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Soetgen van den Houte - Testament

Soetgen van den Houte - Testament

Ein Testament von Einer frommen LIEBHABERIN GOTTES/ Gemacht durch Soetgen von den Haute/ oder Susann von Holtz genannt/ und ihren Kindern zur Gedächtnüß und Letze auß dem Gefängnüß vor ihrem Abscheid zugeschrieben; Darinnen sie selbe Mütterlich und hertzlich zur reinen Furcht GOttes und ERkantnüß ermahnet, und also ihren Kindern solches für das beste und höchste Gut hinterlassen; Auch darauff die Warheit GOttes/ den 27. November Anno 1560. zu Gent in Flandern, mit ihrem Blut bezeuget hat.

Aufs neu Gedruckt im Jahr 1745.

Esai. 59. V. 15.

Die Warheit ist weit hinweg geflogen/ und welcher sich von dem Bösen zeucht/ der muß beraubt werden.

GNade/ Fride und Barmhertzigkeit von GOTT unserem Vatter/ und dem HERRN JEsu Christo/ wünsche ich euch meine liebe Kindlein/ für einen freundlichen Gruß.

Mein liber Sohn, David/ Betgen/ und Dannecken, diß ist geschrieben von eurer Mutter in dem Gefängnüß, euch zu einer Gedächtnüß von der Warheit GOttes, wie ich hoffe, die zu bezeugen, nicht allein mit Worten, sondern auch mit der Taht, durch die Krafft des Allerhöchsten euch zu einem Exempel. Die Weißheit des Heiligen Geistes wolle euch unterweisen und lehren, auff daß ihr im Weg des HErrn aufferzogen möget werden, und darinnen wandeln euer Lebenlang, Amen.

Weiter meine lieben Kindlein, angesehen, daß es dem HErrn also gefällt, daß er mich auß der Welt nehmen will, so will ich euch, meinen lieben Kindlein, einen Schatz zur Gedächtnüß hinterlassen, nicht von Silber und Gold, dann solche Schätze seynd vergänglich, wäre es aber möglich, so wolte ich gerne diesen Schatz in euere Hertzen schreiben, welches ist ds Wort der Warheit. So will ich doch euch ein wenig unterweisen mit dem Wort des HErrn, auff das beste, so ich kan, nach der kleinen Gabe, die ich vom HErrn empfangen habe, nach meiner Einfalt.

Zum allerersten ermahne ich euch, meine Allerliebsten, daß ihr euch allezeit lasset unterweisen von denen, die den HErrn fürchten, so werdet ihr auch GOtt allezeit lernen fürchten, und lieben: derselbige soll nun fürhin euer Vatter seyn, er wird euch nicht Weisen lassen, so lang ihr der guten Vermahnung und Unterweisung gehorsam seyd, so lang ihr den HErrn fürchtet, dann David spricht: Die den HErrn fürchten/ die will er unterweisen den Weg/ den er erwählet hat. Noch mehr sagt er: Des HErrn Augen sehen auff die/ so ihn fürchten/ und auff seine Güte harren/ auff daß er ihre Seelen erlöse vom Tode/ dann der Engel des HErrn lägert sich um die her/ die ihn fürchten; Fürchtet ihn ihr Heiligen/ dann die den HErrn fürchten/ haben keinen Mangel/ dann die Furcht des HERRN ist ein Anfang aller Weißheit Psalm. 2. 3. 13. 19. 25. 33. 34. Proverb. 14. 16.

Darum, meine liebe Kindlein, lernet den HErrn fürchten, so werdet ihr Weißheit empfahen, der weise Mann sagt, ein weiser Sohn läßt sich unterweisen, die Züchtigung und Straff hat er lieb, der wird verständig werden; Ein weiser Sohn hütet und fürchtet sich vor dem Bösen, ein weiser Sohn erfreut seinen Vatter, aber ein thörichter Sohn beschämet seine Mutter; wer mit den Weisen umgehet, der wird weiß, wer aber des Thoren Gesell ist, der wird ihm gleich; Wer Züchtigung und Unterweisung läst fahren, der verwirfft seine eigene Seele, wer aber die Straff will hören, der wird klug, Proverb. 18. 29. Eccles. 3. 7. 30.

Ach, meine Allerliebsten, weichet nicht von der Züchtigung ab, wann ihr gezüchtiget werdet, dann der Weise spricht, züchtige deinen Sohn/ dieweil es noch Zeit ist/ Hebr. 12, Eccles. 30.

Darum, meine Allerliebsten, betrübet euch nicht, wann ihr gezüchtiget werdet, und widersprechet nicht mit Zorn denen die euch strafen, dann sanffte Antwort stillet Zorn ab, aber ein hart Wort erwecket Zorn, wann man eüch zornig anspricht, so lernet freundlich antworten, so werdet ihr von allen Menschen lieb gehalten, dann Demütigkeit und Sanfftmütigkeit ist beyde GOtt und den Menschen angenehm, Proverb. 15. Eccles. 17.

Weiter, meine liebe Kindlein, so vermahne ich euch, daß ihr euch hütet vor Lügen, dann die Lügner haben kein Theil am Reich GOttes, auch stehet geschrieben: Die lügenhafften Lefftzen seynd vor GOtt ein Greuel, und der Mund, der leugt, soll sterben, Eccles. 3. Sap. 1.

Meine liebe Kindlein, thut das fleißig in eurem Hertzen bewahren; Meine liebe Schäflein, bewahret euere Zungen, daß sie nicht Böses reden, daß kein Betrug in euren Lefftzen seye, noch eine Nachrede und Schmach, dann dadurch kommt Zwietracht und Unfried, dann Paulus lehrt uns mit allen Menschen Fried haben, wo es müglich ist. Psalm. 34. 1. Petr. 3. Jacob. 3. Röm. 12.

Meine allerliebste kindlein, nemet diese Lehre an von eurer Mutter, seyd allezeit gehorsam euern Eltesten, und deß Brodt ihr esset, und allen die euch zur Tugend unterweisen, seyd auch allezeit fleißig euer Werck zu thon wo ihr seyd, dann Paulus spricht: Die nicht arbeiten wollen/ die sollen auch nicht essen/ und noch sagt er. seyd fleißig in der Arbeit, auff daß ihr dem Dürfftigen haben zu geben 2. Thessal. 3. und kehret euer Angesicht nicht von den Armen, dann wer seine Ohren verstoppfet vor dem Ruffen der Armen, desselben Ruffen wird auch nicht erhöret werden, Proverb. 28. Auch Lehret Tobias seinen Sohn: Sohn hast du viel/ so gieb viel/ hastu wenig so gieb auch von demselbigen wenigen/ das du hast/ was redlich ist/ dann Allmosen von seiner Arbeit ist GOtt angenehm/ Tob. 4. Der weise Mann spricht: Allmosen decken die Sünde, Allmosen lößt die Seel vom Tod, auch lesen wir vom Cornelio und Tobia, daß der Engel spricht: Euer Gebeth und Allmosen seynd kommen für den Allerhöchsten/ dann mit Thränen weinete er, und verließ seine Mahlzeiten, um die Todten zu begraben, Tob. 3. und 12. Actor. 10.

Darum seyd ernstlich u. fleißig im Gebet, und habet die Armen lieb, dann Christus ist auch arm gewesen um unsert willen, darum seyd auch barmherzig, wie auch euer himmlischer Vatter barmherzig ist, dann solche werden selig seyn, und Barmhertzigkeit erlangen. Lernet auch sanfftmüthig und demüthig von Hertzen seyn, solche seynd selig, und sollen das Erdtreich besitzen, selig seynd die von Hertzen rein seyn, dann sie werden GOtt anschauen, Matth. 5.

Darum, meine liebe Kindlein, lasset keine unreine Gedancken in euren Hertzen auffwachssen, vielmehr über euch mit Psalmen, und Lobgesängen, und geistlichen Liedern, so werden die bösen Gedancken keinen Platz bey euch haben, lasset auch kein faul Geschwätz auß euerem Munde gehen, dann für solchs alle muß man Rechenschafft geben, Ephes. 4.

Weiter/ meine Allerliebsten, wo ihr seyd und hinkommet, so machet euch allweg die Geringsten, und seyd bey euch selber nicht weiß, vielmehr lasset euch unterweisen von denen, die ob euch seynd, und schweiget allezeit wann andere reden, erniedriget euch unter alle Menschen, dann wer sich selber erhöhet, der wird erniedriget werden, wer sich aber selber erniedrigt, der wird erhöhet werden; Dann Christus der am höchsten war, hat sich selbst zum Geringsten gemacht und zu einem Exempel, dann also steht geschrieben: So viel größer ihr seyd/ so vielmehr demüthiget euch/ so werdet ihr GOtt angenehm/ dann die grose Herrlichkeit Gottes wird von den Demüthigen geehret, Eccles. 3.

Meine liebe Kindein, seyd auch redlich und gerecht in allen Handthierungen, dann auff dem Weg der Gerechten ist langes Leben, und auff dem gebahnten Pfad ist kein Tod, es ist dem Gerechten eine Freude zu thun, was recht ist, dann er fürchtet das Böse.

Weiter/ meine liebe Kindlein, ihr wollet euch ernehren mit der Arbeit euerer Händen, euer Brodt nicht umsonst essen, und stehet nicht nach Kauffmannschafft und Krämerey, oder nach grosem Gewinn, dann es ist besser wenn in der Forcht GOttes, dann grosse Schätze mit Unfrieden, es ist besser ein trucken Bissen Brodts mit Ruhe, dann sonst viel geschlachtetes Vieh mit Unruh, Proverb. 15. 16.

Meine liebe Kindlein, liebet die leckerischen Speisen nicht, noch den Wein, begehret auch nicht der köstlichen Mahlzeiten, noch reich zu werden, vielmehr seyd zu frieden mit der Arbeit euerer Hände, seyd niemand beschwerlich noch lästig, so lang ihr die Nothdurfft selbst erwerben möget, dann es ist besser geben dann nehmen. Paulus spricht: Wann ihr Futter und Decke habt, so laßt euch begnügen. Eph. 4. 3. Coloss. 3. 1. Tim. 6.

Also meine liebe Kindlein, wollet hierinnen ein Exempel nehmen, und fortgehen in des HErrn Wegen, allezeit mit Soberheit und Danckbarkeit, gleich wie ihr mich wol habt hören lesen, von Daniel, Sadrach, Mesach und Abednego, die waren erwählt von dem König zu Babel, daß sie aufferzogen solten werden von demselbigen Wein und Speyß, die der König an seiner Taffel aß, auff daß sie solten schön seyn um dem König zu dienen; Mercket, meine Lieben, sie begehren nichts dann Gemüß und Wasser, sie nahmen das an mit Danckbarkeit ihres Gottes, lebten in seinen Gebotten, in der reinen Furcht GOttes, da waren sie schöner und baß bey Leib, dann die von des Königs leckerischen Speisen assen, Dan. 1. 2. also treulich wandelten sie in des HErrn Wegen, mit Bitten und Seuffzen haben sie dem HERRN gefallen, darum so hat GOtt auch grosse Dinge durch sie gethan, hat den Daniel erlößt auß der Löwen gruben, die andern in dem feurigen Ofen bewahrt. Joseph, da er in Egypten verkaufft war, hat er keine leckerische Speisen begehrt, noch des Weins, weil das Egyptische Weib ihn suchte zu verführen, er aber fürchtete GOtt von Herzen, der bewahrete ihn, er hatte sein Vertrauen auff den HErrn, und lebte in Keuschheit und Gedult, da wurd er gesetzt zum Fürsten über das gantze Egyptenland, Dan. 3. 6. Genes. 39. 41.

Sehet meine liebe Kindlein, nehmet hierinnen ein Exempel von Jugend auff, also sollet ihr auch GOtt vertrauen, und in seiner Furcht wandeln, so wird er euch auch bewahren vor allem Ubel und Leid.

Ach! meine lieben SChäflein, ihr seyd noch in eurer Jugend, in eurer Kindschafft, ihr habt noch euren Theil in eures Vatters Reich, sehet, daß ihrs wohl bewahret, daß ihr nicht thut gleich wie Esau, der gab sein Erbtheil und erste Geburt um eine Schüssel mit Muß, u. achtete nicht die Benedeyung seines Vatters, er gabs hin um eine vergängliche Speiß. Jakob aber erwählte ihm den besten Theil, er war GOtt seinem Vater gehorsam, und wandelte in des HErrn Wegen, in aller Gerechtigkeit, Matth. 19. GEn. 25. Sehet, meine liebe Kindlein, stehet nach der Unterweisung, auff daß ihr möget gelehrt werden, und erkennen, welches des HErrn Wille ist.

Es ist euch fürgelegt das Leben und der Tod; welches ihr euch erwählen werdet, das wird euch gegeben werden, habt ihr eure Lust zum Bösen, zum Tod, und zu der Welt, darauß alle Ungerechtigkeit kommet, als Lügen, Betrügen, Spielen, Teuschen, Schwören, Fluchen, Hinterreden, Haß, Neid, Trunckenheit, Panrieren, Hoffart, Abgötterey, Geiz, Unkeuschheit, Eitelkeit, und faul Geschwätz, Tanzen, Springen, welches dann gewaltig bey der Zeit im Schwang gehet, das alles ist ein Greuel und Abscheu für des HErren Augen.

Darum, meine liebe Kindlein, sehet zu werdet ihr euere Lust haben zu solchen Wercken, so verkauffet ihr schon eure Erstgeburt, auß eures Vatters Erbthei, für eine Schüssel mit Muß, und verwechselt um ein wenig zeitliche Wollunst, das selbige aber wird euch in Leiden und Verdammnuß bringen, wann ihr auff den groffen Hauffen sehet, und erwählet euch denselben Weg gehen, darum Esdra wol recht darvon gesagt hat, daß der Erden vielmehr ist, darauß man die irdischen Geschirr macht, dann Gold darauß man die güldene Gefäß macht. 4. Esdr. 8 und gleich wie die Flüsse mehr seynd, dann die großen Platzregen, und die kleinen Tröpfflein, also werden auch derer mehr seyn, die verdammt werden, dann viel sind beruffen, aber wenig außerwählt, Matth. 28. dann sie nehmen ihres Beruffs nicht wahr, dann Christus spricht Johann. 20. Meine Schäflein hören meine Stimme und folgen mir nach/ die andern aber folgen dem grosen Hauffen, und den falschen Propheten, darum spricht Esaias: Die Hölle hat ihren Rachen weit auffgethan, die Hoffärtigen, und alle die da thun Ungerechtigkeit darein zu empfahen, auch alle die sich hier nicht bessern wollen, Esa. 5. 14.

Darum, sehet meine Allerliebsten, werdet ihr euch unterweisen lassen zur Zucht, so werdet ihr des HErrn Stimme folgen, gleich wie alle Fromme gethan haben, von Abels Zeiten an, Gene. 4 und nocht thun; Viele die gelitten haben, die seyn verschmähet, verachtet, verfolget und getödtet worden, darum daß sie der bösen Welt mit ihren falschen Propheten nicht haben folgen wollen.

Sehet, meine Allerliebsten, erwählet euch lieber Ungemach zu leyden mit den Kindern Gottes, auff daß euch mit ihnen möge belohnet werden, dann dieselbigen werden zum ewigen Leben und Preiß GOttes kommen, jetzt auff Erden müssen sie viel leyden, dann das Reich der Himmeln leydet Gewalt, die aber Gewalt leyden, die werdens einnehmen. Auch stehet geschrieben: Durch viel Trübsal müssen wir in das Reich GOttes eingehen/ dann David spricht: Wir werden wie die Schlacht-SChäflein zu dem Tod geführet/ Mat. 11. Actor. 14. Ps. 44. Paulus spricht: Wir/ die wir leben/ werden alle Tage dem Tod übergeben. Ferner stehet geschrieben: Ihr werdet wäynen/ aber die Welt wird sich freuen/ ihr werdet traurig seyn/ aber eure Traurigkeit soll in Freude verkehret werden/ 1. Corinth, 3, 2; Mat. 5. Luc. 9. Joh. 16. Ihr werdet ein wenig Trübsahl haben, aber seyd getrost und treu biß in den Tod, so will ich eüch die Crone des Lebens geben. In der Welt werdet ihr Angst haben, seyd aber getrost ich habe die Welt überwunden, dann GOTT wird alle Thränen von euren Augen abwischen. Esa. 25.

Weiter stehet geschrieben, die Hochzeit des Lammes ist kommen, und sein Weib hat sich bereitet, und es ward ihr gegeben ein Kleid von reiner Seide, die Seide aber ist die Rechtfertigung der Heiligen, selig seynd die zu dem Abendmahl beruffen seynd, dann sie werden in Gerechtigkeit leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich.

Sehet, meine Allerliebsten, das ist der allerbeste Schatz, Theil und Lohn aller derer, die den HERRN fürchten und in seinen Wegen wandeln, und seine Gebotte bewahren, das seynd die, zu welchen der HERR spricht: Du Jacobs Würmlein/ du kleines Häufflein/ fürchte dich nicht/ ich will euch nicht Waysen lässen/ dann ich will euer GOtt seyn/ und ihr solt mein Völcklein seyn, ich will euch bewahren, wie den Apffel meiner Augen, so ihr meine Gebott bewahrt, ob ihr schon biß an das Ende der Welt hinweg geführet würdet, so will ich euch doch wieder holen, und bringen auff den Plan, den ich euch erwählt habe. Esai. 41. Levit. 26. Zachar. 2. Baruch. 4.

Ach! Wer solte doch einen solchen HErrn und Vatter nicht lieb haben, der uns also außerwählet hat, gleichwie er Israel erwählet, hat uns sein Wort und Gebott gegeben, und verkündiget sein Evangelium, welches uns lehret seinen Willen zu thun, hat uns den Schatz gegeben, seinen lieben Sohn, u. hat ihn für uns zu einem Opffer gemacht, den hat er gegeben auß dem Schatz und Reichthum der Himmeln.

Ach! meine liebe Kindlein, ich habe euch geschrieben mit Thränen, und euch ermahnet auß grosser Liebe, mit einem feurigen Herzen, und habe treulich für euch gebethen, wann es möglich wäre, daß ihr auch möchtet in dieser guten Zahl erfunden werden, dann seit daß euer Vater mit entnommen war, so habe ich micht selber nicht gespart, auff daß ich euch möchte auffziehen, und habe allezeit Sorge für euere Seligkeit getragen, und noch in meinen Banden und habe euch nach meiner Fürsichtigkeit nicht besser bewahren können. Dann wie es mir gesagt war, daß man euch nach Audenarden geführet, und darnach gen Bruck, das fiel mir so schwer, dßa ich manche Thränen darob vergossen habe, denn ich dachte all mein Fleiß würde vergebens seyn, doch gedachte ich, es müsse geschieden seyn von allem das man lieb hat in der Welt, um Christi willen, so habe ich das alles in den Willen des HErrn gestellet, und hoffe noch allezeit, und bitte, daß er euch Kindlein bewahren wolle in Barmherzigkeit, gleich wie er Joseph, Mose und Daniel bewahret hat unter den gottlosen Menschen, daß es also euch auch wolle glücken. Werdet ich euch mit Fleiß und Ernst schicken nach der Warheit, so wird der Engel des HErrn auch mit euch seyn, gleich wie er auch mit Tobias war, da er ihn hin und wieder geleitete, biß in seines Vatters Hauß; Und da er heim kam mit Freuden, erfreuete er seines Vatters Gemüte, da sagten sie GOtt Lob und Danck, um seine grosse Gutthat, Tob. 11. Also auch werdet ihr die gute Unterweisung annehmen und folgen, so wird euch der HErr durch alle Trübsal führen, und bringen in eures Vatters Hauß, da eine grosse Freude ist bereit, daß kein Ohr nie gehöret hat, kein Aug nie gesehen, und in keines Menschen Herz nie kommen ist, was Wohn und Freud für die Außerwählten bereitet ist, die ihnen soll geoffenbahret werden, 1. Corinth. 2. dahin wolle euch bringen, meine Kindlein, das Wort des Vatters durch die Barmherzigkeit des Sohns, und durch die Weißheit des Heiligen Geistes, der wolle euch bekräfftigen, daß ihs mit Ernst angreiffen möget, Amen.

David/ du mein liebes Kind, ich will dich hiemit dem HErrn befehlen, du bist der Aelteste, lerne Weißheit, auff daß du deinen Schwesterlein ein gut Exempel gebest, und hüte dich vor böser Gesellschafft, vor Spielen mit den bösen Buben; vielmehr lerne schreiben und lesen, auff daß du verständig werdest, und habt einander lieb, hütet euch für Zanck und Kyffen, seyd vielmehr freundlich unter einander, das Weiseste soll das Schlechteste tragen, und vermahnen mit Freundlichkeit, das Stärckeste soll mit dem Schwächsten Mitleyden haben, und ihm helffen wo es kan, in der Liebe, das Reiche soll dem Armen Beystand thun, auß brüderlicher Liebe, das Jüngste soll dem Aeltesten gehorsam seyn, 2. Timoth. 3. Röm. 12. 15. Im Guten vermahnet einander ernstlich, zu wercken mit euren Händen, auff daß ihr lieb seyet, vermahnet auch einander zu guten Wercken, zu Züchtigkeit, Ehrbarkeit und Stillheit, traget allezeit Sorge je eines für das ander, dann die Zeit ist nun fürhanden, daß die Liebe erkaltet und erkalten wird, ja wäre es müglich, die Außerwählten würden verführet werden. 1. Timoth. 4. Matth 24. darum sehet zu und lernet ernstlich die Schrifft untersuchen, daß ihr des HErrn Wort nicht verlasset, haltet euch allezeit an das erste und zweyte Gebott, die werden euch recht lehren, Matth. 22. und glaubet auch nicht leichtlicih, wann man Böses von jemand sagt, vielmehr erkundigets und ersuchets vor, machet auch kein Auffruhr oder Unruh, wann man euch beleugt, vielmehr vertraget um Christi willen, habet euere Feinde lieb, und bittet für die, die Böses von Euch sagen, und leid anthun, vielmehr leydet lieber Unrecht, dann daß ihr einem andern Unrecht thut, leydet lieber Verdruß, dann daß ihr einem andern Verdruß thut, werdet lieber verschmäht, dann daß ihr ein anders verschmähen solt, werdet lieber belogen, denn das ihr ein anders belügen solt, laßt euch lieber das eure nehmen, dann daß ihr einem andern das seine nehmen solt, werdet lieber geschlagen, dann daß ihr ein anders schlagen solt, also durchauß, Eccles. 11. Röm. 12.

Sehet, meine Liebsten, daß wird alles durch die brüderliche Liebe gericht und vollbracht, und ist alles begriffen unter das zweyte Gebott, darum solt ihr allezeit zusehen, daß ihr nicht suchet eure eigene Ehr, oder Nutz, vielmehr traget allezeit Sorg für die, damit ihr eure Handthierung habet, es sey jung oder alt.

Weiter, mein liebes Kind Betgen und Danecken, meine liebe Schäflein, ich vermahne euch, daß ihr allezeit gehorsam seyn wolt den Gebotten des HErrn, auch euren Meistern und Herren allezeit, wo ihr seyd, Gehorsamkeit erzeiget, auch euern Frauen und Eltesten, und allen ide euch zur Zucht unterweisen, dem, deß Brodt ihr esset, müsset ihr unterthänig seyn, in allem, das nicht wider GOtt ist, Ephes. 6. Coloss.3 1. PEtr. 3. und seyd allezeit fleißig ermahnet euch selber um euer Werck zu thun, so wird man euch lieb haben, wo ihr wohnet, seyd auch nicht zänckisch noch schwätzhafft, oder leichtfertig, oder stolz, noch zornig in euren Reden, vielmehr seyd freundlich, ehrlich und still, gleich wie den jungen Töchtern zugehört, bittet den HErrn um Weißheit, euch wirds gegeben werden, lernet wol lesen und schreiben, vertreibet eure Zeit darinnen, so werdet ihr weis werde, habet eure Freud und Kurzweil mit den Psalmen und Lobgesängen, und geistlichen Liedern, das soll eure einige Freude seyn, Ephes. 5.

Lernet den HErrn erkennen von eurer Jugend an, wie die heilige Frauen und Töchter gethan haben, wie Judith und Esther war eine Tochter die GOtt fürchtete, gezieret mit Demütigkeit, redlich, ehrlich und freundlich, und war ernidriget von Herzen, darum war sie bey dem König Ahasvero erhöhet über alle Töchter, 1. Petr. 3. 1 Timoth. 2. Judith 8. 9. 13. Esth. 2. 7.8. sie war nicht hoffärtig in ihrem hohen Stand, da sie schon in Königlichen Kleidern hell schien, hat sie sich doch sehr erniedriget, mit Fasten und Bethen zum HErrn für ihre Brüder, daß sie möchten erlößt werden auß ihrer Feinden Händen, u. hat sich selber nicht höher geacht, dann eine unter den Geringsten von ihren Brüdern.

Sehet, meine Allerliebsten, wann ihr zu eurem Verstand kommet, so sehet doch zu, daß ihr euch auch zieret mit guten Wercken des Geistes, daß ihr allerley Gutthat, Freundlichkeit, Sanfftmütigkeit, Demütigkeit, Gehorsamkeit, Leutseligkeit, Gerechtigkeit, Züchtigkeit, Ehrlichkeit, Reinigkeit, Barmherzigkeit, Weißheit übet, und seyd fleißig zu guten Wercken, als Glauben, Liebe und Hoffnung, GOtt lieben über alles das in der Welt ist, und eurem Nächsten auch zu thun wie ihr woltet, daß man euch thun soll, daran hanget die Schrifft, das Gesetz und alle Propheten, sehet meine liebe Kindlein, das ist ie Zierung und der Schmuck aller Heiligen, 1 Corinth. 13. Röm. 13. Matth. 7. Galat. 5. Apoc. 19. 21.

Ach meine Allerliesten, thut doch nach solchem Hochzeitkleit arbeiten, auff daß ihr mit den Kindern GOttes möget eingehen zu der Hochzeit des Lammes, da sie scheinen werden wie die Sonn in ihres Vatters Reich, Dan. 12. Matth. 13. Esai. 5. Sap. 3. zu dem wolle euch bringen die starcke Hand GOttes, der wolle euch leiten und führen gleich wie er Israel auß Egypten geführt hat und euch bringen in das neue Jerusalem, auf daß ihr am Tag des HErrn, welcher nicht fern ist, erfreuet werdet, Exod. 14. Apoc. 21. Hiemit will ich euch mein liebe Schäflein dem HErrn befehlen, dem GOtt Abrahams, dem GOtt Isaacs und dem GOtt Jacobs, der wolle euch bewahren, biß zu dem Ende eures Lebens, Amen.

Meine liebe Kindlein, das laß ich euch zu meiner Gedächtnuß, oder Testament, werdet ihrs mit Gewinn in euer Herz legen, so werdet ihr einen grössern Schatz haben, dann so ich euch viel Reichthum und Gut zusammen gelegt hätte, und hinter mir gelassen, das vergänglich ist, dann man kan das Gut, das in der Welt ist, gar bald verlieren durch Brand und Krieg, offtmal sonst verthun, darum ist der nicht weiß, der sein Herz hie auff das Vergängliche stellt, dann wir nicht eine Stunde versichert sind, wir müssen es doch alles verlassen, darum seyd nicht betrübet, ob schon das alles, was wir haben, verstreuet und verlohren ist; Als auch Paulus sagt, 1. Corinth. 4. Wir müßen jedermans Raub und Schauspiel seyn, dannoch sollen wir noch dem HErrn dancken, um das, daß er uns gelassen hat, daß ich euch so weit mit auffgebracht habe; Werdet ihr nun in aller Gerechtigkeit wandeln, so wird euch der HErr gnug geben; Nehmet ein Exempel an Tobias, dann David spricht: Die Gerechten werden keinen Mangel haben/ noch ihr Saame nach Brodt gehen/ Psalm. 37.

Darum seyd auch nicht begirig nach iemands Gut oder Reichtum, und mißgönnet auch niemand daß er mehr habe dann ihr; Sehet auch keine Person um seiner Gaben willen an, vielmehr folget dem kleinen Häuflein die am allermeisten in der Liebe und Warheit wandeln, dann die Liebe ist das Band der Vollkommenheit, Coloss. 3. und das Gebott der Liebe übertrifft alle Gebott; Darum thut allezeit denen nachfolgen, die am meisten in der libe wandeln, dann man kennet den Baum an seiner Frucht, ob ihr schon von allen Menschen müsset verworffen werden, so gedencket wie es Christo gangen ist, der Knecht ist nicht besser noch grösser dann sein Herr, Matt. 7. 10. Joh. 15.

Hiermit will ich euch dem HErrn befehlen, meine liebe Kindlein, und euch mein Abschied und adieu sagen; Adieu meine liebe Schäflein, adieu, meine lieben Brüder, Schwestern und Freunde allesamen.

Meine Allerliebsten, wann nun euch begegnen wird, daß unsere Widerparthey zu euch wird sagen: Euer Vatter und ich seyen nicht eines Glaubens gewesen, so glaubets nicht, dann er hat für die Warheit gelitten, und ist treu gewesen in allem dem, daß er begreiffen kont, dann er hat die Gerechtigkeit frommiglich bezeuget, und sein Leben darfür gelassen, euch auch zu einem Exempel auff denselben Weg zu weisen, den die Propheten, Aposteln, und Christus selber gegangen ist, mit viel Tr+übsal und Leiden mußten sie hindurch streiten, dann euer Vatter hat mich und euch Kindlein, und alles was auff Erden ist, verlassen, um Christi willen, Job. 50. Diesen Weg begehre ich auch zu gehen, thut auch deßgleichen, dann es ist kein ander Weg in das Reich der Himmeln. Das sey euer Testament, seyd fleißig darinnen zu lesen, GOtt aber gebe seine Gnade darzu, Amen.

Quelle: unbekannt - Güldene Aepffel in Silbernen Schalen

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