Spurgeon, Charles Haddon - Kolosserbrief (Andachten)

Spurgeon, Charles Haddon - Kolosserbrief (Andachten)

Kol. 1,5

„Um der Hoffnung willen, die euch beigelegt ist im Himmel.“

Unsere Hoffnung in Christo auf das Zukünftige ist hienieden der Hauptquell und der Hauptinhalt unserer Freude. Sie belebt unsere Herzen, so dass wir recht oft an den Himmel denken, denn alles, was wir nur wünschen können, ist uns hier verheißen. Hier sind wir müde und mühebeladen, dort oben aber ist das Land der Ruhe, wo der Schweiß der Anstrengung des Arbeiters Stirne nicht mehr betaut, wo alle Mühe und Sorge auf ewig verbannt ist. Für alle, die müde und matt sind, ist das Wort „Ruhe“ voller Himmelslust. Wir stehen hier allezeit auf dem Kampfplatz: wir werden von innen so versucht, und von außen so von unseren Feinden bedrängt, dass wir wenig oder gar keinen Frieden genießen; aber im Himmel freuen wir uns des Sieges, dort wird das Siegespanier hoch in der Luft flattern und das Schwert wird in der Scheide ruhen, und unser Herzog wird uns zurufen: „O, du frommer und getreuer Knecht, gehe ein zu deines Herrn Freude!“ Ein Freund um den andern ist von unserer Seite gerissen worden, aber nun gehen wir ins Land der Unsterblichkeit, wo man Grab und Tod nicht kennt. Hier verursacht uns die Sünde beständig neue Schmerzen, dort aber werden wir vollkommen heilig sein, denn in jenes Königreich darf nichts Unreines eingehen. Es schießt kein Schierling auf den Furchen der himmlischen Gefilde. Ach! ist das nicht Freude, dass du nicht ewig musst in der Verbannung sein, dass du nicht allezeit musst in der Wüste wohnen, sondern bald das herrliche Land der Verheißung ererben darfst? Dennoch wollen wir uns nicht nachsagen lassen, dass wir von der Zukunft träumen und darüber die Gegenwart vergessen; sondern die Zukunft heilige die Gegenwart also, dass wir sie aufs edelste benutzen. Durch den Geist Gottes wird die Hoffnung auf den Himmel zur stärksten Macht, wodurch die Tugend in ihrem Wachstum gefördert wird; sie wird zu einem Brunnen jugendlicher, freudiger Kraft, zu einem Eckstein lieblicher Heiligkeit. Der Mensch, der solche Hoffnung in sich hegt, geht mit Eifer an sein Werk, denn des Herrn Freude ist seine Stärke. Er kämpft mit Ernst gegen die Versuchung, denn an der Hoffnung der zukünftigen Welt prallen die feurigen Pfeile des Widersachers ohnmächtig ab. Er kann arbeiten, ohne dass er von diesem Leben Lohn erwartet, denn er schaut auf den Lohn, den ihm die zukünftige Welt darreicht.

Kol. 1,28

„Vollkommen in Christo Jesu.“

Fühlst du nicht in deinem Innern, dass in dir keine Vollkommenheit ist? Zeigt dies nicht jeder Tag? Jede Träne, die aus deinem Auge rinnt, weint: „unvollkommen;“ jeder Seufzer, der aus deinem Herzen dringt, schreit: „unvollkommen;“ jeder Laut der Entmutigung, der deinen Lippen entschlüpft, klagt: „unvollkommen.“ Du hast zu oft in dein Herz geblickt, als dass du auch nur einen Augenblick an irgendwelche Vollkommenheit in dir denken könntest. Aber mitten unter diesem drückenden Gefühl deiner Unvollkommenheit findest du hier einen Trost: du bist „vollkommen in Christo Jesu.“ In Gottes Augen bist du „vollendet in Ihm;“ jetzt schon bist du „angenehm gemacht in dem Geliebten.“ Aber es gibt eine andre Vollkommenheit, die uns erst noch bevorsteht, und welche allen Gotteskindern zugesagt ist. Ist‘s nicht köstlich, hinauszuschauen auf die Zeit, wo jede Sündenbefleckung weggenommen sein wird von den Gläubigen, und sie vor dem Thron dargestellt werden herrlich, ohne Flecken, ohne Runzel oder des etwas? Alsdann wird die Gemeinde Christi so rein sein, dass selbst das Auge des Allwissenden keinen Tadel noch Makel an ihr finden wird, so heilig und herrlich, dass wir in Wahrheit von ihr singen können:

„Die Brautgemeinde,
Die Er geweiht,
Sie strahlet reine
In Heiligkeit.
Sie lebet dem, der sie hat erkauft,
Und mit dem Heiligen Geiste tauft.“

Alsdann werden wir erkennen und schmecken und empfinden die Seligkeit dieses weiten und doch so kurzen Wortes: „Vollendet in Christo.“ Erst dann werden wir ganz begreifen die Höhen und Tiefen des Heils in Jesu. Hüpft dir nicht das Herz vor Freude, wenn du daran denkst? Wie schwarz du auch bist, einst wirst du hell strahlen; wie schmutzig du auch bist, du wirst einst rein dastehen. O, welch eine wunderbare Erlösung ist doch das! Christus nimmt einen schwarzen und unförmlichen Erdenkloß und macht ihn zu seinem reinen und unbefleckten Ebenbild, voll unvergleichlicher Schönheit, würdig, ein Genosse der Seraphim zu sein. O meine Seele, stehe hier still und staune ob dieser seligen Wahrheit der Vollkommenheit in Christo!

Kol. 2,6

„Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christum Jesum.“

Das Leben des Glaubens wird als ein Annehmen dargestellt; und das ist eine Tätigkeit, die das gerade Gegenteil in sich schließt von allem, was von ferne einem Verdienst gleich sieht. Es ist einzig und allein die Empfangnahme einer Gabe. Gleichwie die Erde den Regen trinkt, wie das Meer die Ströme aufnimmt, wie die Nacht das Licht der strahlenden Sterne empfängt, so haben wir, die wir nichts zu geben vermögen, freien Anteil an der Gnade Gottes. Die Vorstellung, dass wir etwas empfangen, erweckt den Gedanken an eine Verwirklichung; die Sache, an die wir denken, wird uns dadurch zur Wahrheit. Man kann nicht wohl einen Schatten empfangen; wir empfangen das, was wirklichen Bestand hat: so verhält sich‘s im Glaubensleben: Christus wird uns zu einer Wirklichkeit und Wahrheit. So lange wir ohne Glauben sind, bleibt uns Jesus ein bloßer Name, ein Mensch, der vor langer Zeit einmal lebte, vor so langer Zeit, dass sein Leben für uns nur geschichtlichen Wert hat. Durch den Glauben wird uns der Herr Jesus im Gemüt zu einer wirklichen Person, an der unser Herz Anteil hat. Aber das Annehmen bedeutet zugleich ein Ergreifen, ein Besitznehmen. Die Sache, die ich annehme, wird mein Eigentum; ich eigne mir an, was mir gegeben wird. Wenn ich Jesum annehme, so wird Er mein Heiland, so mein eigen, dass weder Leben noch Tod Ihn mir wieder entreißen können. Das alles heißt, Christum annehmen, Ihn empfangen als eine freie Gabe Gottes; Ihn meinem Herzen zur Wahrheit machen, und Ihn mir aneignen. Das Heil kann angesehen werden als das Gesicht, das der Blinde empfängt, als das Gehör, das dem Tauben geschenkt wird, als das Leben, das dem Toten gegeben wird; aber wir haben nicht allein diese Gaben empfangen, sondern wir haben den Herrn Christum Jesum selbst angenommen. Es ist wahr, Er hat uns das Leben gegeben vom Tode; Er hat uns Vergebung der Sünde geschenkt; Er hat uns seine Gerechtigkeit zugerechnet. Das alles sind köstliche Dinge; aber wir begnügen uns nicht damit; wir haben Christum selber angenommen. Der Sohn Gottes ist in uns ausgegossen, und wir haben Ihn empfangen und angenommen. Wie voll muss doch unser Herz von Jesu werden; denn der Himmel und aller Himmel Himmel können Ihn nicht fassen.

Kol. 2,6

„So wandelt in Ihm.“

Sobald wir den Herrn Jesum selber im Innersten unsers Herzens angenommen haben, offenbart unser neues Leben seine nahe Verwandtschaft mit Ihm durch einen Wandel des Glaubens an Ihm. Der Wandel schließt eine Tätigkeit in sich. Unsre Gottesfurcht darf sich nicht bloß auf unser Kämmerlein beschränken; wir müssen das, was wir glauben, in einem tätigen Leben verwirklichen. Wenn ein Mensch in Christo wandelt, dann handelt er so, wie Christus handeln würde; denn wenn Christus in ihm seine Hoffnung, seine Liebe, seine Freude, sein Leben ist, so ist er das Abbild vom Bild Jesu; und die Leute sagen von diesem Menschen: „Er ist wie sein Meister; er lebt wie Jesus Christus.“ Wandel bedeutet Fortschritt. „So wandelt in Ihm;“ schreitet von Gnade zu Gnade; eilet vorwärts, bis dass ihr zur letzten Stufe in der Erkenntnis des geliebten Freundes kommt, die ein Mensch je erreichen kann. Wandel bedeutet Beharrlichkeit. Ihr müsst unaufhörlich in Christo bleiben. Wie viele Christen gibt‘s nicht, die da meinen, sie müssten Sonntags sich dem Umgang mit Christo widmen und müssten die Werktage für sich und ihre Arbeit verwenden; oder solche, die sich einbilden, wenn sie morgens und abends die Gemeinschaft mit dem Herrn suchen, so gehöre der ganze übrige Tag der Welt? O, welch ein armseliges Leben; wir müssen stets an Ihm bleiben, in seiner Nähe unabtreiblich beharren, in seinen Fußstapfen gehen, seinen Willen erfüllen. Wandel schließt die Bedeutung einer Gewohnheit in sich. Wenn wir von eines Menschen Handel und Wandel reden, so meinen wir damit seine Gewohnheiten, seine Lebensweise. Wenn wir aber zuweilen Christum genießen und Ihn dann wieder vergessen; Ihn manchmal den unsrigen nennen, und Ihn bald wieder fahren lassen, so ist das keine Gewohnheit; dann wandeln wir nicht in Ihm. Wir müssen uns zu Ihm halten, uns an Ihn klammern, Ihn nie fahren lassen, sondern in Ihm leben und weben. „Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Jesum Christum, so wandelt in Ihm;“ beharrt auf dem Wege, in welchem ihr angefangen habt, und war der Herr Jesus Christus am Anfang eures Glaubens Zuversicht, eures Lebens Quelle, eures Handelns Richtschnur und eures Geistes Freude, so bleibe Er‘s bis an euer Lebensende, bleibe es, wenn ihr wandelt durch das finstre Tal der Todesschatten und eingeht zur ewigen Freude und Ruhe des Volkes Gottes.

Kol. 2,9.10

„In Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. Und ihr seid vollkommen in Ihm.“

Alle Eigenschaften Christi, seine göttlichen wie seine menschlichen, sind uns zum Dienst geschenkt. Die ganze Fülle der Gottheit, wie weit dieser wunderbare Ausdruck nur immer mag gefasst werden, gehört uns zu, um uns vollkommen zu machen. Er kann uns nicht ausstatten mit dem Wesen der Gottheit; was Er aber tun kann, das hat Er alles getan, denn Er hat seine göttliche Macht und Würde um unserer Erlösung willen uns zum Dienste dargeboten. Seine Allmacht, seine Allwissenheit, seine Allgegenwart, seine Unwandelbarkeit und Unfehlbarkeit, alles muss zu unserem Heil zusammenwirken. Auf, gläubige Seele, und betrachte, wie der Herr Jesus seine ganze erhabene Gottesnatur an den Siegeswagen der Erlösung ins Joch spannt. Wie unbegrenzt ist seine Gnade, wie fest seine Treue, wie unerschütterlich seine Unwandelbarkeit, wie unermesslich seine Macht, wie endlos seine Weisheit! Sie alle hat der Herr Jesus zu Pfeilern im Tempel der Erlösung gemacht; und sie sind uns alle ohne Beeinträchtigung ihrer Unendlichkeit zum ewigen Erbteil zugesichert. Die unergründliche Liebe des Heilandsherzens ist in jedem ihrer Tropfen unser eigen; jeder Nerv im Arm der Allmacht, jedes Juwel in der Krone der Majestät, die Unermesslichkeit der göttlichen Erkenntnis und die Strenge der göttlichen Gerechtigkeit: alles gehört uns und wird zu unserem Besten verwendet. Alles, was in und an Christo ist, alles in seinem anbetungswürdigen Wesen als Sohn Gottes hat Er selbst uns übermacht, um uns aufs reichste zu erfreuen. Seine Weisheit ist unsre Leitung, seine Erkenntnis unsre Lehre, seine Macht unser Schutz, seine Gerechtigkeit unsre Bürgschaft, seine Liebe unser Trost, seine Gnade unsre Erquickung, und seine Unwandelbarkeit unsre feste Burg. Bei Ihm ist kein Rückhalt, sondern Er öffnet uns die geheimen Kammern des Berges Gottes und heißt uns in seinen Schachten graben nach den verborgenen Schätzen. „Alles, alles, alles ist euer,“ spricht Er, „ihr sollt Gutes die Fülle haben und voll werden der Gnade des Herrn.“ O, wie lieblich ist es doch, Jesum anzuschauen, und sich auf Ihn zu verlassen mit der gewissen Zuversicht, dass, wenn wir die Vermittelung seiner Liebe und Macht bedürfen, wir nichts andres verlangen, als was Er uns schon in seiner Treue verheißen hat.

Kol. 3,4

„Christus, euer Leben.“

Pauli, des Apostels, so wunderbar reicher, inhaltsvoller Ausdruck zeigt, dass Christus die Quelle unsers Lebens ist. „Da wir tot waren in den Sünden, hat Er uns samt Christo lebendig gemacht.“ Dieselbe Stimme, die den Lazarus aus dem Grabe zurückrief, hat uns auferwecket zur Erneuerung des Lebens. Es ist nun der Inhalt unsers geistlichen Lebens. Durch sein Leben haben wir das Leben; Er ist in uns die Hoffnung der Herrlichkeit, der Quell unserer Taten, der Grundgedanke, der jeden andern Gedanken erregt und bewegt. Christus ist die Erhaltung unsers Lebens. Wovon anders kann der Christ leben, als von dem Fleisch und Blut Jesu? „Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist; wer dies Brot isset, der wird leben in Ewigkeit.“ „O, ihr müden Pilger in der Wüste der Sünde, ihr erlangt nie einen Bissen, der den Hunger eurer Geister zu sättigen imstande ist, es sei denn, ihr findet ihn in Ihm!“ Christus ist der Trost unsers Lebens. Alle unsre wahrhaftigen Freuden gehen von Ihm aus; und in Zeiten der Trübsal ist seine Gegenwart unser Trost. Nichts verdient so, wie Er, die Hingabe und Widmung aller Kräfte unsers Lebens; und seine Güte ist besser, denn Leben! Christus ist das Ziel unsers Lebens. Gleichwie ein Schiff dem Hafen zueilt, so eilt der Gläubige dem Hafen im Busen seines Heilandes entgegen. Gleichwie der Pfeil dem schwarzen Kreis der Scheibe entgegenfliegt, so fliegt der Christ der Vollendung seiner Gemeinschaft mit Christo Jesu entgegen. Gleichwie der Krieger für seinen Feldherrn kämpft, und durch des Feldherrn Sieg selbst mit verherrlicht wird, so streitet der Gläubige für Christum, und pflückt seinen Triumph aus dem Siegeskranz seines Meisters und Herrn. „Christus ist sein Leben.“ Christus ist das Vorbild unsers Lebens. Wo dasselbe Leben in uns wohnt, da ist immer notwendig auch, zum großen Teil wenigstens, dieselbe Entwicklung des sichtbaren Wandels vorhanden; und wenn wir in inniger Gemeinschaft mit dem Herrn Jesu leben, so müssen wir auch zunehmen, wie Er. Wir müssen Ihn als unser erhabenes Vorbild, als unser göttliches Ebenbild, uns vor Augen halten, und wir müssen danach trachten, dass wir in seine Fußstapfen treten, bis dass Er endlich in der ewigen Herrlichkeit die Krone unsers Lebens wird. O, wie geborgen, wie geehrt, wie glückselig sind wir Christen, weil Christus unser Leben ist!

Kol. 3,24

„Ihr dienet dem Herrn Christo.“

Zu welcher bevorzugten Ordnung von Würdenträgern wurde dies Wort gesprochen? Zu Königen, die sich voller Stolz eines göttlichen Rechtsanspruches rühmen? Ach nein, sie dienen zu oft sich selber oder dem Satan und vergessen Gottes, dessen Zulassung ihnen gestattet, ihren sinnbildlichen Schmuck der Majestät eine kurze Spanne Zeit zu tragen. Spricht denn der Apostel zu den so genannten „hochwürdigen Vätern in Gott“, den Bischöfen, oder zu den „ehrwürdigen Priestern?“ Nein, wahrlich, der Apostel Paulus wusste nichts von diesen menschlichen Erfindungen. Nicht einmal zu Predigern und Lehrern, noch zu den Reichen und Vornehmen unter den Gläubigen wurde dieses Wort gesprochen, sondern zu Knechten und Leibeignen. Unter der Masse der arbeitenden Klassen, den Taglöhnern, den Landarbeitern, den Dienstboten, fand Paulus damals, wie heutzutage, viele Auserwählte des Herrn, und zu ihnen spricht er: „Alles, was ihr tut, das tut von Herzen, als dem Herrn und nicht den Menschen; und wisset, dass ihr vom Herrn empfangen werdet die Vergeltung des Erbes; denn ihr dienet dem Herrn Christo.“ Dieser Ausspruch adelt die mühevolle Arbeit des demütigendsten Lebensberufs. Die Füße waschen, ist ein knechtischer Dienst; aber Ihm, unserem Heiland, die Füße waschen, ist ein königliches Amt. Die Schuhriemen auflösen, ist ein geringer Dienst; aber dem großen Meister die Schuhriemen auflösen zu dürfen, ist ein fürstliches Vorrecht. Die Werkstatt, der Stall, die Küche, die rußige Schmiede werden zum Tempel, wenn Männer und Weiber Gott mit ihrer Gesinnung und ihrer Liebe verherrlichen; dann ist der „Gottesdienst“ nicht auf Stunde und Ort beschränkt, sondern das ganze Leben wird dem Herrn geheiligt und geweiht, und jeder Ort und jedes Werkzeug wird ebenso geheiligt, wie die Stiftshütte und ihr goldener Leuchter.

„Was in dem Herrn du tust, das wird gelingen;
Die Ehre Ihm, dann ist der Segen dein!
Er gibt das rechte Wollen und Vollbringen,
Er will im Großen stets, wie im Geringen,
Der Herr und Schöpfer aller Werke sein.
Die Händ‘ ans Werk, die Herzen himmelan!
So wird allein ein gutes Werk getan.“

Kol. 4,2

„Haltet an am Gebet.“

Es ist merkwürdig, dass in der Heiligen Schrift so viel vom Gebet die Rede ist, wobei Sie uns entweder Beispiele vorhält oder zum Beten aufmuntert oder köstliche Verheißungen gibt. Kaum wenden wir das erste Blatt der Bibel um, so lesen wir schon: „Zu derselbigen Zeit fing man an zu predigen von des Herrn Namen“; und wenn wir ans Ende des Buchs gelangen, trifft das „Amen“ einer inbrünstigen Bitte unser Ohr. Dazwischen begegnen wir einer Fülle von Beispielen. Hier ringt Jakob mit Gott bis zum Anbruch der Morgenröte; dort fällt Daniel des Tages dreimal auf seine Knie, betet, lobt und dankt; und ein David schreiet aus der Tiefe seines Herzens zu Gott. Auf dem Berge sehen wir Elias, im Kerker Paulus und Silas. Ermahnungen und Aufforderungen sind in Menge vorhanden, und der Verheißungen sind unzählige. Was zeigt uns das anders, als wie ganz besonders wichtig und notwendig das Gebet sei! Wir dürfen uns sicher darauf verlassen, dass alles, was Gott in seinem heiligen Wort so besonders betont, nach seiner Gnadenabsicht in unserem Leben eine vorzügliche Stelle einnehmen soll. Hat Er viel vom Gebet gesprochen, so ist es darum geschehen, weil wir dasselbe ganz besonders nötig haben. So tief gehen unsre Bedürfnisse, dass wir nicht aufhören dürfen mit Bitten und Flehen, bis wir zum Himmel eingehen. Fehlt dir gar nichts, dann, fürcht‘ ich, kennst du deine Armut nicht. Weißt du keine Gnade, die du dir gern von Gott erbitten möchtest? Dann wolle doch des Herrn Gnade dir dein Elend offenbar machen! Eine Seele ohne Gebet ist eine Seele ohne Heiland. Das Gebet ist das Lallen des gläubigen Kindes, der Siegesruf des ringenden Glaubens, der Schwanengesang des sterbenden Heiligen, der in seinem Jesu entschläft. Das Gebet ist Odem, Losungswort, Trost, Kraft, Ehre des Christen. Wenn du ein Kind Gottes bist, so treibt‘s dich, deines Vaters Antlitz zu suchen, treibt‘s dich in deines Vaters Liebesarme. O bitte doch, dass du möchtest dies Jahr heilig, demütig brünstig, geduldig sein; schließe dich in herzinnigstem Umgang noch enger an deinen Herrn und Heiland an und lass die Liebe sein Panier über dir sein. Bitte, dass du andern zum Vorbild und zum Segen werden und mehr und mehr nur der Verherrlichung deines Heilandes leben mögest. Die Losung dieses Jahres sei für dich: „Haltet an am Gebet.“

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