Spurgeon, Charles Haddon - Der Acker des Faulen.

Spurgeon, Charles Haddon - Der Acker des Faulen.

Ich ging vor dem Acker des Faulen, und vor dem Weinberge des Narren: Und siehe, da waren eitel Nesseln darauf, und stand voll Disteln, und die Mauer war eingefallen. Da ich das sah, nahm ich es zu Herzen und schaute und lernte daran.“ Sprüche 24, 30-32.

Nun lasst uns in dieser Betrachtung den Acker des Faulen ein wenig in Augenschein nehmen. „Ich ging vor dem Acker des Faulen, und vor dem Weinberge des Narren: Und siehe, da waren eitel Nesseln darauf, und stand voll Disteln.“ Beachtet zunächst, dass das Land Etwas hervorbringt. Boden, welcher gut genug ist für ein Feld und einen Weinberg, muss und wird die eine oder die andere Art Frucht tragen. Und so werden du und ich in dem Wirkungskreise, in welchen Gott uns gestellt hat, Früchte zum Vorschein bringen. Wir können hier in dieser Welt nicht als bloße Nullen leben; wir tun, so wahr wir leben, entweder Gutes oder Böses. Bist du müßig im Reiche Christi, so bist du tätig im Werke des Teufels. Während der Faule schlief, trug er mehr zur Entwickelung der Dornen und Disteln bei, als es auf eine andere Weise hätte geschehen können. Wie ein Garten entweder Blumen oder Unkraut, Früchte oder Disteln trägt, so wird Gutes oder Böses aus unserer Familie, unserer Klasse oder Gemeinde kommen. Wenn wir durch unsere Arbeit für den Herrn keinen guten Weizen hervorbringen, so ist es Unkraut, welches, in Bündel gebunden, zum Tage des Feuers verwahret wird.

Und wieder: wenn die Seele nicht für den Herrn gebaut wird, so bringt sie ihre natürlichen Früchte. Und was sind die natürlichen Erzeugnisse von dem Lande, welches sich selbst überlassen bleibt? Nichts anders, als Dornen und Nesseln, oder anderes nutzloses Unkraut. Und was sind die natürlichen Erzeugnisse deines und meines Herzens? Mas anders, als Sünde und Elend? Was sind die natürlichen Erzeugnisse eurer Kinder, wenn ihr sie nicht für den Herrn erzieht? Was anders, als Gottlosigkeit und Laster? Was sind die natürlichen Erzeugnisse dieser großen Stadt, wenn wir ihre Straßen und Gassen ohne das Evangelium lassen würden? Was anders, als Verbrechen und Schande? Irgend eine Ernte muss kommen, und die Garben sind die naturgemäßen Erzeugnisse des Bodens, nämlich Sünde, Tod und Verderben.

Sind wir faul, so werden die natürlichen Erzeugnisse unseres Herzens und unserer Umgebung sehr unbequem und unangenehm für uns sein. Der Müßiggang, der die Sünden nicht angreift, der nicht durch die Kraft des Heiligen Geistes das Böse zu entwurzeln sucht, kann uns keine Ruhe bringen. Während du schläfst, sät der Teufel. Wenn du den guten Samen zurückhältst, so wird der Satan den Samen der Sünde nicht sparen, und diese Saat bringt dir Sorgen und Reue in der Zeit, ja wohl in alle Ewigkeit. O Mensch, der Garten, welcher deiner Hut anvertraut ist, belohnt sich mit Allem, was schrecklich und schmerzlich ist, wenn du deine Zeit mit Schlafen verbringst. „Dornen und Disteln wird er dir tragen.“

In manchen Fällen gibt es eine Masse dieser bösen Früchte. Ein Feld und ein Weinberg produzieren mehr Dornen und Disteln, als ein Stück Land, welches noch nie gebaut war. Wenn das Land gut genug ist für einen Garten, so wird es seinem Eigentümer eine reiche Ernte von Unkraut bringen, wenn er es sich selbst überlässt. Ein auserlesenes Stückchen Land, gut zum Weinbau, wird seinem faulen Herrn eine solche üppige Menge von Nesseln tragen, dass er sich vor Erstaunen die Augen reibt. Der Mensch, welcher am meisten für den Herrn wirken könnte, wenn er bekehrt wäre, schafft am meisten für den Satan, wenn er seine eigenen Wege geht. Seid des versichert: Aus dem Besten wird das Schlimmste, wenn man es vernachlässigt. Vernachlässigung ist hinreichend, um das Böse zu produzieren. Wenn du den Weg der Seligkeit kennen lernen willst, so kostet es mich einige Mühe, dir denselben zu zeigen; aber fragst du nach dem Wege des Verderbens, so ist die Antwort leicht; es ist nur eine Sache der Nachlässigkeit: - „Wie wollen wir entfliehen, so wir eine solche Seligkeit nicht achten?“ vernachlässigen. Wünschest du dem Herrn Frucht zu tragen, so bedarf es längere Zeit, um dir zu zeigen, wie man pflügen, säen und begießen muss; wünscht du aber mit dem Unkraut der Hölle überwuchert zu werden, so brauchst du nur die Furchen deines Herzens sich selbst zu überlassen. Der Faule wünscht noch ein wenig zu schlafen, ein wenig zu schlummern, die Hände ein wenig in den Schoß zu legen, während die Dornen und Disteln sich zahllos mehren und ihm manchen Stachel bereiten.

Während wir den Weinberg des Faulen betrachten, lasst uns zugleich auch einen Blick in sein Herz tun. Er fragt nichts nach Buße und Glauben. An seine Seele zu denken, sich um die Ewigkeit zu bekümmern, das fällt ihm nicht ein. Er nimmt die Sachen leicht und legt seine Hände in den Schoß. Was wächst in seinem Gemüt und Charakter? Bei manchen dieser geistlich Faulen sieht man Unmäßigkeit, Unreinigkeit, Habsucht, Zorn, Stolz und alle Sorten von Disteln und Nesseln; oder, wo dieses gröbere Unkraut nicht wächst, weil es von Umständen zurückgehalten wird, da ist es eine andere Sorte. Das Herz kann einfach nicht ganz leer sein, Gott oder der Teufel wird es besitzen. Mein teurer Freund, wenn du nicht entschieden auf der Seite Gottes stehst, so kannst du auch nicht neutral sein. In diesem Kampf steht Jeder entweder auf der Seite Gottes, oder auf der des Feindes. Du kannst nicht einem Bogen weißen Papiers gleichen. Du trägst deutlich die Handschrift des Satans, kannst du die Flecken nicht sehen? Wenn Christus nicht seinen eigenen süßen Namen darüber geschrieben hat, so ist des Teufels Handschrift wohl zu erkennen. Du magst sagen: „Ich bin kein Lastermensch, ich bin moralisch,“ und dergleichen. Ach, wenn du doch sehen und nachdenken und dein Herz untersuchen wolltest, so würdest du die Feindschaft gegen Gott und sein Werk und die Herzensreinheit darin finden. Du liebst nicht Gottes Gesetz, noch Gottes Sohn, noch das Evangelium, du bist in deinem Herzen feindlich gesinnt, und es sind allerlei böse Wünsche und eitle Gedanken in demselben, welche wachsen und gedeihen, so lange du in deiner geistlichen Trägheit liegst, und lassen dein Herz wüste und sündlich. Ach, möge der Geist Gottes dich aufwecken! Möge er dich zu ernsten, heiligen Gedanken anregen, um zu sehen, dass das Unkraut entwurzelt und das Herz durch den Pflug der Erweckung umgewandelt werde, damit der gute Same darin Wurzel schlagen und zur Ernte reifen kann.

Freund, wenn du auch an Christum glaubst, aber ein träger Christ bist, so möchte ich doch ein wenig über den Zaun in dein Herz schauen; denn ich befürchte, dass auch du in Gefahr bist, von Disteln und Dornen überzogen zu werden. Hörte ich dich nicht neulich singen:

„Was ich zu wissen ängstlich bin?“

Dieser Gedanke wird oft bei dir wiederkehren, denn der Zweifel ist ein Same, welcher in den Herzen träger Christen einen fruchtbaren Boden findet. Ich erinnere mich nicht, in Wesleys Tagebuch je eine Frage, um seine eigene Seligkeit gelesen zu haben. Er war so beschäftigt in der Ernte Gottes, dass ihm keine Zeit zu zweifeln übrig blieb. Manche Christen haben wenig Glauben, weil sie das empfangene Senfkorn niemals gesät haben. Wenn ihr euren Glauben durch Übung nicht nährt, wie soll er denn wachsen? Wenn ein Mensch seines Glaubens in Christo lebt und denselben im Dienste seines Meisters wacker übt, so schlägt derselbe Wurzel, wächst und wird stark, bis er alle Zweifel erstickt. Manche haben dunkle Ahnungen: sie sind unzufrieden, mürrisch und selbstsüchtig, einfach weil sie müßig sind. Das ist das Unkraut, welches im Garten des Faulen wächst. Ich habe oft die Trägen so mürrisch gefunden, dass nichts sie erfreuen konnte, der ernsteste Christ konnte ihnen nichts recht machen; der liebevollste Bruder war ihnen nicht „warm“ genug; die tätigste Gemeinde war ihnen zu wenig energisch; sie sahen allerlei Schlimmes und Gefährliches da, wo der liebe Gott viel Frucht des Geistes erblickte. Diese Tadelsucht, diese Unzufriedenheit, dieses beständige Klagen gehört zu den Dornen, welche ganz sicher in den Gärten solcher Leute wachsen, welche ihre Hände in sündhafter Trägheit müßig in den Schoß legen. Wenn dein Herz nicht dem Herrn Früchte trägt, so bringt es sicher solche Pflanzen zum Vorschein, die an sich böse sind, die dich unglücklich machen und dem Nächsten schaden. Oft ersticken die Dornen den guten Samen; aber es ist eine herrliche Sache, wenn der gute Same so dicht und üppig emporschießt, dass er die Dornen erstickt. Gott will solche Gnade geben, dass wir fruchtbar sind in Christo Jesu, und die gottseligen Werke und Tugenden so dicht stehen, dass das Unkraut, welches der Feind sät, keinen Raum hat aufzugehen. Durch die Kraft des Heiligen Geistes wird das Böse im Herzen dermaßen abgeschwächt, dass es nicht länger die Oberhand behält. Bist du aber träge, mein Freund, so schaue über den Acker deines Herzens und weine bei dem Anblick.

Darf ich dich zum anderen bitten, einen Blick in dein eigenes Haus und deine Familie zu tun? Ich erinnere mich eines Mannes, welcher in früheren Tagen mich auf die Dörfer zu begleiten pflegte, wenn ich ausging zu predigen. Ich freute mich seiner Begleitung, bis mir gewisse Dinge über ihn berichtet wurden, da schüttelte ich ihn ab, worauf er sich aber an sonst Jemand hing, denn er schien ein Bedürfnis zu haben, jeden Abend der Woche draußen herum zu laufen. Er hatte eine Anzahl Kinder, welche zu gottlosen Jünglingen und Jungfrauen heranwuchsen, einfach weil der Vater in die - Versammlungen lief und nicht daheim blieb, um seine Kinder zum Heilande zu führen. Was nützt der Eifer draußen, wenn man die eigene Familie vernachlässigt? Wie traurig zu sagen: „Meinen Weinberg habe ich nicht gehütet.“ Habt ihr noch nie Jemand sagen hören, dass seine Kinder noch zu jung seien, um sie zu Jesu zu führen; es sei unrecht, Vorurteile in ihnen zu wecken, man wolle sie gehen lassen, bis sie in religiöser Beziehung für sich selbst wählen könnten? Eines solchen Mannes Sohn brach seinen Arm, und während der Arzt denselben richtete, fluchte der Junge die ganze Zeit. „Ei,“ sagte der Doktor, „habe ich es Ihnen nicht gesagt? Sie zögerten Ihren Sohn auf die rechte Weise zu beeinflussen. Der Teufel hatte keine solche Skrupel. Er hat ihn in der anderen Richtung beeinflusst und ziemlich stark obendrein.“ Es ist deine Aufgabe, dein Feld „zu Gunsten des Weizens zu beeinflussen,“ sonst wird es bald voller Disteln stehen. Erziehe dein Kind zum Guten, sonst wird es bald auf verbotene Wege geraten, denn es ist bereits verdorben von Natur. Ach, dass wir weise wären und dies bedächten, damit keines der Kleinen ein Raub des Verderbens würde!

Wie es mit der Heimat ist, so ist es auch mit den Schulen. Ein Mann, welcher sich unlängst dieser Gemeinde anschloss, war während vieler Jahre ungläubig gewesen. In einer Unterredung teilte er mir mit, dass er die ersten Zweifel am Glauben in der Schule eingesogen habe. Er sagte mir, dass die Knaben am Sonntag in einen entfernten Teil der Kirche gesteckt wurden, woselbst sie kaum ein Wort von der Predigt verstanden, sondern wo sie einfach eingekerkert waren, und wo sie nichts, als im Sommer die große Hitze und im Winter die furchtbare Kälte fühlten. Am Sonntag wechselten lange Gebete mit Gebeten ab, aber nichts, das das Herz rührte. Endlich wurde er der Gebete so müde, dass er ein Gelübde machte, wenn er einmal aus der Schule käme, so wolle er mit der Religion nichts mehr zu tun haben. Dies ist ein trauriger, aber kein seltener Fall. Ihr Sonntagschullehrer könnt eure Schüler so ermüden, dass sie den Sonntag hassen. Ihr könnt die Zeit in der Schule vertändeln, ohne die Knaben und Mädchen zu Christo zu führen, und am Ende mehr Schaden anrichten als Gutes tun. Ich habe christliche Väter kennen gelernt, welche in Folge ihrer Strenge und Mangel an Zärtlichkeit die Dornen der Widerspenstigkeit gegen die Religion in ihren Familiengärten aussäten, anstatt des guten Samens der Liebe. O, dass wir doch so vor unseren Kindern wandeln möchten, dass sie nicht allein uns lieben, sondern auch unseren Vater im Himmel. Möchten Väter und Mütter ihren Kindern ein solches Exempel liebevoller Frömmigkeit geben, dass ihre Söhne und Tochter sagen: „Lasst uns in die Fußstapfen unseres Vaters treten, denn er war ein glücklicher und gottseliger Mann. Lasst uns den Wegen unserer Mutter folgen, denn sie war die Güte und Liebe selbst.“ Wenn die Frömmigkeit in eurem Hause nicht die Oberhand hat, so werden sich Unordnung, Ungehorsam, Kleiderstolz, Torheit und die Anfänge des Lasters daselbst zeigen. Lasst euer Haus nicht ein Acker des Faulen sein, oder ihr werdet es in den kommenden Tagen bitter zu bereuen haben.

Ein jeder Vorsteher, Klassenführer und Prediger sollte sich gewissenhaft über den Zustand des Ackers, welchen er zu bauen hat, erkundigen. Ihr seht, meine Brüder, wenn ihr und ich über einen Teil des Weinberges unseres Herrn gesetzt sind, und wirken nicht mit Fleiß und Treue, so sind wir wie die unfruchtbaren Bäume im Obstgarten, welche nichts nützen, weil sie die Plätze anderer Bäume einnehmen, welche ihrem Herrn hätten mögen Früchte bringen. Wir hindern das Land und sind unserem Meister zum Schaden, wenn wir nicht wirkliche Dienste leisten. Wollt ihr dies bedenken? Wenn ihr als eine Null im Dienste Christi angeschrieben würdet, das wäre schon sehr traurig; aber das kann auch nicht sein; ihr gereicht zum Nachteil, wenn ihr nicht wirklichen Vorteil bringt. O, dass wir durch die Gnade Gottes doch unserem Meister von Nutzen sein könnten! Wer von uns kann ohne Sorgen auf das Werk seines Lebens blicken? Wenn Etwas gut getan war, so schreiben wir es dem Herrn zu; aber wie viel gibt es zu beklagen! Wie Manches möchten wir besser machen! Lasst uns aber mit eitlem Grämen keine Zeit vergeuden; lasst uns bitten um den Heiligen Geist, dass wir in Zukunft weise sind, um unsere Pflichten zu erkennen; zu erkennen, woher unsere Kraft kommt, und uns dann ganz dem Herrn zum Dienste weihen.

Noch einmal bitte ich euch, auf das große Feld dieser Welt zu blicken. Seht ihr nicht, wie es mit Dornen und Disteln überwachsen ist? Wenn ein Engel die Menschheit wägen könnte, welche Tränen würde er vergießen, wenn Engel zu weinen vermögen. Welch eine verworrene Masse von Unkraut ist diese Welt! Dort ein großes rotes Feld des Papsttums, und jenseit des Zauns ist es gelb von dem wilden Senfkorn des Muhammedanismus. Große Strecken sind erstickt in Unglauben und Götzendienst. Die Welt ist voll Rohheit, Unterdrückung, Unmäßigkeit, Rebellion, Unreinigkeit und Elend. Welche Schreckensszenen! Wie viel kann von all diesem auf Rechnung der trägen Kirche geschrieben werden? Beinahe neunzehnhundert Jahre sind verflossen, und der Acker des Faulen ist nur wenig gebessert. England ist mit dem Spaten berührt worden, aber dass es gründlich gepflügt und gereinigt wäre, könnte ich nicht sagen. Jenseits des Oceans ist ein anderer Acker in ebenso bevorzugten Verhältnissen, welcher den Ackersmann wohl kennt, aber er strotzt von Unkraut. Hie und da ist ein gutes Werk geschafft, aber die große Masse der Menschheit liegt wie im ungepflügten Moorboden - eine leere, grauenhafte Wildnis. Was hat die Kirche während dieser vielen Jahre getan? Nach einigen Jahrhunderten hörte sie auf eine missionierende Kirche zu sein, und damit hörte sie beinahe auf eine lebendige Kirche zu sein. Wenn eine Kirche nicht arbeitet, die Wüste und Einöde fruchtbar zu machen, so wird sie selbst wüste werden. Ihr werdet auf den Blättern der Geschichte keine Kirche verzeichnet finden, welche noch gediehen ist, nachdem ihr die Bekehrung der Welt nicht mehr ernstlich am Herzen lag. Ich glaube, wenn der Herr uns in seinen Weinberg stellt, und wir wollen das Unkraut nicht ausjäten, so wird der Wein nicht gedeihen, noch das Korn seinen Segen tragen. Doch, anstatt zu fragen, was die Kirche während der neunzehnhundert Jahre getan habe, lasst uns uns lieber fragen, was wir jetzt zu tun gesonnen sind. Sollen die Missionen in England (und Amerika) immer so schwach und ärmlich bleiben, wie sie bis jetzt waren? Wollen die besten von unseren christlichen Jünglingen immer daheim bleiben? Wir fahren fort und pflügen das heimatliche Feld hundert Mal über, während Millionen Acker draußen wüste liegen - eine Beute der Dornen und Disteln. Soll es immer so bleiben? Gott schenke uns mehr geistliches Leben und wecke uns aus unserer Trägheit auf, oder der heilige Wächter wird jagen, wenn er Bericht erstattet: „Ich ging vor dem Acker der trägen Kirche, und siehe sie war mit Dornen bedeckt, und die Mauer war zerfallen, so dass man kaum sagen konnte, welches die Welt und welches die Kirche war, aber sie schlief dessen ungeachtet und schlief, und schlief, und nichts konnte sie aufwecken.“

Ich schließe mit der Bemerkung, dass in allem diesem eine Lehre enthalten sein muss. Ich kann dieselbe nicht erklären, wie ich gerne möchte, aber ich will sie mir einprägen. Ich will deshalb reden, als ob ich zu mir selbst spräche.

Die erste Lehre ist, dass die sich selbst überlassene Natur immer Disteln und Nesseln erzeugt und sonst nichts. Meine Seele, wenn es nicht um die Gnade wäre, so hättest auch du nichts anderes getragen. Trägt euer Herzensfeld etwas anderes, meine Lieben? Dann ist es nicht Natur, sondern Gnade, welche dasselbe hervorbringt: Die Lippen, welche jetzt begeistert die Lieder Zions singen, hätten sich an Gassengesängen erfreut, wenn sie die Gnade nicht geheiligt hätte. Euer Herz, welches jetzt an dem Herrn hängt, würde noch die Götzen verehren ihr wisst, was dieselben waren - wenn es nicht um die göttliche Gnade wäre. Lasst uns nun beim Gedanken daran, was die Gnade für uns getan hat, auch erwägen, was wir in unserem Leben durch die Gnade tun können. Kommt, Brüder und Schwestern, lasst uns, die wir früher so fruchtbar waren, Disteln und Nesseln zu tragen, nun auch reiche Früchte zur Ehre unseres Meisters hervorbringen! Wollt ihr dem Herrn weniger dienen, als ihr euren Lüsten dientet? Wollt ihr weniger Opfer dem Herrn bringen, als euren Sünden? Manche von euch waren entschieden genug im Dienste des Bösen, wollt ihr im Dienste Gottes nun halbherzig sein? Soll der Heilige Geist in euch weniger Früchte wirken, als ihr dem Geist des Bösen getragen habt? Gott gebe, dass es nicht unser Teil werde, zu zeigen, was die sich selbst überlassene Natur im Stande ist, hervor zu bringen!

Wir sehen zum anderen den geringen Wert von natürlich-guten Absichten; denn dieser Mann, welcher sein Feld von Disteln und Nesseln überwachsen ließ, gedachte auch eines schönen Tages hart zu arbeiten. Um ihm gerecht zu werden, müssen wir sagen, dass er nicht beabsichtigte, noch viel länger zu schlafen, denn er sagte: „Schlafe noch ein wenig, schlummere ein wenig, lege die Hände ein wenig in den Schoß.“ Noch ein wenig schnarchen, dann wollte er seine Ärmel aufwickeln und seine Kraft zeigen. Vielleicht sind gerade die schlimmsten Menschen in der Welt diejenigen, welche die besten Absichten haben, sie aber niemals ausführen. Auf diese Weise wiegt der Satan Viele in den Schlaf. Sie hören eine ernste Predigt, aber sie machen sich nicht auf und gehen zu ihrem Vater, sondern gehen nur so weit, dass sie sagen: „Ja, ja, die Fremde ist kein Platz für mich); ich will auch nicht lange bleiben. Ich werde bald heimgehen.“ So sagten sie schon vor vierzig Jahren, aber es ist Alles beim Alten geblieben. Als sie noch jung waren, fühlten sie schon heilige Eindrücke und waren fast überredet, Christen zu werden, aber heute sind sie noch keine Christen. Sie haben vierzig Jahre geschlafen. Fürwahr, das ist ein langer Schlaf. Es war nie ihre Absicht, so lange zu träumen, und jetzt ist es nicht ihre Absicht, viel länger im Bette zu bleiben. Sie wollen nicht sogleich zu Christo gehen, aber sie beabsichtigen, dies doch eines Tages zu tun. Wann willst du es tun, mein Freund? „Ehe ich sterbe.“ Also es auf die letzte Stunde verschieben, nicht wahr? Wenn du halb bewusstlos da liegst unter dem Einfluss betäubender Arzneien, dann willst du anfangen, an das Heil deiner Seele zu denken? Ist das weise? Fürwahr, das ist sehr töricht. Du kannst in einer Stunde sterben. Habt ihr nicht gehört, wie der Stadtrat vor einigen Tagen in seiner Kutsche gestorben ist? Er hat wohl wenig an seinen Tod gedacht.

Wie wäre es mit euch gestanden, wenn euch der Tod plötzlich bei einer Spazierfahrt überfallen hätte? Habt ihr nicht von Personen gehört, welche bei ihrer Arbeit tot niederfielen? Könnt ihr nicht auch sterben mit dem Spaten in der Hand? Ich erschrecke oft, wenn mir gesagt wird, dass Jemand, den ich noch am Sonntag sah, schon gestorben - aus der Werkstatt vor den Richterstuhl getreten sei. Es ist noch nicht lange her, dass ein Mann dies Haus verließ und auf der Schwelle tot niederstürzte. Wir hatten schon Todesfälle im Hause Gottes, und oft müssen Leute unvorbereitet davon, welche nie daran dachten, unbekehrt zu sterben, die von ihrer Jugend auf das Verlangen hegten, sich vorzubereiten, nur wollten sie noch ein wenig schlafen. O, meine Zuhörer, hütet euch davor, ein wenig aufzuschieben, hütet euch vor dem „morgen, morgen.“ Ihr habt schon Zeit genug versäumt, entscheidet euch ohne Verzug, ehe die Glocke wieder schlägt. Möge Gott, der Heilige Geist euch zur Entschiedenheit bringen!

„Gewiss, du wirst es mir nicht übel nehmen, wenn ich noch ein wenig schlafe,“ sagt der Faule. „Du hast mich so bald geweckt. Ich bitte nur noch um ein kurzes Schläfchen.“ „Mein lieber Mann, es ist schon sehr weit am Morgen.“ Er antwortet: „Ich weiß, es ist schon spät; aber es ist nicht viel später, wenn ich nur noch ein bisschen schlafe.“ Du weckst ihn wieder und sagst, es sei nun Mittag. Er entgegnet: „Es ist die heißeste Zeit am Tage; wenn ich auch auf gewesen wäre, so hätte ich mich doch zu einem Mittagsschläfchen auf das Sofa gelegt, um mich vor den heißen Sonnenstrahlen zu bergen.“ Du klopfst wieder an seine Türe, wenn der Abend hereindunkelt, und er spricht: „Es ist nun kaum der Mühe wert, aufzustehen, denn der Tag ist beinahe dahin.“ Du erinnerst ihn an seinen mit Unkraut überwucherten Acker, und er antwortet: „Ja, ich muss jetzt aufstehen, ich weiß es wohl.“ Er schüttelt sich und sagt: „Ich denke, es kommt nicht darauf an, wenn ich warte, bis die Uhr schlägt. Ich will noch ein paar Augenblicke ausruhen.“ Er ist an sein Bett geleimt, tot, während er lebt, begraben in Faulheit. Er würde ewig schlafen, wenn er könnte, aber er kann nicht, denn der Tag des Gerichts wird ihn auferwecken. Es stehet geschrieben: „Als er nun in der Hölle und in der Qual war, hob er seine Augen auf.“ Gott helfe, dass ihr geistlich Faulen vor dieser Zeit aufwachen möchtet! Aber es wird nicht geschehen, es sei denn, ihr regt euch in Zeit, denn „jetzt ist die angenehme Zeit,“ und es mag für euch jetzt oder nie sein. Morgen wird nur im Kalender der Narren gefunden; heute ist die Zeit des weisen Mannes, der Tag des Heils unseres gnädigen Gottes. Ach, dass der Heilige Geist euch leiten möge, die gegenwärtige Stunde zu ergreifen, dass ihr euch ohne Verzug dem Herrn Jesus Christus im Glauben ergeben möget.

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