Spurgeon, Charles Haddon - Jona (Andachten)

Spurgeon, Charles Haddon - Jona (Andachten)

Jona 1,3

Aber Jona machte sich auf und floh vor dem Herrn und wollte aufs Meer und kam hinab gen Japha.

Statt nach Ninive zu gehen und das Wort Gottes zu predigen, wie ihm Gott geheißen hatte, nahm Jona Missfallen an dem Auftrag und ging hinab gen Japho, um Ihm zu entfliehen. Es kommt vor, dass Gottes Knechte vor ihrer Pflicht zurückschrecken. Aber was ist die Folge davon? Was verlor nicht Jona durch sein Betragen? Er verlor die tröstliche Gegenwart und den seligen Genuss der Liebe Gottes. Wenn wir dem Herrn Jesu als echte Gläubige dienen, so ist unser Gott mit uns; und wenn wir gleich die ganze Welt wider uns hätten, was tuts, wenn nur Gott mit uns ist? Aber den Augenblick, wo wir zurückweichen und unseren eigenen Eingebungen folgen, sind wir ohne Steuermann mitten in einem ungestümen Meer. Dann mögen wir bitterlich klagen und seufzend ausrufen: „O, mein Gott, wo bist Du hingegangen? Wie konnte ich so törlich handeln und aus Deinem Dienste fliehen und also verlieren den herrlichen Glanz von Deinem Angesicht? Das ist ein allzu kostbarer Preis. Lass mich wieder umkehren zu meiner Pflicht, auf dass ich mich wieder freuen könne in Deiner Gegenwart.“ Überdies verlor Jona allen innern Frieden. Die Sünde zerstört rasch den Frieden und Trost eines Gläubigen. Sie ist der furchtbare Giftbaum, dessen Blätter eine tötliche Flüssigkeit ausschwitzen, dadurch alles Leben der Freude und des Friedens verzerrt wird. Jona verlor Alles, worauf er sich sonst um Trost hätte verlassen können. Er konnte sich nicht auf die Verheißung des göttlichen Schutzes berufen, denn er ging nicht in den Wegen Gottes; er durfte nicht sagen: „Herr, siehe, diese Leiden begegnen mir in der Erfüllung meiner Pflicht, darum hilf mir hindurch.“ Er erndtete, was seine Taten wert waren. Lieber Christ, handle nicht auch wie Jona, es sei denn dein Verlangen, dass alle Wogen und Wellen eines stürmischen Meeres über dein Haupt ergehen. Du wirst auf dem weiten Wege erfahren, dass es weit schwerer ist, dem Wort und Willen Gottes auszuweichen, als sich Ihm schnell und ganz hinzugeben. Jona verlor keine Zeit, denn er musste auch noch ans Meer reisen. Es wird uns schwer gemacht, mit dem Herrn zu rechten; so wollen wir Ihm denn bald und willig gehorsam sein. (Goldstrahlen Februar 25)

Jona 4,9

Gott sprach zu Jona: „Meinst du, dass du billig zürnest?“

Das Zürnen ist nicht immer und notwendig etwas Sündliches, aber wir sollten uns stets fragen: „Meinst du, dass du billig zürnest?“ Es ist möglich, dass wir darauf antworten können: „Ja!“. Gar häufig ist der Zorn eine Brandfackel in der Hand eines Tollen, aber manchmal ist er das Feuer, das Elias vom Himmel fallen heißt. Wir tun recht und gut, wenn wir wegen der Sünde zürnen, wegen des Unrechts, das sie gegen unseren guten und gnädigen Gott begeht; oder wenn wir über uns selber zürnen, dass wir solche Toren bleiben nach soviel göttlicher Züchtigung und Zurechtweisung, oder wenn wir über andere zürnen, wenn die einzige Ursache des Zorns das Böse ist, das sie tun. Wer sich nicht über die Missetat erzürnt, macht sich ihrer teilhaftig. Die Sünde ist ein fluchwürdiges und hassenswertes Ding, und kein erneuertes Herz kann sie geduldig ertragen. Gott selbst erzürnt sich täglich über die Bösen, und es steht in seinem Worte geschrieben: „Die ihr den Herrn liebt, hasset das Arge!“

Aber gar viel eher steht zu fürchten, dass unser Zürnen weder entschuldigt noch gerechtfertigt werden kann, und dann müssen wir antworten: „Nein.“ Warum sollten wir heftig sein gegen die Kinder, leidenschaftlich gegen die Dienstboten, aufgebracht gegen die Hausgenossen? Bringt solcher Zorn unserem Christenberuf Ehre, oder wird Gott dadurch verherrlicht? Ist nicht vielmehr das alte böse Herz hier mit im Spiel, das sich wieder Raum zu machen sucht, und sollten wir nicht aus aller Kraft unseres neugeborenen Menschen solcher verderblichen Neigung widerstehen? Manche Christen lassen Raum dem Zorn, so als ob es umsonst wäre, dass wir ihm Widerstand zu leisten suchen; aber der Gläubige soll bedenken, dass er in allen Dingen überwinden soll, sonst kann er nicht gekrönt werden. Wenn wir unsere Leidenschaften nicht im Zaum zu halten vermögen, was hat die Gnade dann an uns ausgerichtet? Es entschuldigte sich einmal einer, die Gnade werde oft auch auf einen Wildling gepfropft. „Ja,“ wurde ihm geantwortet, „dann ist aber die Frucht auch kein Holzapfel mehr!“ Wir dürfen unsere natürliche Schwachheit nicht zur Entschuldigung für unsere Sünde brauchen, sondern wir müssen zum Kreuz fliehen, und den Herrn bitten, dass er unsere Begierden und Leidenschaften kreuzige, und uns erneuere zur Freundlichkeit und Sanftmut nach seinem Bilde.

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