Spurgeon, Charles Haddon - Dagon oben und unten.

Spurgeon, Charles Haddon - Dagon oben und unten.

Die Philister aber nahmen die Lade Gottes und brachten sie von Eben-Ezer gen Asdod, in das Haus Dagons und stellten sie neben Dagon. Und da die von Asdod des anderen Morgens frühe aufstanden, fanden sie Dagon auf seinem Antlitz liegen auf der Erde, vor der Lade des Herrn; aber sie nahmen den Dagon und setzten ihn wieder an seinen Ort. Da sie aber des anderen Morgens frühe aufstanden, fanden sie Dagon abermals auf seinem Antlitz liegen auf der Erde vor der Lade des Herrn; aber sein Haupt und seine beiden Hände abgehauen auf der Schwelle, dass der Rumpf allein darauf lag.
1. Sam. 5,1-4.

Die Lade des Herrn war von den Philistern genommen, obgleich sie von allen waffenfähigen Männern bewacht wurde, die Israel in die Schlacht zu führen vermochte. Ihr geschah kein Leid, so lange sie von unbewaffneten Priestern umgeben war; obgleich die Zeiten höchst unruhig und gefährlich waren die ganze traurige Periode der Richter hindurch, so geriet doch die Bundeslade nie in Gefangenschaft, bis sie von fleischlichen Waffen beschützt ward. Als diejenigen, welche Gott verordnet, für das Heiligtum des Bundes zu sorgen, sie in Obhut hatten, war sie sicher genug, aber als die stolzen Banner des Staates und der Kriegstruppen ihre Leibwache bildeten, da wurde die Lade Gottes genommen. Als die weltliche Macht mit der geistlichen sich vereinte und der Arm des Fleisches dazwischen kam, um den Arm der Kraft Gottes zu patronisieren und sich mit ihm zu verbinden, da wurde die Lade im Triumph von ihren Feinden davon geführt. Durch die ganze Geschichte der Menschheit hindurch werdet ihr die Erklärung zu dieser lehrreichen Tatsache finden: lasst Gottes Wahrheit in Ruh, und sie wird für sich selbst sorgen ohne die Hilfe von Königen und Fürsten, Gesetzen oder Staatsreligionen, Stiftungen oder Privilegien. Legt nur die geoffenbarte Wahrheit rein dar, und sie wird sich ihren Weg schon bahnen, aber verziert und schmückt sie mit eurer beredten Sprache oder hütet und beschützt sie mit eurer fleischlichen Weisheit und Klugheit, und die Wahrheit gerät in Gefangenschaft. Lasst die Kirche in Ruh, ihr Könige und Fürsten, oder verfolgt sie, wenn ihr wollt, denn sie wird euren Widerstand verlachen; aber maßt euch nicht an, ihre Lehren durch die Staatsgewalt ausbreiten zu wollen, denn das ist der schlimmste Fluch, der über sie kommen kann. Nehmt sie unter eure Gönnerschaft, und die bloße Berührung eurer königlichen Hand wird Krankheit in ihr erzeugen. Bis zum Tode fast ist die sogenannte „Kirche“ heruntergekommen, wenn ihre Diener, wie Hophni und Pinebas, sich mit der weltlichen Macht verbunden haben; denn Gott will sein Werk durch seine eigenen Werkzeuge tun und auf seine eigene Weise; er will dem Arm des Fleisches nichts schuldig sein, sondern will seine Herrlichkeit durch seine eigene geheimnisvolle Macht verteidigen. Er braucht als Werkzeuge seine Geweihten, die das weiße Linnen tragen, welches die Gerechtigkeit der Heiligen ist, und nicht die blutbefleckten Männer des Krieges, angetan mit ehernem Panzer und glänzendem Harnisch von Stahl.

Eine andere Lehre können wir aus dem vorliegenden Ereignis ziehen. Als die Philister die Israeliten im Kampf geschlagen und den heiligen Schrein genommen, der die Lade genannt ward, rühmten und prahlten sie, als wenn sie Gott selber überwunden hätten. Sie betrachteten augenscheinlich die goldene Kiste als den besten Teil ihrer Beute und steckten sie als eine Trophäe in den Haupttempel ihres Gottes Dagon, um zu zeigen, dass er mächtiger sei als der Gott Jehova, der wie sie wähnten, unfähig wäre, sein Volk zu beschützen. Dies tastete die Ehre Jehovas an und da er ein eifersüchtiger Gott ist, so bedeutete dies Gutes für Israel. Die Tatsache, dass Gott ein eifersüchtiger Gott ist, hat oft eine schreckliche Seite für uns, denn sie führt unsere Züchtigung herbei, wenn wir ihn erzürnen; dies führte auch Israels Niederlage herbei. Aber sie hat auch eine belle Seite für uns, denn seine Eifersucht flammt gegen Feinde noch schrecklicher auf, als gegen seine Freunde; und wenn sein Name gelästert wird, und die Ehre, welche ihm gebührt, einem bloßen Götzen zugeschrieben wird, oder wenn erklärt wird, dass er von einem falschen Gott besiegt sei, dann brennt seine Eifersucht wie Wachholderkohlen und er streckt seine Rechte aus, um seinen Gegner zu schlagen, wie er bei dieser Gelegenheit tat. Er straft sein Volk, wenn es sündigt, aber wenn Philistäa spricht: „Dagon hat Jehova besiegt,“ dann duldet der Herr es nicht, dass Philistäa länger triumphiert. Jehovas Antwort an seine Feinde war, der vor der Lade zertrümmerte Dagon und die Plage der Ärse1), bis die Philister in ihren verzweifelten Schmerzen und ihrer bitteren Schmach die Lade frei gaben, da sie nicht länger im Stande waren, ihre Gegenwart in einer der Städte zu dulden; so dass die Juden später immer die Philister reizten, indem sie dieselben an die Krankheit erinnerten, welche sie so sehr geplagt hatte; und es ist ein Zug davon in dem Psalm, der von dem Herrn sagt: „Und schlug seine Feinde in den hinteren Teilen und hing ihnen eine ewige Schande an.“ Niemals erlitt eine prahlerische Nation eine tiefere Schmach in den Augen ihrer Nachbarn, deren Gelächter sie wurde und niemals erlitt ein Götzenbild eine ärgere Schande, als die, welche über ihren Gott Dagon kam.

Nun denn, wenn zu irgend einer Zeit Unglaube oder Aberglaube so die Herrschaft gewinnt, dass ihr euch entmutigt fühlt, schöpft Trost hieraus - dass in all diesem Gottes Ehre mit angetastet wird. Haben sie seinen Namen gelästert? Dann will er diesen Namen beschützen. Sind sie weiter, als sonst in faulen Reden gegen ihn gegangen? Dann werden sie ihn reizen und er wird seinen heiligen Arm ausstrecken. Ich bete, dass sie ihn so reizen mögen! Seine Kirche wird dazu „Amen!“ sprechen, so dass er sich erheben möge und die herrlichen Werke seiner Macht und seiner Liebe unter den Menschenkindern tun, und seine Feinde in Verwirrung bringen, indem er beweist, dass er noch immer mit seinem Volk ist, und noch immer der mächtige Gott, der er vor Alters war. Sprecht zu euch selber denn: „Unser Herr wird nicht dieses abgöttische Papsttum dulden, das seine Priester in unserer Nationalkirche vermehrt. Sein Volk kann es nicht ertragen, viel weniger wird er es. Er wird nicht immer diese lästerlichen Lehren dulden, durch welche eingebildete, gelehrte Männer und großsprecherische Zweifler Gott aus der Welt hinauszubringen suchen. Sie werden ihn reizen. Er wird sich aufmachen; er wird mächtig für seine Wahrheit zeugen, er wird die Wogen der Sünde zurück rollen, und wird die Zeitalter wissen lassen, dass er noch der große „Ich bin“ ist, der siegreiche Gott über Alles, hochgelobt in Ewigkeit.“ Diese zwei Wahrheiten scheinen mir auf der Oberfläche dieser Stelle zu liegen.

Und nun, obgleich es sehr verkehrt sein würde, das Wort Gottes als eine bloße Reihe von Allegorien zu nehmen und so zu leugnen, dass es Tatsachen berichtet - und dies, hoffe ich, werden wir niemals tun - doch, da der Apostel Paulus uns gezeigt hat, dass viele Ereignisse im Alten Testamente Allegorien sind und da in der Tat diese Dinge augenscheinlich vorbildlich sind und als Sinnbilder und Muster von Dingen betrachtet werden müssen, die noch jetzt geschehen, so wollen wir diese Stelle in geistlichem Sinne nehmen und sie als ein Mittel benutzen, um innerliche Erfahrungen zu lehren. Wenn der lebendige Gott in die Seele kommt, so muss Dagon, oder der Götze der Sünde und Weltlichkeit stürzen. Dies ist der Eine Gedanke, den wir diesmal aushämmern wollen.

I.

Um denn zu beginnen: Das kommen der Bundeslade im Tempel Dagons war ein passendes Gleichnis von dem Kommen Christi in die Seele.

Dagon war nach den glaubwürdigsten Nachrichten der Fischgott der Philister; vielleicht von den Bewohnern von Tyrus und Sidon hergenommen, deren Hauptgeschäft auf dem Meere war, und die deshalb eine Seegottheit erfanden. Der obere Teil Dagons war ein Mann oder eine Frau, und der untere Teil des Götzen war wie ein Fisch geschnitzt. Wir bekommen eine sehr gute Vorstellung davon nach der gewöhnlichen Idee von dem erdichteten, fabelhaften Geschöpfe, das man Meerweib nennt. Dagon war gerade so ein Meermann oder Meerweib, nur gab man natürlich nicht vor, dass er lebendig sei. Er war ein geschnitztes Bild, wie das, was die Papisten verehren und die heilige Jungfrau nennen oder den heiligen Petrus oder den heiligen Remy. Der Tempel zu Asdod war vielleicht die Kathedrale des Dagon, das Hauptheiligtum seiner Verehrung; und da saß er aufrecht auf dem Hochaltar, umgeben von Pracht. Die Bundeslade des Herrn Zebaoth war eine kleine hölzerne Kiste, mit Gold überzogen, durchaus nichts Schwerfälliges oder Umfangreiches, aber nichtsdestoweniger sehr heilig, weil sie einen sinnbildlichen Charakter trug und den Bund Gottes darstellte: ihre Wegführung war den frommen Israeliten sehr schmerzlich, denn sie fühlten, dass die Herrlichkeit dahin war, als die Lade genommen war. Der heilige Schrein war im Triumph von den Philistern fortgetragen und in den Tempel gebracht, wo Dagon stand. Mit dem Auge eures Geistes könnt ihr den Fischgott hoch auf seinem Throne sehen und den Weihrauch vor ihm brennen, als die Priester sich versammeln und die Fürsten Philistäas mit ihren siegreichen Bannern vor seinem Altar sich beugen. Wir hören das Jauchzen der Mächtigen unter den Philistern, als sie den goldenen Koffer mit den goldenen Stäben hereinbringen und ihn am Fuße Dagons niedersetzen und ihre Freudenlieder singen. Hört sie, wie sie ihre Posaunen blasen und ihre lästerlichen Loblieder singen: „Ehre sei dir, o Dagon! Du hast heute triumphiert, o mächtiger Gott des Landes und des Meeres! Ruhmwürdiger Fischgott, du hast die besiegt, welche die Kanaaniter besiegten; und obgleich ihr Gott die alten Ägypter schlug, so hast du sie bei Tausenden geschlagen. Ehre sei dir, du mächtiger Gott!“ So erhoben sie ihre Gottheit und schütteten Verachtung auf die erbeutete Lade, welche sie am Fuße des Bildes hinstellten. Dann, als der Gottesdienst vorüber war und sie Dagon zu ihres Herzens Zufriedenheit verehrt hatten, schlossen sie den Tempel zu und Finsternis war an dem heiligen Orte oder unheiligen Orte, - wie soll ich ihn nennen? Nicht lange blieb Dagon der Höchste, wo die Lade einmal hereingekommen war, sondern das bloße Kommen der Lade in den Götzentempel war ein gutes Bild von dem kommen der Gnade Gottes in das menschliche Herz. Die Philister brachten die Lade des Herrn hinein, aber nur eine Tat der göttlichen Allmacht kann die Gnade Gottes in die Seele bringen. Durch verschiedene Mittel wird die Wahrheit, wie sie in Jesus ist, gelesen, gehört, in Erinnerung gebracht, erscheint in dem Leben einiger Menschen und kommt so in den Tempel des Inneren hinein. Wenn sie zuerst in das Herz kommt, findet sie die Sünde dort auf dem Throne; und den Fürsten der Finsternis als obersten Herrscher. Die erste Gnade, welche in die Seele kommt, findet diese in Finsternis und Tod, unter der Herrschaft der Sünde. Brüder, wir haben uns nicht selber von Sünde, Tod und Finsternis zu befreien und dann Gnade zu erhalten; sondern, während wir noch tot sind, sucht die Gnade uns heim; während wir noch Sklaven sind, kommt der Befreier; in unserer schwärzesten Mitternacht geht die Sonne der Gerechtigkeit auf. Während der Dagon der Sünde fest auf seinem Throne sitzt, als wenn er nie bewegt werden könnte, und seine scheußliche Gestalt allein über allen Gedanken und Vorstellungen des Herzens gesehen wird, gerade dann ist es, wo „Gott, der da reich ist von Barmherzigkeit durch seine große Liebe, damit er uns geliebt hat, da wir tot waren in den Sünden“ seine allmächtige Gnade sendet, um in uns zu wohnen. Wenn diese Gnade in die Seele kommt, so wird sie zuerst nicht beachtet und die Sünde weiß nicht mehr davon, als Dagon von dem Kommen der Lade. Die Gnade, das Licht, die Wahrheit, die Liebe Gottes kommen in die Seele und der Mensch weiß noch nicht, was Gott für ihn getan hat. Er ist sich nur eines Eindruckes bewusst, eines Ernstes, den er nie zuvor gekannt hat, einer ruhigen Gemütsstimmung, eines Wunsches, die ewigen Dinge zu betrachten; und das ist alles, was er von dem Werke des Herrn in seinem Inneren wahrnimmt. Sein Dagon scheint eben so in höchster Majestät da zu stehen, wie vorher, nur ist etwas Fremdes auch in der Seele, der Mensch weiß nicht was. Es ist der Anfang vom Ende - von einem seligen, herrlichen Ende.

Wir haben nun Dagon und die Lade in demselben Tempel, Sünde und Gnade in demselben Herzen, aber dieser Stand der Dinge kann nicht lange andauern. Niemand kann zween Herrn dienen, und selbst, wenn er es könnte, so würden die zwei Herren nicht damit einverstanden sein, solchen Dienst zu haben. Die zwei großen Mächte der Sünde und Gnade bleiben nicht in Frieden mit einander, sie sind so entgegengesetzt wie Feuer und Wasser. Es wird ein Kampf und ein Sieg sein und wir wissen, wer siegen wird, denn so gewiss die Gnade Gottes in die Seele kommt, so wird die Sünde Befehl erhalten, auszuziehen. Jene Nacht, als die Philister ihre Freudenzeremonien beendet, meinten sie, Dagon in Herrlichkeit angetan, herrschend und triumphierend über die Lade des Herrn verlassen zu haben. Sie hatten kaum die Türen geschlossen und sich entfernt, als Dagon auf sein Angesicht zur Erde fiel vor der Lade. Herunter kam er. Er lehnte sich nicht über, sondern er fiel, nicht auf die Seite, sondern er musste sich vor der Lade bücken, denn er fiel auf sein Antlitz; und er fiel nicht einen Teil des Weges, sondern er fiel auf sein Antlitz zur Erde vor der Lade; ein Wechsel der Stellung, der für seine Verehrer sehr bedeutsam war! Die Lade war vor den Fuß des Dagon gestellt worden und nun liegt Dagon vor der Lade, als wenn er sich in Verehrung vor dem großen und mächtigen Gott niedergeworfen hätte. Eben so ist die Gnade nicht lange in der Seele, ehe sie die Sünde darniederwirft. Wie kehrt die Gnade immer das Oberste zu unten! Das Losungswort ist: „Wirf um, wirf um, wirf um.“ Der Niederreißer ist gekommen und die Bilder der Menschenerfindung müssen in Stücke geschlagen werden.

Sehr wahrscheinlich hat euer Dagon die Gestalt der Selbstgerechtigkeit. Ich werde sie Dagon nennen, denn sie ist nichts besser; einer der schlechtesten Götzen in der ganzen Welt ist der Götze des eigenen Ich. Der Selbstgerechte rühmt sich, dass er eben so gut ist, als andere Leute, wenn nicht sogar besser, obgleich er kein Christ ist. Er weiß nicht, dass er jemals großes Unrecht getan hat, und er fühlt, dass in ihm sehr viel Gutes und Treffliches ist, und deshalb denkt er, dass es am letzten Ende mit ihm gut gehen wird. Sein Gott hat einen sehr hübsch geformten Kopf und obgleich vielleicht ein etwas „fischiger“ Schwanz an ihm sein mag, so hält er den so viel als möglich verborgen und bedeckt ihn mit Entschuldigungen. Der Gott seines Selbstvertrauens ist ein sehr hübsches Ding, im Ganzen genommen; schön wie ein Meerweib und er ist bezaubert von seiner Schönheit. Er beugt sich vor seinem Götzen und singt vor ihm jenen alten Hymnus der Philister ich meine den, der Pharisäer - welcher beginnt: „Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin, wie andere Leute!“ Wenn die Gnade in die Seele eingeht, so hat die Herrschaft des Selbstvertrauens ein Ende, hinunter geht der Fischgott auf sein Antlitz zur Erde vor der Lade des Herrn und der Mensch entdeckt, dass er keine solche Gerechtigkeit hat, wie die, worauf er traute. Er beginnt, seine Sünden zu betrauern und seine Mängel zu beklagen. Ein vollkommener Wechsel des Gefühls ist über ihn gekommen. Er verabscheut sich eben so sehr, als er sich vorhin bewunderte; und jetzt, anstatt den höchsten Sitz in der Synagoge zu nehmen, ist er willig, ein Türhüter im Hause des Herrn zu sein. „Ach!“ sagt er, „was für ein Sünder bin ich! wie schlecht in den Augen Gottes!“ Seht ihr nicht, wie dieser tapfere Dagon auf sein Antlitz zur Erbe vor der Lade gefallen ist.

Vielleicht hat ein Mann nie viel von dieser prahlerischen Selbstgerechtigkeit gehabt, aber er diente dem Dagon einer anklebenden und geliebten Sünde. Der Mann war ein Trunkenbold, Bacchus herrschte über ihn; aber sobald die Gnade Gottes in seine Seele gebracht wird, so ist er fertig mit dem Gott des Trinkens. Der scheußliche Dagon der Trunkenheit wird von seinem Throne hinabgestoßen.

Der Mann kann nicht ertragen, daran zu denken, dass er sich so entwürdigt hat, Üppigkeit, Ausschweifung, Überladung und Trunkenheit zu lieben, und dergleichen abscheuliche Sünden, welche die Menschheit unters Tier herabwürdigen. Wer wahrhaft bußfertig ist, habt den bloßen Namen dieser schmutzigen Sünden. Wenn ein Mensch sich des Fluchens und schlechter Reden schuldig gemacht hat, so heilt ihn die Gnade Gottes gewöhnlich sogleich davon. Ich habe Leute sagen hören, die viele Jahre lang in der Gewohnheit des Fluchens gelebt, dass sie von der Zeit an, wo sie bekehrt waren, nie eine Versuchung dazu gehabt; diese schwarze Sünde ging sogleich mit Sack und Pack davon. Einige Sünden sterben langsam, aber Lästerung gibt gewöhnlich ohne Kampf den Geist auf. John Bunyan sagt, dass ein Stein von dem Mauerbrecher Herrn Lästerung schlug und seinen Schädel zerbrach, so dass er sehr bald bei der Belagerung der Stadt Menschenseele fiel; es wäre gut, wenn Sünden, die täuschender sind, das Gleiche täten. Die groben äußeren Übertretungen sind wie Dagon bald darnieder vor der Lade.

Sünde jeglicher Art muss sich beugen vor der triumphierenden Gnade. Ja, und der, welcher Gottes Gnade empfängt, fühlt, dass die Liebe aller und jeder Sünde von ihrem Platz in seinem Herzen vertrieben ist. Nun wünscht er, ganz von ihr frei zu werden und ruft ängstlich: „Herr, was willst du, das ich tun soll?“ Er wird nicht mehr hingehen und in Sünde leben, wie er vorher tat, so wenig Paulus ein Verfolger blieb, nachdem der Herr Jesus ihm auf dem Wege erschienen war. Was für ein Dagonsfall war in des Apostels Stolze, dort eben vor dem Tore von Damaskus! Solch ein Fall findet in der Seele jedes Menschen Statt, zu dem die Gnade Gottes mit Macht kommt.

Nun kann man die Parallele noch ein wenig weiter ziehen. Dieser Fall Dagons ward sehr bald bemerkt, denn da die von Asdod des anderen Morgens frühe aufstanden, fanden sie „Dagon auf seinen Antlitz liegen auf der Erde.“ Sehr bald nach dem Hineinkommen der Gnade folgt dies Zeichen und in Kurzem wird es gesehen und gekannt. Lasst Niemanden meinen, dass Gnade in seinem Herzen sei, wenn Dagon noch auf seinem Throne sitzt. Dies ist eins der frühesten Zeichen des Eingehens des Lebens Gottes in der Seele - dass die Sünde von ihrem hoben Ort nieder fällt und nicht mehr in Ehren gehalten wird.

Bemerkt aber zu gleicher Zeit, dass Dagon nicht zerbrochen war. Er war auf sein Antlitz gefallen, aber das war alles; so dass am nächsten Tage seine törichten Verehrer ihn wieder aufrichten konnten. Zuweilen ist bei dem ersten Eintritt der Gnade ein Herunterfallen der Sünde, aber durchaus nicht ein solches Niederbrechen und Zerstören derselben, wie nachher da sein wird. Wenn das göttliche Leben eingeht, so wird die Sünde entthront, sie sitzt nicht länger an dem Platze Gottes; aber dennoch, trotz alledem, bleibt eine furchtbare Macht in unserer verderbten Natur, ein tödlicher Hang zur Sünde, ein mächtiges Gesetz in den Gliedern, das die Seele in Gefangenschaft bringt. Dennoch, der Götze fällt, wenn er auch nicht zerbrochen ist; er kann nicht herrschen, obgleich er vielleicht bleibt, um uns zu beunruhigen.

Nun, was geschah in der Nacht, die im Text erwähnt wird. Dagon fiel vor der Lade nieder, als alles ruhig und still im Tempel war. Während die Anbetenden da waren, bei Tage, war Geräusch da und Jauchzen, der falsche Gott saß erhöht und man konnte nicht wissen, dass irgend eine geheimnisvolle Macht bei der Lade sei. Es war in der Stille der Nacht, wo die Tat getan ward, ebenso kommt oft die Gnade unter dem Hören des Wortes in das Herz, aber, man weiß nicht, dass irgend eine Veränderung bewirkt ist, denn erst, wenn der Mensch aus den weltlichen Geschäften heraus kommt, allein ist und zu denken beginnt entfaltet sich eine göttlich geheimnisvolle Macht durch die inwendige Gnade, welche die Sünde niederdrückt und die Macht des Bösen erniedrigt. Ich wollte zu Gott, unsere Hörer nähmen sich mehr Zeit, das Wort Gottes ruhig zu betrachten! Wie viel mehr Segen würde man oft aus Predigten und Büchern gewinnen, wenn mehr Betrachtung da wäre! Ihr erhaltet die Trauben, aber ihr tretet sie nicht in der Weinpresse. Man gibt sich mehr Mühe, die Garben der Predigt zu sammeln, als sie nachher auszudreschen. Die Macht, welche Dagon schlug, ward in der Stille der Nacht entfaltet; und wenn die Gnade Gottes in eure Seelen eingegangen ist, so ist es wahrscheinlich, dass der Fall der Sünde besser in Zeiten ruhiger Überlegung und Herzenserforschung bewirkt wird, als zu irgend einer anderen Zeit. Denken ist ein Mittel, das der Seele unendliche Wohltaten zuführt. Schließt die Tempeltüren und lasst alles still sein, dann wird der Heilige Geist Wunder in der Seele wirken.

II.

Nun, zweitens, das Aufstellen Dagons zum zweiten Male und sein zweiter Fall stellen sehr gut den Kampf dar, welcher in der Seele zwischen Sünde und Gnade stattfindet.

Was für Toren waren diese Philister, dass sie fortfuhren, einen Gott anzubeten, der, wenn er niederfiel, nicht wieder aufkommen konnte. Einen Gott zu verehren, der auf sein Antlitz fiel, war schlimm genug, aber einen zu verehren, der, wenn er fiel, nicht wieder aufstehen konnte, sondern von menschlichen Händen an seinen Ort gestellt werden musste, das war sicher eine schmähliche Verblendung; aber sie hoben ihre treffliche Gottheit auf, stellten sie wiederum an ihren Ort und sangen ohne Zweifel noch ein besonderes „Hochamt“ für dieselbe und gingen dann ruhig ihres Weges nach Hause, und ließen sich nicht träumen, dass ihr schöner Fischgott so bald wieder ihre Hilfe brauchen würde. Ebenso kommen Satan und das Fleisch in unsere Seele und versuchen, unseren gefallenen Dagon wieder aufzurichten, mit einigem Erfolge. Es geschieht oft, dass bei Neubekehrten eine Periode eintritt, wo es aussieht, als wenn sie ganz abgefallen wären und zu ihren früheren Wegen zurückgekehrt. Es scheint, als wenn das Werk Gottes in ihren Seelen nicht wirklich wäre und die Gnade nicht siegreich. Wundert ihr euch darüber? Ich habe aufgehört, mich darüber zu wundern. Das Evangelium ist gepredigt, der Mensch hat es angenommen und es ist ein wunderbarer Unterschied in ihm; aber wenn er unter seine alten Gefährten geht, so versuchen sie ihn sehr hart, obgleich er entschlossen ist, nicht in seine früheren Sünden zu fallen. Er wird auf tausenderlei Weise angegriffen! Einige von unseren jungen Leuten, wenn sie ihre Geschichte erzählen sollten, würden eure Gefühle übermannen, wenn sie die Weise schilderten, in welcher alle Arten Scherze und Andeutungen und Hohn auf sie geschleudert werden, und das von einflussreichen Personen ihren Eltern, älteren Geschwistern und denen, welche ihr Werk beaufsichtigen; sie werden umstellt von vorne und hinten, so dass, wenn sie nicht auf die eine Weise übertreten, es sehr wahrscheinlich ist, dass der Teufel sie listig auf einem anderen Wege fängt. Ich habe einen Mann gekannt, der, wenn er versucht ward, in schlechte Gesellschaft zu gehen, wieder und wieder und wieder es abschlug. Seine Versucher lachten über ihn und er trug es alles, aber zuletzt verlor er die Geduld; und sobald seine Feinde eine Heftigkeit aufbrausen sahen, schrien sie aus: „Ach, da bist du! Nun haben wir dich!“ Zu solcher Zeit ist der arme Mann leicht geneigt, zu rufen: „Ach, ich kann kein Gläubiger sein, sonst hätte ich dies nicht getan.“ Nun, all' dies ist ein starker Versuch Satans und des Fleisches, Dagon wieder aufzustellen. Sie wissen, dass der Herr ihn niedergeworfen hat und sie können es nicht ertragen, sondern möchten gern den Fischgott wieder auf seinen Thron setzen. Zuweilen setzen sie eine Zeitlang Dagon wiederum auf und verursachen großes Leid in der Seele. Ich habe ein armes, verlorenes Lamm gekannt, das gefunden und zur Herde zurückgebracht ward; aber es war elend umhergeirrt eine Zeitlang und der Teufel hatte gedacht, dass er sicher dies Lamm hätte und es in Stücke reißen wollte und doch war er zuletzt getäuscht. Dagon war nur für eine Zeit aufgestellt, und er musste wieder herunterkommen; und so geschieht es überall, wo die Gnade ins Herz kommt. Die Verirrten sind zurückgekommen, weinend und seufzend und haben eingestanden, dass sie ihrem Bekenntnis Unehre gebracht; und was ist auf die Länge das Resultat davon gewesen? Nun, sie haben mehr Demut gehabt, mehr Zartheit des Herzens, mehr Liebe zu Christo, mehr Dankbarkeit, als zuvor; und ich bin froh gewesen, nicht froh, dass sie sich verirrt hatten, aber froh, dass die Gnade Gottes, wenn sie dieselben völliger zurückgebracht hatte, ihnen eine tiefere Bekehrung und ein dauerhafteres und festeres Werk der Gnade gegeben, so dass sie später durch Gottes Gnade ehrenwerte, nützliche Christen bis ans Ende geblieben sind. Sehr oft ist dies der Fall, und ich spreche jetzt zu jedem jungen Bekehrten, der in seinem Herzen sagen kann: „O, ich liebe den Herrn, aber ich bin so weit abgewichen. Ich traue auf Jesum. Ich wünsche, ein Christ zu sein, aber ich bin von meinen Feinden besiegt worden, ich fürchte, ich darf nicht in eine christliche Kirche eintreten, denn wenn ich nicht sechs Wochen der Versuchung widerstehen konnte, wie kann ich erwarten, mein ganzes Leben lang fest zu stehen? Ich bin ein solches armes, schwaches Geschöpf, so geneigt, zum Irren, was soll aus mir werden?“ Lieber Freund, lass es dir leid tun, dass du so töricht gewesen bist, aber bezweifle nicht die Macht des Heiligen Geistes Gottes, dir zu helfen und den Feind in Stücke zu brechen, der wieder Macht über dich gewonnen zu haben scheint.

Nun bemerkt, dass, obgleich sie Dagon wieder um aufsetzten, er doch wieder herunter musste mit einem noch schlimmeren Fall. Ich zweifle nicht, es kostete sie langes Ziehen und große Anstrengung, den unschönen Marmorblock wieder an seine Stelle zu haben. Viele starke Arme wurden müde gemacht und die Muskeln angespannt, den ungeheuren Gott wieder aufzurichten und auf sein Piedestal zu setzen; aber es war keine Mühe für den Herrn, den hässlichen Stein wieder herunter zu werfen. Kein Tau war nötig, keine Anstrengung, kein Ziehen: „Der Bel beugt sich und der Nebo fällt,“ wenn Jehova sich erhebt. Schließt nur die Tempelpforten und lasst die Lade und Dagon es unter sich abmachen und Dagon zieht den Kürzeren. Nur, merkt dies, Dagon hatte nicht viel gewonnen durch seine Wiederaufstellung, denn dieses Mal, als er herunter kommt, siehe, da war er auf sein Antlitz zur Erde vor der Lade Jehovas gefallen „und sein Haupt und seine beiden Hände abgehauen auf der Schwelle.“ Der Kopf des Götzen war ab, und ebenso ist die herrschende Macht der Sünde gänzlich zerbrochen und zerstört, ihre Schönheit, ihre List, ihre Herrlichkeit sind alle in Stücke zertrümmert. Dies ist das Resultat der Gnade Gottes und das sichere Resultat, wenn sie einmal in die Seele kommt, wie lange der Kampf währen mag und wie verzweifelt auch die Anstrengungen Satans, sein Reich wiederzugewinnen. Gläubiger, die Sünde mag dich beunruhigen, aber sie soll dich nicht tyrannisieren. „Die Sünde soll nicht über euch herrschen,“ sagt der Heilige Geist, „denn ihr seid nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade.“ Wenn die Macht des Bösen für eine Zeitlang aufgerichtet ist, so wird sie nur mit um so mehr Gewalt wieder niederstürzen und ihr Kopf soll abgehauen werden.

Dann auch waren die Hände Dagons abgehauen, und ebenso ist die tätige Kraft, die wirkende Kraft der Sünde hinweg genommen. Beide Hände des Götzen waren auf der Schwelle abgehauen, so dass er keine Hand übrig hatte. Weder die rechte Hand noch die linke Hand der Sünde soll in dem Gläubigen übrig bleiben, wenn Gottes heiligende Gnade den Dagon niederwirft. Die geheime herrschende Macht ist gebrochen und auch die offen wirkende Macht. Der Christ wird davor bewahrt, seine Hand zu einer Missetat auszustrecken. Er ist mit Christo gekreuzigt und beide Hände sind so ans Kreuz genagelt und befestigt, dass sie nicht jene bösen Taten tun können, zu welchen die Luft des Fleisches ihn treibt.

Dies geschah auch, wenn ihr's beachtet, sehr rasch; denn uns wird berichtet, zum zweiten Mal, als sie des anderen Morgen frühe aufstanden, siehe, da fanden sie Dagon abermals auf seinem Antlitz liegen. Die Gnade braucht nicht lange Zeit, wenn sie einmal in der Seele ist, die Herrschermacht und die Tatkraft der Sünde umzustoßen, wenn diese eine Zeitlang die Übermacht erhalten zu haben scheinen. Brüder und Schwestern, ich hoffe, ihr kennt dieses. Ich hoffe, dass der Geist Gottes, welcher in euch ist, und die Liebe Christi, welche in euch herrscht, die Macht zerstört haben, welche die Sünde in eurer Seele hatte. Wenn es nicht so ist, dann fragt euch, ob der Geist Gottes überhaupt in euch ist. Es ist nicht möglich, dass die Lade in dem Tempel ist und dass Dagon unzerbrochen dasteht. Nicht bis Morgen früh wird das Böse ungestört und unbewegt auf dem Throne bleiben. Es ist nicht möglich, dass du, lieber Freund, in Sünden leben und dich freuen könntest und doch ein Kind Gottes sein. Wenn dein Herz auf Böses gerichtet ist, wo dein Herz ist, da ist dein Schatz, und wenn die Sünde dein Schatz ist, so bist du kein Erbe des Himmels. Das, was dein Herz regiert, ist dein Herr und dein Gott; du wirst nach dem gerichtet werden, was dein Herz liebt, und wenn du Böses liebst, so wirst du verdammt werden. Wir mögen sündigen ach, wollte Gott, wir täten es nicht! aber Liebe zur Sünde ist nicht in dem Gläubigen. Es ist eine tödliche Feindschaft zwischen Gnade und Sünde; und wo das Leben der Gnade kommt, da muss das böse Leben fallen. Es kann kein Bund zwischen Dagon und der Lade sein, zwischen Gott und der Welt oder zwischen Christus und der Sünde.

III.

Und nun drittens, der Vergleich lässt sich noch in einem Punkte mehr ziehen, nämlich, dass, obgleich der Fischgott so verstümmelt und zerbrochen war, doch der Rumpf Dagons noch übrig blieb.

Das Hebräische im Urtext lautet: „Nur Dagon war ihm übrig gelassen“ oder „nur der Fisch;“ nur der fischige Teil blieb übrig. Der Kopf und die obern Teile waren hinweg gebrochen, es blieb nur der Fischschwanz Dagons und das war alles; aber der war nicht zerbrochen. Nun, dies ist die Sache, die uns so viel Kummer bringt, dass der Rumpf Dagons übrig gelassen ist. Ich wünsche, er wäre es nicht. Ich habe Einige sagen hören, dass keine Sünde in ihnen übrig geblieben sei. Wohl, lieber Bruder, möge der Herr dich bekehren! Ich will nicht mehr als dieses sagen, denn wenn genug Licht in dir wäre, um deine Finsternis zu bemerken, so wäre das besser, als so zu sprechen, wie du es tust. Jedes Kind Gottes, das etwas sich selbst kennt, und die Erfahrung eines wahren Gläubigen, weiß, dass Sünde in ihm wohnt, und das in furchtbarem Maße, so dass seine Seele in Angst aufschreit: „Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?“ Ich könnte nicht so weit gehen, mit Ralph Erskine zu singen, als Beschreibung meiner selbst, die Zeilen, die von ihm in seinen „Sonetten der Gläubigen“ geschrieben sind:

„Zu Gut und Bösem gleich geneigt,
Ein Teufel und ein Heiliger sowohl.“

Und doch, mit einem guten Haufen Salz genommen, ist sicher viel Wahrheit selbst in diesem unbehutsamen Ausdrucke. Es ist das alte Verderben in uns und es nützt nichts, dies zu leugnen, weil das Leugnen uns an der Achtsamkeit verhindern wird, manche Verlegenheit des Lebens ganz unverständlich machen und uns oft große Verwirrung der Seele bringen wird. Das andere Gesetz ist in uns ebensowohl wie das Gesetz der Gnade. Kannst du dich Gott nahen, mein Bruder, und nicht sehen, dass er dich gerechterweise der Torheit beschuldigen kann? Kannst du in seiner Gegenwart stehen, wie Hiob, und seine Herrlichkeit sehen und nicht sprechen: „Ich tue Buße in Staub und Asche?“ Kannst du mit der Vollkommenheit verkehren und nicht deine Fehlerhaftigkeit bemerken? Kannst du dem innersten Hof des Tempels nahe kommen und in jenem hellen Lichte der Gemeinschaft stehen, welches das Teil der Erwählten des Herrn ist und nicht Flecken und Runzeln in dir bemerken, ja, Tausende, die dich dein Gesicht vor Scham bedecken lassen und die wunderbare Gnade anbeten, die dich doch liebt? Kannst du nicht im täglichen Leben genug sehen, um dich zu verdammen und in die Hölle zu werfen, wenn Gott dich nicht in Christo ansähe und dir deine Missetat nicht zurechnete, sondern dich in dem Geliebten annimmt? O, es ist so - es ist so, in der Tat! Der Rumpf Dagons ist noch übrig; und weil er übrig ist, lieben Freunde, so ist er etwas, wogegen gewacht werden muss, denn obgleich jener steinerne Rumpf Dagons nicht wuchs in dem Tempel der Philister, so machten sie doch ein neues Bild, erhöhten es und beugten sich davor, wie früher. Ach, der Rumpf der Sünde in uns ist nicht ein Steinblock, sondern voll Lebenskraft, wie der abgehauene Baum, von dem Hiob sprach: „So grünt er doch wieder vom Geruch des Wassers!“ Überlasst die Sünde, die in euch ist, sich selbst und lasst eine Versuchung in den Weg kommen und ihr werdet sehen, was eure Augen blind vor Tränen machen wird. Es ist ein gutes Ding, euer Gesicht im Spiegel zu schauen, aber euer Gesicht ist nicht euer Selbst; kein Spiegel kann euch euer Selbst zeigen. Es gibt eine gewisse Versuchung, die eine Verwandtschaft mit dem Bösen in dir hat; und sollte Satan diese Versuchung dir nahe bringen, so wirst du dich selber zu deinem Entsetzen und deiner Beschämung sehen. Dann wird aus dem Fenster deines Antlitzes ein Mann herausschauen, den du nicht sahst, als du in den Spiegel blicktest, denn du sahst nur das Haus, darin er wohnte. So hässlich ist er, dass er selbst das Haus, darin er wohnt, schrecklich an zusehen macht. Wenn der zornige Mensch sich erhebt und dem bloßen Auge sichtbar wird, wie entstellt er das Gesicht! Wenn der eigenwillige alte Adam ans Fenster tritt, was für ein dunkles, widerwärtiges Gesicht hat der! Wenn jener neidische Geist aufkommt, was für ein böser Blick ist in seinem Auge! Wenn der ungläubige Geist durch das Gitter sieht, was für ein erbärmliches Gesicht zeigt er, verglichen mit dem Antlitz des Glaubens und der kindlichen Zuversicht auf Gott! Es ist Niemand in dieser Welt, lieber Bruder, den zu fürchten du so viel Grund hast, als dich selbst. Augustinus pflegte zu beten: „Herr, befreie mich von jenem bösen Mann, mir selber.“ Ein sehr passendes Gebet auch für ein Weib „Herr, befreie mich von mir selber.“ Wenn du von dir selbst befreit bist, so bist du vom Teufel befreit; denn was kann der Teufel tun, wenn nicht das Selbst ihm in unheiligem Bunde die Hand reicht? Aber, O, welche Wachsamkeit wird dazu gehören! Hier ist in der Tat Raum für den Glauben! Der Glaube weigert sich nicht des Kampfs und bläht uns auch nicht auf mit der Idee, dass der Streit vorüber sei; im Gegenteil, er nimmt die ganze Rüstung Gottes an sich, weil er sieht, dass der Kampf noch tobt. Der Glaube muss der Schild sein, um die feurigen Pfeile abzuhalten und das Schwert, um den Feind zu schlagen. Hier ist die Sphäre, wo der Glaube wirken muss; er schwatzt nicht von beendetem Streite, sondern führt den lebenslangen Krieg bis zum endlichen Siege fort. Der Glaube sagt nicht: „ich habe mit Kämpfen aufgehört,“ er weiß es besser und spricht: „ich bin mitten darin, fechte mit tausend Feinden und hoffe auf den Sieg durch Jesum Christum, meinen Herrn.“ O Brüder und Schwestern, seid stark im Glauben durch die Kraft des Heiligen Geistes, denn euch tut dies Not, weil der Rumpf des Dagon noch da ist. Das Gelüsten des Fleisches bleibt noch in dem Wiedergeborenen.

Seht wiederum diese Sache an. Jener Rumpf des Dagon, der übrig blieb, war ein schmähliches Ding; es war ein Stück von einem Götzen, ein Rest von einem ungeheuerlichen Bilde, das an Gottes Statt verehrt worden war. Nun, die Sünde, welche in euch wohnt, muss nie von euch betrachtet werden als etwas anderes, denn ein schreckliches, ekelhaftes, verabscheuenswertes Ding. Dass nach solcher Liebe, wie ihr und ich sie gekannt haben, in uns auch nur die Kraft, undankbar zu sein, noch ist, sollte uns erschrecken; dass nach solchem Beweis seiner Wahrheit, wie Gott uns gegeben hat, nach solcher Treue, und solchen reichlichen Beweisen der Treue, wir doch noch des Unglaubens fähig sind, sollte uns schmerzen. O, ich wünsche, ich könnte nie wieder sündigen in Zeit und Ewigkeit. O, dass jedes Teilchen des Zunders der Verderbtheit, in welchem der Teufel einen Funken fallen lassen kann, aus meiner Natur hinweg wäre. Es ist eine Gnade, wenn die Funken ausgelöscht werden, aber es ist ein Jammer, dass auch nur der Zunder geblieben ist, und da ist genug Zunder in uns Allen. Zunder? Nein, Pulver, so rasch fängt es das Licht auf, das Satan immer bereit ist, zu bringen. Wir tragen ein Herz, das einer Laube gleicht, in uns und wir tun am besten, von allen Kerzen des Satans wegzubleiben, damit keine Explosion wirklicher Sünde erfolge. Diese Kerzen sind häufig genug in der Form irgend eines angenehmen, aber ungläubigen Freundes oder in der Form von Vergnügungen zweifelhafter Art. Haltet euch fern von Luzifers Zündhölzchen. Ihr habt genug Übles im Herzen, ohne dass ihr dahin geht, wo ihr noch mehr bekommen werdet. Wenn irgend Jemand hier fühlt, dass er so fest in der Gnade steht, dass er sich mit Sicherheit in Versuchung begeben kann, so bin ich gewiss, er ist in einem sehr großen Irrtum befangen. Ich möchte ihm sagen: „Bruder, es ist genug Teufel in dir, ohne dass du Einladungskarten für sieben mehr aussendest. Seh' zu ihm, der die Teufel austreibt. Geh' du in Gesellschaft, wo die Mächte des Bösen in Ketten und Banden gehalten werden; aber geh' nicht dahin, wo andere Teufel, so schlimm, wie der Dämon, der dich jetzt umlagert, ihn aufrufen und antreiben werden, mehr Schaden zu tun. Der Rumpf des Dagon ist übrig. Sei sorgsam, wachsam, voll Gebets und verabscheue die Sünde mit deiner ganzen Seele.“

IV.

Aber nun zuletzt, hier ist Gnade, dass, obgleich der Rumpf des Dagon nicht aus dem Tempel der Philister genommen wurde, wir über die Erzählung hinaus gehen dürfen und uns freuen, dass er aus unseren Herzen genommen werden wird. Der Tag kommt, Bruder, Schwester, wo in dir nicht mehr Neigung zum Sündigen sein wird, als in einem Engel. Der Tag kommt, an welchem deine Natur so in Wahrheit, Gerechtigkeit und Heiligkeit befestigt sein wird, dass alle Teufel in der Hölle nicht im Stande sein werden, einen bösen Gedanken in dir zu erregen. „O,“ sagt Einer, „ich wünsche, diese Zeit käme bald.“ Sie wird kommen, Bruder. Der Herr will dich noch kämpfend und streitend halten; aber es wird ein Tag kommen, wo ein Bote vor deiner Türe harren wird und sprechen: „Der Eimer ist zerlechzet am Born und das Kad zerbrochen am Born.“ Dein Fleisch muss wieder zum Staube zurückkehren und „dein Geist zu Gott, der ihn gemacht,“ und dann wird dein Geist mit frohem Erstaunen seine Augen öffnen und sich vom Körper befreit finden und zu gleicher Zeit von aller Sünde. Es wird auch nach einer Weile die Posaune der Auferstehung ertönen und der Leib wird auferstehen; und eins der Hauptkennzeichen des auferstandenen Leibes wird dies sein, dass er frei von den Banden der Verwesung sein wird und keinen Hang haben, uns zur Sünde zu verleiten. Wenn unser vollkommen gemachter Geist, in unseren vollkommenen Leib eingeben wird, dann soll unsere vollständige Menschheit, Leib, Seele und Geist, kein Flecken oder Runzel haben. Alle vergangene Sünde wird weggewaschen sein - nein, ist weggewaschen - in dem Blut des Lammes, und alle Neigungen, Tendenzen und Richtungen zur Sünde werden auf ewig vorüber sein und selbst die Möglichkeit des Sündigens soll für immer hinweggenommen sein.

„Auf ewig klar, auf ewig hell,
Und keine Wolke trübt den Rhein,
Denn Sünde, alles Elends Quell,
Kann nimmer da hinein.“

John Bunyan stellt die Barmherzigkeit als im Schlafe lachend dar. Sie hatte einen Traum, sagte sie, und sie lachte über die großen Gnadengüter, die ihr verliehen waren. Wohl, wenn Einige von euch diese Nacht träumen sollten, dass das Große, wovon ich gesprochen, euch wirklich geschähe, so dass ihr völlig frei von allem Hange zur Sünde wärt, würdet ihr nicht auch sein, wie die, welche träumen und aus lauter Freude lachen. Denkt daran keine Ursache mehr zum Wachen, kein Grund mehr zum Weinen über die Sünde des Tages, ehe ihr Abends einschlaft; keine Sünde mehr zu bekennen, keinen Teufel, euch zu versuchen, keine weltliche Sorge, kein Gelüste, keinen Neid, keine Schwermut, kein Unglaube, nichts der Art - wird dies nicht ein sehr großer Teil der Himmelsfreude sein? Wie, ich möchte weinen vor Freude, wenn ich denke, dass dies mir geschehen wird, unwürdig, wie ich bin. „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen.“ Es wird so sein Bruder, mit dir und mit mir. So gewiss, wie wir auf Christum vertrauet haben, wird er das vollenden, was uns betrifft.

„Der schwächste Heilige wird siegen,
Ob Tod und Hölle widersteh'n.“

Der Herr hat unsere vollkommene Heiligung unternommen und er wird sie vollenden. Er hat den alten Dagon niedergeworfen und sein Haupt und seine Hände zerbrochen und er wird ihn in Kurzem ganz zerschmettern. Ja, er wird die Lade des Herrn hinbringen, wo Dagon nie wieder mit ihr in Berührung kommt. Er wird dich nehmen den mit Gnade erfüllten Teil von dir, dein wahrstes und bestes Selbst hinweg in die Herrlichkeit, um bei ihm zu bleiben allezeit. Denke daran und singe! Ja, Bruder, singe mit all deiner Kraft, denn dies mag innerhalb einer Woche geschehen. Einer Woche? Es mag innerhalb eines Tages geschehen. Es mag geschehen, ehe ihr euer Haus heute Abend erreicht. Wir sind so nahe dem Himmel, dass, wenn wir nicht sehr schwerfällig wären und unsere Ohren sehr taub, so möchten wir sogleich die Engel ihre endlosen Hallelujas singen hören. Einige von Gottes Heiligen Einige hier, vielleicht - haben beinahe ihren Fuß auf der Schwelle der ewigen Stadt und wissen es nicht. Sie sind näher, als sie denken, bei der Harfe und dem Palmenzweig. Sie würden sich nicht ängstigen um das, was sie nächstes Jahr tun wollen, sie würden sich nicht um den nächsten Quartalstag sorgen, wenn sie wüssten, dass sie zu der Zeit unter den Fürsten des Himmels sein würden. Sie würden nicht einmal an Morgen denken, wenn sie wüssten, wie bald Alles vorüber sei, und wie bald die ewige Freude beginnen wird.

Gott segne euch, lieben Freunde. Möge des Herrn Gnade über euch Alle herrschen in der Macht des Heiligen Geistes; und selbst zu Sündern, in denen die Sünde noch regiert, möge Jesus Christus kommen und seine Gnade eingeben und dann müssen ihre geliebten Sünden fallen. Dem Einen Lebendigen und wahren Gott sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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Luther verwendet das Wort Erſe für erkrankte Hintern: Wahrscheinlich bildeten sich in der beschriebenen Plage bei Menschen am Gesäß oder am After eitrige Beulen …
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autoren/s/spurgeon/a/spurgeon-dagon.txt · Zuletzt geändert: von aj
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