Spurgeon, Charles Haddon - Das Pflügen des Felsens.

Spurgeon, Charles Haddon - Das Pflügen des Felsens.

Wer kann mit Rossen rennen, oder mit Ochsen pflügen auf dem Felsen?
Amos 6, 12.

Diese Ausdrücke sind Sprichwörter, wie sie im Orient gang und gäbe waren. Ein Sprichwort ist meistens zweischneidig, oder, wenn ich so sagen mag, es hat viele Schneiden oder ist lauter Schneide, deshalb mag man es drehen, wie man will, so hat es Schärfe und Nachdruck. Ein Sprichwort hat auch mitunter verschiedene Bedeutung, so dass man nicht immer gerade sagen kann, was die Meinung dessen war, der es aussprach. Die Verbindung der vorliegenden Ausdrücke würde ebenfalls zwei Ansichten rechtfertigen. Ein alter Schriftausleger behauptet, dieselben hätten sieben Meinungen und jede stimme mit dem Context. Ich kann dem nicht widersprechen, und wenn es der Fall ist, so ist dies nur einer von den vielen Fällen, wo uns die mannigfaltige Weisheit des göttlichen Wortes entgegenleuchtet. Wie bei einem von den wunderbar geschnitzten chinesischen Ballen, wo ein Ball im andern sitzt, so ist es auch mit vielen der heiligen Texte, es ist Inhalt im Inhalt, Lehre in der Lehre - alle in Gemäßheit mit der tiefen Weisheit des göttlichen Geistes.

Der erste Punkt im Text, worüber ich einige Bemerkungen machen möchte, ist der, dass der Prophet den Gottlosen vorhält, dass sie das Glück suchen, wo es nie zu finden ist. Sie probierten durch Unterdrückung, reich und groß und stark zu werden. Der Prophet sagt ihnen: „Ihr wandelt das Recht in Galle, und die Furcht der Gerechtigkeit in Wermut.“ Mit der Gerechtigkeit wurde bei ihnen Handel getrieben und das Buch des Gesetzes zum Werkzeug des Betruges gemacht. Aber Amos sagt ihnen, dass darin kein Gewinn sei - kein wahrer Genuss, kein Glück. Ebensowohl möchte man mit Ochsen auf dem Felsen pflügen - die Arbeit könnte nicht vergeblicher sein.

Wenn manche von euch sich mit dieser Welt begnügen und im Geschäft oder in der Familie ihren Himmel suchen, ohne höher zu blicken, so arbeiten sie umsonst. Wenn ihr hofft, Vergnügen in der Sünde zu finden, und denkt, es könne euch wohl gehen, trotzdem ihr das Gesetz Gottes verachtet, so begeht ihr einen großen Irrtum. Ihr möchtet eben so wohl Rosen suchen in den Höhlen der Felsen oder Perlen auf den Straßen. Das Glück in Gottlosigkeit zu suchen, heißt den Granit pflügen zu wollen. Bei dem Gebrauch von unehrlichen Mitteln wahren Erfolg zu erwarten, ist so vergeblich, als das Sandufer des Meeres in einen fruchtbaren Acker umgestalten zu wollen. „Warum zählet ihr Geld dar, da kein Brot ist, und eure Arbeit, davon ihr nicht satt werdet?“ Jüngling, du richtest dich durch deine Sucht nach hohen Dingen selbst zu Grunde; du suchest deine eigene Ehre und dein Vergnügen, und das ist ein armer, armer Gegenstand für unsterbliche Seelen. Und du auch bringst dein Leben hin mit Sorgen, dein Geist und Körper brechen zusammen bei dem Trachten nach den Gütern dieser Welt, als ob das Leben eines Menschen von dem Haufen Reichtum abhinge, welchen er besitzt. Du pflügst den Felsen; deine Sorgen bringen dir keine Freuden für dein Herz, keinen Frieden für deine Seele; deine Arbeit endet in einem Fehlschlag. Und auch du, der du versuchest durch deine eigenen Werke, ohne Christus, ein Kleid der Gerechtigkeit zusammen zu weben, und dir einbildest, dass du durch die fleißige Beobachtung äußerer Zeremonien das Werk des Heiligen Geistes in deinem Herzen überflüssig machen könntest, du pflügest den Felsen. Alle Kräfte der gefallenen Natur zusammen sind nicht im Stande eine Seele zu retten. Warum denn noch länger den Felsen pflügen? Gib die nutzlose Arbeit auf.

Soweit haben wir, denke ich, den Text richtig verstanden. Aber noch ein anderer Punkt liegt mir im Gemüt. Es ist der: Gott wird nicht immer seine Knechte senden, Sünder zur Buße zu rufen. Wenn die Herzen der Menschen in ihrem Starrsinn verharren, so wird Gott nicht immer in Gnaden mit ihnen handeln. „Mein Geist soll nicht immerdar mit euch hadern.“ Pflügen hat seine Zeit; wenn es aber so weit kommt, dass der Mensch vorsätzlich sein Herz verstockt, so lehrt die Weisheit, dass es nutzlos ist, die Gnadenwirkungen noch länger zu verschwenden. Was nützt es, auf dem Felsen pflügen zu wollen? Darum muss es eine Zeit geben, wo die Güte ihre Grenzen hat, und solche Herzen sich selbst überlassen bleiben.

1. Nach diesem bemerken wir also zunächst, dass die Prediger arbeiten, um die Herzen der Menschen zu erweichen. Der weise Mann Gottes wird in der Kraft des Heiligen Geistes die harten Schollen zerschlagen, damit das Herz zur Aufnahme des guten Samens zubereitet wird.

Manche Wahrheiten werden benützt, um wie mit einer scharfen Pflugschar die Herzen damit aufzubrechen. Die Menschen müssen zur Erkenntnis ihrer Sünden und zur Rette über dieselben geführt werden. Sie müssen Christum nicht nur mit dem Kopfe, sondern auch mit dem Herzen aufnehmen; denn so man von Herzen glaubt, so wird man gerecht. Es gibt dabei eine Bewegung, wir müssen mit der Pflugschar tief ins Herz einschneiden. Der Ackermann, der so zart ist, dass er das Land nicht gründlich aufpflügen mag, wird nie eine Ernte bekommen. Hier liegt der Fehler mancher Prediger. Sie fürchten sich, die Gefühle der Leute zu verletzten, und deshalb umgehen sie die Wahrheiten, von denen sie befürchten, sie könnten Furcht oder Sorgen verursachen. Sie angeln ohne Haken, aus Furcht, sie möchten den Fischen wehe tun; sie schießen ohne Kugeln, damit sie die Vögel nicht verletzten. Diese Art Liebe ist Grausamkeit gegen die Seelen der Menschen. Es ist ziemlich dasselbe, als wenn ein Arzt einen Patienten sterben lässt, weil er fürchtet ihn durch eine Operation wehe zu tun. Es ist schreckliches Zartgefühl, welches die Menschen lieber in die Hölle sinken lässt, als deren Gemüt aufzuregen. Es ist angenehm, Glück zu prophezeien, aber wehe dem Menschen, der sich auf diese Weise versündigt. Ist das der Geist Jesu Christi? Hat er dem Sünder sein Schicksal verborgen? Hat er das „Feuer, das nicht verlöscht,“ und den „Wurm, der nicht stirbt,“ in Zweifel gehüllt? Hat er durch glatte Worte und Schmeicheleien Seelen in Schlaf eingewiegt? Nein, sondern in aufrichtiger Liebe warnte er vor dem zukünftigen Zorn und gebot ihnen, Buße zu tun, wenn sie nicht wollten verloren gehen. Lasset die Diener Jesu in diesem Punkte ihrem Meister folgen und mit scharfer Pflugschar, die sich auch vor der härtesten Scholle nicht wendet, in die Herzen hineinpflügen. Daran müssen wir uns gewöhnen.

Lasst uns durch ehrliche Rede zeigen, dass wir die Seelen der Menschen wirklich lieb haben. Das harte Herz muss zerbrochen werden, oder es wird den Heiland, welcher gekommen ist, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, immer noch von sich stoßen. Es gibt manche Dinge, welche Jemand haben oder nicht haben mag, er kann trotzdem selig werden; aber die heilige Scheu vor dem Höchsten, die Anerkennung des sündhaften Zustandes und die bußfertige Bitte um Vergebung sind unumgänglich notwendig - mit einem Worte: die Seele muss gründlich umgepflügt werden, ehe man erwarten kann, dass der gute Same Früchte trage.

2. Aber unser Text deutet an, dass die Prediger bisweilen umsonst arbeiten. „Wer kann mit Rossen rennen, oder mit Ochsen pflügen auf dem Felsen?“ In kurzer Zeit fühlt der Ackermann, ob das Pflügen geht oder nicht. So auch der Prediger. Er mag dieselben Worte gebrauchen, die er in einer anderen Gemeinde geredet hat, aber an dem einen Platze fühlt er Freude und Hoffnung im Predigen, während er an dem anderen Orte harte Arbeit und wenig Hoffnung hat. An dem letzterwähnten Platze scheint der Pflug aus der Furche zu springen, und es brechen Stückchen ab von der Schar. Er spricht zu sich selbst: „Ich weiß nicht, wie das ist, aber ich kann hier nicht voran kommen,“ und er sieht, dass sein Meister ihn gesandt hat, ein außerordentlich schweres Feld zu bearbeiten. Alle Arbeiter des Herrn wissen von solchen Fällen. Ihr habt es in mancher Sonntagschulklasse oder in der Betstunde rc. so gefunden, wo ihr versuchtet, Christum zu predigen. Ihr sagtet zu euch selbst: „Hier pflüge ich den Felsen. Vorher war es fruchtbare Erde, und die Ochsen konnten es leicht ziehen; hier aber können sie ziehen bis ihr Hals wund wird, und es gibt keine Furche; der Felsen lässt sich nicht bewegen.“

Es gibt solche Zuhörer in jeder Versammlung. Sie sind wie Eisen, und doch befinden sie sich neben einem guten Lande. Ihr Bruder, ihre Schwester, ihr Sohn, ihre Tochter haben sich dem Einfluss des Evangeliums bald hingegeben; aber sie fühlen nichts. Sie hören es ruhig an und erlauben ihm die Freiheit, zu einem Ohr hinein und zum andern hinaus zu gehen, aber sonst wollen sie nichts damit zu tun haben. Sie möchten durchaus keine Sabbatschänder sein und vom Gottesdienste zurückbleiben; sie tun daher dem Worte Gottes die zweifelhafte Ehre an, hin zu kommen, wo es gepredigt wird, und dann weigern sie sich demselben zu gehorchen. Es sind harte, harte, harte Felsenstücke, der Pflug kann sie nicht brechen.

Manche andere sind eben so hart, nur in einer andern Weise. Der Eindruck des Wortes Gottes auf ihre Herzen ist nicht tief und bleibend. Sie nehmen dasselbe mit Freuden auf, aber sie behalten es nicht. Sie hören es andächtig an, aber es kommt nicht zur Ausführung. Sie hören von der Buße, sind aber nie bußfertig. Sie hören vom Glauben, aber sie glauben nie. Sie können gut den Wert des Evangeliums beurteilen, aber sie haben es selbst nie angenommen. Sie mögen nicht essen, aber sie verlangen, dass gutes Brot aufgetischt werde Sie nehmen es sehr genau mit den Dingen, welche sie sich persönlich anzunehmen weigern. Sie werden tief gerührt und vergießen öfters Tränen; aber ihre Herzen sind nicht wirklich von dem Worte Gottes ergriffen. Sie gehen von Stund an davon und vergessen, wie sie gestaltet sind. Sie sind Steinherzen durch und durch; alle Versuche, sie zu pflügen, schlagen fehl.

Und dieses ist umso schlimmer, weil manche derselben schon seit Jahren bearbeitet wurden und sind dabei härter anstatt weicher geworden. Ein oder zweimal pflügen, ein paar zerbrochene Pflugschare, einige getäuschte Ackerleute möchte man sich schon noch gefallen lassen, wenn sie sich dann zuletzt noch ergeben würden; aber von Jugend auf haben sie die Schrift gekannt, aber ihrer Kraft sich niemals ergeben. Es ist heute eine schöne Zeit seit ihrer Kindheit vergangen. Ihre Haare fangen an, grau zu werden, und ihre Kraft gibt nach. Unzählige Mal hat man sie ermahnt und beschworen, aber Alles umsonst. Ja, vor Jahren waren sie noch gefühlvoller als heute. Die Sonne, welche das Wachs schmilzt, verhärtet den Lehm, und dasselbe Evangelium, welches Andere zur Buße und zum Leben führte, hatte auf sie den entgegengesetzten Einfluss; es machte sie gleichgültiger gegenüber geistlichen Dingen, als sie in ihrer Jugend waren. Ist das nicht ein höchst trauriger Zustand?

Warum sind manche Menschen so entsetzlich steinig? Bei Einigen ist es zum Teil natürliche Halsstarrigkeit. Es gibt Leute, die man nicht leicht bewegen kann, sie haben einen bedeutenden Teil Granit in ihrer Constitution und sind mit Herrn Halsstarrig viel näher verwandt als mit Herrn Gefügig. Ich denke nicht schlimm von solchen Leuten, denn man weiß ja, wie es oft bei leichtbeweglichen Leuten geht: wenn man zu ihnen predigt, so sind sie bald aufgeregt, aber ob sie auch gebessert sind, das ist eine andere Sache; wohingegen mancher der schwerfälligen wirklich gewonnen sind, wenn man einmal das Glück hatte, sie zu bewegen; wenn die einmal fühlen, so fühlen sie tief, und der gemachte Eindruck geht nicht wieder verloren. Wenn man nach vieler Mühe einmal ein Zeichen in den Granit gehauen hat, so bleibt es, wohingegen man das Wasser mit leichter Mühe peitschen kann, aber in einem Augenblick ist jede Spur verschwunden. Es ist herrlich, wenn es uns einmal mit einem echten Stück Felsen gelingt, es im Glauben zu brechen. Der Hammer des Herrn ist gewaltig, welcher Felsen zerschmeißt, und je härtere Felsen er zerbricht, desto mehr wird sein Name verherrlicht werden.

Schlimmer noch - manche Leute sind hart in Folge ihres Unglaubens. Es ist nicht lauter Unglaube des Herzens, sondern ein Unglaube, der dem Wunsche, nicht zu glauben, entspringt. Dieses half ihnen, Schwierigkeiten zu entdecken. Diese Schwierigkeiten existieren wirklich und sollen existieren; denn wo bliebe noch Raum für den Glauben, wenn Alles so klar wäre, wie das ABC? Diese Leute sind nach und nach in Zweifel geraten, oder denken, dass sie Hauptwahrheiten bezweifeln, und dieses macht sie der Wahrheit unzugänglich.

Eine viel größere Zahl ist orthodox genug, aber hartherzig sind sie nichtsdestoweniger. Der Weltsinn verhärtet einen Menschen in jeder Weise. Er vertrocknet oft alles Mitleid gegen Arme; denn man will Geld machen und überredet sich, dass die Armensteuer eine hinreichende Entschuldigung böte, um alle weiteren Ansprüche der Bedürftigen abzuweisen. Der Weltmensch hat keine Zeit, an die andere Welt zu denken, der Gedanke an diese Welt nimmt jeden Augenblick in Anspruch. Geld ist rar, und deshalb muss er es festhalten; und bringt es nur niedrige Zinsen, so sieht er darin eine Ursache, noch knauseriger damit umzugehen. Zum Gebet hat er keine Zeit, er muss zu seinem Geschäft. Er hat keine Zeit zum Bibellesen, er muss seine Rechnungsbücher durchsehen. Ihr mögt an seine Tür klopfen, aber sein Herz ist nicht daheim; es ist im Geschäft, in welchem er lebt und webt und ist. Sein Gold ist sein Gott, sein Geschäft sein Segen, und er selbst Alles in Allem. Was nützt es, ihm predigen zu wollen? Ebensowohl mag man versuchen, einen Acker pflügen zu wollen, der mit fußdicken Eisenplatten gepanzert ist.

Manche wieder zeigen eine Herzenshärtigkeit, welche, ich möchte fast sagen, durch das Gegenteil der gefühllosen Weltlichkeit herbeigeführt wird, nämlich allgemeinen Leichtsinn. Sie sind natürliche Schmetterlinge, welche umherflattern und nichts tun. Sie denken nie und wollen nicht denken. Ein halber Gedanke erschöpft sie, und sie müssen sich zerstreuen, oder ihr schwaches Gemüt wird ganz zerrüttet. Sie leben in einem Kreise von Vergnügungen. Für sie ist die Welt eine Bühne, und all die Menschen auf derselben nur Schauspieler. Es nützt wenig, ihnen zu predigen; es ist keine tiefe Erde in ihrer oberflächlichen Natur. Unter der papierdünnen Schicht beweglichen, wertlosen Sandes liegt der undurchdringliche Felsen von Stumpfheit und Gefühllosigkeit. So könnte ich fortfahren, Gründe anzuführen, warum manche Menschen härter sind, als andere, jedoch ist es eine unleugbare Tatsache, dass es so ist, und dabei will ich die Sache bewenden lassen.

3. Nun möchte ich an das Urteil Aller appellieren, ob das Pflügen auf dem Felsen immer fortgesetzt werden sollte. Ich behaupte, dass es unbillig ist zu verlangen, dass die Diener Gottes immerhin umsonst arbeiten sollten. Diese Leute sind belehrt, unterrichtet und ermahnt worden, man hat ihnen gepredigt und sie beschworen; soll diese erfolglose Arbeit immer fortgesetzt werden? Wir haben ihnen hinreichende Gelegenheit gegeben; was sagen Vernunft und Klugheit dazu? Sollen wir anhalten, bis wir unter der erfolglosen Arbeit zusammenbrechen? Wir wollen die Leute fragen, welche ihren eigenen Acker pflügen; werden sie uns raten anzuhalten, wo kein Erfolg zu hoffen ist? Wer kann mit Ochsen pflügen auf Felsen? Wahrlich nicht immerfort.

Ich denke wir sind einig darin, dass Fehlarbeit nicht immer fortgesetzt werden kann, um des Ackermannes willen. Er macht zwar keine Ansprüche, aber sein Herr übersieht ihn nicht. Sieh, wie müde er wird bei der entmutigenden Arbeit. Er kommt zu seinem Herrn mit dem Worte: „Aber wer glaubt unserer Predigt, und wem wird der Arm des Herrn offenbart?“ „Warum hast du mich gesandt zu Leuten, die da Ohren haben, aber nicht hören?“ spricht er. „Sie sitzen, wie deine Kinder sitzen, und hören wie deine Kinder hören, und dann gehen sie davon und vergessen jedes Wort, das geredet wurde, und gehorchen nicht der Stimme des Herrn.“ Sieh, wie mutlos der Prediger wird. Es ist immer harte Arbeit, wenn man alle Kräfte aufbietet und dabei nicht weiter kommt. Niemand, wer er auch sein mag, wünscht an eine Arbeit gestellt zu werden, wobei alle Zeit und Anstrengungen verloren sind. Es kommt ihm sogar einfältig vor, und er befürchtet deshalb, von den Leuten verachtet zu werden. Sollten denn die Knechte des Herrn immerdar ein Gegenstand des Spottes sein? Will der Herr des Weinberges seinen Dienern gebieten, ihr Leben für nichts zu opfern? Sollen seine Prediger fortfahren, die Perle vor die Säue zu werfen? Wenn den gottgeweihten Arbeitern dies geboten wird, so werden sie darin fortfahren; aber der Herr gedenkt seiner Knechte. Und ich frage auch euch zu bedenken, ob es billig sei, zu erwarten, dass ein eifriges Herz immerdar um das Heil solcher besorgt sei, die seinen Bitten niemals Gehör schenken?

Dann kommt der Herr selbst in Betracht. „Irret euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten.“ Vielen von euch wurde die Seligkeit als Folge des Glaubens an Jesum vorgestellt; und doch weigertet ihr euch zu glauben. Es ist ein Wunder, dass der Herr nicht zu mir gesagt hat: „Du hast deine Pflicht an ihnen getan; halte ihnen Jesum nicht länger vor, mein Sohn soll nicht beleidigt werden.“ Wenn ihr einem Bettler auf der Straße einen Vierteldollar anbietet, und er weigert sich, denselben anzunehmen, so steckt ihr denselben wieder ein und geht eure Wege; ihr bittet ihn nicht, doch seinem Mangel abhelfen zu lassen. Aber sehet, unser Gott bittet die Sünder in Gnaden, zu ihm zu kommen, und flehet sie, doch seinen Sohn aufzunehmen. In seiner Herablassung steht er auf dem Markt und ruft: „Wohlan, Alle, die ihr durstig seid, kommet her zum Wasser, und die ihr nicht Geld habt, kommt, kaufet ohne Geld und umsonst, beides Wein und Milch.“ An einem andern Orte spricht er: „Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt zu dem Volk, das sich nicht sagen lässt und widerspricht.“ Wenn dem Gott der Gnaden in der Gegenwart von euch, die ihr den Herrn fürchtet, so lange widerstrebt wird, mischt sich dann nicht eine gewisse Entrüstung in euer Mitleid, und fühlt ihr nicht selbst, während ihr die Sünder, die ihr liebt, retten möchtet, dass es mit diesen beleidigenden Verhalten einmal ein Ende nehmen muss? Ich fordere sogar die Gleichgültigen auf, zu bezeugen, in welchem Licht sie die Sache ansehen; und wenn sie sich auch um den Ackermann nicht kümmern, so sollten sie doch Achtung vor dem Herrn selbst haben.

Und dann gibt es so viele andere Leute, welche das Heil in Christo bedürfen und es annähmen, wenn sie es nur hätten, dass es geboten schiene, Diejenigen, welche es verachten, sich selbst zu überlassen. Was sagte der Herr? Er sprach, wenn die großen Taten, welche in Bethsaida und Chorazin geschehen waren, in Tyrus und Sidon geschehen wären, sie hätten Buße getan. Noch merkwürdiger ist sein Ausspruch, wenn er sagt, die Leute zu Sodom und Gomorra hätten Buße getan im Sack und in der Asche, wenn die Taten daselbst geschehen wären, die in Capernaum geschahen. Mahnt uns das nicht, denen das Wort zu senden, welche es annehmen würden, und die Verächter ihrer eigenen Torheit zu überlassen? Sagt nicht die Vernunft: „Lasst uns die Arznei dahin senden, wo sich Patienten befinden, welche dieselbe einnehmen und schätzen“? Tausende von Menschen sind willig, das Evangelium zu hören. Seht, wie sie sich um den Prediger drängen, wie begierig sie seinen Worten lauschen! Und wenn die Leute, welche jeden Tag Gelegenheit haben, das Wort vom Kreuz zu hören, es nicht annehmen wollen, so spricht der Knecht des Herrn: „In Gottes Namen lasst mich dahin gehen, wo man Hoffnung hat, einen Boden zu finden, der sich bearbeiten lässt.“ Wer kann mit Ochsen pflügen auf dem Felsen? Muss ich immer arbeiten, wo nichts wächst? Sagt nicht die gesunde Vernunft: Lasst das Wort des Lebens nach China, zu den Hindus und an die äußersten Enden der Erde gehen, wo sie es annehmen; denn da, wo es auf Straßen und Gassen verkündigt wird, verachtet man es.

Ich will nicht weitere Worte hierüber machen, sondern noch einmal ernstlich die Frage wiederholen: Würde Jemand von euch fortfahren, eine Arbeit fortzusetzen, die sich als hoffnungslos erwiesen hätte? Wundert ihr euch, dass der Herr, nachdem er seine Knechte gesandt hat, welche Worte der Liebe, der Gnade und des Heils zu dem Volk reden und verachtet werden, endlich spricht: „Sie hangen an ihren Götzen, lasset sie fahren“? Zuletzt heißt es: „Mein Geist soll nicht immerdar mit euch hadern.“ Und wenn der Herr dies sagt, wer kann sich deshalb beschweren? Ist nicht dies der Weg der Weisheit? Gebietet es die Klugheit nicht? Irgend ein denkender Verstand wird sagen: „Ja, ein Felsen kann nicht immerfort gepflügt werden.“

4. So muss also eine Änderung eintreten, und zwar ohne Verzug. Die Ochsen werden von solcher Arbeit weggenommen. Dieses kann leicht und schnell geschehen, und zwar auf dreierlei Weise.

Erstens mag der unnütze Zuhörer hinweggerafft werden, dass er das Evangelium nicht mehr hören kann. Da ist ein Prediger, welcher noch einen gewissen Einfluss über ihn hat; aber er nimmt auch dessen Zeugnis nicht an und bleibt unbußfertig. Nun zieht er fort an einen anderen Platz, wo er gezwungen ist, eintönige Predigten anzuhören, und hier schläft er sich in die Hölle.

Oder der Ackermann mag weggenommen werden. Er hat seine Arbeit nach bestem Vermögen vollendet, der Herr lässt ihn von dem hoffnungslosen Acker zur Ruhe eingehen. Er ist müde. Der Boden war zu hart, er konnte ihn nicht brechen, aber es war nicht seine Schuld. Er bekommt seinen Lohn. Er hat seinen Pflug an der Arbeit zerbrochen; lasset ihn in die Heimat ziehen, wo sein Herr sagt: „Du bist treu gewesen.“

Und so gibt es der Wege viele, wie die Gnadenvorrechte, die von den gefühllosen Leuten unbenutzt gelassen wurden, plötzlich aufhören können. Soll der Prediger seine Arbeit nicht einmal einstellen? So lange noch ein Schimmer von Hoffnung ist, ist er auch willig, zu rufen: „Hört, ihr Tauben; tut eure Augen auf, ihr Blinden; lebet, ihr Toten!“ Aber immer vergeblich rufen, wer wird es nicht müde werden?

Und doch mögen sich die Verhältnisse auf eine günstigere Weise ändern. Es ist ein Gott im Himmel; lasset uns zu ihm beten, seine Kraft zu offenbaren. Jesus sitzt zu seiner Rechten; lasset uns seine Fürsprache erbitten. Der Heilige Geist ist allmächtig; lasset uns seine Hilfe erbitten. Ihr Brüder, die ihr pflüget, und ihr Schwestern, die ihr betet, rufet zu dem Meister um Hilfe. Die Pferde und Ochsen können den Felsen nicht pflügen, aber es wohnt Einer über uns, der mächtig ist, Wunder zu tun. Hat er nicht einst zu dem Felsen gesprochen, und Ströme des lebendigen Wassers flossen heraus? Lasset uns beten, dass er dasselbe auch jetzt tun möge.

Und wenn Jemand da ist, der da fühlt und klagt, dass sein Herz hart sei, wie ein Stein, so freue ich mich, dass er es fühlt; denn wer einmal seine Herzenshärtigkeit fühlt, zeigt dadurch, dass eine Änderung mit ihm vorgeht. O Felsen, anstatt dich zu schlagen, wie Moses den Felsen in der Wüste schlug, möchte ich zu dir sprechen: „O Felsen, willst du nicht werden wie Wachs? Willst du dich nicht auflösen in Ströme der Buße? Höre auf die Stimme des Herrn! O Felsen, zerbrich und löse dich auf in Sehnsucht nach Jesum, denn der Herr wirket an dir. Wer weiß, ob nicht dieses der Augenblick ist, wo der Hammer des Herrn die Felsen zerschläget? Fühlst du nicht die Kraft seines Wortes? Brich und brich wieder, bis du zerknirscht fühlst bis in den tiefsten Grund deiner Seele, dann wird der gute Same Wurzel schlagen und in deinem Inneren gute Früchte zum Vorschein bringen. Und darum will ich noch eine Hand voll des guten Samens aussäen und dann beschließen. Wenn du willst das ewige Leben ererben, glaube an den Herrn Jesum Christum, und du sollst selig werden. Wendet euch zu mir und werdet selig, aller Welt Ende, denn ich bin Gott und außer mir keiner mehr, spricht der Herr. Wer an ihn glaubt, hat das ewige Leben. „Gleichwie Moses in der Wüste eine Schlange erhöht hat, also muss des Menschen Sohn erhöht werden, auf dass Alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“

O Herr, zerbrich den Felsen und lass deinen Samen hineinfallen, damit auch auf den bisher verhärteten Herzen dir eine Ernte erwachse und Frucht gewonnen werde zu dieser Zeit, um Jesu willen. Amen.

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