Spurgeon, Charles Haddon - Joel (Andachten)

Spurgeon, Charles Haddon - Joel (Andachten)

Joel 1,3

„Sagt euren Kindern davon, und lasset‘s eure Kinder ihren Kindern sagen, und dieselbigen Kinder ihren andern Nachkommen.“

Auf diese Weise kann durch Gottes Gnade stets ein kräftiges Zeugnis für die Wahrheit im Lande lebendig und tätig erhalten werden. Die Geliebten des Herrn sollen ihr Zeugniskraft fürs Evangelium und den Bund des Testaments auf ihre Kinder vererben, und diese ebenso wieder auf ihre Nachkommen. Das ist unsere erste Pflicht, dass wir anfangen zu zeugen im eignen Haus und am eignen Herd, und der ist ein schlechter Prediger, der seines Amtes nicht allervörderst in seinem nächsten Familienkreise wartet. Die Heiden muss man auf alle Weise herbeizubringen suchen, man muss an den Landstraßen und Zäunen einladen, aber die Heimat hat ein erstes Anrecht an uns, und wehe denen, die des Herrn Ordnung verkehren wollen. Unsere Kinder zu lehren, ist unsere persönliche Aufgabe; wir können sie nicht auf andere liebevolle Freunde abladen; diese können uns in unserer Aufgabe sehr unterstützen, aber sie können uns nicht von unserer Heiligen Verantwortung und Pflicht entbinden; Mütter und Väter müssen, wie Abraham, ihr Hauswesen in der Furcht Gottes führen, und mit ihren Kindern über die Wundertaten des Höchsten reden. Eltern sind ebenso gut dazu da, auf eines Kindes geistiges Wohlergehen zu achten, als auf sein leibliches Befinden. Die geistliche Erziehung unserer Kinder zu vernachlässigen wäre ärger als heidnisch. Hausgottesdienst ist notwendig fürs Beste des Volkes wie der Familie, vor Allem aber um des Volkes Gottes willen. Mit tausend Ränken schleichen sich Aberglaube und Unglaube wieder unvermerkt unter unserem Volk ein, und eines der wirksamsten Mittel, diesem Erzschaden entgegenzuarbeiten, wird fast ganz vernachlässigt: die Erziehung unserer Kinder in der Furcht Gottes. Ach, dass doch die Eltern aufwachten und die Wichtigkeit dieser Sache erkannten! Es ist eine liebliche Pflicht, mit unsern Söhnen und Töchtern von Jesu zu reden, umso mehr, weil sich dies schon oft als ein Gott wohlgefälliges Wert erwiesen hat, denn Gott hat schon viele Kinder selig gemacht durch der Eltern Gebete und Ermahnungen. Möchte doch jedes Haus, wo dieses Blatt gelesen wird, den Herrn auf diese Weise ehren und Sein Wohlgefallen erwerben! (Goldstrahlen Juli 11)

Joel 2,8

„Keiner wird den andern irren, sondern ein jeglicher wird in seiner Ordnung daher fahren.“

Die Wanderheuschrecken ziehen stets in bestimmter Ordnung einher, und obgleich ihre Zahl Legion ist, so fliegen sie nie durcheinander, und ihre Heerzüge geraten daher nie in Verwirrung. Diese bemerkenswerte naturgeschichtliche Tatsache zeigt, wie der Herr überall in Seiner Schöpfung den Geist der Ordnung walten lässt, und wie auch die kleinsten belebten Geschöpfe nicht minder dem von Gott in sie gelegten Gesetz gehorsam sind, als die in ihren Bahnen hinschwebenden Welten der Himmelsräume oder die flammenden Blitze. Es wäre von den Gläubigen wohlgetan, wenn sie sich in ihrem geistlichen Leben von demselben Geist der Ordnung leiten ließen. In ihrer christlichen Lebensentwicklung sollte keine einzige Tugend den Kreis einer andern überwuchern oder verdrängen, oder die Lebensfähigkeit der übrigen beeinträchtigen und alle Kraft für sich allein in Anspruch nehmen. Die Liebe darf der Rechtschaffenheit keinen Eintrag tun, der Mut darf nicht die Sanftmut aus dem Felde schlagen, die Bescheidenheit darf den kräftigen Willen nicht fesseln und die Geduld dem festen Entschluss nicht hemmend in den Weg treten. So sei‘s auch mit unsern Pflichten; die eine soll nicht der andern hinderlich werden; die Tätigkeit für das Gesamt-Wohl darf die häusliche Andacht nicht stören; die Arbeit für die Gemeine darf den Familien-Gottesdienst nicht in den Winkel stellen. Es ist übel getan, wenn man Gott die eine Pflicht als Opfer darbringt, und sie mit dem Blut einer andern besudelt. Jedes Ding ist recht und schön in seiner Ordnung, sonst aber nicht. Zu den Pharisäern hat der Herr Jesus gesprochen: „Dies sollte man tun und jenes nicht lassen.“ Dieselbe Vorschrift hat auch in unserer persönlichen Stellung ihre Geltung, wir müssen Acht haben, dass wir unsere Stellung kennen, sie einnehmen und sie bewahren. Wir müssen dienen, nach dem Maße, wie der Geist uns Gaben verliehen hat, und uns nicht in die Aufgabe dessen mengen, der neben uns dient. Unser Herr Jesus lehrte uns nicht nach hohen Dingen trachten, sondern willig die geringste Stelle unter den Brüdern einnehmen. Ferne sei von uns Ehrgeiz und Ruhmsucht, sondern wir wollen das Gewicht der Gebote unsers Herrn erwägen und tun nach Seinem Geheiß. (Goldstrahlen Juli 18)

Joel 2,11

„Sein Heer ist sehr groß und mächtig.“

Betrachte, meine Seele, die Macht und Gewalt des Herrn, der dein Schatz und dein Schutz ist. Er ist ein Kriegsheld, Jehova ist Sein Name. Alle Mächte und Kräfte des Himmels harren auf Seinen Wink, Heerscharen warten an Seiner Schwelle, Cherubim und Seraphim, Wächter und Heilige, Fürstentümer und Gewalten, alle sind Seinem Willen gehorsam. Wären unsere Augen nicht geblendet von der Überreizung unserer irdischen Sinne, so würden wir feurige Wagen und Rosse um die Geliebten des Herrn her erblicken. Alle Kräfte der Natur stehen ganz und gar unter dem allmächtigen Walten des Schöpfers. Sturmwind und Ungewitter, Blitz und Regen, Schnee und Hagel, der sanfte Tau und der belebende Sonnenschein, sie kommen und gehen auf Seinen Wink. Er löset die Bande des Orion, und bindet die Bande des Siebengestirns zusammen. Erde, Luft und Meer, und die Oerter unter der Erde, das sind die Zelte der Heere Jehovas; der Weltraum ist Sein Feldlager, das Licht Sein Panier und die Flamme Sein Schwert. Wenn Er auszieht im Streit, verheert Hungersnot das Land, Pestilenz schlägt die Völker nieder, Ströme überfluten das Land mit den Tiefen des Meeres, Windsbräute erschüttern die Gebirge, und Erdbeben bewegen die Grundfesten der Erde. Und auch die belebte Schöpfung anerkennt Seine unumschränkte Herrschaft, und von dem Walfisch an, der den Propheten Jonas verschlang, bis zu dem „Ungeziefer, Läuse in allen Grenzen,“ welche das Gefilde Zoan plagten, sind alle Geschöpfe Seine Diener; und gleich den Raupen und Käfern und dem Geschmeiß sind die Streitaufen Seines großen Heeres, denn Sein Heer ist sehr groß und mächtig. Meine Seele, achte darauf, dass du im Frieden lebst mit deinem großen König, ja noch vielmehr, lass dich unter Sein Panier aufnehmen, denn gegen Ihn ist dein Kämpfen ohnmächtig, aber, Ihm zu dienen, das ist Ehre und Ruhm. Jesus, Immanuel, Gott-mit-uns, nimmt gerne Zuzüger auf in die Kriegsschar des Herrn; wenn ich noch nicht aufgenommen bin, so will ich zu Ihm gehen, ehe ich einschlafe, und Ihn darum bitten; bin ich aber schon eingereiht, wie ich hoffe, so bin ich ein Kreuzesstreiter; darum will ich gutes Mute sein, denn der Feind ist meinem Herrn gegenüber ohnmächtig, denn Sein Heer ist sehr groß und mächtig.„ (Goldstrahlen Juli 24)

Joel 2,13

„Zerreißet eure Herzen und nicht eure Kleider.“

Wenn wir unsre Kleider zerreißen oder auf andre äußerlich sichtbare Weise unsre innere gottesfürchtige Stimmung kundgeben, so ist das etwas Schweres, aber es ist häufig etwas Heuchlerisches; doch wahrhafte, aufrichtige Reue empfinden, das ist weit schwerer und darum auch seltener. Die Menschen beobachten ohne Weigern die kleinlichsten und umständlichsten Vorschriften äußerlicher Gottesdienstordnungen, denn das gefällt dem fleischlichen Sinn aber wahre Gottesfurcht ist zu demütigend, zu herzangreifend, zu sehr wider den eigensten Geschmack der fleischlichen Menschen; diese ziehen etwas Gehaltloses Weltliches, Auffallendes bei weitem vor. Äußerliche Vorschriften wirken wohltuend auf den flüchtigen zeitlichen Sinn, und schmeicheln ihm. Auge und Oh fühlen sich befriedigt; der Selbstbetrug wird genährt; die Selbstgerechtigkeit bläht sich auf; aber diese äußerlichen Beobachtungen sind äußerst betrüglich, denn i der Todesstunde und am Tage des jüngsten Gerichts hat die Seele etwas mehr nötig, bedarf sie etwas Wahrhafteres zu ihrer Stütze, als leeres Formelwesen und gehaltlose Gepränge. Wenn nicht lebendige Gottesfurcht dabei ist, so ist aller Gottesdienst eitel und umsonst; wenn es an aufrichtigem Ernst des Herzens fehlt, dann ist jede äußere Gestalt der Gottesverehrung eine großartige Verhöhnung und eine freche Verspottung der Majestät des Himmels. Aber das Zerreißen des Herzens ist ein göttliche und tief gefühlte Wirkung. Es ist ein verborgenes Leiden, das persönlich empfunden wird; es ist keine äußerliche Sache, sondern es ist ein tief in die Seel einschneidendes Werk des Heiligen Geistes, das ins innerste Mark des Gläubigen eindringt. Es ist gewaltig demütigend, und ganz und gar feindselig gegen alles, was Sünde heißt: aber eben darum ist es eine köstliche Zubereitung für den gnädigen Trost, den stolze, ungedemütigte Geister nie empfangen können; und es bewirk eine völlige Entscheidung, denn es findet sich nur bei den Auserwählten Gottes. Unser Schriftwort heißt uns unsre Herzen zerreißen, aber sie sind von Natur har wie Marmor: wie ist es denn möglich? Wir müssen die Herzen nach Golgatha bringen; des sterbenden Erlösers Stimme hat einst Felsen zerrissen, und sie ist auch jetzt noch gleich mächtig.

Joel 2,25

Und ich will euch die Jahre erstatten, welche die Heuschrecken gefressen haben.

Ja, jene vergeudeten Jahre, über die wir seufzen, sollen uns wieder erstattet werden. Gott kann uns so reichliche Gnade geben, dass wir in den Rest unserer Tage so viel Arbeit zusammendrängen, dass sie Ersatz bietet für jene Jahre der Nicht-Wiedergeburt, über die wir in demütiger Buße trauern.

Die Heuschrecken der Rückfälligkeit, der Weltlichkeit, der Lauheit sehen wir jetzt als eine furchtbare Plage an. O, dass sie uns niemals nahe gekommen wären! Der Herr hat sie nun in Barmherzigkeit hinweg genommen und wir sind voll Eifer, Ihm zu dienen. Gelobt sei Sein Name, wir können solche Ernten geistlicher Gnaden gewinnen, dass unsre frühere Unfruchtbarkeit davor verschwindet. Durch reiche Gnade können wir unsre bittere Erfahrung benutzen und sie gebrauchen, andre zu warnen. Wir können durch unsre früheren Mängel umso tiefer in der Demut, im kindlichen Vertrauen und in bußfertiger Frömmigkeit gewurzelt werden. Wenn wir umso wachsamer, eifriger und milder sind, so werden wir durch unsre beklagenswerten Verluste gewinnen. Die vergeudeten Jahre können durch ein Wunder der Liebe erstattet werden. Scheint es ein zu großes Gut? Lasst uns dafür glauben und dafür leben, und wir können es noch erlangen, eben wie Petrus umso nützlicher ward, nachdem seine Vermessenheit durch seine zu Tage getretene Schwachheit geheilt worden war. Herr, stehe uns durch Deine Gnade bei.

Joel 3,5

Und soll geschehen, wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll errettet werden.

Warum rufe ich nicht seinen Namen an? Warum laufe ich zu diesem und jenem Nachbar, wenn Gott so nahe ist und meinen schwächsten Ruf hören will? Warum sitze ich nieder und mache Entwürfe und erfinde Pläne? Warum werfe ich nicht sogleich mich und meine Last auf den Herrn? Der gerade Weg ist der Beste - warum laufe ich nicht sogleich zu dem lebendigen Gott? Vergeblich werde ich anderswo Befreiung suchen, aber bei Gott werde ich sie finden, denn hier habe ich Sein königliches soll, und das gibt mir Gewissheit.

Ich brauche nicht zu fragen, ob ich Ihn anrufen darf oder nicht, denn das Wort „Wer“ ist ein sehr weites und umfassendes. „Wer“ meint mich, denn es meint allen und jeden, der Gott anruft. Ich will deshalb der Führung des Textes folgen und sogleich den glorreichen Herrn anrufen, der eine so weite Verheißung gegeben hat.

Meine Not ist dringend, und ich sehe nicht, wie ich befreit werden soll, aber das ist nicht meine Sache. Er, der die Verheißung gibt, wird Mittel und Wege finden, sie zu halten. An mir ist es, seinen Geboten zu gehorchen; an mir ist es nicht, Seine Ratschläge zu leiten. Ich bin sein Diener, nicht sein Sachwalter. Ich rufe Ihn an, und Er wird mich erretten.

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