Spurgeon, Charles Haddon - Der Mann, dessen Hand am Schwert erstarrte.

Spurgeon, Charles Haddon - Der Mann, dessen Hand am Schwert erstarrte.

„Nach ihm war Eleasar, der Sohn Dodo, des Sohns Ahohi, unter den drei Helden mit David. Da sie Hohn sprachen den Philistern, und daselbst versammelt waren zum Streit, und die Männer Israels hinaufzogen: Da stand er und schlug die Philister, bis dass seine Hand müde am Schwert erstarrte. Und der Herr gab ein großes Heil zu der Zeit, dass das Volk umwandte ihm nach, zu rauben.„
2 Sam. 23. 9. 10.

In Davids Musterrolle finden wir die Namen vieler Mächtigen, und sie sind geehrt dadurch, dass wir sie dort finden. Diese Männer kamen zu David, als die tiefste Ebbe in seinem Glück war und er selbst als ein Empörer und Geächteter angesehen ward, und sie blieben ihm ihr ganzes Leben hindurch treu. Glücklich sind die, welche einer guten Sache folgen können, wenns am schlimmsten mit ihr steht, denn ihnen gebührt wahre Ehre. Müde der schlechten Negierung Sauls, schlugen sie ihren eignen Pfad ein, in dem sie am besten ihrem Lande und ihrem Gott dienen konnten, und obgleich dies große Gefahren mit sich brachte, wurden sie doch reichlich belohnt durch die Ehren, welche sie seiner Zeit mit ihrem Führer teilten. Als David auf den Thron kam, wie froh müssen ihre Herzen da gewesen sein; und als er weiter ging „siegend und zu siegen,“ wie müssen sie sich gefreut haben, als jeder von ihnen mit Wonne sich der Entbehrungen erinnerte, die sie mit ihrem Anführer geteilt hatten. Brüder, wir streben nicht danach, unter die Krieger gezählt zu werden, die Schlachtenrolle enthält unsre Namen nicht, und wir wünschen nicht, dass sie es täte; aber es gibt eine Rolle, die eben jetzt gemacht wird — eine Rolle von Helden, die für Christum wirken und wagen, die außer dem Lager hinausgehen und seine Schmach tragen, und mit Zuversicht auf Gott ernstlich „ob dem Glauben kämpfen, der einmal den Heiligen Übergebell„ ist, und um Christi willen alles aufs Spiel setzen. Es wird ein Tag kommen, wo es unendlich viel ehrenvoller sein wird, unsren Namen an der untersten Stelle in der Liste von Christi treuen Jüngern zu finden, als unter die Fürsten und Könige gezählt zu werden. Selig ist der, welcher heute sich dem Sohne Davids anschließt und seine Schmach teilt, denn der Tag wird kommen, wo des Meisters Herrlichkeit in all seinen Nachfolgern widerstrahlen wird.

I.

Wir wollen nun unsre Aufmerksamkeit auf einen besonderen Helden richten, Eleasar, den Sohn Dodo, und sehen, was er für seinen König und sein Land tat. Unser Text berichtet eine von seinen Heldentaten. Sie ist sehr lehrreich, und die ernste Lehre, die ich daraus entnehme, ist die Macht persönlicher Energie. Die Philister hatten sich zum Streit versammelt: die Männer Israels zogen aus, mit ihnen zu kämpfen, aber aus der einen oder andren Ursache, obgleich sie bewaffnet waren und Bogen trugen, flohen sie doch am Tage der Schlacht. Schimpflich lautet der Bericht: „die Männer Israels waren fortgegangen.“ (1 Sam. 23, 9. n. d. engl. Üb.) Dieser Eleasar indes machte den Fehler seiner Landsleute wieder gut, denn „er stand auf und schlug die Philister.„ Er war ein Mann von markierter Individualität, ein Mann, der sich selbst kannte, und seinen Gott kannte, und dem nichts daran lag, in der großen Masse zu verschwinden und nur wegzulaufen, weil sie weglief. Er dachte für sich selbst und handelte für sich selbst; er machte nicht das Verhalten andrer zum Maßstab für seinen Dienst, sondern während Israel floh, stand er auf und schlug die Philister. Die persönliche Verpflichtung jedes einzelnen vor Gott ist eine Lehre, die alle kennen lernen sollten. Sie wird uns in unserer Taufe gelehrt, denn hier legt jeder Gläubige sein eigenes Glaubensbekenntnis ab und bekennt sich durch seine eigne Tat und Handlung als mit Christo gestorben. Das reine Christentum weiß nichts von Stellvertretern oder Bürgen bei der Taufe. Nachdem das Glaubensbekenntnis abgelegt ist, ist der Gläubige für seine eignen religiösen Handlungen verantwortlich und kann nicht Priester oder Pastoren anstellen, die seine Religion für ihn besorgen, er muss selbst beten, in der Schrift forschen, mit Gott Gemeinschaft haben und dem Herrn Jesu gehorchen. Wahre Religion ist eine persönliche Sache. Ein jeder, mit einem Pfunde oder mit zehn, wird am großen Tage des Gerichtes für das zur Rechenschaft gezogen werden, wofür er verantwortlich ist, und nicht für das, wofür andre es sind; und deshalb füllte er leben wie vor Gott, in dem Gefühl, dass er eine abgesonderte Persönlichkeit ist, und sich in seiner eignen Individualität, Geist, Seele und Leib, ganz dem Herrn weihen. Eleasar, der Sohn Dodo, fühlte, dass er als Mann handeln müsse, was auch andre tun mochten, und deshalb zog er tapfer das Schwert gegen die Unbeschnittenen. Ich finde nicht, dass er Zeit damit vergeudete, die andren wegen ihres Weglaufens zu tadeln oder ihnen zuzurufen, wieder umzukehren, sondern er wandte sein eigenes Gesicht dem Feinde zu und hieb und hackte um sich mit aller Macht. Sein tapferes Beispiel war Tadel genug und weit wirksamer als zehntausend sarkastische Reden.

Lasst es nie vergessen werden, dass unsre Verantwortlichkeit, in gewissen! Sinne, bei uns selber beginnt und endet. Gesetzt, du wärest der Meinung, dass die Gemeinde Gottes in einem sehr traurigen Zustande sei, du bist nur dafür verantwortlich, so weit, wie du selber hilfst, diesen Zustand zu schaffen. Bedauerst du, dass viele Leute von großem Reichtum ihr Vermögen nicht dem Herrn weihen? Ich wundere mich nicht, dass du dies Gefühl hast; aber im Grunde ist doch das Praktischste, dein eigenes Vermögen in des Herrn Sache zu gebrauchen. Es ist sehr leicht, Fehler an andrer Leute Arbeit zu finden, aber es ist weit nützlicher, deine eigne besser zu tun. Gibt es in der ganzen Welt einen Narren, der nicht kritisieren kann? Die, welche selbst gute Dienste leisten können, sind nur wie einer gegen tausend im Vergleich zu denen, die Fehler in den Arbeiten andrer zu sehen vermögen. Deshalb, wenn du weise bist, mein Bruder, mäkle nicht an andren, sondern stehe selbst auf und schlage die Philister.

Unsre Verantwortlichkeit wird nicht vermindert durch das schlechte Verhalten andrer, sondern im Gegenteil dadurch vermehrt. Ihr sagt: „Wieso?“ Ich antworte, wenn jeder kämpft, so gut er kann, dann mag Eleasar es zufrieden sein, gleich den übrigen zu kämpfen; aber wenn andre davon laufen, so wird Eleasar durch diesen unglücklichen Umstand berufen, über sich selbst hinaus zu gehen und die Angelegenheit des Tages wieder in Ordnung zu bringen. Es geht nicht an, den Feind triumphieren zu lassen, und deshalb, wenn wir vorhin gut gefochten haben, so müssen wir jetzt unsre Lenden zu außergewöhnlichem Kampf gürten. Lieber christlicher Bruder, wenn du das ernste Gefühl hast, dass der Zustand der Gemeinde nicht so ist, wie er sein sollte, so musst du keinen Stein auf dem andren lassen, um ihn zu bessern. Sind deine Mitchristen weltlich? Du solltest geistlicher und himmlischer gesinnt werden. Sind sie schläfrig? Sei du umso wacher. Sind sie lax? Sei du umso strenger. Sind sie unfreundlich? Sei du umso liebevoller. Stelle deine Wachen umso sorgsamer aus, weil du siehst, dass andre besiegt sind, und sei doppelt fleißig, wo du wahrnimmst, dass andre nachlässig sind. Wage es, wie Eleasar allein zu stehen und aus den Mängeln andrer entnimm Beweggründe zu einem edleren Leben.

Vielleicht war Eleasar bei dieser Gelegenheit umso besser daran, weil er nicht diesen feigen Pöbel an seinen Fersen hatte. Wenn wir gute Arbeit für unsren Herrn zu tun haben, so sind wir froh über die Gesellschaft verwandter Seelen, die entschlossen sind, das gute Werk zum Erfolg zu führen; aber wenn wir keine solche Gefährten haben, müssen wir allein gehen. Es ist keine absolute Notwendigkeit für eine Anzahl da. Wer weiß? Die Freunde, welche wir auffordern, mögen mehr ein Hindernis als ein Beistand sein. Als Luther zu einem heiligen Manne ging und ihm erzählte, was er in der Schrift entdeckt, antwortete der vorsichtige, alte Herr: „Mein Bruder, gehe in deine Zelle zurück, behalte deine Gedanken für dich, diene Gott und errege keine Unruhe.„ Die gute alte Seele ließ sich wenig träumen, welche Unruhe dieser Luther im Lager anrichten würde. Ich glaube, Luther wäre nicht im Stande gewesen, eine solche Reformation zu bewirken, wenn er von einem Heer wohlwollender, kluger Freunde umgeben gewesen wäre; aber als er frei von all den vortrefflichen Unfähigen war, wie der Held unsres Textes, da richtete er eine glänzende Verheerung unter den Philistern Roms an. Wenn liebe, gute, mütterliche, christliche Männer fortwährend sagen: „sei nicht zu waghalsig; nimm dich in acht, dass du niemand beleidigst, überanstrenge dich nicht“ u. s. w., dann ist ein Mann besser daran ohne sie als mit ihnen. Ein Christ sollte die Hilfe seiner Brüder suchen, aber zu gleicher Zeit, wenn er berufen ist, eilten Dienst für seinen Herrn zu tun, und sie ihm nicht beistehen wollen, so sei er nicht erschreckt, sondern erwäge, dass er, wenn er Gott mit sich hat, alle Verbündeten hat, deren er bedarf. Der mächtige Gott Jakobs ist besser als alle Heere der Heiligen, und wenn Er seine Hand ausstreckt und spricht: „gehe hin in dieser deiner Kraft,„ so mag ein Mann es zufrieden sein, allein vorwärtszugehen, als ein einsamer Kämpe für Jesum und sein Evangelium. Einzelnstehende Kühnheit wird von Gläubigen erwartet. Ich wünschte, wir möchten an diesem Ort ein Geschlecht von Männern und Frauen heranbilden, welche die Wahrheit kennen und auch wissen, was der Herr von ihrer Hand verlangt, und entschlossen sind, mit Hilfe des Heiligen Geistes einen guten Kampf für ihren Herrn zu führen, ob andre an ihrer Seite stehen wollen oder nicht.

II.

Wir haben ferner in diesem Text ein Beispiel von persönlicher Schwachheit. Dieser tapfere Mann, obwohl er aufstand und die Philister schlug, war doch nur ein Mensch, und deshalb stritt er, bis seine Hand müde ward, und er nicht mehr konnte. Er kam bis an die Grenze seiner Kraft, und war gezwungen, aufzuhören. Dies mag jene edlen Männer etwas trösten, deren Gehirn im Dienste Gottes müde geworden ist. Vielleicht schelten sie sich selbst, aber es ist in der Tat kein Grund dafür da, es zu tun, denn von ihnen mag es wie von Eleasar heißen, dass sie nicht des Kampfes müde sind, obwohl sie im Kampfe müde geworden. Wenn ihr diesen Unterschied bei euch machen könnt, so wird es gut sein. Wir wünschen, dass wir dem Herrn Tag und Nacht dienen könnten, aber das Fleisch ist schwach, und es ist keine Kraft mehr in uns übrig. Dies ist nichts Sonderbares, und es ist keine Sünde darin. Eleasars Müdigkeit war die der Knochen, Muskeln, Schnell — die Müdigkeit seines Armes, aber zuweilen wird der Kopf der Kinder Gottes müde, und dies ist ebenso schmerzhaft und ebenso wenig zum Verwundern. Der Geist kann nicht stets mit gleicher Klarheit denken oder mit gleicher Lebhaftigkeit empfinden oder Worte mit gleicher Klarheit finden, und das Kind Gottes muss sich darum nicht tadeln. Sich in solchem Falle tadeln, hieße den Herrn tadeln. Wenn dein Knecht aus dem Erntefeld gewesen ist vom Tagesanbruch an bis der Mond auf ihn herabblickt, da er seine Garben bindet, und wenn er dann, den Schweiß von der Stirne wischend, sagt: „Herr, ich bin sehr ermattet, ich muss ein paar Stunden Schlaf haben,“ wer anders als ein Tyrann würde ihn tadeln, und ihm die Ruhe versagen? Diejenigen sind zu tadeln, die sich nie ermüden, aber die, welche ihre Kraft erschöpfen, sind zu loben und nicht zu tadeln.

Vielleicht wurde Eleasar müde durch die ungeheure Menge seiner Feinde. Er hatte Dutzende niedergehauen mit seinem todbringenden Schwerte, aber mehr kamen und immer noch mehr. Es schien eine Wiederholung jenes Tages, wo Simson Haufen auf Haufen der Philister erschlug. Christlicher Freund, du bist das Werkzeug gewesen, einige zu Christo zu führen, aber die erschreckliche Anzahl der Unbekehrten bedrückt dein Gemüt, bis du dich müde fühlst. Du hast ein kleines Lokal eröffnet, und ein paar arme Leute kommen, aber du sagst zu dir selbst: was ist das unter so vielen? Wenn wir mit des Meisters Dienst beginnen, so denken wir, dass wir die Welt in sechs Wochen von oben nach unten kehren werden, aber wir tun dies nicht, und wenn wir finden, dass wir weiter arbeiten, und „den Tag kleiner Dinge„ nicht verachten müssen, so sind wir geneigt, müde zu werden. Lebenslanger Dienst unter vielen Entmutigungen ist nicht so leicht, wie bloße Träumer denken.

Vielleicht wurde Eleasar müde, weil ihm keiner half. Es ist ein großer Beistand, ein Wort der Aufmunterung von einem Kameraden zu erhalten, und zu fühlen, dass man doch nicht allein steht, denn andre treue, für denselben Herrn eifernde Herzen sind in demselben Kampf begriffen. Aber als Eleasar um sich blickte, sah er nur den Rücken der fliehenden Feiglinge, und er hatte die Philister mit seinem einzelnen Schwert niederzumähen. Wer wundert sich, dass er zuletzt müde ward?

Das Gute bei alledem ist, dass er erst müde wurde, als es ihm verstattet werden konnte; das heißt, der Herr erlaubte seiner Müdigkeit nicht, ihn zu überwinden, bis er die Philister geschlagen, und das Volk sich umgewandt hatte, die Beute zu rauben. Wir sind so schwache Geschöpfe, dass Ermattung uns zuweilen überfallen muss, aber was für eine Gnade ist es, dass der Herr unsre Kraft unsrem Tage gleich macht, und nur wenn der Tag vorüber ist, uns zusammensinken lässt. Jakob rang mit dem Engel, und er fühlte nicht das Zusammenziehen der Sehne, bis er den Segen gewonnen hatte. Es war gut für ihn, nach dem Siege an seiner Hüfte zu hinken, um ihn wissen zu lassen, dass es nicht seine eigne Stärke sei, durch die er bei Gott gesiegt hatte; und es war gilt für Eleasar, sich müde zu fühlen, denn er verstand nun, woher die Kraft kam, mit der er die Philister geschlagen. Eleasar ward nur schwach, als es Beute zu verteilen gab, und wenn ihr und ich nur zurücksinken, wenn Lob zu verteilen ist, so brauchen wir uns nicht zu beunruhigen, denn es gibt genug Leute, die nie etwas getan haben, aber ganz bereit sein werden, das Verdienst von allem, was vollbracht ist, in Anspruch zu nehmen.

Wir wollen uns fragen, ob wir, schwach, wie wir sind, uns dem Herrn übergeben? Wenn das, so ist alles gut, Er wird unsre Schwäche gebrauchen, und sich dadurch verherrlichen. Er wird unsre Schwachheit nicht sich zeigen lassen, solange dies den Sieg gefährden würde. Er gibt uns Kraft bis zu dem Punkt, wo straft durchaus notwendig ist, und wenn Er uns zusammenbrechen lässt, wie Elias es tat, nachdem sein großer Kampf vorüber war, so dürfen wir nicht überrascht sein. Was für ein Unterschied ist zwischen Elias auf Karmel, über die Baalspriester triumphierend, und demselben Mann am nächsten Tage vor Isebel fliehend und ausrufend: „Nimm nun, Herr, meine Seele; ich bin nicht besser, denn meine Väter.“ Selbstverständlich war dies das natürliche Resultat der starken Aufregung, die er durchgemacht hatte, gerade wie die Müdigkeit seiner Hand das natürliche Resultat der mächtigen Schlacht war, die Eleasar gefochten; und wenn ihr niedergeschlagen werdet, wie ich es oft gewesen bin, nachdem ich einen großen Segen erhalten, seid nicht so sehr entsetzt darüber. Was tut es? Das Werk ist vorüber; ihr könnt jetzt gern vor dem Herrn gebeugt liegen. Es wird gut für euch sein, zu wissen, wie leer und wie schwach ihr seid, damit ihr dem Herrn allein alle Ehre zuschreibt.

III.

Es ist eine dritte Lehre in dem Text, und die betrifft die Stärke des Eifers dieses Helden. Ein besonderer Umstand ist hier berichtet: seine Hand erstarrte am Schwerte. Ich glaube, die Beste Auslegung dieser Worte ist die, welche sich auf eine Tatsache bezieht, die man zuweilen in Schlachten beobachtet hat. Ich erinnere mich von einem Seemann gelesen zu haben, der verzweifelt focht, um den Angriff eines feindlichen Schiffes, das entern wollte, abzuwehren, und als der Kampf vorüber war, fand man, dass er seine Hand nicht öffnen konnte, um seinen Stutzsäbel loszulassen. Er hatte ihn mit solcher Kraft ergriffen, dass es unmöglich war, ehe man eine chirurgische Operation vollzogen hatte, seine Hand vom Schwert zu trennen. Dies war der Fall bei Eleasar; dies Erstarren seiner Hand am Schwerts beweist die Energie, womit er seine Waffe ergriffen hatte. Zuerst ergriff er sie in der rechten Weise, so dass er sie festhalten konnte. Ich wollte, einige unserer Neubekehrten ergriffen das Evangelium in einer besseren Weise. Ein Missionar sagte neulich zu mir: „Es sind eine große Anzahl von Erweckungs-Bekehrten, die nie etwas wert sein werden, bis sie aufs neue bekehrt sind.„ Ich fürchte, es ist so. Das Werk ist nicht tief, ihr Verständnis des Evangeliums ist nicht klar, und sie halten es nicht mit fester Hand. Sie haben etwas bekommen, was ihnen von großem Nutzen ist, wie ich hoffe, aber sie wissen kaum, was es ist; sie haben es nötig, wieder zu Ihm zu kommen, der einen Reichtum von Gnade und Wahrheit zu verleihen hat, sonst werden sie nie viel wert sein. Viele junge Leute forschen nicht in der Schrift; sie picken hier und da Sprüche auf, wie Tauben Erbsen aufpicken, und sehen nicht die Beziehungen der Glaubenslehren zueinander. Aber der ist der rechte Mann, für Gott zu kämpfen, der die Wahrheit beim Henkel erfasst, und sie ergreift, wie einer, der weiß, was er erlangt hat, und dass er es erlangt hat. Wer das Wort Gottes mit Verständnis und mit Anstrengung erfasst hat, der wird es wahrscheinlich festhalten.

Nachdem Eleasar sein Schwert gut angefasst hatte, hielt er es fest; was ihm auch in der Schlacht widerfuhr, er ließ seine Waffe keinen Augenblick fallen. Wenn er einmal seine Hand geöffnet hätte, so wäre sie nicht erstarret, aber er hielt die ganze Zeit über seine Waffe in der Hand. Nach der Ansicht mancher Neuern seid ihr weise, wenn ihr jede Woche eure Glaubenslehren ändert, weil frisches Licht auf euch hereingebrochen. Der Rat ist gefährlich. O, junger Mann, ich hoffe, du wirst das alte Evangelium ergreifen und es stets festhalten und nie deinen Griff erschlaffen lassen; und dann, was wird dir dann widerfahren? Nun, dies, dass du zuletzt nicht mehr im Stande sein wirst, deinen Griff erschlaffen zu lassen. Ich habe mich oft gefreut, die Beharrlichkeit ernster Arbeiter zu beobachten, die ihr Werk für Christumso von Herzen liebten, dass sie nicht davon ablassen konnten. Sie dienten dem Herrn Jahr aus Jahr in einem besonderen Werke, entweder in der Sonntagsschule oder in einer andren nützlichen Arbeit, und wenn sie krank waren, und nicht mehr an ihrem Platze sein konnten, so waren ihre Herzen und Gedanken immer noch da. Wir haben solche gekannt, die, wenn sie an Gehirnentzündung krank danieder lagen, beständig von der Schule und den Kindern sprachen. Sogar in ihren Träumen beschäftigte sich ihr Geist mit dem guten Werke: ihre Hand war am Schwert erstarret. Es ist meine Freude, einen Greis von dem Werke des Herrn reden zu hören, selbst wenn er nicht länger daran teilnehmen kann, und den Sterbenden, bei dem „die herrschende Leidenschaft stark im Tode“ ist, sich nach der Gemeinde und den Gottesdiensten erkundigen zu hören, die Hand noch am Schwerts erstarrt. Evans war es gewohnt, seinen alten Pony von Stadt zu Stadt zu treiben, wenn er umherreiste, das Evangelium zu predigen, und als er dem Tode nahe kam, glaubte er noch in der alten Ponychaise zu sein, und seine letzten Worte waren: „Fahrt zu.„ Napoleon rief mit seinem letzten Atemzuge aus: „Oberhaupt der Armee,“ und auch Christi Krieger denken bis zuletzt an die große Armee der Heiligen, und an Christus, ihr Oberhaupt. Als ein frommer Mann im Sterben lag, kannte er Frau und Kinder nicht mehr, aber doch, als der Name Jesus in sein Ohr geflüstert ward, sagte er: „O, ich kenne Ihn. Er ist meine Freude all diese fünfzig Jahre lang gewesen.„ Seht, wie die Hand am Schwerts klebt. Vor Jahren haben wir, die da glauben, den Herrn mit einem solchen Griff freudigen Ernstes erfasst, dass jetzt eine fast unwillkürliche Verbindung zwischen Ihm und uns stattfindet, die nicht getrennt werden kann. Je dann und wann denken einige weise Männer uns zum Skeptizismus zu bekehren oder zu dem, was ihm sehr gleicht — dem neueren Denken, und sie nahen sich uns mit voller Zuversicht, dass wir unsren altmodischen Glauben aufgeben müssen. Sie sind Narren, dass sie sich solche Mühe geben, denn wir sind zu dieser Zeit kaum noch frei Handelnde in dieser Sache; das Evangelium hat uns so erfasst, dass wir es nicht fahren lassen können. Wir glauben jetzt, weil wir müssen. Ich könnte eher tausend Tode sterben, als dem Evangelium entsagen, das ich predige. Die sophistischen Argumente, die ich in skeptischen Büchern gefunden, sind nicht halb so stark wie die Argumente, mit denen der Teufel mich angegriffen hat, und doch habe ich ihn geschlagen. Nachdem wir mit den „Reitern gelaufen“ sind, können die, welche zu Fuß gehen, uns nicht erschrecken. Wie können wir das Evangelium aufgeben? Es ist unser Leben, unsre Seele, unser alles. Unsre tägliche Erfahrung, unsre Gemeinschaft mit Gott, unser Versetztsein mit Christo in das himmlische Wesen, haben uns stichfest gemacht gegen alle Versuchungen, unsre Hoffnung aufzugeben. Wir halten unser Schwert, das ist wahr, aber unser Schwert klebt auch an unserer Hand. Es ist nicht möglich, dass die gescheitesten Lügen die Auserwählten verführen, denn der Herr hat eine solche Gemeinschaft zwischen der erneuerten Seele und der Wahrheit geschaffen, dass die Wahrheit uns halten muss, und wir die Wahrheit, bis wir sterben. Gott gebe, dass es so mit euch allen sei.

IV.

Ich muss weitergehen, um die vierte Lehre hervorzuheben, und diese betrifft die göttliche Herrlichkeit. Sagt der Text, dass seine Hand am Schwert erstarrte, und dass er einen großen Sieg an diesem Tage errang? blickt in eure Bibel, und ihr werdet sehen, dass ich falsch angeführt habe.

Sie schreibt den Sieg nicht Eleasar zu, sondern es heißt: „Und der Herr gab ein großes Heil.„ Der Sieg ward nicht ohne Eleasar gewonnen, und doch war es nicht durch Eleasar, sondern durch den Herrn. Hätte Eleasar zu einer gewissen Klasse von Christen gehört, so hätte er gesagt: „Wir können nichts tun; der Herr wird seine ewigen Ratschlüsse erfüllen;“ und dann hätte er nicht selber nichts getan, sondern andre getadelt, wenn sie im Kampf vorangegangen wären. Wenn er zu einer andren Klasse gehört hätte, so würde er gesagt haben: „Ich halte nicht viel von dem Dienst eines Mannes. Ich will nicht allein gehen, sondern warten, bis ich ein paar Brüder versammelt habe, die sich alle dabei beteiligen können.„ Statt solche Theorien aufzustellen, ging er geradeswegs ans Werk, und der Herr gab ihm die Nacken seiner Feinde, und dann schrieb er den Sieg nicht sich selber, sondern dem Herrn allein zu. Das Rechte ist, zu arbeiten, als wenn alles von uns abhinge und doch auf den Herrn allein zu blicken in dem Bewusstsein, dass alles von Ihm abhängt. Wir müssen alle Demut und alle Tätigkeit von Menschen haben, die fühlen, dass sie von sich selber nichts tun können, sondern dass Gott in ihnen das Wollen und Vollbringen wirket nach seinem Wohlgefallen. Ihr müsst demütig Gott vertrauend und persönlich entschlossen sein. Tränt auf Gott und haltet euer Pulver trocken. Habt ihr eine Seele für Christum gewonnen? Dann hat der Herr den Sieg gewonnen. Habt ihr die Wahrheit einem Gegner gegenüber siegreich verfochten? Der Herr muss die Ehre eures Triumphes haben. Habt ihr die Sünde niedergetreten? Könnt ihr mit der alten Heldin ausrufen: „O, meine Seele, du hast die Stärke danieder getreten?“ (Richter 5, 21.) Lege deine Siegeszeichen vor den Fuß des Thrones. Ich bin froh, dass mein Text so lautet, wie er es tut, sonst hätte ein tadelsüchtiger Kritiker gesagt, dass ich den Menschen erhöbe und Fleisch und Blut die Ehre gebe. Nein, nein, der Herr hat all unsre Werke in uns gewirkt; nicht uns, sondern seinem Namen gebt die Ehre.

V.

Die letzte Lehre ist eine der Ermutigung. Es heißt im Texte: „das Volk wandte sich um, mir um die Beute zu holen.„ Lieben Brüder, macht es euch nicht traurig, zu denken, dass viele Christen mehr Ungläubigen als Gläubigen gleichen? Betrübt es euch, sie am Tage der Schlacht alle weglaufen zu sehen? Seid getrost, sie können zurückgebracht werden, und eure persönliche Tapferkeit für Gott mag das Mittel sein, sie zurückzubringen. Die Schwachen werden, wenn der Herr euch stark macht, Mut aus eurer Tapferkeit schöpfen. Sie mögen nicht fähig gewesen sein, einem lebendigen Philister ins Gesicht zu sehen, aber sie verstehen es, einen toten zu plündern. Ihr werdet sie nach einer Weile zurückbekommen, wenn die Beute zu verteilen ist.

Es ist im Grunde nichts Geringes, das niedergeschlagene Volk des Herrn zu ermutigen. Eleasar freute sich, sie wieder auf dem Felde zu sehen. Ich denke, er gab ihnen kein verweisendes Wort, sondern sagte vielleicht: „Wohl, ihr seid zurückgekehrt, nicht wahr? Teilt den Raub unter euch aus. Ich könnte es alles selbst beanspruchen, aber ich will nicht. Ihr könnt es gern haben.“ Es ist zuweilen vorgekommen, dass ein Mann, der im Namen Gottes sprach, eine ganze Gemeinschaft auf den rechten Weg gebracht hat: Ein christliches Weib auch hat Tausende gelenkt. Es gibt Punkte in der Geschichte Englands, wo gewisse einzelne die Angel gewesen sind, um die sich unsres Volkes Geschick gedreht hat. Wenn du Gott anflehst um Treue, und wenn seine Gnade in dir ist, dann sei fest am Tage der Schlacht, und du wirst andre schwankende Seelen befestigen. Meine junge Schwester, du wirst die Deinen noch herumbringen: eins nach dem andren werden sie kommen, deinen Heiland zu suchen. Junger Mann, du trittst in jenes große Geschäftshaus ein; es ist sehr gefährlich für dich, aber wenn der Herr dich instand setzt, stark in der Macht seiner Stärke zu sein, so magst du das ganze Haus in eine Kirche Gottes verwandeln. Du kannst es kaum glauben, aber du wirst noch Gebetsstunden in dem großen Zimmer haben. Gedenke an Sankeys Lied:

„Wags, ein Daniel zu sein!
Wags, allein zu stehen!
Wags, zu ringen nach dem Ziel!
Wags, dies zu gestehen!„

Wags, ein Eleasar zu sein, vorwärtszugehen und die Philister allein zu schlagen: du wirst bald finden, dass andre in dem Hause sind, die ihre Meinungen verborgen gehalten, aber wenn sie dich vortreten sehen, werden sie offen auf des Herrn Seite sein; viele Feiglinge schleichen umher, versuch' es, sie zu beschämen. Viele sind unentschieden, lass sie einen tapferen Mann sehen, und er wird der Bannerträger sein, um den sie sich scharen werden.

So habe ich gedacht, ein paar praktische Worte zu sagen, die der Herr, wie ich hoffe, segnen wird. Ich bin zu Ende, wenn ich noch eine Bemerkung an eine andre Klasse von Leuten gerichtet habe. Es ist klar, dass, wenn ein Mann ein Schwert erfasst, es fest ergreift, und eine Zeitlang hält, es sich ereignen kann, dass er nicht im Stande ist, es fallen zu lassen. Ist es euch je in den Sinn gekommen — euch besonders, die nie ihr Herz Christo hingegeben haben — dass die eifrige Weise, in der ihr eure Sünde haltet, und die lange Zeit, die ihr sie gehalten habt, etwas Ähnliches bei euch zur Folge haben könnte? Eines Tages mögt ihr unfähig sein, von diesen Gewohnheiten loszukommen, die ihr jetzt annehmt. Zuerst ist das Netz der Gewohnheit aus Spinngewebe gemacht — du kannst es leicht durchbrechen. Allmählich wird es von Zwirn sein; bald wird es von Tauen gemacht: und zuletzt wird es so stark wie Stahl sein, und dann wirst du zu deinem Verderben verstrickt sein. Hüte dich beizeiten. Junger Mann, du bist dir kaum bewusst, eine wie starke Macht deine Gewohnheiten schon über dich erlangt haben. Ich meine deine Gewohnheiten der Gebetslosigkeit, deine geheimen Sünden, deine Unmäßigkeit: nein, wir wollen nicht alle deine Torheiten nennen, du kennst sie selbst am besten. Sie legen sich um dich gleich ungeheuren Schlangen, eine Windung um die andre. Du hast stets beabsichtigt, so weit zu gehen und nicht weiter, aber wenn du ein Bild von dem sehen könntest, was du werden wirst, so würdest du entsetzt sein. Lasen wir nicht vor einigen Monaten in der Zeitung die Geschichte eines Mannes, der in vieler Hinsicht respektabel war, und begabt über das Durchschnittsmaß der Menschen hinaus, und der nichtsdestoweniger allmählich sank, bis er ein furchtbares Verbrechen beging, vor dem die Welt schauderte. Wenig ließ er sich früher träumen, dass er in solche Ruchlosigkeit hineingestürzt werden würde, aber der Pfad zur Hölle ist abschüssig, und wenn du zuerst einen Schritt tust, so wirst du das nächste Mal zwei Schritte zugleich machen, und dann machst du vier, und steigst so in großen Sprüngen zur Hölle hinab. O Mann, werfe deine Waffe der Bosheit hinweg, ehe sie an deiner Hand festklebt. Werfe sie sogleich und auf immer hinweg. Die einzige Art, mit der Sünde zu brechen, ist, sich mit Christo zu verbinden. Kein Mensch scheidet sich im Herzen von der Sünde, bis er eins mit seinem Heiland ist, und das geschieht durch Vertrauen, einfaches Vertrauen auf Ihn. Wenn du Ihm vertraust, so befreit Er dich von sündigen Gewohnheiten, und erlaubt dir nicht länger, der Sklave des Bösen zu sein. „So euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei.“ Sucht diese Freiheit. Möge Er sie jedem von uns verleihen, und mögen wir dann Helden Christi werden, und Er soll die Ehre haben in Ewigkeit. Amen.

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