Schnepff, Erhard - Aus seiner letzten Predigt

Schnepff, Erhard - Aus seiner letzten Predigt

Aus Cynaea Cantio, das ist die letzte Predig - Erhardi Schnepffii - über Matth. 22 von des Königs Hochzeit, am 20. Sonntag nach Trinitatis 1558. Tübingen 1578.

„Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein worden. Es ist also vom Herrn geschehen, und ist wunderbarlich in unsern Augen; wer auf den Stein fället, der wird zerschellet“. Diesse Weissagung sollt ihr merken und sie lernen verstehen. Wenn man mauret, so hat man zweierlei Stein: große Quadersteine, damit man die Ecken zusammenmachet, darnach kleine geringe Stein, damit man mauret, die dürfen nicht köstlich sein und haben doch ihren Ort. Also sind in der Kirchen Goittes als Mauersteine diejenigen, so in der Gemeine mit sind zum andern Ecksteine. Nun stehet also geschrieben:: Es ist gewesen ein armer Stein, dem habt ihr nicht wollen stattgeben, daß er hätte mögen eingemauret werden, und müsset doch sehen, daß er ist zum Eckstein worden, der beide Mauern, Juden und Heiden, verfassen soll. Ihr habt mich nicht wollen lassen sein ein Glied der Kirchen, sondern mich verbannet (Joh. 9) und nach dem habt ihr mich an das Kreuz geschlagen. Aber ihr sollt wissen, daß ich, der verachtete Stein, werde zu solchen Ehren kommen, daß ich werde der rechte Eckstein, der da wird, wie stehet Eph. 2, zwo Mauren fassen, und auf wen der Eckstein fällt, der soll es gewahr werden. Das ist alles dahin gericht, da sie ihn nit wollten dulden; aber hernach ist der Stein auf sie gefallen und hat alles zermalmet und sie in zeitlichen und ewigen Jammer gesteckt.

„Es war ein König, der richtet seinem Sohn ein Hochzeit an und läßt die Gäste fordern und ihnen sagen: es wäre alles bereitet, sie sollten nur kommen“. Da sollt ihr unter der Hochzeit verstehen alle ewige Schätze und Gutthaten, so die Kirch Gottes in und durch Christum Jesum empfangen hat. Denn er ist der Bräutigam, der da schützet und schirmet die Kirch, seine liebe Braut. Und wird uns Eph. 5. die äußerliche Ehe fürgebildet zur Deutung der geistlichen Ehe. Darum auch Paulus sagt, da er vom Ehestand redet: die Ehe ist ein groß Sacrament, ein groß Geheimniß zwischen Christo und der Kirchen. Da du nun siehest die leibliche Ehe, betrachtest, was sie sei und was sie vermag, da lerne das, was immer mehr ein Gemahl sich Gutes zu ihrem Bräutigam zu versehen hat, daß sich des die Kirch und ein jeder Christ zu Christo versehen soll. So nehmet nun die allerbeste, freundlichste lieblichste einmüthigste Ehe, die immermehr sein mag zwischen Mann und Weib, und lernet, welch ein edler Schatz das sei. Ich rede von einer rechten Ehe, nicht von einem Schein, als da man nicht aus Lieb einander nimmt, da man alleine das Gut suchet. Da siehest du auch, wie eine Kälte und gar kein Herz da ist, und gemeiniglich ein zertrenntes Wesen. Da aber die Liebe eine Ehe stiftet und herzliche Liebe, da gibts eine solche Ehe, daß es wird ein Leib, eine Seele, ein Gemüth. Wie arm die Braut ist, so darf sie sich doch rühmen aller Güter, die der Bräutigam hat. Sie weiß, so sie angegriffen wird, daß ihr Mann eher stürbe und sich zerreißen ließe, ehe er gestattet, daß seiner Braut etwas zu Leide geschehe. Das ist nun der leibliche Ehestand. Aber bedenke und erinnere dich, wie viel herrlicher und freundlicher das zugehe in der Ehe, die du mit Christo hast. Und hie ist nichts geredt, wie die Nonnen gesagt haben: dieweil sie keine Männer haben, haben sie Christum zum Bräutigam. (Aber was es für eine Fabel sei, will ich jetzund nicht sagen.) So du nun siehest eine solche Ehe, die dermaßen gestiftet ist, so laß dir dieselbige sein eine Erinnerung der geistlichen Ehe, so du mit Christo hast, und wisse, wie arm und unehrlich, wie verlassen von aller Welt du bist, noch dennoch weißt du, daß du armes Töchterlein in Christo alle Schätze hast, und alles, das da mag hoch geachtet werden. Und ob er dir zeitlich nichts gutes thut, so bedenke, was du zu erwarten habest in jenem Leben, und laß das deinen Trost sein, der dich in allem Jammer tröste. Denn wie unvermöglich, mit wie viel Schanden du beflecket bist, so hast du doch an deinem Bräutigam Bedeckung aller deiner Schande. Denke, wie arm und verlassen du bist, daß du doch in Christo Schutz und Schirm hast. Darum sagt auch Paulus, daß die äußerliche Ehe sei eine Bedeutung, ein Geheimniß, das eine himmlische innerliche geistliche Ehe bedeute, der wir uns alle übergeben sollen….

Den fürnehmsten Knecht, Christum, und andere, die dem dienen und sein Werk ausrufen sollen, wie haben sie mit ihnen gelebt? Etliche haben ihren Geschäften nachgangen, andere haben sie auch gehöhnet und gewürget. Christliche Kirche hat zweierlei Feinde: Säue und Hunde. Von jenen stehet: Werfet die Perlein nicht für die Säue, von diesen: und das Heiligthum nicht für die Hunde! Erstlich habt ihr solche Feinde, die ja nicht hart bellen, als man Leut findet auf diesen Tag, die das Evangelium nicht verachten, achtens uach nicht groß, sondern sagen: was liegt mir daran, was man predige? Das sind Säue; wirft man ihnen Perlein für, so treten sie dieselbige mit Füßen, denken, wenn sie könnten ihre Nahrung also anrichten, daß dieselbige zunehme und wachse, das wäre ihres Herzens Lust. Also findet man ihr viel unter hohen Personen, die richten nicht an, daß Gottes Wort geprediget werde, sagen: was gehets mich an? Und wiewol diese Feinde sind, so sind sie doch nicht so böse, als die andern. Dieselbigen, wenn du ihnen etwas Gutes thust, fallen sie dich an und beißen. Das sind die Feinde, die es achten und verfolgen. Also gehet es hie: du hast Säue und Hunde. Der Herr und die Apostel rufen zur Hochzeit, sagen, sie müssen durch Christum selig werden. Da sind etliche, die haben zu thun mit ihrer Nahrung, sie achtens nicht, das sind die mit ihren Geschäften beladen sind. Das ander sind die Hunde, die da Christum gewürget haben und noch auf diesen Tag die Christen würgen….

Quelle: Hartmann, Dr. Julius - Erhard Schnepff, der Reformator

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