Spurgeon, Charles Haddon - 1. Petrusbrief (Andachten)

Spurgeon, Charles Haddon - 1. Petrusbrief (Andachten)

1. Petri 1, 7.

„Auf dass euer Glaube rechtschaffen erfunden werde.“

Ein Glaube, der nicht durch Prüfungen hindurch gegangen ist, mag ein echter Glaube sein, aber dann ist er jedenfalls ein kleiner Glaube, und er wird ohne Zweifel winzig und zwergenhaft bleiben, solange ihm die Bewährung durch die Prüfung fehlt. Der Glaube gedeiht nie so herrlich, als wenn sich alles gegen ihn vereinigt: Stürme sind seine Zuchtmeister, und Blitze seine Lehrer. Wenn Windstille herrscht auf dem Meer, so mögt ihr Segel hissen, so viel nur immer ihr wollt, das Schiff kommt dem Hafen nicht näher; denn auf einem schlummernden Meer ruht auch das Steuer. Wenn aber die Winde heulend stürmen, wenn die Wogen sich erheben, dann eilt das Schiff mit Adlersschnelle dem ersehnten Hafen zu, ob auch das Verdeck von den Wellen überflutet wird, und die Masten unter dem Druck der vollen, schwellenden Segel seufzen und ächzen. Keine Blumen sind von so glänzend blauer Farbe wie die, die am Fluss der eisigen Gletscher wachsen; keine Sterne schimmern so hell wie die, die am nördlichen Himmel strahlen; kein Wasser schmeckt so erquickend wie das, das mitten in der öden Wüste entspringt; und kein Glaube ist so köstlich wie der, der sich mitten im Unglück lebendig erhält und allen Widerwärtigkeiten siegreich widersteht. In Trübsal geduldiger Glaube bringt Erfahrung. Du hättest nicht an deine Ohnmacht glauben können, wärest du nicht genötigt worden, durch die reißenden Ströme zu gehen; du hättest nie Gottes Macht erfahren, wenn sein Arm dich nicht mitten in den Wasser-Fluten getragen hätte. Der Glaube wächst an Festigkeit, Gewissheit, und Innigkeit umso freudiger, je mehr er durch Trübsale bewährt wird. Der Glaube ist köstlich; nicht minder köstlich ist auch seine Prüfung.

Aber das entmutige euch nicht, die ihr noch jung seid im Glaubensleben. Ihr werdet noch Prüfungen genug zu ertragen bekommen, ohne dass ihr sie sucht: zur rechten Zeit wird euch ein volles Maß der Prüfung zuteil werden. Wenn ihr aber jetzt noch nicht die Früchte einer langen Erfahrung genießen könnt, so dankt Gott für die Gnade, die ihr empfangen habt; lobt und preiset Ihn für die Stufe heiliger Zuversicht, zu welcher ihr hindurchgedrungen seid; geht einher nach dieser Regel, so werdet ihr je mehr und mehr von Gott gesegnet und begnadigt werden, bis dass euer Glaube Berge versetzt und euch auch das Unmögliche möglich macht.

1. Petri 1, 19.

„Erlöst mit dem teuren Blut Christi.“

Wir stehen unter Christi Kreuz auf Golgatha, und sehen rosinfarbene Ströme seines teuren Blutes Ihm aus Händen, Füßen und aus der Seite hervorquellen. Es ist „teuer“, denn es hat eine versöhnende und erlösende Kraft. Durch dies Blut werden die Sünden der Auserwählten getilgt; die Kinder der Gnade werden dadurch erlöst von der Herrschaft des Gesetzes; sie werden mit Gott versöhnt und mit Ihm vereinigt. Das Blut Christi ist auch „teuer“ durch seine reinigende Kraft; es „macht uns rein von aller Sünde.“ „Wenn eure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden.“ Das Blut Jesu macht jeden Gläubigen herrlich, dass auch nicht ein Flecken oder Runzel oder des etwas an ihm haften bleibt. O teures Blut, das uns rein macht, das die Besudelung durch unsre überaus große Missetat abwäscht und uns darstellt, angenehm gemacht in dem Geliebten, ungeachtet der vielen Übertretungen und Verirrungen, womit wir uns wider Gott aufgelehnt haben! Das Blut Christi ist uns nicht minder „teuer“ durch seine bewahrende Kraft. Wir sind geborgen vor dem Engel des Verderbens unter der Besprengung mit dem Blut. Erinnere dich, dass der wahre Grund unserer Verschonung darin steht, dass Gott das Blut sieht. Hierin finden wir Trost, wenn der Blick des Glaubens sich uns umflort; denn Gottes Auge bleibt allzeit klar und durchdringend. Das Blut Christi ist uns auch „teuer“ durch seinen heiligenden Einfluss. Dasselbe Blut, welches unsre Sünde vertilgt und uns dadurch gerecht macht, belebt und kräftigt nachher den neuen Menschen und stärkt ihn so mächtig, dass er die Sünde zu überwinden und die Gebote des heiligen Gottes zu erfüllen imstande ist. Es gibt keine so kräftige Triebfeder zur Heiligung, als die, welche aus Jesu Herzen und Adern strömt. Und „teuer“, unaussprechlich teuer ist dies Blut, weil es eine überwältigende Macht ausübt. Es steht geschrieben: „Sie haben überwunden durch des Lammes Blut.“ Wie war‘s anders möglich? Wer das teure Blut Jesu Christi zu seiner Waffe macht, und damit in den Streit zieht, kämpft mit unüberwindlicher Waffe. Das Blut Jesu! Die Sünde stirbt in seiner Gegenwart, der Tod hört auf, ein Tod zu sein, denn des Himmels Pforten öffnen sich. Das Blut Jesu! Mit ihm dringen wir vorwärts, von Sieg zu Sieg, solange wir auf seine Kraft vertrauen!

1. Petri 1, 23.

„Als die da wiederum geboren sind, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen.“

Petrus ermahnte die zerstreuten Heiligen mit allem Ernst, sich unter einander „brünstig zu lieben aus reinem Herzen,“ und weislich entlehnte er seine Begründung nicht aus dem Gesetz, oder aus der Natur, oder aus der Weisheit dieser Welt, sondern aus der höheren, göttlichen Natur, welche Gott den Seinen eingepflanzt hat. Gerade wie einsichtsvolle Erzieher fürstlicher Kinder danach streben, in ihren Zöglingen einen königlichen Sinn und einen würdigen Anstand zu wecken und zu pflegen, und sie dabei auf ihren Stand und ihre Geburt hinweisen, so redet Petrus mit den Gläubigen, als den Erben der Herrlichkeit, Prinzen aus königlichem Geblüt, Nachkommen des Königs aller Könige, dem echtesten und ältesten Adel der Erde, und spricht zu ihnen: „Seht zu, dass ihr einander lieb habt, denn ihr seid aus einem edeln Geschlecht, und aus unvergänglichem Samen geboren; ihr habt einen vornehmen Stammbaum, denn ihr stammt aus Gott, dem Schöpfer aller Dinge; und ihr habt eine unsterbliche Bestimmung, denn ihr sollt nimmermehr umkommen, ob auch alles Fleisches Herrlichkeit verwelke und die Welt vergehe.“ Wohl uns, wenn wir in demütigem Geiste die wahrhafte Würde unserer erneuerten Natur erkennen, und ihr nachzuleben suchen. Was ist ein Christ? Wenn man ihn mit einem Könige vergleicht, so vereinigt er mit königlicher Würde auch priesterliche Heiligkeit. Des Königs hohes Ansehen ruht oft nur in seiner Krone, aber das Königtum eines Christen durchströmt seine innerste Natur. Er steht durch seine neue Geburt so hoch über seinen Nebenmenschen, wie eine unsterbliche Seele über dem Vieh, das dahinfährt. Darumsoll er sich in allem seinem Thun halten nicht als Einer aus dem großen Haufen, sondern als ein Auserwählter vor aller Welt, den die unumschränkte Gnade hervorgezogen hat, der beigezählt ist dem „heiligen Volk,“ und der also nicht im gemeinen Staube kriecht, noch lebt nach Art der Bürger dieser Welt. Geliebte in Christo Jesu, lasset euch die hohe Würde euers erneuerten Wesens, die Herrlichkeit eurer Zukunft antreiben, nachzujagen der Heiligung, und meidet auch den Schein des Bösen. „Machet keusch eure Seelen im Gehorsam der Wahrheit durch den Geist, zu ungefärbter Bruderliebe.“ (Goldstrahlen Mai 4)

1. Petri 2, 3.

„So ihr anders geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist.“

„So anders: „das ist also keine ausgemachte Sache bei einem jeglichen, der zum Menschengeschlecht gehört. „So: „hier ist mithin eine Möglichkeit und eine Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass etliche nicht geschmeckt haben, wie der Herr so freundlich ist. „So: „dann ist dies nicht eine allgemeine, sondern eine besondere Gnadengabe; und es ist notwendig, dass wir danach forschen, ob wir die Gnade Gottes aus innerer Erfahrung kennen. Es gibt keine geistliche Gnadenerweisung, bei welcher wir nicht Veranlassung haben, unser Herz darauf zu prüfen. Aber wenn dies uns ein ernstliches und inniges Gebetsanliegen sein soll, so sollten wir uns nicht zufrieden geben, solange noch irgendein: „So anders“ uns darüber beunruhigt, ob wir geschmeckt haben, dass der Herr freundlich ist. Ein aufrichtiges und heiliges Misstrauen gegen sich selbst kann im Herzen des Gläubigen eine solche Frage veranlassen, aber die Fortdauer eines solchen Zweifels wäre wahrlich etwas Schlimmes. Es geht nicht ohne einen verzweifelten Kampf ab, wenn wir den Heiland in unsre Glaubensarme fassen und sprechen wollen: „Ich weiß, an welchen ich glaube, und bin gewiss, dass Er kann mir meine Beilage bewahren bis an jenen Tag.“ Ruhe nicht, gläubige Seele, bis du eine völlige Gewissheit in deinem Herzen hast, dass du Jesu angehörst und Ihn liebst. Nichts gewähre dir Befriedigung, bis dass du durch das unfehlbare Zeugnis des Heiligen Geistes, der Zeugnis gibt deinem Geist, die Versicherung der Kindschaft Gottes empfangen hast. O, hier handelt sich‘s nicht um Kleinigkeiten; begnüge dich mit keinen „Vielleicht,“ und „Möglich,“ und „Wenn,“ und „So anders.“ Baue auf den Grund ewiger Wahrheiten, und baue fest darauf. Trachte nach den gewissen Gnaden Davids, und erlange sie gewiss und wahrhaftig. Wirf den Anker deiner Hoffnung ins Allerheiligste, hinter den Vorhang, und habe acht, dass deine Seele mit einem unzerreißbaren Tau an den Anker befestigt sei. Halte dich nicht bei den verhängnisvollen „So anders“ auf; vorwärts! Bleibe nicht dahinten in der Wüste der Zweifel und Befürchtungen; schreite kühn durch den Jordan des Zagens, und ziehe ein ins gelobte Land des Friedens, wo zwar der Kanaaniter noch wohnt, wo aber die Erde nicht aufhört, reichlich Korn zu tragen, und wo Milch und Honig in unversieglichen Bächen fließen.

1. Petri 2, 7.

„Euch nun, die ihr glaubt, ist Er köstlich.“

Gleichwie alle Ströme ins Meer fließen, so vereinigt sich alle unsere Wonne in unserm Geliebten. Der Glanz Seiner Blicke überstrahlt die Sonne: die Schönheit und der Zauber Seines Antlitzes ist köstlicher denn die herrlichsten Blumen; kein duftender Wohlgeruch gleicht dem Hauch Seines Mundes. Edelsteine aus den Schachten der Erde und Perlen aus des Meeres Tiefe sind wertlos, wenn man sie vergleicht mit Seiner Herrlichkeit. Der Apostel Petrus sagt uns, dass der Herr Jesus köstlich ist, aber er sagte uns nicht und konnte es auch nicht sagen, wie köstlich, noch könnte irgend Einer unter uns den Wert der unaussprechlichen Gabe Gottes ermessen. Worte vermögen die Köstlichkeit des Herrn Jesu Seinem Volk nicht zu schildern, noch völlig darzutun, wie wesentlich Er für unsere Erlösung und Seligkeit ist. Liebe gläubige Seele, hast du nicht mitten im Überfluss eine furchtbare Dürre empfunden, wenn dein Herr ferne von dir war? Die irdische Sonne schien, aber Christus hatte sich verhüllt, und darum erschien dir die ganze Welt dunkel; oder es war Nacht, und wenn der herrliche, helle Morgenstern dir untergegangen war, so vermochte kein anderer Stern mehr, dir auch nur einen einzigen Lichtstrahl zu spenden. Was für eine wilde Wüste ist doch diese Welt ohne unsern Herrn! Wenn er sich ein einziges Mal vor uns verbirgt, so sind die Blumen unseres Gartens dahin; unsere lieblichen Früchte welken; die Vögel hören auf mit ihrem muntern Gesang, und ein Sturm zerstört alle unsere Hoffnungen. Alle irdischen Leuchter zusammen sind nicht im Stande, Tageshelle zu verbreiten, wenn die Sonne der Gerechtigkeit verfinstert ;wird. Er ist die Seele unserer Seele, das Licht unseres Lichts, das Leben unseres Lebens. Liebe Seele, was könntest du in der Welt ohne Ihn tun, inmitten ihrer Versuchungen und Nöthen? Was könntest du am Morgen beginnen ohne Ihn, wenn du aufwachst und hinausblickst auf des Tages Kämpfe und Mühen? Was könntest du am Abend tun, wenn du matt und müde heimkommst, wenn nicht zwischen dir und Christo sich eine Türe der Gemeinschaft öffnete. Gelobt sei Sein Name, Er gibt nicht zu, dass wir es ohne Ihn wagen, denn Jesus verlässt die Seinen nie. Ja, lasse den Gedanken, was das Leben ohne Ihn noch wäre, dir Seine Köstlichkeit recht einbringlich ans Herz legen. (Goldstrahlen März 1)

1. Petri 5,6

So demütiget euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, dass Er euch erhöhe zu seiner Zeit.

Dies kommt einer Verheißung gleich: wenn wir uns beugen wollen, so will der Herr uns erheben. Demut führt zur Ehre. Unterwerfung ist der Weg zur Erhöhung. Dieselbe Hand Gottes, die uns niederdrückt, wartet darauf, uns zu erheben, sobald wir den Segen tragen können. Wir bücken uns, um zu siegen. Viele kriechen vor Menschen und erlangen doch nicht den Gönnerschutz, des sie begehren; aber wer sich unter die Hand Gottes demütigt, wird nicht verfehlen, reich gemacht, erhoben, gestärkt und getröstet zu werden von dem Ewig Gnädigen. Es ist die Gewohnheit Jahwehs, die Stolzen niederzuwerfen und die Niedrigen zu erhöhen.

Aber es ist eine Zeit da für das Wirken des Herrn. Wir sollten uns jetzt demütigen, in diesem gegenwärtigen Augenblick; und wir sind verbunden, dies stets zu tun, ob der Herr seine züchtigende Hand auf uns legt oder nicht. Wenn der Herr schlägt, ist es unsre besondere Pflicht, die Züchtigung mit tiefer Unterwerfung anzunehmen. Aber unsre Erhöhung durch den Herrn kann nur „zu seiner Zeit“ geschehen, und Gott ist der Beste Richter über Tag und Stunde dazu. Schreien wir ungeduldig nach dem Segen? Würden wir eine unzeitige Ehre wünschen? Was machen wir? Gewiss, wir sind nicht wahrhaft gedemütigt, sonst würden wir mit ruhiger Unterwerfung warten. So lasst uns tun.

1. Petr. 5, 7.

„Alle eure Sorge werft auf Ihn, denn Er sorgt für euch.“

Es ist selig und köstlich, dass wir uns unserer Sorgen entledigen können in dem Gefühl: „Er sorgt für mich.“ Lieber Christ! Verunehre deine Jüngerschaft Christi nicht durch dein Sorgen und Grämen; komm, wirf dein Anliegen auf deinen Herrn. Du wankst unter der schweren Last, die dein Vater nicht einmal spüren wird. Was dir wie ein zermalmendes Gewicht vorkommt, ist für Ihn kaum wie ein Stäublein, das in der Waage bleibt. Es ist nichts so köstlich wie

„Still Gott vertrauen
Und auf Ihn schauen.“

Du Kind des Leidens, sei geduldig, Gott hat dich in seiner Weltregierung nicht übersehen. Der die Sperlinge ernährt, gibt auch dir, was du bedarfst. Brüte nicht in zweifelnden und verzweifelnden Gedanken über dein Schicksal; hoffe, ja, hoffe zuversichtlich. Umgürte dich mit den Waffen des Glaubens gegen eine Sturmflut von Trübsal, so wird deine Glaubenszuversicht allem Jammer ein Ende machen. Es ist einer, der für dich sorget. Sein Auge ruht liebend auf dir, sein Herz schlägt voll Mitleid bei deinem Schmerz, und seine allmächtige Hand bringt dir die ersehnte Hilfe entgegen. Die schwärzeste Wolke wird zerrinnen in Regengüsse der Gnade. Die dunkelste Nacht weicht dem klaren Morgen. Wenn du Ihm angehörst, so wird Er deine Wunden verbinden und dein zerbrochenes Herz heilen. Zweifle ob deiner Heimsuchung nicht an seiner Gnade, sondern glaube, dass Er dich in den Zeiten der Trübsal ebenso lieb hat, wie in den Tagen der Wonne. Was für ein heiteres und ruhiges Leben könntest du führen, wenn du dich dem allwaltenden Gott vertrauensvoll hingäbest. Mit einer Handvoll Mehl im Kad und ein wenig Öl im Krug überstand Elias die Hungersnot, und so wirst auch du‘s erfahren. Wenn Gott für dich sorgt, was brauchst du auch noch zu sorgen? Kannst du Ihm deine Seele anvertrauen, warum nicht auch deinen Leib? Er hat sich noch nie geweigert, dir deine Last abzunehmen, noch nie ist Er unter ihrem Gewicht wankend geworden. O, so komme denn, liebe Seele! mach` ein Ende all deiner zaghaften Sorge, und befiehl all dein Anliegen Gott, deinem Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünscht. „Es ist ein köstliches Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des Herrn hoffen!“

1. Petri 5, 10.

„Derselbe wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, vollbereiten, stärken, kräftigen, gründen.“

Ihr habt schon den Regenbogen gesehen, diese himmlische Brücke, die sich über die Ebene hinspannt: herrlich sind seine Farben, und unnachahmlich seine Verschmelzungen. Er ist prachtvoll, aber, ach, er vergeht, und siehe, er ist nicht mehr. Die herrlichen Farben zerfließen, und an ihrer Stelle erscheinen wieder die grauen Wolken, und das gewölbte Firmament erglänzt nicht mehr in den himmlischen Farben. Sie sind nicht bleibend. Wie wär‘s auch möglich? Ein herrlicher Anblick, erzeugt von flüchtigen Strahlen der Sonne und fallenden Regentropfen, wie kann der Dauer haben? Die Gnadenzüge im Wesen des Christen dürfen nicht dem Regenbogen gleichen in seiner vergänglichen Schönheit, sondern sie müssen im Gegenteil vollbereitet, gestärkt, gekräftiget, gegründet sein. Trachte, gläubiger Bruder, dass alles Gute, was du hast, etwas Bleibendes werde. Möge dein Gemüt nicht sein, wie eine Schrift, auf Sand geschrieben, sondern wie ein Denkmal, in hartes Felsgestein gehauen! Möge dein Glaube nicht einem Luftschloss gleichen, sondern möge es auferbaut sein aus einem Stoff, der das schreckliche Feuer zu überdauern vermag, wodurch das Holz, Heu und Stoppeln des Heuchlers verzehrt wird. Seid gegründet und gewurzelt in der Liebe. Eure Überzeugungen seien fest, eure Liebe aufrichtig, euer Verlangen wahrhaftig. Möge euer ganzes Leben so gegründet und vollbereitet sein, dass alle Schrecken der Hölle und alle Stürme der Erde nie und nimmer imstande sind, euch zu erschüttern. Aber achtet darauf, wie diese Gnade erlangt wird, „fest im Glauben“ gegründet zu werden. Des Apostels Worte weisen uns hin aufs Leiden als das Mittel dazu: „Die ihr eine kleine Zeit leidet.“ Es ist umsonst, dass wir hoffen, wir werden fest genug gegründet sein, wenn keine Stürme über uns kommen. Jene uralten Knorren an den Wurzeln der Eichen und jene mächtigen Risse in der Rinde der Äste zeugen von den vielen Stürmen, die über diese Riesen hinweggegangen sind, sind zugleich aber auch Beweise von der Tiefe, bis zu welcher die Wurzeln sich Bahn gebrochen haben. So wird der Christ stark und festgewurzelt durch alle Trübsale und Stürme dieses Lebens. Darum erschreckt nicht vor den stürmischen Winden des Leidens, sondern seid getrost und glaubet, dass in ihren rauen Prüfungen Gott seine Heilsabsichten an euch erfüllt.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/s/spurgeon/p/spurgeon-andachten_ueber_den_1._brief_des_petrus.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain