Seitz, Johannes - Würdig zum Tisch des Herrn

Seitz, Johannes - Würdig zum Tisch des Herrn

Ihre Frage, wer das Abendmahl genießen darf oder nicht, ist sehr umfangreich, ich will mich aber kurz fassen. Es ist ja nötig, daß man sich gründlich vorher prüft, ehe man zum Abendmahl geht, und gründlich Selbstgericht hält. Man muß wenigstens die Lauterkeit, den aufrichtigen Willen haben, nicht Dinge zum Abendmahl zu tragen, die das Gewissen verdammt, sondern das alles vorher durchzurichten, daß man nicht einen groben oder feinen Bann zum Abendmahlstisch schleppt. Es geht nach dem Wort: Wenn wir uns selber richten, werden wir nicht gerichtet, und es ist furchtbar ernst, daß der Apostel sagt: Darum sind so viele Kranke und Schwache unter euch, und ein Teil schlafen. Nach diesem Wort hat schon zur Zeit der Apostel sich ein Teil der Gemeinde das Gericht Gottes beim Abendmahl gegessen und getrunken, weil sie es an der rechten Selbstprüfung und am gründlichen Selbstgericht haben fehlen lassen. Das kann man sich und den anderen nicht genug vorhalten. Ich weiß aus der Kirchengeschichte und weiß aus unseren Kreisen, daß Leute durch den rechten Gebrauch des Abendmahls gesund geworden sind. Das muß wenigstens unsere Absicht sein, alle, die mit uns zum Abendmahl gehen, dazu zu bringen, daß das Abendmahl keinem zum Gericht, sondern allen zum Leben dient. Aber eine ernste Same ist doch auch die, daß es entweder Leben wirkt oder Tod und Fluch, etwas wirkt es. Aber ich zittere immer vor dem Gedanken, die Sache auf die Spitze zu treiben, daß man die Würdigkeit, als Abendmahlsgast teilzunehmen, so hoch spannt, daß ein armer, zerbrochener, reuiger Sünder nicht mehr den Mut hat, am Abendmahl teilzunehmen. Man beachte doch, was der Apostel Johannes mit den Worten 1. Joh. 1,10 und 2,1 sagen will.

Aus den letzten Worten des ersten Kapitels des 1. Johannesbriefes und aus den ersten Worten des 2. Kapitels sehe ich, wie der Apostel zwei Abwegen vorbauen will. Erstens, jeder Leichtfertigkeit, es mit der Sünde nicht ganz ernst zu nehmen. Er will den tödlichen Ernst vor dem Sündetun wirken; aber ebenso ist er besorgt, daß, wenn jemand sündigt, er dann nicht verzagt; dem will er ebenso vorbauen mit dem Wort: „Und ob jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher.“ Das wollen wir froh bezeugen.

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