Schnepff, Erhard - Warhaffte und auß heyliger Schrifft wolbegründte Sprüche

Schnepff, Erhard - Warhaffte und auß heyliger Schrifft wolbegründte Sprüche

Nürnberg, 1555

Warhaffte vnd auß Heyliger Schrifft wolbegründte Sprüche (darinn der ganntz Inhalt/ reyner vngefelschter Leere vom Christenlichen allein gerechtmachenden Glauben/ vnd den daher fliessenden gutten wercken fein rundt/ richtig vnnd rechtschaffen verfasset) der LÖöblichen Vniuersitet zu Jhena/ durch den Gottsgelerten vnnd Ehrnwirdigen Herrn vnnd Vatter/ Doctor Erhart Schnepffen Zu disputiren fürgestelt.

Anno gratiae. M.D,LV.
26. Julij.

1. Johannis 3.
Diß ist Gottes gebott/ das wir Gleuben an dem namen seins Sons Jesu Christi/ vnnd lieben vns vnter einander.

2. Timothei 3.
Halt an dem Fürbilde der Heylsamen wort die du von mir gehöret hast/ vom Glauben vnd der Liebe in Christo Jesu/ Diese gute Beylag bewar durch den Heyligen Geyst/ der inn vnns wonet.

Warhaffte vnd auß heyliger Schrifft wolbegründte Sprüche/ darin der gantz Inhalt vom Christlichen glauben vnd guten wercken/ fein kurtz vnd verstendlich begrieffen/ zu Jhena durch Doctor Erhart Schnepffen zu disputiren/ vnd zuerkleren fürgestelt.

I

WArhafftiger vnd grundtlicher verstandt/ der Justification/ oder Rechtfertigung/ welche ein grundvest der Christenheit vnd der aller höhest trost aller Gotseligen ist: vnter allen hauptpuncten Christlicher lere der fürnemest/ den man am meisten gruntlich wissen vnd gantz rechtschaffen verstehn muß.

II

Dann wo dessen verstandt nicht klar vnd richtig ist/ kan man des Herrn Christi gnadenwerck vnd gröste wolthat nit erkennen/ vnd kein vnterscheid spüren noch vermercken zwischen dem gesatz vnd Euangelio/ Auch kan man nit inne werden/ oder ersehen wie weit Christliche lehr von heidnischer blindheit abgesondert sey.

III.

Vnd ob gleich alle heuchler oder werckheyligen/ wie Cain der erst Monch vnnd Gleyßner/ solcher der Christen besondern Weyßheit von der Rechtfertigungg der menschen/ bitter feind sind/ vnd sie als ein zerstörung guter werck vnd verhengnus aller büberey gar verfluchen/ So ists doch vast nutz vnd sehr notwendig/ das man ermelte weyßheit in der Kirchen rein behalt vnnd handhabe/ auch dero widerwertige leren mit ernst anfecht vnd statlich widerlege/ Solt auch die welt drüber krachen vnd gar zu boden gehn oder versincken.

IIII.

Wo man nun die eygenschaft der wörter/ damit all ding deutlich erklert müssen werden/ faren lest/ so kan man nicht gruntlich vnnd rechtschaffen von sachen reden/ Hierumb hoch vonn nöthen ist das man Junge Lehre erindere der Prophetischen und Apostolischen art zu reden vnd jhnen warhafftige vnnd gründtliche bedeutung anzeige/ wz eigentlich die wörter Gerechtigkeit/ Glaube vnd Genade in der heyligen schriefft heyssen vnd bedeuten.

V.

Das wort Gerechtigkeyt braucht man uf dreyerley weyse/ zum ersten heyst es die algemeine fromigkeit/ das ist/ der gehorsamm gegen dz gantze gesetz/ Als zun Röm. am ii. spricht Paulus/ Nicht die das gesetz hören/ sondern die es thun/ das ist/ die dem gesetz gehorsam leysten/ sind gerecht. Zum andern nimpt mans für die besondere gerechtigkeit so eim jeden was sein ist/ gibt vnd zu eignet/ wie man vom Joseph saget. Joseph war frum/ wolt seine vertrawte nicht rugen oder zuschannden machen/ Matth. 10. Zum dritten vnd letzten bedeut es die versünung/ oder das vns Gott zu gnaden aufnimpt vnd die gerechtigkeit zurechnet/ Solche bedeutung gehört eigentlich hieher/ vnd heyst die gerechtigkeit des Euangelii/ oder die frombigkeyt des glaubens von welcher Paulus zun Röm. am iii. sagt/ Nun ist on zuthun des gesetzes die gerechtigkeit die für Got gilt offenbaret/ welche auch ist bezeugt durch das Gesetz vnd die Propheten.

VI.

Daher kompts das Paulus in sein Predigten/ Glauben heist nit allein die Histori von Christo bloß wissen oder die Artickel des glaubens schlecht bekennen/ Sondern Glauben nent er eygentlich das vertrawen und die zuuersicht/ welche die vergebung der sünden auß lauter gnaden vnnd barmhertzigkeyt/ auch die zugerechnete gerechtigkeyt im Euangelio von wegen des Mitlers verheyssen/ auff vnnd annimpt/ vnd sich dero wider sünd/ tod/ Teuffel vnd all anfechtung tröstet.

VII.

Solchen verstand vnd meynung bestettiget der Apostel Paulus mit den Sprüchen zun Röm. am iiij. also sagent/ Darumb muß die Gerechtigkeyt durch den Glauben komen/ auff das die verheyssung vest bleibe. Item/ Rom. v. Wenn wir also durch den glauben gerecht sind worden/ so haben wir fride mit Gott durch vnsern Herrn Jesum Christum. Item/ Ephe. iij. durch Christum haben wir freidigkeyt vnd Zugang mit Gott zureden in aller zuuersicht/ durch den glauben an jn/ Alhie muß man eygentlich/ vnnd wol ein grossen mercklichen vnterscheid mercken vnd wissen/ zwischen der Christen glauben/ dauon der Porphet Abacuck sagt/ das der fromme gerecht Christ seins glaubens lebe/ vnd dem Historischen Glauben/ von welchem der Apostel Jacobus meldung thut/ Sagent/ die Teuffel glauben auch/ vnd zittern.

VIII.

Genade wirt in Episteln Pauli genent die barmhertzigkeit Gotes/ vmb Christus willen verheissen/ oder aber/ das wir von Gott zu Genaden frey lauter vmb sunst vmb seins Sons willen auf vnd angenomen werden/ so wir busse thun/ vnd an jn Glauben/ Dise erbarmung oder annemung Gottes bringt mit sich zugleich die verleyhung des Heyligen Geysts/ der inn vns ein newen gehorsam/ vnd das ewige leben anfehet. Wiewol aber an etlichen Sprüchen Pauli Genade für ein Göttliche gabe vnnd verliehene Tugent auch gebraucht wird/ So kan man doch dasselbige im Text/ vnnd an der Spach gar leychtlich verstehen vnnd vnnterscheyden.

IX.

Zu solcher eygenschafft vnd erklerung der wörter/ so im Paulo vnnd der gantzen Heyligen Schrifft guten vnbeweglichen grund hat/ dauon auch all vhralte rechtschaffne Lerer der gestalt einhelligklich geredt vnnd gelert haben/ gehören nun die zwen hauptartickel Christlicher lere/ Als nemlich von der sünde/ vnd von gerechtigkeyt/ Die Heylige schrifft zeigt allenthalben durchauß lauter vnd klar an/ das das gantz menschlich geschlecht durch die sünde vnd den dadurch verursachten zorn Gottes so grewlich zerrut vnnd verderbt sey/ Das es durch kein mittel oder eygen werck/ den sold der sünden/ den bitern todt/ auffheben/ Oder die bösen lüste vnd begirden von sich legen/ vil weniger vergebung der selben erlangen vnd verdienen möcht.

X.

Der halben auff das wir beyd die anererbt vnd wircklich sünd/ auch den draufervolgten zorn Gottes erkennen vnd hertzlich berewen sollen/ So offenbaret Gott der Herr sein zorn nicht allein durch die Predigt des gesetzes/ sondern auch durch alle erschreckliche straffungen/ Als da ist der todt/ mancherley kranckheiten vnd seuchen/ krieg/ groß Blutuergiessen/ verherung land vnd leut/ vnd vil andere plagen/ Welchs alles lebendige erinderung vnnd offenbare Bußpredigten seind/ Das Got der Herr ob den sünden vnd allem vnrecht oder Gottlosem wesen kurtzumb kein gefallen habe/ Drumb wir darob ernstlich erschrecken/ rew vnnd leyd/ vber vnnsere sünden empfahen vnd vns nach dem mitler vnnd versünder fleyssig vmbsehen sollen vnd müssen.

XI.

Wenn nun das menschlich hertz durch dise straffpredigten/ also erschreckt vnnd recht betrübt gemacht/ drauf die tröstliche verheyssung im Euangelio anhört vnnd drauß schleust das ihm all sünden auß lauter erbarmung gar umb sunst nit vnnserer tugent/ rew/ lieb oder guter werck halben/ wie die auch heyssen mügen/ Sondern allein von wegen des Sons vnsers Gottes vnd Herrn Jesu Christi/ geschenckt vnd vergeben. Inn durch vnd mit solchem glauben oder vertrawenden zuuersicht auf den Mitler Christum waren Got vnd mensch inn einer Person vnzertrent/ vberkompt man alßdann eynig gar alllein warhafftig vnd gewiß vergebung der sünden/ vnd die versünung oder die zurechnung der gerechtigkeit/ Vnd wenn vns Got der Herr auff solche weyse die Sünden vergibt/ schenkt er vns auch zugleich mit den H. Geist/ vnd macht vns glaubigen zu erben es ewigen lebens.

XII.

Solcher gewissesten vnd aller tröstlichsten lere vom allein seligmachenden glauben/ hat man vberal vil Prophetischer vnd Apostolischer Vnvberwintliche zeugnuß/ Nemlich zun Röm. am iii. So schliessen vnnd halten wir nun/ das der mensch gerecht werde/ on des gesetzes werck/ allein durch den glauben. Item/ am selben ort sagt Paulus gewaltigklich. Wir werden on verdienst gerecht auß seiner Genade/ durch die erlösung so durch Christum Jesum geschehen ist/ welchen Gott hat fürgestellt zu einem gnadenstul/ durch den glauben in seinem blut/ damit er die gerechtigkeit die vor im gilt/ dabiete. Actorum x. Von diesem zeugen alle Propheten/ das durch seinen namen/ alle die an ihn glauben/ vergebung der sünde empfahen sollen. Genesis/ xv. Abraham hat Gotte gegleubet/ vnd das ist jm zur gerechtigkey gerechnet/ SolcheEuangelische trostpredigten/ zeucht der Apostel zun Röm. iiii. vnd Galat. iii. nit allein darumb an/ auf das er damit die stets gewesene gleichformigkeit der Christlichen gemein im lehren beweyse vnd war mach/ Sondern auch der vrsachen halber/ damit er gut deutsch vnd gar verstentlich vom glauben vnnd der gerechtigkeit rede/ vnd gruntlich schliesse/ Das man allein mit dem glauben die verheissung annemen vnd derselben habhafft werden muß/ Vnd so der mensch also mit rechtem glauben vnd guttem vertrawen an dem Mitler begnügig vnd zufriden ist/ das jm warhafftig die gerechtigkeyt zugerechnet/ das ist/ sein sünden vergeben/ vnnd er mit Got versünet werd/ von wegen des Mitlers/ Auch in seim hertzen/ vnd gewissen als bald ruh/ frid vnd trost sich anfahe/ welchs dann ein fürschmack vnd anfang des ewigen lebens ist.

XIII.

Ferner soll man mercken/ So man sagt/ wir werden durch den glauben gerecht/ das gleich eben so vil geredt ist/ als wenn man spreche/ durch das vertrawen an den Son Gottes werden wir from vnd gerecht/ Nit von wegen vnser geschickligkeit/ Sondern das er der versöner ist/ inn welchen dz hertz beruhet/ vnd zufriden ist/ durch den glauben an die verheissene barmhertzigkeit von seinet wegen geschehen/ Disen Glauben vnd solche zuuersicht erwecket Gott durch sein Heyligen Geyst/ wie Paulus sagt/ Ir habt ein kindtlichen Geist empfangen/ durch welchen wir ruffen Abba lieber Vatter/ Rom. viii.

XIV.

Allhie muß man sonderlich des wörtlin Gratis: vmb sunst/ on verdienst warnemen/ weyls Paulus sehr offt widerholt vnd gebraucht/ damit schleust er gar auß/ vnd hebt auf allen verdienst vnserer werck/ Derhalben pflegen wir auch in vnsern kirchen also zureden: Wir werden allein durch den glauben gerecht: Welchs die meynung vnnd den verstant hat/ Frey lauter vmbsunst/ allein von wegen des Mitlers/ nicht vnserer rew/ buß oder anderer gutten werck vnd eygnen verdinsts halber werden wir versünet vnd erlangen die verzeihung all vnserer sünden.

XV.

Dann ob wol recht buß vnnd dero frucht vnd andere tugenden mit dem glauben zugleich erweckt werden/ So findt doch solche tugent nit die vrsach oder das verdienst/ der vergebung der Sünden/ der mennsch gefelt auch Gotte derhalben nicht/ Sonndern die person erlangt verzeyhung der sünden/ vnd ist angenem von wegen des Mitlers/ den sie mit glaubigen hertzen fassen/ vnd ergreiffen muß/ Wie vil jn auffnamen/ denen gab er macht Gotes kinder zuwerden/ die an seinen namen gleuben/ bezeugt Johannes der Heylig Euangelist.

XVI.

Es sind aber vier grosser treffenlicher vrsachen/ derwegen man dz wörtlein (vmbsunst) erhalten vnnd verthedingen muß/ Die erste/ Damit Christo sein gepürende erh: eynig gar allein gerecht zumachen: gegeben werd. Vors ander/ das das gewissen ein waren vnnd bestendigen trost habe vnnd der hochschedlich jrthumb/ welcher die leuth an der Gnade Gottes zweiueln heist/ hinweggethan werde. Zum dritten/ das man gewiß vnd warhafftig Got anruffen könne. Die letzt ursach/ auf das man augenscheinlich sehen vnd erkennen möge/ wie grosser vnterscheyd zwischen dem gesetz vnnd dem Euangelio sey/ Solche vrsachen alle vnnd ein jede in sonderheit/ sol man aufs fleyssigst betrachten/ vnd oft wol erwegen vnd behertzigen.

XVII.

Alldieweil erzelter vier vrsachen erklerung der lere von der Rechtfertigung ein grossen verstand gibt/ Müssen wir weiter zeygen die heuptvrsach/ weßhalben vnns Gott solche wolthat in Christo bewiesen/ vnd ist eigentlich Gotes gnade vnd barmhertzigkeyt/ die fürnembste vrsach vnserer Rechtfertigunng/ von welcher Christus sagt. Also hat Gott die welt geliebet/ das er sein eingebornen Son gab/ auf das alle die an ihn glauben nicht verloren werden/ sondern dz ewige leben haben. Vnd Paulus zun Ephe. am ii. Auß gnaden seyt ihr Selig worden durch den glauben/ nicht auß den wercken.rc. Die bewegend vrsach aber/ darumb vnns Gott zu genaden annimpt/ Ist das verdienst vnd der gehorsamb vnsers Herrn Jesu Christi/ wie zun Römern. v. Paulus bezeuget. Gleich wie durch ein menschen vngehorsam vil sünder worden sind/ Also auch durch eines gehorsams werden viel gerechten.

XVIII.

Auff das wir nu solche wolthat Christi/ nemlich vergebung der Sünden/ Gerechtfertigung vnd ewiges leben vberkomen/ Ist not/ das der Heylig Geist durch das Euangelisch predigampt die Hertzen bewege vnnd den glauben oder die zuuersicht des Mitlers darin bereite vnnd anzünde. Dise rede vnd meynung zeygt klar an/ Das die hülff vnnd der beystand des Heyligen Geysts/ auch die wirckliche krafft des Predigampts/ als zwey Mittel in allwege zur frommachung ganntz notwendig gehören. Letzlich rhümt sie auch den glauben/ welcher alles schrecken vnd zagen vberwindt.

XIX.

Wenn man aber nu grundtlichen verstand hat/ von der Justification/ das ist/ wie man bey Got gnade/ vnd vergebung der sünd erlangt vnd gerecht/ angenem oder Gott gefellig würdt/ Hieuon dann alle Propheten vnd Aposteln auch warglaubige Lehrer/ wie gehört/ einmütigklich vnd bestendig leren/ Muß man aller verfelschung so sieder der Apostel zeit hiewider entstannden/ alßdann auch widerstant thun vnd statlich widerpart halten. Erstlich muß man widerfechten die vngegrunt Fantasey des Origenis vnnd Pelagii/ welche meint/ das ein zimlich eingezogen wesen vnd eusserlich vernunfftig leben/ vergebung der sünd erwerben könne. Dann wo das war/ das die burgerliche zucht/ vnnd ein solche eusserliche erbarkeit die Sünd/ vnd den tod könte abtilgen vnd vertreiben/ So wurde der Heylige Paulus vergeblich also außruffen vnd schreiben: Durch des gesetzes werck wirdt kein fleysch gerecht. Item/ Nicht vmb der werck willen der gerechtigkeyt die wir gethan hatten/ Sonndern nach seiner Barmhertzigkeyt machte er vns selig/ ad Titum iii.

XX.

Zum andern/ Sol man in der Christlichen kirchen gar nit leyden/ die vermengung damit man den Glauben/ vnnd die werck dermassen in einander vermischt/ das man auch leugnen darff. Der Glaub mach vns nicht allein gerecht. Solches vngegrünt ineinander brewen/ widerfechten je klar vnd gantz gewaltig die wörtlin im Paulo so offt widerhölt: On das Gesetz/ One die werck/ vmb sonst/ auß gnaden/ durch des weibs same/ nit durch vieler samen.

XXI.

Vors Dritt/ muß man verbannen vnd verfluchen/ das Gottloß vnd schedlich decret/ des Conciliums zu Trient/ welches gebeut/ das alle Menschen im zweyffel sollen bleiben/ dann es tilget den Artickel im glauben (Ich glaube vergebung der sünden) gar auß/ vnnd richtet dagegen grawsamen vnmuth gegen Got vnd eytel verzweyfelung an/ Derhalben/ auff das wir je nicht an der gnade Gottes zweyfeln sollen/ wie wir dann auß natürlicher blödigkeyt leichtlich darein fallen/ vnd versincken/ Hat vns der liebe getreue Gott das gebot/ als die aller beste artzney wider solchen natürlichen vnglauben vnd zweyffel fürgestelt/ welches gebeut/ Wir sollen an das Euangelion vest glauben/ die algemeine verheyssung Gottes/ vnnd das er vnns sein Son auß lauter gnaden gegeben/ Auch den Heyligen Geist/ dardurch wir ruffen/ Abba lieber Vater: gesant hat/ vnd letzlich sein thewern vnwandelbaren eidsschwur vnser heil betreffend/ annemen vnd vor gewiß halten.

XXII.

Zum vierden/ Ists ein schedliche schwermerey/ Das der Osiander gelert hat/ die gerechtigkeit des glaubens stehe nit im blut vnd todt Christi dadurch wir erlöst sein/ Sondern der mensch muße gerecht werden durch die gerechtigkeit Christi in vns wonent. Es ist wol war/ der Son Gotes wonet in den glaubigen/ vnd zündet durch sein H. Geist ein newes liecht/ vnd gerhorsam inn jnen an/ Aber solcher inwonung vnd wirckung halben/ sind sie nit gerecht/ Sondern sie seint vnd bleiben frumb vnd gerecht/ durch die zugerechnete gerechtigkeyt von wegen des Mitlers: der vmb vnser Sünden willen gestorben vnnd zu vnser rechtfertigung wider aufferstanden/ das ist/ von wegen seins verdiensts vnd gehorsambs/ Welcher vil tausent mal mehr zuachten/ dann all Götliche wirckung in vns/ Dise Oschandrische leer/ ein newgetichter tand eben wie der Bebstler alt Comment/ vo nder Justification/ hebt den glauben gar auff vnnd macht die verheysung Gottes gantz vnnütz vnd krafftlos/ Vrsach/ Was einer in oder bey sich wonent hat/ Oder aber verdienen vnnd selbst erwerben kan/ das darff er weder glauben noch hoffen.

XXIII.

Am endt/ Soll man auch außrewten vnd verwerffen die vngewisse vnd wetterwendische Interims red: Gutte werck sind nötig zur Seligkeyt: welche der mann Gottes Doctor M. Luther seligster gedechtnuß vor vil Jaren beyd aussn kirchen vnnd schulen mit Geistreichem ernst vnd treffenlichen wolbegrünten vrsachen weggethan/ Aber vnlangst von etlichen wetterhänen vnd adiaphoristischen Judas schulern nit on besundere verwirrung viel guthertziger leut wider auff die ban gebracht/ Aber Gote sey danck vnd lob/ das sie als bald hinwider erlegt vnd explodirt ist worden. Kurtzumb/ Man sol nicht anders reden/ dann wie die Heylige schriefft vermag vnd es die bewerten Christlichen Lehrer einhellig vor gut heylsam und erbawlich geacht haben.

Volget von Gutten wercken

XXIIII.

Damit wir aber die Leere von gutten wercken inn ein richtige ordnung fassen wöllen wir dieselb in v. fragstuck ordentlich außtheilen vnnd erstlich sagen/ Was für gutte werck man thun soll/ Darnach wie man sie könne thun/ Vors dritt/ Wie sie Gote gefallen/ Zum vierdten Warumb man gute werck thun müsse/ vnnd letzlich/ Was für ein vndterscheyd sey zwischen Sünden in newgebornen vnnd vnglaubigen.

XXV.

Auff die erste frage/ Ist zuantworten/ Man sol beyd Innerliche vnd eusserliche Gottes dienste/ so Got geboten hat/ trewlich verrichten/ Hergegen die werck fliehen, welche Gott verbotten hat/ Sintemal man Gotte vergeblich dient mit gebotten die nichts dann monchs oder menschen satzungen seint.

XXVI.

In der verklerung des andern fragstucks muß man anzeygen was vnns an gutten wercken verhinnderlich sey/ Dauon zun Ephesern am v. geredt wirdt/ Löset die zeyt/ dann es ist böse zeyt/ Dann die teglich erfarung zeigts offentlich an/ das wir auch im besten vnnd Gott wolgefelligem leben nicht allein durch vnstre angeerbte dunckeley vnnd boßheyt/ Sondern auch vom Teuffel vnd der grossen last/ aller gefahr/ vnd geferlichster schwerheit aller geschefft in vil wege straucheln/ Ja dran sehr auffgehalten vnd verhindert werden.

XXVII.

Herwiderumb muß man auch hülff vnd beystand zeigen/ damit man solchen verhindernussen begegnen vnnd widerstand thun könne; Als nemlich/ die gegenwertigkeit des sons Gottes der bey seinen außerwelten Christen als jr Haußt vnnd Regent stets sein vnd pleiben auch ihnen den trost vnd hülf des H. geists mittheylen wil/ durch welches krafft vnd allmechtige sterck sie den teuffel vberwinden vnd sich auß allen geferligkeyten tapffer reissen vnd alles zum seligen endt bringen vnd volfüren mögen.

XXVIII.

Vom Dritten Fragestuck muß man wol mercken die Sprüch Pauli zun Röm iii. vnd Colos. ii. welche klar anzeygen vnd darthun/ das wir das Gesetze durch den Glauben auffrichten oder erfüllen/ Item das wir in Christo volkomen seint das ist souil geredt/ Von wegen des Mitlers ist der Mensch Gotte gefellig on eygen verdienst/ Dann erst lest ihm Gott auch sein gehorsam gefallen vmb des Hohen priesters willen der vnsere werck dem Vatern fürtregt vnd auffopffert/ Wiewol es gewiß an dem ist/ dz vnser angefangner gehorsamb gegen Gott/ auch die liebe gegen dem nechsten nimmermer in vnns volkomen sein kan/ So wils dennoch der Vater vmb Christus vnsers Mitlers willen für volkomen achten/ annemen vnd im gefallen lassen.

XXIX.

Derwegen gleich wie die stoltze vermessenheit der heuchler/ die da meynen sie thun vnnd verrichten das Göttlich gesetze gar/ hart zustraffen ist/ Also muß man den glaubigen erschrocknen Hertzen den trost fürhalten vnd legen/ das jre Geystliche opfer Gotte dem Herrn durch Christum angenem vnd gefellig sind/ Vnangesehen ob sie gleich dz gesetz Gotes nit volkommen erfüllen können.

XXX.

Vnd obs gleich gruntlich vnnd gewiß war ist/ Das gutte werck zur seligkeyt nit noth sind/ Sintemal wir/ wie auß lautter gnaden gerecht/ also auch on allen verdienst vnd eigene werck selig/ werden/ wie solchs hienachangezogene Sprüch/ Ja die gantz Bibel klerlich darthut vnd bezeugt. Rom. 1. Dz Euangelium ist eine kraft Gottes die da selig macht/ alle die daran glauben/ Sintemal darinne offenbaret wirt die gerechtigkeit die für Got gilt. Aba. II. d' gerecht wirt seins glaubens leben. In den geschichten der Apostel steht klar/ Es ist kein ander name den mennschen gegeben/ darinn wir sollen selig werden/ dann der name Jesus Christu. Item/ daselbst am xv. sprechen die Apostel alsampt ein einhelligen Sententz/ wie wir selig werden/ Nemlich/ wir glauben durch die gnade des Herrn Jesu Christi selig zuwerden/ gleich wie alle Vätter Selig worden sind. Item am xvi. Cap. wie der Kerckermeister die Apostel fragte/ Was soll ich thun das ich Selig werde/ Sprachen sie/ Glaube an den Herrn Jesum/ So wirst du und dein Hauß Selig.

Summa

In dem namen Gottes Sons Jesu Christ Eynig allein Heyl zuerlangen ist/ Vergebung der Sünd wird allein geben Denen so an den Herrn Christus gleuben. Diß ist das gröst eldest Concilium Vnd all Heylger schrift Summa summarum.

Obs wol wie gesagt auß erzelten sprüchen war vnnd gewiß ist/ das gutte werck zur seligkeyt nicht noth seind. So sind dennoch vil Hochwichtiger vhrsachen/ welche so sie recht erworgen vnnd behertziget: werden: sie all Christliche Hertzen nit allein freuntlich erindern vnd vermanen/ sondern auch ernstlich anhalten vnd treyben zuuerleugnen das vngöttliche wesen/ vnnd die weltlichen lüsten/ Auch züchtig/ gerecht vnnd Gotselig zuleben inn diser welt. Tit. 2.

XXXI.

Die erste ist/ Das es Gott der Herr aller Herrn Kurtzumb haben will vnnd ernstlich befolhen vnd geboten hat/ Welche nu Gottes Kinder/ des Herrn Christi bruder/ Tempel des Heyligen Geysts vnd erben des ewigen lebens durch den glauben worden/ die müssen je Gotte hierinn volge thun vnd gehorsam sein. rc. Die andre ist/ die Glori vnd der preyß Gottes/ dauon Christus redet/ Math. v. Also lasset ewer liecht leuchten für den leuten/ das sie ewer gute werck sehen vnnd ewern Vatter im Hymel preysen. Die dritte/ das dem glauben gutte werck nots halben volgen müssen/ als ein schuldige danckbarkeit gegen Gott/ Hieuon thut meldung der Küniglich Prophet Dauid also veriehend/ Wz sol ich dem Herrn vergelten für all seine wolthat die er mir gethan? Psa. 116. Ich wil den heilsamen Kelch nemen vnnd des Herrn namen Predigen/ Ich wil mein glübde bezalen vor all seinem volck. Die viert vrsach so vnsreitzen vnd bewegen sol gute werck des gehorsambs vnd der liebe zu thun/ ist/ das solche werck zeugnuß vnd vbungen des rechten vngetichten glaubens sein sollen.

XXXII.

Die fünfft/ auf das durch vnsern guten wandel vnnd bekantnuß auch anndre zur Gotsforcht gebracht vnd befordet werden/ Die siechst/ damit wir vns hüten/ vnd bewaren vor solchen fellen vnd groben lastern damit betrübt vnd außgetrieben wirt der Geist Gottes dadurch wir versigelt sein auff den tag der erlösung. Volgt die Sibende/ das man das erbe des ewigen lebens nit verschertze oder desselben verlustig werde/ dann eben wie eim vndanckbarn hintersaß oder lehnmanne sein erbgut vnd lehen genomen wirt/ Also kommen diejenigen so nachm fleysch vngötlich leben gar leicht vmb die Possession des Hymlischen ewigen lebens jnen durch Christum vermeinen eingethan vnd als ein gnaden lehn verehrt/ Die acht vnd letzere beweglich vrsach gehorsamblich vnd Gottselig zuleben ist dise/ Dann vnser tauffe ist eine krefftige holdung vnnd starcke verwilligung/ das wir als Gottes Kinder inn gutten gewissen wanndeln wollen zuwider der Schnöden welt dem Teuffel vnnd vnserm alten Adam rc.

XXIII.

Do nun jemant auß oberzelten vnd vil andern dergleichen mehr ansehenlichen vrsachen nicht bewegt sein thun vnd lassen nach Gottes willen vnd gebot gehorsamblich anzuschieken vnd sich für groben lastern vnd mutwilligen sünden gar fleissig zubewaren/ der hat eigentlich kein füncklin des Christlichen Glaubens/ kein erstling des Geistes/ noch anfang des ewigen lebens/ Sondern ist/ nach dem gesprochnem vrtheil Johannis: Wer sünde thut/ der ist vom Teuffel: gewiß verdampt. I. III.

XXXIIII.

Letzlich/ muß man ein vnterscheid wissen vnd machen zwischen den Sünden so den glaubigen/ weil sie auf disem Jamerthal leben noch anhangen/ vnd den sünden dadurch die leute sich hinwider inn Gottes Zorn vnnd die ewige verdamnuß stürtzen vnnd versencken/ Von diser vnterscheid/ gibt Paulus ein feinen richtigen vnterricht/ do er zum Timotheo spricht/ Diß gebott befelh ich dir das du ein gute Ritterschaft vbest vnd den glauben vnnd gut gewissen behaltest.

XXXV.

Demnach so die menschen den glauben nicht behalten/ Sondern nur ein stück der grundtvest/ das ist/ ein eynigen Artickel des glaubens mutwillig oder yrriger weiß fahren lassen/ oder in abgötterey/ als da ist das gantz Babstumb vnd all schwermerische Rotten/ so sich von Gottes wort abgesondert/ sich begeben vnnd einlassen/ Auch nicht bestendig beim trostreichen allein seligmachenden glauben verharren/ Sondern an Gottes gütte zagen vnnd entlich gar verzweyfeln auch wider ir gewissen sehr offt Gottes gebot zuübertretten kein schew haben/ die verlieren den H. Geyst/ vnd fallen wider in Gottes grewlichen zorn vnd ewige straff/ Also/ wo sie nit in diser zeit der gnaden hinwider sich zu Got vnd seim wort bekeren vnd rechtschaffene busse thun/ müssen sie ewig sterben vnd verterben.

XXXVI.

Solche abgötterey/ grobe tod sünden/ vnd verstockte vnbußfertigkeyt ist bey den Christglaubigen nicht/ Denn ob wol inn jhnen grosse schwacheit ist/ als dunckeley mißtrawen/ vnuerstant/ fleischliche sicherheyt/ das sie von aller hitziger brunst böser begirden auch angefochten vnd offt vbereylt werden/ Zu dem das sie vil ergernuß anrichten/ offte thun das sie lassen solten/ vnd vilmals vnterlassen was sie pillich thun solten/ So sind doch solche jre gebrechen inen hertzlich leid vnd zuwider/ begehn sie nicht wider ihr gewissen mutwillig Sondern kempffen vnd streiten wider solche anklebende erbseuch vnd vntugent on vnterlaß. Behalten also den Glauben vnd ein gut gewissen.

XXXVII.

Daher kompts das der Apostel Paulus solche yetzangezogne werck des fleysches heisset abtödten vnd bezwingen durch den Geyst/ das ist/ mit den bewegnussen vnd verliehenen gaben des Hey. Geysts/ als da ist ein rechtschaffene busse/ ein bestendiger glaub auf die barmhertzigkeit Gottes inn Christo. Item durch ein ernste forcht Gottes vnnd ein stets kindlich anruffen zu Gott dem Himlischen Vatter/ das er vns vmb seins Sons willen die sünd nit wolle zurechnen Sondern vns allzeit gnedig vnd barmhertzig sein. Wenn man der gestalt der sündlichen boßheyt widerstant vnd abbruch thut/ vnd die anklebende Adams seuche nicht in vnserm fleysch herschen lest/ So sinds nit verdambliche tod sünden dadurch der Heylig Geist vertrieben wird/ sondern leößliche/ die Gott zudecken vnd durch Christum seinen Son vnsre ewige eynige gnugthuung vnd gerechtigkeyt ganntz Vetterlich vnnd auffs gnedigst vns glaubigen nachlassen vnnd verzeihen will.

XXXVIII.

Diß ist ein ordentlich Kurtze vnd verstendige Summa Christlicher Leere/ von der Justification/ das ist/ wie der mensch vergebung der Sünden gerechtigkeit vnnd ewiges leben bey Gott durch Christum erlangen/ Auch sich mit gutten wercken gegen Gott danckbar vnnd gehorsam erzeygen sol/ welche vnns pillich stets fürleuchten vnnd als ein Spiegel im gesicht für augen stehen sol/ dz wir darauß gleich wie auß einem Schönen Heiligen Brun schepffen mügen/ das rechte erkantniß Gottes/ Item einem bestendigen trost vnserer hertzen/ auch ein muster oder ebenbildt eins Gottwolgefelligen Heyligen lebens/ Welchs alles/ auff das es der Almechtige Got vnd Vatter vnsers Herren Jhesu Christi sampt seinem Sone durch sein heyligen Geyst in vnsern hertzen vest bekrefftigen vnd versigeln wölle/ dz bitten vnd begeren wir mit Hertzlichem seufftzen gantz demütigklich/ Amen. Amen.

Gott dem Herrn gbürt allein all ehr/ Vnd sonst keiner Creatur mehr. Amen. Ja. Ja.

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