Scriver, Christian - Goldpredigten - Fünfte Predigt.

Scriver, Christian - Goldpredigten - Fünfte Predigt.

Im Namen JEsu! Amen.

Vom Sakrament der heiligen Taufe.

Vom Sakrament der heiligen Taufe.

Gehet hin und lehret alle Völker, und taufet sie im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des heiligen Geistes.

Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden,

Vorbereitung.

Es haben die Menschen ihnen oftmals allerlei köstliche und für des Leibes Gesundheit heilsame Bäder erfunden und zugerichtet, worinnen ihnen auch die Natur selbst mit ihren Wassern an die Hand gegangen ist. Aber nie ist ein heilsamer Bad erfunden, als dasjenige, welches in der heiligen und seligen Taufe die Liebe des Herrn JEsu uns bereitet, welches Er mit Seinem Wort und theuren Blute kräftig und heilsam gemacht hat wider alle Flecken und Gebrechen unsrer Seelen; wie wir davon jetzt, vermittelst gnädiger Verleihung des Höchsten mit Mehrem werden zu vernehmen haben.

Eingang.

Das Gold wird meistentheils mit großer Gefahr aus den Klüften der Erde, welche die Menschen mit großer Müh' und Kosten machen, hervorgebracht. Ich sage mit großer Gefahr, weil nicht allein zuweilen die Berge einsinken, und Alle, die darinnen arbeiten, lebendig begraben werden; sondern auch die Bergleute viele giftigen Dünste und Dämpfe müssen in sich ziehen, daß also Mancher, der die Thaler und Dukaten sonst sehr lieb hat, kaum trauen sollte, daß sein Abgott mit so großer Gefahr aus der Erde heraufgebracht worden, viel weniger Lust haben sollte, sich selbst hineinzuwagen und das Gold und Silber in der Erde zu suchen. Und dieses ist die gemeinste Art, Gold zu gewinnen; zuweilen aber wird doch auch Gold, und zwar das schönste und feinste, in den Flüssen und Strömen gefunden; wie Moses vom Fluß Pison gedenket (1 Mos. 2, 11.) Andre machen andre Flüsse namhaft: Plinius den Tagus in Spanien (Tejo), den Padus in Welschland (Po), den Hebrus in Thracien, den Paktolus in Asien, und viele andere.

Und bringen also die Flüsse aus den Höhlen und Klüften der Erde auch Gold hervor, welches sie zweifelsfrei mit ihrem starken Strom von den Felsen abstoßen oder abspülen.

Wenn ich nun auch diesen Bericht vom Golde, meiner Gewohnheit nach, auf geistliche Sachen ziehen will, so könnte ich damit vorbilden:

1) Den Strom der Zeit. Denn die Zeit ist nicht anders, als ein geschwinder, starker Fluß, da ein Augenblick dem andern, eine Minute und Stunde der andern immer folget und ins Meer der Vergessenheit, und endlich beim Ausgang der Welt ins Meer der Ewigkeit fället; weßhalb auch jenes kluge Weib das menschliche Leben mit dem Wasser vergleicht, welches in die Erde verschleifet und das sich nicht aufhalten lässet (2 Sam. 14, 14). Es führet aber dieser, wiewohl geschwinde Fluß allerlei schönes Gold, nemlich so viel bequemer Gelegenheiten, Gutes zu thun, mit sich, und ist's nur daran gelegen, daß Einer wisse die Zeit wohl zu gebrauchen, die Gelegenheiten zu beobachten, und Gutes zu thun, weil er Zeit hat (Gal 6, 10.). Denn es gehet Manchem, wie einem Hirten, der an einem goldreichen Fluß lieget und hält den ganzen Tag Mittagsruhe und läßt indessen so viele Goldkörner mit dem schnellen Wasser vorüberrauschen; also ist Mancher, der auch, dieweil diese Lebenszeit währet, Nichts weniger beobachtet, als die Zeit, Gutes zu thun, und wird von Manchem dieselbe bis in's hohe Alter oder gar bis auf's Todtenbette versparet, darüber denn ihrer Viele zu kurz kommen.

2) Den Strom der heil. Schrift, welcher zwar durch und durch ein rechtes heilsames Wasser ist, dadurch die Schwachen gestärket, die Betrübten getröstet und die matten Herzen erquicket werden; aber vornehmlich sind darinnen hoch zu schätzen die theuren Machtsprüche, die von der Gnade Gottes, von dem Verdienst Christi JEsu, von der Rechtfertigung eines armen Sünders vor Gott handeln; diese sind als die feinsten Goldkörner zu halten und soll ihm ein Christ dieselben mit höchstem Fleiß heraussuchen und im Schatz seines Herzens beilegen.

3) Den Wasser- und Blutstrom, der aus der eröffneten Seite des Herrn JEsu geflossen ist; darinnen so viel schönes Gold von Trost und Erquickung für die armen Seelen zu finden ist, daß es nicht auszureden stehet. Aber, wie es meine bevorstehende Arbeit erfordert, so will ich für dießmal nur sagen, daß

4) Die heilige und selige Taufe als ein recht Wasser des Lebens darinnen könne abgemalet werden. Zwar es ist und bleibt in der Taufe nach der Ordnung des Herrn JEsu natürliches Wasser; aber, hilf Gott! wie ein mächtiger Goldschatz ist in solchem Wasser, dieweil die Taufe wirket Vergebung der Sünden, erlöset vom Tod und Teufel und gibt die ewige Seligkeit allen denen, die den Worten Christi glauben, da Er sagt: Wer da glaubet und getauft wird, der soll selig werden (Mark. 16, 16.). Nun wohlan, ihr, meine Liebsten, wir wollen uns an diesen edeln Goldstrom machen und aus demselben etliche theure Goldkörner hervorsuchen und am Ende lernen, wie wir uns derselben im Leben und Sterben wohl bedienen können.

Der Herr JEsus gebe Gnade, daß es wohl gerathe und zu Seinen Ehren und unsrer Erbauung gereiche! Amen.

Abhandlung.

Salomo, der weise und mächtige König in Israel, hat ein ehernes Meer lassen verfertigen, das ist ein überaus großes und weites Gefäß, und hat dasselbe lassen setzen am Eingang des Tempels, auf daß sich die Priester daraus waschen, und es zu andrer Nothdurft der Opfer und des Heiligthums gebrauchen möchten (1 Kön. 7, 23.). Unser Erlöser, der Herr JEsus, wie Er mehr ist, als Salomo (Matth. 12, 42.), also hat Er auch beim Eingang Seines geistlichen Tempels der christlichen Kirche ein weit herrlicheres und ganz güldenes Meer verordnet, daraus Seine Christen, die zugleich ihres Gottes Priester und Opfer sind, ganz sauber gemacht und gewaschen werden; welches ist die heilige Taufe, welche ich billig ein Meer nenne, weil sie ist eine gewaltige Sündfluth der Gnade, wie sie Luther nennet, in welcher sich aufthun die Fenster des Himmels und die Brunnen der großen Tiefen und lauter Segen und Leben herabschütten, die Sünde aber verschlingen und verschwemmen.

Ich nenne sie billig ein güldenes Meer wegen der großen Schätze, die Gott in der heiligen Taufe zu legen beliebet hat. Man pfleget wohl zu fragen, ob die Erde oder das Meer reicher sei, da Etliche meinen, das Meer habe billig den Vorzug wegen so vieler Schätze, die es entweder von der Natur oder durch so mancherlei Schiffbrüche überkommen hat. Dem sei, wie ihm wolle, so können wir mit Wahrheit sagen, daß dieß geistliche Meer der heiligen Taufe reicher sei an göttlichen und himmlischen Schätzen, als die ganze Welt. Wir wollen dieselben mit Andacht kürzlich betrachten.

Es ist demnach das erste Gold bei der heiligen Taufe das Wasser selbst. Dieser mein Schatz dürfte Einem wunderlich vorkommen, weil sich die kluge Vernunft daran stoßet, daß sie Nichts bei einem so großen Werk stehet, als Wasser und Besprengung mit Wasser. Aber ich sage dennoch, daß der Herr JEsus ss ein schlechtes, irdisches Mittel so schlechter und einfältiger Weise zur Taufe anzuwenden verordnet hat, Das haben wir fürwahr für eine nicht geringe Liebes-Bezeugung und also für ein edles Gold zuhalten; denn wenn Er hätte den edelsten Wein, köstliche Salben, theure Wasser oder dergleichen zur Taufe zu gebrauchen befohlen, oder wenn Er uns allein an das Wasser des Jordans oder andre im jüdischen Lande verwiesen, wie ehemals Elisa dem Naeman allein aus dem Jordan sich zu waschen befahl (2 Kön. 5, 10.), so hätte sich männiglich und vornehmlich die liebe Armuth zu beschweren gehabt. Oder wenn der Herr JEsus hätte einen Unterschied gemacht und der Könige, Fürsten und andrer reichen Leute Kinder hätte mit köstlichem Wasser, die armen aber mit gemeinem zu taufen befohlen, so hätte man daraus schließen mögen, daß Er jenen auch zur Seligkeit und zum Himmel hätte einen Vorzug geben und gönnen wollen. Nun aber thut Er Solches nicht, sondern verordnet Wasser, und zwar wie und wo wir's haben, aus Brunnen, Flüssen, Bächen und Quellen, Einem wie dem Andern, und das macht theils Seine Liebe, welche Einem wie dem Andern die Seligkeit gönnet, theils Seine Weisheit, welche unsere Vernunft-Weisheit zur Thorheit machen und göttliche Kraft durch ein sonst geringes Ding bezeugen wollen. So ist nun hie kein Unterschied, gleichwie der Regen vom Himmel nicht allein die hohen Bäume, die erhabenen Pflanzen, sondern auch das niedrige Gesträuch und zarte Kraut befeuchtet: also Gottes Gnadenregen benetzet Alle, die da glauben, sie seien reich oder arm, hoch oder nieder. - Aber laßt uns weiter suchen, so werden wir erst die rechten Goldkörner und güldenen Schätze in diesem Wasser, finden; denn wenn der Herr JEsus besiedlet: Gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes (Matth. 28, 19.), so will Er damit anzeigen, daß die ganze hochgelobte Dreieinigkeit bei der Taufe zugegen sei, das Wasser überschatte, heilige und fruchtbar mache, und daß ein Mensch, der. also getaufet wird, der ganzen heiligen Dreieinigkeit dargestellet und zum Kind übergeben und von Ihr zum Genuß und Besitz aller göttlichen Wohlthaten, und zum erkorenen Himmelsbürger auf-und angenommen werde. Denn gleichwie der Mensch zuerst geschaffen ist mit gepflogenem Rath aller drei Personen (denn Gott sprach: Lasset Uns Menschen machen, ein Bild, das Uns gleich sei! (1 Mos. 1, 26.); also, da der Mensch soll wiedergeboren und ein neuer Mensch aus ihm gemacht und das Ebenbild Gottes in ihm wieder angerichtet werden: da sind auch alle drei Personen des einigen göttlichen Wesens geschäftig und zugegen.

Gott, der himmlische Vater, wie Er bei der Taufe, Seines eingeborenen Sohnes bezeuget hat von demselben, daß Er wäre Sein lieber Sohn, an dem Er Wohlgefallen hätte (Matth. 3, 17.), also hat Er noch jetzo ein Wohlgefallen an allen denen, welche an Seinen lieben Sohn glauben und sich derselben Mittel, welche Sein lieber Sohn verordnet hat, bedienen zu ihrer Seligkeit, und nimmt Er also einen getauften Menschen zum Kinde auf und an. Er lasset seinen Namen in die Matrikel der Himmelsbürger und in das Buch des Lebens verzeichnen. Gleichwie ehemals König Ludwig XII. in Frankreich ein sonderliches Buch gehabt, darinnen er die Namen wohlverdienter und. vortrefflicher Männer selbst verzeichnet hat, wann er ihr Wohlverhalten und treue Dienste verspüret, auf daß er, wenn eine vornehme Ehrenstelle ledig worden. Dieselben vor Andern hervorziehen und befördern möchte: also, wenn ich menschlich davon reden soll, hat Gott, der große König aller Könige, seine Gedächtnißbücher, seine Denkzettel (Maleach. 3, 16.), darinnen die Namen Seiner gläubigen und getauften Kinder verzeichnet und ob Er wohl das Auge Seiner göttlichen Allwissenheit und Vorsehung über alle Menschen offen hält, so hat Er doch ein sonderliches Absehen auf die liebe getaufte Schaar und erhöhet alle Dieselben, die in wahrem Glauben an Seinen lieben Sohn verharren, zu himmlischer Ehre und Herrlichkeit. Ja, wie ehemals der Erzvater Isaak seinen Sohn Jakob in den Kleidern des Esau gesegnete (1 Mos. 27, 27.); also werden alle die mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern von Gott gesegnet, die in ihrem schönen Taufkleid, damit sie der Herr JEsus angethan hat, vor Ihm erscheinen.

Der Herr JEsus, Gottes ewiger Sohn, unser hochverdienter HErr und Erlöser, hat wahrscheinlich auch Nichts unterlassen, was den güldenen Schatz des edlen Taufwassers zu vermehren hat dienen können; denn erstlich hat Er selbst sich wollen taufen lassen und hat durch Berührung Seines allerheiligsten Leibes das Wasser geheiliget und kräftig gemachet; denn gleich als ehemals, da Moses den Baum, welchen ihm der HErr selbst zeigte, in das bittre Wasser that, dasselbe süß ward (2 Mos. 15, 25.), so hat des Jordans und alle andern Wasser eine sonderbare Kraft überkommen, nachdem der rechte Baum des Lebens, Christus JEsus, da hineingestiegen ist; und wie der Saum des Kleides des Herrn JEsu ein Mittel geworden ist zur Gesundheit des blutflüssigen, doch gläubigen Weibes, doch so, daß der Saum keine Kraft, ohne aus dem seligen Leibe des Sohnes Gottes gehabt (Matth. 9, 20.); also ist das Wasser durch Berührung des allerheiligsten Leibes unsres Erlösers mit einer sonderlichen Lebenskraft beseliget worden, davon Augustingar schön redet.

Er hat weiter ausdrücklich zu taufen befohlen und eine überaus stattliche Verheißung dazu geleget wenn Er spricht: Wer da glaubet und getauft wird, der soll selig werden (Mark 16, 16.); welches, wenn es ein bloßer Mensch hätte verordnet, vielleicht nicht groß zu achten wäre; aber da es der ewige Sohn Gottes, der Mittler des neuen Testaments gesagt, kann bei keinem christlichen Herzen einiger Zweifel sein, daß Er diesem Seinem Befehl einen trefflichen Nachdruck werde gegeben haben, und die Verheißung an allen Denen, die Seinem Befehl nachleben, erfülle.

So hat Er auch die Kraft Seines theuren Bluts in die Taufe verleget, davon ich lieber mit Lutheri schönen Worten als mit meinen eigenen reden will. „St. Johannes,“ spricht er, „pflegt gern also von der Taufe zu reden, daß sie sei ein Wasser mit dem Blut Christi vermenget als Kap. 19, da Christus gekreuziget und gestorben war und der Kriegsknechte einer mit einem Speer Seine Seite öffnete, da ging, spricht er, alsobald Blut und Wasser heraus und bekräftiget Solches mit großen Worten. Deßgleichen in seiner ersten Epistel im letzten Kap. spricht er von Christo: dieser ist's, der da kommt mit Wasser und Blut, JEsus Christus, nicht mit Wasser allein, sondern mit Wasser und Blut. Also will Er allezeit das Blut in die Taufe mengen, daß darinnen scheine und ersehen werde das unschuldige Blut Christi. Nach menschlichen Augen scheinet da Nichts, weder lauter Wasser; das ist wahr; aber St. Johannes will uns die innerlichen und geistlichen Augen des Glaubens aufthun, daß wir damit sehen nicht allein Wasser, sondern auch das Blut unsers Herrn JEsu Christi.“ Bis hieher Lutherus, welchem seine wahrhaftige Meinung zu behaupten auch dieses dienet, daß die Reinigung von Sünden, die sonst allein durch's Blut Christi geschieht, der heil. Taufe zugeschrieben wird; denn Paulus spricht: Christus hat Seine Gemeine geheiliget und gereiniget durch's Wasserbad im Wort (Ephes. 5,26.). Und An an las spricht zu diesem Apostel selbst: Was verzeuchst du? Stehe auf und laß dich taufen und abwaschen deine Sünde und rufe an den Namen des HErrn (Apostelg. 22, 16.). Daraus klärlich zu schließen ist, daß das Blut Christi und dessen selige Kraft in der Taufe wahrhaftig zu finden ist, und daß Alles, was in heil. Schrift dem theuren Blut des Sohnes Gottes zugeschrieben wird, auch auf die heil. Taufe könne bezogen werden; denn die drei, der Geist, das Wasser und das Blut, sind beisammen, und kann also auch nicht unfüglich dahin gedeutet werden, was von den seligen Seelen gemeldet wird, daß sie ihre Kleider haben helle gemacht im Blute des Lammes (Offenb. Joh. 7,14.).

Endlich so schenket auch JEsus einem getauften Christen ein ganz herrliches neues Kleid, nemlich das Kleid der Gerechtigkeit und den Rock des Heils (Jesaj. 61, 10.). Und wenn man uraltem Gebrauch nach ein getauftes Kindlein mit einem reinen Tuche verhüllet, so haben wir an nichts Anders zu gedenken, als daß ihm auch der Herr JEsus, nach einem so heiligen Bade, den schönen Mantel Seiner Unschuld umwerfe, ja daß Er's mit Ihm selbst verdecke und bekleide, wie der Apostel klärlich lehret, wann er spricht: Wie viel euer getauft sind, die haben Christum angezogen (Gal. 3, 27.). Und wie ehemals Jonathan, nachdem er aus großer Liebe mit dem David einen Bund gemacht, seinen Rock auszog und ihm denselben nebst seinem Mantel, Schwert, Gürtel und Bogen verehrte (1 Sam. 18,4.); also, nachdem der Herr JEsus aus großer unverdienter Lieb mit uns einen Bund in der Taufe gemacht (1 Petri 3,21.), schenket Er uns auch Seine königlichen Kleider, damit wir vor Seinem himmlischen Vater als Königskinder und Fürstentochter erscheinen (Hohel. 7, 1.), danebst die geistigen Waffen, damit wir uns wider den Teufel, dem wir in der Taufe abgesagt, als die geistlichen Ritter wehren sollen. Man vergleiche dazu Ezech. 16.

Dieß ist der Schmuck, davon geschrieben steht: Die Braut stehet, himmlischer Salomo, zu deiner Rechten in eitel köstlichem Golde: Des Königs Tochter ist inwendig ganz herrlich, sie ist mit güldenen Stücken bekleidet (Ps. 45, 10. 14.). Und abermals: Du bist aller Dinge schöne, und ist kein Flecken an dir! (Hohel. 4, 7.) Und steht fürwahr die Herrlichkeit dieses Schmucks und Ehrenkleides, damit die getauften Kinder Gottes von ihrem Erlöser angethan werden, nicht genugsam zu beschreiben, und ist mit keiner Kleiderpracht der ganzen Welt zu vergleichen. Denn wenn Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gleich gewesen ist einer Lilie auf dem Felde, viel weniger hat seine Pracht mit dem Schmuck eines gläubigen und getauften Kindes können zusammengehalten werden (Matth. 6, 29.). Lutherus sagt wohl: „Es ist gar kein Zweifel, wenn ein Mensch getauft wird, so wird er vor Gott so schön und helle, als die liebe Sonne.“ Welchem der geistreiche Prätorius beistimmt, sagend, es wäre nicht wohl möglich, daß, wenn man einen getauften Menschen in seiner neuen Gestalt und Majestät recht sehen könnte, man sich nicht zu Tod darüber verwundern sollte. Endlich, so ist Gott, der werthe heil. Geist, auch nicht unmüßig bei der heil. Taufe, sondern, wie Er im Anfang aller Creaturen auf dem Wasser geschwebet hat (i Mos. 1, 2.), also schwebet Er noch jetzo über dem Wasser der heil. Taufe, überschattet es und macht es zu einem seligen Mittel unserer Wiedergeburt; darum denn auch die heil. Schrift fast immer das Wasser und Geist zusammenseht; als, da der Herr JEsus selbst spricht: Es sei denn, daß Jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen (Joh. 3, 5.), und Paulus: Nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir gethan hatten, sondern nach Seiner Barmherzigkeit macht Er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des heiligen Geistes (Tit. 3,5.). Ja, der heil. Geist ergeußt sich reichlich mit Seiner Gnad und Kraft in das Herz eines getauften Menschen und heiliget Ihm dasselbe zu einem Tempel und von da an treibt, regiert, erfreut, tröstet, unterrichtet Er einen solchen Menschen und begleitet ihn in das ewige Leben.

In diesem bin ich mehrentheils dem theuren Mann Gottes, Luthero, auf dem Fuß gefolget und kann nicht unterlassen, der lieben Einfalt zu gut noch Eins und Andres aus seinen Taufpredigten anzuführen : „Wenn du anstehest,“ spricht er, „wie dieß Wasser mit Gottes Wort und Namen verbunden ist, weil Er selbst solche Worte befiehlet, darüber zu sprechen: Ich taufe dich im Namen des Vaters, Sohnes und heil. Geistes, als wollte Er damit sagen: Ich, Gott der Vater, Ich, Gott der Sohn und heil. Geist heilige dieses Wasser; so kannst du nicht sagen, daß es ein schlecht, irdisch Wasser sei, sondern daß es sei ein Wasser der göttlichen Majestät selbst, als damit nicht wir Menschen, sondern Gott selbst (durch unsre Hand) taufet und Seinen Namen darein gesteckt und geflochten hat, daß es mit demselben durchmenget ist und mag wohl ein durchgöttet Wasser heißen.“

Denn gleichwie, als wenn du ein Eisen angreifst, das in der Esse liegt und glühet, da greifest du nicht schlecht Eisen, sondern Feuer an, das da brennet, und ob du nicht Feuer, sondern allein Eisen stehest (wie man's bei Tag nicht stehet so glühen, als bei Nacht), so ist's doch nicht allein Eisen, sondern beide Eisen und Feuer, ja das Feuer sogar durch und durch gegangen, daß man nicht fühlet, noch spüret, denn eitel Feuer: also soll man die Taufe auch ansehen in Gottes Namen eingeleibt und ganz und gar mit demselben durchgangen, daß es gar Ein Wesen ist und nun viel ein ander Ding worden, denn ander Wasser; gleichwie ein köstlicher Trank, so man einem Kranken zurichtet, welcher, ob er wohl von Wasser gemacht, doch so gar mit köstlicher Würz' und Zucker durchdrungen ist, daß darin kein Wasser mehr zu schmecken. Aber hie ist viel ein köstlicher Wasser, das mit Gottes Namen durchzuckert ist, ja gar und ganz göttlich ist, ob man wohl Nichts, denn Wasser vor Augen stehet.„

Bis hieher Lutherus.

Daraus ist nun sicherlich zu schließen, daß die drei Personen des einigen göttlichen Wesens eines jedweden getauften Christen Gevattern und Taufe zeugen seien (vergl. 1 Joh. 5, 7.); und urtheile nun aus dieser Betrachtung ein jedwedes christliches Herz, ob ich nicht mit allem Recht gesagt, daß in dem Taufwasser lauter köstliches, unvergleichliches Gold zu sinden sei, weil ja die gnadenreiche Beiwohnung der hochgelobten Dreieinigkeit mit keinem Schatz der Welt zu vergleichen ist. Und dieß ist das Andre.

Es findet sich ferner in dem heil. Taufstrom ein theures Gold und das ist die Seligkeit, wie unser Erlöser selbst spricht: Wer glaubet und getauft wird, der soll selig werden. „Niemand,“ spricht Luther (im gr. Cat.), „wird zu dem Ende getauft, daß er ein Fürst oder weltlicher Herr werden soll, sondern daß er selig werde.“ Und Dieß ist nun der theure Pathenpfennig und unvergleichliche Taufschatz, welchen die hochheilige Dreieinigkeit einem getauften Christen einleget. Zwar weltliche Herren pflegen auch stattliche Verehrungen bei der Taufe zu thun; Elisabeth, Königin in England, wie sie zur Taufzeugin Jakob's, Prinzen von Schottland, der hernach ein Erbe und Besitzer aller ihrer Herrlichkeit worden, erbeten ward, ließ sie ein großes Becken von klarem Golde präsentiren, daraus der Prinz getauft ward. Aber das ist vergänglich Gut und Gold und kann zur Seligkeit Nichts helfen. Wieweit köstlicher aber ist dieser Schatz, welchen die allerheiligste Dreieinigkeit einem getauften Christen, wie arm er auch sonst auf diese Welt geboren ist, aus lauter Gnaden schenket, die Seligkeit. Es betrifft aber solches Wort einmal dieß zeitliche Leben. Nicht zwar in der Meinung, als wäre es auf weltliche Herrlichkeit angesehen, welche der heil. Geist in Seinem Wort kaum des Namens der Seligkeit würdig achtet, sondern daß ein gläubiger und getaufter Christ alsbald gesetzet wird durch die Taufe in den Besitz aller geistlichen Güter: seine Sünden werden ihm vergeben und durch Kraft des Blutes Christi abgewaschen; dagegen wird ihm die Gerechtigkeit und das vollkommene Verdienst JEsu Christi geschenket und als sein eigen zugerechnet; Gottes, des himmlischen Vaters, Gnade überschattet ihn, des Herrn JEsu Lieb umfängt ihn, des heil. Geistes Trost erquickt ihn, die heil. Engel begleiten ihn, alle Creaturen dienen ihm, der Teufel hasset und fürchtet ihn. Er ist Gottes liebes Kind, des Herrn JEsu Bruder und Miterbe, des heil. Geistes Tempel und Wohnung. Er ist Gottes Freund und des Teufels Feind; den, tritt er unter die Füße, sammt Tod, Sünde, Hölle und Welt. Er darf mit seinem lieben Gott ganz freundlich, kindlich und vertraulich reden, seines Herzens Anliegen Ihm entdecken und kann sich aller göttlichen Gnade, Hilfe und Trostes, so viel es ihm nützlich und selig ist, versichert halten. Er ist voller seligen Hoffahrt gegen den Teufel, Sünde, Hölle und Tod und „spricht,“ wie Luther redet, „zur Sünde, wenn sie ihn erschreckt und traurig macht: “„Trolle dich!““ und zu dem Teufel: „„Laß mich zufrieden! denn ich bin dein Herr, darum, daß Christus dein Herr ist, mit welchem ich auferweckt und sammt Ihm in das himmlische Wesen versetzet bin; darum herrsche ich über dich durch Seine Gnade und Kraft.““ Und also ist er fröhlich und guten Muthes auch mitten in Trübsal und wiederholet wider alles Gebrüll des höllischen Löwens, wider alles Toben der Welt, wider alles Geplerr seines eigenen Gewissens: Ich bin getauft! Ich bin selig in Christo Jesu!

Zum andern betrifft jene Seligkeit auch das ewige Leben; dieweil den Christen das in der Taufe eigentlich und sicherlich versprochen und zugesagt wird, welches auch alle Getauften, die in wahrem Glauben an Christum bis an ihr Ende verharren, ohne einige Widerrede erlangen. Es gehen in's ewige Leben alle die, deren Namen im Buch des Lebens verzeichnet sind: nun sind aber aller gläubigen und getauften Christen Namen in das Lebensbuch verzeichnet. Zum ewigen Leben gelangen allein die Kinder Gottes: nun sind ja die getauften gläubigen Christen Gottes Kinder. In das ewige Leben, in das himmlische Jerusalem wird nichts Unreines hineingehen; die getauften gläubigen Christen aber sind nicht unrein, sondern rein und mit dem Blut JEsu Christi abgewaschen; darum gehen und gehören sie in's ewige Leben, da sie werden schauen, was sie hier geglaubet, erlangen, was sie gewünschet, und besitzen, was sie gehoffet haben. Hier wird ihre Seligkeit als ein helles Wasser oft von allerlei Noth, Kummer, Anfechtung und Herzeleid betrübet; hie sind die Rosen unter den Dornen; hie besitzen sie zwar das Gold der Seligkeit, aber unter allerlei Schlacken und Unsauberkeit. Dort aber wird ihre Freude kein Leid betrüben, kein Dorn wird sie stechen, keine Noth wird sie ängsten, das Gold ihrer Seligkeit wird fein, rein, lauter und ewig sein. Und zu solcher Seligkeit gelangt alsbald die Seel' eines getauften und gläubigen Christen, sobald sie aus dem Leibe ihren Abschied nimmt, und am lieben jüngsten Tag wird auch ihr vermoderter Leib auferwecket, verkläret und zu gleicher Seligkeit eingeführt werden.

Dieses haben nun die gottseligen Herzen auch in der ersten Kirche wohl gewußt; sie haben dieses theure Gold in dem Taufstrom gesucht und reichlich gefunden, darum sie dann die getauften Christen mit einem weißen Kleide angethan, zu Bezeugung ihrer Reinigkeit, die sie durch's Blut Christi in der Taufe erlangt hätten, sie haben sie canditatos aeternitatis, Himmelswürdige, Candidaten der Seligkeit genannt; sie haben sie mit köstlichem Balsam gesalbet und begossen, zu bezeugen, daß sie für Gott ein angenehmer Geruch und von Ihm mit dem heil. Geist gesalbet worden; sie haben ihnen Kronen und Kränze aufgesetzt zu Bezeugung der königlichen Herrlichkeit und Seligkeit, dazu die Getauften erhoben worden.

Hiebei kann ich nicht Umgang haben, eine Frage zu erörtern, die zweifelsfrei oftmals auch gottseligen Herzen Viel zu thun machet: wie es nemlich komme, daß, da ein solcher Schatz den Christen in der Taufe geschenket und verheißen wird, dennoch so wenige zur ewigen Seligkeit gelangen? Ich antworte: Es ist und bleibet wahr, was bisher von dem Taufschatz ist berichtet worden, und ist an Gottes Seite kein Mangel. Er theilet Allen, die auf Sein Wort, Befehl und Ordnung getaufet worden, solchen Schah zu, ohne Unterschied. Darum auch der kleinen Kinder Seligkeit, die in ihrem Taufkleid und kindlicher Einfalt daherlaufen, kaum zu beschreiben ist, sie sind wohl rechte Blumen und weiße Lilien vor Gottes Augen, sie sind die rechten Paradies-Röslein, sie haben die heiligen Engel um und bei sich, und spielen in ihrer Gesellschaft, darum auch unser Erlöser so hoch und hart verboten hat, daß man kein gläubig Kind ärgern oder beleidigen soll, und hat sie heißen zu Ihm bringen, weil das Reich Gottes ihr sei (Matth. 18,6. 19, 14.); darum auch die christlichen Eltern mehr Ursache haben mit Freuden, als mit Thränen ihre in der zarten Jugend verblichenen Kinder zu Grabe zu begleiten, weil solche zur Seligkeit gelangen, ehe sie die Seligkeit zu nennen wissen, und vor so manchem Unglück, vor so mancher Gefahr aus dem Wege genommen werden.

Was nun aber die Erwachsenen betrifft, kann nicht geleugnet werden, daß Viele davon, ob sie wohl getauft sind, dennoch nicht zur der Seligkeit gelangen. Die Schuld aber ist keineswegs bei dem lieben Gott, welcher Seinen Himmel über alle Getauften eröffnet, und bei Aller Taufe, die nach ihrer Ordnung in Seinem Namen verrichtet wird, laut Seiner Verheißung kräftig und gnadenreich zugegen ist, auch einem Jedweden, als ein Gott von unergründlicher Güte, die Seligkeit gern gönnet; sondern die Menschen selbst haben Schuld an ihrem Verderben, welche, wenn sie erwachsen, nicht dem Trieb des heiligen Geistes, den sie in ihrer Taufe empfangen haben, sondern ihren bösen Lüsten, den Reizungen der Welt und Verleitung des Teufels folgen, verachten ihren Taufschatz, und das göttliche Wort, welches sie davon unterrichtet, besudeln ihr Taufkleid mit groben, muthwilligen und beharrlichen Sünden, stoßen also das Reich Gottes von sich und achten sich selbst nicht werth des ewigen Lebens (Apostelg. 13,46.). Gleichwie wenn Etliche zu einem goldreichen Fluß kämen, und zögen sich etliche Wenige aus, und suchten und fischten mit allem Fleiß nach den Goldkörnern, da indessen die Meisten, warum sie dahin kommen, vergäßen, und hie und dort am Ufer, ich weiß nicht was, suchend, umherliefen, Lieber, wer hätte Schuld daran, daß diese Letzten leer heimgiengen? Wer, als sie selbst? Also beut Gott Seinen güldenen Schatz der Seligkeit allen Menschen dar, dessen auch diejenigen genießen, die ihn in wahrem Glauben annehmen und behalten. Daß aber Andere denselben nicht achten, und sich indessen in zeitlicher schnöder Lust vertiefen, was kann der fromme Gott dafür? Soll Er ihnen die Seligkeit wider ihren Willen geben?

So, sprichst du, wäre es ihnen besser gewesen, daß sie stracks nach der Taufe in ihrer zarten Kindheit verstorben wären. Wahr ist's; aber es müssen ja gleichwohl Leute in der Welt bis an den jüngsten Tag leben, die Andere erzeugen; so lasset sie nun der liebe Gott auch leben, doch so, daß sie allemal die Gnade und Mittel zur Seligkeit zur Hand haben, welche auch Andern gegeben sind zur Seligkeit, die nebst ihnen leben und selig werden; und je länger sie leben, je mehr Zeit und Raum gibt ihnen Gott zur Buße (Röm. 2,4. 2 Petri 3,9.) und höret nicht auf, durch Seine Botschafter sie zu vermahnen: Lasset euch versöhnen mit Gott! (2 Kor. 5, 20.) Ei, sprichst du weiter, warum nimmt sie denn Gott nicht weg aus der Welt, und lässet Andere leben? Sachte, mein Mensch! ist denn Gott der HErr eben verbunden,^ also, und nicht anders zu machen, als wir es für gut ansehen? Oder können wir alle Gerichte des verborgenen Gottes (Jes. 45, 15.) begreifen, müssen wir denn nicht auch mit Paulo sagen: O welch eine Tiefe des Reichthums, beides der Weisheit und der Erkenntniß Gottes! Wie gar unbegreiflich sind Seine Gerichte und unerforschlich Seine Wege! Denn wer hat des HErrn Sinn erkannt? Oder wer ist Sein Rathgeber gewesen? (Röm. 11, 33. 34.) Das muß uns genug sein, daß Gott gut, gerecht und ein Liebhaber der Menschen ist, der nicht will, daß Jemand verloren werde, und Niemand aus bloßem Haß und Rathschluß verdammet und zum ewigen Verderben verordnet.

Wir kommen schließlich zu dem Gebrauch dieser seligen Lehre, und haben dieselbe anzuwenden:

1) Zum christlichen Leben. Nicht ohne ist's, es gibt rohe Leute, die solcher süßen Lehre mißbrauchen zu allerlei Ueppigkeit, Fressen, Saufen und andern schrecklichen Lastern, die, wie die Säue, nach der Schwemme sich wieder im Koth wälzen (2 Petri 2, 22.). Aber wider diese handelt mit besonderem Ernst der Apostel Paulus, da er (u. A.) spricht: Wie sollten wir der Sünde wollen leben, der wir abgestorben sind? - So sind wir nun mit Christo in der Taufe begraben in den Tod, auf daß, gleichwie Christus auferwecket ist von den Todten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen wir auch in einem neuen Leben wandeln (Röm. 6,2.4.). Doktor Luther sagt, daß der Tauf- und Altar-Stein und der Predigtstuhl Zeugen sind, die uns erinnern sollen, daß wir getaufte Christen sind; wir aber sollen den lieben Taufstein ehren, und so leben, daß wir ihn fröhlich dürfen ansehen, auf daß er nicht wider uns zeugen müsse.

Und was will doch an jenem großen Tage ein getaufter Christ, der wie ein Heide gelebt hat, zur Entschuldigung vorwenden? Hat dir nicht der fromme Gott Seine Gnade reichlich dargeboten? Hast du es nicht gewußt? Haben dich deine Seelsorger nicht zum gottseligen Leben vermahnet? Kein's wirst du können sagen: was wirst du denn dem gerechten Richter der Lebendigen und der Todten antworten, wann Er dich wegen deines ärgerlichen Lebens, wegen deines Geizes, Zornes, Rachgierigkeit, Unbarmherzigkeit, Unkeuschheit, Lästerung und andern losen Wesens zu Rede setzet? Pflegen nicht Fürsten und Herren diejenigen am härtesten abzustrafen, welche das Geld, so ihnen ihre Obern vertrauet, diebischer Weise angreifen, verprassen und umbringen? Also wird auch ein solcher Maulchrist, der seinen Taufschatz und das ihm von Gott vertraute Gnaden-Gold zu einem mehr als heidnischen Leben mißbrauchet, ein schreckliches Urtheil zu erwarten haben.

Darum, meine Liebsten, führet ein solches Leben, daß man daraus spüren könne, daß ihr getaufte Christen und in eurer Taufe mit dem reinen Kleid der Unschuld und Gerechtigkeit des Herrn JEsu bekleidet seid; beweiset in der That, daß ihr dem Teufel und allen seinen Werken und allem seinem Wesen habt abgesagt. Hütet euch, daß ihr euer schönes Taufkleid nicht mit vorsetzlichen, muthwilligen Sünden besudelt; was aber von täglichen menschlichen Schwachheiten daran sich hänget, das waschet ab mit dem Blute des Herrn JEsu, und mit bußfertigen Thronen; und so werdet ihr dermaleins im schönen weißen Kleid vor Gott erscheinen können.

2) Zum geduldigen Leiden. Die betrübten Israeliten beklagen sich (Ps. 57,1.), daß sie an den Wassern zu Babel gesessen mit großer Traurigkeit und dieselben mit ihrem Thränenwasser gemehret haben. Wir möchten vielleicht zu dieser Zeit ein gleiches Trauerlied anstimmen, weil wir leider auch eine geraume Zeit an den bittern Trübsalswassern gesessen sind und dieselben wohl gekostet haben, auch noch deren Endschaft nicht ersehen können. Aber, ihr betrübten und hochbeschwerten Herzen, verlasset die Unglücksfluthen und setzet euch mit mir hieher an den edlen Taufstrom und sammelt euch durch andächtige Betrachtung aus demselben allerlei schönes Trost-Gold, auf daß ihr eures Leides vergessen möget.

Gedenket anfangs, wie es eurem getauften Erlöser gegangen ist. Bei Seiner Taufe hieß es zwar: Gottes lieber Sohn; aber bald darauf ward Er vom Geist in die Wüste geführet, woselbst Ihn der Teufel auf's Heftigste versuchte und Ihn, daß Er nicht Gottes lieber Sohn wäre, zu überreden bemühet war. Wie Er den Kampf überstanden, trat Er alsofort in Sein Predigtamt. Was Er nun bei demselben für gute Tage gehabt, kann Niemand unbewußt sein, der die evangelische Geschichte gelesen hat. Ist's nun, mein frommer Christ, deinem Erlöser so ergangen, was befremdet's dich denn, daß dir's nach deiner Taufe nicht anders gehet? Du bist eine edle Blume Gottes, von dem himmlischen Vater gepflanzet, vom Sohn Gottes mit Seinem Blut befeuchtet, vom heiligen Geist überschattet; welche Blume aber, wie köstlich sie auch ist, wird allezeit von der Sonne Strahlen lieblich erwärmet und von sanfter Luft stets angehauchet? Muß sie nicht zuweilen ihr schönes Haupt vom Sturm, Regen und rauher Luft sinken lassen? Also, wenn dir's schon widrig gehet, so bist du doch Gottes liebes Blümlein und Röslein, das Er dermaleins aus diesem unschlachtigen Boden aufnehmen und in Sein himmlisches Paradies versetzen wird. Und weil du Gott lieb bist und hast, was ist's Wunder, daß dich der Teufel und seine Braut, die böse Welt, hasset, ängstet und plaget? Ja, da der liebe Gott dich will selig machen und daß du deinen Taufschatz mit in den Himmel bringen möchtest, was wundert es dich dann, daß Er dich wunderlich führet durch allerlei enge, dornigte Angstwege, damit dir auf der breiten Heerstraße dein Schatz von den höllischen Mördern nicht abgenommen werde? Unterdessen zweifle nicht, es gehe, wie es gehe, so bist du doch Gottes liebes Kind; Gott ist dein Vater, der Herr JEsus ist dein Bruder, der heilige Geist ist dein Tröster und bleibt's auch. Drückt dich denn die bittere Armuth und der unverhoffte Verlust der zeitlichen Güter, so gedenke an deinen Taufschatz, daß dir den kein Teufel, kein Tyrann, kein Wucherer, kein Räuber nehmen kann. Und wann dich der Satan mit Abgang deiner Nahrung, mit Verlust deines Vorraths, mit Beraubung aller zeitlichen Mittel ängsten und traurig machen will, so setze dich hin und mache dir ein Inventarium über deine Güter, die du als ein getaufter und gläubiger Christ im Blute Christi JEsu hast; schreibe dir auf die theuren Kernsprüche, die davon handeln, und betrachte dieselben im Gebet und gottseliger Andacht; so wirst du deines Leides wohl können vergessen. Also tröstet euch, ihr Betrübten, eurer Taufe, wie jener gottselige Mann spricht: „Man soll mit der Taufe das unruhige Gewissen stillen; mit der Taufe soll man den Teufel verjagen; mit der Taufe soll man aufstehen und zu Bette gehen; mit der Taufe soll man essen und trinken; in der Taufe soll man singen und springen; in der Taufe soll man lachen und von Herzen fröhlich sein.“ (M. Steph. Prätorius). 3) Zum seligen Sterben. In des Todes Nöthen ist Manchem um Trost sehr bange, wie der fromme König Hiskias sagt (Jes. 38,17.), und die Angst seines Herzens ist groß (Ps. 26, 17.). Aber es ist alsdann kein edler Herz- und Kraftwasser, als das, was man aus dem lieben Taufstrom schöpfet, wann man sich wider alle Anfechtung des Blutes JEsu Christi, damit wir in der heil. Taufe gereiniget und abgewaschen sind, erinnert. Darum, mein frommer Christ, wenn du merkest, daß dein Sterbstündlein herannaht, so wickle dich ein in dein Taufkleid, damit dich dein Erlöser in deiner Taufe verehret und angezogen hat und sprich:

Christi Blut und Gerechtigkeit,
Das ist mein Schmuck und Ehrenkleid;
Damit will ich vor Gott bestehen.
Wann ich soll in den Himmel gehen.

So kannst du nicht anders, als selig sterben. Das verleihe mir und euch die allerheiligste und hochgelobte Dreieinigkeit, Gott, Vater, Sohn und heiliger Geist, welchem sei Lob, Preis, Ehr' und Dank in Ewigkeit! Amen.

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