Simons, Menno - An die Lehrer der Gemeinden

Simons, Menno - An die Lehrer der Gemeinden

Ich bitte alle diejenigen, welchen die Sorge des Wortes befohlen ist und mit mir in gleichem Dienste stehen, daß sie doch in allem ihren Thun vor Gott und seiner Gemeinde sich aolso verhalten, daß Niemand mit Wahrheit sie strafen oder lästern könne. Aufrichtige Diener Christi, getreu in allen Dingen; Männer, voll des heil. Geistes, aus dem unvergänglichen Samen Gottes geboren, mit dem himmlischen Licht umschienen; in Christi gut Art versetzt und seiner Gnade theilhaftig; von Gott gelehrt und gesalbt; ihres eigenen Ruhmes und eitle Ehre nicht achtend; niedrig und klein in ihren eigenen Augen; eines stillen und sanftmüthigen Geistes; mitleidig, barmherzig, väterlich, langmüthig, freundlich, demüthig, mild, gütig und friedfertig; unsträfliche Hirten, die für des Herrn Heerde Sorge tragen, nicht gezwungen, sondern freiwillig; in der heilsamen Lehre fest; nicht als die herrschen, sondern aus dem Grunde ihres Herzens Vorbilder der Gemeinde Christi: - so müsse man uns erfinden. -

Ach, meiner Seele ist oft banger, als ich es schreiben kann; der Gott der Kraft stärke mich, denn ich sehe, daß des Herrn Haus so manchen schweren Anstoß nicht allein von Außen, sondern auch von Innen leiden muß. Ach, Männer, wappnet euch! denn wahr ist Pauli Wort (2. Cor. 3, 6): „Das Amt des neuen Testaments ist nicht das des Buchstaben, sondern des Geistes.“ Es kann darum auch von keinem Hoffärtigen, Stolzen, Ruhmbegierigen oder Eigensinnigen, der Alles nach eignem Affekt, Sinn und Gemüth richten will, zu des Herrn Preis recht bedient werden. Sie werden immer mehr abbrechen, als aufbauen, mehr schaden, als fördern. Es kann auch nicht anders sein, weil es nach Pauli Lehre, nicht Tiefe der Vernunft, noch geschmückte, menschliche Worte, oder todte Buchstaben, daran fehlt es ihnen gewöhnlich nicht, sondern Geist, Wahrheit, Kraft und Leben ist, wovon sie entblößt sind. Habt doch Acht darauf!

Zum Andern Sage ich: Wappnet euch! die rechten Lehrer werden von der Schrift des Herrn Engel und starke Helden genannt; handelt deshalb männlich, wacht über Gottes Befehl, haltet fest und wankt nicht.

Wächter oder Trompetenbläser heißen sie; blast euer Horn im rechten Ton, wacht über Gottes Stadt, wacht mit Klugheit und schlaft und schlummert nicht.

Geistliche Säulen sind sie; ach, steht fest in der Wahrheit, tragt eure Last willig, wankt nicht und werdet nicht schwach!

Hirten heißen sie; ach, bewahrt und weidet Christi Lämmer wohl!

Lehrer heißen sie; predigt offen Christi Wahrheit und Wort und verhüllt es nicht, noch verschweigt es!

Diener heißen sie an Christi Statt; ach, Brüder, dient und herrschet nicht.

Niemand rühme sich seiner Gaben, denn Empfänger sind wir aus Gnade und nicht durch uns selbst. Merkt, Knechte und nicht Herren; ach, Brüder, beugt und bückt euch. Wachet und betet, betet, sage ich, und das mit Vertrauen, und der Geber aller guten Gaben wird euch seine Gnade, Geist, Liebe und Weisheit schenken; zweifelt noch fürchtet nicht.

Hiemit will ich euch dem Frieden Christi und der Hand seines Friedens einträchtig befohlen haben, und euch mit Paulo aus Herzensgrund bitten: „**Ist nun bei euch Ermahnung in Christo, ist Trost der Liebe, ist Gemeinschaft des Geistes, ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit, so erfüllet meine Freude, daß ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmüthig und einhellig seid.“ (Phil. 2, 1. 2.).

Quelle: Stimmen aus der Reformationszeit

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