Spurgeon, Charles Haddon - Jeremia (Andachten)

Spurgeon, Charles Haddon - Jeremia (Andachten)

Jer. 1,6.7

Ich aber sprach: Ach Herr, Herr, ich tauge nicht zu predigen; denn ich bin zu jung. Der Herr aber sprach zu mir: Sage nicht: Ich bin zu jung; sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen, was ich dich heiße.

Jeremia war jung und fühlte eine natürliche Scheu, als er mit einer großen Botschaft vom Herrn gesandt wurde; aber der ihn sandte, wollte nicht, dass er sagen sollte: „Ich bin zu jung.“ Was er in sich selbst war, durfte nicht erwähnt werden, sondern musste untergehen in dem Gedanken, dass er erwählt sei, für Gott zu sprechen. Er hatte nicht eine Botschaft zu erdenken und zu erfinden oder sich Hörer auszuwählen: er sollte sprechen, was Gott ihn hieß und da sprechen, wohin Gott ihn sandte, und sollte in den Stand gesetzt werden, die zu tun, durch eine Kraft, die nicht sein eigen war.

Ist es nicht so mit einem jungen Prediger oder Lehrer, der diese Zeilen liest? Gott weiß, wie jung du bist, und wie gering deine Kenntnis und Erfahrung; aber wenn es Ihm gefällt, dich zu senden, so darfst du nicht vor dem himmlischen Ruf zurückbeben. Gott will sich in deiner Schwachheit verherrlichen. Wenn du so alt wie Methusalah wärest, wieviel würden deine Jahre dir helfen? Und du so weise wie Salomo wärest, so möchtest du ebenso eigenwillig sein, wie er. Halte dich an deine Botschaft, die wird deine Weisheit sein; folge deinem Marschbefehl, und der wird deine Klugheit sein.

Jer. 1,8

Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten, spricht der Herr.

Jedesmal, wenn Furcht über uns kommt und uns schwankend macht, sind wir in Gefahr, in Sünde zu fallen. Den Dünkel müssen wir scheuen, aber auch die Feigheit. „Wag´s, ein Daniel zu sein.“ Unsrem großen Führer sollten tapfere Krieger dienen.

Was für ein Grund zur Tapferkeit ist hier! Gott ist mit denen, die mit Ihm sind. Gott wird niemals fern sein, wenn die Stunde des Kampfes kommt. Drohen sie dir? Wer bist du, dass du dich vor einem Menschen fürchten solltest, der sterben wird? Wirst du deine Stelle verlieren? Dein Gott, dem du dienst, wird Brot und Wasser für seine Diener finden. Kannst du Ihm nicht trauen? Gießen sie Spott über dich aus? Wird das deine Knochen brechen oder dein Herz? Trage es um Christi Willen, und freue dich dessen sogar.

Gott ist mit den Wahrhaftigen, den Gerechten, den Heiligen und wird sie erretten und Er wird dich erretten. Gedenke daran, wie Daniel aus der Löwengrube herauskam und die drei heiligen Männer aus dem Feuerofen. Deine Lage ist nicht so verzweifelt, wie die ihrige; aber wenn sie es wäre, so würde der Herr dich hindurch tragen, und dich weit überwinden lassen. Fürchte die Furcht. Sei bange vor der Bangigkeit. Dein schlimmster Feind ist in deinem eignen Busen. Falle auf deine Knie und schreie um Hilfe, und dann stehe auf und sprich: „Ich will vertrauen und mich nicht fürchten.“

Jer. 2, 18.

„Was hilft dirs, dass du in Ägypten ziehest, und willst des Wassers Sihor trinken?“

Durch merkwürdige Wundertaten, durch mannigfaltige Gnadenerweisungen, durch erstaunliche Errettungen hatte sich Jehovah den Kindern Israel des vollsten Vertrauens würdig bewiesen. Dennoch rissen sie den Zaun nieder, mit den Gott sie wie einen heiligen Garten umschlossen hatte; sie verließen ihren wahrhaftigen und lebendigen Gott, und hinkten falschen Göttern nach. Der Herr strafte sie beständig durch Sein Wort ob dieser Torheit, und unsere Schriftstelle zeigt uns, wie Gott in einem einzelnen Fall sie zurechtwies: „Was hilft dirs, dass du in Ägypten ziehest, und willst des Wassers Sihor trinken?“ Als ob Er sagen wollte: „Warum irrest du ferne von Mir und verlässt die frischen Quellen vom Libanon? Warum verachtest du Jerusalem und kehrst dich zu Roph und Tachpanches? Warum trachtest du so eifrig nach Unglück, dass du nicht willst zufrieden sein mit dem, was gut und heilsam ist, sondern eilest dem Trug und Bösen nach?“ Ist das nicht auch ein Wort der Warnung und Zurechtweisung für den Christen? O du wahrhaft Bekehrter, der du von der Gnade berufen und mit dem teuren Blut Christi abgewaschen bist, du hast ein besseres Getränk gekostet, als die trüben Ströme, welche die Freuden dieser Welt fließen lassen; du hast Gemeinschaft gehabt mit Jesu; du hast die Freude erfahren, dass du Ihn sehen durftest und durftest dein Haupt an Seinen Busen lehnen. Können dich die Lieder, die Ehren, die Freuden, der Tand dieser Erde nach solcher Gnade noch befriedigen? Hast du Engelbrod gegessen und kannst noch Freude finden an den Träbern dieser Welt? Der selige Ruterford sagt irgendwo: „Ich habe das Manna Christi geschmeckt und es hat mir das Schwarzbrod der Freuden dieser Welt bis zum Ekel verleidet.“ Es kommt mir vor, es sollte dir auch so zu Mute sein. Wenn du den Wassern Ägyptens nachirrst, o so kehre doch schnell um zu dem einen lebendigen Quell! Das Wasser Sihor mag den Egyptern wohl süß schmecken, aber für dich ists lauter Bitterkeit. Was hilft dirs? Diese Frage legt dir der Herr Jesus heute Abend vor, was willst du Ihm antworten?

Aus Deiner Gottheit Heiligtum
Quillt uns Dein Heil, zu Deinem Ruhm.„

(Goldstrahlen Juli 20)

Jer. 15,19

Darum spricht der Herr also: Wo du dich zu mir hältst, so will ich mich zu dir halten, und sollst mein Prediger bleiben. Und wo du die Frommen lehrest sich sondern von den bösen Leuten, so sollst du wie mein Mund sein.

Armer Jeremia! Doch, warum sagen wir das? Der weinende Prophet war einer der auserwähltesten Diener Gottes und von Ihm geehrt über viele andre hinaus. Er ward gehasst, weil er die Wahrheit sprach. Das Wort, dass ihm so süß war, war seinen Hörern bitter, dennoch wurde er von seinem Herrn angenommen. Ihm ward befohlen, in seiner Treue zu verharren, dann wollte der Herr fortfahren, durch ihn zu sprechen. Er sollte Menschen gegenüber kühn und wahr sein und des Herrn sichtendes Werk an denen vollziehen, die sich in jener Zeit Gläubige nannten, und dann gab ihm der Herr dies Wort: „Du sollst wie mein Mund sein.“

Was für eine Ehre! Sollte nicht jeder Prediger, ja, jeder Gläubige sie begehren? Wenn Gott durch uns spricht, was für ein Wunder! Wir werden sichere, reine Wahrheit sprechen, und wir werden sie mit Macht sprechen. Unser Wort soll nicht leer zurückkommen; es soll ein Segen sein denen, die es aufnehmen, und die, welche es zurückweisen, sollen es auf ihre eigne Gefahr hin tun. Unsre Lippen sollen vielen Speise geben. Wir sollen die Schlafenden erwecken und die Toten zum Leben rufen.

O, lieber Leser, bete, dass es so mit dem Schreiber dieses sein möge und mit allen, von unsrem Herrn gesandten Dienern.

Jer. 15,20

Und ich will dich wider dies Volk zu festen, ehernen Mauer machen: ob sie wider dich streiten, sollen sie dir doch nichts anhaben; denn ich bin bei dir, dass ich dir helfe und dich errette, spricht der Herr.

Beständigkeit in der Furcht Gottes und im Glauben wird einen Mann gleich einer ehernen Mauer machen, die niemand niederschmettern oder zerbrechen kann. Nur der Herr kann solche machen; aber wir haben solche Männer nötig in der Kirche und in der Welt, jedoch besonders auf der Kanzel.

Gegen Männer der Wahrheit, die keinen Vergleich wollen, streitet dies Zeitalter der Unechtheit mit aller Gewalt. Nichts scheint Satan und seinen Samen so zu ärgern wie Entschiedenheit. Sie greifen heilige Festigkeit an, wie die Assyrer befestigte Städte belagerten. Aber wir freuen uns, dass sie denen nichts anhaben können, die Gott stark in seiner Stärke gemacht hat. Umhergeworfen von jedem Wind der Lehre, brauchen andre nur angeweht zu werden, und weg sind sie; aber die, welche die Lehren der Gnade lieben, weil sie die Gnade der Lehren besitzen, stehen gleich Felsen inmitten des tobenden Meeres.

Woher diese Beständigkeit? „Ich bin bei dir, spricht der Herr“: das ist die wahre Antwort. Jahwe will treue Seelen von allen Angriffen des Gegners erretten und befreien. Heere sind gegen uns, aber der Herr der Heerscharen ist mit uns. Wir wagen keinen Zollbreit zu rücken, denn der Herr selber hält uns an unsrem Platze, und da wollen wir auf ewig bleiben.

Jer. 15,21

Und ich will dich auch erretten aus der Hand der Gottlosen und erlösen aus der Hand der Tyrannen.

Achte wohl auf die herrliche, persönliche Gültigkeit der Verheißung: „Ich will!“ „Ich will!“ Der Herr Jehovah selbst tritt ins Mittel, um sein Volk zu erretten und zu befreien. Er verbürgt sich persönlich, dass er sie erlösen wolle. Sein eigenen Arm wird es tun, damit er Ehre einlege. Hier steht auch keine einzige Silbe von irgend einer eigenen Anstrengung von unserer Seite, die zum Beistand des Herrn nötig wäre. Weder unsere Kraft, noch unsere Schwachheit wird in Rechnung gezogen, sondern das alleinige „Ich“ strahlt gleich der Sonne am Himmelsgewölbe in allgenugsamer Herrlichkeit. Warum denn überschlagen wir unsere Kräfte und beraten uns mit Fleisch und Blut, uns zur Wunde und zur Beule? Jehovah besitzt Macht genug und bedarf unseres schwachen Armes nicht. Schweigt, ihr ungläubigen Gedanken, seid stille und wisset, dass der Herr regiert. Es ist in unserer Stelle auch keinerlei Hinweis auf andere Hilfsmittel und mitwirkende Ursachen. Der Herr redet nicht von Freunden und Helfern; er übernimmt das Werk allein und fühlt kein Bedürfnis nach menschlichen Armen, die ihn unterstützen. Umsonst sind alle unsere Blicke auf Freunde und Verwandte ringsum; oft, wo sie helfen könnten, wagen sie es nicht, und wo sie möchten, können sie es nicht. Weil die Verheißung von Gott allein ausgeht, so ist es gut, wenn wir uns allein auf ihn verlassen; und wenn wir das tun, so schlägt unsere Hoffnung nie fehl. Wer sind die Gottlosen, dass wir uns vor ihnen fürchten sollten? Der Herr wird sie elendiglich umbringen; wir sollten sie vielmehr bemitleiden als fürchten. Auch die Schrecklichsten sind nur ein Schrecken für die, die keinen Gott haben, zu dem sie ihre Zuflucht nehmen können; denn wenn der Herr auf unserer Seite ist, vor wem sollten wir uns fürchten? Wenn wir uns in Sünden stürzen, den Gottlosen zu Gefallen, so haben wir allen Grund, uns zu ängstigen; wenn wir aber festhalten an unserer Frömmigkeit, so wird die Wut der Gewalttätigen sich zu unserem Besten wenden. Als der Walfisch den Propheten Jona verschlang, fand er an ihm einen Bissen, den er nicht verdauen konnte; und wenn die Welt die Gemeinde Christi verschlingt, freut sich diese im vornherein ihrer Befreiung.

Jer. 17, 14

Heile Du mich, Herr, so werde ich heil.

Es ist das alleinige Vorrecht Gottes, geistliche Krankheiten zu heben. Natürliche Krankheiten können wohl durch menschliche Vermittelung geheilt werden; aber auch da gebührt Gott die Ehre, welcher den Heilmitteln Wirkung verleiht, und dem menschlichen Leibe die Kraft schenkt, die Krankheit auszustoßen. Aber die geistlichen Krankheiten sind ganz allein Sache des großen Arztes; Er spricht es als Sein ausschließliches Vorrecht an: „Ich kann töten und lebendig machen, Ich kann schlagen und kann heilen;“ und einer der herrlichsten Namen des Herrn ist Johova-Rophi (der Herr, der dich heilt). „Deine Wunden will Ich heilen, spricht der Herr;“ das ist eine Verheißung, die nicht aus eines Menschen Lippen kommen kann, sondern aus dem Munde des ewigen Gottes. Darum ruft der Psalmist zum Herrn: „Heile mich, Herr, denn meine Gebeine sind erschrocken,“ und abermals: „Heile meine Seele, denn ich habe an Dir gesündigt.“ Deshalb also preisen die Gottesfürchtigen den Namen des Herrn und sagen: „Er heilet alle unsere Gebrechen.“ Der den Menschen erschaffen hat, kann ihn auch wieder herstellen; der im Anfang der Schöpfer unserer Natur gewesen ist, kann sie auch neu erschaffen. Welch ein erhabener Trost liegt darin, dass in der Person Jesu „wohnt alle Füße der Gottheit leibhaftig.“ Meine Seele, worin auch immer deine Krankheit bestehen mag, so kann dieser große Arzt dich heilen. Wenn Er Gott ist, so hat Seine Macht keine Grenzen. So komme denn mit dem blinden Auge der verdunkelten Erkenntnis, komm mit dem verrenkten Fuß deiner gebrochenen Willenskraft, komm mit der lahmen Hand deines schwachen Glaubens, mit dem Fieber deines trotzigen Gemüts, oder mit dem Frost deiner schaudernden Verzweiflung; komm gerade wie du bist, denn Er, der Gott ist, kann dich sicher von deinem Leiden heilen. Nichts verhindert die heilende Kraft, welche von Jesu, unserm Herrn, ausgeht. Legionen Teufel haben die Macht des geliebten Arztes anerkennen müssen, und nie ist Ihm eine Heilung missglückt. Alle Seine Kranken sind bis jetzt hergestellt worden, und auch die künftigen Kranken werden das erfahren, und du, mein Freund, wirst auch darunter sein, wenn du dich nur ganz Ihm übergibst, und das schon heute Abend. (Goldstrahlen August 30)

Jer. 29,7

Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe lassen wegführen, und betet für sie zum Herrn, denn in ihrem Frieden werdet ihr Frieden haben.

Nach der in diesem Spruch liegenden Regel sollten wir alle, die wir des Herrn Fremdlinge sind, wünschen, den Frieden und das Wohlergehen des Volkes, unter dem wir wohnen, zu fördern. Insbesondere sollte unsre eigene Nation und unsre Stadt durch unsre beständige Fürbitte gesegnet sein. Ein ernstliches Gebet für sein Vaterland geziemt dem Munde jedes Gläubigen wohl.

Eifrig lasst uns beten um das große Gut des Friedens, daheim sowohl wie auswärts. Wenn Zwietracht ein Blutvergießen in unsren Gassen verursachen oder Krieg im Ausland unsre tapferen Soldaten erschlagen sollte, so würden wir alle das Unglück beklagen; lasst uns deshalb um Frieden beten und eifrig jene Grundsätze fördern, durch welche die Klassen im eignen Lande und die Rassen in andren Ländern durch Freundschaftsbande verknüpft werden.

Uns selber ist Ruhe verheißen zugleich mit dem Frieden des Volkes, und dies ist etwas sehr Wünschenswertes; denn dann können wir unsre Kinder in der Furcht des Herrn erziehen und auch das Evangelium ohne Einspruch und Hindernis predigen. Heute lasst uns viel beten für unser Vaterland, indem wir die Nationalsünden bekennen und um Vergebung und Segen für unser Volk bitten um Jesu willen.

Jer. 30,11

Züchtigen will ich dich mit Maße.

Ungezüchtigt bleiben würde ein verhängnisvolles Zeichen sein: es würde beweisen, dass der Herr gesprochen: „Er hat sich zu den Götzen gesellet; so lass ihn hinfahren.“ Gott gebe, dass dies niemals unser Teil sein möge. Ununterbrochenes Wohlergehen ist etwas, was Furcht und Zittern verursachen muss. Die, welche Gott zärtlich lieb hat, straft und züchtigt Er; denjenigen, die Er nicht wert hält, gestattet Er, sich ohne Furcht zu mästen, wie die Ochsen zur Schlachtbank. In Liebe gebraucht unser himmlischer Vater die Rute bei seinen Kindern.

Doch sehet, das Stäupen ist „mit Maße“: Er gibt uns Liebe ohne Maß, aber Züchtigung „mit Maße“. Wie unter dem alten Gesetz kein Israelite mehr als „vierzig Streiche weniger einen“ empfangen konnte, was ein sorgfältiges Zählen und ein bestimmtes Strafmaß zusicherte, so ist es mit jedem leidenden Mitglied im Haushalt des Glaubens, jeder Streich wird gezählt. Es ist das Maß der Liebe, wonach unsre Züchtigung angeordnet wird. Fern sei es von uns, gegen so göttliche Bestimmungen uns aufzulehnen. Herr, wenn Du dabei stehst und die bitteren Tropfen in meinen Kelch hinein missest, so ist es an mir, fröhlich diesen Kelch von Deiner Hand zu nehmen, nach Deiner Anweisung zu trinken und zu sprechen: „Dein Wille geschehe.“

Jer. 31,14

Mein Volk soll zufrieden sein mit meiner Güte, spricht der Herr.

Beachtet das „mein“, was zweimal vorkommt: „Mein Volk soll zufrieden sein mit meiner Güte.“ Die Art Leute, die mit Gott zufrieden sind, werden hier als Gottes Eigentum bezeichnet. Er hat an ihnen Gefallen, denn sie haben an Ihm Gefallen. Sie nennen Ihn ihren Gott und Er nennt sie sein Volk; Er ist es zufrieden, sie als sein Teil zu nehmen, und sie sind mit Ihm als ihr Teil zufrieden. Es ist eine wechselseitige freudevolle Gemeinschaft zwischen dem Israel Gottes und dem Gott Israels.

Diese Leute sind zufrieden. Das ist etwa Großes. Sehr wenige der Menschenkinder sind je zufrieden, ihr Los sei, was es wolle; sie haben den Rossegel hinuntergeschluckt, und der schreit beständig: „Gib! Gib!“ Nur geheiligte Seelen sind zufriedene Seelen. Gott selber muss uns sowohl bekehren als befriedigen.

Es ist kein Wunder, dass des Herrn Volk mit der Güte seines Herrn zufrieden ist. Hier ist Güte ohne Beimischung, Freigebigkeit ohne Einschränkung, Barmherzigkeit ohne Hadern, Liebe ohne Wandel, Huld ohne Vorbehalt. Wenn Gottes Güte uns nicht befriedigt, was ist denn dazu im Stande? Wie! Seufzen wir immer noch? Gewiss, es ist ein unrechter Wunsch in unsrem Innern, wenn es einer ist, den Gottes Güte nicht zufriedenstellen kann.

Herr, ich bin zufrieden. Gelobt sei Dein Name!

Jer. 31,34

Und wird keiner den andren, noch ein Bruder den andren lehren und sagen: Erkenne den Herrn; sondern sie sollen mich alle kennen, beide, klein und groß, spricht der Herr.

Wahrlich, was wir auch sonst nicht kennen, den Herrn kennen wir. Heute ist diese Verheißung in unserer Erfahrung wahr, und es ist keine kleine. Der geringste Gläubige unter uns kennt Gott in Christo Jesu. Nicht so völlig, wie wir wünschen, aber doch wahrhaft und wirklich kennen wir den Herrn. Wir kennen nicht nur Lehren über Ihn, sondern wir kennen Ihn. Er ist unser Vater und unser Freund. Wir sind mit Ihm persönlich bekannt. Wir können sprechen: „Mein Herr und mein Gott.“ Wir stehen in enger Gemeinschaft mit Gott und verbringen manche glückliche Stunde in Seiner heiligen Gesellschaft. Wir sind unsrem Gott nicht mehr fremd, sondern das Geheimnis des Herrn ist unter uns.

Das ist mehr, als die Natur uns gelehrt haben könnte. Fleisch und Blut haben uns Gott nicht geoffenbart. Christus Jesus hat unsre Herzen den Vater kennen lehren. Wenn also der Herr selbst sich uns kund gegeben hat, ist dies nicht die Quelle aller seligmachenden Erkenntnis? Gott kennen ist das ewige Leben. Sobald wir zur Bekanntschaft mit Gott kommen, so haben wir den Beweis, dass wir zu einem neuen Leben erweckt sind. O meine Seele, freue dich dieser Erkenntnis und lobe deinen Gott diesen ganzen Tag!

Jer. 31,34

Denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken.

Wenn wir den Herrn kennen, so empfangen wir die Vergebung der Sünden. Wir kennen Ihn als den Gott der Gnade, der an unsren Übertretungen vorüber geht. Was für eine freudige Entdeckung ist dies!

Aber wie göttlich ist diese Verheißung in ihrem Ausdrucke: der Herr verheißt, unserer Sünden nicht mehr zu gedenken! Kann Gott vergessen? Er sagt, dass Er es will, und Er meint, was Er sagt. Er will uns ansehen, als hätten wir niemals gesündigt. Das große Sühneopfer hat so völlig alle Sünde hinweggenommen, dass sie vor Gott nicht mehr existiert. Der Gläubige ist jetzt in Christo Jesu ebenso angenommen, wie Adam in seiner Unschuld es war; ja, mehr so, denn er trägt eine göttliche Gerechtigkeit, und die Adams war nur menschlich.

Der große Gott will nicht unserer Sünden so gedenken, dass Er sie straft oder so, dass Er uns ein Atom weniger liebt um ihretwillen. Wie eine Schuld, wenn sie bezahlt ist, aufhört eine Schuld zu sein, so tilgt der Herr die Missetat Seines Volkes vollständig aus.

Wenn wir über unsre Übertretungen und Mängel trauern, und dies ist unsre Pflicht so lange wir leben, so wollen wir uns zur selben Zeit freuen, dass sie nie wieder gegen uns in Erinnerung gebracht werden sollen. Das macht uns die Sünde hassen. Gottes freie Vergebung lässt uns wünschen, Ihn niemals wieder durch Ungehorsam zu betrüben.

Jer. 32,17.

Ach Herr, Herr, siehe, Du hast Himmel und Erde gemacht durch Deine große Kraft und durch Deinen ausgestreckten Arm, und ist kein Ding vor Dir unmöglich.

Zur selben Zeit, wo die Chaldäer Jerusalem belagerten, und Schwert, Hunger und Pestilenz das Land verwüstet hatten, ward dem Propheten Jeremia von Gott der Befehl zugesandt, einen Acker zu kaufen und sich das Eigentumsrecht an demselben durch eine schriftliche, mit Zeugenunterschrift und Siegel versehene Urkunde bekräftigen zu lassen. Das war für einen verständigen Mann ein sonderbarer Kauf. Die Klugheit konnte so etwas nicht gut heißen, denn das hieß etwas erwerben, wovon der Käufer kaum je die Wahrscheinlichkeit voraussah, sich seines Besitzes zu freuen. Aber dem Jeremia galt es genug, dass Gott ihm geheißen hatte, also zu tun, denn er wusste wohl, dass Gott sich rechtfertiget an allen Seinen Kindern. Er dachte: „O Herr, mein Gott! Du kannst wohl schaffen, dass ich noch ruhe im Schatten der Rebe und des Feigenbaums in dem Erbe, das ich mir gekauft habe; denn Du hast Himmel und Erde gemacht, und Dir ist nichts unmöglich.“ Das gab den Knechten Gottes in alter Zeit eine so hohe Würde und Majestät, dass sie auf Gottes Geheiß hin Unternehmungen wagten, welche die fleischliche Vernunft als widersinnig und unausführbar verurteilte. Wenn Noah auf dem trockenen Lande ein gewaltiges Schiff baut, wenn Abraham sich anschickt, seinen eingeborenen Sohn zu opfern, wenn Moses die Schmach Christi für größeren Reichtum achtet, denn die Schätze Ägyptens, wenn Josua Jericho sieben Tage lang belagert, ohne den Gebrauch anderer Waffen als den Schall der Posaunen, so handeln sie alle nach Gottes Befehl, ganz entgegen den Geboten der fleischlichen Vernunft; und der Herr schenkt ihnen einen reichen Lohn als Frucht ihres gehorsamen Glaubens. Wollte Gott, wir hätten in dem Glaubensleben unserer Tage eine mächtigere Ausgießung des heldenmütigen Vertrauens auf Gott. Wenn wir uns mehr auf die lauteren Verheißungen unseres Bundesgottes verließen, so würde sich vor unsern Augen eine Welt voller Wunder auftun, die uns bis jetzt noch ganz fremd sind. Wir wollen das Gottvertrauen Jeremias auch zu dem unserigen machen; es ist nichts mehr unmöglich dem Gott der Allmacht, der Himmel und Erde erschaffen hat, (Goldstrahlen Juni 19)

Jer. 33,3

Rufe mich, so will ich dir antworten und will dir anzeigen große und gewaltige Dinge, die du nicht weißt.

Gott ermutigt uns zum Beten. Man sagt uns, das Gebet sei eine fromme Übung, die keinen Einfluss habe, ausgenommen auf die Seele, welche sie vornimmt. Wir wissen es besser. Unsre Erfahrung straft diese ungläubige Behauptung tausendmal Lügen. Hier verheißt Jahwe, der lebendige Gott, deutlich, auf das Gebet seines Knechtes zu antworten. Lasst uns wieder zu Ihm rufen und keinen Zweifel zulassen bei der Frage, ob Er uns hört und antwortet. Der das Ohr gemacht hat, sollte der nicht hören? Der den Eltern Liebe zu ihren Kindern gab, wird der nicht auf das Schreien seiner eignen Söhne und Töchter hören?

Gott will die flehenden Seinen in ihrer Angst hören. Er hat noch Wunder für sie aufbehalten. Was sie nie gesehen, gehört, wovon sie nie geträumt haben, will Er für sie tun. Er will neue Segnungen erfinden, wenn nötig. Er wird Meer und Land durchsuchen, um sie zu speisen. Er wird jeden Engel aus dem Himmel senden, ihnen zu helfen, wenn ihre Not dies erfordert. Er wird uns durch seine Gnade in Staunen setzen und das Gefühl in uns erwecken, dass so etwas noch nie vorher getan sei. Alles, was Er von uns fordert, ist, dass wir zu Ihm rufen. Er kann nicht weniger von uns fordern. Lasst uns Ihm sogleich freudig unsre Gebete geben.

Jer. 39,17

Aber dich will ich erretten zu derselbigen Zeit, spricht der Herr, und sollst nicht den Leuten in die Hände gegeben werden, vor welchen du dich fürchtest

Wenn des Herrn Getreue für Ihn leiden, sollen sie süße Botschaften der Liebe von Ihm selber erhalten und zuweilen frohe Nachrichten für diejenigen, welche Teilnahme für sie haben und ihnen helfen. Ebed-Melech war nur ein verachteter Mohr, aber er war freundlich gegen Jeremia, und darum sandte der Herr ihm diese besondere Verheißung durch den Mund seines Propheten. Lasst uns immer der verfolgten Diener Gottes eingedenk sein, und Er wird uns belohnen.

Ebed-Melech sollte von den Leuten befreit werden, deren Rache er fürchtete. Er war nur ein armer Schwarzer, aber Jahwe wollte für ihn sorgen. Tausende wurden von den Chaldäern erschlagen, aber diesen armen Neger konnten sie nicht verletzten. Auch wir mögen uns fürchten vor einigen Großen, die bitter gegen uns sind; aber wenn wir in der Stunde der Verfolgung der Sache des Herrn treu gewesen sind, so will Er uns treu sein. Was können im Grunde Menschen tun ohne des Herrn Erlaubnis? Er legt einen Zaum in den Mund der Wut und einen Zügel um das Haupt der Macht. Lasst uns den Herrn fürchten, dann werden wir niemand anders zu fürchten haben. Kein Becher kalten Wassers, der einem verachteten Propheten Gottes gegeben wird, soll ohne seinen Lohn bleiben; und wenn wir für Jesum aufstehen, will Er für uns aufstehen.

Jer. 39,18

Denn ich will dich sicherlich erretten, dass du nicht durchs Schwert fallest, sondern sollst dein Leben wie eine Beute davon bringen, darum, dass du mir vertrauet hast, spricht der Herr.

Seht die schützende Macht des Vertrauens auf Gott. Die großen Männer Jerusalems fielen durch das Schwert, aber der arme Eben-Melech war geborgen, denn seine Zuversicht war auf Jehovah gestellt. Wem anders sollte ein Mensch vertrauen, als dem, der ihn gemacht hat? Wir sind töricht, wenn wir das Geschöpf dem Schöpfer vorziehen. O, dass wir in allen Dingen durch den Glauben leben könnten, dann würden wir in allen Zeiten der Gefahr erlöst werden! Niemand hat je dem Herrn vergeblich vertraut, und niemand wird das je tun.

Der Herr spricht: „Ich will dich sicherlich erretten!“ Merkt auf das göttliche „sicherlich“. Was sonst auch ungewiss sein mag, Gottes Sorge für die Gläubigen ist gewiss, Gott selber ist der Hüter der Frommen. Unter seinen heiligen Flügeln ist Sicherheit, wenn überall Gefahr ist. Können wir diese Verheißung als gewiss annehmen? Dann werden wir in unserer gegenwärtigen Not finden, dass sie fest steht. Wir hoffen erlöst zu werden, weil wir Freunde haben, oder weil wir klug sind, oder weil wir hoffnungsvolle Zeichen sehen können; aber nichts von all diesem ist halb so gut, als Gottes einfaches „Darum, dass Du mir vertrauet hast.“ Lieber Leser, versuche diese Weise, und wenn du sie versuchst, wirst du dein ganzes Leben dabei bleiben. Sie ist ebenso süß wie sicher.

Jer. 50,20

Zu derselbigen Zeit und in denselbigen Tagen wird man die Missetat Israels suchen, spricht der Herr, aber es wird keine da sein; und die Sünde Juda, aber es wird keine gefunden werden; denn ich will sie vergeben denen, so ich überbleiben lasse.

Ein herrliches Wort in der Tat! Was für eine vollkommene Vergebung ist hier den sündigen Völkern Israel und Juda verheißen! Die Sünde soll so hinweggenommen werden, dass sie nicht gefunden werden kann, so ausgetilgt, dass keine da sein wird. Ehre sei dem Gott der Vergebung!

Satan sucht Sünden aus, deren er uns anklagen kann, unsre Feinde suchen sie, um uns dafür zu tadeln, und unser eigenes Gewissen sucht sie sogar mit einem krankhaften Eifer. Aber wenn der Herr das teure Blut darauf legt, so fürchten wir keine Form des Nachsuchens, denn „es wird keine da sein“, „es wird keine gefunden werden.“ Der Herr hat die Sünden seines Volkes aufhören lassen zu sein: Er hat dem Übertreten ein Ende gemacht und die Sünde zugesiegelt. Das Opfer Jesu hat unsre Sünde in die Tiefe des Meeres geworfen. Dies macht uns vor Freuden „tanzen.“

Der Grund für diese Austilgung der Sünde liegt darin, dass Jahwe seinen Erwählten vergibt. Sein Gnadenwort ist nicht nur königlich, sondern göttlich. Er spricht die Absolution, und wir sind absolviert. Er nimmt die Sühne an, und von der Stunde an sind die Seinen über alle Furcht der Verdammung hinaus. Gelobt sei der Name des sünde-vernichtenden Gottes!

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