Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 134

Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 134

- Ein Lied im höheren Chor. Sieh, lobt den Herrn, alle Knechte des Herrn, die ihr stehet des Nachts im Hause des Herrn. - Hebet eure Hände auf im Heiligtum und lobt den Herrn! - Der Herr segne dich aus Zion, der Himmel und Erde gemacht hat!

Überschrift

„Ein Stufenlied“ (Elberfelder Übersetzung). Dieser Psalm bildet den Abschluss der Wallfahrtslieder. Die Pilger ziehen heim und singen das letzte Lied. Sie brechen in aller Frühe auf, denn sie haben eine lange Reise vor sich. Noch bevor der Morgen anbricht, sind sie schon auf dem Weg. Sobald sie außerhalb der Stadttore sind, erblicken sie die Wachen auf den Tempelmauern und den Schein der Lampen aus den Häusern rings um das Heiligtum. Dieser Anblick bewegt sie, und sie rufen den Dienern des Herrn im Tempel einen letzten Abschiedsgruß zu. Die Priester wiederum geben den Scheidenden den Segen des Heiligtums mit. Sie sagen gleichsam: „Ihr habt uns aufgefordert den Herrn zu loben, und nun bitten wir den Herrn, dass er euch segnet!“ Der Psalm lehrt uns, für alle zu beten, die ständig im Dienst des Herrn stehen. Und alle Diener des Herrn sollen die betende und liebende Gemeinde segnen. Auslegung

V. 1 „Sieh.“ Mit diesem Ruf wollen die heimkehrenden Pilger die Aufmerksamkeit der Wachen auf sich ziehen. Sie möchten die heilige Bruderschaft derer stärken, die am Hause des Herrn Wache halten. Die Diener des Herrn sollen sich an der heiligen Stätte umschauen und überall Gründe finden, den Herrn zu loben. Schaut in der Nacht zum Himmel hinauf und lobt den Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat; der den Himmel mit dem Glanz der Sterne erleuchtet und die Erde durch seine Liebe hell macht. Lasst euren Lobgesang nie verstummen. Haltet treue Wacht, seid fleißig in eurem Dienst, betet den Namen des Herrn an und lobt ihn ohne Aufhören!

„Lobt den Herrn.“ Betet ihn an mit Ehrfurcht, naht ihm in liebe, freut euch in ihm mit Frohlocken. Der Herr segnet euch; segnet auch ihr den Herrn! Das Wort „segnen“ ist das Schlüsselwort dieses Psalms (nach dem Grundtext). In den ersten beiden Versen werden wir aufgerufen, den Herrn zu segnen und zu loben, und im letzten Vers wird der Segen des Herrn für sein Volk erfleht. Gesegnetsein und Segenspenden soll unser Leben kennzeichnen. Andere mögen ihren Mitmenschen schmeicheln, ihren Glücksstern preisen oder sich selbst loben. Wir aber loben den Herrn, von dem aller Segen kommt. „Alle Knechte des Herrn.“ Es ist euer Amt, ihn zu loben. Achtet darauf, dass ihr darin Vorbilder seid. Diener sollen von ihren Herren Gutes reden. Nicht ein einziger von euch sollte ihm aus Zwang dienen; alle sollen ihm von Herzen dienen. Lobt ihn dafür, dass er euch erlaubt, ihm zu dienen; dass er euch zu diesem Dienst fähig macht und euren Dienst annimmt. Es ist eine unermessliche Ehre und ein unschätzbarer Segen, Diener des Herrn zu sein. Und Diener in seinem Tempel zu sein als Hausgenosse Gottes - das ist noch größere Ehre und Freude! Wenn die, die ständig um den Herrn sind und in seinem Tempel wohnen, ihn nicht preisen, wer wird es dann tun? „Die ihr stehet des Nachts im Hause des Herrn!“ Wir können gut verstehen, dass die Pilger alle beneideten, die den Tempel bewachten und auch in der Nacht dort Dienst verrichteten. Zu der feierlichen Stille der Nacht kam die ehrfurchtgebietende Herrlichkeit der Stätte, wo die Gottesdienste des Herrn gefeiert wurden. Gesegnet waren die Priester und Leviten, die zu diesem erhabenen Dienst geweiht waren .Es war sehr wichtig, dass sie den Herrn während ihrer Nachtwache lobten. Sie sollten den Dienst nicht wie Maschinen verrichten, sondern ihr ganzes Herz in ihre Arbeit legen und im Ablauf ihrer einzelnen Dienstverrichtungen wahrhaft geistliche Anbetung ausüben. Es ist gut zu wachen, aber noch besser, zu wachen im Gebet und mit Danksagung.

Wenn über eine Gemeinde des Herrn die Nacht kommt, hat der Herr seine Wächter und Heiligen, die seine Wahrheit hüten. Sie sollen sich nicht entmutigen lassen, sondern den Herrn loben, auch wenn die dunkelsten Stunden hereinbrechen. Es ist unsere Aufgabe, die Wächter zu ermuntern und sie an das Lob des Herrn zu erinnern. Lobt den Herrn allezeit und lasst sein Lob immer in eurem Munde sein!

V. 2 „Hebet eure Hände auf im Heiligtum.“ An der heiligen Stätte sollen sie eifrig arbeiten, erfüllt mit Kraft, wachsam und voller Stärke. Heiliger Eifer soll sie treiben. Hände, Herzen und das ganze Wesen soll erhoben und dem Dienst der Anbetung Gottes geweiht werden. Wie die Engel Gott Tag und Nacht loben, sollen auch die Engel der Gemeinden Gott ständig loben. „Und lobt den Herrn!“ Das ist ihre wichtigste Arbeit. Sie sollen den Menschen ein Segen sein, indem sie die Zeugnisse und Gebote Gottes weitergeben; aber noch viel mehr sollen sie den Herrn loben in ihrer Anbetung. Man sieht die öffentlichen Gottesdienste viel zu oft nur von der Seite der Nützlichkeit für die Menschen an. Aber das andere ist viel wichtiger: Gott, der Herr, soll angebetet, verehrt und in Ehrfurcht gelobt werden. Zum zweiten Mal gebraucht der Psalmist hier das Wort „segnen“ in bezug auf den Herrn. Lobe und segne den Herrn, meine Seele!

V. 3 Dieser letzte Vers ist die Antwort, die den scheidenden Pilgern beim Tagesanbruch vom Tempel her zugerufen wird. Es ist der alte hohepriesterliche Segen, kurz zusammengefasst und jedem einzelnen Pilger mitgegeben. „Der Herr segne dich aus Zion, der Himmel und Erde gemacht hat!“ Ihr geht nun auseinander; jeder kehrt in seine Heimat zurück: Der Segen komme über jeden einzelnen von euch. Ihr seid auf die Einladung des Herrn hin in seine Stadt und zu seinem Tempel gekommen: Nun möge jeder von euch mit dem Segen heimkehren, den nur der Herr geben kann - mit dem göttlichen, unbegrenzten, wirksamen und ewigen Segen. Ihr geht nicht fort aus dem Machtbereich seiner Herrlichkeit, denn er hat den Himmel über euch gemacht und auch die Erde, auf der ihr lebt. Er ist euer Schöpfer, und er kann euch mit unzähligen Gnadengaben segnen. Er schenkt euch Freude und Frieden ins Herz. Und er wird einen neuen Himmel und eine neue Erde für euch schaffen. Der Schöpfer aller Dinge möge euch mit Segen überschütten!

Diese Segnung kommt aus der Stadt des großen Königs, durch seine erwählten Diener und kraft seines Bundes. Deshalb heißt es: „Aus Zion.“ Bis heute segnet der Herr jedes einzelne Glied seines Volkes durch seine Gemeinde, sein Evangelium und seine Gaben. In der Gemeinschaft der Heiligen empfangen wir reichen Segen. Möge jeder von uns noch mehr von diesem Segen empfangen, der allein vom Herrn kommt! Zion selbst kann uns nicht segnen; der Beste Prediger kann uns nur einen Segen wünschen; aber der Herr kann und wird jeden einzelnen seines wartenden Volkes Segen vermitteln. Verlangen wir nach dem Segen des Herrn? Dann lasst uns selber den Herrn segnen. Wir wollen das immer wieder tun. Und wir werden erfahren, dass wir wirklich reichen Segen von dem hochgelobten Herrn empfangen. Amen. –

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