Spurgeon, Charles Haddon - Offenbarung (Andachten)

Spurgeon, Charles Haddon - Offenbarung (Andachten)

Off. 1, 13.

„Begürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel.“

Einer, der war eines Menschen Sohne gleich, erschien dem Apostel Johannes auf Patmos, und der geliebte Jünger sah, dass Er einen goldenen Gürtel trug. Einen Gürtel, denn Jesus war allezeit gegürtet, so lange Er auf Erden wandelte, und war stets bereit zum Werk der Gnade, und auch jetzt steht Er vor dem Throne der Ewigkeit seinem heiligen Amte treu vor, als ein Priester gegürtet „mit dem Gürtel um den Leibrock her.“ Es ist gut für uns, dass Er nicht aufgehört hat, seine Liebespflichten an uns zu erfüllen, weil das unser köstlicher Schutz und Schirm ist, dass Er ewig lebt und für uns bittet. Jesus ist nie müßig, seine Kleider lockert Er nie, als ob sein Amt ein Ende erreicht hätte; Er fördert aufs fleißigste die Sache seines Volkes. Ein goldener Gürtel, zum Zeugnis der Vortrefflichkeit seines Amtes, der Königswürde seiner Person, der Hoheit seines Standes, der Herrlichkeit seines Lohnes. Er ruft nicht mehr aus dem Staube, sondern Er redet und bittet mit Kraft, wie ein König und Priester. Unser Anliegen ist wohl versorgt in den Händen unsres erhöhten Melchisedek.

Unser Herr gibt all den Seinigen ein herrliches Vorbild. Wir dürfen unsern Gürtel nie lösen. Jetzt ist keine Zeit, sich zur trägen Ruhe niederzulegen, es ist Zeit zum Wirken und Kämpfen. Wir müssen den goldenen Gürtel der Wahrheit immer dichter und fester um unsre Brust gürten. Es ist ein goldener Gürtel und ist darum unser reichster Schmuck, und wir bedürfen dessen sehr, denn ein Herz, das nicht wohl umgürtet ist mit der Wahrheit, die in Christo Jesu ist, und mit der Treue, die der Heilige Geist in uns wirkt, wird nur zu leicht umgarnt vom Irdischen und Vergänglichen und überrascht von der List der Versuchungen. Umsonst ist uns die Heilige Schrift anvertraut, wenn wir sie nicht anlegen wie einen Gürtel, der unser ganzes Wesen umgibt und jede Seite unsres Gemüts in gutem Stand erhält und unsern ganzen Menschen kräftigt. Wenn der Herr Jesus im Himmel den Gürtel nicht ablegt, so dürfen wir es auf Erden noch viel weniger tun. Darum stehet und umgürtet eure Lenden mit Wahrheit, als fertig zu treiben das Evangelium des Friedens, damit ihr bereitet seid.

Off. 2, 4.

„Ich habe wider dich, dass du die erste Liebe verlässt.“

Ewig unvergesslich ist jene herrlichste und heiligste Stunde, in welcher wir den Herrn zum ersten Mal sahen, unsere Last los wurden, das Wort der Verheißung empfingen, unserer völligen Vergebung gewiss wurden und hingingen mit Frieden. O, das war der herrliche Frühling unserer Seele; der Winter war vergangen; das Grollen des Donners am Sinai war verhallt; das Blenden seiner Blitze war nicht mehr wahrgenommen; Gott erzeigte sich als versöhnt; das Gesetz bedrohte uns nicht mehr mit seinem Zorn, die Gerechtigkeit verlangte keine Strafe mehr. Damals erblühten die Blumen in unsern Herzen; Hoffnung, Liebe, Friede und Geduld entsprangen dem Gefilde; die Hyazinthe der Reue, das Schneeglöckchen der reinen Heiligkeit, der Safran des goldenen Glaubens, die Narzisse der ersten Liebe: sie alle bedeckten den Garten unserer Seele. Die Zeit des Vogelgesanges war gekommen und wir freuten uns mit Dankespsalmen; unser Entschluss hieß: „Herr, ich bin Dein, ganz Dein; Alles, was ich bin, und Alles, was ich habe, möchte ich gerne Dir weilen. Du hast mich erkauft mit Deinem Blut, so will ich mich denn Deinen Dienst hingeben und weihen. Im Leben, wie im Tode will ich Dir geheiliget sein.“ Wie haben wir diesen Vorsatz gehalten? Unsere bräutliche Liebe brannte mit Heiliger Flamme völliger Hingebung zu Jesu empor - ists noch so? Könnte der Herr Jesus nicht zu uns sprechen: „Ich habe wider dich, dass du die erste Liebe verlässt?“ Ach wie wenig ist doch das, was wir für unsers Herrn und Meisters Ehre getan haben. Unser Winter hat zu lange gewährt. Wir sind so kalt wie Eis, wo wir von sommerlicher Wärme strahlen und mit Heiligen Blumen geschmückt sein sollten. Wir denken Gott Kupferpfennige, wo er Goldmünzen verdient; nein, wo Er vielmehr verdient, dass wir Ihm unser Herzblut im Dienst Seiner Gemeinde und Seiner Wahrheit hingeben sollten. Aber sollen wir also fortfahren? O Herr, sollen wir undankbar sein und gegen Dein heiliges Wirken und Wollen gleichgültig bleiben, nachdem Du uns so reichlich gesegnet hast? O, belebe uns und gib, dass wir zu unserer ersten Liebe zurückkehren und die ersten Werke tun! Sende uns einen neuen Frühling, o Sonne der Gerechtigkeit! (Goldstrahlen Februar 11)

Off. 2,7

Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Holz des Lebens, das im Paradies Gottes ist.

Niemand darf am Tage der Schlacht die Flucht ergreifen oder sich weigern, in den heiligen Krieg zu ziehen. Wir müssen kämpfen, wenn wir herrschen wollen, und wir müssen den Krieg fortführen, bis wir jeden Feind überwinden, sonst ist diese Verheißung nicht für uns, da sie nur für den ist, der „überwindet“. Wir sollen die falschen Propheten überwinden, die in die Welt gekommen sind, und alle Übel, die ihre Lehren begleiten. Wir sollen die Schwäche unseres eigenen Herzens überwinden und seine Neigung, von unserer ersten Liebe abzuweichen. Lest alles, was der Geist der Gemeinde zu Ephesus sagt.

Wenn wir durch die Gnade das Feld behalten, wie wir es werden, wenn wir wahrhaft unserem siegreichen Führer folgen, dann sollen wir in den Mittelpunkt des Paradieses Gottes hinein gelangen, es wird uns gestattet sein, an dem Cherub und seinem flammenden Schwert vorüberzugehen und zu jenem bewachten Baume zu kommen, von dessen Frucht der Mensch ewig lebt, wenn er sie isst. Wir sollen so dem endlosen Tod entgehen, der das Gericht über die Sünde ist, und das ewige Leben gewinnen, das das Siegel der Unschuld, die Frucht gottähnlicher Heiligkeit ist. Komm, mein Herz, fasse Mut! Den Streit fliehen, das heißt die Freuden des neuen und besseren Edens verlieren; kämpfen bis zum Sieg heißt, mit Gott im Paradiese wandeln.

Off. 2,11

Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem andren Tode.

Den ersten Tod müssen wir erdulden, falls nicht der Herr plötzlich zu Seinem Tempel kommen sollte. Lasst uns in Bereitschaft bleiben und ihn ohne Furcht erwarten, da Jesus den Tod aus einer finsteren Höhle in einen Durchgang zur Herrlichkeit verwandelt hat.

Das, was zu fürchten ist, ist nicht der erste, sondern der zweite Tod; nicht das Scheiden der Seele vom Körper, sondern die endgültige Trennung des ganzen Menschen von Gott. Dies ist der wahre Tod. Dieser Tod tötet Frieden, Freude, Glück und Hoffnung. Wenn Gott geschwunden ist, so ist alles geschwunden. Solch ein Tod ist weit schlimmer als aufhören zu sein: er ist Dasein ohne das Leben, das doch erst das Dasein lebenswert macht.

Nun, wenn wir durch Gottes Gnade bis zum Ende streiten und überwinden in dem glorreichen Kampf, so kann kein zweiter Tod seinen kalten Finger auf uns legen. Wir werden keine Furcht vor Tod und Hölle haben, denn wir sollen die ewige Krone des Lebens empfangen. Wie stählt uns dies für den Streit! Das ewige Leben ist des Kampfes eines ganzen Lebens würdig. Dem Leid des zweiten Todes entgehen ist etwas, das wert ist, eine Lebenszeit hindurch darum zu ringen.

Herr, gib uns Glauben, auf dass wir überwinden, und dann gewähre uns Gnade, unverletzt zu bleiben, ob Sünde und Satan auch unseren Fersen folgen!

Off. 2,17

Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem verborgenen Manna, und will ihm geben ein gutes Zeugnis, und mit dem Zeugnis einen neuen Namen geschrieben, welchen niemand kennet, denn der ihn empfängt.

Mein Herz, werde du angespornt, in dem heiligen Kampf zu beharren, denn der Lohn des Sieges ist groß. Heute essen wir von der himmlischen Speise, die um unser Lager herum fällt; die Speise der Wüste, die Speise, die vom Himmel kommt, die Speise, welche den Pilgern nach Kanaan niemals mangelt. Aber in Christo Jesu ist uns ein noch höherer Grad geistlichen Lebens vorbehalten, und eine Speise dafür, die uns bis jetzt noch verborgen ist. In der goldenen Truhe, die sich in der Bundeslade befand, war Manna verborgen, das, obwohl jahrhundertelang aufbewahrt, nie verdarb. Niemand sah es je; es war mit der Bundeslade im Allerheiligsten verborgen. Ebenso ist das höchste Leben des Gläubigen mit Christo in Gott verborgen. Wir sollen bald dahin gelangen. Nachdem wir durch die Gnade unseres Herrn Jesu den Sieg gewonnen haben, sollen wir von des Königs Tisch essen und uns von Seinen köstlichen Speisen nähren. Jesus will unsere Speise sein. Er ist sowohl unser „verborgenes Manna“ als auch das Manna der Wüste. Er ist uns alles in allem, in unserem höchsten, wie in unserem niedrigsten Stande. Er hilft uns streiten, gibt uns den Sieg und ist dann selbst der Lohn. Herr, hilf mir überwinden!

Off. 3,5

Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden.

Streiter des Kreuzes, kämpfe fort! Ruhe nie, bis dein Sieg vollständig ist, denn dein ewiger Lohn wird eines Lebens voll Kampf wert sein.

Sieh, hier ist vollkommene Reinheit für dich! Einige wenige in Sarden hielten ihre Kleider unbesudelt, und ihr Lohn ist, fleckenlos zu sein. Vollkommene Heiligkeit ist der Preis unseres hohen Berufs, lasst uns ihn nicht verfehlen.

Sieh, hier ist Freude! Du sollst Feierkleider tragen, wie die Menschen sie bei Hochzeitsfesten anlagen; du sollst mit Fröhlichkeit angetan werden und vor Freuden glänzen. Schmerzliche Kämpfe sollen im Frieden des Gewissens und in der Freude im Herrn enden.

Sieh, hier ist Sieg! Du sollst deinen Triumph haben. Palme und Krone und weißes Gewand wird dein Lohn sein; du sollst als Sieger behandelt und von dem Herrn selber als solcher anerkannt werden.

Sieh, hier ist priesterlicher Schmuck! Du sollst vor dem Herrn stehen in solchen Kleidern, wie die Söhne Aarons sie trugen; du sollst die Opfer des Dankes darbringen und mit dem Weihrauch des Lobes dich dem Herrn nahen.

Wer wollte nicht für einen Herrn kämpfen, der so große Ehren dem geringsten seiner treuen Diener gibt? Wer wollte nicht um Christi willen mit einem Narrenkleid angetan werden, wenn Er uns mit Herrlichkeit bekleiden will?

Off. 3,7.

Der auftut, und Niemand zuschließet.

Jesus ist der Hüter der Tore des Paradieses, und jedes gläubigen Seele tut Er eine Türe auf, die ihr weder Mensch noch Teufel mehr verschließen kann. Welche Freude ists für uns, wenn wir erfahren, dass der Glaube an Ihn der goldene Schlüssel ist zu den Toren der ewigen Herrlichkeit! Meine Seele, trägst auch du diesen Schlüssel in deinem Busen, oder verlässt du dich auf irgend einen falschen Diebsschlüssel, der dich am Ende im Stiche lässt? Höre dies Gleichnis, und denke darüber nach: Der große König bereitete ein Abendmahl und ließ an alle Welt seine Einladung ergehen: doch ließ er zugleich verkündigen, dass Niemand daran sollte Teil nehmen, als diejenigen, welche die schönsten unter den Blumen des Gefildes mit sich brächten. Die menschlichen Geister kamen zu tausenden herbei und schritten gegen das Tor, und ein jeglicher brachte die Blume mit, die er nach seinem Sinn für die Königin des Gartens hielt; aber sie wurden in Scharen hinweggetrieben vom Angesicht des Königs, und durften nicht eingehen zum Saal der Freuden. Etliche trugen in ihrer Hand den tötlichen Nachtschatten des Aberglaubens, oder den prunkenden Mohn der Menschenverehrung. oder den Schierling der Selbstgerechtigkeit; aber sie gefielen dem Könige alle nicht, die Träger wurden zurückgewiesen und ausgeschlossen von den Perlenthoren. Meine Seele, hast du wohl die Blume von Saron gepflückt? Trägst du die Rose im Tal beständig an deinem Busen? Wenn dem also ist, so komm herauf zu den Toren des himmlischen Jerusalems, da wirst du ihren Wert erkennen; denn du brauchst nur diese köstlichste aller Blumen zu zeigen, so öffnet dir der Türhüter die Türe; er verwehrt dir keinen Augenblick den Eingang, denn dieser Rose tut er die Türe stets auf. Mit dieser Blume von Saron in der Hand findest du deinen Weg zum Throne Gottes selber, denn sogar der Himmel besitzt nichts, was seine strahlende Schönheit überböte, und von allen Blumen, die im Paradiese blühen, ist keine, welche der Rose im Tal zu vergleichen wäre. Meine Seele, fasse die blutrote Rose von Golgatha durch den Glauben in die Hand, trage sie durch die Liebe, bewahre sie durch die Gemeinschaft, so wirst du überaus selig sein über alle Vorstellung. Jesu, sei auf ewig mein, sei mein Gott, mein Himmel, mein Alles! (Goldstrahlen Juni 15)

Off. 3,8

Ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen.

Heilige, die der Wahrheit Gottes treu bleiben, haben eine offene Tür vor sich. Meine Seele, du bist entschlossen, zu leben und zu sterben auf das, was der Herr in seinem Wort geoffenbart hat, und deshalb steht die offene Tür vor dir.

Ich will eingehen durch die offene Tür der Gemeinschaft mit Gott; wer will mir dies verweigern? Jesus hat meine Sünde hinweggenommen und mir seine Gerechtigkeit gegeben, deshalb darf ich frei eintreten. Herr, ich tue das durch Deine Gnade.

Ich habe auch vor mir eine offene Tür in die Geheimnisse des Wortes. Ich darf nachsinnen über die tiefen Dinge Gottes: Erwählung, Vereinigung mit Christo, die zweite Zukunft - alle diese sind vor mir, und ich darf mich an ihnen erfreuen. Keine Verheißung und keine Lehre sind jetzt vor mir verschlossen.

Eine offene Tür des Zuganges ist vor mir in der Einsamkeit, und eine offene Tür der Wirksamkeit im Dienste des Herrn, Gott will mich hören; Gott will mich gebrauchen. Eine Tür ist geöffnet für mein Vorwärtsgehen zu der Kirche droben in der Herrlichkeit und für meine tägliche Gemeinschaft mit Heiligen hienieden. Einige mögen versuchen, mir den Mund zu schließen oder mich auszuschließen, aber alles vergeblich

Bald werde ich eine offene Tür in den Himmel sehen: Das Perlentor wird mein Eingang sein, und dann werde ich hineingehen zu meinem Herrn und König und mit Gott auf ewig eingeschlossen sein.

Off. 3,14.

Amen.“

Das Wort Amen bestätigt feierlich, was vorausgeht; und Jesus ist der große Bestätiger, unwandelbar, denn alle Verheißungen sind „Ja und Amen“ in Ihm. Sündenbeschwerte Seele, ich möchte dir aus diesem Gedanken Trost bringen. Der Herr Jesus hat gesagt: „Kommet her zu Mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, Ich will euch erquicken.“ Wenn ihr zu Ihm kommt, so spricht Er Sein „Amen“ in eure Seele; Seine Verheißung soll an euch wahr werden. Er sprach in den Tagen Seines Fleisches: „Das zerstoßene Rohr will Ich nicht zerbrechen.“ O du armes, zerschlagenes, zerstoßenes Herz, wenn du zu Ihm kommst, so spricht Er Sein „Amen“ zu dir, und das wird in deiner Seele so wahrhaftig sein, wie in vergangenen Jahren bei Hunderten, die auch in deinem Falle waren. Lieber Christ, ist das nicht auch für dich sehr tröstlich, dass der Heiland kein einziges Wort, das je aus Seinem Munde gekommen ist, wieder zurückgenommen hat? Die Worte Jesu werden bestehen, wenn Himmel und Erde vergehen. Wenn du dir eine Verheißung auch nur halb aneignen kannst, so wirst du sie wahrhaftig erfinden. Gott behüte uns vor dem Erzbösewicht, der mit seiner Zweizüngigkeit uns um den Trost des Wortes Gottes betrügen möchte.

Der Herr Jesus ist ja und Amen in allem Seinem Amt. Er war ein Priester zur Reinigung und Vergebung; auch als Priester ist er Amen. Er war ein König zu leiten und zu regieren Sein Volk, und es zu vertheidigen mit Seinem mächtigen Arm; Er ist ein Amen-König, immer derselbe. Er war einst ein Prophet, der da Gutes verkündigte; Sein Mund war voller Lieblichkeit und trieft noch immer mit Honigseim; Er ist ein Amen-Prophet. Er ist Amen im Verdienst Seines Blutes; Er ist Amen in Seiner Gerechtigkeit. Dies Heilige Kleid wird noch immer hell und glänzend strahlen, wenn die Welt zerfällt. Er ist Amen - in jedem Namen, den Er trägt; dein Bräutigam, der sich nimmer von dir trennt; dein Freund, der dich mehr liebt denn ein Bruder; dein Hirte, der bei dir ist im finstern Tal; dein Helfer und dein Erlöser; dein Fels und deine Burg; das Horn deiner Macht, deine Zuversicht, deine Freude, - Dein Alles, Dein Ja und Amen in allen Dingen. (Goldstrahlen April 19)

Off. 3,19.

So sei nun fleißig.

Wenn ihr wünscht, dass Seelen bekehrt werden, wenn ihr begehrt, den Ruf zu vernehmen: „Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und Seines Christus geworden;“ wenn ihr das Haupt des Heilandes mit Kronen schmücken wollt, und Seinen Stuhl erhöhen: dann seid voller Eifer. Denn unter dem Scepter Gottes muss die Welt durch den Eifer der Gemeine Seiner Heiligen bekehrt werden. Jede Gnadengabe muss ihre Aufgabe erfüllen, aber Fleiß ist das erste Erfordernis; Weisheit, Erkenntnis, Geduld und Mut, das Alles muss in seinem Teil mitwirken, aber der Fleiß muss das Vordertreffen führen. Nicht der Umfang und die Tiefe eurer Erkenntnis ist das Wesentlichste (obgleich sie viel wert sind, nicht die Größe eurer Fähigkeiten (doch sind auch diese nicht zu verachten); sondern euer Fleiß wird den Erfolg sicheren. Dieser Fleiß ist die Frucht des Heiligen Geistes; er empfängt seine Lebenskräfte aus dem ununterbrochenen Wirken des Geistes Gottes an euren Seelen. Wenn unser Herz Gott träg entgegenschlägt, dann kennen wir den Fleiß nicht; wenn aber Alles in uns von Leben und Kraft sprüht, dann können wir nicht anders, wir müssen eine liebende Sehnsucht nach der Zukunft des Reiches Christi empfinden, und danach, dass Sein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel. Eine tiefe Empfindung der Dankbarkeit kann unseren christlichen Eifer in Flammen erhalten. Wenn wir des Brunnens Gruft anschauen, daraus wir gegraben sind, so finden wir mehr als Grund genug, warum wir sollen sehr gerne darlegen und dargelegt werden für Gott. Zum Fleiß werden wir noch mehr angespornt durch den Gedanken an die ewige Zukunft. Unser Eifer schaut mit tränenvollen Augen hinab in die höllischen Flammen, und wagt nicht zu schlummern; er schaut mit sehnsüchtigen Blicken empor zu den Herrlichkeiten des Himmels, und er fühlt sich aufs neue gestachelt. Er fühlt, dass im Vergleich zu der Größe der Aufgabe die Zeit nur kurz ist, und darum weiht er Alles, was er hat, der Sache seines Herrn. Allezeit aber wird er gestärkt durch die Erinnerung an das Beispiel Christi. „Er kleidet sich mit Eifer, wie mit einem Rock“. Wie liefen die Wagenräder der Pflicht so rasch unter ihm! Er kannte kein Verziehen auf dem Wege. So lasset uns beweisen, dass wir Seine Jünger sind. (Goldstrahlen Juni 7)

Off. 3,20.

So Jemand Meine Stimme hören wird, und die Türe auftun, zu dem werde Ich eingehen.

Was ist heute Abend dein Verlangen? Ists auf das Himmlische gerichtet? Sehnst du dich nach dem Genuss der erhabenen Lehre von der ewigen Liebe? Wünschest du einen freien und innigen Umgang mit deinem Gott? Strebst du nach der Erkenntnis der Höhe und Tiefe, der Länge und Breite? Dann musst du zu deinem Jesu kommen; du musst eine klare Anschauung von Ihm, Seiner Köstlichkeit und Allgenugsamkeit zu erlangen suchen; du musst Ihn betrachten in Seinem Werk, in Seinem Amt, in Seiner Person. Wer Christum erkennt, empfängt eine Salbung von dem Heiligen, wodurch er alle Dinge erkennt. Christus ist der große Hauptschlüssel aller Vorratshäuser Gottes; es gibt keine Schatzkammer Gottes, die sich nicht öffnet und alle ihre Reichtümer darbietet, wenn eine Seele bei Jesu weilt. Wenn du seufzest: „Ach, dass es Ihm doch gefiele, in meinem Herzen Wohnung zu machen! dass Er doch in meiner Brust wohnen möchte ewiglich!“ dann öffne die Tür, mein Lieber, so wird Er bei dir Seinen Einzug halten. Er hat lange bei dir angeklopft und gewünscht, Abendmahl mit dir zu halten, und du mit Ihm. Er hält das Abendmahl mit dir, weil du das Haus und Herz dazu hast, und du mit Ihm, weil Er für das Mahl sorgt. Er könnte das Abendmahl nicht mit dir halten, wenn Er nicht in deinem Herzen Raum fände; noch du mit Ihm, wenn nicht Er für Speise und Trank sorgte, denn deine Vorratskammer ist leer. Darum mache die Türen deiner Seele weit auf. Er kommt mit der Liebe, die du zu empfinden dich sehnst; Er kommt mit der Freude, zu der sich dein armer, geängsteter Geist nicht empor zu schwingen vermag; Er bringt dir den Frieden, der dir fehlt; Er kommt mit Seinem Wein und den lieblichen Äpfeln Seiner Liebe, und herzet dich, bis dass du keine andere Krankheit mehr fühlst als „überschwängliche Liebe, göttliche Liebe.“ Nur tue Ihm die Türe auf, vertreibe Seine Feinde, übergib ihm dein Herz, so will Er bei dir wohnen ewiglich.

„O flöße Deine Liebe
Tief in mein Herz hinein!
Lass alle meine Triebe
Dir, Herr, zum Opfer sein.“

(Goldstrahlen April 25)

Off. 4, 4.

„Und um den Stuhl waren vierundzwanzig Stühle, und auf den Stühlen saßen vierundzwanzig Älteste, mit weißen Kleidern angetan.“

Von diesen Stellvertretern der Heiligen im Himmel heißt es, sie seien „um den Stuhl“ gesessen. In der Stelle des Hohenliedes, wo Salomo von dem König singt, der sich zur Freundin wendet, und wo ihre Narde den süßen Geruch gibt, reden einige Übersetzer von einem runden Tisch, und daraus haben manche Ausleger ungezwungen geschlossen, es sei eine gleiche Stufe der Seligkeit für alle Heiligen vorhanden. Dieser Gedanke wird bekräftigt durch unsre Schriftstelle, wonach alle vierundzwanzig Älteste in gleicher Entfernung vom Thron saßen. Die verklärten Seligen im Himmel genießen die Nähe Christi, das klare Anschauen seiner Herrlichkeit, den freien Zugang zu seiner Gnade und innige Gemeinschaft mit seiner Person; und in dem allem ist kein Unterschied zwischen den Heiligen, sondern alles Volk Gottes, Apostel, Blutzeugen, Diener am Evangelium, oder unbekannte, wenig beachtete Christen werden in der Nähe des Stuhles thronen, wo sie ewiglich ihren erhöhten Heiland anbeten und sich seiner Liebe freuen dürfen.

Sie werden alle bei Christo sein, alle entzückt von seiner Liebe, alle das Abendmahl mit Ihm halten, alle gleich geliebt sein als seine Vertrauten und Freunde, ob auch nicht alle als Knechte gleich belohnt.

„Halleluja, Lob, Preis und Ehr‘
Sei unserm Gott je mehr und mehr
Von seiner Schar gesungen!
Die Schar, die seinen Geist empfängt
Und mit den Engeln sich vermengt,
Lobt Ihn mit neuen Zungen!
Ihm singe Preis
Der Welten Kreis!“

Die Gläubigen auf Erden sind in Beziehung auf die Nähe Christi den himmlischen Heiligen ähnlich. Wir wollen auf Erden, wie die Ältesten droben, um den Thron her sitzen; Christus soll das Ziel unsers Denkens, der Mittelpunkt unsers Lebens sein. Wie könnten wir‘s ertragen, so ferne von unserem Freunde bleiben zu müssen? Herr Jesu, ziehe uns näher zu Dir! Sprich zu uns: „Bleibt in mir und ich in euch;“ und gib uns das Lied in den Mund: „Seine Linke liegt unter meinem Haupt, und seine Rechte herzt mich.“

Off. 5,6.

Sieh, mitten im Stuhl … stand ein Lamm, wie es erwürget wäre.

Warum musste unser erhöhter Herr und Heiland in der Herrlichkeit mit Seinen Wunden erscheinen? Die Wunden Jesu sind Seine Verherrlichung, Seine Kleinodien, Sein heiliger Schmuck. In den Augen des Gläubigen ist Jesus mehr als schön, denn Er ist „weiß und rot“: weiß in Seiner Unschuld und rot in Seinem Blut. Wir sehen Ihn als die Lilie von unvergleichlicher Reinheit, und als die Rose, gefärbt mit dem Blut Seiner Wunden. Christus ist lieblich am Oelberg, und auf Tabor, und am Meere; aber so unvergleichlich schön war Christus nie, als da Er am Kreuze hing. Hier sahen wir Ihn in Seiner ganzen Schöne und Vollkommenheit; alle Seine Tugenden leuchteten wie die Sonne, alle Seine Liebe strahlte wie der geöffnete Himmel, Sein ganzes Wesen war verklärt. Geliebte, die Wunden Jesu sind unsern Augen lieblicher, als alle Pracht und Herrlichkeit der Könige. Die Dornenkrone übertrifft alle Kaiserkronen. Wohl hält Er jetzt kein Rohr in Seiner Hand, aber als Er es in Seiner Rechten tragen musste, glänzte es heller als je ein goldenes Scepter. Jesus trägt die Gestalt eines erwürgten Lammes als Seinen Krönungsanzug, in welchem Er um unsere Seelen warb und sie durch Sein völliges Versöhnopfer erkaufte. Aber dies Alles ist nicht bloß Sein Schmuck, es ist auch das Siegeszeichen Seiner Liebe und Seines Überwindens. Er hat dem Starken den Raub ausgeteilt; Er hat Ihm erkauft eine große Schar, die Niemand zählen kann. Und diese Wunden sind das Gedächtnis Seines Kampfes. Ach, wenn Christus das Andenken an Sein Leiden für die Seinen so gerne bewahrt, wie köstlich sollten nicht Seine Wunden für uns sein!

Lamm Gottes, erhöhter König der Ehren,
Vollendeter Mittler, mein Herr und mein Gott!
Dir dienen die Engel in seligen Chören
Mit freudigem Willen nach Deinem Gebot.
Dir singen sie Psalmen,
Dir schwingen sie Palmen,
Dich nennen sie jauchzend
Die himmlische Sonne,
Die Quelle der Ruh' und der ewigen Wonne.„

(Goldstrahlen April 23)

Off. 11,12

Und sie hörten eine große Stimme vom Himmel zu ihnen sagen: Steiget herauf!

Ohne diese Worte in ihrer prophetischen Bedeutung und in ihrem Zusammenhange mit den nächsten Stellen zu betrachten, wollen wir sie beherzigen als die Einladung unsers großen Vorläufers, zu Seiner geheiligten Schar zu kommen. Wenn die Zeit herbeikommt, wird jeder Gläubige „eine große Stimme vom Himmel“ zu ihm sagen hören: „Steige Herauf.“ Das soll für alle Heiligen ein Gegenstand selig freudiger Erwartung fein. Statt uns vor dem Augenblick zu fürchten, wo wir diese Welt verlassen und zum Vater kommen dürfen, sollten wir uns nach unserer Erlösung sehnen. Wir werden nicht hinab gerufen ins Grab, sondern hinauf in den Himmel. Unsere Himmelentstammten Seelen sollten eine Sehnsucht nach ihrer heimatlichen Luft empfinden. Dennoch muss die Ermahnung vom Himmel von unserer Seite mit ergebener Geduld aufgenommen werden. Unser Gott weiß am besten, wann Er uns heißen soll, zu Ihm heraufzusteigen. Wir müssen nicht wünschen, dass die Zeit unseres Heimgangs beschleunigt werde. Ich weiß wohl, dass die heftige Liebe uns den Ruf auspresst:

„Herr Zebaoth, steur' unser Schiff
Und land' uns bald im Himmel;“

aber die Geduld muss ihr volles Recht haben. Gott verordnet in höchster Weisheit den richtigsten Zeitpunkt, bis zu welchem die Erlösten hienieden zu weilen haben. Wahrlich, wenns im Himmel ein Trauern gäbe, so würden die Heiligen trauern, dass sie hienieden nicht länger leben durften, um mehr Gutes zu wirken. Ach, noch mehr Garben für meines Herrn Scheunen! noch mehr Perlen für Seine Krone! Nun ja, wenn wir mehr Gutes wirken könnten! aber die Sache hat auch noch eine andere Seite: denn je kürzer unser Leben ist, desto weniger sind auch unsre Sünden. Und dennoch, wenn wir aus allen Kräften Gott dienen dürfen, wenn Er es uns schenkt, köstlichen Samen auszustreuen, der hundertfältige Frucht bringt, dann dürfen wir immerhin getrost sagen: Es ist uns gut, wenn wir bleiben, wo wir sind. Heiße uns unser Herr und Meister gehen oder bleiben, so wollen wir uns gleicherweise freuen, wenn er uns nur allewege mit Seiner-Gnadengegenwart segnet. (Goldstrahlen Februar 7)

Off. 16, 15.

Selig ist, der da wachet.

„Ich sterbe täglich.“ sprach der Apostel. Das war das Leben der ersten Christen; wohin sie gingen, trugen sie das Leben in ihrer Hand. Wir sind in unseren Tagen nicht berufen, durch ähnliche schreckliche Verfolgungen zu geben; wäre es der Fall, so würde uns der Herr Gnade geben, dass wir die Prüfung bestehen könnten. Dennoch sind die Prüfungen des gegenwärtigen Christenlebens, obgleich äußerlich nicht so furchtbar, viel mehr dazu angetan, uns zu überwältigen, als selbst die Leiden jener Läuterungszeit. Wir müssen den Spott der Welt ertragen; das ist ein Kleines; ihre Schmeicheleien, ihre sanften Worte, ihre glatte Sprache, ihr kriechendes Benehmen, ihre Heuchelei sind weit schlimmer. Unsere Gefahr besteht darin, dass wir möchten reich und satt werden, und uns dieser gegenwärtigen argen Welt gleich stellen und den Glauben verlieren. Oder wenn der Reichtum uns keine Gefahr bringt, so ist die Sorge dieser Welt fast noch gefährlicher. Wenn uns der brüllende Löwe nicht zerreißt, und uns dafür der Bär zu Tode drückt, so kümmert sich der Satan wenig darum, auf welche Weise wir umkommen, wenn er nur unsere Liebe zu Christo und unser Vertrauen in Ihn vernichtet. Ich fürchte, dass die Christengemeine unserer Tage in viel größerer Gefahr ist, in dieser süßlichen, sanften Zeit ihren Halt zu verlieren, als in den rauen Stürmen der Vergangenheit. Wir müssen wachsam sein, denn unser Weg führt durch eine verzauberte Gegend, und gar leicht können wir zu unserem Unheil einschlafen, wenn nicht unser Glaube an den Herrn Jesum lebendig, und unsere Liebe zu Ihm eine brennende Flamme ist. Gar Manche, die sich heute so willig zu Christo bekennen, erweisen sich als bloße Spreu und nicht als Weizen, als Heuchler mit schöner Maske und nicht als echt-geborene Kinder des lebendigen Gottes. Lieber Christ, glaube nicht, dass wir in Zeiten leben, wo keine Wachsamkeit und kein heiliger Eifer nötig sei; du hast diese Dinge nötiger als je, und möge Gott der Heilige Geist Seine Allmacht in dir walten lassen, auf dass du in all' diesen leichtern, wie in den kräftigern Gefahren sagen kannst: „In dem Allen überwinden wir weit, um Des willen, der uns geliebt hat.“ „Selig ist, der da wachet, und hält seine Kleider, dass er nicht bloß wandle.“ (Goldstrahlen April 26)

Off. 21,4

Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.

Ja, dahin sollen wir kommen, wenn wir Gläubige sind. Der Schmerz wird aufhören, und die Tränen werden abgewischt werden. Dies ist die Welt des Weinens, aber sie vergeht. Es wird ein neuer Himmel und eine neue Erde sein, so sagt der erste Vers dieses Kapitels; und deshalb wird man dort nicht mehr über den Fall und das dadurch erzeugte Elend weinen. Lest den zweiten Vers und beachtet, wie er von der Braut und ihrer Hochzeit spricht. Die Hochzeit des Lammes ist eine Zeit grenzenloser Freude, und Tränen würden da am falschen Ort sein. Der dritte Vers sagt, dass Gott selbst bei den Menschen wohnen wird; und gewiss „zu Seiner Rechten ist liebliches Wesen ewiglich,“ und Tränen können nicht länger fließen.

Was wird unser Zustand sein, wenn kein Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen mehr sein wird? Das wird herrlicher sein, als wir uns jetzt noch vorstellen können. O Augen, die ihr vom Weinen gerötet seid, hört auf mit der heißen Flut, denn über ein Kleines sollt ihr keine Tränen mehr kennen! Niemand kann Tränen so abwischen wie der Gott der Liebe, und Er kommt, um es zu tun. „Den Abend lang währet das Weinen, aber des Morgens die Freude.“ Komm, Herr, und verziehe nicht; denn jetzt müssen beide, Männer und Frauen, weinen.

Off. 21,5

Und der auf dem Stuhl saß, sprach: Sieh, ich mache alles neu.

Ehre sei seinem Namen! Alle Dinge haben es nötig, neu zu werden, denn sie sind traurig zerschlagen und abgenutzt durch die Sünde. Es ist Zeit, dass das alte Gewand aufgerollt und beiseite gelegt werde und die Schöpfung ihr Sabbatskleid anzieht. Aber niemand kann alles neu machen, als der Herr selber, der es zuerst gemacht hat; denn es gehört ebensoviel Kraft dazu, aus dem Bösen zu schaffen als aus dem Nichts zu schaffen. Unser Herr Jesus hat die Aufgabe übernommen und Er ist durchaus fähig zur Lösung. Schon hat Er seine Arbeit begonnen und seit Jahrhunderten fährt Er damit fort, die Herzen der Menschen und die gesellschaftliche Ordnung neu zu machen. Allmählich will Er die ganze Einrichtung des menschlichen Regiments neu machen und die menschliche Natur soll durch seine Gnade verwandelt werden, und es soll ein Tag kommen, wo sogar der Leib neu gemacht und, seinem verklärten Leibe ähnlich, auferweckt werden soll.

Was für eine Freude, einem Reiche anzugehören, in dem alles durch die Macht des Königs neu gemacht wird! Wir sterben nicht aus: wir eilen vorwärts zu einem herrlicheren Leben. Trotz des Widerstandes der Mächte des Bösen führt unser glorreicher Herr Jesus seinen Zweck aus und macht uns und alles um uns her „neu“ und so voller Schönheit, als da es zuerst aus der Hand des Herrn kam.

Off. 22,3-4

Seine Knechte werden Ihm dienen, und sehen sein Angesicht; und sein Name wird an ihren Stirnen sein.

Drei köstliche Segnungen werden unser im Lande der Herrlichkeit sein.

„Seine Knechte werden Ihm dienen.“ Keine anderen Herren sollen uns bedrücken, kein anderer Dienst soll uns beschweren. Wir sollen Jesu allezeit, vollkommen, ohne Müdigkeit und ohne Irrtum dienen. Dies ist der Himmel für einen Heiligen: in allen Dingen dem Herrn Christo zu dienen und von Ihm als sein Knecht anerkannt zu werden.

„Und sie werden sehen sein Angesicht.“ Dies macht den Dienst wonnevoll; in der Tat, es ist der gegenwärtige Lohn des Dienstes. Wir sollen unseren Herrn kennen, denn wir sollen Ihn sehen, wie Er ist. Das Angesicht Jesu sehen, ist die größte Gunst, um die der treueste Knecht des Herrn bitten kann. Was konnte Mose mehr erbitten, als : „Lass mich Dein Angesicht sehen!“?

„Und sein Name wird an ihren Stirnen sein.“ Sie schauen ihren Herrn an, bis sein Name auf ihren Stirnen zu lesen ist. Sie sind von Ihm anerkannt, und sie erkennen Ihn an. Das geheime Zeichen der innerlichen Gnade entwickelt sich zum öffentlichen Handzeichen einer anerkannten Verbindung.

O Herr, gib mir diese drei Dinge hier in ihrem Beginn, auf dass ich sie in ihrer Fülle in Deiner eigenen Wohnstätte der Seligkeit besitzen möge!

Off. 22, 17.

„Wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“

Jesus spricht: „Nehmet umsonst.“ Er verlangt weder Bezahlung noch Vorbereitung. Hast du auch keine guten Gefühle; wenn du dich nur willig finden lässt, so bist du eingeladen; darum komm! Du hast keinen Glauben und keine Reue: komm zu Ihm, und Er wird sie dir schenken. Komm gerade, wie du gehst und stehst, und nimm „umsonst,“ kaufe ohne Geld und umsonst. Er schenkt sich denen, die Ihn nötig haben. Die Trinkbrunnen auf den öffentlichen Straßen und Plätzen großer Städte sind eine herrliche Einrichtung; und wir können uns kaum einen solchen Toren denken, der schmachtend vor Durst vor einem solchen Brunnen stünde, und erst nach seinem Beutel griffe und dann ausriefe: „Ich darf nicht trinken und kann nicht trinken, denn ich habe keine zehn Taler in der Tasche.“ Wie arm auch der Mensch sein mag, hier steht der Brunnen, und er darf davon trinken, wie er will. Alle Durstigen, die vorübergehen, seien sie nun in grobes Halbleinen oder in Samt und Seide gekleidet, kommen, und schauen sich nicht erst nach irgendeiner Erlaubnis um, ob sie trinken dürfen; der Brunnen steht ja dazu da, und das ist Erlaubnis genug, um das Wasser umsonst zu nehmen. Der freigebige Sinn einiger wohlwollender Freunde hat das erfrischende, kristallhelle Labsal hierher gestiftet, und wir nehmen es und brauchen keine weitere Erlaubnis.

Die einzigen Personen vielleicht, die dürstend durch jene Straßen kommen, wo solche öffentliche Freibrunnen errichtet sind, sind die vornehmen Damen und Herren, die in ihren Vierspännern vorüberfahren. Sie sind vielleicht sehr durstig, aber sie dürfen‘s nicht wagen, sich so gemein zu machen, um wegen eines Labetrunks auszusteigen. Es würde sie verunehren, meinen sie, wenn sie an einem öffentlichen Brunnen trinken würden: und so fahren sie vorüber mit lechzenden Lippen. Ach, wie viele gibt‘s, die sich reich dünken an guten Werken und die darum nicht zu Christo kommen können! „Ich will,“ sagen sie, „nicht auf gleiche Weise selig werden wie der Ehebrecher und Gotteslästerer. Wie, ich soll auf demselben Wege in den Himmel kommen, wie jeder Bettler? Gibt‘s denn nicht noch einen andren Weg zur Herrlichkeit, als den Weg, auf dem alle Diebe mitlaufen? So will ich nicht selig werden.“ Solche stolze Pocher müssen ohne das Lebenswasser bleiben; aber „Wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“

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