Spitta, Carl Johann Philipp - Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus gehet das Leben.

Spitta, Carl Johann Philipp - Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus gehet das Leben.

Gleichwie das Herz die Quelle des Blutes ist, das sich von ihm aus durch den ganzen Leib verbreitet, und die Bedingung seines Lebens ist, denn des Leibes Leben ist in seinem Blut (3 Mos. 17, 14.): So wird in der heiligen Schrift unter dem Herzen meistens die Seele mit allen ihren Kräften verstanden, als die Quelle alles geistigen Lebens im Menschen. Denn wie eines Menschen Herz ist, so ist der Mensch. Was unser Herz liebt, wem es sich zuneigt, an wem es hängt, wovon es eingenommen und erfüllt ist, nach dem gestaltet sich all unser Denken, Wollen, Wünschen, Begehren, Reden und Thun, davon geht das Leben aus und dahin wieder zurück. Darum heißt es auch von dem Herrn, nach seiner allervollkommensten Menschenkenntnis er sehe das Herz an, und sei ein Herzenskündiger. Und einem jeglichen unter uns wird gesagt: „Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus gehet das Leben“. Der aber, welcher mehr, als Salomo, der Sohn Gottes ist, bestätigt es und spricht: Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus seinem guten Schatz des Herzens, und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus seinem bösen Schatz; denn aus dem Herzen kommen arge Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsche Zeugnisse, Geiz, Schalkheit, List, Unzucht, Schalksauge, Gotteslästerung, Hoffart, Unvernunft. Darum behüte dein Herz, und deines Herzens Eingang und Ausgang mit allem Fleiß. Siehe wohl zu, wenn du dein Herz hingiebst, für wen du es öffnest, wen du darin wohnen und regieren lässest. Die himmlische Weisheit spricht: Gieb mir dein Herz, und laß deinen Augen meine Wege Wohlgefallen. Der Sohn Gottes sucht Eingang in dasselbe und mahnt: „Siehe ich stehe vor der Thür und klopfe an, so jemand meine Stimme hören wird, und mir die Thür aufthun, zu dem werde ich eingehen, und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“ Die Apostel beten für die Christen, daß Gott ihnen Kraft gebe, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, Christum zu wohnen durch den Glauben in ihrem Herzen; und fordern sie auf, sich wohl zu prüfen, ob Christus in ihnen wohne. Denn es sind noch andere da, die das Herz einnehmen wollen. Von Judas Ischarioth wissen wir, daß nach dem Bissen der Satan in ihn fuhr. Dem Ananias hatte der Satan das Herz erfüllet, daß er dem heiligen Geist lüge. Der Heiland sagt uns: „Wenn der unsaubere Geist von dem Menschen ausfährt, so spricht er: ich will wieder umkehren in mein Haus, daraus ich gegangen bin; und dann gehet er hin, und nimmt sieben Geister zu sich, die ärger sind, denn er selbst, und wenn sie hinein kommen, wohnen sie da, und wird hernach mit demselbigen Menschen ärger denn vorhin. Und wenn wir bedenken, in wie vielerlei Gestalten die Sünde, die Sorgen und Wollüste dieses Lebens sich in das Herz einzuschleichen und einzudrängen, und den daraus zu verdrängen suchen, der allein das Recht des ungetheilten Besitzes über unser Herz hat - dann wird es uns einleuchten, wie wohl begründet die Ermahnung sei: „Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus gehet das Leben.“

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