Spurgeon, Charles Haddon - Josuas Entschiedenheit.

Spurgeon, Charles Haddon - Josuas Entschiedenheit.

„Ich aber und mein Haus wollen Hem Herrn dienen.„
Jos. 24, 15.

Josua wusste, dass viele aus dem Volk, das ihn umgab, während sie scheinbar Jehovah dienten, doch im geheimen die alten Götzen ihrer Väter in Mesopotamien ehrten, jene Teraphim, die einst in Rahels Zelt verborgen waren und niemals ganz aus Jakobs Familie vertrieben wurden. Einige beherbergten auch die ägyptischen Sinnbilder und einige waren sogar herabgesunken zur Verehrung der Götter des Volkes, das sie vertrieben, und richteten die Baalsbilder in ihren Wohnungen auf. Alle im Volk waren dem Namen nach Verehrer von Jehovah, aber in der Wirklichkeit hatten viele sich abgewandt zu den fremden Göttern. Niemals, auch in ihren besten Tagen nicht, hatten sich die Kinder Israel ganz von ihren Götzen geschieden, denn, wie Stephanus von ihnen sagte, selbst in der Wüste nahmen sie die Hütte Molochs an und das Gestirn ihres Gottes Remphans, die Bilder, die sie gemacht hatten, anzubeten. Josua nun, der ein durchgreifender, entschiedener, gerader Mann war, konnte keine Doppelherzigkeit ertragen und trieb daher das Volk zur Entscheidung, indem er in sie drang, dem Herrn mit Aufrichtigkeit zu dienen, und wenn das, ihre Bilder ganz hinweg zu tun. Er verlangte von ihnen einen Entschluss für das eine oder das andre und rief aus: „Gefällt es euch aber nicht, dass ihr dem Herrn dienet, so erwählet euch heute, welchem ihr dienen wollt, dem Gott, dem eure Väter gedient haben jenseit des Wassers oder den Göttern der Amoriter, in welcher Lande ihr wohnt.“ Er gestattete ihnen nur die augenblickliche Wahl zwischen dem wahren Gott und den Götzen und ließ ihnen keine Ruhe in ihrer Halbherzigkeit. Er rief in der Tat noch früher als Elias auf Karmel: „Wie lange hinket ihr auf beiden Seiten? Ist der Herr Gott, so wandelt Ihm nach; ists aber Baal, so wandelt ihm nach.„ Entscheidung verlangt er, und das mit Recht. Kann Erde oder Himmel ruhig sein, so lange eine solche Sache in der Schwebe ist?

Um sie zu zwingen, ihre Entscheidung kund zu tun, erklärte er seine eigne. Eines Mannes eigenes persönliches Beispiel ist beredt, weit mehr als die Macht der Worte. Hört den hochgesinnten alten Mann; Er ruft: „Ihr mögt schwanken, aber ich bin ein für allemal entschlossen. Urteilt, wie ihr wollt, mein Ausspruch ist schon getan, und meine Kinder stimmen damit überein: ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen. Wir haben keine Ehrfurcht vor den Dämonen Kanaans oder den Mythen Ägyptens, die nicht einmal ihre eignen Verehrer schützen konnten: unsre Herzen sind dem Gotte Abrahams, Isaaks und Jakobs treu, der uns aus Ägypten geführt hat und uns dieses Land zum Erbteil gegeben. Soweit es mich und meine Söhne und Töchter betrifft, ist der Würfel geworfen, und Jehovah allein wollen wir dienen.“ Diese deutliche Erklärung war von Seiten Josuas nicht ein Kunstgriff der Beredsamkeit, ein Entschluss, zum erstenmal gefasst, um seine Hörer zu beeinflussen; er hatte so gelebt, dass seine Erklärung ins Gewicht fiel bei allen, die sie hörten, sonst wäre es müßig gewesen, sie zu äußern. Er war immer ein Mann von festem Schritt und entschlossener Seele gewesen. Wahrscheinlich war dies ein Grund, warum Mose ihn zu seinem Diener wählte und ihn stets um sich behielt.

Seine Festigkeit tritt sehr klar hervor in seinem Betragen als einer der zwölf Kundschafter. Die andren brachten einen schlimmen Bericht vom dem Lande, aber nicht so Josua und Kaleb; obgleich sie nur zwei gegen zehn waren, hielten sie ihr Zeugnis doch kühn aufrecht, und als das Volk davon sprach, sie zu steinigen, wichen sie keinen Augenblick, sondern blieben ihrem Gewissen treu. Diese zwei Männer allein überlebten die Gräber der Wüste, weil sie allein unbefleckt waren von den Sünden der Wüste.

Betrachtet Josua auch als Krieger, denn er war berufen, des Herrn Schlachten zu schlagen, und ihr findet ihn stets als einen guten Streiter des Herrn. Was für ein Streiter war er! Saul mochte in späteren Zeiten den verbannten Samen Amaleks schonen, aber nicht so Josua; so lange Mose seine Hände emporhielt, hörte das Schwert Josuas nicht mit dem Vertilgungswerk auf. Als Israel über den Jordan ging, um die Kanaaniter anzugreifen, hatte er den Auftrag von dem Herrn, alle diese verbannten Völkerschaften auszutilgen, und er tat es gründlich; so eifrig war er in diesem Kriege, dass der Tag ihm nicht lang genug war und er Sonne und Mond stille stehen hieß, bis des Herrn Schlacht ausgefochten war. Josua, wie sein Freund Kaleb, „folgten dem Herrn treulich;„ er hätte als seinen Wahlspruch das Wort „völlig“ nehmen können. Er gehörte Jehovah an mit Herz und Seele, Geist und Kraft. Als der Nachfolger Mose und ein Vorbild des Herrn Jesu „kleidete er sich mit Eifer wie mit einem Rock„ und gürtete sich mit Treue wie mit einem Gewand. Seine vorgeschriebene Pflicht ward erfüllt mit martialischer Strenge und nie wankender Standhaftigkeit; er hatte ein „einfältiges Auge“ und eine feste Hand. Er war getrost und unverzagt, und der Herr war mit ihm. Es war keine eitle Prahlerei, wenn der alte Krieger und Fürst in Israel sprach: „Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.„

Wir bewundern die Treue an Josua und wir gestehen, dass er sie nötig hatte, aber wir vergessen vielleicht, dass es nie ein Zeitalter gab, in welchem Entschiedenheit für Gott nicht in demselben Maß erforderlich gewesen wäre. Es ist gut, sie an einem andren zu bewundern, aber es ist weit besser, sie selber zu besitzen. In allen Zeiten liegt es den Menschen ob, zu Gott und zur Wahrheit zu stehen. In dem ersten Hauswesen außerhalb Edens hatte Abel es nötig, gegen seines älteren Bruders Exempel zu protestieren, und er musste infolge davon sterben. Henoch wagte es, als alle um ihn herum nach der Weise der Welt wandelten, anders zu sein und mit Gott zu wandeln. Noah glaubte Gott mitten unter der allgemeinen Gottlosigkeit und blieb jahrelang dabei, die Arche zuzubereiten, obgleich alle Menschen seine Warnungen verspotteten. Abraham verließ sein Vaterland und seine Heimat auf den Befehl Gottes und wurde ein Pilger und Fremdling, der allein wohnte und nicht unter die Völker gezählt ward. Sein Leben war ein großartiges, denn sein entschiedener Glaube machte ihn nicht bloß zu einem mächtigen Manne, sondern zu einem Könige unter den Patriarchen. Jede Zeit hatte ihren Mann, dessen Herz fest war und auf Gott traute, der als Wahrzeichen für schwächere Heilige diente, nach welchem sie ihr Steuer richten konnten, und als ein Felsen, gegen den der Aufruhr des Volkes vergeblich tobte. Blickt auf Mose, der die Schmach Christi für größeren Reichtum achtete, denn die Schätze Ägyptens, der ein träges Geschlecht zum Handeln aufstachelte, der dem tyrannischen König entgegentrat und Israel in die Wüste führte. Welch eine fürstliche Seele machte die Gnade aus ihm! Wie fest stand er zu Recht und Wahrheit, so dass er Gott treu war in seinem ganzen Hause. Geht die Reihe der Richter durch, und ihr findet, dass sie Männer waren voll Entschiedenheit für Gott oder sie hätten niemals Israel befreit. Gedenkt an Samuel und David, an Natan und Elias. Welche Hoheit umgab das Haupt des Thisbiten, weil er eiferte um den Herrn, den Gott Israels. Er war kein Mantelträger, wie Isebel und Ahab gut genug wussten. In späteren Jahren ist Daniel das große Vorbild der Entschiedenheit, wenn wir ihn seine Fenster öffnen sehen und beten, wie vorhin, obgleich er weiß, dass das Todesurteil über ihm hängt. Die drei heiligen Männer stehen auch vor uns, die lieber den verzehrenden Flammen des feurigen Ofens trotzen, als sich vor dem goldenen Bilde des Nebukadnezar beugen. In den neutestamentlichen Zeiten tritt Johannes der Täufer in die vordersten Reihen durch seine entschiedene Treue, und Pilatus sinkt in ewige Schande durch sein Schwanken. Paulus ist mit Ruhm bedeckt, während Agrippa, dem „nicht viel fehlte, überredet zu sein,“ in Vergessenheit sich verliert. In jedem Zeitalter ist Entschiedenheit das Eins gewesen, was not getan; sich zu biegen und zu schmiegen und zu beugen hat sich als verderblich erwiesen, aber zu stehen wie eiserne Säulen und eherne Mauern, das ist Sicherheit und Ehre gewesen. Heute ist die gleiche Festigkeit von nöten. Auch wir müssen unsren Stand nehmen, und wenn er genommen, ihn halten, als wenn wir in dem Boden gewurzelt wären. O Heiliger Geist, gib uns dazu Gnade! Treuer Erlöser, drücke Dein Bild auf uns, dass auch wir bis aufs Blut widerstehen im Streit wider die Sünde.

Mein Thema soll so lauten: Entschiedenheit für den Herrn; lasst mich sie beschreiben, sie preisen und sie fordern.

I.

Zuerst, lasst mich sie beschreiben. Mancherlei Dinge sind darunter verstanden, die alle in uns durch die göttliche Gnade gewirkt werden müssen, sonst werden wir sie nie besitzen, wenn wir gleich Nachahmungen davon haben. Entschiedenheit schließt zuerst ein, dass alles Schwanken vorüber ist. Es gibt eine Zeit, wo die nachdenkende Seele im Gleichgewicht hängt und es noch die Frage ist, wie die Waagschale sich wenden wird. Wir haben eine Zeit des Prüfens und Probierens, wenn die Schmelztöpfe herausgebracht und die Läuterungstiegel auf die Kohlen gestellt werden. Schnell und weislich durch diese Zeit zu kommen, ist eine große Gnade. Dies war alles bei Josua vorüber; er hatte das Prüfen aller Dinge beendet und war so weit gekommen, das Gute festzuhalten. Das Zünglein an der Wage stand nicht länger in der Schwebe, die Schale für Gott und seine Sache war gesunken und ruhte auf ihrem Platze, um niemals wieder bewegt zu werden. Josua hatte eine eigne Meinung, und er kannte seine eigne Meinung. Der Zweifel war lange verschwunden, die Debatte war endgültig geschlossen, der Beschluss war gefasst und ausgeführt ohne ein Körnlein Vorbehalt, und infolgedessen war das Handeln kräftig und feurig. Und nun, lieben Freunde, es ist sicherlich Zeit für jeden von uns, besonders für uns, die wir die Blüte des Lebens erreicht haben, dass wir den Wankelmut der Unentschlossenheit abtun. Haben wir nicht genug von dem Zaudern, Überlegen, Tändeln und Aufschieben? Die vergangene Zeit mag dafür genügen; ist sie nicht schon viel zu lang gewesen? Du wirst keine Reise machen, o Wanderer, wenn du dich jetzt, wo die Sonne im Zenith steht, nicht bald entscheidest, welchen Weg du gehen willst! Seemann, deiner Fahrten werden nur wenige sein, wenn du noch lange vor Anker liegst! Die Zeit der günstigen Winde geht vorüber und deine Segel bleiben unentfaltet; wirst du nie das Problem gelöst haben: „Nach welchem Hafen soll ich steuern? Mit welcher Ladung soll ich meine Barke befrachten?„ Soll unser Leben enden in einer beständigen Wiederholung dieser Frage: „Was soll ich sein?“ Wenn wir mit einem Wetterhahn unsren Platz tauschen könnten und das Spielzeug der Umstände werden, so möchte Unentschlossenheit frommen, aber für einen Menschen ist Entscheidung unumgänglich nötig; er muss wissen, wo er ist und wohin er geht, und es wird ihm ein Zeugnis des Heils sein, wenn er den Zweifel durch einen festen Glauben an Jesum vernichtet hat, und dem Schwanken ein Ende gemacht durch völlige Hingabe an den Dienst des Herrn. O, dass jeder Mann und jedes Weib unter uns durch die göttliche Gnade dahin gekommen wäre, zu sprechen: „Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen.„

Dieser Zustand des Herzens zeugt ferner davon, dass wir die Oberhand haben über den bösen Einfluss andrer. So lange wir Kinder sind, kann jede Hand uns formen. Wir glauben, was wir zuletzt gehört haben; unser Urteil wird von unsren Eltern, Lehrern und andren, die uns an Jahren voraus sind, beherrscht; aber wenn wir dahin kommen, Männer und Weiber zu sein, so ist unter dem Kindischen, das wir abtun, abtun sollten, diese Neigung, auf andrer Leute Urteil uns zu verlassen. Unser eigner Verstand sollte nun gebraucht werden, oder wozu ist er uns sonst gegeben? Gott ist bereit, uns zu führen, aber Er will, dass wir Ihn anrufen und nicht dem Schweif unserer Mitmenschen folgen. Wir sollten danach streben, ein durch die Gnade erleuchtetes Gemüt zu haben, das für Gott entschieden und in der Wahrheit befestigt ist, und dann sollten wir uns unsren eignen Pfad für Gott und die Wahrheit vorzeichnen und es als kein sehr großes Ungemach betrachten, wenn wir auf diesem Pfade allein zu wandeln hätten. Ein Mann sollte nicht wie ein Haus sein, das in einer Reihe andrer steht und mit der Zeit umfallen würde, wenn die zur Rechten und zur Linken abgebrochen würden, sondern er sollte ganz abgesondert sein, so dass alle vier Mauern stehen ohne ein andres Haus, das sie stützt. Ach, ich fürchte, wenige haben diesen Punkt erreicht; die meisten Menschen sind eine schwache Herde, folgen ihren Führern und haben kein eigenes Urteil. Wehe ihnen, wenn blinde Führer sie in den Graben leiten. Der große Führer der Welt ist die Mode, und ihr Gott ist das Ansehen bei den Leuten — zwei Phantome, über die tapfere Männer lachen. Wie viele von euch blicken in der Gesellschaft umher, um zu wissen, was sie zu tun haben; ihr beobachtet die allgemeine Strömung und schwimmt dann mit ihr; ihr späht nach dem Wind der Volksmeinung und zieht andre Segel auf, um ihm zu folgen. Männer, die es in Wahrheit sind, tun das nicht. Ihr fragt: ist es fashionabel? Wenn es modern, fashionabel ist, so muss es getan werden. Die Mode ist das Gesetz der Menge, aber sie ist nichts als die allgemeine Übereinstimmung der Toren. Die Welt hat ihre Moden in der Religion sowohl als in der Kleidung, und manche von euch fühlen den Einfluss davon. Wenn einige von euch zufällig unter Christi Volk geraten wären, so hättet ihr jetzt schon ein Bekenntnis einer Religion abgelegt, aber da ihr im Gegenteil unter die Ungöttlichen geworfen seid, so werdet ihr, obgleich ihr einiges Verlangen nach Christo traget, doch durch den bösen Einfluss zurückgehalten. Was seid ihr anders als Kinder, die für die Saugflasche und Kinderstube passen? Wenn ihr Männer wäret, so würdet ihr auf euren eignen Füßen stehen und nicht nötig haben, auf dem Arm getragen zu werden.

„Wags, ein Daniel zu sein,
Wags, allein zu steh'n,
Wags, dich einem Zweck zu weih'n,
Wags, dies zu gesteh'n!“

Wenig würde es unser ewiges Elend mildern, wenn die ganze übrige Welt mit uns verloren wäre; Gesellschaft in der Hölle wird das Gegenteil von Trost sein! Wenn wir den Himmel um der Mode willen verlieren, wird es uns keine Erleichterung gewähren, dass andre ihn auch verloren haben. Wir werden allein geboren, und wir müssen allein sterben und allein gerichtet werden, und es ist Zeit, dass wir die Angelegenheiten unserer Seele nach unsrem besten Urteil in Betracht ziehen und nicht länger wie ein dürres Blatt im Winde sind oder wie ein Baumstamm in der Stromschnelle. Gott hat jedem Menschen ein Gewissen gegeben, jedem Menschen ein Herz, und Er wird den Menschen nicht erlauben, ihr persönliches Gewissen auszulöschen und ihr Herz hinzugeben, um es von andren formen zu lassen; Er wird sie zur persönlichen Verantwortung ziehen für den rechten Gebrauch ihres Urteils, ihrer Vernunft und ihres Herzens; des seid gewiss. O, meine Hörer, möchte jeder von uns den Herrn für sich selber kennen, und möchten wir alle den breiten Weg mit seinen vielen Wanderern verlassen und kühn den schmalen Pfad wandeln, der zum Leben führt.

Die rechte Entscheidung für Gott ist tief, ruhig, klar, bestimmt, wohl gegründet und feierlich getan. Josua spricht seinen Entschluss nicht leichthin aus. Schaut auf des ernsten Kriegers Gesicht, mit den Narben mancher Schlacht, von Wind und Wetter gebräunt, gefurcht von mehr als hundertjähriger, mannigfacher Erfahrung! Er sieht nicht aus wie ein Tändler, er spricht nicht wie einer, der ein Liebeslied singt und es von seinen Lippen trillert, sondern seine Worte kommen aus jener breiten Brust mit der schroffen Ehrlichkeit und der tapferen Aufrichtigkeit eines Kriegerfürsten. „Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen,„ als wenn er gesagt hätte: „Ich habe meinen Gott zu viele Jahre gekannt, um Ihn nun zu verlassen. Ich habe nicht so viele hundert Mal meine Brust in der Schlacht entblößt, um jetzt ein Feigling zu sein. Ich habe nicht unter dem Schatten des Allmächtigen vierzig Jahre lang in der Wüste gewohnt und alle diese Jahre in Kanaan, um nun am Ende die Götzen aufzusuchen. Das goldne Kalb ist nichts für mich, es ist lange Zeit schon, dass ich es zu Pulver zermalmt sah: die Götzen der Amoriter sind nichts für mich, ich habe ihrer tausend zu Boden geworfen.“ Er spricht wie einer, der die Sache erwogen hat, die Kosten überschlagen und zu einer Entscheidung gekommen ist, die er gegen alle verteidigen kann. Es würde vergeblich sein, seinen Entschluss erschüttern zu wollen, er ist so fest, wie der Libanon. Ihr seht in ihm keinen Wetterhahn, welcher, um Menschen gefällig zu sein, der öffentlichen Meinung beipflichtet; noch einen bloßen Gelehrten, der wiederholt, was er auswendig gelernt; noch einen Zeremonialisten, der sein Gebet um der Form willen hermurmelt; ihr hört einen ehrlichen Mann, der sein Herz aufschließt und sein innerstes Gefühl ausspricht mit heiligem Ernste, dem bei dieser Äußerung nicht einmal daran liegt, von Menschen gehört zu werden, als nur insoweit, wie dieses Hören ihnen von Nutzen sein kann. Er spricht einen unbeweglichen Entschluss aus: seine Seele hat ihren Anker gefunden und trotzt allen Stürmen: „Ich aber und mein Haus wollen, trotz der Menge und trotz der Sitten, wollen, trotz Versuchungen und Trübsalen, wollen, trotz der Götzen oder der Teufel, bis zum Ende dem Herrn dienen.„ Solchergestalt sollte die Entschiedenheit eines jeden von uns sein, und ich wünsche ernstlich, sie wäre es.

Dieser Entschluss von Seiten Josuas wurde offen bekannt. Ich möchte jetzt einigen von euch nahe kommen, die in ihrem Herzen gesprochen haben: „Ja, wir wollen dem Herrn dienen,“ aber ihr habt niemals eure Angehörigkeit bekannt, denn ihr habt es für ganz genug gehalten, im geheimen es zu versprechen: macht euch Josuas ausgesprochenes Geständnis nicht erröten? Ihr seid Christo verlobt, sagt ihr, aber soll da nie eine offene Vermählung stattfinden? Wollt ihr Ihn nie öffentlich vor den Augen der Welt als euren Herrn und euren Vermählten für immer und immer annehmen? Gibt Jesus seine Einwilligung zu einer heimlichen Vermählung? Kann so etwas im Winkel getan werden? Vor alters setzte man das Licht auf einen Leuchter, soll es jetzt unter einen Scheffel gestellt werden? Ihr sagt, ihr seid seine Streiter, wollt ihr nie eures Fürsten Uniform anziehen? Sollen eures Anführers Farben euch nie schmücken? Wollt ihr niemals vortreten und eures Befehlshabers Waffen in die Hand nehmen und auf sein Geheiß in den Kampf gehen? Das ist ein trauriger Mut, der sich hinter den Busch verkriecht; das ist eine armselige Loyalität, die nie des Königs Namen ausspricht; das ist eine zweifelhafte Entschiedenheit, die es nicht wagt, einzugestehen, dass sie auf Seiten des Herrn ist. Gedenkt, wie der Herr Jesus spricht: „Wer mich verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.„ Ich liebe das an Josua, das er niemanden darüber in Zweifel lassen wollte, wie er stand; er erklärt seinen Standpunkt deutlich genug. „Wo Jehovahs Altar raucht mit dem Opfer der Farren, wo das Passahlamm geschlachtet wird und das Blut gesprengt, wo der Hohepriester Weihrauch darbringt dem einen unsichtbaren und ewig herrlichen Gott, da werdet ihr Josua finden und meine Söhne und Töchter auch, denn: „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen.“ Warum seid ihr nicht ebenso offenherzig, ihr, die ihr den Herrn liebt? Welche Entschuldigung habt ihr für euer Stillschweigen? Ich bin nicht imstande, einzusehen, wozu eine Entscheidung, wie fest und tief sie auch sei, gut ist, wenn sie niemals ausgesprochen wird. Sie mag gut für den Menschen sein, der sie getroffen hat, aber was die übrigen Menschen betrifft, welchen Einfluss kann eine Entschiedenheit haben, die ganz im geheimen ist? Warum, meine Brüder, sollte da ein Verbergen sein? Unser Gott hat uns nicht mit Zurückhaltung geliebt und sein Erbarmen nicht im Dunkeln gelassen. Unser Heiland hat sich nicht durch all die Jahrhunderte hinabgeschlichen und sich geschämt, die Sterblichen zu bekennen, die Er liebte; und wenn Er sich unserer nie geschämt hat, so sollten wir uns seiner niemals schämen. O, meine Brüder, könnt ihr zaudern? Schämt ihr euch nicht, euch zu schämen, und fürchtet ihr nicht, euch zu fürchten? Heraus damit! Da, steckt die Flagge an den Mastbaum, wo jedes Auge sie sehen kann, und da lasst sie angenagelt bleiben; und wenn irgend jemand mit Jesu Krieg führt, so führt er mit uns Krieg: lasst Erde und Hölle dies ein für allemal wissen.

Bei Josua war sein Entschluss nicht bloß offen bekannt, sondern mit Ernst ausgeführt. Einige haben bekannt, dass sie auf des Herrn Seite sind, und doch dienen sie dem Herrn nicht; ihre Namen sind in dem Kirchenbuch eingetragen und sie nehmen an den äußeren Gnadenmitteln teil, aber irgend einen Dienst für den Herrn, — danach werdet ihr suchen müssen, und vergebens suchen. Josua nahm es auf sich, Gott in Wahrheit zu dienen. Er war ein Kriegsmann, und wenn ihn jemand gefragt: „Wessen Krieger bist du, Josua?„ so würde er erwidert haben: „Ich bin Gottes Krieger.“ „Wessen Schlachten schlägst du?„ „Ich schlage die Schlachten Jehovahs.“ „Und was ist dein Zweck bei deinem Kämpfen?„ „Jehovah zu verherrlichen.“ Er hatte sich der Sache des Herrn hingegeben, vom Haupt bis zu den Füßen. Manche Christen verstehen nicht, was das bedeutet; sie betrachten die Religion als eine Art Neben-Pachthof, sie haben einen andren Landbesitz, der ihre Heimat und ihre Hauptsorge ist, und das Reich Gottes ist eine Nebenpacht, die hauptsächlich von dem Prediger als dem Vogt verwaltet wird. Ihre Religion erhält ihre freie Zeit und die Gedanken, die sie übrig haben; Jesus bekommt das kalte Fleisch, das übrig geblieben — und die Welt hat die warmen Braten. Ihre Religion ist keineswegs der große Kanal, durch welchen die Kraft ihres Lebens rinnt, sondern ist eine Art Hinterwasser; sie lassen das übrige Wasser dahinlaufen, wenn sie mehr als genug haben, das Mühlrad des Geschäfts zu drehen. Man sieht sie in der Betstunde, wenn keine Rechnungen aufzunehmen sind und keine neuen Bücher zu lesen; und sie tun etwas für die Gemeinde Gottes, wenn sie nichts andres um die Hand haben, keinen Freund, der kommt, um den Abend bei ihnen zuzubringen und kein zusagendes Amüsement. Sie behandeln den Herrn Jesus sehr kavaliermäßig und von oben herab. Sie hoffen, sie werden durch Ihn selig werden, — ich hoffe, sie werden es! Sie sagen, sie werden Gnadenwunder sein, wenn sie es werden, und ich meine, das werden sie sein. Solches Betragen gegen das blutende Lamm ist niedrig, und ich hasse es; was mich anbetrifft, ich will kühn genug sein, mit Josua zu sprechen: „Ich will dem Herrn dienen,„ - das heißt, wenn ich sein Diener bin, so will ich sein Diener sein und mich für Ihn anstrengen; ich will nicht seinen Namen tragen, sein Brot essen und seine Livree anlegen und doch keinen Dienst für Ihn tun. Besser sterben, als so unehrenhaft leben. Gewisse Diener großer Herren werden nur zur Schau gehalten. Ihr könnt in das Haus eines großen Herrn gehen und dort einen stattlichen Burschen sehen, dem ein beträchtliches Gehalt gezahlt wird. Was tut er? Er wird nicht gehalten, um irgend etwas zu tun, er ist die Zierde des Hauses; die Schaustellung jener prächtigen Waden und jene schöne Form, die so gut in der Livree sich ausnimmt, das ist alles, was sein Herr erhält. Gewiss, einige Christen glauben, dass sie auf dieselben Bedingungen hin in Dienst genommen sind und dass der Herr Jesus Christus, da Er die ausgezeichnete Ehre hat, ihre Namen in seinem Gemeindebuch zu sehen, vollkommen befriedigt ist, obgleich sie nichts tun. Das sind die Leute, die immerwährend mäkeln an denen, die da dienen, und so die Pest der Gemeinde werden. Seid nicht wie diese, weit besser, völlig zu sterben! Mit wirklicher Arbeit dient dem Herrn, dessen freier Gnade und sterbender Liebe ihr alles verdankt.

Noch eins. Josua hatte an seiner Entscheidung sein ganzes Leben hindurch festgehalten. Er hatte früh mit dem Dienste Gottes begonnen und hatte dies nie bereut. Hundert Jahre waren über seinem Haupte dahingerollt, aber wir entdecken nimmer einen Wunsch in ihm, den Baalsdienst zu beginnen oder den Dienst der Teraphim; er blieb bis zuletzt seinem Entschlusse treu: „Wir wollen Jehovah dienen.“ Glücklich sind wir, meine Brüder, wenn die Gnade uns in den Dienst Christi einreiht, so lange wir noch jung sind, noch glücklicher, wenn die Gnade uns bis zu den mittleren Jahren fest bei unsrem frühen Entschlusse gehalten; und am allerglücklichsten werden wir sein, falls wir, wenn unser Haar grau ist, sagen können: „Gott, Du hast mich von Jugend auf gelehrt; darum verkündige ich Deine Wunder. Auch verlass mich nicht, Gott, im Alter, wenn ich grau werde.„ Der, welcher auf rechte Weise für Gott sich entscheidet, entscheidet sich für die Ewigkeit. Geliebte, ihr werdet es nie bereuen, Gott zu dienen; einen derartigen Fall hat es noch nie gegeben. Mein Herr und Meister sendet nie seine alten Diener fort, ebensowenig laufen seine alten Diener von Ihm weg; je mehr sie Ihm dienen, desto mehr wünschen sie, für Ihn zu tun; die Körperkraft mag ihnen fehlen, aber nie die Liebe für sein Werk; sie bringen noch Frucht im Alter, um zu zeigen, dass der Herr wahrhaftig ist. Selig sind die, welche diese dauernde Beständigkeit in der Sache des Herrn, ihres Gottes, haben.

II.

Lasst mich nun die Entschiedenheit preisen. In der Religion ist nichts wünschenswerter, als durch und durch zu sein, was man ist. Mit einer kleinen Veränderung möchte ich davon sagen, wie vom Wissen gesagt ist:

„Ein wenig Frömmigkeit bringt dir gar leicht Gefahr,
Trink' du in tiefem Zug vom Quell, so frisch und klar.“

Um Freude an der Religion zu haben, müsst ihr tief hineintauchen. Bis zum Knöchel darin zu waten, macht euch vielleicht frösteln vor Betrachtungen, Zweifeln und Fragen, bis ihr einem zitternden Knaben gleicht, der an einem kalten Morgen nicht in sein Bad hineingehen will; aber in die Tiefen hineintauchen, das heißt, euch eine Glut heiliger Freude sicheren. Einigen von euch ist übel zu Mut auf dem Meere, aber mein Freund da drüben in der blauen Jacke, der liebt es, denn er ist immer dort; seine Heimat ist auf der rollenden Woge, und es gibt für ihn keine Seekrankheit: diejenigen unter euch, die auf dem Meer der Frömmigkeit nur kurze Ausflüge machen und dann und wann ein wenig an der Küste der Religion umherfahren, sind krank vor Zweifel und Furcht, aber wenn ihr immer auf dieser See segeltet, würdet ihr Seemannsbeine bekommen, ihr würdet volle Sicherheit gewinnen und die Herrlichkeit des Herrn und seine Wunder in der Tiefe sehen. Es ist mit wahrer Religion, wie mit dem Obstgarten des Amerikaners. Ein Herr ward in einen Garten eingeladen, um die Äpfel zu probieren. „Nein,„ sagte er, „lieber nicht,“ und nachdem er öfter eingeladen war und es stets ausgeschlagen hatte, sagte der andre: „ich vermute, Sie haben ein Vorurteil gegen meine Apfel.„ „Ja,“ sagte der Mann, „ich habe ein paar davon probiert und sie sind sehr sauer.„ „Aber welche,“ fragte er, „haben Sie gegessen?„ „Nun, die, welche über die Hecke auf die Straße fallen.“ „Ach ja,„ sagte der Eigentümer, „die sind sauer wie Holzäpfel, ich pflanzte sie zum Besten der Knaben, aber wenn Sie in die Mitte des Gartens kommen. so werden Sie finden, dass sie anders schmecken;“ und es war so. Nun, gerade am Rand der Religion, längs der äußeren Hecke sind einige sehr saure Äpfel; Gefühl der Sünde, Selbstverleugnung, Demütigung und Verzweiflung an uns selbst, die da mit Absicht gepflanzt sind, um Heuchler und bloße Mundchristen abzuhalten; aber in der Mitte des Gartens sind köstliche Früchte, saftig, und süß wie Nektar. In der Religion ist der Stand in der Mitte der lieblichste. Je näher Gott, je süßer die Freude. Wenn ich ein Deutscher wäre, was ich nicht bin, so wäre die letzte Art von Deutschen, die ich sein möchte, ein Elsässer oder Lothringer, weil ich dann nie ein Deutscher der Nationalität nach sein würde, aber vielleicht noch mehr ein Franzose in Manieren; und wenn je der Kampf zwischen den zwei Nationen wieder erneuert werden sollte, so würde das Gefecht sicher meinem Landbesitz und meiner Heimat sehr nahe kommen. Ich möchte nicht in Kriegszeiten ein Deutsch-Franzose oder ein Französisch-Deutscher sein, sondern lieber von reinem Blute. In heiligen Dingen möchte ich kein Neutraler sein. Nein, nein, lasst mich durch und durch etwas sein, gründlich und entschieden. Wenn du ein Christ bist, sei ein Christ. Wenn du dem Teufel dienst, diene ihm ordentlich; und wenn du Gott dienst, diene Ihm mit deinem ganzen Herzen, mit ganzer Seele und all deiner Kraft.

Entschiedenheit für Gott setzt einen Mann in den Stand, seinen Weg sich vorzuzeichnen. Ein Mann, der sich entschließt, dem Herrn zu dienen, kennt seinen Weg in der Welt. Morgen wird etwas in deinem Geschäft sich ereignen, du wirst eine schöne Gelegenheit haben, du wirst viel Geld machen können, aber du wirst sehr nahe an der Brandung hinsegeln und du möchtest die Sache lieber nicht in der „Times„ veröffentlicht sehen. Wenn diese Versuchung dir nahe tritt, wie wirst du handeln? Ich weiß nicht, aber wenn du den Entschluss gefasst hast, dem Herrn zu dienen, so wirst du nicht nötig haben, deinen Kompagnon zu befragen, dein Weg wird dir klar sein. Neun von zehn Fragen, die dir möglicherweise im Geschäft vorkommen können, sind schon beantwortet, wenn die eine große Frage in Ordnung gebracht ist. Ist diese Handlung unehrlich? Dann macht es nichts aus, wie vorteilhaft sie sein mag, sie wird als außer allem Betracht gleich beiseite geschoben. Ist dieser Weg durch die Ehrlichkeit geboten? Dann muss er gegangen werden, wie groß auch der Verlust sein mag. David betete: „Leite mich auf richtiger Bahn um meiner Feinde willen,“ und dem Mann, der sich durch Gottes Gnade entschlossen, dem Herrn zu dienen, wird diese Bitte erfüllt.

Dieses rettet viele von Versuchung. Der Satan testet die, welche versucht werden können, aber wenn er die Menschen entschlossen genug findet, so gibt es eine gewisse Art von Versuchungen, mit denen er sie nie wieder angreift. Er passt seine Anschläge unsrem Standpunkt ein und braucht für löwenherzige Gemüter nicht jene armseligen Netze, womit er kleine Vögel fängt. Wie ein Riese dahingeht, ohne die Spinngewebe zu bemerken, die seinen Pfad durchkreuzen, so bricht ein ganz dem Herrn geweihter Mann durch tausend Versuchungen, die in der Tat für ihn nicht länger Versuchungen sind.

Gerade durchgehende Männer üben einen mächtigen Einfluss aus. Josua war fähig, sowohl für sein Haus, als für sich selbst zu sprechen. Manche Väter können nicht für sich selbst sprechen, und deshalb könnt ihr die Ursache erraten, warum sie nicht für ihre Familien sprechen können. Josuas Religion war so kräftig, dass sie durch Gottes Segen seine Söhne von demselben Feuer erglühen ließ. Ich habe eine christliche Frau gekannt, die so niedrig in dem geistlichen Leben stand, dass sie nie in einem ihrer Kinder den Wunsch erweckte, ihr gleich zu sein; und ich habe von Vätern gehört, die, wie wir hoffen, christliche Männer waren, deren Macht, von der Frömmigkeit abzuschrecken, größer war, als ihre Kraft, zu ihr hinzuziehen. Gott gebe uns mehr Lebendigkeit in unserer eignen Religion, und wir werden unsre Kinder und Dienstboten beeinflussen, und von ihnen wird der Hauch der Frömmigkeit sich rund umher verbreiten. Um dieser Ursache und um tausend andrer willen ist es über alles wünschenswert, entschieden und entschlossen für des Herrn Sache zu sein. Zaudern und Schwanken kann zu nichts dienen, aber schnelle Entscheidung ist auf jede Art zu empfehlen.

III.

Ich sehe, dass ich nicht imstande sein werde, die Hälfte von dem zu sagen, was ich heute morgen zu sagen beabsichtigte, und deshalb muss ich zum Schluss kommen, indem ich diese Entschiedenheit für Christum fordere, die ich beschrieben und gepriesen habe. Möge der Heilige Geist euch fähig machen, der Forderung zu entsprechen. Entschiedenheit ist verlangt, weil der Herr es verdient, sie zu haben. Ihm, der uns gemacht, sollten wir nicht zaudernd dienen; Ihn, der uns seinen Sohn gab, um für uns zu sterben, sollten wir nicht geringschätzig behandeln. Bei der Herrlichkeit der Gottheit und bei dem Ruhm des Kreuzes, fordere ich euer ganzes Herz für meinen Herrn. Wenn die christliche Religion eine Lüge ist, so ist sie eine verabscheuungswürdige und sollte von Herzen gehasst werden, aber wenn der Dienst Gottes m der Tat recht ist und wenn die Religion eine Wirklichkeit ist, so verlangt sie unser ganzes Herz, unsre Seele und Kraft, und sollte auch nicht weniger haben. Der Dienst Gottes ist nicht etwas, das nur leise mit den Fingerspitzen berührt werden muss, sondern er sollte alle Kräfte und Leidenschaften unserer ganzen Natur zum Handeln erregen. Mein lieber Hörer, blicke einen Augenblick auf dich selbst. Ist viel in dir, wenn du dich so hoch schätzest, als du kannst? Bist du etwas so sehr Großes? Vergleiche dich mit dem dreimal heiligen Gott. Jene hohen Erzengel, die sich vor Ihm beugen, sind wie nichts in seinen Augen, was musst du sein? und wenn du als ein Ganzes so klein bist, träumst du denn davon, dich zu teilen und Gott einen Teil davon zu geben? Der Himmel, selbst der Himmel der Himmel und das Reich des Raumes sind nicht genug für Ihn; und alle Dinge, die Er gemacht hat, sind nur wie der Tropfen am Eimer, verglichen mit seiner unendlichen Majestät; und dies kleine Reich deines Körpers und deiner Seele, willst du es in Stücke schneiden für verschiedene Gebieter, und dem Herrn den Schimpf antun. Ihm einen Winkel anzubieten, während du breiten Raum bewahrst für die Welt, das Fleisch und den Teufel? Spotte nicht der Majestät des Himmels so. Wenn eine Mücke, die im Sonnenstrahl des Sommers über dem Rhein dahintanzt, davon spräche, ihre Treue zwischen dem deutschen Kaiser und dem französischen Marschall zu teilen, so würdest du lächeln. Willst du, du unbedeutendes Geschöpf, davon sprechen, dich zwischen Gott und dem Mammon zu teilen?

Lasst mich von euch verlangen, lieben Freunde, dass ihr Gott eure ganze Seele und euer ganzes Gemüt gebt, denn es ist niedrig und unehrenhaft, eine mittlere Stellung zu versuchen. Wer behauptet, gleichgültig gegen die Anforderungen der Tugend zu sein? Wer wagt es, neutral zu sein in einem Kampfe zwischen Wahrheit und Lüge? Brandmarkt ihn als einen Feigling! Die Weigerung, in großen Fragen Partei zu ergreifen, ist schimpflich, und wenn die vorliegende Sache eine ist, welche die Unweisen absondert, eine Frage zwischen Heiligkeit und Sünde, zwischen Gott und dem Teufel, nun, da ist es nichtswürdig von einem Manne, wenn er zu verstehen gibt, dass er wirklich nicht berufen sei, zu entscheiden, und dass er eine Stellung zwischen den beiden einnehmen könne. Gott schütze euch vor solcher Schande. Wenn in Wirklichkeit die Welt und ihre Dinge das Beste sind, sagt es und nehmt ihre Partei, und wenn niemand anders es tun sollte, so sprecht ihr doch heute morgen in eurem Herzen: „Ich aber und mein Haus, wir wollen uns selber und der Welt dienen.„ Wenn ihr es beabsichtigt, sagt es gerade heraus und bemäntelt es nicht. Aber wenn jemand sagt: „Ich kann mich nicht entschließen, wem ich dienen will, aber ich denke, ich will mir selber dienen, bis ich so ziemlich abgenutzt bin, und dann will ich umkehren und versuchen, was sich mit der Religion tun lässt,“ das ist verabscheuungswert. Solche Wesen wären kaum als Ochsen und Esel achtungswert, die doch wenigstens ihren Herrn kennen.

Sich nicht für den Herrn entscheiden ist im höchsten Grade gefährlich. Da ist Lot in Sodom: gefahrdrohend ist seine Lage, aber die Engel kommen zu ihm und sagen: „Diese Stadt soll mit Feuer verbrannt werden, du musst fliehen.„ Lot macht sich sogleich auf den Weg, erreicht in kurzem den Berg und ist geborgen. Sein Weib ist willig zu gehen, und doch unwillig; sie schwankt und zaudert. Sie ist nicht ganz entschlossen; sie verlässt nicht gern das Haus voll neuer Mobilien und den Schrank mit schönem Leinenzeug; und überdies: ihre Nachbarn, obgleich sie nicht jeden Sonntag zum Gottesdienst gingen und ziemlich locker in ihrer Moral waren, waren doch sehr muntere, unterhaltende Leute, und sie mochte sie eigentlich nicht gern verlassen. Seht, sie sieht zurück! Sie mag für immer zurücksehen, denn da steht sie, in eine Salzsäule verwandelt. O ihr, die ihr denkt, die Welt habe viel Anziehendes, ihr, die ihr gern Gott dienen möchtet, aber doch fühlt, dass sich vieles für die andre Seite der Sache sagen lässt, kommt und probiert dies Salz; der scharfe Geschmack desselben mag euch heilsam sein, wenn er macht, dass ihr künftig Tändeln und Zaudern fürchtet.

Gedenkt daran, es sind keine Flüche fürchterlicher in der Bibel, als diejenigen, welche gegen die gerichtet sind, die auf beiden Seiten hinken. Hört diesen alttestamentlichen Fluch, ihr, die ihr kein Bekenntnis ablegt, ihr, die ihr eurem Bekenntnis durch schlechtes Leben widersprecht. „Fluchet der Stadt Meros,“ sprach der Engel des Herrn, „fluchet ihren Bürgern, dass sie nicht kamen dem Herrn zu Hilfe, zu Hilfe dem Herrn, zu den Helden.„ Stritten sie gegen den Herrn? Nein, sie nicht. Warum werden sie verflucht? Weil sie nicht für Ihn kämpften. Wie, wenn der Fluch über diesem Hause schwebte, um auf das Haupt derer zu fallen, die nicht zur Hilfe des Herrn kommen! Wird er auf dich fallen? Nun hört das neutestamentliche Wort, das aus jenen Lippen kam, die nie zu hart sprachen, den „Lippen wie Rosen, die mit fließenden Myrrhen triefen;“ hier ist es: „Ach, dass du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.„ Wer ist der, der solchen Anstoß gibt? Brannte er des Heilandes Lippen mit heißer Verfolgung? Nein. Machte er sie erstarren durch gänzliche Kälte des Herzens? Nein, er war eine harmlose, gute Art von einem Menschen, mäßig, nüchtern, leichtlebig, — in der Tat, ein lauwarmer Mensch. Er war ein wenig warm, — nur ein wenig mehr, und er wäre heiß gewesen: er war ein wenig kühl, — nur ein wenig kühler, und er wäre so erfrischend wie der Schnee vom Libanon gewesen. Er war weder kalt noch warm. Ja, und Christus sagte, er ekelte Ihn an. Ich lese nicht, dass Er irgend etwas aus seinem Munde speit, als dieses, aber dies kann Er nicht ertragen. Eurer einige, wenn sie sich selber richteten, würden sagen, sie seien nicht gut genug für den Himmel, aber doch zu gut für die Hölle. Ach, die Hölle ist euer Teil und ein innerer Kerker darin. Bereut eure Doppelherzigkeit und wendet euch zu dem Herrn mit ganzem Herzen.

Ich kann sehen, wo ihr seid, ihr Männer der Mitte. Da ist das Heer Gottes, eine große und mächtige Heerschar auf jenem Hügel: ich sehe die glänzenden Krieger, bereit zur Schlacht. Dort drüben lagert Satans Heer auf dem Hügel gegenüber; schwarz und grimmig ist der Fürst und wild sind die, die ihm folgen. Wo sind wir heute morgen? Einige von uns können sagen: wir sind mit dem Fürsten Immanuel; obgleich wir armselige Krieger sind, doch dienen wir unter seiner Fahne. Vielleicht sind einige hier, die auf der schlechten Seite sind, aber doch ehrlich genug, es nicht zu leugnen, dass sie auf der entgegengesetzten Seite angeworben sind; aber, meine Hörer, wo seid ihr? Wo seid ihr? „Wir denken darüber nach.“ Aber wo seid ihr, während ihr nachdenkt? „Wir erwägen und urteilen.„ Aber wo seid ihr jetzt? Merkt euch dies! Wenn der Kampf beginnt, und unsres Herrn Geschütz zu feuern anfängt, und wenn die Gegner auf der andren Seite uns antworten, so werdet ihr von beiden Seiten Schüsse erhalten, und wenn die Armeen zum tödlichen Gefecht Mann gegen Mann kommen, so werdet ihr von beiden Seiten niedergetrampelt werden. Lesen wir nicht von einigen, die aufwachen werden „zu ewiger Schmach und Schande?“ Die Heiligen werden sich eurer schämen, weil ihr am Tage der Schlacht euch nicht zu Christo geselltet, und der Gegner selber wird euch verachten, weil ihr sogar vor ihm zurückschrakt. Seid das eine oder das andre.

Zum Schlüsse denkt daran, dass zwischen - beiden - sein im Grunde völlig unmöglich ist. Obgleich ich euch dargestellt habe, als zwischen beiden Heeren in der Schwebe, ist dies nicht wirklich der Fall, denn jeder ist auf der einen Seite oder auf der andren. Ihr seid entweder tot oder lebendig, entweder gerechtfertigt oder verdammt, entweder in der Galle der Bitterkeit oder die Süßigkeit der Freiheit genießend. Niemand kann zweien Herren dienen und niemand kann ohne einen Herrn sein. Gott will keine halbe Seele haben, und die Welt will keine halbe Seele haben. Beide, Gott und die Sünde, wollen die Herrschaft und die Alleinherrschaft, sie wollen das Ganze oder nichts.

„Gott und Mammon, o sei weiser,
Beiden dienen? kann nicht geh'n —
Ruh' im Kriege, Christ und Geiz'ger,
Das kann nie zusammen steh'n.
Leih' dem Schmeichler nicht dein Ohr,
Heb' die blut'ge Fahn' empor.„

Nimm Christum ins Herz ein, und Er wird die Sünde hinausjagen, oder behaltet die Sünde in der Seele, und die Sünde wird jeden besseren Gedanken niederhalten, bis der Mensch ganz schlecht ist. Wenn ihr zu Hause kommt, so schreibt dies nieder, wenn ihr könnt: „Ich aber will dem Herrn dienen.“ Setzt euren Namen darunter in vollem Ernst. Oder, wenn euch dies nicht gefällt, schreibt: „Ich aber will der Welt dienen,„ und setzt euren Namen darunter. Mich verlangt danach, euch zur Entscheidung zu treiben. Wenn Gott Gott ist, dient Ihm; wenn Baal Gott ist, dient ihm. O, mag der Geist Gottes euch dazu führen, für Gott und seinen Christus jetzt in diesem Augenblick zu entscheiden, und Er soll auf ewig dafür gepriesen werden. Amen.

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autoren/s/spurgeon/j/spurgeon-josuas_entschiedenheit.txt · Zuletzt geändert: von aj
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