knecht aber bleibt nicht ewiglich im Hause; der Sohn bleibt ewiglich“ (Joh. 8, 55). Solange ich hier auf Erden bin, will ich als ein Kind bei Gott zu Hause sein. Die ganze Welt ist für mich sein Haus. Und wenn ich einmal in die oberen Wohnungen hinaufgehe, bleibe ich auch in Gemeinschaft mit Gott. Ich gehe nicht in ein anderes Haus, sondern ziehe nur um in die oberen Wohnungen im Hause des Herrn, um dort für immer zu wohnen.

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