Spurgeon, Charles Haddon - Die Ersten die Letzten und die Letzten die Ersten

Spurgeon, Charles Haddon - Die Ersten die Letzten und die Letzten die Ersten

„Aber viele, die da sind die Ersten, werden die Letzten, und die Letzten werden die Ersten sein“
Mat. 19,30

„Also werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein“
Mat. 20,16

Wir müssen erlöst sein, wenn wir dem Herrn dienen wollen. Wir können Gott nicht in einem unerlösten Zustande dienen. „Die aber fleischlich sind, mögen Gott nicht gefallen.“ Es ist für sie vergeblich, zu versuchen, Gott zu dienen, während sie noch in Feindschaft wider Ihn sind. Der Herr will keine Feinde, die Ihm dienen, oder Sklaven, um Seinen Thron zu preisen. Wir müssen erst erlöst werden, und die Erlösung geschieht aus Gnaden. „Aus Gnaden seid ihr selig geworden durch den Glauben.“ Nachdem wir erlöst sind und als Folge der Erlösung dienen wir. Wer erlöst ist, wird ein Kind Gottes, und dann leistet es einen kindlichen Dienst in seines Vaters Hause. Der Dienst geschieht auch aus Gnaden. Ein Erlöster dient nicht unter dem Gesetz mit dem Gebot: „Tue das und du wirst leben,“ denn er ist nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade. Darum wird die Sünde keine Herrschaft über ihn haben, sondern die Gnade, und er wird dem Herrn dienen und Ihm zu gefallen suchen alle Tage seines Lebens. Wenn wir erlöst sind, dürfen wir nicht vergessen, dass wir deshalb erlöst sind, um zu dienen; frei gemacht von der Sünde, damit wir Knechte Gottes werden. David sagt: „O Herr, ich bin Dein Knecht; ich bin Dein Knecht, Deiner Magd Sohn, Du hast meine Bande zerrissen.“ Weil unsre Bande zerrissen sind, sind wir in neuen Banden, in Banden der Liebe, die uns an den Dienst des Allerhöchsten binden.

Wenn wir nun auf diese Weise Diener geworden sind, dürfen wir nicht vergessen, dass wir erlöste Männer und Frauen sind, denn wenn wir anfangen, uns einzubilden, dass wir, weil wir dienen, uns durch unseren Verdienst das Leben erwerben, dann kommen wir auf gesetzlichen Grund. Ein Kind Gottes auf gesetzlichem Grund geht zurück, denn es trennt sich von seinem wahren Stand vor Gott. Bedenkt, dass ihr nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade seid. Wenn ihr anfangt, eure Verschuldung gegen euren Erlöser zu vergessen, nicht nur in betreff des ewigen Lebens, sondern für alles, was ihr seid, habt und tut, so macht ihr es, wie die Galater, die im Geiste anfingen und es im Fleische zu vollenden suchten. Ihr seid dann wie der reiche Jüngling mit der Frage: „„Was fehlt mir noch?“ Ihr seid wie Petrus, der einen gewissen Anspruch auf Belohnung geltend machte: „Sieh, wir haben alles verlassen und sind Dir nachgefolgt, was wird uns dafür?“ Ihr seid dann wie die Männer, die vom Morgen an in dem Weinberge gearbeitet hatten und murrten, weil auch diejenigen, die nur eine Stunde gearbeitet hatten, ihren Groschen empfingen. Jesus will seine Diener nicht unter dem Zwang eines gesetzlichen Geistes haben. Wo er den gesetzlichen Geist wahrnimmt, schlägt er ihm aufs Haupt, denn beides, Dienst und Lohn geschehen aus Gnaden. Der Dienst selbst ist uns von Gott gegeben, und Gott belohnt den Dienst, dien er gegeben hat. Dieses ist die höchste Gnade. Gott gibt uns gute Werke und dann belohnt er uns für die guten Werke, die er uns gegeben hat. So geschieht alles aus Gnaden von Anfang bis ans Ende und darf nicht mit gesetzlichem Auge angesehen werden. In diese Tatsache wünsche ich euch bei dieser Gelegenheit hinein zu leiten.

Ich darf wohl sagen, dass ihr schon Predigten über diesen Text gehört habt, aber wahrscheinlich nicht in seinem Zusammenhang. Ich liebe es, den Text zu nehmen, wie er da steht, und dann eine Auslegung für mein eigenes Herz zu bekommen, die ich euch übermitteln kann. Vergesst nicht, wenn der Text auch wahr ist ohne seinen Zusammenhang, es dann aber nicht die Wahrheit ist, die Gott uns lehren will. Es ist unsere Pflicht, zu beachten, was vor und nach dem Text steht, damit wir die genaue Aussage des Heiligen Geistes, was die Worte eigentlich meinen, erfassen.

I.

Ich werde mit der Bemerkung beginne, dass sich im Dienste für unseren Herrn die freie Gnade offenbart. Oberflächlich gesehen, kann man dies aus dem Text wohl nicht erkennen, aber in seinem Zusammenhang. Im Dienste des Herrn offenbart sich die freie Gnade. Denke darüber nach.

Es muss so sein, weil wir den Dienst, wenn er auch belohnt wird, einfach Gott schuldig sind. Unter dem Gesetz sind wir verpflichtet „Gott zu lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte.“ Höheres gibt es nicht. Alles, was wir tun können, sind wir schon unter dem Gesetz schuldig zu tun. Werke der Genugtuung sind unmöglich, da das Gesetz alle Heiligkeit verlangt und jede Form der Sünde verdammt. Wenn wir alles getan haben, so sind wir doch unnütze Knechte, denn wir haben nicht mehr getan, als wir zu tun schuldig waren. Wenn wir daher zu einem Dienst berufen werden, Bruder, und für denselben ein Lohn versprochen wird, so muss es ein Gnadendienst sein. Anders kann es nicht sein. Unter dem Evangelium ist es ebenso; alles, was wir tun, sind wir schon schuldig. „Ihr seid nicht euch selbst. Ihr seid teuer erkauft.“ Es gibt keine Fähigkeit und kein Vermögen eurer Natur, die nicht erlöst sind, die Christus nicht gehören durch die Kraft seines Lösegeldes, das er dafür gezahlt hat. Du wirst die Verbindlichkeit freudig und dankbar anerkennen, alles zu tun, was du kannst, für Ihn, der dich geliebt und mit Seinem kostbaren Blut erkauft hat.

„Strebt´ ich auch dem Guten nach,
Eifrig, weinend, Nacht und Tag,“

so bin ich meinem Herrn schon alle Reue und Dankbarkeit schuldig. Aller Eifer der Missionare, alle Geduld der Märtyrer, aller Glaube der Bekenner, alle Heiligkeit der gottseligen Menschen gehört Christus von Rechts wegen, und darum können wir dafür keine Belohnung fordern, denn wir sind Ihm ja alles schuldig. Wenn uns für einen Dienst eine Belohnung gegeben wird, so ist es ein Dienst, der uns aus Gnaden gegeben wird, damit wir dadurch weitere Gnade erhalten.

Dann haben wir noch zu bedenken, dass unser ganzer Dienst an sich selbst der Annahme nicht wert ist. wenn alles zusammengenommen wird, so ist er an und für sich eine so armselige Sache, so unvollkommen und so mangelhaft, dass er keine Belohnung beanspruchen kann. Hiob fühlte dies in den Tagen seiner Erniedrigung. Er sagte: „Sage ich, dass ich gerecht bin, so verdammt er mich doch; bin ich fromm, so macht er mich doch zu Unrecht“. Wenn es uns möglich wäre, mit unsrem eigenen Verdienst vor Gott zu stehen, so würden wir gewiss fühlen, dass wir ihm nichts bieten können und ihn in vielen Dingen beleidigt haben. Wir würden unsre vermeintliche Gerechtigkeit von uns reißen und sie wie schmutzige Lumpen fortwerfen, selbst die Besten unter uns. „Ich habe alles für Schaden geachtet,“ sagt Paulus, „auf dass ich Christus gewinne und in Ihm erfunden werde, dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird.“ Wenn wir denn so überzeugt von unseren Fehlern, Mängeln und Übertretungen sind, und selbst für unsere heiligsten Werke um Gnade zu bitten und ihre Sündhaftigkeit zu bekennen haben, wie können wir dann erwarten, dass uns eine Belohnung anders als aus Gnaden gegeben werde, da wir wissen, dass der ganze Dienst aus Gnaden geschieht. Bedenke ferner, dass die Fähigkeit, Gott zu dienen, eine Gabe der Gnade Gottes ist. Ich beziehe dieses nicht nur auf geistige Fähigkeiten, sondern auch auf die Macht, die bemittelte Männer haben, der Sache Gottes durch ihre Freigebigkeit zu helfen. Gott ist es, der die Kraft gibt, wohlhabend zu werden, wie Er es ist, der das Gehirn zum Denken und den Mund zum Sprechen gibt. „Was hast du, das du nicht empfangen hast?“ Wenn hier solche gegenwärtig sind, die Gott mit ihren Gaben dienen, so werden sie zugeben, dass diese ihnen gegeben sind. Sie haben sie nicht selbst erworben. Wenn sich einige etwas erworben haben, so war die Kraft, es zu können, ihnen doch von Dem gegeben, von Dem alle guten und vollkommenen Gaben kommen. So ist die Fähigkeit, Gott zu dienen, eine Gnadengabe.

Geliebte, der Ruf, Gott in irgend einer besonderen Weise zu dienen, geschieht aus Gnade. Wenn wir ins Predigtamt berufen werden, so denkt an das, was Paulus sagt: „Mir, dem Allergeringsten unter allen Heiligen, ist gegeben diese Gnade, unter den Heiden zu verkündigen den unerforschlichen Reichtum Christi.“ Die Fürsten schreiben zu ihrem Titel „von Gottes Gnaden.“ „Prediger des Evangeliums von Gottes Gnaden.“ Nun wohl; wir können es auch auf unser Leben anwenden: „Sonntagsschullehrer von Gottes Gnaden, Straßenprediger von Gottes Gnaden. Prediger des Evangeliums von Gottes Gnaden.“ Gott ist es, der uns zu dieser Beschäftigung beruft. Unsere Berufung, wenn es wirklich eine Berufung ist, kommt von dem großen Hirten und Bischof unserer Seelen, der auf den Berg stieg und zu sich rief, die er wollte und sie zu Seinen ersten Boten machte. Ehe der Herr seine Jünger verließ, gab er ihnen den großen Auftrag, der noch jetzt für seine Gläubigen bindend ist: „Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur.“ Es ist Gnade, wenn wir in einen Wirkungskreis gestellt werden, und welche Gnade ist es, gewürdigt zu werden, etwas für Ihn zu tun! Wir sind nicht wert, die Riemen Seiner Schuhe aufzulösen, nicht wert, sie zu tragen. Und wenn es auch nur eines Dieners Werk ist, so ist es doch ein Königswerk , wenn es für Jesus getan wird. Gelobt sei Sein Name, wenn er mich irgend in Seinem Dienst gebrauchen will, und wenn es nur als Küchenmagd wäre. Die Küche ist im Palast und Christi Küchenmägde sind Ehrenmägde. Wer Gott dient, herrscht; Ihm zu dienen auf Erden ist verherrlicht sein. Ihm im Himmel zu dienen, wird ein Teil unserer ewigen Verherrlichung sein. Dies geschieht natürlich aus Gnaden.

Weiterhin ist jede Gelegenheit, Gott zu dienen, eine Gnadengabe. Ich weiß, wenn ich wegen Krankheit von der Kanzel genommen wurde, dass ich es für eine große Gnade Gottes gehalten habe, gewürdigt zu werden, sie wieder zu besteigen. Wenn jemandes Hand unfähig wird, die Feder zu halten, so nennen wir es Gnade, wenn er wieder einige liebende Worte schreiben kann, wodurch manche Seelen gesegnet werden. Ich glaube, dass es Gottes Gnade ist, die die Leute euch in den Weg führt, mit denen ihr vertraulich sprechen könnt. Gottes Gnade ist es, die die Kinder zu dir in die Sonntagsschule bringt, damit du sie unterrichten kannst. Wenn wir recht wach wären, so würden wir den ganzen Tag Gelegenheiten finden, Ihm zu dienen, und wir würden sagen: Gelobt sei Gott, dass er mich dahin gestellt hat, wo ich Ihm ein wenig dienen und Früchte zu Seinem Preise bringen kann! Es ist alles Gnade, die Gelegenheiten, die die Vorsehung gibt und der Geist und die Kraft, diese Gelegenheiten zu nutzen, kommen als Gaben von Gott.

Noch eins weiß ich. Wenn du zu einem Werke berufen worden bist und die Gelegenheit da ist, so ist es eine Gnadengabe, wenn du in dem rechten Gemütszustand bist, des Herrn Dienst zu verrichten. Fühlst du dich nie träge und matt? Würdest du nicht immer so sein, wenn sein Geist dich nicht belebte? Ist deine Seele nicht zuweilen wie ein Eisklumpen? Würde das Wasser je fließen, wenn nicht der Geist mit seiner schmelzenden Kraft käme? Hast du nicht Gott gedankt, lieber Bruder, dass du aus Gnaden schöne Gelegenheiten gehabt hast, in welchen der Herr dich wie Naphthali „zu einem schnellen Hirsch, der schöne Rede gibt, gemacht hat?“ Wenn du gute Werke verrichtet hast, von wem war die Salbung? Von wem war die Macht? Du hast gesprochen; das ist etwas Geringes. Aber Gott hat durch dich gesprochen; das ist etwas Großes. Ist das nicht ganz das Werk der Gnade? Jede Träne der Teilnahme, die der Prediger vergießt, wenn er um Menschen für Jesus wirbt; jeder Herzschlag und jedes Sehnen seiner Seele, wenn er sie nötigt, herein zu kommen; das ganze Sein und Tun eines gesalbten Predigers oder Lehrers - alles das ist Gnade und Gott gebührt der Ruhm dafür. Wir arbeiten nicht unter dem Gesetz, denn das Gesetz sorgt weder für Kraft, noch für Stimme,( noch Duft). Es ist die Gnade, die uns arbeiten lässt, denn sie gibt uns Kraft zur Arbeit. „Gott hat ein Wort geredet, das habe ich etliche Male gehört, dass Gott allein mächtig ist. Und du, Herr, bist gnädig und bezahlst einem jeglichen, wie er es verdient.“ Gott gibt dem Prediger Kraft nach seinem Bedürfnis und die nötige Führung in den Schwierigkeiten seiner Aufgabe. Das ist Gnade, nicht wahr?

Gewiss werdet ihr im nächsten Punkt ohne weiteres mit mir übereinstimmen: Der Erfolg im heiligen Dienst ist ganz des Herrn. Wenn wir so dreist wären, das Pflanzen und Begießen uns selbst zuzuschreiben, so dürfen wir es doch nicht wagen, uns das Gedeihen zuzuschreiben. „Ich habe gepflanzt, Apollo hat begossen“, sagt Paulus, „aber Gott hat das Gedeihen gegeben.“ Würde eine einzige unserer Unterredungen das harte Herz eines Menschen bewegen, wenn der Heilige Geist ihn nicht von der Sünde überzeugte und ihn zur Reue brächte? Würde das Predigen des Evangeliums in unserer Weise das Auge eines Menschen erleuchten, wenn Jesus nicht in Seinem eigenen Lichte gesehen würde? Könnten wir das gebrochene Herz trösten, könnten wir den Gefangenen Freiheit verkündigen und den Gebundenen das Lossein, wenn der Geist Gottes nicht in uns wäre? Würde unsre Botschaft nicht auf die Erde fallen ohne das Werk Gottes, der alles durch uns und in uns tut? Wir sind seine Mitarbeiter. Wir erheben unsre Hand und Gott erhebt die seinige. Wir sprechen und Er spricht. Wir möchten gerne das Herz des Menschen ergreifen und Gott ergreift es. Wir möchten sie zu Christus weinen, und Er bringt sie weinend zu Christus und errettet sie zum ewigen Leben. Gelobt sei Sein Name! Darf einer von uns sagen, wenn wir auch viele Jahre geweissagt haben, dass wir die Totenbeine lebendig gemacht haben? Sagen wir, nachdem wir lange eingeladen haben, dass wir ohne die göttliche Arbeit eine Seele überredet haben, in den Hochzeitssaal zu kommen? Schreiben wir uns den Ruhm einer erretteten Seele zu? Es wäre Verrat; es wäre Lästerung. Wir dürfen eine solche Sünde nicht begehen. Unsere Arbeit, wenn sie überhaupt Erfolg hat und wert ist, ein gutes Werk genannt zu werden, geschieht ganz aus Gnaden.

Und, meine Freunde, wenn jemand von euch berufen wird, um Christi willen zu leiden, so ist die Ehre, zu leiden, eine besondere Gabe. Wenn du Schmach leiden musst, wenn du deine Stellung verloren hast, wenn du ein geringes Märtyrertum erlitten hast, das auch in einem freien Lande wie das unsrige möglich ist, so ist es eine Gnadengabe, „denn euch ist gegeben, um Christi willen zu tun, dass ihr nicht allein an ihn glaubt, sondern auch um seinetwillen leidet. Seid fröhlich und getrost; Es wird Euch im Himmel wohl belohnt werden. denn also haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.“ Aber schreibe dir selbst nichts zu. Du bist erhoben zu der Würde des Leidens; es ist dein König, der dich dahin gebracht hat. Du hast Seine gnädige Erlaubnis, durch große Trübsal zu gehen. Das wäre dir nichts, wenn du deine Kleider nicht gewaschen und weiß gemacht hättest im Blute des Lammes. Du verdankst deine Geduld, deinen Mut, deine Standhaftigkeit und alles dem Geiste Gottes. Du würdest schon längst durch die Schlinge der Menschenfurcht fortgerissen worden sein; du würdest schon längst ein Verräter der Wahrheit und des Herrn geworden sein, wenn Er dich verlassen hätte. Es ist deine Pflicht, treu zu sein, aber wenn du treu bist, so liegt es nicht in dir, dass du es bist. Er wirkt unsere Arbeit in uns und ihm gebührt der Preis dafür. „Schaffet, dass ihr selig werdet mit Furcht und Zittern.“ Schaffet, seid mit Ernst dabei, „denn Gott ist es, der in euch wirket beides, das Wollen und Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.“ „Seid fest, unbeweglich und nehmet immer zu in dem Werke des Herrn, sintemal ihr wisset, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.“ Gott wird dich belohnen, aber deine Standhaftigkeit, dein Fleiß, deine Geduld, alles dieses ist das Werk der Gnade Gottes, und das weißt du. Wenn du sie wirklich besitzt, so schreibst du sie Ihm alleine zu.

Nun denke ich, haben wir es ohne jeden Widerspruch unter geistlichen Menschen festgestellt, dass im Dienste des Herrn freie Gnade verherrlicht wird.

II.

Wir gehen einen Schritt weiter und sagen als zweiten Punkt, dass der Herr seine eigene Weise hat, unsere Arbeit zu messen. Ihr seht das bei diesen Männern, die im Weinberg gearbeitet haben; ihr Herr maß ihre Arbeit nach seiner Weise. Er zahlte nicht nach der gewöhnlichen Weise so und so viel per Stunde, sondern wie alles aus Gnaden geschah, so zahlte dieser große Hausvater den Lohn auch nach seinem Maße, einen Groschen für eine Stunde, einen Groschen für zwölf Stunden. Er machte die Letzten den Ersten gleich. So wird es sein. Die Letzten werden die Ersten sein, und die Ersten die Letzten. Das kommt daher, weil wir es hier nicht mit einem gesetzlichen Zahlmeister, sondern mit einem Gott der Gnade zu tun haben, der unseren Dienst, der ganz aus Gnaden geschieht, mit seinem eigenen Maße und nicht mit dem unsrigen misst.

Er wird einen jeden Arbeiter belohnen, aber nicht nach unserem Urteil. Er wird keinen ungerecht behandeln, auch nicht in der Allmacht seiner Gnade. Er wird imstande sein, zu jedem Arbeiter sagen zu können: „Mein Freund, ich tue dir nicht Unrecht.“ Er wird keinem seiner Diener Unrecht tun, verlasst euch darauf. Aber er wird sagen: „Habe ich nicht Macht, zu tun, was ich will mit dem Meinen?“ Er wird seine Arbeiter belohnen in königlicher und doch gnädiger Weise. Auch wird er uns nicht belohnen nach der vollbrachten Zeit oder der Größe des Wirkungskreises. Einige mögen dreißig, vierzig Jahre Christen gewesen sein und sind nie unter den Ersten gewesen. Es ist nicht die Länge eures Dienstes, so gut ein langer Dienst auch ist, denn das ist Gottes Gewinn. Es gibt einige, die zu Jesus gekommen sind, in demselben Jahre schon in den Himmel gehen und ihrem Herrn doch viel Ehre machen. Es ist nicht die Länge der Zeit, die du im Dienste des Herrn bist, noch ist es die Ausdehnung des Arbeitsfeldes. Einige scheinen sehr viel zu tun und weit ausgedehnt zu wirken, aber so misst der Meister nicht. Er misst weder nach den Stunden, noch nach der Quadratfläche. Das mag eine gesetzliche Weise des Messens sein, aber seine gnädige Meßweise ist nicht so.

Er wird den Lohn auch nicht nach unseren Fähigkeiten messen oder nach unseren Kräften, weder nach unseren Mitteln, noch nach unseren günstigen Gelegenheiten, denn dann würde mancher von uns einen großen Anteil beanspruchen, und andere könnten nur sehr wenig verlangen, wenn das die Regel wäre. Dies aber ist nicht die Weise, wie der Meister misst. Wenn er dem einen die Gabe der Rede, dem anderen die Gabe des tiefen Verständnisses der Schrift, dem dritten Erfahrung usw. gegeben hat, so wird der Lohn diesen Leuten, die die verschiedenen Gaben haben, nicht nach dem Verhältnis der Gaben gegeben werden, sondern nach einer ganz anderen Regel.

Die Belohnung wird nicht nach dem Urteil der Menschen geschehen. Ein Bruder hat z.B. in seiner Weise Gott gedient; seine Brüder denken hoch von ihm und geben ihm ein Amt. Er ist Diakon oder Ältester und vielleicht gar Pastor. Es ist ein großer Segen, wenn unsere Gelegenheiten zur Nützlichkeit vermehrt werden, aber wir werden durchaus nicht belohnt werden nach der Höhe unserer Stellung. Das ist nicht das Maß in dem Reiche, wo Jesus regiert.

Auch wird niemand nach seinem eigenen Urteil gemessen, ich kenne einige Freunde, die einen großen Lohn erhalten würden. Sie sind frei von Sünde, sie sind vollkommen, wie sie sagen. Ihr Herr weiß es, wenn sie es nicht wissen, ob es wahr ist. Ein anderer sagt: „Ich habe dieses und ich habe das getan.“ Aber nicht, was du sagst, das du getan hast, wird deines Herrn Belohnung beeinflussen. Es gibt einige, die sehr laut von dem sprechen, was sie ausgerichtet haben. Ich denke nicht, dass ihre Brüder sie im allgemeinen höher schätzen, weil sie selbst sich für so hoch halten. Ich glaube, dass diejenigen, die geringer von ihrer eigenen Fähigkeit und Nützlichkeit denken, von den Heiligen des Herrn viel mehr geehrt werden. Nein, unser Selbsturteil, unser Großsprechen, unser lautes Bekennen usw. sind nicht das Maß, mit welchem unser Lohn gemessen wird, sonst würden diejenigen, die sagen: „wir haben des Tages Last und Hitze getragen,“ zwei oder drei Groschen, vielleicht auch noch mehr, empfangen haben im Verhältnis zu den armen Geschöpfen, die der Hausvater ihnen gleich machte, obwohl sie erst in der elften Stunde gedingt worden waren.

Unsere Belohnung wird nicht im Verhältnis des Eindrucks sein, den wir auf die Menschen gemacht haben. Wir mögen einen Eindruck auf unser Zeitalter, auf unsre Nachbarschaft und Umgebung gemacht haben. Die Namen einiger Menschen werden berühmt durch ihre Nachkommen, während anderen gar kein Ruhm zuteil wird. Es ist so, dass die Namen einiger Menschen allenthalben bekannt und gepriesen werden, während andere in dem kleinen Kreise ihrer Familie leben und außerhalb desselben nicht weiter bekannt sind. Gott aber misst nicht so. Die gottesfürchtige Hausfrau, die vier bis fünf Kinder in ihrer Hütte für Gott erzieht, rechnet Gott vielleicht zu den Ersten, und den tüchtigen Redner auf der Kanzel, an dessen Lippen Tausende hängen, rechnet Gott vielleicht zu den Letzten. Gott hat seine eigne Weise, die Werke der Menschen zu beurteilen.

Ich füge noch hinzu, dass wir auch nicht belohnt werden nach unserem Erfolg. Einigen Menschen wird der Erfolg in großem Maße zugemessen. Der Erfolg, der gar nicht der ihrige ist, sondern denjenigen, die vor ihnen gearbeitet haben. Ein Mann predigt jahrelang das Evangelium unter Tränen und sieht wenig Frucht. Er stirbt. Ein andrer mit ernstem Geist folgt ihm und sammelt die Garben dieses Mannes ein. Der erste hat gesät und der andere hat die Ernte eingebracht. Wem wird die Belohnung gegeben werden? Der Erfolg gehört nicht dem, der ihn erworben zu haben scheint. Ich erinnere euch an eine römische Legende, die viel Wahrheit enthält. Es war ein Bruder, der mächtig predigte und viele für Christus gewann, dem in einem Traum offenbart wurde, dass er im Himmel keinen Lohn erhalten würde für das, was er getan hat. Er fragte, wer den Lohn bekommen würde, und ein Engel sagte ihm, dass dies ein alter Mann sei, der auf der Kanzeltreppe zu sitzen pflege und für ihn bete. Nun, es mag so sein. Ich denke, es ist wahrscheinlich dass sie beide von ihrem Herrn gelobt werden. Wir werden aber nicht belohnt werden nach dem Erfolg.

Ebensowenig werden wir zu den Letzten gezählt werden, wenn wir keinen Erfolg haben. Gott beabsichtigt, dass einige Menschen nie Erfolg haben werden nach den Regeln, die bei Menschen gelten, denn er beauftragte selbst seinen Propheten Jesaja, zu dem Volk zu predigen, um ihr Herz zu verstocken und ihre Ohren dick zu machen. Er sandte Jeremia, der über sein Volk zu weinen hatte, aber seine Tränen bewirkten keine Reue und Besserung. Er mag dich senden wie Noah, hundertzwanzig Jahre zu predigen und doch keinen anderen in die Arche zu bringen, als seine eigene Familie. Wenn du aber treu bist, so ist dieses wohlgefällig in seinen Augen. Hier liegt das Wohlgefallen Gottes. Ich glaube jedoch nicht, dass du nur zu pflügen und zu säen hast und in deinem ganzen Leben keine einzige Garbe ernten wirst. Aber wenn es so wäre und du wirst nur treu erfunden in der Arbeit, die Gott dir gegeben hat, wahrlich, ich sage dir, du wirst nicht unbelohnt bleiben, doch die Belohnung wird nicht gemessen nach der menschlichen Regel des Erfolgs.

Lasst mich sagen, was Gottes Regel ist. Es ist eine verzweigte Regel. Einige Menschen stehen als die Ersten da wegen ihres starken Wunsches. O, sie würden das Volk errettet haben, wenn sie es hätten tun können. Sie würden ihr Leben dafür hingegeben haben und predigten sich das “„Herz aus dem Leibe“ mit dem Wunsch, ihre Hörer zu retten. Ihre Seele lief über ihre Lippen, wenn sie mit den Menschen redeten. Gott kennt ihre Wünsche und nimmt den Willen für die Tat, und so werden die Letzten die Ersten.

Gott misst auch nach dem Verhältnis. Jener Bruder hatte nie mehr als ein Pfund, aber er tat so viel damit, als andere mit zehn, obwohl es in seinen Augen nicht viel zu sein schien. Er war immer betrübt, dass es so wenig sei. Er dachte, er sei wie ein Koralleninsekt am Grunde des Meeres, das etwas Koralle bereitet, das nie an die Oberfläche kommt, aber es war ein Teil eines Ganzen, das später eine Insel des Meeres bilden würde. Gott wird nicht messen nach dem, was ein Mensch nicht hat, sondern nach dem, was er hat.

Es gibt zum Beispiel jemanden, der nichts hat, was ihn empfiehlt, als nur seinen Geist. Er wartet auf Gott. er ist sehr begnadigt. Er zittert über Gottes Wort. Er spricht von ganzem Herzen sehr ehrerbietig, sehr sanft, und ist immer von dem Wunsch beseelt, stille zu sein, wenn Gott ihn still haben will, und nur zu sprechen, wenn Gott ihn bewegt. Seine Freude ist, den Willen Gottes zu tun und nur Gottes Willen, und er ist ganz zufrieden, nichts zu sein. Gott stellt diesen Mann, der aufrichtig für ihn wirkt, vielleicht zu den Ersten, während er selbst in seiner Demut glaubt, zu den Letzten zu gehören. Vielleicht gibt es jemanden, der alles, was er tut, gründlich tut. Er fängt nicht vielerlei an, sondern tut nur eine Sache. Es ist alles, was er kann, er wirft seine ganze Seele hinein und arbeitet so, wie einige orientalische Künstler, wenn sie ein Kleinod für einen Prinzen anfertigen. Ihr ganzes Leben ist auf dieses „Kleine“ hin ausgerichtet, und es mag sein, dass unser großer König sie zu den Ersten zählt, während einem anderen, der Vieles in einer nachlässigen Weise tut, sein ganzes Werk verworfen wird, denn es ist nicht nach dem Muster des Fürsten, und er will seinen Palast nicht damit schmücken.

Ich glaube, teure Freunde, dass Gott unsere Arbeit ganz besonders danach messen wird, wie wir dabei an ihn gedacht haben. Wenn wir es alles Ihm taten, wenn wir alles für Ihn taten, wenn Er immer in unseren Gedanken war bei unserem Arbeiten und wenn wir nicht an unsere Freude und unseren Ruhm dachten, würde Gott uns wahrscheinlich mehr ehren, denn er wird solche, die viel an Ihn denken, zu den Ersten zählen und andere zu den Letzen. „Wer mich ehrt,“ spricht der Herr, „den will ich wieder ehren.“

Und besonders, wenn alles was wir tun, in Liebe getaucht ist. Denke an die Frau, die ihre Flasche nahm und zerbrach und das herrliche Nardenwasser Jesus auf das Haupt goss. Sie wird zu den Ersten gezählt und Jesus sagt, dass ihrer allenthalben, wo das Evangelium gepredigt wird, gedacht werden wird. Einige, die viel getan haben, gehören zu den Letzten, denn sie taten es nicht mit so viel Liebe, als diese Frau.

Einige arbeiten für Gott mit großem Glauben, und Gott liebt es, uns im Glauben wirken zu sehen. Viel Arbeit zu tun mit viel Unglauben, heißt sehr wenig tun, denn wenn ein Gebet im Unglauben keinen Erfolg hat, so wird es auch das Predigen und Lehren im Unglauben nicht haben. Arbeite im Glauben, und du wirst vielleicht zu den Ersten gerechnet werden.

Ich bin gewiss, dass Gott unsere Arbeit auch misst im Verhältnis, wie wir darüber gebetet haben. Ja, es war ein schöne Predigt! Du konntest merken, dass der Prediger gearbeitet hatte, du konntest merken, wie er diese und jene Redeweise gut angebracht hatte, aber du konntest auch merken, dass er nicht gebetet hatte. Eine Predigt, über die gebetet worden ist, ist zehntausendmal mehr wert, als eine, die nur vorbereitet oder nachgemacht oder aus dem eigenen Geist gekommen ist, ohne durch den Heiligen Geist im Herzen gewirkt zu sein. Es ist etwas Großes, die ganze Predigt mit Gebet zu begleiten, sich alleine auf Gott zu verlassen! Gott blickt oft bei unserer Arbeit im Geben nicht auf das, was wir geben, sondern auf das, was uns übrig bleibt. Die arme Witwe, die alles gab, was sie hatte, gab mehr, als alle Reichen, weil ihr nichts übrig blieb. Es waren nur zwei Scherflein, die einen Heller machen, aber es war ihre ganze Nahrung, und darum gehört sie zu den Ersten. Ein reicher Graf hat tausend Mark gegeben, und wir sind ihm sehr verbunden, aber er gehört zu den Letzten, denn er hat viel übrig behalten.

Dann werden auch wohl einige zu den Ersten gerechnet werden, die keinen Lohn empfangen haben für das, was sie taten. Der Herr sagt, wenn wir ein Fest geben, sollen wir die Lahmen und Krüppel und Blinden einladen. Warum? „Denn,“ sagt er, „sie haben es dir nicht zu vergelten.“ Er sagt von den Pharisäern: „Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.“ Man wird nicht zweimal bezahlt. Wenn du etwas für Jesus getan hast, z.B. den Glauben verteidigt und du wirst dafür angeklagt und getadelt, so hast du keinen Lohn dafür bekommen. Es ist eine Belohnung für unbelohnte Dienste vorhanden. Es ist etwas Großes, wenn du durch Gottes Gnade etwas in Seinem Buch stehen hast, nicht durch das Gesetz, sondern durch die Gnade. Du halfst einem armen Mann und er war nicht dankbar. O, sei dankbar dafür, dass er nicht dankbar war, denn wäre er es gewesen, so hättest du deinen Lohn dahin. Wenn diejenigen, dien du geholfen hast, nachher sehr freundlich sind, gut von dir sprechen und dir diesen oder jenen Dienst erweisen, so ist das natürlich sehr angenehm, doch du bist bezahlt. Aber diejenigen, die Gutes getan und dafür gelitten haben; die für das Beste, das sie getan haben, die schlimmste Vergeltung bekamen, die Gutes erwiesen und Unfreundlichkeit dafür empfingen, von denen mag der Herr sagen: „Diese waren die Letzten, aber sie sollen die Ersten sein“, während manche, die in der Achtung der Menschen hoch standen und Dankbarkeit ernteten, zu den Letzten gehören werden.

III.

Meine Zeit ist fast vorüber, aber ich bitte euch, noch einen Augenblick auf den dritten Punkt zu achten, denn das ist der praktische Teil der freien Gnade in unserem Dienst. Wir bekommen Unterricht betreff unseres Geistes als Arbeiter. Wenn die ganze Arbeit Gnade ist und wenn Gott sie nach einer Weise misst, die nicht nach dem Gesetz, sondern nach Seiner Gnade ist, so haben wir zweierlei zu beachten, erstens, dass wir nicht stolz, und zweitens, dass wir nicht mutlos werden.

Sei nicht stolz, denn viele, die die Ersten sind, werden die Letzten werden. Angenommen, mein Freund, dass du wirklich einer der Ersten bist und viel für Gott tust, willst du stolz sein? Du wirst nur ein umso größerer Schuldner. Du schuldest der Gnade, die dich befähigt hat, dem Werk des Herrn dienen zu können, nur umso mehr. Falle nieder zu den Füßen deines Herrn und sei demütig.

Dann denke daran, obwohl du meinst, du gehörst zu den Ersten, dass du gerade jetzt zu den Letzten gehören magst. Deine Schätzung deines Dienstes ist vielleicht ganz und gar nicht die göttliche Schätzung. Du magst denken, dass „du reich bist und gar satt hast und nichts bedarfst“, aber in Gottes Augen bist du „elend und jämmerlich, arm, blind und bloß.“ Dein Werk mag sein wie große Bündel Heu, Stroh und Stoppeln, und wenn Gott es prüft, verbrennt es zu einer Handvoll Asche, während ein Freund, von dem du gering denkst, und der nur wenig gearbeitet hat, jedoch ein Werk von Silber, Gold und Edelstein.

Lasst uns ferner bedenken, wenn es auch wahr ist, dass wir zu den Ersten gehören, es doch sein kann, dass wir uns unter den Letzten befinden, wenn wir stolz darauf werden. O, wie sind einige Diener Gottes „zusammengeschrumpft“, als sie anfingen, durch Stolz und Eitelkeit aufgeblasen zu werden! Gott segnete sie, so lange sie schwach waren und sich auf Seine Stärke verließen, aber als sie stark waren und sich auf sich selbst verließen, stellte sich Misserfolg ein.

Eins ist unbedingt gewiss: Wenn du unter den Ersten bist, so rechnest du dich selbst zu den Letzten. Wer der Beste ist, hält sich selbst für den Schlechtesten. Welche Beschreibung gibt Paulus von sich im siebenten Kapitel an die Römer! „O“, sagt jemand, „ich habe gehört, dass Paulus dieses gesagt hat, als er unbekehrt war.“ Lass dir gesagt sein, dass er schon im dritten Himmel gewesen war, als er diese tief Erfahrung niederschrieb. Er hatte so viel Ähnlichkeit mit seinem Herrn, dass er jeden damals Lebenden übertraf, Johannes vielleicht ausgenommen, und wenn es nicht wegen seiner außerordentlichen Heiligkeit gewesen wäre, so wäre er nicht imstande gewesen, diese ängstlichen Seufzer auszusprechen, wenn er sagt: „Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?“ Der Mensch, der sich für heilig hält, hat nie den Heiligen Gott gesehen. Wenn er Gott gesehen hätte, würde er mit Hiob ausrufen: „Ich habe Dich mit den Ohren gehört, und mein Auge sieht Dich nun auch. Darum beschuldige ich mich und tue Buße in Staub und Asche.“ (Die höchste Vollkommenheit Gottes, des Herrn, und das vollkommene Beispiel des Herrn Jesus Christi sind solche, dass jemand, der irgend Gemeinschaft damit gehabt hat, in seiner eigenen Meinung zu nichts wird??). Wer wirklich der Erste ist, ist stets bereit, zu den Letzten gerechnet zu werden. Paulus, der nicht im geringsten hinter einem Apostel zurücksteht, nennt sich den geringsten aller Heiligen und den vornehmsten der Sünder. Ach, Geliebte, eine niedrige Selbstschätzung ist eine der Aufschriften, mit denen Gott die besten seiner Besitztümer bezeichnet. Darum sei nicht stolz. Sei aber auch nicht mutlos. Wenn du fühlst, dass du der Letzte bist, so denkt Gott vielleicht ganz anders. Wenn du sagst: „Ich bin nicht wert, ein Apostel zu sein,“ so mag er dich für würdig halten, den Aposteln zugezählt zu werden. Gottes Gedanken deiner Würdigkeit und deine eigenen mögen sehr verschieden sein, aber seine Schätzung ist die richtige.

Angenommen, du seist der Letzte, so schenkt er mehr Gnade. Jesus ist gekommen, nicht nur, dass wir Leben haben, sondern dass wir es immer völliger haben. Sei nicht zufrieden mit dem, was du hast. Strebe ernstlich nach den besten Gaben. „Strebet nach den besten Gaben. Gott kann überschwänglich tun über alles, das wir bitten und verstehen.“ Sagt Gott nicht: „Tue deinen Mund weit auf, lass mich ihn füllen?“ Ich sprach heute morgen mit einem Gottesmann und sagte ihm, dass Gott mir im Gebet besonders nahe gewesen sei und meine Bitten erhört habe. Mein Freund sagte: „Ja, und er hat deinen Mund weiter aufgetan als sonst.“ Ist es nicht so? Die Fähigkeit, gläubig zu beten, wächst durch Übung. Je mehr du bittest, je mehr vermagst du zu bitten, und je mehr du gebeten hast, je mehr wirst du bitten. Die Fähigkeit, zu empfangen, vermehrt sich durch das Empfangen. Gott gebe, dass es so mit uns sei, wenn wir die Letzten sind.

Bedenke ferner, dass ein rechter Geist, wenn du wirklich zu den Geringsten gehörst, deine Armut ersetzen kann. Kannst du keinen großen Arbeitskreis bekommen, so verlange ihn nicht. Ein junger Prediger sagte zu einem alten: „Ach, ich predige nur zu ungefähr hundert Personen. Ich möchte an einem Ort sein, wo ich Tausende erreichen könnte.“ Sein Freund antwortete: „Junger Man, hundert Personen sind völlig genug für Ihre Verantwortung, und wenn Sie denen gegenüber treu Ihre Pflicht erfüllen, so haben Sie genug zu tun.“ Wünsche ein größeres Arbeitsfeld, wenn du fähig bist, es zu bearbeiten, aber denke daran, dass die Beste Vorbereitung für einen größeren Dienst die ist, in dem gegenwärtigen treu zu sein.

Mein letztes Wort an die Kinder Gottes ist dieses: Was macht es überhaupt, ob wir zu den Ersten oder zu den Letzten gehören. Lasst uns nicht so viel daran denken, denn wir nehmen alle teil an der Ehre, die jedem gegeben wird. Wenn wir bekehrt sind, sind wir Glieder am Leibe Christi, und wie wir in der Gnade wachsen und den wahren Geist bekommen, der diesen Körper durchdringt, so werden wir sagen, wenn ein Glied geehrt wird: „Diese Ehre ist eine Ehre für uns.“ Wenn irgend ein Bruder von Gott geehrt wird, so fühle ich mich mit geehrt. Wenn Gott deinen Bruder segnet und ihn zehnmal nützlicher macht als dich, dann siehst du, dass er auch dich, nicht nur ihn segnet. Wenn meine Hand etwas hat, so sagt mein Fuß nicht: „Ich habe es nicht bekommen. „Nein, wenn meine Hand es hat, so hat es nicht nur meine Hand; mein ganzer Körper hat es. Wenn der Mund alleine isst, so isst er doch nicht für sich alleine, sondern er isst für jeden Teil des Körpers. Wenn du dein Einssein mit Christus und mit seinem Volk fühlst, so wird dein einziger Gedanke sein: „Wenn nur Gott verherrlicht wird, wenn nur Gott gepriesen wird, ob ich dann der Erste oder Letzte bin, ist gleich.“ Du wirst aufstehen und sagen: „Dieser Bruder, der sich erst vor ein paar Wochen bekehrt hat, empfängt seinen Groschen und es freut mich“. Auch Für einen anderen, der nur Geringes verrichtet hat, wirst du Gott danken, dass er seinen Groschen bekommen hat. Er gehört mit zur Familie. Es kommt alles von derselben Hand und kommt alles in dasselbe Haus. Wir sind ähnlich gestellt, wie die Verkäufer in einem großen Geschäftsladen, wo viele Kunden bedient werden. Ein junger Mann hat die Damen zu bedienen und nimmt viel Geld ein, ein anderer ist in einer Abteilung, wo es viel Mühe macht, die Waren zu zeigen und doch nur geringe Summen eingenommen werden. Lobt der Geschäftsinhaber den einen dafür, dass er so viel Geld eingenommen hat? Derjenige, der die billigen Sachen verkauft hat, ist ebenso fleißig gewesen wie der andere und wird in den Augen des Prinzipals ebenso hoch angesehen. Angenommen, sie gehören beide zur Familie des Geschäftsinhabers, und abends sagt der eine: „Ich habe so und so viel eingenommen.“ „Und ich zehnmal so viel,“ sagt der andere. Sie freuen sich beide, denn alles fließt in eine Kasse, in die Kasse der Firma, egal durch wen. Geht denn hin, lieber Bruder, liebe Schwester, arbeitet für Jesus und beneidet keinen anderen, sondern freut euch der Gnade, dass ihr mitarbeiten dürft in dem Werke des Herrn.

Noch eine Bemerkung, ehe ich fertig bin. Ich habe bis jetzt nur zum Volk Gottes gesprochen, weil ihr, die ihr noch nicht errettet seid, ihm nicht dienen könnt. Welche unglückliche Stellung nehmt ihr ein? Ihr seid außerhalb der „Dienstschranken“. Gott wird nichts von euch annehmen, bis ihr zu Jesus kommt. Der einzige Weg, ein Opfer zu bringen, ist, es durch Jesus Christus, den großen Hohenpriester, zu bringen. „Es sei denn, dass ihr umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen,“ und noch weniger werdet ihr als Diener Gottes angenommen. Ich bitte euch, wenn ihr an die Gnade denkt, von der ich gesprochen habe, nicht eher zu ruhen, bis ihr sagen könnt, dass Jesus euch errettet und einen Anteil an Seiner Gnade gegeben hat, um euch dann in Seinen königlichen Dienst zu nehmen. Der Herr segne euch. Amen.

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