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Scriver, Christian - Eitle Ehre

Scriver, Christian - Eitle Ehre

Die Henne hat die Art, daß, wenn sie ein Ei gelegt hat, sie solches mit vielem Gackern und Schreien gleichsam ausruft und ihrem Hausherrn anmeldet. So machen es die stolzen Heiligen und Heuchler, die aus der Gottseligkeit ein Gewerbe machen und, sobald sie mit halbem Herzen ein gutes Werk verrichtet haben, wünschen, daß es zu ihrem Ruhm allenthalben ausgeblasen und kund gemacht würde. Die rechten Christen sind ganz und gar anders gesinnt. Wie das Auge, das edelste Glied am menschlichen Leibe, sich selbst nicht sieht, also kennt wahre Frömmigkeit und Gottseligkeit sich selber nicht. Die Gläubigen glauben nicht, daß sie glauben; die Demütigen wissen nicht, daß sie demütig sind; die besten und andächtigsten Beter haben mit Gott so viel zu schaffen, daß sie nicht wissen und nicht daran denken, daß sie ganz inbrünstig gebetet haben; die mildesten Wohltäter können sich nicht erinnern, daß sie viel Gutes getan haben. Den Frommen scheint immer, sie seien nicht fromm; daher kommt es, daß sie immer kämpfen, ringen und sich bemühen, fromm zu werden, und eben hierin besteht das Wachstum ihrer Gottseligkeit. - «Mein Gott, nichts soll mir mehr verdächtig sein, als wenn ich ein sonderlich Gefallen an mir selbst, an meinem Glauben, Gebet und Almosen habe.»

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