Simons, Menno - Ueber die christliche Taufe.

Simons, Menno - Ueber die christliche Taufe.

Insbesondere:

Wie man durch die christliche Taufe der Gemeinde Christi einverleibt wird.

Sintemal wir nach Pauli Lehre durch Einen Geist zu Einem Leibe getauft werden, und derselbige Geist zu diesem Ende die Herzen durch Gottes Wort vorher umkehren, rühren und überzeugen muß: so folgt daraus, daß Niemand, von welcher Nation, Sprache oder Namen er auch sein möge, gottselig getauft werden kann, als nur derjenige allein, welcher das h. Evangelium Christi gehört, dasselbe mit einem gläubigen Herzen erfaßt, hat und also inwendig durch den h. Geist erweckt, erneuert und gerührt worden ist. Bei welchen dies der Fall ist, die werden Alle durch den lebendig machenden Geist zu Einer heiligen Gemeinschaft getauft (I. Cor. 11, 13), von welcher Christus das Haupt ist.

Und wiederum diejenigen, welche Gottes Wort hören und glauben, werden durch den heiligen Geist, welcher sie zu sich gezogen, unterwiesen und erleuchtet hat, auf ihren eigenen (Herzens-) Glauben in Christum gleichsam eingetauft nach dem Befehle des Herrn. Denn dieselbigen sind wiedergeboren aus dem Worte Gottes (l. Petri l, 3). Sie begraben ihre Sünden und stehen mit Christo zu einem neuen Leben auf (Röm. 6, 5); sie empfangen Vergebung der Sünden (Apostelgesch. 2, 38); sie ziehen Christum an (Gal. 2, 27), werden Glieder des Leibes Christi und erweisen sich als solche nach ihren Kräften fruchtbar, nützlich und dienstbereit.

Was meint ihr, meine Lieben, was meint ihr, sollte diese neue Geburt nichts anders sein, als die Welt wähnt, nämlich ein Besprengen mit Wasser, oder ein bloßes Aussprechen der Worte: „Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes?“ Nein, meine Brüder, die neue Geburt ist fürwahr weder Wasser noch Worte, sondern sie ist eine himmlische, bewegende, lebendige Kraft Gottes, inwendig in unserm Herzen, welche von Gott ausfließt, und welche durch die Predigt des göttlichen Wortes, wenn wir dasselbe im Glauben annehmen, unsere Herzen erweicht, erneuert, durchschneidet und umkehrt, so daß wir aus Unglauben zum Glauben, aus dem Bösen zum Guten, aus fleischlich gesinnten zu geistig gesinnten Menschen erneuert werden. Auf Solche geht das Wort Pauli (Tit. 3, 6): „Nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir gethan haben, sondern nach seiner großen Barmherzigkeit macht er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des heiligen Geistes.“ Und Solche sind es allein, welchen der Herr die heilige Taufe als Siegel des Glaubens hinterlassen und anbefohlen hat, und nicht den kleinen, unmündigen Kindern (Matth. 28, 19). Auch hat Christus zu Nikodemus, als er ihn belehrte, daß der Mensch von Neuem müsse geboren werden, sich also ausgesprochen (Joh. 3, 5): „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, daß Jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“ Und Petrus sprach zu jenen Leuten, denen am ersten christlichen Pfingstfest sein Wort in's Herz gedrungen war, daß sie fragten: Ihr Männer, lieben Brüder, was sollen wir thun? „Thut Buße, (bekehret euch) und lasse sich ein Jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes“ (Apostelgesch. S, 38.). Die Gläubigen empfangen daher Vergebung ihrer Sünden nicht durch die Taufe, sondern in der Taufe; nämlich weil sie nun von ganzem Herzen an das liebliche Evangelium von Jesu Christo, in welchem sie unterwiesen sind, glauben, werden sie dadurch zu einem andern Sinn und in eine andere Gemüthsstellung umgewandelt, sie verläugnen sich selbst, bereuen bitterlich ihr altes, verderbtes Leben, achten hinfort ernstlich auf das Wort des Herrn, welcher so große Liebe ihnen bewiesen hat, und sind bereitwillig, Alles zu vollbringen, was er in seinem Evangelium sie gelehrt und ihnen anbefohlen hat, indem sie dabei fest vertrauen auf das Wort der Gnade, nämlich die Vergebung ihrer Sünden durch das Blut und Verdienst ihres lieben Herrn Jesu Christi. Hierauf empfangen sie die heilige Taufe als ein Zeichen des Gehorsams, der aus dem Glauben kommt zu einem Beweise vor Gott und vor seiner Gemeinde, daß sie zuversichtlich an die Vergebung durch Jesum Christum glauben, wie sie ihnen aus Gottes Wort gepredigt und gelehrt ist. Hieraus folgt, daß sie die Vergebung der Sünden empfangen in der Taufe, wie die liebreiche Verheißung der Gnade meldet und anzeigt.

In dieser Beziehung nennt Petrus die Taufe den Bund eines guten Gewissens mit Gott, denn es ist unmöglich, daß Jemand ein gutes Gewissen haben kann, als allein diejenigen, die recht gläubig und in ihrem Herzen wiedergeboren und umgewandelt sind, die nunmehr das göttliche Wort in seiner Wahrheit erkennen, in welchem uns gelehrt wird, daß Gott der allmächtige Vater, dessen Feinde wir zuvor waren (Röm. S, 10), durch Jesum Christum, seinen lieben Sohn, unsern Herrn, jetzt wiederum mit uns versöhnet ist, und daß uns in Ewigkeit weder Hölle noch Teufel, noch begangene Sünde, noch ewiger Tod, noch der Zorn Gottes, um der Verdienste unseres Herrn Jesu Christi willen, schaden oder hinderlich sein werden. Alle diejenigen, welche dieses wahrhaft in ihrem Herzen erkennen, erlangen eine frohe und sichere Hoffnung und ein fröhliches und gutes Gewissen, durch die Auferstehung Jesu Christi, wie Petrus spricht, weil er so siegreich und herrlich über seine sichtbaren und unsichtbaren Feinde zu unserm Heil und Besten triumphirt hat und sitzet zur Rechten Gottes in dem Himmel.

Ja, nur Solche, sage ich, werden erst inwendig getauft mit dem Feuer des heiligen Geistes, nach Anweisung des Wortes Gottes. Sie werden also in ihrem Herzen unterwiesen und hineingeleitet in alle göttliche Wahrheit und Gerechtigkeit zur Uebung alles gottgefälligen Gehorsams und zur Hervorbringung aller evangelischen Früchte und Werke. Sie werden durch dasselbe Feuer der Liebe innerlich durchglüht und getrieben zur dankbarsten Hingabe an den Herrn, also daß sie nicht achten auf Weib oder Kind, Fleisch oder Blut, Leben oder Tod, weil sie in ihren Herzen die selige Erfahrung der unaussprechlich großen Gnade, ich sage noch einmal, Gnade, die ihnen in Christo Jesu zu Theil geworden ist, tragen.

Die kleinen Kinder müssen dem Worte Gottes zufolge so lange warten, bis sie das heilige Evangelium der Gnade mit ihren eigenen Ohren hören und mit ihren Herzen erkennen und glauben. Alsdann ist es für sie die Zeit, sie mögen jung oder alt sein, die christliche Taufe zu empfangen, nach dem Befehl unseres Herrn Jesus Christi in seinem heiligen Evangelio. Geschähe es, daß sie vor der Zeit ihres Verstandes, in ihrer Kindheit, ehe sie zum Verständniß des Evangelii und zum Glauben an dasselbe kommen, stürben, so sterben sie unter der Verheißung Gottes, und werden durch kein anderes Mittel selig, denn allein durch die liebreiche Verheißung der in Christo ihnen gegebenen Gnade.

Sind sie aber fähig geworden, das Evangelium zu vernehmen, und haben es im Glauben ergriffen, so ist es recht, daß sie getauft werden. Wer aber das Wort Gottes weder annehmen, noch daran glauben will, er sei getauft oder ungetauft, der soll verdammet werden, wie Jesus selbst lehrt.

Die kleinen Kinder, insonderheit christlicher Eltern, haben eine besondere Verheißung, die ihnen ohne ein anderes Mittel, aus lauterer und liebreicher Gnade Gottes durch Jesum Christum unsern Herrn gegeben ist, die nämlich: „Lasset die Kindlein zu mir kommen, denn ihrer ist das Himmelreich.“ Diese köstliche Verheißung erfreut und beruhigt alle Auserwählten Gottes in Betreff ihrer kleinen unmündigen Kinder, und sind sie fest versichert, daß der wahrhaftige Mund unseres lieben Herrn Jesu Christi die Seinigen nicht täuschen noch irre leiten kann.

Daraus, daß der Herr jenen Kindern, welche nach dem Evangelio zu ihm gebracht wurden, so große Barmherzigkeit erwies, daß er dieselben in seine Arme nahm, die Hände auf sie legte, sie segnete und ihnen das Himmelreich verhieß, sonst aber ihnen nichts anbefahl, noch an ihnen verrichtete: schöpfen Christen eine feste und gewisse Zuversicht für ihre Kinder zu der Gnade Gottes, daß sie nämlich Kinder des Reichs, der Gnaden, der Verheißung und des ewigen Lebens sind durch Christum Jesum, unsern Herrn , welchem allein die Ehre gebührt und nicht dem Zeichen. Ja, durch die Verheißung werden sie versichert, daß ihre lieben (unmündigen) Kinder rein, heilig, selig und angenehm vor Gott sind, sie mögen lebend oder todt sein. Sie danken daher dem ewigen Vater durch unsern Herrn Jesum Christum für die unaussprechliche Gnade und Gabe in ihren lieben Kindern, und ziehen dieselben auf in der Furcht Gottes, mit aller Weisheit, in der Zucht und Vermahnung zum Herrn, durch das Beispiel eines unsträflichen Wandels, bis daß sie das Wort Gottes selbst annehmen, daran glauben und die Früchte desselben bringen können.

II. Wie Christus die Taufe eingesetzt und verordnet hat.

Christus befahl seinen Jüngern vor seinem Heimgange und sprach: „Gehet hin und lehret alle Völker, und taufet .sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehret sie halten Alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Matth. 28, l9.)

Hier haben wir des Herrn Befehl von der heiligen Taufe, wann man sie nach Gottes Verordnung verrichten soll, nämlich, daß man zuerst das Evangelium lehren und dann diejenigen taufen soll, welche daran glauben, gleichwie Jesus spricht: „Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Creatur; wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden. (Marc. 16, 15.)

Also ist sie vom Herrn befohlen und verordnet, darum darf auch keine andere verrichtet werden ewiglich. Das Wort unsers Gottes bleibt ewiglich.

Die kleinen neugeborenen Kinder sind nicht zu belehren, darum darf ihnen die Taufe nicht zugetheilt werden, oder wir müssen des Herrn Ordnung umkehren, seinen hohen Namen mißbrauchen und seinem heiligen Worte Gewalt anthun. In dem Neuen Testamente sind den unmündigen Kindern keine Ceremonien befohlen, sondern es wendet sich in Lehre und Sacramenten zu denen, welche Ohren haben, zu hören und Herzen, um zu verstehen.

So wie Christus dies befohlen hat, so haben es auch seine Jünger gelehrt und verrichtet, wie man an vielen Stellen im Neuen Testament deutlich sehen kann. So spricht Petrus: „Thut Buße und lasse sich ein Jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des H. Geistes“ So auch Philippus zu dem Kämmerer: „Glaubest Du von ganzem Herzen, so mag es wohl sein.“ (Apostelg. 8, 37.) Der Glaube folgt nicht aus der Taufe, sondern die Taufe folgt aus dem Glauben.

Also hat Christus die Taufe verordnet und sie selbst auf folgende Weise empfangen. Als die Zeit gekommen war und die Stunde sich näherte, wo er den ihm auferlegten Befehl ausrichten wollte, nämlich das Wort zu predigen und seines Vaters heiligen Namen zu verkündigen, ist er hinzugetreten zu Johannes beim Jordan und hat von ihm begehrt getauft zu werden, damit er alle Gerechtigkeit erfüllen möchte. Er hat sich vorbereitet zu Versuchung, Elend, Kreuz und Tod, und hat sich als ein gehorsames Kind dem Willen seines Vaters unterworfen und hingegeben, gleichwie er sagt (Ev. Joh. 5, 30): „Ich suche nicht meinen Willen, sondern des Vaters Willen, der mich gesandt hat.

Er ist von Johannes getauft, und vom h. Geist bezeugt und erkannt als ein wohlgefälliger Sohn seines Vaters.

Seht, so lautet Christi Befehl, so ist Christus getauft, so haben die Apostel dieselbe gelehrt und verrichtet. Wer will nun gegen den Herrn auftreten und sagen: es soll nicht so geschehen. Wer will die Weisheit belehren und unterweisen? Wer will die Apostel und Evangelisten Lügen strafen? Ist es doch ungeziemend, daß ein Kind über seinen Vater, und ein Knecht über seinen Herrn gebieten und richten sollte, wie viel mehr ungeziemend ist es, daß die Creatur über ihren Schöpfer sein will. Es ist offenbar, daß die ganze Welt mit ihren unnützen Lehren und Menschengeboten Christi Weisheit lasset Thorheit, sein Licht lasset Finsterniß sein.

Man könnte sagen, daß man im Anfange des Evangeliums nur Erwachsene taufen konnte, weil noch keine Kinder der Gläubigen da waren. Es ist aber des Herrn Wort und Wille, daß alle diejenigen, welche Gottes Wort hören und glauben, getauft werden sollen, die Kraft ihres Glaubens dadurch bezeugend, daß sie fortan nicht mehr nach ihrem eigenen Willen, sondern nach Gottes Willen leben, daß sie bereit sind, das Fleisch mit seinen Lüsten zu begraben und in Christo zu einem neuen Leben aufzustehen, gleichwie Paulus sagt, daß wir in einem neuen Leben wandeln sollen.

Meint nicht, daß wir also lehren, daß der Christ in solchem Maaße dem Fleische absterben solle, daß er gefühllos werde; in keiner Weise! sondern, daß er seinen unreinen Lüsten nicht mehr gehorsam ist, wie Paulus sagt: Laßt die Sünde nicht mehr herrschen in eurem sterblichen Leibe.

Du siehst, vernünftiger Leser, der du begehrst, die Wahrheit zu bekennen, daß es nicht möglich ist, daß kleine Kinder der Sünde absterben können, da dieselbe in ihnen noch nicht lebendig geworden ist. Auch können sie noch nicht zu einem neuen Leben aufstehen, so lange sie nicht durch den Glauben von Neuem aus Gott geboren und durch Gottes Geist in die Gerechtigkeit geleitet werden. Darum bedenke wohl, was des Herrn Wort in dieser Sache lehrt und nachweist.

Zum Zweiten nennt auch Paulus die Taufe ein Bad der Wiedergeburt. Ach, wie kläglich wird doch die heilige Schrift mißbraucht! Ist es nicht Jammer über Jammer, daß dieser deutliche Spruch so mißverstanden wird? Kleine Kinder sollten durch die Taufe wiedergeboren werden , als wenn die Wiedergeburt mit bloßem Wasser zu thun sei! Ach nein, die Wiedergeburt ist nicht so ein Heuchelwerk, sondern sie ist eine Veränderung des innern Wesens, wodurch der Mensch durch die Kraft des Glaubens aus böse in gut, aus fleischlich in geistig, aus Ungerechtigkeit in Gerechtigkeit, aus Adam in Christus verfetzt wird, welches bei kleinen Kindern nicht also geschehen kann, denn die Wiedergeborenen leben aus der Kraft des neuen Wesens; sie kreuzigen ihr Fleisch mit seinen bösen Lüsten, und werden regiert und getrieben durch den h. Geist.

Seht, dies ist die neue Geburt mit ihren neuen Früchten, von welcher die Schrift spricht; (versteht sich von Solchen, welche zu ihrem Verstande gekommen sind,) und sie geht hervor aus dem Worte Gottes durch den Glauben, ohne welchen niemand selig werden kann. Christus sagt: (Ev. Joh. 3, 3.) „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei , denn, daß Jemand von Neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen. Ja, und würde auch Jemand von Petro, Paulo oder von Christo selber getauft, so er nicht mit des Herrn Feuer und Geist von oben getauft würde, so gilt die Taufe nicht, sondern es gilt allein die neue Creatur. Wer also aus Gott von Neuem geboren ist, der steht bereit, zu thun nach des Herrn Wort und sagt mit dem h. Paulo: „Herr, was willst Du, daß ich thun soll? Er verläugnet sich selbst, er schickt sich ohne einigen Widerstreit nach des Herrn Wort und Verordnung, er läßt sich taufen nach des Herrn Befehl und beweist, daß er eine Rebe sei am rechten Weinstock Christi, ein Mitglied der Gemeinde des Herrn. Er empfängt Vergebung seiner Sünden, ,und die Gabe des h. Geistes. Dies geschieht nicht allein durch die Kraft des Wassers oder des Zeichens, sondern durch die Kraft des göttlichen Wortes, im Glauben angenommen, denn der Glaube allein bewirkt die Liebe zum Gehorsam. Noch einmal, wir sprechen von Solchen, welche zu ihrem Verstande gekommen sind.

Auch lehrt uns Petrus (l. Ep. 3, 21), wie die inwendige Taufe selig macht, womit der Mensch inwendig gewaschen wird, und nicht die auswendige Taufe, womit das Fleisch gewaschen wird.

Diese inwendige Taufe gilt allein vor Gott, aus welcher die auswendige Taufe als ein Zeichen des Gehorsams folgen muß. Könnte die auswendige Taufe selig machen, ohne die inwendige, so wäre die ganze Schrift, welche spricht von dem neuen Menschen, unnütz und vergebens gesprochen, und das Reich Gottes stände gebunden unter dem Element des Wassers, das Blut Christi wäre vergebens vergossen und kein Getaufter könnte verloren gehen. Wiewohl die Worte Petri mehr als klar sind, so dringen doch die Gelehrten mit ihrer Vernunft auf einen anderen Sinn und sagen , die Taufe sei ein Gnadenzeichen. Dies kann nach meinem geringen Verstande in keiner Weise gültig sein, denn unser Gnadenzeichen ist allein Jesus Christus, durch welchen uns die unendliche Liebe Gottes aufs Höchste bezeugt ist. Die Taufe ist uns das Zeichen des Gehorsams, durch Christus befohlen, wodurch man bezeugt, wenn man sie empfängt, daß man des Herrn Wort glaubt, daß man über seine Vergehungen Leid trage, daß man mit Christo begehrt, aufzustehen zu einem neuen Leben; nicht, meine Lieben, daß wir glauben, die Taufe allein könne Vergebung der Sünden bewirken, sondern der Glaube an Jesum Christum.

Seht, das ist der einzige rechte Grund der Taufe, wie aus der Schrift bewiesen werden kann, und kein andrer. Diese lehren und verrichten wir, wissend, daß es des Herrn ausdrückliches Wort und Verordnung ist, von welchem wir nichts abnehmen noch zuthun dürfen, denn Gottes Wort ist ein Schild allen denen, welche darauf bauen.

Ach, was thun doch die Gelehrten dieser Welt, die so eifrig Gottes Wort zu verkleinern suchen und ihre eigne Klugheit und Vernunft geltend machen, es wird ihnen doch nicht gelingen.

Wir haben die Ursache dargethan, warum wir die Kinderstufe nicht für die rechte halten. Weiß uns aber Jemand mit göttlicher Wahrheit zu beweisen, daß Christus, die ewige Weisheit und Wahrheit, den wir allein als unsern Lehrer erkennen, anders geboten hat, so braucht man uns nicht zu zwingen durch Tyrannei und Gewalt, mit Feuer und Schwert, man weise uns allein auf Gottes Wort, und unsrer Sache ist geholfen. Denn wir suchen vor Gott nichts Andres, als nach unsrer Schwachheit nach seinem Willen, Wort und Verordnung zu wandeln.

Das ist nun unsre Entscheidung, daß wir nicht allein in dieser Sache, sondern auch in allen andern Glaubenssachen nicht sehen dürfen auf Herren, und Fürsten, noch auf Concilien der Väter oder lange Gewohnheit der Zeiten, denn das Christenthum darf an keine Person Gewalt, Weisheit und Zeiten gebunden sein, sondern wir müssen allein auf den klar ausgedrückten Befehl Christi sehen und auf die reine Lehre seiner Apostel. Wehe wer von diesem Grund hinwegdrängt, oder sich hinwegdrängen läßt, und der Lehre des Herrn nicht treu bleibt bis in den Tod!

Quelle: Mannhardt, J. - Stimmen aus der Reformationszeit.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/s/simons/simons-ueber_die_christliche_taufe.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain