Schmitz, Richard - Die Gemeinschaft des Heiligen Geistes

Schmitz, Richard - Die Gemeinschaft des Heiligen Geistes

Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen! Amen.
2. Korinther 13,13.

Der apostolische Segenswunsch faßt gedrängt zusammen, was das neubegründete Verhältnis darbietet, in dem der dreieinige Gott fortan zu den Erlösten steht. Es ist daher ein schöner Brauch, wenn diese bei ihren Zusammenkünften, bevor sie auseinandergehen, sich hierzu bekennen und gleichzeitig die Segnungen herabflehen, die in diesem neuen Verhältnis beschlossen sind. Zu ihnen gehört auch die Gemeinschaft des Heiligen Geistes, die in dem apostolischen Segenswunsch nur deswegen zuletzt genannt ist, weil sie heilsgeschichtlich die letzte der Gnadenveranstaltungen Gottes ist. Damit ist aber nicht gesagt, daß sie dem Range nach an letzter Stelle steht. Sie ist vielmehr deren Krönung und Vollendung. Der Ratschluß Gottes, in dem seine ewige und erbarmende Liebe sich offenbarte, und die Durchführung dieses Ratschlusses durch den menschgewordenen Sohn Gottes, in dem die Gnade geworden, - beides würde den Menschen ewig ferngeblieben sein ohne die Sendung des Heiligen Geistes, der den Menschen erst in die Liebe Gottes und in die Gnade Jesu Christi erfahrungsmäßig hineinstellt. Gott der Vater ist Urheber des Heils, der Sohn Gottes, Jesus Christus, hat die Erlösung „für uns“ bewirkt, und der Heilige Geist ist es, der diese Erlösung „in uns“ durchführt und vollendet. Unser Heil liegt in guten Händen.

Das Wort „Gemeinschaft“ kommt in den Briefen siebzehnmal (dazu in seinen Ableitungen fünfzehnmal) vor. Immer bedeutet es: Anteil haben, sei es an einer Sache oder an einer Person. Der Sinn wird uns schon nahegebracht, wenn wir denken an die Familien-Gemeinschaft, in die wir durch die Geburt eintreten mit allen Standes- und Güterrechten. Geradeso ist es mit der Neugeburt, die uns in den Lebenskreis der Gnade in Christus, der Liebe Gottes und der Gemeinschaft des Heiligen Geistes hineinstellt. Der Heilige Geist aber wieder, weil er vom Vater und dem Sohne ausgeht, verwirklich damit zugleich „die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne“ (1. Johannes 1,3) und gewährt uns damit den wiedergebrachten Anteil und Anspruch an Gott selber. Wir verstehen es daher, wenn Johannes hinzufügt: „Solches schreiben wir euch, auf daß eure Freude völlig sei“ (Vers 4). Durch ein dreifaches Band sind wir unlösbar mit Gott verknüpft, und durch den Heiligen Geist wird dies Unfaßbare „in uns“ ins Werk gesetzt. Und wo er das Personleben im Menschen geworden ist, da hält er ihn fest in der Hand.

Der Gedanke an die „Gemeinschaft des Heiligen Geistes“ ist schon enthalten in der Bezeichnung, die Jesus in seinen letzten Reden dem heiligen Geist beilegt: Paraklet = Beistand, Sachwalter. Er ist es, der sich unser annimmt. Luther hat das Wort, woraus „Gemeinschaft“ gebildet ist, auch wiederholt sinngemäß mit „annehmen“ übersetzt, beispielsweise Römer 12,13: „Nehmet euch der heiligen Notdurft an“, ferner Philipper 4,14: „Ihr habt wohlgetan, daß ihr euch meiner Trübsal angenommen habt.“ Der Heilige Geist nimmt sich unser an, indem er unsere Schwachheit und Not zu der seinigen macht und Anteil nimmt an unserem Geschick, kurz: mit uns „gemeinsam“ wird. Diese „Gemeinschaft“ bewährt sich darin, daß er unserem Jammer zu Hilfe kommt mit dem Allvermögen der Gnade, die in Christus ist, - weil er nicht aus dem Seinigen nimmt, sondern aus der Fülle in Christus schöpft (Johannes 16,14).

Es ist Hebräer 2,14 gesagt, daß Jesus sei „teilhaftig“ geworden unseres Fleisches und Blutes, und zwar deshalb, damit er für uns sterbe und uns durch seinen Tod erlöse aus des Teufels Gewalt. In der Grundsprache ist hier für „teilhaftig“ dasselbe Wort gebraucht wie oben und damit gesagt, daß Jesus in die volle Gemeinschaft anderer adamitischer Abkömmlinge - ausgenommen die Sünde - eingetreten sei. Gemeinschaft ist Teilnahme im vollen Sinne des Wortes. Indem der Heilige Geist in die Gemeinschaft mit uns eintritt und damit das Werk Jesu auf Erden fortsetzt, so besagt dies, daß er an unserem ganzen adamitischen Jammer vollen Anteil nimmt mit dem Erfolg, daß er mit dem Einsatz der Gnadenmacht in Christus all diesem Jammer ein Ende macht und nicht ruht, bis er seine Pfleglinge zur Vollendung geführt hat. Der Heilige Geist ist sich dieser seiner Aufgabe voll bewußt; er ist der schier verzweifelten Lage des gefallenen Menschen gewachsen, und er steht hier seinen Mann. Fürwahr, die Gemeinschaft des Heiligen Geistes ist keine „Farce“, sondern lebendige Wirklichkeit!

Die „Gemeinschaft des Heiligen Geistes“ ist demnach im eigentlichen Sinne „Teilhaberschaft“ oder das, was wir im wirtschaftlichen Leben „tätige Beteiligung“ nennen. Besser noch sagen wir: Er will Prinzipal, der bestimmende Geschäftsführer sein. Er kann sich nicht an die Seite drücken lassen. Er will sich durchsetzen. Verwegen ist es, um die Gemeinschaft des Heiligen Geistes zu beten und nebenher mit der Sünde paktieren. Das eine schließt das andere aus.

Auf diese tiefere Bedeutung des Wortes „Gemeinschaft“ werfen auch ein Licht die Hinweise des Apostels in bezug auf das Abendmahl. Er sagt 1. Korinther 10,16: „Der Kelch der Danksagung, für welchen wir danksagen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi?…“ Im Brotbrechen wird die lebendige Verbindung mit Christus und den Wirkungen seines Todes hergestellt. Unverträglich damit ist aber eine bestehende Verbindung mit jeglicher Sünde als Schuld und Macht. Der Apostel erläutert dies durch ein Verhalten, wozu in Korinth eine besondere Gefahr vorhanden war. Er sagt, daß - obwohl der Götze an sich nichts sei - dennoch die Tischgemeinschaft mit Götzenopfergelagen jemanden in die Verbindung - wir nennen es auch Rapport - mit den Dämonen, also in deren Machtgebiet mit allen seinen finsteren Einflüssen bringe (Vers 20). Wir können aber nicht Gemeinschaft mit Christus haben und zugleich mit dem Teufel. Frevelhaft ist es daher, zum Tische des Herrn zu nahen und zugleich unvergebene Sünde mit sich tragen oder festgehaltene Sünde nähren; ein solcher Mensch ladet auf sich ein göttliches Gericht.

Gemeinschaft bedeutet: eine Verbindung eingehen und in eine Sphäre von Mächten und Einflüssen eintreten, die in unserem Innenleben bestimmend wirksam werden, die uns packen und unvermerkt mitreißen. Sollten wir nicht begehren, daß die Gemeinschaft des Heiligen Geistes mit uns sei und wir damit in den heiligen Stromkreis göttlicher Kräfte hineingestellt bleiben? Gott verhelfe uns dazu!

Noch ein Gedanke möge uns beschäftigen. Der Apostel sagt: „Die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“ Es ist derselbe Heilige Geist, der allen „gemeinsam“ ist. Diese Gemeinschaft schließt um alle Genossen des Heiligen Geistes ein einigendes, göttliches Band. Wenn der Apostel Philipper 2,1 bei der Gemeinde voraussetzt die „Gemeinschaft des Geistes“, so fährt er daher fort: „Machet meine Freude völlig, daß ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einhellig seid“ (Vers 2). Es gibt eine „Einigkeit im Geiste“ (Epheser 4,3), und sie besteht in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes. So oft wir beten, daß „die Gemeinschaft des Heiligen Geistes mit uns allen“ sei, bekennen wir uns zur Einheit der Gemeinde Gottes. Sie ist ureigene Schöpfung des Heiligen Geistes. In ihr ist er zu seinem Recht gekommen; sie ist das ihm eigene Wirkungsfeld geworden; in ihr kann er walten, und er will es auch. Einen Ersatz des Heiligen Geistes gibt es nicht. Aeußere Verfassungen mit Paragraphen sind eine elende Sache; es muß hier immer auseinandergehen. Wo der Heilige Geist fehlt, da stehen alle Räder still.

„Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen.“ Sie gründet auf der Gemeinschaft des Heiligen Geistes. Es ziemt uns daher heilige Achtung auch gegenüber den geringsten der Geisterkorenen; sie sind Hochgeborene Gottes. Und es besteht hier Solidarität, Gemeinsamheit: Einer für alle und alle für einen! Jeder ist Schuldner, Verpflichteter des anderen. Diese Gemeinschaft der Heiligen als Solidarität erweist sich wirksam in den Gaben des Geistes. Diese sind gegeben „zu allgemeinem Nutzen“ (Erbauung) 1. Korinther 12,7. Ohne eigene Einbuße können wir der Gemeinschaft der Heiligen nicht entraten. Durch sie empfangen wir etwas, und wir gehen beschert und bereichert auseinander. Nicht Menschensündlein sind es, die uns dienen und fördern, sondern es ist allein das, was der Heilige Geist selber darreicht. Die Gemeinschaft des Heiligen Geistes bedeutet Vermittlung göttlichen Lebens, bis wir geworden „eine Behausung Gottes im Geist“ (Epheser 2,22).

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