Spurgeon, Charles Haddon - Das Evangelium des Reiches - Kapitel 10

Spurgeon, Charles Haddon - Das Evangelium des Reiches - Kapitel 10

(Der König beauftragt seine Beamten. V. 1-15.)

1. Und Er rief seine zwölf Jünger zu sich, und gab ihnen macht über die unsauberen Geister, dass sie dieselbigen austrieben, und heilten allerlei Seuche und allerlei Krankheit.

Seht die Weise, Apostel zu machen. Sie waren zuerst Jünger, und hernach Lehrer andrer: sie waren ganz besonders seine Jünger, und dann wurden sie bestimmt, ein Segen für die Menschen zu sein. Sie wurden „zu Ihm berufen;“ so kam die höhere Berufung an sie. In der Gegenwart ihres Herrn empfingen sie ihre Ausrüstung, denn „Er gab ihnen Macht.“ Ist es so mit uns in unserem besonderen Amt? Lasst uns zu Ihm kommen, damit wir mit seiner Macht bekleidet und mit seiner Kraft gegürtet werden. Ihre Macht war eine wundertätige; aber sie war ähnlich der Macht ihres Herrn, und die Worte, die von ihr gebraucht werden, sind fast dieselben, wie wir sie bei seinen Heilungswundern gehört haben. Die Zwölfe sollten ihren Herrn vertreten. Auch wir können instandgesetzt werden zu tun, was Jesus unter den Menschen tat. O, dass uns solches verliehen würde!

2. Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: Der erste Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, Zebedäus’ Sohn, und Johannes, sein Bruder.

Der Heilige Geist hat nichts gegen wahrheitsgetreue Statistik. Es gab zwölf Jünger. Dies war eine vollständige Zahl, weder zu viele, noch zu wenige; eine Zahl, welche das geistliche Israel mit der Nation, dies ein Vorbild war, verband. Der Heilige Geist ist kein Freund von der Namenverschweigung oder von dem Gebrauch der Anfangsbuchstaben, was in unseren Tagen häufig der Fall ist. Er gibt die Namen, und warum auch nicht? In dieser Musterrolle ist Ordnung. „Der erste“, denn er stellte sich gewöhnlich voran und war durch seine Energie und Fähigkeit sehr geeignet zum Führer, „Simon, genannt Petrus,“ „ein Stein“; und ein recht fester Stein wurde er. Mit ihm Andreas, sein standhafter Bruder. Es ist gut, wenn Brüder im Fleische Brüder im Geiste werden. Dann kommen Jakobus und Johannes, die beiden Donnersöhne, von denen der eine so früh ein Märtyrer wurde, und der andere dem Herrn Jesu so unaussprechlich lieb war.

3. Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, Alphäus’ Sohn; Lebbäus, mit dem Zunamen Thaddäus.

Es ist wahrscheinlich, dass Bartholomäus Nathanael ist, den Philippus zu Jesu führte; sie passten gut zusammen. Bartholomäus wird nie genannt ohne ein und; es lag in seiner Natur, mit anderen zusammen zu arbeiten. Es ist auch wahrscheinlich, dass Lebbäus „Judas ist, nicht der Ischarioth.“ Es mag eine Verbindung zwischen ihm und Jakobus gewesen sein. Beachtet, wie Matthäus uns daran erinnert, dass er ein Zöllner gewesen. Mit heiliger Dankbarkeit erwähnt er seinen früheren Stand, damit die Gnade, die ihn berief, noch sichtbarer werde. Thomas war ebenso wahrhaft von dem Herrn berufen, wie irgend einer von ihnen, obgleich er einer war, dessen Gemüt quälende Zweifel hegte.

4. Simon von Kana und Judas Ischarioth, welcher Ihn verriet.

So gehen sie zwei und zwei, bis der Verräter die Reihe beschließt. Simon, der Eiferer, wird abgekühlt durch die berechnende Klugheit des Judas Ischarioth. Judas war wahrscheinlich der beste Finanzmann, und er kommt zuletzt mit dem Beutel. Diese Eigenschaft machte ihn nützlich, aber sie ward verkehrt zu seinem Verderben, denn er verkaufte seinen Meister um Silber. Welch eine Beschreibung, die dem Namen folgt: „welcher Ihn verriet!“ Gott gebe, sie möge nie hinter den Namen eines von uns gesetzt werden!

Die apostolische Zahl stellt passend die zwölf Stämme Israels dar, und für praktische Zwecke bilden die Zwölf eine geeignete Schar von Führern, ein hinreichendes Schwurgericht und eine genügende Zahl von Zeugen.

5. 6. Diese zwölf sandte Jesus, gebot ihnen und sprach: Gehet nicht auf der Heiden Straße, und ziehet nicht in der Samariter Städte, sondern gehet hin zu den verlorenen Schafen aus dem Haus Israel.

Dies war nur eine „Judenmission“, welche die allgemeine Erweckung des erwählten Volkes beabsichtigte. Es ist ein Beispiel einer besonderen Mission und gibt den Missionen für besondere Volksklassen ein Recht, aber es muss nicht zu einem Beispiel gemacht werden, wodurch der Herr eine eiserne Regel für alle Missionen vorgeschrieben hat. Die Leute waren zu jener Zeit unserem Herrn günstig gesinnt, und deshalb konnten seine Apostel eine bessere Behandlung erwarten, als man sie in unseren Zeiten hoffen kann. Einige dieser Regeln wurden bei einer folgenden Sendung geändert, als die Leute weniger günstig gesinnt waren. Dies war eine Mission von Israel zu Israel. Sie war nicht für die Heiden, sondern strenge auf „das Haus Israel“ beschränkt. Selbst die, welche den Juden am meisten glichen, sollten nicht besucht werden: „ziehet nicht in der Samariter Städte.“ Es war ein Suchen nach „den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel“ auf den Weiden nahe bei der Hürde. Wir dürfen gelegentlich Gottesdienste für bestimmte Klassen – für Arbeiter etc. haben, aber die stehende Regel lautet nicht so, sondern vielmehr: „Gehet hin in alle Welt, und predigt das Evangelium aller Kreatur.“

7. Geht aber, und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.

Ihr erstes Werk war, das kommende Reich zu verkünden und den Weg für den kommenden König zu bereiten. Diejenigen Israeliten, welche willig waren, konnten Untertanen dieses himmlischen Reiches werden und sollten darum von seinem nahen Kommen benachrichtigt werden.

8. Macht die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Teufel aus. Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch.

Nachdem sie den Seelen gedient, sollten sie auch den Körpern der Menschen Gutes tun, und so ihre Botschaft durch ihre Wunder bestätigen. Diese Taten der Barmherzigkeit sind in aufsteigender Linie; beachtet die Stufen. Alles sollte ohne Gebühr oder Lohn getan werden; ihre Kräfte waren nicht gekauft, ihre Wunder sollten nicht verkauft werden.

9. 10. Ihr sollt nicht Gold noch Silber noch Erz in euren Gürteln haben; auch keine Tasche zur Wegfahrt, auch nicht zwei Röcke, keine Schuhe, auch keinen Stecken. Denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert.

Sie brauchten nicht für Speise oder Logis zu bezahlen. Die Leute gaben ihnen freien Unterhalt, und deshalb hatten sie kein Geld nötig. Sie brauchten keine Reisetasche zu tragen, denn Mahlzeiten wurden ihnen freigebig angeboten von denen, die sie unterwiesen und heilten. sie sollten sich nicht mit doppelter Kleidung beladen, denn wenn das Wetter es erforderte, würden die Leute sie damit versorgen, selbst wenn ihre Schuhe sich abnützten, würden ihre Hörer ihnen welche wiedergeben. Wenn die Predigt wirklich angenommen wird, so wird der Prediger keinen Mangel an dem zum Leben Nötigen haben. Sie brauchten nicht einmal zu warten, um sich einen Stecken zu suchen, denn wenn einer nötig war, und sie ohne ihn ausgegangen, so würde ihnen einer gegeben werden. Unter einem willigen Volke ist eine solche Sendung nicht nur möglich, sondern im höchsten Grade angemessen. Es ist nur gerecht, dass die Leute diejenigen mit zeitlichen Dingen unterhalten, die ihnen im Geistlichen dienen, und es ist recht, dass Pläne gemacht werden, welche ihnen diese Pflicht auferlegen, wie es hier der Fall war. Der Prediger soll umsonst predigen, aber die, die den Nutzen davon haben, sollen auch umsonst Speise für ihn schaffen. Solche Mission, wie diese, ist in keinem Sinne eine Heidenmission. Diese Weise ist an sich gut, aber sie würde nicht möglich sein unter feindlichen Völkern. Bei der Arbeit unter Gegner muss der Befehl unseres Herrn, den Er unter anderen Umständen gab, befolgt werden. Siehe Lk. 22,36: „Wer einen Beutel hat, der nehme ihn“ etc. Verschiedenes Verfahren muss zu verschiedenen Zeiten angewandt werden. O, dass einige unserer sehr geistlich gesinnten Brüder ein wenig gesunden Verstand hätten! Wir bringen das Gebet dar mit sehr mutlosen Herzen.

11. Wo ihr aber in eine Stadt oder Markt geht, da erkundigt euch, ob jemand darinnen sei, der es wert ist; und bei demselben bleibet, bis ihr von dannen zieht.

Suchet Leute aus, die sich eigenen, mit euch im heiligen Werke verbunden zu werden. Wie ihre Umstände auch sein mögen, sehet hauptsächlich auf ihren Charakter. Für das beste Werk sucht die besten Männer aus. Stellt nicht euren Meister bloß, indem ihr bei Leuten von schlechtem Ruf wohnt. Aber wechselt nicht euer Quartier, und lauft nicht von einem zum anderen, damit ihr nicht bloße Bettler scheint, die von Tür zu Tür gehen. Bleibt bei den guten Leuten, mit denen eure Mission beginnt. Es mag sein, dass sich später reichere Leute einstellen, aber vergesst nie die würdigen Männer und Frauen, die euch zuerst bewirteten. Das sind weise Regeln. Dies ist nicht die Weise, die man bei Heiden beobachten kann, wo keine „würdig“ genannt werden können. Da suchen wir die Sündigen und fühlen, dass wir zu den am tiefsten Gesunkenen gesandt sind.

12. Wo ihr aber in ein Haus geht, so grüßt dasselbige.

Sagt: „Friede sei mit diesem Hause.“ Seid sehr höflich äußerlich und sehr wohlwollend innerlich. Ihr kommt als ein Segen, kommt mit einem Segen. Wir sollten nie in ein Haus eintreten, ohne ihm Gutes zu wünschen, und es nicht verlassen, ohne versucht zu haben, es besser zu machen.

13. Und so es dasselbige Haus wert ist, wird euer Friede auf sie kommen. Ist es aber nicht wert, so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden.

Denkt gut von allen, bis sie durch ihr Verhalten beweisen, dass eure gute Meinung ein Irrtum ist. Segnet das Haus, und wenn es dies wert ist, so wird der Herr euren Segen wirksam machen, und der Friede wird dort wohnen; aber wenn das Haus es nicht wert ist, so soll der Segen nach eures Herrn Befehl sich „wieder zu euch wenden,“ und das wird euch instandsetzen, die Zurückweisung zu ertragen, ohne entmutigt zu werden. Wir können nicht über den Wert urteilen, aber der Herr will es tun. Wir sollen von allen Gutes hoffen. Wir werden Gutes empfangen, selbst wenn es uns nicht gelingt, Gutes zu tun. Wenn das Misslingen nicht unsere Schuld ist, so wird es für uns kein Misslingen sein.

14. Und wo euch jemand nicht annehmen wird, noch eure Rede hören, so gehet heraus von demselben Hause oder Stadt, und schüttelt den Staub von euren Füßen.

Entsagt aller Gemeinschaft mit denen, die nicht Gemeinschaft mit eurem Herrn haben wollen. Seid nicht zornig; klagt nicht mit Bitterkeit an, sondern „schüttelt den Staub von euren Füßen“ und geht anderswohin. Geht nicht weg, um im Privatgespräch über die Leute zu spotten, aber lasst sie wissen, dass ihr sie verlaßt, weil sie eure Botschaft abweisen. Tut dieses offen und in der feierlichsten und lehrreichsten Weise, hoffend, dass man an euer letztes Tun gedenken werde. Es ist zu fürchten, dass wir die, welche Christum vorwerfen, in traurig leichter Weise behandeln und nicht den Abscheu über ihre Verwerfung unseres Königs zeigen, den diese verdient. Wir sollten unbußfertige Sünder wissen lassen, dass wir sie als nicht zu unserer Gemeinschaft gehörig betrachten. Wenn sie nicht hören wollen, so müssen wir sie sehen lassen, dass wir sie nicht anerkennen und sie für unrein halten, weil sie Christum Jesum abweisen. Wie wenig von diesem wird getan von den glattzüngigen Predigern unserer Tage! Die Menschen mögen das Evangelium abweisen und doch die Busenfreunde der sein, die ihnen predigen. Ja, sie versuchen sogar von der Kanzel, sie in ihrer Unbußfertigkeit zu ermuntern durch den Traum einer „weiteren Hoffnung.“

15. Wahrlich, ich sage euch: Dem Lande der Sodomer und Gomorrer wird es erträglicher ergehen am jüngsten Gericht denn solcher Stadt.

Die verfluchten Städte der Ebene mögen ein schreckliches Gericht erwarten, aber ihr Teil wird nicht so unerträglich sein, als das derjenigen, zu denen das Evangelium in der offensten Weise kommt und die doch seine Boten nicht aufnehmen, nicht einmal ihre Worte hören wollen. Mit welcher Feierlichkeit umgeben diese Drohungen sowohl das Predigen als das Hören von dem Reiche! Unser Herr besiegelt seine furchtbare Weissagung mit einen „Wahrlich“ und mit jener feierlichen Einleitung: „Ich sage euch.“

Hier sendet unser hochgelobter König seine Botschafter aus mit dem Befehl, das jüdische Volk aufzufordern, ihren Herrn und Herrscher anzuerkennen, und Er unterstützt sie in ihrem Auftrage durch eine fürchterliche Androhung des Gerichts für die, welche sie nicht aufnehmen oder ihre Worte nicht hören wollen.

(Des Königs Boten können erwarten, schlecht behandelt zu werden. V. 16-25.)

16. Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.

„Siehe.“ Unser Herr fordert zu besonderer Aufmerksamkeit auf und stellt dann seinen Gesandten vor Augen, sowohl damals als jetzt, was die Zukunft ihres Kreuzzuges sein wird. Was Er tat, war sehr wunderbar, daher das „Siehe!“

Es würde tollkühn sein, zu gehen, wenn Jesus nicht spräche: „Ich sende euch.“ Wenn Jesus Schafe aussendet, so mögen sie furchtlos „mitten unter die Wölfe“ gehen. Er sendet sie, nicht um mit den Wölfen zu kämpfen oder sie aus ihren Höhlen zu treiben, sondern sie umzuwandeln. Die Jünger wurden zu grimmigen Menschen gesandt, sie von der Sünde zu überzeugen, und deshalb mussten sie weise sein, um sie zu bekehren, und deshalb mussten sie sanft sein. Die Waffe der Christen ist ihre Waffenlosigkeit. Sie sollen verständig, vorsichtig sein, „klug wie die Schlangen“; aber sie sollen liebevoll, friedlich sein, „ohne Falsch wie die Tauben.“ Der christliche Missionar muss auf seiner Hut sein, damit er keinen Schaden leidet, aber er muss ohne Falsch sein, damit er keinen Schaden tut. Wir sollen Märtyrer genannt werden, nicht Wahnwitzige; wir sollen einfältigen Herzens sein, aber keine Einfaltspinsel.

Im Grunde ist die Sendung der Schafe zu den Wölfen eine hoffnungsvolle, da wir in der äußeren Welt sehen, dass die Schafe, obwohl so schwach, doch an Zahl weit die Wölfe übertreffen, die so grimmig sind. Der Tag wird kommen, wo der Verfolger so wenige sein werden wie der Wölfe, und die Heiligen so zahlreich wie die Schafe.

Herr, lehre mich in meiner Arbeit für Dich die wundervolle Verbindung von Schlange und Taube zu zeigen, die Du hier Deinen Dienern gebietest. Lass mich nie gegen andere wie ein Wolf werden, sondern lass mich überwinden durch die Sanftmut eines Lammes!

17. 18. Hütet euch aber vor den Menschen, denn sie werden euch überantworten vor ihre Rathäuser, und werden euch geißeln in ihren Schulen. Und man wird euch vor Fürsten und Könige führen um meinetwillen, zum Zeugnis über sie und über die Heiden.

„Hütet euch aber vor den Menschen.“ Verlasst euch nicht auf sie, betrachtet sie nicht als Mithelfer beim Aufrichten des Himmelreichs und versucht nicht, euer Zeugnis zu mildern, um es ihrem Geschmack anzupassen. Buhlt nicht um ihren Beifall und setzt keinen großen Wert auf ihre Gunst. Sie werden euch nicht schirmen, sondern „euch überantworten“; sie werden nicht für euren Unterhalt sorgen, sondern für eine Anklage vor dem Rat; sie werden euch nicht mit Dekorationen beladen, sondern euch mit Geißeln schlagen in ihren öffentlichen Versammlungsorten. So würden Israeliten die Israeliten behandeln. Die Grausamkeit, die beschrieben wird durch: „werden euch geißeln in ihren Schulen,“ muss sicherlich eine raffinierte Bosheit gewesen sein, doch ist für einige Menschen das Verfolgen ein Teil ihrer Religion.

Die Bosheit der Juden würde die Einmischung der heidnischen Obrigkeiten und Monarchen herbeirufen. Diese wurden auch Verfolger, und vor ihrem Tribunal hatten die Heiligen sich zu verantworten; aber da dies um Christi willen war, so waren sie dadurch instandgesetzt, ein Zeugnis für ihren Herrn und gegen seine Feinde abzulegen. Auf diese Weise nur konnten heidnische Fürsten und Könige ihr Zeugnis hören, und darum sollten sie die Vorladung vor irdische Machthaber willkommen heißen.

Unsre Haltung gegen Menschen muss eine vorsichtige sein. Wir müssen uns ihnen nicht anvertrauen und uns nicht auf ihre Gönnerschaft verlassen, aber wir müssen zu gleicher Zeit jede Gelegenheit benutzen, von unserem Herrn vor ihnen zu zeugen. Unser Beschützer und Herr ist im Himmel.

19. Wenn sie euch nun überantworten werden, so sorget nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es soll euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt.

Wenn ihr vor dem Richter steht oder im Begriff seid, vor ihn geführt zu werden, so quält euch nicht um das, „was ihr reden sollt.“ Seid nicht ängstlich wegen der Art oder des Inhalts eurer Verteidigung. Wenn ihr des Herrn wahre Knechte seid, so seid ihr Wortführer des Heiligen Geistes, Er wird euch in eine friedenvolle Gemütsstimmung setzen und passende Worte sollen „euch gegeben werden.“ Er wird in euch und durch euch reden. Der Vater selber wird euch in dem Augenblick die geeignetste Antwort an eure Gegner in den Mund geben. Dies ist wunderbar wahr gewesen bei den Märtyrern der Wahrheit in früheren Jahrhunderten, und kühne Verteidiger der Wahrheit empfangen noch immer dieselbe Leitung. Einfache Bauern haben große Philosophen in Verlegenheit gesetzt, und niedere Frauen haben gelehrte Theologen in die Enge getrieben.

20. Denn ihr seid es nicht, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet.

Die Männer Gottes sind überhaupt nur Werkzeuge Gottes. Unser Herr Jesus sagte, dass Er nicht aus sich selber, sondern durch den Vater spräche, und das tun seine treuen Zeugen auch. Sie reden und doch reden sie nicht; Gott schweigt und dennoch redet Er durch sie.

21. Es wird aber ein Bruder den anderen zum Tode überantworten, und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören wider ihre Eltern, und ihnen zum Tode helfen.

Unnatürlicher Hass ist aus religiöser Bitterkeit entsprungen. Die alte Schlange bemüht sich nicht nur, das Verhältnis des Geschöpfes zum Schöpfer zu vergiften, sondern sogar das des Kindes zu den Eltern und der Eltern zu dem Kinde. Brüder können unbrüderlich werden und alle anderen Verhältnisse unnatürlich, wenn sie unter der Herrschaft blinden Religionseifers sind. In Verfolgungszeiten können wir keine Liebe von denen erwarten, die Gott nicht lieben. Es hätte unmöglich scheinen können, dass Blutsverwandte willig sein könnten, einander zum Tode zu helfen, aber die Geschichte hat reichlich gezeigt, dass unseres Herrn Worte nicht zu stark waren. Er kannte die Menschenherzen und warnte seine Jünger im voraus vor dem mitleidlosen Sturm, der über sie kommen würde infolge der menschlichen Feindschaft gegen die Wahrheit.

22. Und müsset gehasst werden von jedermann um meines Namens willen. Wer aber bis ans Ende beharrt, der wird selig.

Dies sind schwere Worte, aber sie sind wahr. Wenn wir treu sind, so werden wir notwendig Feinde machen. Jesus sagt im Grunde. Die Klassen und die Massen werden sich gegen euch wenden, um des Namens, der Lehre und der Herrschaft eures Meisters willen. Zuweilen wird der Monarch und zuweilen der Pöbel gegen euch wüten; aber entweder von dem einen oder von dem anderen oder von beiden wird die Feindschaft ausgehen. „Ihr müsset gehasst werden von jedermann um meines Namens willen“ war das Sturmsignal, das die späteren Verfolgungen ankündete. Dies Signal mag nach dem göttlichen Ratschluss noch wieder aufgezogen werden. Glücklich sind die, welche Verfolgung ertragen können und festhalten und ausharren „bis ans Ende“ der Prüfung, dem Ende des Lebens oder dem Ende der Weltzeit. Solche sollen „selig“ werden in der Tat; aber die, welche durch den Widerstand überwunden werden können, sind verloren.

Möge der Herr uns bereit machen, die größte Unfreundlichkeit zu ertragen und auszuhalten, bis der Tag des Gerichts kommt, oder bis Er selbst unsere Feinde mit uns zufrieden macht!

23. Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so fliehet in eine andere. Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet die Städte Israels nicht ausrichten, bis des Menschen Sohn kommt.

Sie sollten bei ihrem Werke bleiben und in allen Städten Israels predigen, aber sie durften vor der Gefahr in der einen Stadt fliehen und in eine andere gehen. Sie sollten nicht in einer Stadt bleiben, mit der Obrigkeit streiten und Verwirrung und Unordnung hervorbringen, sondern rasch fortgehen, wenn sie grausamen Widerstand finden. Es ist äußerst töricht, zu versuchen, den Menschen Religion aufzuzwingen. Die Religion macht Fortschritte durch Sanftmut und nicht durch Gewalt. Wenn eine Stadt in Waffen gegen den Prediger ist, so ist es am besten, wenn er hingeht, wo er weniger Widerstand findet.

Es würden immer noch Städte übrig bleiben, die das Licht nötig hätten. Sie würden nicht gezwungen sein, mit ihren Arbeiten aufzuhören, weil einige Städte ihnen die Tore verschlössen. Viel unausgebautes Land hatte den Anbau nötig, darum sollten sie zu frischen Feldern eilen und dort Ernten einheimsen.

Während sie ihren Platz änderten, sollten sie bei ihrem Plan bleiben. Ihre Mission für Israel sollte ein schnelles Werk sein, denn der Herr wollte bald zum Gericht über das Land kommen, und sie sollten kaum Zeit haben, durch das ganze Land zu gehen, ehe Israels Tag der Barmherzigkeit als ein Volk, das in seinem eigenen Lande wohnte, zu Ende wäre. Die Verfolgung, die sie in einer Stadt erführen, sollte ihre Schritte beschleunigen, zu einer anderen zu gehen und so den schnellen Besuch des ganzen Landes fördern. Sie sollten sich nicht bei einer hoffnungslosen Stadt aufhalten, denn sie hatten keine Zeit zu verlieren. In solch fleißiger Weise sollten wir die Welt evangelisieren und glauben, dass wir keine Stunde zu säumen haben, denn des Menschen Sohn mag plötzlich kommen. Wenn seine Zukunft sehr rasch stattfände, so würde sie kommen, ehe alle Stämme und Völker sein Evangelium gehört hätten. Dies darf nicht sein. Viele sollten „hin und her eilen“ und die Kunde von seinem Kreuze verbreiten. Wenn wir dies nicht freiwillig tun, mag es sein, dass wir dazu getrieben werden. Verfolgung ist oft ein Sporn für die Gemeinde gewesen. Lasst uns fleißig in unserem heiligen Beruf sein und das Evangelium predigen, so lange wir es in Frieden tun können, denn gefährliche Zeiten mögen uns nahe sein, oder der Herr mag erscheinen, ehe wir es denken.

24. 25. Der Jünger ist nicht über seinen Meister, noch der Knecht über den Herrn. Es ist dem Jünger genug, dass er sei wie sein Meister, und der Knecht wie sein Herr. Haben die den Hausvater Beelzebub geheißen, wie viel mehr werden sie seine Hausgenossen also heißen!

Der Schüler ist nicht trefflicher als der Lehrer, noch der Knecht als sein Herr. Wer wollte wünschen, eine solche Vergewaltigung aller Ordnung und Regel zu sehen? Deshalb sollten wir wohl zufrieden sein, selbst wenn uns nicht so viel Ehrfurcht gezollt wird, wie unserem Herrn. Wenn wir dieselbe Behandlung erfahren wie unser Meister, so haben wir Ehre genug, und mehr, als wir mit Recht erwarten dürfen. Was denn? Wenn der Hausvater dem Beelzebub, dem Fliegengott der Philister, verglichen und nach dem Fürsten der Teufel benannt wird, mit welchen Namen werden sie uns nennen? Ohne Zweifel wird die Bosheit den Witz schärfen und der Spott wird Worte erfinden, die durchbohren wie Dolche und schneiden wie Messer. Gott sei Dank, sie mögen uns nennen, wie sie wollen, aber sie können uns nicht böse machen. Sie können und werden unseren Namen als einen bösen verwerfen, denn sie nennen Gutes böse und Böses gut. Gott ward im Paradiese verleumdet und Christus auf Golgatha; wie können wir hoffen, zu entrinnen? Anstatt zu wünschen, das Kreuztragen zu vermeiden, sollten wir zufrieden sein, Unehre um unseres Königs willen zu erdulden. Sehen wir es vielmehr als eine Ehre an, in allen Dingen unserem Meister zu gleichen, da wir zu seinen „Hausgenossen“ gehören, so lasst uns fröhlich sein, mit dem „Hausvater“ zu teilen. Es ist eine so große Ehre, zum königlichen Haushalt zu gehören, dass kein Preis dafür zu hoch ist. Genaue Ähnlichkeit mit dem Bilde ihres Herrn ist die Ehre der Heiligen. „Wie sein Herr zu sein“ ist für jeden wahren Knecht das höchste Ziel seines Strebens.

O Herr Jesus, unser Heiland und König, wir sehen, wie Du behandelt wurdest, und wir gehen freudig in die Gemeinschaft Deiner Leiden ein! Gewähre uns Gnade, nie vor der Treue gegen Dich zurückzuschrecken, koste es, was es wolle.

(Der König ermutigt seine Kämpfer. Vers 26-42.)

26. Darum fürchtet euch nicht vor ihnen. Es ist nichts verborgen, das nicht offenbar werde, und ist nichts heimlich, das man nicht wissen werde.

Der König gibt Gründe zur Ermutigung an, indem Er sagt: „Darum fürchtet euch nicht vor ihnen.“ Habt keine Furcht vor Verleumdung; euer Herr und Meister trug die volle Wut dieses erbarmungslosen Sturms. habt keine Furcht vor Missdeutungen, denn der große Gott wird binnen kurzem euren Charakter ins rechte Licht stellen. Ihr und eure Verleumder werden der Wahrheit gemäß dargestellt werden. Ob ihr auch mit übler Nachrede bedenkt wäret, soll eure Lauterkeit doch „offenbar“ werden; obwohl euer wahrer Wert verborgen ist, soll man ihn doch „wissen.“ Geheime Schändlichkeit und geheime Tugend werden gleichermaßen ans helle Tageslicht gezogen werden. Denkt an die Zukunft und lasst euch nicht durch die Gegenwart überwältigen.

27. Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; und was ihr höret in das Ohr, das prediget auf den Dächern.

Gott ist der große Offenbarer, und ihr solltet Ihm nachahmen, indem ihr den Menschen die Wahrheit bekannt macht. Fahret fort, wahre Gläubige, mit eurer Arbeit als Mund für Gott. Saget laut, was der Meister euch sagt. Empfangt eine Botschaft von Ihm selber in der stillen Betrachtung und dann macht sie überall bekannt. Höret sie wie ein Flüstern im Ohr, und dann lasset sie erschallen, wie der Ausrufer im Orient, der zu dem höchsten Punkt im Dorfe geht und seine Botschaft alle Leute „von den Dächern“ hören lässt. Halte das Studierzimmer und das Gebetskämmerlein verborgen und komme da im Verborgenen mit Jesu zusammen, und dann richte die Kanzel des Zeugnisses an einem so hervorragenden Platz auf, wie du ihn nur finden kannst. Wenn du in die „Finsternis“ der Krankheit, der Not oder der Traurigkeit eingehüllt bist, so horche auf Ihn, dessen Stimme in der dichten Finsternis gehört wird, und dann „rede im Licht“ die nützlichen Lehren, die du gelernt hast.

Herr, lass keinen von uns reden, bis Du zu ihm geredet hast, und dann lass ihn nicht schweigen. Mögen alle Deine Jünger Dir ein offenes Ohr leihen und dann in Deiner Sache ihre mit Feuer berührten Zungen gebrauchen!

28. Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, und die Seele nicht mögen töten. Fürchtet euch aber viel mehr vor Dem, der Leib und Seele verderben mag in die Hölle.

Dieses, so unmittelbar auf den vorhergehenden Vers folgend, verbietet uns, unser Zeugnis aus Menschenfurcht zu unterlassen. Wir dürfen nicht weniger oder mehr sagen um des Widerstandes der Feinde willen. Ein mächtiger Grund wider die Furcht ist die vergleichungsweise Schwäche des Feindes. Die Menschen können nur unseren niederen Teil, den Leib, töten, aber sie vermögen die Seele nicht zu töten. Aber wenn wir Gott ungehorsam sind, so hat der höchste Herr über Leben und Tod die Macht, beide Teile unseres Wesens zu verderben, indem Er sie beide in den Tod und die Finsternis der Hölle wirft. Lasst uns den Größeren fürchten, so werden wir den Geringeren nicht fürchten. Es gibt keine so treffliche Kurz gegen die Menschenfurcht wie die Gottesfurcht.

29-31. Kauft man nicht zwei Sperlinge um einen Pfennig? Noch fällt derselben keiner auf die Erde ohne euren Vater. Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupt alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser denn viele Sperlinge.

Hier ist eine Predigt wider die Furcht, und Sperlinge sind der Text. Diese Vögel sind von geringem Wert, und ihr seid weit mehr denn viele von ihnen. Gott beachtet den Tod eines Sperlings, und Er beachtet noch viel mehr: Leben und Tod der Seinen. Sogar der kleinste Teil des Körpers seiner Kinder ist verzeichnet. Auch die Haare auf ihrem Haupte sind gezählt, und bis auf den kleinsten Umstand steht ihr ganzes Leben unter der Anordnung des Gottes der Liebe. Der Zufall ist nicht in unserem Glaubensbekenntnis. Der Ratschluss des ewigen Wächters lenkt unser Schicksal, und Liebe wird in jeder Zeile dieses Ratschlusses gesehen.

Da wir ohne den Willen und die Erlaubnis unseres Vaters keinen Schaden von der Hand der Menschen durch ihr willkürliches Benehmen leiden sollen, so lasst uns bereit sein, mit heiligem Mut alles zu tragen, was der Zorn der Menschen über uns bringen mag. Gott will nicht das Leben eines seiner Krieger vergeuden; nein, nicht einmal ein Haar von seinem Haupte. Wenn wir im Kampf für Gottes Sache sterben, so leben wir im höchsten Sinne, denn durch den Verlust des Lebens gewinnen wir das Leben.

32. 33. Darum, wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.

Weil die göttliche Vorsehung alles lenkt, ist das Geschick der Gläubigen sicher und ohne Furcht vor Schaden, und sie dürfen vor dem kühnsten Bekenntnis ihres Glaubens nicht zurückschrecken, aus Furcht, ihr Leben zu verlieren. Unser Geschäft ist, Christum vor den Menschen bekennen. In Ihm hat die Wahrheit, die wir anerkennen, ihren Anfang, Mittelpunkt und ihr Ende. Unser Glaubensbekenntnis ist ein Bekenntnis Christi: Er ist unsere „Theologie“, unser „Wort Gottes“: Welche Freude, Ihn jetzt zu bekennen! Welch ein Lohn, von Ihm hernach in der Welt der Herrlichkeit bekannt zu werden! Es wird eine große Sünde wider den großen Gott sein, den Jesus zweimal „meinen himmlischen Vater“ nennt, wenn wir verfehlen, seinen Sohn auf Erden zu bekennen.

Es ist klar, dass in dieser Stelle Jesum „verleugnen“ soviel heißt, als Ihn nicht bekennen. Welche ernste Warnung ist dies für den feigen Gläubigen! Kann ein nicht bekennender Glaube erretten? Leben und sterben, ohne Christum vor den Menschen zu bekennen, heißt eine furchtbare Gefahr laufen. Tatsächlich sich von Christo lossagen und Ihn aufgeben, muss ein schreckliches Verbrechen sein, und es ist furchtbar, die Strafe zu betrachten. Von Jesu verleugnet vor seinem himmlischen Vater! Welche Hölle kann schlimmer sein?

Herr, lass mich niemals erröten, Dich in jeder Gesellschaft zu bekennen! Wirke in mir einen kühnen Geist durch Deinen Heiligen Geist. Lass mich deine Wahrheit bekennen, wie immer der Zeitgeist sein mag, mich zu Deiner Gemeinde halten, wenn sie am meisten verachtet ist, Deinen Vorschriften gehorchen, wenn es am meisten kostet, und Deines Namens mich rühmen, wenn er am meisten geschmäht wird.

34-36. Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen sei, Frieden zu senden auf Erden. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu erregen wider seinen Vater und die Tochter wider ihre Mutter und die Schwiegertochter wider ihre Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.

Friede wird das schließliche Resultat des Kommens unseres Herrn sein, aber zuerst sendet der Herr Jesus ein Schwert unter die Menschen. Er kriegt gegen den Krieg und streitet gegen den Streit. Indem Er den Frieden des Himmels erzeugt, weckt Er die Wut der Hölle auf. Die Wahrheit reizt zum Widerstand, Reinheit erregt Feindschaft, und Gerechtigkeit weckt alle Kräfte der Ungerechtigkeit auf.

Während des Gärungsprozesses, in dem das Recht um die Herrschaft ringt, helfen natürliche Verwandtschaften nichts zur Bewahrung des Friedens. Das Kommen Christi in ein Haus ist oft die Ursache von Uneinigkeit zwischen den Bekehrten und Unbekehrten. Je liebevoller der Christ ist, desto mehr Widerstand findet er oft. Die Liebe erzeugt einen zärtlichen Eifer für die Errettung der Freunde, und eben dieser Eifer ruft Empfindlichkeit hervor. Wir sollen dies erwarten und nicht betroffen werden, wenn es geschieht. Erbitterung wegen der Religion erregt oft die wildeste Feindschaft, und nahe Blutsverwandtschaft entflammt die Heftigkeit eher, als dass sie dieselbe löscht. Wir müssen mit dem Bekenntnis des Herrn Jesu fortfahren, komme, was da wolle. Selbst wenn unser Haus eine Löwenhöhle für uns wird, müssen wir unseren Herrn verteidigen. Diejenigen, welche um jeden Preis Frieden wünschen, haben keinen Teil an diesem Reiche.

Herr, lehre uns, wie wir uns in diesem schwierigen Umständen zu verhalten haben!

37. Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert.

Christus muss zuerst kommen. Er beansprucht hier den höchsten Platz in jeder menschlichen Brust. Hätte Er das können, wenn Er nicht göttlich gewesen wäre? Kein bloßer Prophet würde in dieser Weise reden. Doch fühlen wir nicht die geringste Selbstsucht in seiner Rede, und es kommt uns auch nicht in den Sinn, dass Er über seine Grenze hinaus geht. Wir sind uns bewusst, dass der Sohn Gottes ein Recht hat, so zu sprechen, und nur Er.

Wir müssen uns ernstlich davor hüten, Götzen aus denen zu machen, die uns am teuersten sind, indem wir sie mehr lieben, als Jesum. Wir müssen sie niemals dem Throne unseres Königs nahe setzen. Wir sind nicht wert, mit dem Herrn Jesu droben zu weilen, nicht einmal hienieden mit Ihm verbunden zu sein, wenn wir irgend einen irdischen Gegenstand für wert halten, Nebenbuhler des Herrn Jesu zu sein.

Vater und Mutter, Sohn und Tochter, wir würden ihnen gern alles zu Gefallen tun, aber im Gegensatz zu Jesu sind sie gar nichts, und es kann ihnen keinen Augenblick verstattet werden, unserer Treue gegen unseren Herrn in den Weg zu treten.

38. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt, und folgt mir nach, der ist mein nicht wert.

Hier erwähnt unser Herr zum zweiten Mal in diesem Evangelium seinen Tod. Zuerst sprach Er davon, dass Er von ihnen genommen werden würde, und jetzt spricht Er von dem Kreuz. Es gibt ein Kreuz für einen jeden, das er als „sein Kreuz“ betrachten kann. Es mag sein, dass das Kreuz uns nicht aufnimmt, sondern dass wir das Kreuz aufnehmen müssen, indem wir willig sind, alles und jedes um Christi willen zu erdulden. Wir sollen nicht das Kreuz hinter uns her schleppen, sondern es aufnehmen. „Geschleppte Kreuze sind schwer, getragene Kreuze sind leicht.“ Das Kreuz tragend, sollen wir Jesu nachfolgen. Ein Kreuz tragen, ohne Jesu nachzufolgen, ist eine armselige Sache. Ein Christ, der das Kreuz scheut, ist kein Christ, aber ein Kreuzträger, der nicht Christo nachfolgt, verfehlt ebenso wohl das Ziel. ist es nicht sonderbar, dass nichts so notwendig ist, um einen Menschen des Herrn wert zu machen, als das Kreuz tragen und seiner Spur folgen? Doch ist es sicherlich so. Herr, Du hast mir ein Kreuz auferlegt, gestatte mir nicht, demselben zu entgehen oder davor zurückzuschrecken.

39. Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.

Wenn jemand, um dem Tod zu entrinnen, Christum aufgibt, und so eine Fortdauer dieses armen, sterblichen Lebens findet, so verliert er eben dadurch das wahre Leben. Er gewinnt das zeitliche Leben auf Kosten des ewigen. Andrerseits, wer das Leben verliert um Christi willen, findet das Leben im höchsten Sinne, ewiges Leben, unendlich seliges Leben. Der trifft die weiseste Wahl, der sein Leben für Jesum hingibt und Leben in Jesu findet.

40. Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt Den auf, der mich gesandt hat.

Welche gesegnete Vereinigung und heilige Gemeinschaft ist zwischen dem König und seinen Dienern! Die vorliegenden Worte sind besonders wahr von den Aposteln, an die sie zuerst gerichtet waren. Apostolische Lehre ist Christi Lehre. Die Zwölfe aufnehmen, heißt ihren Herrn Jesum aufnehmen, und den Herrn Jesum aufnehmen, heißt Gott selber aufnehmen. In diesen Tagen verachten gewisse Lehrer die Episteln, welche von den Aposteln geschrieben wurden, und sie selbst sind wert, verachtet zu werden, weil sie dies tun. Dies ist einer der sichersten Prüfsteine des gesunden Glaubens. „Wer Gott erkennt, der hört uns,“ sagt Johannes. Dies trifft noch schwer die neuen Kritiker, die in heuchlerischer Weise vorgeben, Christum aufzunehmen, und dann seine inspirierten Apostel verwerfen.

Herr, lehre mich, die Deinen in mein Herz aufzunehmen, damit ich so Dich aufnehmen möge; und was die Lehre betrifft, an der ich halte, so befestige mich in dem apostolischen Glauben.

41. Wer einen Propheten aufnimmt in eines Propheten Namen, der wird eines Propheten Lohn empfangen. Wer einen Gerechten aufnimmt in eines Gerechten Namen, der wird eines Gerechten Lohn empfangen.

Die Menschen mögen einen Propheten aufnehmen als einen Patrioten oder einen Poeten, aber das ist nicht der Punkt, auf den es ankommt. Der Prophet muss aufgenommen werden in seiner höchsten Eigenschaft, „in eines Propheten Namen“, und um seines Herrn willen; dann ist der Herr selber aufgenommen und wird den Aufnehmenden in derselben Weise belohnen, in der sein Prophet belohnt wird. Wenn wir nicht alle guten Taten eines Gerechten tun können, so können wir doch an seinem Glück teilnehmen, indem wir Gemeinschaft mit ihm haben und uns mit ihm verbinden dadurch, dass wir den Glauben verteidigen und sein Herz trösten. Gottes verfolgte Diener in unsere Häuser und Herzen aufzunehmen, heißt ihren Lohn teilen. Die Sache und den Charakter guter Menschen verteidigen, das heißt ihnen beigezählt werden in Gottes Rechnung. Dies ist alles aus Gnaden, da die Tat so klein und der Lohn so groß ist.

42. Und wer dieser Geringsten einen nur mit einem Becher kalten Wassers tränkt in eines Jüngers Namen, wahrlich, ich sage euch: Es wird ihm nicht unbelohnt bleiben. (Engl. Übers.: Er wird in keiner Weise seinen Lohn verlieren.)

Er blickte hinweg von den Aposteln auf einige der Geringsten und Jüngsten seiner Nachfolger, und erklärte, dass die kleinste ihnen erwiesene Freundlichkeit ihre Belohnung haben werde. Es mag ein Meer warmer Liebe in „einem Becher kalten Wassers“ sein. Viel Treue gegen den König kann durch kleine Freundlichkeiten gegen seine Diener ausgedrückt werden, und vielleicht mehr durch Freundlichkeit gegen die Kleinen unter ihnen, als durch Freundschaft mit den Größeren. Ein armes und verachtetes Gotteskind um Christi willen lieben, zeigt größere Liebe für Christum, als wenn wir die angesehenen, liebenswürdigen und reichen Glieder seiner Gemeinde lieben.

Taten der Liebe werden von Gott mehr nach ihrem Beweggrunde, als nach ihrem Maße geschätzt. „Ein Becher,“ und noch dazu „kalten Wassers,“ mag von dem einen so viel bedeuten, wie ein Festmahl von einem anderen. Kaltes Wasser hat einen besonderen Wert in einem heißen Klima, aber dieser Spruch macht es überall köstlich. Erfrischung geben kann zu einem trefflichen Mittel der Gemeinschaft mit heiligen Menschen gemacht werden, wenn wir es tun, weil sie Jünger sind, und das besonders, wenn verfolgende Regierungen es strafbar machen, den Heiligen in irgend einer Weise beizustehen.

Obwohl jede freundliche Tat ihr eigener Lohn ist, so verheißt der Herr doch eine fernere Belohnung. Was wir um Christi willen geben, ist gegen Verlust versichert durch die Verheißung des Spruches, durch das „Wahrlich, ich sage euch“, das es bestätigt und durch das „in keiner Weise“, das jede Möglichkeit ausschließt, dass es auch anders sein könne.

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