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Singh, Saddhu Sundhar - Vom Gebet

Singh, Saddhu Sundhar - Vom Gebet

Wenn Gott doch alle unsere Bedürfnisse kennt, sowohl der Guten und der Bösen, und den besten Weg weiß, um sie zu befriedigen, warum muß man denn Gott noch um geistliche und leibliche Güter bitten? Kann man denn Gottes Absichten durchs Gebet ändern?

Die, welche so fragen, bezeugen damit, daß sie nicht wissen, was Gebet ist, und auch kein Gebetsleben führen, sonst wüßten sie, daß beten etwas anderes ist als Gott anzubetteln. Im Gebet bettelt man nicht um Gottes Gaben, man bekommt im Gebet Gott selbst, den Geber des Lebens. Wenn du den Quell des Lebens hast und bist eins mit ihm, dann hast du selbst Leben; dann wird er geben, was du brauchst fürs Leben. Wer kein geistliches Leben hat, weiß auch nichts von geistlichen Bedürfnissen. Bösen Menschen gibt Gott in seiner Liebe auch Gaben, aber nur irdische Gaben. Wenn er ihnen geistliche Gaben gäbe, würden sie sie doch nicht schätzen und sehr bald verlieren. Den Erretteten gibt er beiderlei Gaben, aber besonders geistliche Gaben, damit sie ihr Herz von zeitlichen und sichtbaren Dingen abwenden und es auf unsichtbare und unvergängliche Dinge richten. Durch Gebet ändern sie Gottes Absichten nicht, aber die Menschen werden durch dasselbe der Absichten Gottes mit ihnen gewiß; denn im Gebet offenbart sich ihnen Gott im innersten Herzenskämmerlein und redet mit ihnen. Wenn ihnen so seine Absichten, die ihr Wohl und Heil zum Ziel haben, kund werden, dann schwindet alles Murren wider Gott und alles Zweifeln an ihm dahin.

Das Gebet ist gleichsam das Atemholen der Seele in Gottes Geist. Gottes Geist wiederum bläst seinen Odem in sie hinein,. daß sie lebendige Seelen werden (1. Mo. 2,7; Joh. 20,22). Sie sterben nicht, denn Gottes Geist gibt ihren geistlichen Lungen durchs Gebet Frische, Gesundheit und ewiges Leben. Gott, der die Liebe ist, hat sie vollkommen und reichlich mit allem versorgt, was zu ihrem geistlichen und körperlichen Leben nötig ist. Weil er in seiner überschwenglichen Gnade Rettung und den Heiligen Geist gibt, achtet man diese Gaben für gewöhnlich gar nicht so, bis man im Gebet ihren hohen Wert erkennt. Gott reicht den Menschen Licht und Wärme, Wasser und Luft, die zum körperlichen Leben notwendig sind, reichlich dar. Aber die Menschheit denkt kaum darüber nach und dankt dem Schöpfer dieser Dinge, die wirklich notwendig sind, nicht, läßt sich aber dafür Gold und Silber, Diamanten und Edelsteine, die man schwer bekommt, viel kosten. Und doch können diese Dinge weder Hunger noch Durst stillen, auch der Seele keine Ruhe und keinen Frieden geben. So sind gerade auch in geistlicher Beziehung die Menschen töricht genug, die notwendigen Dinge gering zu achten; aber im Gebet wird ihnen Weisheit und ewiges Leben gegeben.

Diese Welt ist wie ein großes Meer, in welchem viele Menschen versinken und ertrinken. Die Fische dagegen leben, so tief auch das Wasser sein mag. Sie kommen an die Oberfläche, schöpfen die ihnen nötige Luft mit offenem Mund, und tauchen mit ihrem Vorrat wieder ins tiefe Wasser. So geht's im Gebet. In stiller Stunde holen die Kinder Gottes ihre Erfrischung in der Luft des Heiligen Geistes und halten sich wohl im Meere dieser Welt.

Obgleich ein Fisch zeit seines Lebens in salzigem Wasser lebt, wird er doch selbst nie salzig, weil er eben lebendig ist. Ein Mensch des Gebets lebt in dem von der Sünde befleckten Weltmeer, hält sich aber frei von dessen Versalzenheit, denn durchs Gebet lebt er im Quellwasser des Lebens.

Die Hitze und die Strahlen der Sonne, welche aufs Salzwasser fallen, erzeugen die Verdunstung, die sich allmählich zu Wolken verdichtet und dann als frisches Süßwasser herunterfällt. Der Salzgehalt des Wassers und andere Dinge, die in demselben enthalten sein mögen, steigen nicht mit in die Höhe. Genau so ist's, wenn man im Gebet Gedanken und Wünsche zu Gott erhebt. Diese werden durch die Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit gereinigt von aller Verunreinigung der Sünde, und diese Gebete verdichten sich zu großen Wolken, die Segen und Errettung für viele auf die Erde herabregnen lassen.

Ein Wasservogel schwimmt auf dem Wasser, aber wenn er sich erhebt, um zu fliegen, sind seine Flügel ganz trocken. So leben Männer des Gebets in der Welt; wenn aber die Zeit da ist, wo sie ihre Schwingen aufheben, um heimzufliegen in den Himmel, sind sie rein und frei von allen Flecken und Verunreinigungen dieser argen, sündigen Welt und gelangen zu ihrer ewigen Ruhe.

Es ist ganz gut für ein Schiff, im Wasser zu sein; aber es ist sehr verhängnisvoll für das Schiff, wenn Wasser im Schiff ist. Es ist auch gut, daß ein Mensch in der Welt lebt, denn so segelt er wie ein Schiff durch die Welt und hilft andern ihren Lebenzweck zu erreichen. Aber es ist schlimm für ihn, wenn die Welt in ihn hineinkommt, sich in sein Herz hineinarbeitet. Das ist sein Untergang. Der Mensch des Gebets unterwirft sein Herz fortwährend dem, der es sich zum heiligen Tempel geschaffen hat, und bleibt so für diese und für jene Welt in Sicherheit und Frieden.

Daß man nicht ohne Wasser leben kann, weiß jeder, und daß man nicht lebendig bleiben kann, wenn man im Wasser untersinkt, weiß auch jeder; denn der Mensch erstickt. Es ist daher wohl nötig, Wasser zu trinken, aber es ist nicht nötig, darin unterzusinken. Gerade so ist's wohl nötig, die Dinge der Welt recht zu gebrauchen; und man kann ohne die Dinge der Welt auch nicht leben. Gott hat die Welt zu unserem Gebrauch geschaffen. Aber man soll sich nicht in der Welt ersäufen. Wer aufhört, im Gebet zu atmen, ist ein Kind des geistlichen Todes.

Wenn durch das Nachlassen im Gebet das göttliche Leben leidet, dann werden die Dinge der Welt, die uns zu nützlichem Gebrauch erschaffen sind, gefährlich und verderblich. Die Sonne gibt durch ihr Licht und ihre Wärme den Pflanzen Wachstum und Gedeihen. Aber dieselben Strahlen mögen auch die Ursache werden, daß Pflanzen welken und vertrocknen. Die Luft erfrischt und belebt die Tierwelt, aber sie ist ebenso die Ursache ihrer Verwesung - darum wachet und betet!

Man muß so in der Welt leben, daß man nicht von der Welt ist. Dann kann alles in der Welt anstatt zum Unheil zum Heil gereichen und auch für unser geistliches Wachstum nützlich sein, unter der Voraussetzung, daß unser Herz zur Sonne der Gerechtigkeit gerichtet ist. Blumen bringen es sogar fertig, an unsauberen und schmutzigen Orten zu blühen und mit ihrem Duft den üblen Geruch des Ortes zu verdrängen. Blumen wenden sich der Sonne zu und empfangen von ihr Wärme und Licht, so daß der Schmutz ihnen nicht nur nichts anhaben kann, sondern sogar als Bedüngung ihr Wachstum befördert. Ein Mensch des Gebetes, der sein Herz zu Gott richtet, empfängt von ihm in ähnlicher Weise Wärme und Licht und verherrlicht durch den Duft des Friedens und des neuen Lebens, der die Ausdünstungen dieser bösen Welt überflutet, den Herrn Jesus Christus und trägt feinduftende Frucht, die da bleibt.

Wenn ich großes Gewicht aufs Gebet lege, meine ich nicht, daß Gott ohne Gebet nichts gebe, auch nicht, daß der Mensch Gott erst mit seinen Wünschen bekannt machen müsse. Der große Segen des Gebets liegt in der Tatsache, daß ein Herz, das gewöhnt ist zu beten, wohlvorbereitet ist, den Segen des Herrn alles Segens zu empfangen. Darum wurde der Heilige Geist erst nach zehn Tagen gläubigen, betenden Wartens ausgegossen. Wenn ein Segen über jemanden herabkommt, ehe er genügend dafür vorbereitet ist, wird er denselben nicht richtig einschätzen und nicht lange im Besitz desselben bleiben., Saul empfing sein Königreich und den Heiligen Geist, ohne darum gebetet zu haben, und verlor beides nach kurzer Zeit. Er ging weg von zu Haus, nicht um Gottes Geist und ein Königreich zu bekommen, sondern um seine Eselinnen zu suchen (1. Sam. 9,3; 10,11; 13-14; 31,4).

Nur ein Mann des Gebets kann im Geist und in der Wahrheit beten. Viele sind wie die Pflanze, die sich bei jeder Berührung in sich zusammenzieht. Wenn sie beten, sind sie bewegt und von Gottes Geist angefaßt und beugen ihren Sinn für kurze Zeit, aber wenn sie das Bethaus verlassen, sind sie gerade so, wie sie vorher gewesen waren.

Wenn man eine edle Blume oder einen Fruchtbaum nicht ordentlich pflegt, verwildert die Pflanze, verliert ihre hohen Vorzüge und ist verdorben. Sollte es anders gehen, wenn ein gläubiger Mensch sein Gebetsleben und sein geistliches Leben im Umgang mit dem Herrn vernachlässigt? Er wird aus seinem Gnadenstand herausfallen, wieder seine sündenbefleckte Wege wandeln und verloren werden.

Da steht ein Reiher am Ufer eines Sees oder Teiches. Nach seiner Stellung zu schließen, könntest du denken, er sinne nach über die Macht und Herrlichkeit Gottes und die schönen reinigenden und durststillenden Eigenschaften des Wassers. Aber er hat wirklich nicht einen einzigen Gedanken der Art, sondern er steht auf der Lauer, ob er einen Fisch oder Frosch erspähe, den er dann mit Gier verschluckt. Genau so ist die Art vieler Leute bei Gebet und Andacht. Sie sitzen am Ufer von Gottes Meeren, aber sie haben keinen Gedanken an Gottes Macht und Liebe oder an seinen Geist, der von Sünde reinigt und heiligt, oder an seine Natur, die uns tief innerlich befriedigt. Sondern sie sind nur darauf aus, wie sie etwas ergattern können, was ihrem Sinnengenuß schmeichelt, und was ihnen dazu verhelfen könnte, die zeitlichen Vergnügungen dieser Welt zu genießen. Sie wenden ihr Angesicht vom Brunnen wahrer Ruhe hinweg und verschenken ihre Herzen an die vergänglichen Dinge der Welt, mit der sie selbst vergehen.

Wasser und Erdöl quellen beide aus der Erde, sie sehen einander auch ähnlich, aber die Wesenseigenschaften und Wirkungen beider sind grundverschieden. Das eine entfacht das Feuer, das andere löscht es aus. Die Welt mit ihren Gütern und der Durst nach Gott sind beide Schöpfungen desselben Gottes. Wenn nun ein Herz seine Befriedigung in den weltlichen Dingen sucht, etwa im Reichtum, in Pomp und Herrlichkeit, ist es gerade so, als wenn jemand ein Feuer mit Erdöl löschen wollte. Ein Herz kommt zur Ruhe, wenn es ruht in dem, der es geschaffen und das Verlangen und den Durst nach Gott hineingelegt hat (Ps. 42,1-2). Darum spricht der Herr: Wer zu mir kommt, dem will ich das Wasser des Lebens geben, auf daß er nimmermehr dürste; und von seinem Leibe sollen Ströme lebendigen Wassers fließen (Joh. 4,14).

Die Menschen quälen sich umsonst, aus den Dingen dieser Welt ihren Frieden zu holen, da es doch erwiesen ist, daß die Welt wirklichen Frieden oder Ruhe nicht geben kann. Es geht diesen Menschen so wie dem Knaben, der eine Zwiebel schälen wollte und Haut um Haut entfernte in der Erwartung, in der Mitte etwas zu finden; wie man den Deckel einer Schachtel abhebt und nun sehen kann, was drin ist. Aber solche Erwartung ist umsonst; denn die Zwiebel hat nur Häute und besteht eben nur aus Häuten; und die Welt besteht auch nur aus eitlen Eitelkeiten, bis ein Mensch den Brunnen der Wahrheit und des Friedens findet (Pred. 12,8; Jes. 55,1).

Die Welt ist wie eine Luftspiegelung. Zunächst denkt der Wahrheitssucher, daß er dort für seine dürstende Seele Wasser des Lebens finden werde. Darum müht er sich ab, dahin zu kommen. Er findet aber nichts als Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit. Lebendiges Wasser findet man nicht in Kunstteichen oder zerbrochenen Zisternen. Aber die, welche in der Gegenwart Gottes leben in ernstem Gebet, finden in Jesus die Brunnen lebendigen Wassers, aus welchen sie volles Genüge und ewiges Leben schöpfen (Jer. 2,1; Off. 22,17)

Eine Mutter wanderte mit ihrem Kinde im Arm über das Gebirge. Das Kind sah einige schöne Blumen am Wegesrand, sprang in die Höhe, entglitt der Hand der Mutter, fiel hart auf einen Felsblock und war auf der Stelle tot. Nun ist's unwidersprochen klar, daß des Kindes Glück, Liebe und Versorgung nicht bei den Blumen am Wegesrand, sondern in seiner Mutter Arm und Herz lag, und daß es sein Leben einbüßte, weil die Blumen es anzogen. Genau so geht's dem Menschen, der wohl glaubt, aber dessen Leben nicht ein Leben des Gebetes ist. Es ist wirklich seine eigene Schuld, wenn er Gottes Fürsorge und Liebe, die einer Mutter Fürsorge und Liebe weit übertreffen, nicht erfährt, wenn er die geistliche Nahrung, die Gott ihm zur Stärkung und fürs ewige Leben gibt, nicht empfängt, sondern auf die sichtbaren, zeitlichen und die Sinne kitzelnden Dinge der Welt schaut, aus Jesu Arm und Schoß nach diesen springt und das Leben verliert.

Es ist so eingerichtet, daß die Muttermilch nicht von selbst in den Mund des Säuglings fließt, daß das Kind sie vielmehr saugen muß. Das ist's, was ein Mensch im Gebet für seine geistliche Nahrung tut. Ehe das geschieht, gehen die Menschen ohne geistliche Nahrung dahin. Es ist gar nicht nötig, daß ein Kind erst alles, was die Muttermilch angeht, verstehen muß, oder daß es erst belehrt werden muß, wie man die Milch aus der Mutterbrust bekommt. Es weiß das ganz von selbst ohne alle Belehrung. Die, welche aus dem Geist geboren sind, wissen ohne verstandesmäßige Belehrung aus geistlicher Befähigung heraus, wie sie beten sollen und wie sie von Gott, der sich mit Muttertreue unserer erbarmt, die Milch ewigen Lebens empfangen können.

Gott hat im Menschen geistlichen und natürlichen Hunger und Durst geschaffen, damit der Mensch sich nicht selbst für Gott halte, sondern täglich erfahre, daß er ein hilfsbedürftiges Geschöpf sei, und daß sein Leben vom Leben und Wesen eines andern abhängt, der ihn geschaffen hat. Wenn er sich so seines Mangels und seiner Bedürftigkeit bewußt bleibt, kann er im Glauben und im Gebet und geistlichem Leben in Gott bleiben und Gott in ihm, und dadurch ewig glücklich und selig in Gott sein.

Beten heißt, mit Gott sich gleichsam unterhalten, mit ihm in Verbindung stehen, in ihm bleiben und Gott gleich werden. Es gibt ein Insekt, welches sich von Gräsern und Blättern nährt und infolgedessen genau dieselbe Farbe hat wie diese Pflanzen. Der Polarbär wohnt im Schnee und hat dieselbe weiße Farbe wie der Schnee. Der Königstiger nimmt die Farbe des Rohrs und der Gräser des Urwalds an. Wer im Gebet und im Stande geistlicher Gemeinschaft mit Gott lebt wie die Engel und die Heiligen, erhält Gottes Natur.

Als unser Herr für kurze Zeit seine Herrlichkeit vor Petrus, Johannes und Jakobus auf dem Berge der Verklärung offenbarte, waren diese Jünger, obwohl nur zwei Heilige, nämlich Mose und Elia, für eine kurze Spanne Zeit erschienen,k so vom Vorgenuß der himmlischen Seligkeit beglückt, daß sie drei Hütten bauen wollten, um auf Tabor zu bleiben (Mat. 17,1-5). Wie wird ihnen sein, wenn sie am Ziel in Gemeinschaft mit ungezählten Heiligen und Engeln in die volle Herrlichkeit des Himmels eingehen dürfen? Welches Glück, wo keine Gefahr mehr ist, diese Herrlichkeit zu verlieren, und kein Wechsel mehr zu fürchten ist? Ein Kind des Gebets ist nie allein, sondern Gott selbst und seine Heiligen sind oft um es her (Joh. 17,24; Jak. 1,17; Mat. 28,20).

Es bedeutet nicht viel, wenn einer wilde Tiere, Blitze, Licht, Wind und die andern Kräfte der Natur zu bezähmen versteht; aber das will etwas sagen und ist unumgänglich nötig, daß man den Satan, die eigenen Leidenschaften und sich selbst beherrschen kann. Für Gebetsmenschen kann ich mich verbürgen, daß sie die ganze Macht des Feindes unter ihren Füßen haben. Obwohl sie noch in der Welt sind, sind sie doch mit Jesus verbunden und leben so schon in himmlischen Orten nach Eph. 2,6. Satan ist unten, und sie sind oben. Er kann sie nicht erreichen. Sie sind sicher in Jesu Armen. Die Bezähmer der Naturkräfte haben ihren Machtbereich nur in der Luft und am Himmelsgewölbe. Aber die Gebetsmenschen siegen über den Satan, über sich selbst und über die Welt. Ihr Machtbereich ist der Himmel, und zwar für alle Zeiten (Luk. 10,17.20).

Die Biene trinkt den Honig aus den Blüten, ohne den Duft und die Farbe der Blumen zu verändern. Gebetsmenschen holen sich viel Freude und Segen aus Gottes Schöpfung, ohne dieselbe in irgend einer Weise zu verletzen. Die Bienen füllen ihre Waben mit Honig, den sie aus allen Richtungen und von verschiedenen Blumen zusammentragen. Ebenso entstammen die Gefühle und Gedanken der Gebetsmenschen den verschiedensten Gebieten der Natur, aber in Gemeinschaft mit dem Schöpfer sammelt er den rechten Honig in seinem Herzen und ist selig in Gott. Unter allen Umständen und an allen Orten findet er Befriedigung in der Liebe Gottes, die ihm so süß, ja süßer ist als Honig.

Jetzt ist es Zeit, das Öl des Heiligen Geistes in die Gefäße des Herzens zu sammeln, und zwar durch's Gebet, nach dem Vorbild der fünf klugen Jungfrauen. Sonst geht's wie bei den fünf törichten - nur Trauer und Verzweiflung zur Zeit der Not. Jetzt muß man in Bereitschaft auf den großen Sabbath das rechte Manna einsammeln, sonst hat man hernach nur Schmerz und Wehe (Mat. 25,2; 2.Mo. 16). Bittet, spricht der Herr, daß „eure Flucht nicht geschehe im Winter“, d.h. eben zu einer Zeit der Not, wie im Tode oder am jüngsten Tage, oder „am Sabbath“, dem Tausendjährigen Reich und der ewigen Ruhe (Mat. 24,20). Denn dann wird sich keine Gelegenheit zu entrinnen finden.

Wie durch den Einfluß des Klimas Form, Aussehen, Farbe und Eigenschaft der Dinge verändert werden, so werden auch das Aussehen, die Eigenschaften und die Farbe derer verändert, die in Gottes Gemeinschaft im Himmelein geistliches Leben leben, sie werden verändert in Gottes Form und unveränderlicher Herrlichkeit.

Mit demselben Finger, mit dem Gott den verdammenden Urteilsspruch über Belsazar an die Wand schrieb, schrieb Jesus die verborgenen Sündern der Männer auf die Erde, welche, blind gegen ihre eigene Sünde, das Weib, das sie auf frischer Tat des Ehebruchs ergriffen, gerichtet haben wollten, so daß einer nach dem andern, still und unvermerkt hinwegschlich, beschämt und gerichtet (Joh. 8). Mit demselben Finger zeigt Jesus heute in der Stille seinen Knechten ihre Sünden und ihre Wunden. Mit demselben Finger heilt er aber auch alle, die sich aufrichtig zu ihm bekehren. Mit demselben Finger wird er seine Kinder aus dieser Welt in jene leiten, wie kleine Kinder mit ihrem Händchen ihres Vaters Finger umklammern,. um sich von ihm führen zu lassen (Joh. 14,2-).

Manche bitten den Vater in Jesu Namen, aber sie haben ihren Ort nicht bei Jesus. Sie haben seinen Namen in ihrem Mund und auf ihren Lippen, aber nicht in ihrem Herzen und in ihrem Leben. Darum bitten sie oft und kriegen nicht; denn wer in ihm bleibt und er in ihm, der wird vom Vater empfangen, was er bittet. Wer in Jesus bleibt, der bittet unter der Führung des Heiligen Geistes, und darum nur im Dinge, welche den Vater im Himmel verherrlichen und ihm und andern wirklich gut sind. Sonst können Menschen von Gott eine Antwort bekommen wie jener ungeratene Sohn von dem Statthalter, in dessen Dienst sein Vater mit großer Tapferkeit und großem Ruhm lange gestanden hatte. Dieser Sohn bat nämlich den Statthalter um seines Vaters willen um eine Anstellung. Der Statthalter, der des Bittstellers böses Leben kannte, antwortete: Bitte nicht in deines Vater Namen, sondern lebe erst wie dein Vater und folge seinem Beispiel. Das heißt, man soll nicht nur Jesu Namen auf die Lippen, sondern Jesu Leben leben und sich selbst so verhalten. Dann wird solche Bitte gewißlich gewährt.

Es ist ein großer Unterschied zwischen denen, welche den Herrn nur mit den Lippen, und denen, die ihn mit dem Herzen anbeten. Ein wahrer Anbeter des Herrn Jesus betete inständig und anhaltend für einen andern, der nur ein Namenschrist war, daß Gott ihm das geistliche Auge öffnen möchte. Und dieser betete, daß der treue Anbeter erblinden möge. Als nun des wahrhaft Gläubigen Gebet erhört wurde und der Nachbar geistliche Augen bekam, wurde dieser für Lebenszeit ein treuer Bruder seines Wohltäters.

Dinge, die sonst unmöglich wären, werden durchs Gebet ermöglicht. So erfährt man im eigenen Leben Wunder, welche der Wissenschaft der Welt als gegen alle Naturgesetze und gegen allen gesunden Menschenverstand streitend erscheinen. Denn was die weltliche Wissenschaft gesunden Menschenverstand und Naturgesetze nennt, sinkt vor Gottes Wissen in nichts zusammen. Man will ja nicht verstehen, daß der, der jedem Ding seine Natur und für alles Geschaffene ein Naturgesetz gegeben hat, durch seine eigenen Beschränkungen nicht behindert zu werden braucht. Das Gesetz des ewigen Gesetzgebers ist äußerst verwickelt und geheimnisvoll, aber es bezweckt die Segnungen und das Wachstum der gesamten Schöpfung. Der schwache Menschenverstand sieht da nicht hindurch, denn geistliche Dinge müssen geistlich gerichtet sein (1.Kor. 2,14). Das Wunder aller Wunder ist eine neue Geburt, und dem, der in seinem eigenen Leben dies Wunder erfahren hat, bedeuten darum alle Wunder keine Unmöglichkeit. Für den, welcher nicht wiedergeboren ist, ist alles unmöglich. In kalten Ländern ist es etwas Gewöhnliches, daß sich das Wasser mit Eis bedeckt, so daß unter einer Eisdecke das Wasser ruhig weiterfließt, während die Oberfläche des Wassers so fest geworden ist, daß Menschen ruhig darüber gehen. Wenn man zu Leuten in warmen Ländern, wo man nicht aufhört zu schwitzen, von dieser Brücke aus Wasser redet, werden sie das als durchaus allem gesunden Verstand widersprechend und als allen Naturgesetzen zuwiderlaufend ansehen. Derselbe Unterschied besteht zwischen den Leuten, die durchs Gebet wiedergeboren sind und in einem neuen Leben wandeln, in dem sie täglich Gottes große Taten sehen, und denen, welche ein weltliches und irdisch gesinntes Leben führen und mit geistlichem Leben unbekannt sind.

Wer von Gott im Gebet Leben und Segen empfangen will, der muß notwendigerweise bedingungslos glauben und gehorchen. Der Mann mit der verdorrten Hand kam zu Jesus und gehorchte sofort, als der Herr ihm befahl, die Hand auszustrecken. Seine vertrocknete Hand wurde dadurch gesund und ganz so, wie seine gesunder Hand es war (Mat. 12,10-1). Er hätte ja auch in Unglauben und Ungehorsam widersprechen und fragen können: Wie kann ich meine vertrocknete Hand ausstrecken? Wenn ich das könnte, wäre ich doch nicht zu dir gekommen. Darum heile erst meine Hand, dann werde ich sie ausstrecken. Das wäre in Menschenaugen eine sehr verständige Art gewesen. Aber dann wäre seine vertrocknete Hand niemals gesund geworden.

Wer beten will, muß gehorsam sein und seine verdorrten geistlichen Hände, schwach und kümmerlich, wie sie sind, zu Jesus ausstrecken. Dann wird Jesus ihm geistliches Leben schenken, so wie er's gerade braucht (Mat. 21,22)

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