Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 74

Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 74

- Eine Unterweisung Asaphs. Gott, warum verstoßest du uns so gar und bist so grimmig zornig über die Schafe deiner Weide? - Gedenke an deine Gemeinde, die du vor alters erworben und dir zum Erbteil erlöst hast, an den Berg Zion, darauf du wohnest. - Hebe auf deine Schritte zu dem, was so lange wüst liegt. Der Feind hat alles verderbt im Heiligtum. - Deine Widersacher brüllen in deinen Häusern und setzen ihre Götzen darein. - Man sieht die Äxte obenher blinken, wie man in einen Wald haut; - und zerhauen alle seine Tafelwerke mit Beil und Barte (Streitaxt). - Sie verbrennen dein Heiligtum, sie entweihen und werfen zu Boden die Wohnung deines Namens. - Sie sprechen in ihrem Herzen: „Lasst uns sie plündern!„ Sie verbrennen alle Häuser Gottes im Lande. - Unsere Zeichen sehen wir nicht, und kein Prophet predigt mehr, und keiner ist bei uns, der weiß wie lange. - Ach Gott, wie lange soll der Widersacher schmähen und der Feind deinen Namen so gar verlästern? - Warum wendest du deine Hand ab? Ziehe von deinem Schoß deine Rechte und mache ein Ende. - Gott ist ja mein König von alters her, der alle Hilfe tut, die auf Erden geschieht. - Du zertrennst das Meer durch deine Kraft und zerbrichst die Köpfe der Drachen im Wasser. - Du zerschlägst die Köpfe der Walfische und gibst sie zur Speise dem Volk in der Einöde. - Du lässt quellen Brunnen und Bäche; du lassest versiegen starke Ströme. - Tag und Nacht ist dein; du machst, dass Sonne und Gestirn ihren gewissen Lauf haben. - Du setzest einem jeglichen Lande seine Grenze; Sommer und Winter machst du. - So gedenke doch des, dass der Feind den Herrn schmäht und ein töricht Volk lästert deinen Namen, - Du wollest nicht dem Tier geben die Seele deiner Turteltaube, und der Herde deiner Elenden nicht so gar vergessen. - Gedenke an den Bund; denn das Land ist allenthalben jämmerlich verheert, und die Häuser sind zerrissen. - Lass den Geringen nicht mit Schanden davongehen; lass die Armen und Elenden rühmen deinen Namen. - Mache dich auf, Gott, und führe aus deine Sache} gedenke an die Schmach, die dir täglich von den Toren widerfährt. - Vergiss nicht des Geschreis deiner Feinde; das Toben deiner Widersacher wird je länger, je größer.

Überschrift

„Eine Unterweisung Asaphs.“ Die Geschichte der leidenden Gemeinde ist von großer Bedeutung für uns. An dem Beispiel der Treuen, die auf Gott vertrauen und im Gebet gerungen haben, wird uns gezeigt, wie wir uns in ähnlichen Lagen verhalten sollen. Wir erfahren, dass es gar nichts Außergewöhnliches ist, wenn wir von schweren Prüfungen heimgesucht werden. Wir folgen darin den Fußspuren vieler Gläubigen.

Einteilung

Zuerst beklagt der Psalmdichter die vielen Leiden seines Volkes und die große Schmach, die dem Volk Gottes zugefügt wird (Verse 1—11). Dann bringt er die früheren Erweise der göttlichen Macht als Begründung dafür vor, dass Gott auch jetzt mit seiner Hilfe eingreifen kann, und erbittet Gottes Hilfe (Verse 12—23).

Es lässt sich nicht genau feststellen, ob dieser Psalm prophetisch für kommende Verfolgungen geschrieben wurde, ob er von einem Nachkommen Asaphs während der Invasion Sanheribs oder vielleicht auch in den makkabäischen Kriegen geschrieben worden ist.

Auslegung

V. 1 „Gott, warum verstoßest du uns so gar?„ (Elberfelder Übersetzung: „Gott, warum hast du verworfen für immer?“) Uns überhaupt zu verwerfen, ist schon furchtbar; aber dass du dein Volk für so lange Zeit verstößt, ist ein ganz schreckliches Unglück. Ja, es ist der Abgrund des Elends! Wenn wir so schwer vom Herrn gezüchtigt werden, ist es sehr klug, ihn zu fragen: Warum? Zeige mir doch, aus welchem Grund du so mit mir verfährst! — Und wenn die Heimsuchung immer länger dauert, sollten wir desto eindringlicher fragen, was das zu bedeuten hat. Gewöhnlich ist Sünde der Grund, weshalb Gott sein Angesicht vor uns verbirgt. Lasst uns den Herrn bitten, dass er uns diese besondere Sünde zeige, damit wir sie bereuen, überwinden und meiden können. Wenn eine Gemeinde in einem solch armseligen, verlassenen Zustand ist, darf sie das nicht in stumpfer Gleichgültigkeit hinnehmen. Sie soll sich der Hand zuwenden, die sie schlägt, und demütig fragen, warum der Herr so handelt. Aber wir wollen auch nicht übersehen, dass die Fragestellung in unserem Text nicht ganz richtig ist. Es gibt zwei Fragen, auf die es nur eine verneinende Antwort gibt: „Hat Gott sein Volk verstoßen?„ (Rom. 11, 1); „Wird denn der Herr ewiglich verstoßen?“ (Psalm 11, 8). Gott wird sein Volk niemals so sehr verachten, dass er es für immer von sich stößt. Wenn sich Gott im Zorn gegen sein Volk wendet, so hat er damit nur das ewige Heil seines Volkes im Auge, und sein Zorn währt nur kurze Zeit. Kummer stellt in Verzweiflung manchmal seltsame Fragen und malt sich Schreckensbilder aus, die es gar nicht gibt. Allerdings ist es ein Wunder der Gnade, dass der Herr uns noch nicht fortgeworfen hat. Er tut es nicht! Er hat immer noch viel Geduld mit seinen Auserwählten. „Und bist du so grimmig zornig über die Schafe deiner Weide?„ (Elberfelder Übersetzung: „Warum raucht dein Zorn wider die Herde deiner Weide?“) Sie sind doch dein Eigentum, und du versorgst sie; sie sind arme, einfältige, wehrlose Geschöpfe. Erbarme dich doch über sie, vergib ihnen, hilf ihnen! Sie sind doch nur Schafe; zürne nicht mit ihnen! Es ist schrecklich, wenn der Zorn Gottes raucht; aber es ist immer noch unermessliche Barmherzigkeit, dass sein Zorn nicht zu einer verzehrenden Flamme auflodert. Wir sollen beten, dass der Herr jedes Zeichen seines Zornes, auch das geringste, hinwegtut. Für alle, die Schafe auf der Weide Gottes sind, ist es sehr schmerzlich, wenn sein Missfallen auf ihnen ruht. Es ist keine geringe Sünde, den Heiligen Geist zu betrüben — und wie häufig werden wir darin schuldig. Deshalb ist es kein Wunder, wenn wir oft unter einer dunklen Wolke sind.

V. 2 „Gedenke an deine Gemeinde, die du vor alters erworben hast.„ Welche Macht des Gebetes liegt darin, Gott an seine Erwählung zu erinnern! Herr, siehst du nicht das blutrote Zeichen an diesen Schafen, die dir gehören, und lässt es trotzdem zu, dass sie von den Wölfen zerrissen werden? Die Gemeinde ist kein neuerworbenes Besitztum des Herrn. Schon vor der Schöpfung der Welt hat Gott die Auserwählten als sein Eigentum angesehen, und er hat sie erlöst durch das Blut des Lammes. Soll denn diese alte Liebe erlöschen und der ewige Ratschluss Gottes hinfällig werden? Der Herr will, dass sein Volk sich an das Passahlamm erinnert, an die mit Blut bestrichenen Türpfosten und an den Untergang Ägyptens; und er selber sollte das alles vergessen? Wir wollen ihn daran erinnern. Sollte er seine Bluterkauften und Erlösten verlassen? Kann die Erwählung ungültig werden und die ewige Liebe aufhören? Das ist unmöglich! Die Wunden von Golgatha und der Bund, dessen Siegel diese Wunden sind, gewährleisten die Sicherheit und das Heil der Gläubigen. „Und die zum Erbteil erlöst hast.“ Diese wirkungsvolle Bitte muss wiederholt und erweitert werden. Das Erbteil des Herrn ist sein Volk — will er sein Erbe etwa verlieren? Seine Gemeinde ist sein Königreich, über das er das Zepter seiner unbegrenzten Macht schwingt — will er es zulassen, dass ihm sein Besitztum entrissen wird? Dass Gott ein Eigentumsrecht an uns hat, ist eine Tatsache, die eine Fülle von Trost für uns bedeutet. Da sind lauter Lichter, die unsere Dunkelheit erhellen: Wir sind ihm sehr viel wert, er herrscht über uns, er steht mit uns in engster Verbindung. Niemand gibt sein Erbteil freiwillig her. Kein Fürst wird seine Besitzungen einfach preisgeben. Deshalb glauben wir, dass der König der Könige sein Eigentum festhalten und sein Besitzrecht gegenüber allen fremden Ansprüchen behaupten wird. „An den Berg Zion, auf dem du wohnest.„ Hier ist eine weitere Begründung für die Rettung Jerusalems : Der Herr hat Zion zu dem besonderen Mittelpunkt des Gottesdienstes und seiner Anbetung gemacht. Zion ist die Stätte seiner Offenbarung. Soll der heilige Tempel durch die Heiden entweiht werden? Soll der Thron des großen Königs von seinen Feinden geschändet werden? Wird der Heilige Geist die Herzen, in denen er Wohnung genommen hat, verlassen, damit sie zu Höhlen für den Teufel werden? Wenn er uns durch seine Innewohnung geheiligt hat, wird er dann den Thron räumen? Niemals!

V. 3 „Hebe auf deine Schritte zu dem, was so lange wüst Hegt.“ Die angerichtete Verwüstung war für den Beter schon lange ein schmerzlicher Anblick, und es gab scheinbar keine Hoffnung auf Wiederherstellung. Das Unglück dauerte nicht nur einen Tag oder ein Jahr, sondern schien für alle Zeiten so zu bleiben. Das ist ein weiterer Grund, Gott zu bitten. Sollte Gott ruhig zusehen können, wie sein Land zur Wüste und seine Paläste zu Ruinen werden? Die Zerstörung wird so lange währen, bis er sich erhebt und zu Hilfe kommt. Nur seine Gegenwart kann den Schaden beheben. Darum wird er angefleht, mit schnellen Schritten zur Befreiung seines Volkes herbeizueilen. „Der Feind hat alles verderbt im Heiligtum.„ Jeder Stein des zerstörten Tempels war eine Mahnung für den Herrn. Überall hatten die gottlosen Zerstörer ihre Spuren hinterlassen, und sogar das Allerheiligste blieb von ihrer rücksichtslosen Wut nicht verschont. Sollte der Herr diesen Zustand noch lange dulden? Muss er nicht schnell herbeieilen, um den Feind niederzuschmettern, der ihm ins Angesicht gehöhnt hat und den Thron seiner Herrlichkeit schändet? Aus den schrecklichsten Situationen schmiedete der Glaube Argumente, um den Herrn damit zu bestürmen. Sogar die zerbrochenen Steine der zerstörten Paläste benutzt der Glaube, um die Tore des Himmels damit zu stürmen.

V. 4 „Deine Widersacher brüllen in deinen Häusern.“ Wo die Deinen wie Engel sangen, brüllen diese Barbaren wie wilde Tiere. Wo deine Heiligen zum Gottesdienst zusammenkamen, toben diese grausamen Menschen wie wütende Löwen. Sie haben keinen Respekt vor den feierlichsten Versammlungen. Sie drängen sich herein und tragen ihre Lästerungen in unsere heiligsten Feiern hinein. Wie oft hat die Gemeinde in Zeiten der Verfolgung diese Worte aus eigener Erfahrung kennengelernt. Möge der Herr uns vor solchem Elend bewahren! Wenn die Heuchler in der Gemeinde überhand nehmen und die Gottesdienste verunreinigen, dann ist dieses Wort erfüllt. Herr, bewahre uns vor solch einer Prüfung! „Und setzen ihre Götzen darein“ (Elberfelder Übersetzung: „Sie haben ihre Zeichen als Zeichen gesetzt.„) Götzenbilder, die im Krieg verwendet wurden, werden nun über dem Altar Gottes aufgestellt. Mit diesem verhöhnenden Zeichen des Sieges soll zum Aus“ druck gebracht werden, wie sehr man die Besiegten und ihren Gott verachtet. So richten heute viele Irrlehren ihre Fahnen als Zeichen ihres Sieges auf. Aberglaube, Unglaube und weltliche Weisheit wollen den Platz des gekreuzigten Christus einnehmen, sehr zum Kummer der Gemeinde. Die Feinde, die von außen kommen, fügen uns nur wenig Schaden zu. Aber die inneren Feinde verursachen ernsthafte Schäden. Sie ersetzen die Wahrheit mit Irrtum, betrügen die Menschen und führen Tausende ins Verderben. Wenn ein Jude die Götzenbilder im Heiligtum erblickte, erfasste ihn heiliger Schrecken. So erschrecken auch wir, wenn wir entdecken, dass Irrlehren in der Gemeinde Raum gewinnen und von Kanzeln, auf denen einmal Männer Gottes gestanden haben, Weltweisheit und Eitelkeit verkündigt werden.

V. 5 „Man sieht die Äxte obenher blinken, wie man in einen Wald haut.„ Früher waren die Männer berühmt, die Zedern fällten und sie für den Bau des Tempels bearbeiteten. Jetzt aber findet die Axt andere Arbeit, und diese Männer hier sind stolz auf ihr Werk der Zerstörung. Unsere Väter führten wuchtige Hiebe gegen die Wälder des Irrtums. Sie arbeiteten hart, um die Axt an die Wurzel der Bäume zu legen. Aber ihre Söhne scheinen heute genauso eifrig dabei zu sein, die Wahrheit zu verdrehen und alles zu zerstören, was die Väter aufgebaut haben. Wenn doch die guten alten Zeiten wiederkämen! Wenn wir nur eine Stunde lang Luthers scharfes Beil oder Calvins mächtige Axt erleben könnten!

V. 6 „Sie zerhauen alle seine Tafelwerke mit Beil und Barte (Streitaxt).“ Die Eindringlinge waren genauso eifrig dabei, zu zerstören, wie die früheren Erbauer aufgebaut haben. Es war barbarisch, dieses schöne Schnitzwerk des Tempels zu zerschlagen. Aber diese Heiden kannten kein Erbarmen und zerstörten alles, was ihnen in die Hände fiel. Auch heute verwenden die Menschen Äxte und Hämmer gegen das Evangelium und die Gemeinde. Herrliche Wahrheiten, viel kostbarer als das schönste Schnitzwerk, werden durch die moderne Kritik einfach zerstückelt und zerschlagen. Wahrheiten, die Leidende aufrecht hielten und Sterbende trösten konnten, werden durch diese anmaßenden Leute ohne weiteres zerstört. Sie halten sich für sehr gelehrt, kennen aber noch nicht einmal die wichtigsten Grundsätze der Wahrheit. Mit scharfem Hohn und schweren Schlägen der Weltweisheit zerbrechen sie den Glauben vieler Menschen. Und wenn sie könnten, würden sie auch das Vertrauen der Erwählten erschüttern und zerstören. Die Assyrer, Babylonier und Römer sind Bilder für die geistigen Mächte, die daran arbeiten, die Gemeinde und das Volk Gottes zu vernichten.

V. 7 „Sie verbrennen dein Heiligtum.„ Axt und Hammer sind den Zerstörern noch nicht genug. Sie nehmen das Feuer hinzu. Bosheit kennt keine Grenzen. Menschen, die Gott hassen, sparen nicht mit den grausamsten Mitteln. Die Bosheit des menschlichen Herzens ist bis heute dieselbe. Wenn Gottes Macht nicht Schranken setzen würde, würden die Heiligen heute noch auf Scheiterhaufen brennen. „Sie entweihen und werfen zu Boden die Wohnung deines Namens.“ Sie machten aus dem Tempel einen Ruinenhaufen. Kein Stein blieb auf dem andern. Als der Herr den Berg Zion preisgab und die Römer eindringen konnten, verleitete die Kriegswut die Soldaten dazu, das herrliche Gotteshaus niederzubrennen. Sie wollten jede Erinnerung daran auslöschen. Wenn die Mächte der Finsternis freien Lauf hätten, würde mit der Gemeinde dasselbe geschehen. Sie schreien: „Rottet alles aus mit Stumpf und Stiel!„ Entweihung der Gemeinde bedeutet ihre Vernichtung. Die Feinde würden sie verunreinigen, bis nichts von ihrem eigentlichen Wesen, der Reinheit, übrigbliebe. Aber wenn auch die Feinde ihren Mutwillen an der Gemeinde auslassen können, so sind sie doch niemals in der Lage, sie gänzlich zu vernichten. Der Herr hält seine Feinde wie Hunde an der Leine, und letztlich sind doch alle ihre Anschläge vergeblich. Die Gemeinde überlebt alle Hiebe und Schläge; weder Axt noch Feuer können sie vernichten.

V. 8 „Sie sprechen in ihrem Herzen: ,Lasst uns sie plündern!“' (Elberfelder Übers.: „Sie sprachen in ihrem Herzen: Lasst uns sie niederzwingen allesamt!„) Das war kein leerer Wunsch. Ihre Grausamkeit war ernst gemeint und wurzelte tief. Sie war eine Sache des innersten Herzens. Vollständige Ausrottung des Volkes Gottes war der Wunsch Hamans (Esther 3, 6), und das war auch das Ziel vieler Tyrannen. Nicht ein einziger Überrest des Volkes Gottes würde übrigbleiben, wenn die Feinde Gottes ihren Plan ausführen könnten. Die Politik Pharaos, die gesamte jüdische Nation auszurotten, diente manchem späteren Herrscher als Vorbild. Aber die Juden haben überlebt und werden überleben. Der Busch brennt, wird aber nicht vom Feuer verzehrt. So ging auch die Gemeinde Christi durch viele Blut- und Feuertaufen; aber sie lebt und ist noch viel herrlicher geworden. „Sie verbrennen alle Häuser Gottes im Lande.“ Die Vernichtung des Tempels bedeutete das Ende aller heiligen Versammlungen. Die Verfolger der Gemeinde hatten immer das Ziel, den Zusammenkünften der Gläubigen ein Ende zu bereiten. Man sagt: „Verhindert die Frommen, sich zu versammeln, dann zerstreuen sie sich.„ Aber dem Herrn sei Dank, dass die Gläubigen nicht auf Häuser und Tempel angewiesen sind. Sie können sich im Freien versammeln, in Katakomben, auf Bergen und auf Schiffen. Trotzdem ist der Versuch, allen Versammlungen ein Ende zu setzen, hier beinahe geglückt. Die Verfolgung war so groß, dass die Treuen einsam umherirren mussten und sich unter solchen Verhältnissen nur sehr selten zusammenfinden konnten. Wie viele Seufzer und heiße Gebete sind in solchen Zeiten zu den Ohren des Herrn der Heerscharen gedrungen ! Wie glücklich können wir uns heute schätzen, dass wir uns an jedem beliebigen Ort zum Gottesdienst versammeln können und dass uns niemand belästigen darf!

V. 9 „Unsere Zeichen sehen wir nicht.“ Armes Israel! Urim und Tummim glänzten nicht mehr auf der Brust des Hohenpriesters. Die Wolke der Herrlichkeit leuchtete nicht mehr auf dem Gnadenthron zwischen den Cherubim. Kein Opferrauch, keine Weihrauchwolke stieg mehr vom heiligen Berge auf. Die feierlichen Feste waren aufgehoben, und sogar die Beschneidung als Bundeszeichen wurde von den Tyrannen verboten. Auch wir Gläubigen des Neuen Bundes wissen, was es heißt, keine Zeichen der Gnade mehr zu sehen. Leider ist es viel zu oft so, dass in unseren Gemeinden die Kennzeichen der Gegenwart Gottes fehlen und die Lampen nicht leuchten. Welch tragische Klage eines schwergeprüften Volkes! „Und kein Prophet predigt mehr.„ Es gab keine Prophetie mehr. Kein ermutigender Psalm, keine tröstliche Verheißung kam mehr von den Lippen eines Propheten. Es steht schlecht um das Volk Gottes, wenn es keine Prediger des Evangeliums mehr gibt und wenn eine geistliche Hungersnot hereinbricht. Gottgesandte Prediger sind für das Volk Gottes so lebensnotwendig wie das tägliche Brot. Es ist sehr schmerzlich, wenn eine Gemeinde keinen treuen Prediger mehr hat. Obwohl wir heute eine große Zahl von Predigern haben, besteht Grund zu der Befürchtung, dass es uns an Männern mangelt, deren Herzen und Lippen vom himmlischen Feuer berührt sind. „Und keiner ist bei uns, der weiß wie lange.“ Wenn man das Ende dieser schrecklichen Zeit absehen könnte, so ließe sich alles noch einigermaßen mit Geduld ertragen. Aber wenn man kein Ende sieht und keinen Ausweg weiß, ist das Elend hoffnungslos und ganz unerträglich. Gott hat seine Gemeinde in dieser Zeit aber nicht ohne ermutigen„ den Zuspruch gelassen. Doch im allgemeinen wird das Wort Gottes wenig beachtet, und das könnte den Herrn veranlassen, sich ganz von uns zurückzuziehen. Möge seine Langmut uns ertragen und seine Barmherzigkeit uns auch weiterhin das Wort des Lebens erhalten!

V. 10 „Ach, Gott, wie lange soll der Widersacher schmähen?“ Wenn wir auch nicht wissen, wie lange es dauern soll, so weißt doch du es. Zeit und Stunde liegt in deinem Ermessen. Wenn Gott selbst geschmäht wird, gibt es Hoffnung für uns. Vielleicht hört er die Schmähungen und wird die Entehrung seines Namens rächen. Zwar scheint sich das Eingreifen Gottes hinauszuzögern, und der Bosheit ist viel Freiheit gegeben; aber Gott wird seine Gründe dafür haben und bestimmt zum richtigen Zeitpunkt handeln. Und schließlich werden wir sehen, dass sein Zögern in Wirklichkeit keine Verzögerung ist. „Und der Feind deinen Namen so gar verlästern?„ Wenn du ihn nicht zum Schweigen bringst, o Gott, wird der Feind das immer weiter tun. Willst du dich denn überhaupt nicht verteidigen und endlich die Lästermäuler stopfen? Soll das Lästern und Fluchen nie ein Ende finden? Ja, es wird ein Ende haben! Dem Sünder ist eine bestimmte Zeit gesetzt, in der er wüten kann; das ist auch die Zeit, wo Gott Geduld mit ihm hat. Doch ist es nur eine ganz bestimmte Zeitspanne — und dann, ja dann!

V. 11 „Warum wendest du deine Hand ab?“ Warum diese Untätigkeit? Warum diese Gleichgültigkeit gegenüber deiner Ehre? Warum tust du nichts zur Sicherheit deines Volkes? Wie kühn ist hier der Beter! Ist das richtig? O ja! Gerade wir, die wir so kühl, so zurückhaltend, so träge im Gebet sind, wir sind im Unrecht! Das Königreich des Himmels erleidet Gewalt, und wer diese Kunst des Betens lernt, wird Gott bewegen können! Es ist durchaus angebracht, zu fragen, warum das Werk der Gnade so langsam vorwärtsgeht und warum der Feind eine solche Macht über uns hat. „Zieh von deinem Schoß deine Rechte und mache ein Ende!„ Dieses Beten ist wirklich sehr kühn. Aber Menschen, die den Untergang vor Augen haben, wagen das Letzte. Wenn Gott seine Arme verschränkt und wartet, müssen wir nicht das gleiche tun. Wir wollen ihn immer wieder anflehen, dass er seine Hand ans Werk legen möchte. Wenn es unter den Gläubigen mehr von solchem Gebetsgeist gäbe, würden wir Wunder der Gnade erleben. Wir haben hier ein Vorbild für unser Gebet. Es ist demütig, aber sehr kühn, eindringlich und wirkungsvoll. Das Herz Gottes wird von solchem Beten immer bewegt!

Nachdem der Beter seine traurige Lage vor Gott ausgebreitet hat, findet er neue Gründe, um Gott zur Hilfe zu bewegen. Er stützt sich auf das, was Gott früher in seiner Gnade und Macht getan hat, und folgert daraus, dass Gott auch jetzt wieder helfen muss.

V. 12 „Gott ist ja mein König von alters her.“ Wie tröstlich ist dieses Bekenntnis! Israel erkennt in heiliger Treue seinen König an und nimmt in Anspruch, schon immer das Eigentum Gottes gewesen zu sein. Daraus wird das Anrecht auf Verteidigung und Befreiung durch Gott abgeleitet. Wenn der Herr wirklich der einzige Herrscher unserer Herzen ist, wird er auch in Liebe seine Macht zu unserer Hilfe einsetzen. Wenn er uns von Ewigkeit her als sein Eigentum beansprucht, wird er uns jetzt vor den höhnenden Feinden schützen. „Der alle Hilfe tut, die auf Erden geschieht.„ Seit Beginn der Geschichte Israels hat der Herr viele Rettungstaten für sein Volk vollbracht. Wir denken besonders an die Rettung des Volkes durch das Rote Meer hindurch. Die ganze damalige Welt sah das und staunte über dieses gewaltige Befreiungswunder. So kann sich auch heute jeder Gläubige auf die großen Taten, die Gott in der Vergangenheit vollbrachte, stützen: das Werk von Golgatha, die Niederwerfung der Sünde, des Todes und der Hölle. Der, der vor langer Zeit dieses Heil für uns geschaffen hat, will und kann uns auch heute nicht verlassen. Jedes Wunder der Gnade, das wir erlebt haben, macht uns gewiss, dass Gott das angefangene Werk vollenden und uns von allem Bösen erlösen wird. Alle früheren Taten Gottes geschahen öffentlich, angesichts der Feinde, und waren keine Täuschungen. Deshalb erwarten wir in allen Gefahren wirklichen und offenkundigen Beistand, und wir werden ihn auch bestimmt erhalten.

V. 13 „Du zertrennst das Meer durch deine Kraft.“ Seine unbegrenzte Macht zerteilte das Rote Meer. Israel freute sich immer wieder in der Erinnerung an diese gewaltige Tat Gottes. „Und zerbrichst die Köpfe der Drachen im Wasser.„ Ungeheuer, die nur an die Tiefe gewöhnt sind, fanden sich plötzlich hoch auf dem Land im Trockenen. Gewaltige Bewohner von Meereshöhlen und Korallengrotten wurden ihres Lebenselementes beraubt und blieben mit zerschmetterten Schädeln im trockenen Meeresbett liegen. Dort wurde auch der alte Drachen Pharao vernichtet. Ägypten verlor das mächtige Haupt seiner Macht und Pracht durch einen einzigen, gewaltigen Schlag. So wurde auch die Kraft des uralten Drachen gebrochen, als Jesus kam, um der Schlange den Kopf zu zertreten. Das Meer des Zorns wogt nicht mehr vor uns; wir gehen trocken hindurch. Unser Glaube in der Gegenwart wird durch die herrlichen Erinnerungen an die Vergangenheit gestärkt.

V. 14 „Du zerschlägst die Köpfe der Walfische.“ Der Herr allein hat das alles getan. Der mächtige ägyptische Drachen wurde vollständig zerschlagen. Seine stolzen Häupter wurden alle zerschmettert. Unser Herr Jesus ist der rechte Herkules: Hundertköpfige Drachen zertritt er unter seinen Füßen. Er vernichtet die ganze höllische Hydra für immer. „Und gibst sie zur Speise dem Volk in der Einöde.„ Nicht nur die wilden Tiere weideten sich an den Leichnamen der Ägypter, sondern auch die Küstenbewohner plünderten die Toten und bereicherten sich mit der Beute. Selbst Israel wurde reich durch die übriggebliebenen Schätze der ertrunkenen Feinde. Wie oft müssen schwere Trübsale zu unserem Besten dienen! Der Drachen, der uns verschlungen hätte, wurde selbst verschlungen. Aus dem Ungeheuer sammeln wir Honig wie Simson (Richter 14, 14). Wir wollen uns nicht fürchten. Vielköpfige Ungeheuer werden vernichtet, zahllose Übel und riesengroße Schwierigkeiten werden überwunden, und alle Dinge dienen uns zum Besten.

V. 15 „Du lassest quellen Brunnen und Bäche“. Der Jordan wurde durch die Macht des Herrn zerteilt. Der Herr kann seine Wunder wiederholen, und was er mit einem Meer tut, kann er auch mit einem Fluss tun. Kleinere Schwierigkeiten sollen ebenso wie die großen beseitigt werden. Wahrscheinlich ist hier auch der Felsen gemeint, der sich spaltete und Wasser gab (2. Mose 17, 6). So kann der Herr mitten in der Wüste reiche Wasserquellen für uns schaffen. „Du lassest versiegen starke Ströme.„ Der Jordan ist ein Strom, der nie versiegt, aber Gott lässt ihn für kurze Zeit austrocknen. Man beachte die häufige Wiederholung des persönlichen Fürwortes „du“. Das ganze Lied ist für Gott bestimmt; das ganze Gebet ist an Gott gerichtet. Alle diese Aussagen zielen darauf ab, dass der Herr, der früher einmal solche Wunder vollbracht hat, auch heute in der gegenwärtigen Notlage dasselbe tun soll.

V. 16 „Tag und Nacht ist dein.„ Du kannst nicht durch Zeitbegrenzungen oder Zeitläufe behindert werden. Unser Wohlstand wie unser Unglück kommt von dir. Du herrschst auch in der Finsternis, und ein Blick deines Auges verwandelt die Nacht zum Tag. Herr, zögere nicht, dein Wort zu halten; erhebe dich zur Hilfe für dein Volk. „Du machst, dass Sonne und Gestirn ihren gewissen Lauf haben.“ Sowohl das Licht als auch die Lichtträger sind von dir geschaffen. Die Hilfe für uns liegt in deiner Hand und auch die Art und Weise, in der du uns helfen willst. Es gibt keine Grenze für deine Macht. Erweise sie doch und erfreue dein Volk! Sprich: „Es werde Licht!„ Dann wird dein Licht unsere Dunkelheit vertreiben.

V. 17 „Du setzest einem jeglichen Lande seine Grenze.“ Land und Meer erhalten ihre Grenzen von dir. Inseln und Kontinente hat deine Hand entworfen. Man beachte wieder, wie alles dem Wirken Gottes zugeschrieben wird. Der Psalmdichter gebraucht ständig das Fürwort „du„. Nicht ein Wort über Naturgesetze oder Urkräfte! Der Blick richtet sich auf den Herrn, der alles geschaffen hat. Es wäre gut, wenn alle unsere Erkenntnisse zur Gotterkenntnis führten und wenn Gott als der Schöpfer inmitten seines Universums erkannt würde. Dieser Text will zeigen, dass der, der dem Meer die Grenzen gesetzt hat, auch die Feinde bändigen kann. Gott, der die Küsten des Festlandes bewahrt, kann auch seine Auserwählten schützen. „Sommer und Winter machst du.“ Herr, so schenke uns wieder die herrlichen Sommertage der Freude. Wir wissen, dass alle Veränderungen, denen wir unterworfen sind, von dir kommen. Wir haben schon die Härte deines Winters gespürt. So gib uns jetzt den schönen Glanz des Sommers. Der Gott der Natur ist auch der Gott der Gnade. Aus dem regelmäßigen Wechsel der Jahreszeiten können wir schließen, dass das Leid nicht das ganze Jahr hindurch währen soll. Die Blumen der Hoffnung sollen wieder blühen, und die Frucht der Freude soll wieder reifen.

V. 18 „So gedenke doch des, dass der Feind den Herrn schmäht.„ Gegen dich, den herrlichen Schöpfer aller Dinge, haben sie ihre Stimme erhoben. Deine Ehre haben sie angetastet. Sie haben dich sogar verhöhnt. Das ist wirklich ein starkes Gebet. Es erinnert uns an Mose und Hiskia, wie sie Gott angerufen haben: „Was willst du denn für deinen großen Namen tun?“ (Josua 7, 9; 2. Mose 32,11—13); „Ob vielleicht der Herr, dein Gott, hören wollte alle Worte des Erzschenken, den sein Herr, der König zu Assyrien, gesandt hat, Hohn zu sprechen dem lebendigen Gott.“ (2. Kön. 19, 4 ff.). Der Herr ist ein eifersüchtiger Gott, der darüber wacht, dass sein Name verherrlicht wird. Ganz gewiss, er wird sich selbst verherrlichen. Hier findet unsere Hoffnung einen festen Halt. „Und ein töricht Volk lästert deinen Namen.„ Der Beter bringt nun die Verachtungswürdigkeit des Feindes vor. Sünder sind Toren; und sollte es Toren gestattet sein, den Herrn zu lästern und sein Volk zu unterdrücken? Dürfen die Verworfenen dem Herrn fluchen und ihm ins Angesicht hinein höhnen? Wenn die Bosheit zu groß wird, ist der Tag des Falles für sie da. Arroganz und Vermessenheit sind Anzeichen dafür, dass die Bosheit zum Gericht reif wird. Die nächste Stufe ist schon Fäulnis und Verkommenheit. Statt zu erschrecken, wenn schlechte Menschen immer böser und frecher sich gebärden, sollten wir mutiger werden; denn die Stunde ihres Gerichtes ist offensichtlich sehr nahe.

V. 19 „Du wollest nicht dem Tier geben die Seele deiner Turteltaube.“ Deine arme Gemeinde ist schwach und wehrlos wie eine Taube, aber ihre Feinde dürfen sie ohne deine Erlaubnis nicht anrühren. Gestatte ihnen nicht, sie zu verschlingen. Übergib deine Gemeinde nicht den erbarmungslosen Klauen ihrer Gegner! Die Gemeinde ist deine Taube, deine Turteltaube, deine Erwählte: Wirf sie nicht den Feinden zum Fraß vor. Sei doch barmherzig und erhalte das Schwache. So darf jeder einzelne Gläubige beten und gewiss sein, dass er erhört wird. Denn der Herr ist sehr mitfühlend und voll Erbarmen. „Du wollest der Herde deiner Elenden nicht so gar vergessen.„ Sie erwarten alles von dir, denn sie sind sehr arm. Es gibt sehr viele von diesen Elenden, die du erwählt hast. Wende dich nicht länger von ihnen ab; stelle dich nicht so fremd, sondern erbarme dich über ihre Armut. Wende dich zu ihnen und schenke den Betrübten deine Gegenwart. Diese Bitten sollen wir immer vorbringen, wenn wir schwer geprüft werden und der Herr sich vor uns verbirgt.

V. 20 „Gedenke an den Bund!“ Das ist der Hauptschlüssel: Er öffnet die Tore des Himmels. Gott ist nicht ein Mensch, dass er lügen könnte. Er wird seinen Bund nicht brechen. Er wird das nicht ändern, was einmal aus seinem Munde gekommen ist. Der Herr hatte versprochen, den Samen Abrahams zu segnen und zum Segen zu setzen. Hier beruft sich nun das Volk auf dieses uralte Wort. Genauso dürfen wir uns auf den Bund berufen, der in Jesus mit allen Gläubigen geschlossen worden ist. Lieber Leser, kannst du auch Gott so anrufen? „Gedenke an den Bund; denn das Land ist allenthalben jämmerlich verheert und die Häuser sind zerrissen.„ (Elberfelder Übersetzung: „Denn die fìnstern Örter der Erde sind voll von Wohnungen der Gewalttat.“) Dunkelheit ist die Stunde der Raubtiere. Unwissenheit ist der Tummelplatz der Grausamkeit. Die ganze Welt befindet sich in einem Zustand der Finsternis, und deshalb gibt es überall grausame Feinde des Volkes Gottes. An einigen Orten aber herrscht eine siebenfache Nacht des Aberglaubens und Unglaubens; dort steigert sich die Wut gegen die Heiligen zum Wahnsinn. Hat der Herr nicht erklärt, dass die ganze Erde mit seiner Herrlichkeit erfüllt werden soll? Wie kann das geschehen, wenn er zulässt, dass die Grausamkeit an finsteren Orten immer weitertobt? Ganz gewiss wird er sich erheben, um den Tagen der Bosheit und dem Zeitalter der Unterdrückung ein Ende zu machen!

V. 21 „Lass den Geringen nicht mit Schanden davongehen.„ Wenn sie auch zerbrochen und zerschmettert sind, so kommen sie doch im Vertrauen zu dir. Enttäusche sie nicht, denn sonst wird ihre letzte Hoffnung zerstört. „Lass die Armen und Elen“ den rühmen deinen Namen.„ Erfreue ihre Herzen durch deine schnelle Antwort, und sie werden dir die dankbarsten und fröhlichsten Lieder singen. Es liegt nicht in der Art des Herrn, das in ihn gesetzte Vertrauen zu enttäuschen. Er sagt: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen“ (Psalm 50,15).

V. 22 „Mache dich auf, Gott, und führe aus deine Sache.„ Beantworte du selbst die Hohnreden der Ruchlosen, damit die Lästerungen mitsamt den Lästerern vernichtet werden. Die Gerichte Gottes sind schreckliche Antworten auf die Herausforderungen seiner Gegner. Wenn Gott Weltreiche zerbricht und seine Verfolger mitten ins Herz trifft, dann vertritt er seine Rechtssache auf eine Weise, wie es kein anderer könnte. Wenn doch der Herr selber auf das Schlachtfeld kommen würde! Schon lange schwankt der Kampf unentschieden hin und her. Nur ein Blick seines Auges, ein Wort aus seinem Munde — und das Siegesbanner ist aufgepflanzt! „Gedenke an die Schmach, die dir täglich von den Toren widerfährt!“ Der Herr wird noch einmal aufgefordert, daran zu denken, dass er selber geschmäht wird — und das von Toren! Er wird daran erinnert, dass diese schmutzigen Lästerungen unaufhörlich gegen ihn geschleudert werden. Der Glaube ist wirklich kühn, der sogar aus dem Maul des Drachens Gründe zum Beten holt und die Lästerungen der Toren zum Anliegen des Gebetes macht.

V. 23 „Vergiss nicht des Geschreis deiner feinde.„ Großer Kriegsheld, lass den Spott der Feinde dich zum Kampf aufreizen! Sie fordern dich heraus; nimm diesen Ruf zum Kampf an und zerschmettere sie mit deiner furchtbaren Hand! Wenn die Schreie deiner Kinder zu schwach sind, dass du sie nicht hören kannst, so höre auf die lauten Stimmen deiner Feinde und bringe ihre Schmähungen für immer zum Schweigen! „Das Toben deiner Widersacher wird je länger, je größer.“ Die Gottlosen lärmen gegen dich und dein Volk. Ihre Lästerungen sind lautstark und nehmen kein Ende. Sie schmähen dich, ja, dich, und weil du ihnen nicht antwortest, verlachen sie dich. Sie gehen vom Schlimmen zum Schlimmeren, vom Bösen zum Bösesten über. Ihr Wutgeschrei schwillt an wie der Donner eines heranziehenden Gewitters. Was wird daraus noch werden? Welche Gemeinheiten wird man dir und den Deinen noch entgegenschleudern? O Gott, willst du das denn für immer dulden? Denkst du gar nicht an deine Ehre, nimmst du gar keine Rücksicht auf deine Herrlichkeit?

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