Spurgeon, Charles Haddon - Maleachi (Andachten)

Spurgeon, Charles Haddon - Maleachi (Andachten)

Maleachi 3,2

“Wer wird aber den Tag seiner Zukunft erleiden mögen?“

Seine erste Zukunft geschah ohne alle äußere Prachtentfaltung und Machtentwicklung, und dennoch vermochten wenige der Gewalt seines Zeugnisses in Wahrheit zu widerstehen. Herodes und ganz Jerusalem mit ihm erschraken und gerieten in Bestürzung bei der Nachricht von seiner wunderbaren Geburt.

Gerade diejenigen, die da wähnten, dass sie auf Ihn warteten, bewiesen, wie sehr sie sich in ihrem Bekenntnis täuschten; denn als Er wirklich erschien, verwarfen sie Ihn. Sein Leben auf Erden war eine Worfschaufel, die den großen Haufen der Gottesbekenner sichtete, und wenige nur bestanden die Prüfung. Aber wie wird seine zweite Zukunft sein? Welcher Sünder vermag den Gedanken daran zu ertragen?

„Er wird mit dem Stabe seines Mundes die Erde schlagen, und mit dem Odem seiner Lippen die Gottlosen töten.“ Da Er in seiner Erniedrigung zu den Kriegsknechten und Häschern nur sprach: „Ich bin‘s, fielen sie rücklings zu Boden; wie werden erst seine Feinde sich entsetzen, wenn Er sich ihnen noch völliger offenbaren wird als Der, „der da ist?“ Sein Tod erschütterte die Erde und umnachtete den Himmel, wie erst wird der furchtbare Glanz des Tages sein, an welchem Er als der lebendige Heiland vor Ihm versammeln wird die Lebendigen und die Toten?

O, dass doch die Schrecken des Todes die Menschen dahin brächten, dass sie von ihren Sünden lassen und den Sohn küssen, dass Er nicht zürne! Er ist zwar das Lamm, aber zugleich der Löwe vom Stamme Juda, der die Beute in Stücke zerreißt; und ob Er gleich das zerstoßene Rohr nicht zerbricht, so wird Er dennoch seine Feinde zerschlagen mit eisernem Zepter und sie wie Töpfe zerschmeißen. Keiner seiner Feinde wird stehen können vor dem Sturmwind seines Zornes, noch sich erretten vor der alles wegfegenden Flut seines Unwillens; sondern allein seine geliebten bluterkauften Kinder schauen voll freudiger Erwartung seiner Zukunft entgegen, und hoffen ohne Furcht, darin zu bestehen: Er sitzet und schmelzt, Er reiniget und läutert die Kinder des Glaubens, und wenn Er sie durchläutert hat, werden sie hervorgehen als das reine Gold. Wir wollen uns heute prüfen, und unsre Berufung und Erwählung fest machen. Ach Herr, schenke uns doch Deine Gnade, und nimm aus uns hinweg alle Heuchelei, auf dass wir vor Dir aufrichtig erfunden werden am Tage Deiner Erscheinung.

Maleachi 3,6

“Ich bin der Herr, der nicht lügt.“

Es ist gut für uns, dass mitten unter allen Wandlungen und Täuschungen des Lebens Einer ist, den kein Wechsel anrührt, und dessen Wort fest stehet; Einer, dessen Herz nicht weicht, und auf dessen Stirn der Wankelmut keine Furchen zieht. Alles andere hat sich verändert und verändert sich noch immer, und wir werden beständig getäuscht. Die Sonne selber wird sich einst verfinstern; die Welt altert; ihr ausgetragenes Kleid fängt an, sich aufzulösen; Himmel und Erde werden bald vergehen; sie werden untergehen und veralten wie ein Kleid; aber Einer ist, der allein Unsterblichkeit hat, und seine Jahre nehmen kein Ende, und in seinem Wesen ist nicht Wechsel noch Veränderung. Die Freude, die der Seemann empfindet, wenn er nach langer, ungestümer Fahrt wieder das Festland betritt, ist nicht größer als die Freude eines Christen, der mitten unter den Wechselfällen dieses trügerischen Lebens den Fuß seines Glaubens auf die Wahrheit setzt: „Ich bin der Herr, der nicht lüget.“ Der feste Halt, den der Anker dem Schiffe gewährt, wenn es endlich einen sichern Ankergrund gefunden hat, gleicht der Zuversicht, die der Christ in seiner Hoffnung findet, wenn er den Blick auf diese herrliche Wahrheit heftet. Bei Gott ist keine Veränderung, noch Wechsel des Lichts. Was Er vor allen Ewigkeiten war, ist Er noch jetzt; seine Macht, seine Weisheit, seine Gerechtigkeit, seine Wahrheit sind unwandelbar. Er ist die Zuflucht und Zuversicht seines Volkes geblieben, ihre Burg in der Drangsalshitze, und ist noch jetzt ihr Helfer und Erretter. Er ist unwandelbar in seiner Liebe. Er hat die Seinen geliebt mit einer „ewigen Liebe;“ Er liebt sie noch jetzt so sehr als je, und wenn alles Irdische vergeht, und wie Staub verweht am jüngsten Tage, so wird dennoch seine Liebe prangen im Tau ihrer Jugend. Köstlich ist die Versicherung, dass Er nicht lügt! Er ändert sich nicht, und darum können wir uns in Ihm nie täuschen. Die Räder der allwaltenden Vorsehung wälzen sich wohl, aber ihre unbewegliche Achse ist die ewige Liebe.

„Amen! Amen! lauter Amen
Hat des treuen Gottes Mund;
Ewig führet Er den Namen,
Dass Er aller Wahrheit Grund.
Was Er sagt, trifft alles ein,
Es muss Ja und Amen sein!“

Maleachi 3,10

Bringet aber die Zehnten ganz in mein Kornhaus, auf dass in meinem Hause Speise sei; und prüfet mich hierinnen, spricht der Herr Zebaoth, ob ich euch nicht des Himmels Fenster auftun werde, und Segen herabschütten die Fülle.

Viele lesen diese Verheißung und machen sie geltend, ohne die Bedingung zu beachten, unter welcher der Segen verheißen ist. Wir können nicht erwarten, dass der Himmel aufgetan oder der Segen herabgeschüttet werde, wenn wir dem Herrn, unsrem Gott, und Seiner Sache nicht das Schuldige bezahlen. Es würde kein Mangel an Mitteln zu heiligen Zwecken da sein, wenn alle, die sich Christen nennen, ihren gebührenden Anteil zahlten. Viele sind arm, weil sie Gott berauben. Auch viele Gemeinden entbehren der Heimsuchungen des Geistes, weil sie ihre Prediger Hunger leiden lassen. Wenn keine irdische Speise für Gottes Diener da ist, so brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn ihre Predigt wenig Nahrung für unsre Seelen hat. Wenn die Missionen nach Mitteln schmachten, und das Werk des Herrn durch eine leere Kasse gehindert wird, wie können wir da großes Wohlergehen der Seelen erwarten? Komm, komm! Was habe ich in letzter Zeit gegeben? Bin ich knickerig gegen meinen Gott gewesen? Habe ich mich gegen meinen Heiland karg bewiesen? Dies geht nicht an! Lasst mich meinem Herrn Jesu Seinen Zehnten geben, indem ich den Armen helfe und Sein Werk unterstütze, dann werde ich Seine Segensmacht in großem Maße erfahren.

Maleachi 3,17

Sie sollen mein sein, spricht der Herr Zebaoth, an jenem Tage, da ich meine Juwelen voll machen will.

Es kommt ein Tag, an dem die Kronjuwelen unsres großen Königs gezählt werden sollen, damit man sehe, ob sie dem Verzeichnis, das sein Vater Ihm gegeben, entsprechen. Meine Seele, wirst du unter den Kleinodien Jesu sein? Du bist Ihm köstlich, wenn Er dir köstlich ist, und du sollst sein „an jenem Tage“ sein, wenn Er an diesem Tage dein ist. In den Tagen Maleachis pflegten die Erwählten des Herrn sich so miteinander zu unterhalten, dass ihr Gott selber auf ihre Reden horchte. Ihm gefielen sie so, dass Er sie aufzeichnete, ja, und Er machte ein Buch daraus, dass Er bewahrte. Da ihr Gespräch Ihm gefiel, so gefielen sie selber Ihm auch. Halt inne, meine Seele, und frage dich: wenn Jesus deinem Gespräch zuhörte, würde es ihm gefallen? Ist es zu seiner Ehre und zur Erbauung der Brüder? Sprich, meine Seele, und sei gewiss, dass du die Wahrheit sagst.

Aber welch eine Ehre wird es für uns arme Geschöpfe sein, wenn der Herr uns als seine Kronjuwelen schätzt! Diese Ehre haben alle Heiligen. Jesus sagt nicht nur: „Sie sind mein“, sondern: „Sie sollen mein sein.“ Er kaufte uns, suchte uns, brachte uns in sein Reich und hat uns so weit seinem Bilde gleich gemacht, dass Er mit all seiner Kraft uns verteidigen wird.

Maleachi 3,20

Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter desselben Flügeln.

Dies gnadenvolle Wort ist einmal erfüllt in der ersten Zukunft unsres glorreichen Herrn und wird in seiner zweiten Zukunft eine noch vollständigere Erfüllung finden, aber es ist auch für den täglichen Gebrauch. Ist es dunkel um den Leser? Lasst uns darum nicht verzweifeln: die Sonne wird dennoch aufgehen. Wenn die Nacht am dunkelsten, ist der Tagesanbruch am nächsten.

Die Sonne, die aufgehen wird, ist von keiner gewöhnlichen Art. Es ist die rechte Sonne, die Sonne der Gerechtigkeit, von der jedweder Strahl Heiligkeit ist. Er, der kommt, um uns zu erfreuen, kommt auf dem Wege der Gerechtigkeit sowohl wie der Barmherzigkeit, Er will kein Gesetz brechen, nicht einmal, um uns zu erretten. Jesus enthüllt ebenso sehr die Heiligkeit Gottes wie seine Liebe. Unsre Erlösung wird, wenn sie kommt, gesichert sein, weil sie gerecht ist.

Der eine Punkt unsrer Selbstprüfung sollte sein: „Fürchten wir den Namen des Herrn? Verehren wir den lebendigen Gott, und wandeln wir auf seinen Wegen?“ Dann muss für uns die Nacht kurz sein, und wenn der Morgen kommt, ist alle Krankheit und aller Schmerz unsrer Seele auf ewig vorüber. Licht, Wärme, Freude und klares Schauen wird kommen, und die Heilung jeder Krankheit und Not wird darauf folgen. Ist Jesus über uns aufgegangen? Lasst uns in der Sonne sitzen. Hat Er sein Angesicht verborgen? Lasst uns seines Aufgangs harren.

Maleachi 4,2

Und ihr sollt ein und ausgehen und zunehmen wie die Kälber des Stalles.

Ja, wenn die Sonne scheint, verlassen die Kranken ihre Kammern und gehen umher, die frische Luft einzuatmen. Wenn die Sonne Frühling und Sommer bringt, verlässt das Vieh seine Ställe und sucht Weide auf den höheren Alpen. Ebenso verlassen wir, wenn wir uns der Gemeinschaft mit unsrem Herrn bewusst sind, den Stall der Verzagtheit und wandeln umher in den Feldern heiliger Zuversicht. Wir steigen zu den Bergen der Freude hinan und nähren uns auf süßer Weide, die näher dem Himmel wächst als die Vorräte fleischlicher Menschen.

„Aus- und eingehen” und „zunehmen” ist eine doppelte Verheißung. O, meine Seele, sei du begierig, beider Segnungen zu genießen. Weshalb solltest du eine Gefangene sein? Stehe auf und gehe frei umher. Jesus sagt, dass seine Schafe aus- und eingehen und Weide finden werden; gehe also hinaus und weide auf den reichen Triften schrankenloser Liebe.

Warum ein Kindlein in der Gnade bleiben? Nimm zu! Junge Kälber wachsen schnell, besonders bei Stallfütterung; und du hast die auserlesene Sorge deines Erlösers. Nimm daher zu in der Gnade und der Erkenntnis deines Herrn und Heilandes. Die Sonne der Gerechtigkeit ist über dir aufgegangen. Nimm ihre Strahlen auf, wie die Knospen die der irdischen Sonne! Öffne dein Herz, erweitere dich und „wachse in allen Stücken an Ihm”!

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/s/spurgeon/m/andachten_ueber_das_buch_maleachi.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain